ICT-Nation Schweiz 2015 Trends, Zahlen, Fakten Georg Ständike, Norman Briner, Pascal Sieber im Dezember 2014
2 2014 Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung, Bearbeitung, Übersetzung, Vervielfältigung und Verbreitung des Werks sowie dessen Teile oder Abbildungen in irgendeiner Form, z.b. durch Nachdruck, Fotokopie, Mikrofilm, Speicherung auf Datenträgern oder Herunterladen von Netzwerken ist nur mit Quellennachweis und vorgängiger schriftlicher Einwilligung des Herausgebers gestattet. Redaktion: Georg Ständike, Norman Briner und Pascal Sieber Verkaufspreis: CHF 230.00 exkl. MwSt. Lieferung: Texte im PDF-Format Bezug: Laupenstrasse 45, CH 3008 Bern phone: +41 31 566 93 00 fax: +41 31 566 93 01 http://www.sieberpartners.ch
Inhalt 1 Datenlage 4 2 Strukturelle Entwicklung der Schweizer ICT-Branche 4 2.1 Unternehmen und Beschäftigte 4 2.2 Neugründungen 5 3 Beitrag der ICT-Branche zur Volkswirtschaft 6 3.1 Umsatz und Bruttowertschöpfung 6 3.2 Beitrag zum BIP 6 4 Nachfrage nach ICT in der Schweiz 7 5 Aussenhandel mit ICT-Waren 8 6 Fazit 9 7 Quellen 9 3
Seit dem Boom der 90er-Jahre ist die Schweizer ICT-Branche von einer stetigen, positiven Entwicklung geprägt. An das damalige Wachstum kommt die Branche nicht mehr heran, aber mit 9.7% Umsatzwachstum ist sie nach wie vor einer der wachstumsstärksten Treiber der Volkswirtschaft. 1 Datenlage Seit über zehn Jahren dokumentieren wir den Zustand der Schweizer ICT-Branche auf der Basis aktueller Zahlen und Untersuchungen. Die verfügbaren Statistiken entwickeln sich weiter und ermöglichen ein immer besseres und genaueres Abbild der Situation. So können wir jährlich auf neue Zahlen aus der STATENT -Erhebung des Bundesamts für Statistik (BFS) zurückgreifen. Sie ersetzt die ehemals im Drei-Jahres-Abstand durchgeführte Betriebszählung (BZ). Dies führt zu noch aktuelleren Vergleichswerten. Trotz dieser Verbesserung fehlen noch immer verlässliche Erhebungen über das Segment der Software-Hersteller. Der Swiss Software Industry Index (SSII) misst die Stimmung in diesem Segment. Nach fünf Jahren Aufbauarbeit wird der SSII mit dem europaweiten Projekt der Software Industry Surveys zusammengeführt. Aus dem Swiss Software Industry Index wird neu der Swiss Software Industry Survey (SSIS), der als Vollerhebung mit der Unterstützung der Universität Bern durchgeführt wird und auch europaweite Vergleiche zulässt. Ab dem nächsten Jahr werden deshalb auch quantitative Aussagen zur Teilbranche der Software-Hersteller möglich sein. 2 Strukturelle Entwicklung der Schweizer ICT- Branche 4 Für die Charakterisierung der ICT-Branche dient in den folgenden Ausführungen neben den informationstechnologischen Dienstleistungen und Informationsdienstleistungen (NOGA 62-63) der Bereich Telekommunikation (NOGA 61). 2.1 Unternehmen und Beschäftigte Die Anzahl Unternehmen ist in den genannten Sektoren von 2011 bis 2012 fast gleich stark gestiegen, wie in den drei Jahren zuvor 1, nämlich um 2.4% auf neu 16 144 Unternehmen. Auch die Anzahl Stellen hat sich positiv entwickelt, nämlich um 1 938 (1.7%) auf 114 318, wobei sämtliche neue Stellen in den Bereichen informationstechnologische Dienstleistungen und Informationsdienstleistungen geschaffen wurden, während im Bereich Telekommunikation 186 Stellen abgebaut wurden. Die Wachstumsraten von durchschnittlich 5% in den frühen Jahren des 21-igsten- Jahrhunderts können damit nicht mehr erreicht werden. 1 geschätzte und revidierte Ergebnisse für die Jahre 2008 und 2011, provisorische Ergebnisse für das Jahr 2012
Anzahl Unternehmen Anzahl Beschäftigte 30'000 20'000 Summe ICT-Unternehmen Summe ICT-Beschäftigte 112'380 114'318 100'028 15'374 15'764 16'144 150'000 100'000 10'000 50'000 0 2008 2009 2010 2011 2012 0 Abbildung 1: Anzahl Unternehmen und Anzahl Beschäftigte gemäss STATENT 2014. 2.2 Neugründungen Das Wachstum in der ICT-Branche zeigt sich auch in der Anzahl Neugründungen: 2012 gab es 789 neue Unternehmen. Diese Zahl ist jedoch in den letzten Jahren gesunken, was für eine leichte Sättigung des Marktes spricht. Insgesamt gab es 409 Konkurse in der ICT-Branche im Jahr 2012, was im Verhältnis zu den 789 neu gegründeten Unternehmen einer Quote von beinahe rund 52% entspricht. Auch bezüglich der Stellenstruktur scheint sich in der ICT-Branche etwas zu verändern. Während alle anderen Indikatoren zu den Neugründungen sanken, ist die Anzahl geschaffener Teilzeitstellen seit 2009 kontinuierlich um insgesamt gut 10% gestiegen. Der Anteil neugeschaffener Teilzeitstellen an allen neuen Stellen betrug 2012 sogar 32%. Die Branche nähert sich somit der Gesamtwirtschaft an, wo dieser Anteil bei 35% liegt. 5 2'000 1'500 1'000 500 1'620 1'224 1'531 1'388 1'356 1'143 1'279 1'019 960 871 924 950 835 821 789 396 369 388 396 408 Total geschaffene Stellen Anzahl neuer Unternehmen Geschaffene Vollzeitstellen 0 2008 2009 2010 2011 2012 Abbildung 2: Neugründungen und neu geschaffene Stellen gemäss Unternehmensdemographie des BfS.
Umsatz Umsatzveränderung 3 Beitrag der ICT-Branche zur Volkswirtschaft 3.1 Umsatz und Bruttowertschöpfung Ähnlich wie bei der Anzahl Unternehmen zeigt sich auch beim Umsatz ein leichtes, gleichbleibendes Wachstum. Seit 2010 geht die Branche stetige Schritte in eine positive Richtung und konnte von 2011 auf 2012 den Umsatz um knapp 10% auf gut 40 Milliarden steigern. 50'000 40'000 30'000 Umsatz ICT-Sektor in Mio. CHF Umsatzveränderung ICT Sektor 38'669 37'762 38'695 42'441 9.4% 9.7% 20% 15% 10% 20'000 1.7% 5% 0% 10'000-2.5% -5% 0 2009 2010 2011 2012p -10% 6 Abbildung 3: Umsatz und Umsatzveränderung gemäss Produktions- und Wertschöpfungsstatistik des BfS. 3.2 Beitrag zum BIP Rund die Hälfte des Umsatzes erwirtschaftet die ICT-Branche mit Vorleistungen aus anderen Branchen. Zieht man diese Vorleistungen vom Umsatz ab, ergibt sich die Bruttowertschöpfung. Insgesamt haben die 114 318 Beschäftigten der Schweizer ICT-Branche im Jahr 2012 eine Bruttowertschöpfung von 20.8 Milliarden Schweizer Franken erwirtschaftet 2. Das sind mehr als 180 tausend Franken pro Person und Jahr und entspricht rund 3.9% des Schweizer Bruttoinlandprodukts (BIP) 3. Die Steigerung zum Vorjahr betrug knapp 3%. Folgende Graphik zeigt den stabilen Beitrag der gesamten ICT-Branche zur Schweizerischen Volkswirtschaft (vgl. Abbildung 4): 2 Bundesamt für Statistik, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung 3 Die Unterschiede des Anteils am BIP zum letztjährigen Artikel begründen sich in der Verwendung der Daten aus der Erhebung zur Informationsgesellschaft Schweiz im letzten Jahr.
10% 8% ICT-Branche 6% 4% 4.2% 4.3% 4.2% 4.2% 4.1% 3.9% 3.7% 3.8% 3.9% 3.9% 3.9% 3.9% 2% 0% 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Abbildung 4: Beitrag der ICT Branche am Schweizer Bruttoinlandsprodukt. 4 Nachfrage nach ICT in der Schweiz Seit 1990 hat die Nachfrage nach ICT in der Schweizer Wirtschaft stetig zugenommen, von gesamthaft gut 9 Milliarden auf aktuell fast 28 Milliarden (vgl. Abbildung 5). Die Angaben basieren auf Berechnungen der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR). In dieser Messung sind der private Konsum sowie Ausfuhren und Vorratsveränderungen nicht berücksichtigt. Sie zusammen umfassen 14 Mia. CHF (Umsatz Nachfrage (ohne privatem Konsum, Ausfuhren) = 28 Mia. CHF). 7 Fast 40% dieser Nachfrage betrifft Dienstleistungen der Datenverarbeitung und Datenbanken. Seit 1997 ist diese Nachfrage mit geringen Schwankungen angestiegen, bis auf fast 11 Milliarden im Jahr 2012. Die Kommunikationstechnologien weisen seit 1990 eine konstante Steigerung auf. Von 2003 bis 2012 sind sie jedoch sehr stark angestiegen auf fast 9 Milliarden und machen bei dem auf 2005 indexierten Preisniveau nun fast einen Drittel der Nachfrage aus. 12'000 10'000 Dienstleistungen Datenverarbeitung und Datenbanken Kommunikationstechnologien Mess-, steuerungs- und regelungstechnische Erzeugnisse 8'000 6'000 4'000 2'000 - Abbildung 5 Investitionen in ICT in der Schweiz, Entwicklung 1990-2012 in Mio. Franken, Referenzjahr 2005.
Anteil am Aussenhandel Kommerzielles Saldo in Mio. CHF 5 Aussenhandel mit ICT-Waren Auch wenn bei der Erfassung von Daten in den letzten Jahren Fortschritte gemacht wurden, bleibt der Aussenhandel mit ICT-Gütern schwierig zu erheben. Gegenwärtig wird der Aussenhandel mit ICT-Gütern anhand der Zolldaten evaluiert. Dabei werden die fünf Bereiche Telekommunikationsausstattung, Informatikausstattung, elektronische Teile, Audio- und Videoausstattung und andere ICT-Waren berücksichtigt. Immaterielle Güter wie Cloud-Dienstleistungen werden in diesen Kategorien nicht ausgewiesen. Die im letzten Jahr aufgestellte These, dass der Import-Anteil aufgrund der vermehrten Nutzung kostenpflichtiger Cloud-Dienste zunimmt, kann somit noch nicht überprüft werden. Von 2011 auf 2012 sind sowohl die Exporte als auch die Importe gesunken. Während die Exporte sich konstant hielten, sind die Importe auf 2013 wieder angestiegen (vgl. Abbildung ). 100% 90% 80% 7'924 8093 6'638 7'300 6'980 6'768 6'732 0-1'000 Importe Exporte Kommerzielles Saldo 70% -2'000 60% 50% 40% -3'000-4'000 8 30% 14'032 14016 12'149 13'257 12'618 12'173 12'620-5'000 20% 10% 0% -5'511-5'405-5'638-5923 -6'107-5'957-5'888 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013-6'000-7'000 Abbildung 6: ICT Waren Aussenhandel der Schweiz in Mio. Franken, gemäss Eidg. Zollverwaltung. Die Schweiz importiert mehr ICT-Mittel als sie exportiert. Am meisten wird mit je ca. 30% Telekommunikations- und Informatikausstattung importiert. Darauf folgen elektronische Teile und andere IKT-Waren (je 15%) und schliesslich die Audio- und Videoausstattung (11%). Bei den Exporten ist die Schweiz vor allem im Bereich elektronische Teile (26%) und andere ICT-Waren (46%) stark.
6 Fazit Die Schweizer ICT-Branche weist weiterhin eine stabile Struktur auf, wobei die IT-Dienstleister wichtige Treiber dieser Branche sind, nicht nur hinsichtlich der Anzahl Unternehmen, der Anzahl Beschäftigter und der Bruttowertschöpfung, sondern auch in Bezug auf die Nachfrage. 2012 wurden zwar weniger neue Stellen geschaffen als in den Jahren zuvor, aber es wird immer noch eine beachtliche Anzahl neuer Stellen in der ICT geschaffen. Zudem kann ein leicht positives Wachstum bei der Anzahl der Neugründungen festgestellt werden. Die ICT-Branche ist 2012 zudem um knapp 10% auf etwas mehr als 42 Milliarden Schweizer Franken gewachsen, bei einer Bruttowertschöpfung von 20,8 Milliarden Schweizer Franken, wobei der Anteil am BIP bei rund 3.9% stabil bleibt. Ein positives Bild zeigt sich auch bei der Nachfrage, die, besonders im Bereich der Dienstleistungen, eine sehr starke Zunahme verzeichnet, wobei insbesondere der private Konsum wohl eine andere Struktur aufweist, was aber in diesem Artikel nicht besprochen wird. Die Exporte bleiben auch 2012 hinter den Importen zurück. Die Schweiz weisst ein ICT-Aussenhandelsdefizit von knapp 5.9 Mia. CHF auf. Allerdings fehlen in dieser Messung Dienstleistungen wie Cloud-Dienste (Infrastruktur als Service, Software als Service etc.), weil dazu keine verlässlichen Daten erhoben werden. Gerade die IT-Dienstleistungen werden sich durch cloudbasierte Lösungen schrittweise in ein anderes Marktumfeld begeben und der international Konkurrenz viel stärker ausgesetzt sein als bisher. Natürlich bietet diese Industrialisierung in der IT auch Chancen für die Schweizer Branche, die sich stärker dem Export widmen könnte. 9 Es bleibt somit spannend abzuwarten, wie sich zum einen solche Entwicklungen in der Branchenund Marktstruktur der Schweizer ICT auswirken werden, und welche Erkenntnisse zum anderen immer genauere Datenerhebungen und neu formierten Untersuchungen, wie der SSIS, im nächsten Jahr liefern werden. 7 Quellen STATENT 2014 Bundesamt für Statistik (BFS) Unternehmensdemographie Bundesamt für Statistik (BFS) Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) Bundesamt für Statistik (BFS) Schweizer Aussenhandel gemäss Eidg. Zollverwaltung
Ansprechpartner Funktion Kontakt Georg Ständike Autor georg.staendike@sieberpartners.com Norman Briner Autor norman.briner@sieberpartners.com Pascal Sieber Autor pascal.sieber@sieberpartners.com 10