BAP-Umfrage Oktober 2012 (Welle 55) IW-Fortschreibung Moderater Beschäftigungsrückgang in der Zeitarbeit Im September 2012 ist die Zahl der Zeitarbeitnehmer leicht auf 856.000 Mitarbeiter gesunken. Dies entspricht im Vergleich zum August 2012, in dem der IW-Zeitarbeitsindex 867.000 Zeitarbeitnehmer für Deutschland auswies, einem moderaten Rückgang um rund 1,3 Prozent. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass in diesen Werten wichtige gesamtwirtschaftliche und branchenspezifische Rahmenbedingungen noch keinen Eingang gefunden haben. So sind etwa die sogenannten Branchenzuschläge in der Zeitarbeit erst ab dem 1. November 2012 in Kraft getreten und werden von den hier präsentierten Daten daher noch nicht erfasst. Die IW-Fortschreibung beruht auf den Daten der Bundesagentur für Arbeit 1 und führt diese Zeitreihe auf Grundlage der BAP-Umfrage und unter Verwendung des Unternehmensregisters fort. Entwicklung der Zeitarbeitnehmerzahl (absolut, Deutschland) 1.000.000 900.000 800.000 700.000 600.000 amtliche Daten der BA IW-Fortschreibung 500.000 Sep 09 Mrz 10 Sep 10 Mrz 11 Sep 11 Mrz 12 Sep 12 Datenquellen: Bundesagentur für Arbeit (BA), BAP-Umfrage, Unternehmensregister, eigene Berechnung des IW Abbildung 1 In die Auswertungen des vorliegenden Berichtes sind die Daten aus 2.156 Niederlassungen von BAP-Mitgliedsunternehmen eingegangen. Die Veröffentlichung des nächsten IW-Zeitarbeitsindexes (BAP) ist für Anfang Januar 2013 geplant. 1 Bezugspunkt der IW-Fortschreibung sind die Daten der Bundesagentur für Arbeit für Dez. 2011 (Arbeitsmarkt in Zahlen Arbeitnehmerüberlassung, 2. Halbjahr 2011, veröffentlicht am 20.07.2012). Ansprechpartner IW Consult: Dr. Thomas Schleiermacher, E-Mail: t.schleiermacher@iwkoeln.de, Tel: 0221/4981-877 Ansprechpartner Bundesarbeitgeberverband der Personaldienstleister e.v. (BAP): Fabian Reichelt, E-Mail: f.reichelt@personaldienstleister.de, Tel: 030/206098-40 1
Beschäftigungsentwicklung nach Unternehmensgrößen Im September 2012 sank in den befragten Unternehmen die Zahl der Zeitarbeitnehmer gegenüber August 2012 um durchschnittlich 2,3 Prozent. Die Beschäftigungsentwicklung verlief in den drei hier unterschiedenen Unternehmensgrößenklassen von August auf September 2012 deutlich unterschiedlich: Während kleinere Zeitarbeitsunternehmen mit bis zu 50 Mitarbeitern im September 2012 einen Beschäftigungsanstieg von rund 2,1 Prozent verbuchen konnten, mussten mittelständische Betriebe mit 51 bis 500 Mitarbeitern sowie die Großunternehmen der Branche mit einem Minus in Höhe von 1,2 Prozent bzw. 2,3 Prozent einen (moderaten) Beschäftigungsrückgang im Vergleich zum Vormonat hinnehmen. Da in der befragten Stichprobe kleine und mittelgroße Zeitarbeitsunternehmen unterrepräsentiert sind und diese beiden Gruppen in die Berechnung der Gesamtmarktentwicklung (IW-Fortschreibung, siehe Seite 1) daher mit höheren Gewichten eingehen, fällt der durchschnittliche Beschäftigungsrückgang auf dem gesamten deutschen Zeitarbeitsmarkt etwas geringer aus als bei dem hier dargestellten Befragungsmittelwert über alle Größenklassen. Veränderung der Zeitarbeitnehmer (Umfrageergebnisse in Prozent/nach Beschäftigtengrößenklassen) 3 2 2,1 1 0-1 -1,2-2 -2,3-2,3-3 klein (1-50 ZA) mittel (51-500 ZA) groß (>500 ZA) gesamt Abbildung 2 2
Fakturierte Arbeitsstunden nach Unternehmensgrößen Im September 2012 konnten die befragten Zeitarbeitsunternehmen bei ihren Kunden im Befragungsdurchschnitt rund 5,8 Prozent mehr Stunden als im Vormonat abrechnen. Diese Ergebnisse sind bereits um die unterschiedliche Zahl an Arbeitstagen im August 2012 (23 AT) und September 2012 (20 AT) bereinigt. Ohne diese Bereinigung wäre im Befragungsmittel ein absolutes Minus bei den fakturierten Arbeitsstunden in Höhe von 8 Prozent zu verzeichnen gewesen. Hinter dem Befragungsmittelwert verbirgt sich aber eine unterschiedliche Entwicklung in den einzelnen Unternehmensgrößenklassen, wie sie bereits bei der Beschäftigungsentwicklung festzustellen war: Kleinere Zeitarbeitsunternehmen mit bis zu 50 Zeitarbeitnehmern meldeten laut Umfrage ein spürbares Plus bei den fakturierten Stunden in Höhe von rund 10,9 Prozent. In mittelständischen Betrieben mit 51 bis 499 Zeitarbeitnehmern und Großunternehmen mit mehr als 500 Zeitarbeitnehmern fielen die Zuwächse im Bereich der fakturierten Arbeitsstunden mit einem Plus in Höhe von 6,8 Prozent bzw. 5,8 Prozent spürbar geringer aus. Veränderung der geleisteten (fakturierten) Arbeitsstunden (Umfrageergebnisse in Prozent/nach Beschäftigtengrößenklassen) 12 10 10,9 8 6 4 6,8 5,8 5,8 2 0 klein (1-50 ZA) mittel (51-500 ZA) groß (>500 ZA) gesamt Abbildung 3 3
Kartografischer Überblick Der kartografische Überblick zeigt, dass die Beschäftigungsentwicklung in der Zeitarbeit im September 2012 in fast allen Bundesländern rückläufig war. Dabei fällt der Beschäftigungsrückgang insbesondere in zwei nördlichen Bundesländern sowie in Baden-Württemberg etwas stärker aus. Nur die Zeitarbeitsunternehmen aus Bremen beschäftigten im September 2012 mehr Zeitarbeitnehmer als im Vormonat. Veränderung der Zeitarbeitnehmerzahl in den Bundesländern (Umfrageergebnisse in Prozent, August auf September 2012) Abbildung 4 4
Bundesländer im Vormonatsvergleich Die nachfolgende Grafik zeigt nochmals ganz deutlich, dass die Zeitarbeitsbeschäftigung zwischen August und September 2012 in fast allen Bundesländern rückläufig war. Die einzige Ausnahme bilden hier die befragten Zeitarbeitsunternehmen aus Bremen, die einen deutlichen Zuwachs in Höhe von rund 3 Prozent vermelden konnten. In den übrigen Bundesländern sank in den befragten Unternehmen die Zahl der beschäftigten Zeitarbeitnehmer. Während im Saarland und in Hessen dieser Rückgang mit einem Minus in Höhe von jeweils 0,6 Prozent sehr gering ausfiel, mussten insbesondere die Befragungsteilnehmer aus Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern mit einem Rückgang in Höhe von 4,5 bzw. 4,7 Prozent deutliche Beschäftigungseinbußen hinnehmen. Veränderung der Beschäftigung in den Bundesländern (Umfrageergebnisse in Prozent, August auf September 2012) Bremen Saarland Hessen Rheinland-Pfalz Nordrhein-Westfalen Berlin Brandenburg Sachsen-Anhalt Hamburg Schleswig-Holstein Bundesdurchschnitt Sachsen Thüringen Bayern Baden-Württemberg Niedersachsen Mecklenburg-Vorpommern -4,5-4,7-0,6-0,6-1,5-1,7-1,7-1,8-1,9-1,9-2,2-2,3-2,3-2,6-2,8-3,1 3,0-6 -5-4 -3-2 -1 0 1 2 3 4 Abbildung 5 5
Bundesländer im Vorjahresvergleich Die befragten Zeitarbeitsunternehmen haben im Vergleich zum September 2011 die Zahl ihrer Zeitarbeitnehmer um durchschnittlich 4,0 Prozent erhöht. Die befragten Zeitarbeitsunternehmen aus Bremen behaupten auch weiterhin die Spitzenposition dieses Vorjahresvergleichs und konnten das Beschäftigungsplus sogar nochmals leicht von 36,6 Prozent (August 2011 auf August 2012, Welle 54) auf nunmehr 39,6 Prozent steigern. Auch am unteren Ende des bundeslandspezifischen Vorjahresvergleichs hat sich keine Änderung ergeben: Die Zeitarbeitsentwicklung im Saarland bildet mit einem aktuellen Rückgang bei der Zahl der Zeitarbeitnehmer zwischen September 2011 und September 2012 in Höhe von 14,1 Prozent weiterhin das Schlusslicht. Auch die Schlussgruppe aus Hessen, Thüringen und Baden-Württemberg ist in ihrer Zusammensetzung im Vergleich zur vorausgegangenen Umfrage (Welle 54) identisch geblieben, lediglich die konkrete Positionierung hat sich innerhalb dieser Gruppe geändert. Veränderung der Beschäftigung in den Bundesländern (Umfrageergebnisse in Prozent, September 2011 auf September 2012) Bremen Hamburg Berlin Schleswig-Holstein Bayern Nordrhein-Westfalen Sachsen-Anhalt Bundesdurchschnitt Niedersachsen Sachsen Rheinland-Pfalz Brandenburg Mecklenburg-Vorpommern Hessen Thüringen Baden-Württemberg Saarland -0,6-0,8-3,2-5,5-6,8-9,0-14,1 18,4 14,3 11,4 8,3 7,0 5,2 4,0 2,7 1,4 39,6-20 -10 0 10 20 30 40 50 Abbildung 6 6