Für junge Rüben nur das Beste

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Transkript:

Ackerbau Für junge Rüben nur das Beste Wer preisbewusst und passend düngen will, muss den Bedarf der Rübe genau kennen. Neue Versuche zeigen, dass Mineraldünger kombiniert mit Gärresten die Erträge steigern. Nur optimal versorgte Rüben bringen hohe Erträge bei guten Qualitäten. Vor allem in Jahren mit ungünstigen Wachstumsbedingungen wie 2013, ist die Düngung dafür eine wichtige Stellschraube. Neben der mineralischen Düngung spielt der Einsatz organischer Dünger wie Gärreste oder Gülle auch in den klassischen Rübenanbaugebieten eine immer größere Rolle. Nicht zu viel Stickstoff! Bei einem Ertrag z. B. von 650 dt/ha liegt der N-Entzug der Rübe bei 300 kg N/ha. Das meiste dieser N-Menge kommt aus dem im Boden vorhandenen mineralischen Stickstoff-Pool (N min ) und aus der Mineralisation über die gesamte Vegetationszeit. Die Höhe der Mineralisation hängt vom Humusgehalt, C : N-Verhältnis der organischen Substanz, der Bodentemperatur und -feuchtigkeit sowie vom Sauerstoffgehalt des Bodens ab. Es genügt ein Sollwert von 160 kg N pro ha, der sich langjährig bewährt hat. Weil sich die zu düngende Menge aus dem Sollwert nach Abzug der N- Vorräte im Boden ergibt, empfiehlt es sich, im Frühjahr vor der Düngung eine N min -Untersuchung durchzuführen. Alternativ können Sie von den Länderdienststellen veröffentlichte Richtwerte heranziehen. Das Sollwertsystem berücksichtigt standortabhängige Faktoren, wie organische Düngung, Zwischenfruchtanbau und das N-Nachlieferungsvermögen des Bodens (siehe Übersicht 1). Demnach sollten Sie die N-Düngemenge auf leichten, sandigen Böden mit geringer Nährstoffnachlieferung um 20 bis 40 kg N/ha erhöhen. Auf tief- Foto: Moritz Eine optimale N-Düngung fördert vor allem die Jugendentwicklung der Rüben und sorgt für einen zügigen Reihenschluss. 66 top agrar 2/2014

Übersicht 1: N-Empfehlung für Rüben Berechnung des N-Sollwertes Menge (kg N/ha) Sollwert 160 Sollwert zu Vegetationsbeginn Korrekturen des Sollwertes 1) 160 minus N min bei langjähriger organischer Düngung 2) - 20 bei Anbau von Zwischenfrüchten bis - 20 bei standortbedingter schlechter N-Nachlieferung + 20 bis + 40 bei standortbedingter guter N-Nachlieferung bis - 20 1) Die Summe der Zu- und Abschläge sollte 40 kg N/ha nicht überschreiten; 2) In der Regel bei P-Gehalten in der Krume von mehr als 13 mg P-CAL/100 g Boden So ermitteln Sie die optimale N-Menge für Ihren Standort. gründigen, nachlieferungsstarken Böden lässt sich der Sollwert dagegen bedenkenlos um 20 kg N/ha reduzieren. Wer langjährig organisch düngt oder im Herbst Zwischenfrüchte anbaut, sollte ebenfalls die Menge um jeweils bis zu 20 kg N/ha senken. Am besten düngen Sie den Stickstoff zur Saat und arbeiten den Dünger direkt ein. Auf leichten Böden und in trockenen Regionen empfiehlt es sich, zur Saat nicht mehr als 80 bis maximal 100 kg N/ha zu düngen. Die noch fehlende N-Menge können Sie im 4- bis 6-Blattstadium ergänzen. Die N-Form spielt bei der Düngung von Rüben nur eine untergeordnete Rolle. Die N-Düngung von Energierüben kann wie bei konventionellen Rüben erfolgen. Zu hohe N-Mengen senken den Zuckergehalt/-ertrag und damit auch den Trockenmasseertrag. Das belegen zahlreiche Feldversuche. Zu empfehlen ist daher auch bei den Biogasrüben eine N-Düngung nach dem Sollwert-Schema. Ernteversuche belegen, dass die N-Düngung die Rübe lediglich in der Jugendentwicklung fördert. Ab Sommer kann sie den Bodenstickstoff optimal nutzen. Ob reine Biomassesorten künftig allerdings einen anderen N-Düngebedarf haben als die Zuckerrübensorten, wird zu überprüfen sein. Hoher K- und P-Bedarf: Rüben haben ein ausgeprägtes Wurzelsystem und können sich die Nährstoffe daher sehr gut aneignen. Vor allem die Kalium-Entzüge aus dem Boden sind sehr hoch. Bei einem angenommenen Ertrag von 650 dt Unsere Autoren: Jens Knieke und Annette Hoffmann, Landwirtschaftskammer Niedersachsen pro ha und einem Rübe-Blatt-Verhältnis von 1 : 0,7 (100 dt Rüben liefern 70 dt Rübenblatt) entziehen sie dem Boden ca. 430 kg/ha K 2 O. Hiervon entfallen 270 kg auf die Blattmasse (60 kg/100 dt Blatt) und 160 kg auf den Rübenkörper (25 kg pro 100 dt Rüben). Kalium wirkt sich positiv auf Ertrag und Zuckergehalt aus. Die höchsten Zuckergehalte lassen sich bei K-Gehalten von 35 bis 40 mmol/kg Rübe erreichen. Liegen die Werte mehrjährig darunter, empfiehlt es sich, die K-Düngung über den Entzug hinaus zu erhöhen. Für schwere Böden ergibt sich über die Fruchtfolge ein Düngebedarf von ca. 250 kg K 2 O/ha, der in der Regel vor der Rübenaussaat gegeben wird. Auf bindigen Böden können Sie die Menge im Herbst oder Frühjahr ausbringen. Den Rest liefert der Boden nach. Auf leichten Böden empfiehlt sich wegen der Auswaschungsgefahr eine Düngung direkt vor der Rübenaussaat. Da ein sehr leichter Boden kaum nachliefert, sind rund 360 kg K 2 O nötig. Mengen über 200 kg K 2 O/ha sollten Sie teilen und im Abstand von 4 Wochen geben. Der Phosphatentzug liegt bei Rübenerträgen von 650 dt/ha bei etwa 185 kg pro ha. Davon bindet der Rübenkörper 72 kg P 2 O 5 (11 kg/100 dt Rüben) und 113 kg P 2 O 5 landen im Blatt (8 kg je 100 dt Blatt). Düngen Sie bei diesem Ertragsniveau daher 80 kg P 2 O 5 /ha, wenn sich der Boden in der Gehaltsklasse C befindet. Als Dünger eignet sich Diammonphosphat (DAP). Vergessen Sie keinesfalls, den enthaltenen Stickstoff bei der Ermittlung der N-Düngermenge nach dem Sollwert-System anzurechnen. Wer DAP im Herbst düngt, muss eine Zwischenfrucht anbauen, um den Stickstoff zu binden und somit vor Verlagerung bzw. Auswaschung zu schützen. Die Magnesium-Aufnahme von Rüben beträgt bei einem Ertrag z. B. von 650 dt top agrar 2/2014 67

Ackerbau 6 % trägt zur Bedarfsdeckung bei. Ein Beispiel: Wer 6 dt/ha Kornkali düngt, der führt 240 kg/ha Kali dem Boden zu. Diese Menge enthält 36 kg/ha Magnesium. Beachten Sie die Magnesiumversorgung vor allem beim Einsatz magnesiumarmer Kalke wie Carbokalk. Neben der ph-wert-regulierung verbessert Kalk die Bodenstruktur und vermindert die Verschlämmungsgefahr das ist vor allem auf schluffigen Böden wichtig. Alternativ können Sie Magnesium auch über organische Wirtschaftsdünger wie Gülle oder Gärreste zuführen. Auch die Anwendung von Kieserit ist möglich, sollte aus Kostengründen aber erst erfolgen, wenn Kalk oder die organischen Dünger nicht in Betracht kommen. Foto: Steuerwald Denken Sie auch an Mikronährstoffe wie Bor. Ein Mangel verursacht Herz- und Trockenfäule. je ha knapp 100 kg/ha. Dabei entzieht die Rübe 52 kg (8 kg MgO/100 dt Rüben), das Blatt 45,5 kg (7 kg MgO/100 dt). Auch Kornkali mit einem MgO-Gehalt von Wie viel Bor und Mangan? Bormangel kann in trockenen Jahren vor allem auf Sandböden mit ph-werten über 7 auftreten. Mit einer Blattspritzung von 500 g Bor/ha zum Reihenschluss lässt sich die durch Bormangel verursachte Herzund Trockenfäule verhindern. Auf leichteren Standorten kann auch ein Manganzusatz (ca. 300 g/ha) zur Blattspritzung bei Reihenschluss der Rüben sinnvoll sein. Ein möglicher Düngebedarf lässt sich nur über eine Blattanalyse ermitteln. Rüben lieben Gärreste Gärreste kombiniert mit Mineraldüngern steigern die Zuckererträge. Zudem liegen erste Ergebnisse zur Unterfußdüngung vor. Selbst in reinen Ackerbaubetrieben setzt sich der Einsatz organischer Dünger immer mehr durch. Grund dafür ist auch, dass Gärreste aus Biogasanlagen eine lohnende Ergänzung zu Mineraldüngern sind. Für Rübenanbauer stellt sich die Frage, wie sich die Wirtschaftsdünger am effizientesten einsetzen lassen. Hierzu hat die LWK Niedersachsen zusammen mit der ARGE NORD (Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Rübenanbaus in Norddeutschland e.v.) mehrjährige Exaktversuche in unterschiedlichen Regionen durchgeführt. Varianten mit Gärrest plus Mineraldünger mussten sich der reinen mineralischen Düngung stellen. Für die Versuche wurde der Gärrest (5,63 kg/m 3 Gesamt-N, 2,82 kg/m 3 P 2 O 5 und 4,36 kg/m 3 K 2 O) kurz vor der Rübenaussaat mit praxisüblicher Schleppschlauchtechnik ausgebracht und unmittelbar danach Foto: agrarfoto.com Mit Gülle oder Gärresten, ausgebracht vor der Rübensaat, lassen sich die Düngekosten drücken. 68 top agrar 2/2014

eingearbeitet. Für die Pflanzenverfügbarkeit des Stickstoffs (Nitrat-, Ammonium- und organisch gebundener Stickstoff) werden 70 % angesetzt. Zwischen den Varianten traten teils deutliche Ertragsunterschiede auf. Mehrerträge möglich: Dass sich mit Gärresten gedüngte Rüben (15 bzw. 30 m³/ha) besser entwickeln als rein mineralisch gedüngte Pflanzen, zeigen Versuche am niedersächsischen Standort Hamerstorf auf schwach lehmigen Sandböden mit 32 BP. Die Bestände waren deutlich grüner und zeigten einen zügigen Reihenschluss. Erst ab Ende August glichen sich die rein mineralisch gedüngten Varianten an. Entscheidend ist aber Folgendes: Die mit Mineraldüngern kombinierte Gärrestdüngung brachte beachtliche Zuckererträge (siehe Übersicht 2, Seite 71). So ließ sich mit einer Gärrestgabe von 15 m³/ha (N-Angebot aus Gärrest 59 kg pro ha) ein ähnlicher Ertrag erreichen wie mit 70 kg N/ha über reinen Mineraldünger. Eine kombinierte Gabe von 15 m 3 /ha Gärrest mit 40 kg/ha mineralischem Stickstoff bringt ungefähr den gleichen Zuckerertrag wie 100 kg/ha rein mineralisch gedüngt. Die Kombination aus Mineraldünger und Gärrestgabe schnitt im Vergleich zu rein mineralisch und auch reiner Gärrestdüngung in jedem Fall besser ab. Die Zuckererträge in der Stufe mit 30 m³/ha Gärrest lagen etwas höher, allerdings machten sich die mineralischen N-Steigerungen auf diesem hohen Versorgungsniveau nicht mehr so deutlich bemerkbar. Mit rein organischer Düngung von 30 m³/ha Gärrest ließ sich das Ertragsniveau von 15 m³/ha plus 40 kg Foto: Hoffmann

Ackerbau So sieht die Versuchstechnik für die Gärrestdüngung unterfuß aus. Das Schar hinter dem Sech platziert den Dünger ca. 20 cm tief in den Boden. Foto: Knieke N/ha mineralisch leicht übertreffen. Den maximalen Zuckerertrag in der 30 m³-stufe erreichte zwar die Variante mit Zugabe von 70 kg N/ha Mineraldünger. Allerdings spiegelt sich dies auch in den erhöhten Alpha-Amino-N-Gehalten wider. Die Pflanzen konnten demnach den zusätzlichen Stickstoff trotz langer Vegetationszeit nicht in Ertrag umsetzen. Eine überzogene N-Düngung schadet somit nicht nur dem Geldbeutel, sondern führt auch zu schlechteren Qualitäten und Zuckergehalten. Ideal für leichte Böden: Die Versuche zeigen, dass Gärreste kombiniert mit Mineraldüngern auf leichten Böden die Zuckererträge steigern, ohne sich negativ auf die Qualität auszuwirken. Empfehlung: Planen Sie eine mineralische Startgabe von 30 bis 60 kg N/ha ein. Diese fördert in trockenen oder kalten Frühjahren die Jugendentwicklung. Die noch nötige N-Menge über Gärreste können Sie mit der Sollwertmethode (Übersicht 1, Seite 67) ermitteln. Weil die Nährstoffgehalte von Gärresten stark schwanken, ist eine Analyse dringend angeraten. Den enthaltenen Stickstoff können Sie bei der Düngeplanung zu 70 % anrechnen, Phosphor und Kalium zu 100 %. Um Nährstoffverluste möglichst zu vermeiden, sollten Sie die Gärreste direkt einarbeiten. Denken Sie auch an die Einarbeitungspflicht nach Dünge-VO auf unbestelltem Acker. In Niedersachsen liegt sie bei binnen 4 Stunden. Erste Versuche zu unter Fuß: Künftig könnte die Unterfußdüngung, die man vom Mais kennt, auch für Rüben interessant werden. So kann die Unterfußdüngung mit Gärresten die Ammoniakverluste senken und Auswaschungsverluste vermeiden. Maschinenhersteller bieten jetzt erste technische Lösungen an, um Rüben mit flüssigen, organischen Düngern unter Fuß zu düngen. Ein Prototyp wurde erstmals auf dem niedersächsischen Rübentag in Vinstedt (Kreis Uelzen) eingesetzt. Dieser platziert den Gärrest auf 45 cm Reihenabstand ca. 20 cm tief. Im Gegensatz zur Streifenbearbeitung wurde die gesamte Fläche vorher gelockert. Bei der Rübenaussaat war es wichtig, die mit Gärrest platzierte Reihe exakt zu treffen. Im Versuch musste sich die Unterfußdüngung der mineralischen N-Steigerung und der kombinierten Mineral-Gärrestdüngung stellen. Geprüft wurde zudem der Einsatz des Nitrifikationshemmers Piadin. Vergleicht man die Variante 15 m³-gärrest breit verteilt ohne mineralische Aufdüngung mit der platzierten Düngung, so ließen sich damit die Zuckererträge deutlich steigern. Der Zusatz von Piadin brachte nochmals einen Ertragssprung. Weitere Versuchser- gebnisse müssen diese einjährigen Trends allerdings noch bestätigen. Die Unterfußdüngung mit Gärresten brachte unter den extremen Witterungsverhältnisse in 2013 (langer Winter, Hitze ab Mitte April, starke Niederschläge ab Mitte Mai) deutlich höhere Erträge als die herkömmlich gedüngten Varianten. Grund dafür ist, dass der unter Fuß gedüngte Stickstoff nicht so schnell auswäscht. Schnell gelesen Eine Düngung der Rüben nach dem Sollwert von 160 kg Gesamt-N, korrigiert um standortabhängige Faktoren, hat sich bewährt. Gärreste plus Mineraldünger erhöhen auf leichten Standorten die Zuckererträge und drücken die Düngungskosten. Die Verarbeitungsqualität leidet bei organischer Düngung nicht. Erste Versuche zur organischen Unterfußdüngung mit und ohne Piadin sind vielversprechend. Vernachlässigen Sie nicht die Mikronährstoff-Versorgung! 70 top agrar 2/2014

Übersicht 2: N-Steigerungen mit und ohne Gärrest 1) 220 200 180 160 140 120 Zuckerertrag rel. 2) Zuckergehalt 2), α-amino-n 3) 21 18 15 12 9 6 Die Kombination Gärrest plus Mineraldünger-N erhöht auf eher leichten Standorten die Zuckererträge. 100 80 Kontrolle 40 kg N/ha 70 kg N/ha 100 kg N/ha SW 160 kg N/ha SW + 25% ohne Mineral-N 40 kg N/ha Zuckergehalt α-amino-n Zuckerertrag rel. 70 kg N/ha 100 kg N/ha ohne Mineral-N 40 kg N/ha 70 kg N/ha mineralische N-Steigung 15 m 3 /ha Gärrest 30 m 3 /ha Gärrest 1) Sorte Julius, Standort Hamerstorf in Niedersachsen 2012, 2) Angaben in %, 3) Angaben in mmol/1000 g 100 kg N/ha 3 0 Grafik: Orb top agrar 2/2014 71