No Hair Theorem: BHs haben nur Masse, Drehimpuls und Ladung (aber keine Haare)

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Transkript:

20 No Hair Theorem: BHs haben nur Masse, Drehimpuls und Ladung (aber keine Haare) Metrik: Unterschiede nicht-rotatierend und rotierend (Schwarzschild, Kerr) Ereignishorizont: a = 0: Schwarzschildradius r s = 2M a = 1: Gravitationsradius r g = M letzte stabile Bahn: Schwarzschild: r ms = 3r s Kerr: r ms = r g (prograd), r ms = 9r g (retrograd) aber: in Kerr Metrik innerhalb von Ergosphäre r E muß der Beobachter mitrotieren um auf stabiler Bahn zu sein Frame Dragging, kein Inertialsystem mehr in Ergosphäre: Orbits mit negativer Gesamtenergie möglich Energiegewinn bis Größe 0.29M BH aus Rotation möglich

21 Energiegewinnung aus rotierenden schwarzen Löchern: Blandford-Znajek-Prozess: elektromagnetische Kopplung an BH Vier Gedankenexperimente: 1. BH in konstantem elektrischen Feld löse Maxwell-Gleichungen in Schwarzschildmetrik BH ist elektrischer Leiter (Horizont Equipotentialfläche) 2. BH in magnetisierter (B, E) Wolke Akkretion B, E-Fluktuationen, Zerfallszeit τ r g /c B t = E E r g jr h r g Widerstand des BH R h, mit BR h 4πr g B t B τ R h = 4π = 377 Ω 3. Schwarzschild-BH, konstantes B, mit Batterie verbunden Elektrischer Strom I V/R h quer zu B Lorentz-Kraft F L j B, Drehmoment IB 4. Rotierendes BH, konstantes B Da Leiter Induktion einer Potential-Differenz V Ω h r 2 g B r gb bei externem elektrischen Strom zwischen Pol und Äquator Arbeitsleistung im externen Medium / Energie aus BH

22 Blandford-Znajek-Prozess: Arbeitsleistung Abschätzung: Ohm sche Heizung L BZ I 2 R h + I 2 R ext Für R h R ext maximale externe Leistung: L BZ I 2 R ext r 2 gb 2 /R h Blandford-Znajek-Prozess: Anwendung auf AGN: Magnetfeld, aus Akkretionsscheibe: Dynamoprozess oder Advektion (?) Equipartition (P gas P mag ) B 10 4 G BH-Masse: 10 8 M daraus Spannung eines rotierenden BH: V r g B = 10 19 ( M 10 8 M Arbeitsleistung eines rotierenden BH: L BZ 10 45 ( a M Zum Vergleich: Freie Energie : ) 2 ( M 10 8 M ) 2 ( ) B 2 V 10 4 G )2 ( B )2 erg s 1 10 4 G ) 2 ( M ) 2 erg M M err 4M 3 Ω 2 h 10 61 ( a M 10 8 M

23 Schwarze Löcher außerhalb von AGN stellare Schwarze Löcher nach Supernova-Kollaps oder Verschmelzung von Neutronendoppelsternen 1 3 M in Sternhaufen Verschmelzung und Akkretion 10 3 10 4 M? möglicherweise in Frühzeit Saat für galaktische BHs galaktische BHs 10 5 10 10 M Stellare BHs: Röntgendoppelsterne (X-ray binaries, XRB) früher 1970er: Entdeckung sehr heller Röntgenquelle im Sternbild Schwan (Cygnus): Cygnus X-1 damals Position sehr ungenau: optisches Gegenstück? Frühjahr 1972: plötzliches Auftauchen einer Radioquelle, gleichzeitig Ausbruch von Cyg X-1 im Röntgenbereich Eindeutige Identifikation der Radioquelle mit OB Überriese HDE 226868 (O9.7 Iab) sehr wahrscheinlich Doppelstern Messungen: 5.6 Tage Periodizität in Radialgeschwindigkeit und Röntgenlichtkurve Röntgenvariation nicht periodisch variabel Röntgenquelle hat keine feste Oberfläche! kein Neutronenstern sondern Schwarzes Loch mit Akkretionsscheibe aus Orbits: 10 M Mikroquasare Röntgenquellen und Jets wie bei echten Quasaren Jet-Ausdehnung statt 100 Kiloparsec nur im Parsecbereich Röntgendoppelsterne mit einem stellaren BH im Zentrum, Akkretionsscheibe überträgt Masse, relativistische Elektronen in Jets produzieren Radiostrahlung alle Vorgänge laufen im Vergleich zu QSOs sehr schnell ab Testlaboratorien für Teile der AGN-Physik

Optisches Spektrum (oben) und Radialgeschwindigkeitsperiodizität (unten) von HDE 226868, 5.6 Tage (LaSala et al. 1998) 24

Röntgenemission: Periodischer Neutronenstern Hercules X-1 (oben), aperiodisches BH Cygnus X-1 (Mitte, unten) 25

26

Mikro- vs. Makroquasar, skalierbare Physik, ähnliche Phänomene (Mirabel et al. 1998) 27

Superluminale Geschwindigkeiten im Mikroquasar GRS 1915+105 (Mirabel et al. 1994) 28

29 Fe Kα Emissionslinie im Röntgenbereich Fluoreszenzlinie Fe K bei 6.4 kev natürliche Breite < 200 ev beobachtet sowohl bei AGN, XRB: sehr breite Linie (>2 kev) Linienbreite wie im optischen/uv durch tiefen Potentialtopf und großen Rotationsgeschwindigkeiten Energien <4 kev nur mit rotierendem Kerr BH möglich BHs mittlerer Masse: Ultraleuchtkräftige Röntgenquellen (ULX) optische Gegenstücke und integrierte Röntgenleuchtkraft deuten auf sehr energetische Röntgenquelle hin Masse größer als stellares BH evtl. Überreste von Cluster?

Fe Kα Linie, Ruhewellenlänge 6.4keV. Stellare Röntgenquellen Cyg X-1 und XTE J1650-500; nichtrotierendes BH oben, rotierendes BH unten. 30

Fe Kα Linie, Ruhewellenlänge 6.4keV. Seyfertgalaxien NGC3516 und MCG 6-30-15; nichtrotierendes BH oben, rotierendes BH unten. 31

Ultraleuchtkräftige Röntgenquelle in Galaxie Holmberg II: Röntgen, Radio und optische Integral-Field Spektroskopie (Lehmann et al. 2005) 32

33 Direkter Nachweis von Schwarzen Löchern: Gravitationswellen Interferometrischer Nachweis Michelson Interferometer mit großer Armlänge sehr konstanter Laserstrahl sich verschiebende Interferenzmuster bei unterschiedlicher Längenänderung in den beiden Armen Licht in Photodiode Nachweisempfindlichkeit Schenkellänge und Lichtleistung Signalverstärkung durch mehrfaches Durchlaufen der Arme Empfindlichkeit von 10 5000Hz (entsprechend Umlauffrequenz von engen Binärsystemen) angestrebte Genauigkeit: 10 21 Armlänge! ein Atomdurchmesser auf 1km Resonanzdetektoren Längenänderung eines Metallzylinders durch durchlaufende GW Änderung der Eigenfrequenz ständige Messung der Eigenfrequenz empfindlich nur auf Signale nahe Eigenfrequenz von Masse abhängig war erste GW-Meßmethode in den 1960ern Bestehende Detektoren Geo600 (bei Hannover, 600 Meter Armlänge) LIGO (Hanford+Livingston/USA, 4km, 4km, 2km) VIRGO (bei Pisa, 3km) TAMA300 (Tokyo, 300 Meter Länge) einige Resonanzdetektoren Geplante Detektoren LISA (Weltraum, 5 Millionen km), ESA/NASA, 2013 15 Bis jetzt kein Nachweis von GW! Die Meßgenauigkeiten sind aber so groß, daß bald (5 Jahre) erste Signale erwartet werden: verschmelzende stellare BHs

GW-Interferometer Grundprinzip (oben), Nautilus Resonanzdetektor (unten) 34