Schweizer Automaten-Branche kämpft gegen Gesetz und illegale Automaten Spiel-Mafia nutzt die inexistente Überwachung SSie heissen «Sputnik», «Cherrypot2», «Skillspot». Das ganze grosse Geschäft machen nicht diese von der ESBK homo - logierten Geschicklichkeits-Geldspielautomaten der neuen Generation. Wehren müssen sich die wenigen verbliebenen Auf steller der Schweizer Automaten- Branche gegen die Mafia, die mit illega - len Glücksspielgeräten die seriösen Betreiber buchstäblich ausspielt. Hinter den illegalen Geräten stehen im Sportwetten - bereich Firmen aus Österreich, dem Bal - kan und Deutschland. Andere Geräte wer den u.a. aus Italien, Deutschland, Russ land, Asien und dem Balkan in die Schweiz geschleust die Einfuhr von Glücksspiel-Equipment ist nicht verboten nur deren Betrieb! und werden in Spiel - clubs, Bars, Restaurants eingesetzt. Dazu werden verbotene ehemalige Geräte illegal betrieben. Christian Vollmer, Inhaber des einzigen an der Schweizer Börse vertretenen Unternehmens Escor AG, spricht seinen Ärger offen aus: «Die Überwachung des illegalen Marktes durch die ESBK (Eidg. Spielbankenkommission) und durch die Kantone ist absolut ungenügend, wenn nicht gar inexistent!» SWISS GAMING MAGAZINE hat bei zehn Aufstellern und Produzenten die Marktsituation in einer Umfrage erfasst. Vier Unternehmen haben sich daran beteiligt: Escor Automaten AG, Peter Schorno Golden Games, Süess Spielautomaten und Matthias Schaufelberger. Der Künstler Günther Sander malt den Traum des Spiels. Für die Schweizer Automaten-Branche sind illegale Geräte ein Alptraum nicht zuletzt weil die Spiel-Mafia aus dem Ausland inzwischen schon 90 Prozent des Umsatzes macht und die Schweizer Aufsteller von der Aufsicht des Bundes und der Kantone im Stich gelassen werden! 8 SWISS GAMING MAGAZINE
Es ist nun mehr als vier Jahre her seit die Geschicklichkeits-Geldspielautomaten in der Schweiz ausserhalb der Casinos verboten worden sind. Welche Konsequenzen hatte diese Geset - zesänderung für Ihr Unternehmen und was hat sich im Geldspielautomatenbereich verändert? Christian Vollmer: «Die Gesetzesände - rung hatte für Escor gravierende Folgen. Die Automatenaufstellung wurde innerhalb von drei Monaten aufgelöst, 140 Mit - arbeiter verloren ihren Arbeitsplatz und die gesamten Investitionen von über 12 Mio. Franken mussten abgeschrieben wer - den. Der Fokus des Unternehmens wurde neu auf Casinos und Casinobeteiligungen ausgerichtet.» Adolf Süess: «Das Unternehmen Süess Spielautomaten besteht noch aus ca. 25 Unterhaltungsautomaten und drei Geldspielautomaten. Die Spielbetriebe wurden geschlossen und ca. 50 Angestellte entlassen. Der Geldspielautomatenbereich besteht praktisch nur noch aus dem Sputnik von Golden Games. Andere Ge räte sind zu 90% nicht rentabel.» Matthias Schaufelberger: «In unserer Branche hat sich eigentlich nicht viel ge - ändert. Es gibt nur Sputnik oder Cherry - pot2. Wir haben noch 30 Mitglieder in unserem Verband und beissen immer noch an den Ausführungen des Gesetzes der ESBK. Die Umsätze genügen immer noch nicht.» Peter Schorno: «Wir haben viele Plätze verloren die wir mit dem Super Cherry hatten. Wir mussten Personal entlassen. Der Swissplay-Verband geht total falsch mit Drohungen vor und hofft auf ein Wun der des Bundesrates. Wenn man nicht mit den Behörden redet kommt nichts vom Verband.» Die Kantone haben mit den Geldspielautomaten der alten Generation nam hafte Einnahmen verbuchen können vor allem mit den Automaten in den Kursaal-Casinos. Der Bund hat diese jahrelang als Geschicklichkeits- Geldspielautomaten geltenden Geräte gesetzesmässig in reine Glücksspielautomaten umgewandelt. Den Kantonen wurde als Ersatz quasi die B-Casinos versprochen, wovon allerdings nur die wenigsten Kantone profitieren können. Haben Sie diesbezüglich schon Reaktionen der Kantone festgestellt? Vollmer: «Die Auswirkungen auf die Haushaltbudgets der Kantone waren weniger gravierend, da etliche Kantone mit einer oder gar mehreren B- Konzessio nen abgefunden wurden. Gravierend waren vielmehr die volkswirtschaftlichen Auswirkungen durch den Verlust von Ar beitsplätzen, Abbau von Infrastrukturen und durch den Wegfall von Zusatzeinnah men bei den Gaststätten. Die neuen Casinos haben zwar wiederum Investitionen ausgelöst, doch hatten diese oft einmaligen und weniger lokalen Charakter. Zudem waren die ehemaligen Mitarbeiter der Automatenaufsteller für eine Beschäf tigung in Casinos weniger geeignet.» Süess: «Nein.» Schaufelberger: «Reaktionen aus den Kantonen blieben praktisch aus. Die Kan - tone geben sich zwar Mühe, wie z.b. in Appenzell AR. Trotzdem bringen die Automaten viel zu wenig ein um wirtschaftlich zu sein.» Schorno: «Kantone mit einem Rauchverbot haben starken Einbruch für uns gebracht. Wir werden bald einmal amerikanische Verhältnisse haben mit lauter grossen Restaurants. Rauch- und Spielverbote werden Einzug halten und die kleinen Restaurants werden verschwinden und damit unsere wichtigen Aufstellplätze.» Die Geschicklichkeitsautomaten der neuen Generation haben die Hersteller vor fast unmögliche Probleme z.b. Homologationsverfahren, gestellt. Wie reagieren die Kantone darauf? Vollmer: «Die Kantone zeigten und zeigen wenig bis gar keine Reaktion. Eine Unterstützung war nicht zu verzeichnen. Die Kantone und deren Regierungen sind oftmals sehr stark mit den Lotteriegesellschaften verbunden. Ihr Engagement geht deshalb verstärkt in diese Richtung.» Süess: «Die Kantone bestätigen auf Anfrage, dass der Geldspielautomatenmarkt sehr klein geworden ist. Mehr nicht.» Schaufelberger: «Die Kantone reagieren nicht zu den Problemen des Bewilligungsverfahrens.» Schorno: «Überhaupt nicht. Im Gegenteil, die Gebühren sind gleich hoch geblieben und dies bei rund zehnmal geringeren Einnahmen.» Wie viele Geräte hat Ihr Unternehmen schon für die Homologation eingereicht und wie viele davon bewilligt erhalten? Vollmer: «Rund 10 Geräte wurden nach den neuen GGA-Normen entwickelt und zur Homologation eingereicht. Nach vie - len Gesprächen, Abänderungen und langen Bearbeitungszeiten haben schliesslich alle Geräte die Homologation erhalten. Allerdings nicht in der ursprünglich geplanten Form, was sich bei allen Ge - räten nachteilig auf die Spielfreudigkeit auswirkte.» Süess: «Keines.» Schaufelberger: «Ich habe bereits 5 homologierte Automaten eingereicht, ein weiteres ist in Bearbeitung.» Schorno: «Wir haben rund 15 Anpassun - gen des Sputniks vorgenommen. Wir su chen keinen Streit mit der ESBK die ihren Job so macht wie es im Gesetz steht. Wie beim Auto werden eben nicht alle bewilligt. Wir sind früher vom EJPD verwöhnt worden und das können viele in der Branche nicht verkraften. Wir kön - nen damit leben.» Konnten sich Ihre Geräte bereits durch - setzen oder wo liegt das Problem? Vollmer: «Mit dem letzten homologierten Gerät Skillspot wurde ein Meilenstein bei der Zulassung erreicht. Das Ge - rät ist einerseits für weniger geschickte Spieler sehr attraktiv und andererseits so ausgelegt, dass es auch von geschickten Spielern nicht leergespielt werden kann. Die aussagekräftigen Einspiel ergebnis se aus den Teststellungen weisen durchwegs eine Auszahlquote von 82 bis 90 Prozent aus. Das Problem liegt einzig im derzeit noch zu niedrigen Höchstgewinn von CHF 20.. Diesen Höchstgewinn hatten wir vor 35 Jahren...! Gegenüber den kon - kurrenzierenden Tac tilos mit Höchstgewinnen von CHF 40 000. ist der private Aufsteller massiv benachteiligt.» Schaufelberger: «Das Problem liegt in der Interpretation des Gesetzes durch die ESBK.» SWISS GAMING MAGAZINE 9
quent an die Gestze halten, werden hier klar benachteiligt.» Süess: «Der illegale Markt boomt regelrecht. Vor allem durch Ausländer, die im Gegensatz zu uns fassbaren Schweizern praktisch nicht behelligt werden. Uns laufen dadurch die Kunden weg zu den illegalen Geräten, die wie Glücksspielautomaten betrieben werden.» Schaufelberger: «Der illegale Markt ist enorm. Ich schätze, dass das Verhältnis 1:10 Franken für die illegalen Maschinen steht. Es sind wieder Super Cherry s, Rou lette, Poker usw. in Form von Touch - screen Automaten (ein Monitor mit nur Google-Anzeige, welche nur mit einem Code oder Fernbedienung funktionieren, welche am Abend installiert werden und nach 4 6 Stunden wieder abtransportiert werden). Diese Automaten sind auf dem Markt mühelos für 1500 Franken zu haben. Unsere Geräte können sich nicht gegen diese illegalen Automaten durchsetzen, 4000 Franken täglich netto Kassa gegenüber 20 Franken für bewilligte Geräte durch die Eidgenössische Spielbankenkommission! Der illegale Markt nimmt massiv zu, etwa 90 Prozent aller Automaten in der Schweiz sind heute schon illegal. Dies bedeutet für jeden Aufsteller das Aussterben.» Peter Schorno, einer der erfolgreichsten Schweizer Sky-Ski-Fahrer sieht es realis - tisch, dass die Automaten-Branche mit dem Gesetz für Geschicklichkeits-Geldspielautomaten (GGA) keine Höhenflüge wie früher mehr machen wird. Schorno: «Extrem. Es wird viel weniger gespielt. Wenn die ESBK nicht radikal durchgreift und in den Restaurants, Spiel betrieben und Spielclubs müssen wir schliessen. Was in Österreich und Deutschland gelungen ist, sind doch dort alle illegalen Geräte verschwunden, sollte doch auch bei uns möglich sein! Erstaunlich ist zudem, dass sich die Casinos nicht mehr wehren dafür, schätzen wir doch, dass mit illegalen Automaten mehrere Hundert Millionen Franken an Steuern verloren gehen.» Schorno: «Wir sind zufrieden sonst wür - den nicht über 1000 Geräte stehen.» Stellen Sie fest, dass der illegale Markt zugenommen hat. In welchen Bereichen und Formen und mit welchen Auswirkungen für Ihr Unternehmen? Vollmer: «Der Branche wird heute in vielen Formen Schaden zugefügt: Einerseits durch die mehr oder weniger illegalen Angebote der Lotteriegesellschaften und andererseits durch viele Formen von illegalen Geldspielautomaten. Die Überwachung dieses Marktes durch die ESBK oder durch die Kantone ist absolut ungenügend, wenn nicht gar inexistent. Viele Aufsteller betreiben des - halb ungestraft Automaten, welche weder von der ESBK bewilligt wurden noch im Rahmen der kantonalen Gesetze liegen, Unternehmen, welche sich konse- Der «Sputnik» vor über 100 Jahren erstmals in Deutschland unter dem Namen «Bajazzo» auf den Markt gekommen ist mit über 1000 Aufstellplätzen das am stärksten vertretene Geschicklichkeits-Geldspielgerät der Schweiz. Welchen Stellenwert nimmt der Sputnik ein? Vollmer: «Es ist nicht belegt, dass der Sputnik ein erfolgreiches Gerät ist. In einigen Kantonen und in einem breiten 10 SWISS GAMING MAGAZINE
Wie lange bleibt der «Sputnik» von Peter Schorno noch die Nummer 1?
Markt ist er es aber offensichtlich nicht! Es ist auch nicht klar, ob die sogenannten Geräte nicht nur von diesem Hersteller auch sämtliche eidgenössischen und kantonalen Gesetze einhalten.» Süess: «Zum Teil wäre es sinnvoll den Sputnik zu besitzen, obwohl nur einzel - ne Geräte so gut sind wie angepriesen.» Schaufelberger: «Der Sputnik, ist für Aufsteller nicht käuflich. Der Sputnik zieht eine junge Kundschaft an.» Schorno: «Der Sputnik ist die einzige Maschine die Geld bringt, 10fach mehr als die Konkurrenz am gleichen Ort. Die Branche nimmt es uns übel, dass wir den Sputnik nicht verkaufen. Frage: Wer wür de ein erfolgreiches Gerät heute noch verkaufen?» In welche Richtung gehen Ihre künftigen Pläne? Vollmer: «Escor konzentriert sich weiterhin auf ihr neu definiertes Geschäftsfeld Casinos. Der gute finanzielle Hintergrund erlaubt es dem Unternehmen, ohne Druck neue und interessante Gebiete in vielen Bereichen zu prüfen und allenfalls anzugehen. Die regelmässigen Gewinne erlauben eine kontinuierliche Dividendenausschüttung. Escor kann es sich unter diesen Umständen leisten, wei - terhin Entwicklung von Geschicklichkeits-Geldspielautomaten zu betreiben. Es ist unserem Unternehmen in diesem Jahr offenbar gelungen, mit dem Skillspot ein Ge rät zu entwickeln und zu homologieren, welches die hohen Anforde - rungen des neuen Gesetzes erfüllt und gleichzeitig auch profitabel betrieben werden kann. Wir werden deshalb konse quent diesen Weg verfolgen und über kurz oder lang ein Gerät auf den Markt bringen, welches dem Aufsteller eine ren table Aufstellung garantieren wird.» Süess: «Aufhören mit Spielautomaten.» Schaufelberger: «Grundsätzlich werden wir weiterhin für eine korrekte Interpretation des Gesetzes mit dem Swissplay- Verband kämpfen, um so unsere Rechte durch zu bringen.» Schorno: «Es muss ein kämpferischer Verband für die Branche her. Wenn die Illegalen eingedämmt werden, können alle leben, allerdings wird es nie mehr so werden wie es zu Zeiten mit dem alten Gesetz war.» Escor-Chef Christian Vollmer sitzt auf der Bank und hofft auf das Wunder. Er hofft auf seinen «Skillspot», doch Escor hat die Aufstellplätze an Golden Games verkauft... Escor wird, falls sich das Gerät durchsetzt, dieses wohl an die Aufsteller verkaufen. SWISS GAMING MAGAZINE 13