Quartierarbeit der Stadt Luzern Grundlagen

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Transkript:

Quartierarbeit der Stadt Luzern Grundlagen 1 Einleitung Kinder- und Jugendarbeit Die quartierbezogene Kinder- und Jugendarbeit besteht seit 2001. Sie setzt sich schwerpunktmässig für 10 bis 15-Jährige ein. Dabei arbeitet sie eng mit der Jugendarbeit der katholischen Kirche zusammen. Zusammen mit den Kindern und Jugendlichen werden Aktivitäten wie Sport turniere, Tanzworkshops, Theaterprojekte, Kinoabende oder Discos organisiert. In Treffs werden Kontakte gepflegt und Aktionen geplant. Die offene Kinderund Jugendarbeit baut Brücken zwischen den Jugendlichen und wichtigen Stellen, damit Kinder und Jugendliche das Quartier mitgestalten können. So kann die offene Kinder- und Jugendarbeit der Stadt Luzern Kinder und Jugendliche auf ihrem Weg in die erwachsene Selbstständigkeit begleiten und sie in gesellschaftliche Prozesse integrieren. Zudem leistet sie einen Beitrag zur Prävention und trägt dazu bei, Problemverhalten von Jugendlichen vorzubeugen. Vernetzung und Unterstützung Im Rahmen der Quartier- und Stadtteilpolitik hat die offene Kinder- und Jugendarbeit im Jahr 2011 zusätzliche Aufgaben übernommen. Neu ist sie auch Anlaufstelle für Menschen jeden Alters, die das Quartierleben mitgestalten möchten. Ziel ist die Vernetzung und Beteiligung aller relevanten Gruppen und die Bündelung der Kräfte im Quartier. Die Quartierarbeit vernetzt Ideenträger, berät im Aufbau von Projekten und unterstützt die Freiwilligenarbeit in allen Altersbereichen. Sie arbeitet dazu mit den Quartier - vereinen und weiteren Quartierkräften wie z.b. Sportvereinen und Jugendverbänden zusammen. Zudem hilft sie Räume und Infrastrukturen zugänglich zu machen und bildet eine Schnittstelle zwischen dem Quartier und der Stadtverwaltung. 2 Über die Quartierarbeit der Stadt Luzern Die Quartierarbeit der Stadt Luzern: 1. unterstützt die Kinder und Jugendlichen in ihrer Freizeitgestaltung situativ Trotz Freizeitangeboten von Jugendverbänden und Sportvereinen gibt es viele Kinder, die unter anderem aus finanziellen in ihrer Freizeitgestaltung auf sich alleine gestellt sind. Die Quartierarbeit baut zu diesen Kindern Beziehungen auf und unterstützt sie bei ihren Vorhaben punktuell und ergänzend. 2. gibt Kindern, Jugendlichen und ihren Familien eine Stimme Die Kinder und Jugendlichen in den Quartieren haben keine Lobby vor allem jene nicht, die in bescheidenen Familienverhältnissen leben. Die Quartierarbeit gibt ihnen und ihren Familien eine Stimme. Integration und Prävention sind Investitionen in die Zukunft. 3. stärkt Bestehendes in den Quartieren Die Stadtluzerner Quartiere zeichnen sich durch ihre Unterschiedlichkeit aus. Die Quartierarbeitenden setzen da an, wo in einem Quartier ein Anstoss angebracht ist. Dies geschieht konsequent in Zusammenarbeit mit Partnerinstitutionen insbesondere der kath. Kirche, den Schulen, aber auch weiteren Quartierinstitutionen. Seite 1

4. ist Kontakt- und Anlaufstelle für die gesamte Quartierbevölkerung Die Quartierarbeitsstellen sind Schnittstellen zwischen der Bevölkerung und der Verwaltung, Hier können Anliegen deponiert und Informationen über die Quartiere abgeholt werden. 5. fördert die Lebensqualität in den Quartieren, für Familien und Menschen verschiedenen Alters und unterschiedlicher Herkunft Für ein funktionierendes Quartierleben sind aktive und integrierte Menschen unverzichtbar. Die Quartierarbeit unterstützt Projekte, die sich für das Zusammenleben verschiedener Generationen und Kulturen im Quartier einsetzen. 6. ist modellhaft und kostengünstig Die Quartierarbeit der Stadt Luzern dient als Modell für verschiedene Gemeinwesen. In verschiedenen fachlichen Netzwerken gilt diese Arbeitsweise als innovativ und zukunftsweisend. Auch finanziell zeichnet sich das Modell der Stadt Luzern kostengünstig (bis 40 Prozent tiefer als in Vergleichsstädten) und trotzdem mit hoher Qualität aus. 3 Quartierarbeit konkret - Tätigkeiten Der Schwerpunkt der Quartierarbeit liegt in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in den Quartieren. Die Angebote werden zu einem grossen Teil von Kindern und Jugendlichen genutzt, die wenig Zugang zu kostenpflichtigen Freizeitgestaltungsmöglichkeiten haben. Konkret leistet die Quartierarbeit folgende Aufgaben: Regelmässige Angebote für Kinder und Jugendliche im Quartier 20 wöchentliche, leicht zugängliche (ohne Voranmeldung) und kostenfreie Angebote in den verschiedenen Quartieren für 10- bis 16-Jährige (St. Karli-Treff, Bachstei, MaiHof, Piazza Littau, CrazyHouse Ruopigen, Jugendmobil etc.) Unterstützung von Kindern und Jugendlichen bei der Umsetzung ihrer Ideen Jährlich über 150 mit Kindern und Jugendlichen gemeinsam erarbeitete Projekte in den Quartieren, teilweise auch unter Einbezug von Quartierbevölkerung und -gewerbe Beteiligung von Kindern bei der Gestaltung des öffentlichen Raums (Reusszopf, Spielplatz Geissmatthöhe, Fluhmühlepark, Vögeligärtli, BaBeL usw.) Leitung von 10 SchülerInnenräten Vermietung von Bandräumen für zehn Bands im Stadtteil Littau Präventiver Einfluss auf mögliches Problemverhalten von Kindern und Jugendlichen Aufbau und Pflege von Früherkennungsnetzwerke mit der Schulsozialarbeit, der kath. Jugendarbeit und den Sozialarbeitenden der Pfarreien Ansprechperson für Alltagsfragen und Probleme, die nicht mit den Eltern besprochen werden möchten Zusammenarbeit mit der Schule und Elterngruppierungen Förderung des zivilgesellschaftlichen Engagements und der Lebensqualität in den Quartieren Unterstützung von Quartierkräften bei Quartierfesten, Schulhausjubiläen, weiteren Anlässen in den Quartieren (Neuzuzügeranlässe, Einquartiert, Kerzenziehen usw. ), u.a. mit Beteiligung von Kindern und Jugendlichen Beratung und Unterstützung von Freiwilligen, die Projekte im Quartier umsetzen möchten Zurverfügungstellung der Räumlichkeiten der Quartierarbeitsstellen für Sitzungen von Vereinen etc. Seite 2

4 Die Quartierbüros Anlaufstellen im Sozialraum Das Konzept der sozialraumorientierten Arbeit ist nur erfolgreich umsetzbar, wenn eine räumliche Nähe zur Quartierbevölkerung besteht. Die zentralen Standorte der Quartierarbeit in Passantenlage in den Quartieren, ermöglichen es der städtischen Verwaltung, als Satelliten in den Quartieren präsent zu sein und so als Drehscheibe zwischen Bevölkerung und Stadtverwaltung zu agieren. Insbesondere für die Kinder- und Jugendanimation stellt die niederschwellige Zugänglichkeit ein wichtiger Aspekt dar. Aber auch erwachsene Laufkundschaft nutzt die Gelegenheit, um zu Informationen über das Quartier (z. B. Deutschangebote) zu gelangen. Des Weiteren werden die Büros der Quartierarbeit kostenlos von Gruppierungen der Quartiere (z. B. Elternvereine, Projektgruppen oder Quartiervereinen) für Sitzungen genutzt, was sehr geschätzt wird. Ein Arbeitsplatz im Zentrum KJF am Kasernenplatz kostet zirka CHF 4 700.00 jährlich, beim Erwachsenenschutz kostet ein Arbeitsplatz rund das Doppelte. Die Mietkosten eines aktuellen Arbeitsplatzes der Quartierarbeit liegen leicht höher als ein Arbeitsplatz am Kasernenplatz. Weil die Quartierarbeit jedoch weniger hohe Ansprüche an einen Arbeitsplatz hat (z. B. Büromobiliar), ist die Grundausstattung tendenziell günstiger als am Kasernenplatz. Zudem teilen sich an drei Standorten die Quartierarbeitenden das Büro mit Auszubildenden. Unter dem Strich kostet ein Arbeitsplatz in den Quartierbüros also in etwa gleich viel wie ein Arbeitsplatz im Zentrum KJF. 5 Von der Quartierarbeit für Kinder und Jugendliche zur Quartier- und Stadtteilpolitik ein geschichtlicher Rückblick 2004 bis 2009 Die erste Stelle der Quartierarbeit für Kinder und Jugendliche wird in Zusammenarbeit mit BaBeL aufgebaut. Die Kooperation mit der kath. Kirche und weiteren Quartierkräften, sowie die Fokussierung auf den Lebensraum Quartier bilden dafür die Grundlage. Im Bericht und Antrag 34/2006 Kinder- und Jugendpolitik in der Stadt Luzern wird die offene Kinderund Jugendarbeit in den Quartieren weiterentwickelt. Das Parlament beschliesst, zusätzlich zur Stelle in der Baselstrasse zwei weitere Standorte aufzubauen: Moosmatt und Würzenbach. 2010 Die Stadt Luzern und die Gemeinde Littau fusionieren. Die Jugendanimation Littau wird mit der Quartierarbeit für Kinder und Jugendliche der Stadt Luzern zusammengeführt. Damit ist auch die Übernahme des Betriebs der beiden Littauer Jugendhäuser Piazza und Crazy House verbunden. 2011 bis 2014 Der Bericht und Antrag 12/2011 Quartier- und Stadtteilpolitik liegt vor. Darin enthalten ist der bereits 2008 beantragte Ausbau der Quartierarbeit für Kinder und Jugendliche auf das ganze Stadtgebiet. Zusätzlich dazu sollen die Stellen der Quartierarbeit für Kinder und Jugendliche neu eine weitere Funktion als Informations- und Vernetzungsstellen für die Quartierbevölkerung erhalten. Am 22. September 2011 sagt das Stadtparlament mit 34 zu 11 Stimmen Ja zum Bericht und Antrag. Gemäss diesem wird die Quartierarbeit für Kinder und Seite 3

Jugendliche in Quartierarbeit umbenannt, um die Offenheit gegenüber der gesamten Quartierbevölkerung zu signalisieren. Der Stadtrat beschliesst im Juli 2012, dass die Quartierarbeit Teil des Sparpakets ist, welches bei einer Ablehnung der Stadtbevölkerung zum Budget 2013 zum Tragen kommt. Am 16. Dezember 2012 sagt die Luzerner Stadtbevölkerung mit 64 Prozent Ja zum städtischen Voranschlag 2013 und der Ausbau der Quartierarbeit sowie die weiteren Massnahmen, welche der B+A 12/2011 beantragt hat, können wie vorgesehen angegangen werden. Am 27. November 2014 sagt das Luzerner Stadtparlament Ja zur Gesamtplanung 2015 bis 2019. In dieser bestehen an mehreren Stellen Bezüge zur Quartierarbeit 1. 2015 Der Ausbau der Quartierarbeit mit den zusätzlichen Standorten Maihof, Ruopigen und Tribschen ist vollendet. Die weiteren Massnahmen des B+A 12/2011 befinden sich grösstenteils in der Umsetzung oder wurden umgesetzt (siehe Abb. 2). Die Motion 109 2012/2016 beantragt, dass per Ende 2015 ein Auswertungsbericht über die eingeführte Quartier- und Stadtteilpolitik erstellt wird. Aufgrund der Sparpläne muss dieser verschoben werden. 6 Geschichten aus der Quartierarbeit 6.1 Party! Aber nicht nur... Ahmed* und Cedric* aus der 5. Klasse besuchen das Büro der Quartierarbeit, mit dem Wunsch, eine Party für die Schülerinnen und Schüler der 4. bis 6. Klassen des Schulhauses St. Karli durchzuführen. In mehreren Sitzungen erarbeiten die zwei Motto und Flyer, erstellen eine Einkaufsliste und legen die Verkaufspreise für Getränke und Snacks fest. Sie verhandeln mit der Jugendarbeit der kath. Kirche über die Nutzung von Räumlichkeiten. Die Klärung dieser Fragen fordert die beiden heraus und sie sind wiederholt versucht, das Projekt aufzugeben. Der Quartierarbeiter bestärkt sie in ihrem Vorhaben, so dass diese mit neuer Motivation eine Party mit 25 Gästen auf die Beine stellen. Spontan entwickelt sich ein Tanzcontest. Ahmed und Cedric sind die DJs und betreuen die Bar. Wieso war der Anlass gelungen? Weil 25 Kinder einen Abend lang Spass hatten? Ja, auch darum. Weil die Kasse am Schluss gestimmt hat? Wohl kaum, denn die Kalkulation der beiden ist nicht ganz aufgegangen. Nein, die Party war ein Erfolg, weil sich Ahmed und Cedric positiv erleben konnten. Die beiden Jungs brauchen viel Aufmerksamkeit und holen sich diese oft durch negativ auffallendes Verhalten. Auch die Aufmerksamkeitsspanne und das Durchhaltevermögen der beiden werden oft als gering eingeschätzt. Dass sie dieses Projekt durchziehen konnten und somit positive Aufmerksamkeit und Dankbarkeit von anderen Kindern erfahren durften, ist der wahre Gewinn dieser Party. Solche Erfahrungen beeinflussen das Selbstbewusstsein und das Verhalten nachhaltig. * Namen geändert 6.2 Fragen erlaubt! Mädchen der 6. Klasse erzählen im Kidstreff aufgeregt, dass sie in der Schule mit dem Thema Aufklärung begonnen haben. Sie haben unzählige Fragen und löchern die Quartierarbeiterin damit. Konkret möchten sie mehr über die Verhütungsformen wissen. Die Quartierarbeiterin fragt nach, ob sie das Thema in einer Mädchenrunde besprechen möchten. Nach einigen Diskussionen über den Inhalt und die Teilnehmerinnen wurde der Mädchenabend geplant. Von S&X, der Fachstelle für Sexualpädagogik der Aidshilfe Luzern, lieh die Quartierarbeiterin für den Abend einen Methodenkoffer aus, der anschauliches 1 Siehe 4.2 Seite 4

Material und altersgerechte Informationen zu den verschiedenen Verhütungsmitteln beinhaltet. In einer gemütlichen Runde erhielten die Mädchen viele Antworten auf ihre Fragen. Einige der Mädchen vertrauten zwei, drei Jahre später ihre Liebesabenteuer (ob wahr oder erträumt) der Quartierarbeiterin an und erinnerten sich an den speziellen Mädchenabend mit dem spannenden Verhütungskoffer. Die Quartierarbeitenden sind für Kinder und Jugendlichen Ansprechpersonen für diese und andere Themen, welche sie nicht mit den Eltern oder den Lehrpersonen besprechen möchten. 6.3 Ein Quartierspielplatz für alle Auf der Geissmatthöhe soll ein neuer Quartierplatz und ein neuer Spielplatz gebaut werden. Diese sollen durch einen privaten Bauherrn erstellt werden, da dies eine Absprache des Baubewilligungsverfahrens war. Um zu eruieren welche Nutzungen auf den beiden Plätzen ermöglicht werden sollen, ist eine Beteiligung der Nachbarschaft gewünscht. An diesem Punkt kommt die Quartierarbeit ins Spiel, denn die beteiligten Personen der Bauabteilung wissen, dass die Quartierarbeit bereits Kontakte zu verschiedenen Personen und Institutionen im Quartier hat. So ist es möglich, dass in kurzer Zeit ein Treffen von VertreterInnen der Stadt, einem Vertreter der Bauherrschaft, der Lehrperson des angrenzenden Kindergartens und Anwohnenden zustande kommt. Die Quartierarbeit fungiert dabei als Moderatorin und als Vermittlerin zwischen den Parteien und funktioniert, weil die Quartierarbeit jeweils sowohl Kontakte zur Quartierbevölkerung, als auch zur Stadtverwaltung hat. In einem zweiten Schritt werden Kinder des Kindergartens und Kinder vom Kinderparlament zum geplanten Spielplatz befragt. Die Quartierarbeit verfügt über das nötige Instrumentarium, um eine kindergerechte Form zu gewährleisten und bereitet die Erkenntnisse so auf, dass sie von den Planern verwendet werden können. Mit diesem Vorgehen konnten Unsicherheiten der verschiedenen Beteiligten abgebaut werden. Zudem fühlten sich Anwohnende, Kinder aber auch die Bauherrschaft in ihren Bedürfnissen wahrgenommen und eine direkte Kommunikation konnte ermöglicht werden. Seite 5