Spezialisierte Ambulante PalliativVersorgung Anspruchsvoraussetzungen, Kostenübernahme Versorgungsinhalte Dresden, 08.03.2017 Dr. med. Claudia Struckmeier
Palliativmedizin WHO 2002 Palliativmedizin ist ein Ansatz zur Verbesserung der Lebensqualität von Patienten und ihren Familien, die mit Problemen konfrontiert sind, welche mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung einhergehen. Dies geschieht durch Vorbeugen und Lindern von Leiden durch frühzeitige Erkennung, sorgfältige Einschätzung und Behandlung von Schmerzen sowie anderen Problemen körperlicher, psychosozialer und spiritueller Art.
SAPV dient dem Ziel, die Lebensqualität und die Selbstbestimmung schwerstkranker Menschen zu erhalten, zu fördern und zu verbessern und ihnen ein menschenwürdiges Leben bis zum Tod in ihrer vertrauten häuslichen Umgebung oder in stationären Pflegeeinrichtungen zu ermöglichen. 3
Versorgungsorte Landeshauptstadt Dresden Häuslichkeit Pflegeheim Kurzzeitpflege Intensivpflege
Einschlusskriterien SAPV 1) Die Krankheit nicht heilbar, fortschreitend und weit fortgeschritten ist und 2) Ein komplexes Symptomgeschehen vorliegt, oder in kurzer Zeit absehbar ist und 3) Die allgemeine ambulante Versorgung nicht ausreichend ist. 5
Palliative Erkrankungen Krebserkrankung (>90%) Lungenerkrankungen (COPD) Kardiale Erkrankungen (Herzinsuffizienz) Neurologische Erkrankungen (ALS, Parkinson, Demenz, Schlaganfall, MS) Infektionskrankheiten (AIDS)
SAPV ist eine Leistung der Krankenkasse und muss daher verordnet werden! 7
Ablauf Einschluß in die SAPV Verordnung SAPV durch behandelnde Ärzte Klinikarzt für 7 Tage ambulante Ärzte bis zu 3 Monate Prüfung der Verordnung durch SAPV Team Befunde sichten Hausbesuch Antrag auf Kostenübernahme bei KK Prüfung durch den MDK Bei Ablehnung Widerspruch durch den Patienten 8
Kostenübernahme Leistung der gesetzlichen Krankenkassen keine Kostenbeteiligung oder Zuzahlung auch nicht bei Ablehnung Keine feste Leistung bei den privaten Kassen Übernahme der Kosten auf Kulanz bisher keine Ablehnung 9
Spezialisierte ambulante Palliativversorgung SAPV Kernteam Pflegekräfte mit Weiterbildung Palliativpflege Fachärzte mit Zusatzbezeichnung Palliativmedizin Sozialarbeiter Seelsorger Administration
SAPV Die SAPV ist eine Versorgungsform, die das bestehende Versorgungsangebot, insbesondere der Vertragsärzte, Krankenhäuser und Pflegedienste, ergänzt, damit im Rahmen einer vorausschauenden Therapie Krisen und medizinisch nicht notwendige Krankenhauseinweisungen weitgehend vermieden werden. Sie ist eine Leistung, die in der Regel sporadisch und phasenweise notwendig ist. 11
UPC Universitätspalliativzentrum KIK Ambulante Versorgung Pallia%vsta%on Pallia%vkonsildienst SAPV SAPPV Spezialisierte Ambulante Pallia3v Versorgung Spezialisierte Ambulante Pädiatrische Pallia%v Versorgung 12
Ambulante Partner Angehörige, Nachbarn Hausärzte, Fachärzte Pflegedienste Spezialisierte Dienste Schmerzpumpen, Ernährung, Trachealkanülen etc. Ambulante Hospizdienste Hausnotruf 13
Was kann SAPV Beispiele Beratung/ Organisation (Hilfsmittel zeitnah besorgen, Eilantrag auf Pflegegrad) Behandlung leidvoller Symptomatik (Medikamente anpassen und rezeptieren) Vorbeugen von Krisen (Angehörige stützen, Seelsorger, Pflegedienst oder Hospizdienste einbinden) 24-h Rufbereitschaft (telefonische Rückversicherung, Hausbesuche, Medikamentengaben s.c.) Vermeidung von KH und NA (Sicherheit bieten, kleine Interventionen z.b. Aszitespunktion, Labor) 14
Was kann SAPV NICHT Ermöglichung des Verbleibs in der Häuslichkeit in jedem Fall bis zum Versterben Ersatz Sein für einen Pflegedienst Fehlende Unterstützung durch Angehörige ersetzen 24-h vor Ort sein/ Nachtwache komplette Klinikleistungen Regelmäßige Blutentnahmen, Punktionen, Transfusionen
Wo gibt es SAPV? 16
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Fall aus der Praxis
79 jährige Patientin mit COPD Stadium GOLD IV - Wiederholte Verschlechterung mit stationären Aufenthalten und Notarzteinsätzen Respiratorische Globalinsuffizienz - Heimsauerstoff und NIV-Beatmung
79 jährige Patientin mit COPD Anmeldung 02/14 Krankenhausaufenthalte: 2013 8 stat. EW, 01/14 (10d) Indikation: - weit fortgeschrittene, nicht heilbare Erkrankung Probleme: - Keine hohe Symptomlast - KH-Einweisungen gewünscht - Keine klare Progredienz erkennbar
79 jährige Patientin mit COPD Weiterer Verlauf Krankenhausaufenthalte: 03/14 (5 d) und 04/14 (16 d) Outcome: Kaum Verbesserung durch Kliniksaufenthalte Nur kurzfristige Stabilisierung Nun Wunsch nach Vermeidung weiterer Einweisungen => Erneute Verordnung SAPV
79 jährige Patientin mit COPD Aufnahme Wünsche der Pa3en3n: I Keine KH-Einweisungen mehr I Spritze wie vom Notarzt bei Atemnot I Verbleib in der Häuslichkeit ohne Pflegedienst Soziale Situa3on: I Alleinlebend, 3 Kinder I eine Tochter in der Nähe I eine befreundete Nachbarin Procedere I Verordnung von Morphin-Tropfen und Tavor
79 jährige Patientin mit COPD Hausbesuch 7 Tage später Situation: Vermehrte Dyspnoeattacken, desorientiert, Medikamenteneinnahme unregelmäßig Rücksprache mit Tochter: Empfehlung Anbindung PD zur Medikamentengabe und Begleitung Absprache mit HA Verordnung PD durch HA Morphin zur Nacht bei Bedarf HA macht folgende Woche HB
79 jährige Patientin mit COPD Verlauf der Betreuung Betreuung: Dauer 242 Tage, davon 18 Tage im KH (3, 5 und 10 Tage), meist soziale Indikation Hausbesuche: SAPV:13 Pflege, davon 5 in RB, 7 Arzt HA: 5 Probleme: Patientin alleinlebend, Angehörige berufstätig Hohe Symptomlast Krankheitsverlauf schwer einschätzbar
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