BMI-Monitoring im Kanton Obwalden Resultate zum Schuljahr 2015/16

Ähnliche Dokumente
Monitoring der Gewichtsdaten der schulärztlichen Dienste der Städte Basel, Bern und Zürich

Vergleichende Auswertung der Daten des Schuljahres 2005/2006

Monitoring der Gewichtsdaten der schulärztlichen Dienste der Städte Basel, Bern und Zürich

Ernährung und Bewegung von Kindern und Jugendlichen

Übergewicht im Kanton Zürich

Monitoring der Gewichtsdaten der schulärztlichen Dienste der Städte Basel, Bern und Zürich

BMI-Monitoring im Kanton Graubünden. Resultate zum Schuljahr 2011/12

Monitoring der Gewichtsdaten der schulärztlichen Dienste der Städte Basel, Bern und Zürich

Wie steht es tatsächlich um das Gewicht unserer Kinder?

Gesundheits- und Risikoverhalten von Berliner Kindern und Jugendlichen

Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen im Kanton Zürich

Ernährung, Bewegung und Körpergewicht:

SchülerInnenbefragung OÖ (2013) Lebens-, Freizeit- und Ernährungsgewohnheiten von SchülerInnen in Oberösterreich und deren Einfluss auf den BMI

Auswertung der Daten des Schuljahres 2008/2009. Resultate aus einem von Gesundheitsförderung Schweiz unterstützten Projekt. Schlussbericht August 2010

Gesundheits- und Sozialdepartement. BMI-Monitoring. Ergebnisse für das Schuljahr 2011/2012. gesundheit.lu.ch. Dienststelle Gesundheit

Häufigkeit und Gefährlichkeit von Übergewicht:

Adipositas im Kindes- und Jugendalter

Die Inanspruchnahme ambulanter ärztlicher Leistungen durch ältere Menschen

Gewicht und Ernährungsweise

Kinder- und Jugendbericht

Monitoring der Gewichtsdaten der schulärztlichen Dienste der Städte Basel, Bern und Zürich

45% derer, die sich selbst nur als übergewichtig einschätzen, sind tatsächlich sogar adipös.*

Kinder- und Jugend- Gesundheitsbericht 2010 für die Steiermark Gesundheitsziel: Gesundheitssystem gesundheitsfördernd gestalten

22 Prozent halten dies hingegen für weniger und 21 Prozent für überhaupt nicht sinnvoll.

Gewichtsentwicklung. der Vorarlberger Kindergartenkinder 2010 / 11 bis 2013 / 14

FLEISCH information. Fleischkonsum. Ergebnisse aus dem Ernährungspanel

Indikator 1.5: Kenntnis von Ernährungsempfehlungen

Kinder- und Jugend- Gesundheitsbericht 2010 für die Steiermark

Inline Skating in der Schweiz 2014

STATISTIK JUGEND IMPFUNGEN KINDER & BASEL-STADT

Kinder- und Jugend- Gesundheitsbericht 2010 für die Steiermark

Motorische Förderung von Kindern im Schulsport

Fleischkonsum in der Schweiz

München, den Einführung

Sportmotorische Bestandesaufnahme Motorische Fähigkeiten der Erstklässler der Stadt Winterthur

Gebrauch psychoaktiver Medikamente von Erwachsenen

Sport und Studium Befragung der Studierenden an den Schweizer Hochschulen

Sportverhalten von Kindern Vernetzungstreffen des kantonalen Aktionsprogramms Leichter leben 24. November 2010

Zuckerreduzierte und zuckerfreie Lebensmittel die Sicht der Verbraucher

Indikator 1.3: Kenntnis der Zusammenhänge zwischen Ernährung, Bewegung und gesundem Körpergewicht

53. Wettbewerb des Landtags von Baden-Württemberg. Thema 2 Umfrage: Welche Rolle spielt Sport für Jugendliche?

Dialego Market Research Online For Better Decisions

Wenn s um Gesundheit geht Frauen und Männer im Vergleich Auswahl an Daten und Fakten zur Gesundheit der Geschlechter

Die Entwicklung der Pflegebedürftigen in Thüringen bis 2020

Evaluation IV: Wahrnehmung und Bewertung der Kampagne (2011) Anhänge

Comenius-Projekt. Am Projekt beteiligte Schulen

Evaluation zur Gesundheit in der Schule

Allgemeine bildungsökonomische Rahmenbedingungen in Deutschland

Die Gedanken der Mutter:

Gibt es die perfekte Ernährung? Ein Projekt der 6B - Klasse mit

Auswertung der forsa Umfrage Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel bei Städtereisen 2012

Faktenblatt. Geschlechtsverkehr und Verhütung bei den Jugendlichen in der Schweiz

Online-Kompetenz für Migrantinnen und Migranten in Deutschland. 1. Statistisches Bundesamt definiert eine neue Bevölkerungsgruppe

Jenaer Geschäftsklimaindex. Gesamtauswertung der Befragung des Basisjahres 2011

Iss einfach unverbesserlich

Bevölkerung nach höchstem beruflichen Bildungsabschluss und Migrationshintergrund 2012 in % nach Altersgruppen (20-30 Jahre und Jahre)

Christliche Lager für Kinder und Jugendliche weiterhin gefragt

Statistisches Bundesamt (Hrsg.)

I. Überblick über Kinderunfälle im Straßenverkehr Unfallzahlen 2010 sowie die Veränderung im Vergleich zum Vorjahr:

Healthy Athletes Gesunde Lebensweise. Selbstbestimmt gesünder

Elternbefragung zur Schwimmfähigkeit von Kindern in München. Ergebnisse einer telefonischen Befragung von Eltern mit Kinder im Alter von 5-11 Jahren

Sportmotorische Bestandesaufnahme Motorische Fähigkeiten der Erstklässler der Stadt Zürich

Zweirad-Führerscheinbesitz bei jungen Menschen in der Region Stuttgart rückläufig

8 Mediennutzung. 8.1 Medienausstattung

Selektion und Evaluation am Beispiel

Sozialwissenschaftliches Institut Tübingen

Gesundheitsfragebogen von: Datum:

Wer nutzt das Angebot der Stuttgarter Jugendhaus Gesellschaft? Ergebnisse der Besuchererhebung 2013

STAR: Kostenstrukturen in Anwaltskanzleien 1994 und 1998

Monate Präop Tabelle 20: Verteilung der NYHA-Klassen in Gruppe 1 (alle Patienten)

Sonderbericht: Lebenslagen der. Pflegebedürftigen

Schulabsentismus in der Schweiz Ein Phänomen und seine Folgen Eine empirische Studie zum Schulschwänzen Jugendlicher im Schweizer Bildungssystem

Spitex-Statistik 2009

Hilfe mein Kind ist übergewichtig! - Was Eltern betroffener Kinder tun können.

Umfrage zum Thema Cholesterin

Vorsätze für das Jahr 2016

Bei näherer Betrachtung des Diagramms Nr. 3 fällt folgendes auf:

Redemittel zur Beschreibung von Schaubildern, Diagrammen und Statistiken

Tirol Werbung Tourismusforschung Strategien & Partner. In Kooperation mit

Titel. Untertitel. Gesundheit und Lebensstil von Jugendlichen der Stadt Zürich: Resultate der Schülerbefragung 2012/13

PC hat Buch in der Freizeit endgültig überholt, die digitale Revolution bleibt vorerst aber aus!

Warum ist das Thema Bewegung während der Pubertät so wichtig?

Vorschulische Sprachstandserhebungen in Berliner Kindertagesstätten: Eine vergleichende Untersuchung

Das Bewegungsverhalten von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz

Kinder- und Jugendgesundheitsbericht Die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen im Kanton Basel-Stadt

Methodische Vorbemerkungen

Entwicklung des Alkoholkonsums bei Jugendlichen

Lebenslange Partnerschaft und sexuelle Treue hoch im Kurs

Adipositas in der Schweiz: Wo stehen wir im

Ministerium für Schule und Weiterbildung. Ergebnisse der Vergleichsarbeiten (VERA), Klasse 3, 2009

Fact Sheet. HBSC 2006 Sexualität bei Jugendlichen

Erläuterungen zu den Sonderauswertungen des Statistischen Bundesamtes zur Neubemessung der Regelbedarfe

Smart-TV Effects 2014-II

Urbanes Grün und Gesundheit

Transkript:

BMI-Monitoring im Kanton Obwalden Resultate zum Schuljahr 2015/16 Hanspeter Stamm, Angela Gebert, Markus Lamprecht Lamprecht und Stamm Sozialforschung und Beratung AG Forchstrasse 212 8032 Zürich info@lssfb.ch Zürich April 2016 Inhalt 1. Überblick 1 2. Vorgehensweise und Datengrundlage 1 2.1. Datenerhebung 1 2.2. Datenanalyse 2 3. Resultate 4 3.1. Verbreitung von Übergewicht 4 3.2. Ernährung und Bewegung 6 3.3. Medienkonsum 12 4. Zusammenfassung 13 Literaturhinweise 14

1. Überblick Anfangs 2016 wurde im Kanton Obwalden zum zweiten Mal nach dem Schuljahr 2011/12 eine Datenerhebung zu Körpergewicht, Medienkonsum, Ernährungs- und Bewegungsverhalten der Schüler/innen ausgewählter Klassenstufen durchgeführt. Die Datenerhebung erfolgte durch den kantonalen Schulgesundheitsdienst und hatte wie bei der ersten Studie das Ziel, Daten aller Schüler/innen des Kindergartens und der 5. Klasse sowie neu auch der 9. Klasse zu erfassen. Die gesammelten Daten bilden die Grundlage für die statistische Analyse und den Vergleich mit den Resultaten der Studie des Jahrs 2011/12, welche im vorliegenden Bericht dokumentiert sind. Kapitel 2 beinhaltet zunächst eine nähere Beschreibung der Datenbasis, während Kapitel 3 detaillierte Resultate zur Prävalenz von Übergewicht und den Zusammenhängen zwischen Körpergewicht, Ernährung, Bewegung und Medienkonsum liefert. Abschliessend folgt in Kapitel 4 eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Resultate und Erkenntnisse. 2. Vorgehensweise und Datengrundlage 2.1. Datenerhebung Die Datenerhebung zum Schuljahr 2015/16 fand zwischen Januar und März 2016 statt und folgte von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen (siehe weiter unten) der Vorgehensweise, die bereits für die Studie des Jahres 2011/12 gewählt worden war und ihrerseits auf den Vorgaben basierte, welche im Rahmen des Projekts "Vergleichendes BMI-Monitoring" von Gesundheitsförderung Schweiz entwickelt worden waren (vgl. Stamm et al. 2013, 2014). Das Hauptziel der zweiten Datenerhebung im Kanton Obwalden bestand in der Bestimmung der aktuellen Übergewichtsprävalenz bei den Schüler/innen. Zudem sollten Veränderungen im Anteil Übergewichtiger sowie im Ernährungs- und Bewegungsverhalten gegenüber dem Schuljahr 2011/12 aufgezeigt werden. In diesem letzteren Punkt unterschiedet sich die Studie des Kantons Obwalden vom erwähnten Projekt von Gesundheitsförderung Schweiz, das sich in erster Linie für die Entwicklung des BMIs von Kindern und Jugendlichen interessiert. Dagegen umfasst die vorliegende Studie eine erweiterte Datenerhebung mit zusätzlichen Fragen zum Ernährungs- und Bewegungsverhalten. Die Datenerhebung wurde dabei im Gegensatz zu anderen Kantonen nicht durch die Schulärzt/innen, sondern durch spezialisiertes Personal des Schulgesundheitsdienstes des Kantons Obwalden vorgenommen. Folgende Dimensionen wurden erfasst: Körpergrösse und Gewicht Hintergrundangaben:, Alter, Klasse, Schulort, Nationalität, soziale Herkunft (neu) 1 Ernährungsverhalten: Einnahme eines Frühstücks; Mitnahme eines Znünis von zu Hause; Inhalt des Znünis (neu); Einnahme eines richtigen Nachtessens (neu); Konsum verschiedener Lebensmittel (neu). 1 Anlässlich der Befragung wurde den Kindern und Jugendlichen der 5. und 9. Klasse die Frage gestellt: Weisst du, was dein Vater / deine Mutter für einen Beruf gelernt hat? Welchen?" Die Antworten wurden dann in eine dreistufige Skala (keine nachobligatorische Ausbildung; Lehre; höherer Schulabschluss) übersetzt. Die Erfahrungen bei der Datenerhebung deuten darauf hin, dass viele Schüler/innen Schwierigkeiten hatten, die Frage zu beantworten, weshalb die entsprechenden Resultate vorsichtig interpretiert werden müssen (vgl. Kapitel 3). Dieselbe Einschränkung gilt auch für die Angaben zur Dauer des Schulwegs und des Medienkonsums, mit der vor allem die jüngeren Kinder Mühe bekundeten. BMI-Monitoring Kanton Obwalden, Schuljahr 2015/16 1

Bewegungsverhalten: Verkehrsmittel für den Schulweg (zu Fuss, mit dem Fahrrad, Schulbus, Auto), Dauer des Schulwegs; informeller Sport (Häufigkeit von Spielen draussen (Kindergarten) bzw. von sportlichen Aktivitäten (5. und 9. Klasse, neu) mit Freunden oder der Familie) 2 ; formeller Sport (Häufigkeit des Sporttreibens im Sportverein). Medienkonsum: Dauer der täglichen Beschäftigung mit Fernsehen, Computer, Computerspielen und Smartphones. In der vorangehenden Übersicht wurden verschiedene Dimensionen mit der Bemerkung "neu" versehen. Hier handelt es sich um Fragen, die 2011/12 noch nicht oder in einer deutlich abweichenden Form gestellt wurden. Gleichzeitig wurde die Frage zur Einnahme des Mittagessens aus dem Jahr 2011/12 nicht mehr gestellt. Neben der Erweiterung der Befragung insbesondere mit Blick auf das Ernährungsverhalten umfasste die aktuelle Studie eine weitere, grössere Veränderungen gegenüber der ersten Studie: Neu wurden nämlich nicht nur die Schüler/innen des Kindergartens und der 5. Klasse untersucht, sondern zusätzlich auch diejenigen der 9. Klasse. 2.2. Datenanalyse Im Rahmen des Projekts wurde eine Vollerhebung aller Schüler/innen der drei ausgewählten Schulstufen angestrebt. Die Daten wurden vor Ort mittels Laptop-Computer in Excel-Tabellen gesammelt und anschliessend zu einem Gesamtdatensatz zusammengefasst. Wie aus Tabelle 2.1 hervorgeht, wurden im Schuljahr 2015/16 insgesamt 1149 Kinder und Jugendliche untersucht. 3 Die Zahl liegt deutlich über derjenigen des Schuljahres 2011/12, weil ja, wie erwähnt, neu auch die 9. Klasse Gegenstand der Studie war. Mit Blick auf die einzelnen Klassenstufen fällt auf, dass 2015/16 etwas mehr Kindergartenkinder aber etwas weniger Schüler/innen der 5. Klasse untersucht wurden. Eine Herausforderung bei der statistischen Analyse stellt die Tatsache dar, dass das Alter der Kinder auf einer gegebenen Schulstufe nicht homogen ist. Obwohl die Schüler/innen der 5. Klasse im Durchschnitt 11-jährig sind, gibt es immer auch einige Kinder die jünger oder älter sind, weil sie früher eingeschult wurden oder eine Klasse übersprungen oder repetiert haben. Um möglichst homogene Altersgruppen für die Analyse zu erhalten und Verzerrungen durch "zu junge" oder "zu alte" Kinder zu vermeiden, wurde im Projekt von Gesundheitsförderung Schweiz entschieden, nur Kinder in die Analyse miteinzuschliessen, die aus einer Halbjahresaltersgruppe stammen 4, welche mindestens 100 Personen umfasst. Für kleinere Städte und Kantone ist diese Anforderung jedoch zu restriktiv, weshalb im Kanton Obwalden für das Jahr 2011/12 eine minimale Gruppengrösse von 60 Kindern gewählt wurde. Aufgrund des etwas späteren Untersuchungstermins im Schuljahr 2015/16 zeigte sich, dass dieser Wert für die aktuelle Studie auf 50 Schüler/innen reduziert werden musste, um nicht zu viele Kinder und Jugendliche von den Analysen ausschliessen zu müssen. Werden nur Schüler/innen aus Halbjahresaltersgruppen mit mindestens 50 Schüler/innen berücksichtigt, so reduziert sich die Fallzahl 2 3 4 Die Fragen zum formellen und informellen Sport/Spielen wurden gegenüber dem Jahr 2011/12 angepasst und sind daher nicht mehr direkt vergleichbar. Die Gesamtzahl aller untersuchten Kinder und Jugendlichen beträgt 1162, von denen jedoch 13 aus der Analyse ausgeschlossen wurden, da die Angaben zum Gewicht und/oder zur Körpergrösse fehlten. In der pädiatrischen Praxis wird häufig auf Halbjahresaltersgruppen Bezug genommen, also auf Kinder die beispielsweise zwischen 5.25 und 5.75 Jahren (Fünfeinhalbjährige), zwischen 5.75 und 6.25 Jahren (Sechsjährige) alt sind etc. BMI-Monitoring Kanton Obwalden, Schuljahr 2015/16 2

um rund 15 Prozent. Tabelle 2.1 macht dabei deutlich, dass der Ausschluss trotz einer geringeren Gruppengrösse etwas höher ausfällt als noch im Schuljahr 2011/12. Tabelle 2.1: Übersicht über die Fallzahlen alle untersuchten Schüler/innen Schuljahr 2011/12 Schuljahr 2015/16 Halbjahresaltersgruppen > 60 Anteil an allen Schüler/innen alle untersuchten Schüler/innen Halbjahresaltersgruppen > 50 Anteil an allen Schüler/innen Kindergarten 377 361 95.8% 406 363 89.4% 5. Klasse 418 365 87.3% 333 262 78.7% 9. Klasse - - - 410 355 86.6% Total 795 726 91.3% 1149 980 85.3% Das folgende Kapitel widmet sich zunächst den Resultaten zur Prävalenz von Übergewicht und Adipositas bei Kindergartenkindern, Schüler/innen der 5. und 9. Klasse im Kanton Obwalden. Während im ersten Abschnitt in Abbildung 3.1 noch zwischen Übergewicht und Adipositas differenziert wird, fokussieren die folgenden Analysen nach (vgl. Abbildung 3.2), Nationalität (vgl. Abbildung 3.3) und sozialer Herkunft (vgl. Abbildung 3.4) auf die Prävalenz von Übergewicht inkl. Adipositas, wobei der Anteil adipöser Kinder nicht separat ausgewiesen wird. Differenzierte Aussagen zum Anteil der stark übergewichtigen Kinder im Kanton Obwalden nach verschiedenen soziodemographischen Faktoren wären nicht zuverlässig, da nur sehr wenige Schüler/innen überhaupt von Adipositas betroffen sind. Auch die folgenden Analysen des Berichts beziehen sich immer auf die übergewichtigen und adipösen Kinder und Jugendlichen insgesamt. Als Basis für die Einschätzung, ob ein Kind normal-, übergewichtig oder adipös ist, dient der Body Mass Index (BMI). 5 Bei Erwachsenen sind zur Berechnung und Klassifikation des BMI nur das Körpergewicht und die Körpergrösse notwendig, bei unter 18-jährigen Personen werden zudem das Alter und das benötigt, da die Grenzwerte zwischen Normal- und Übergewicht nach diesen beiden Merkmalen variieren. Für die Berechnung der geschlechts- und altersspezifischen Grenzwerte wurde das Modell von Cole et al. (2000) verwendet. Der zweite Teil von Kapitel 3 enthält zusätzlich die Resultate aus der Befragung zum Ernährungs- und Bewegungsverhalten sowie zum Medienkonsum. Neben den Resultaten nach Klassenstufe werden hier auch Zusammenhangsanalysen mit dem Körpergewicht sowie verschiedenen Hintergrundvariablen präsentiert. Diese Analysen wurden ausser bei den Zusammenhangsanalysen zum Körpergewicht nicht auf die oben aufgeführten Halbjahresaltersgruppen mit mindestens 50 Personen eingeschränkt, sondern jeweils für alle Kinder mit entsprechenden Angaben durchgeführt. 5 Der BMI ist folgendermassen definiert: BMI=Körpergewicht in kg / (Körpergrösse in m) 2 BMI-Monitoring Kanton Obwalden, Schuljahr 2015/16 3

3. Resultate 3.1. Verbreitung von Übergewicht 16 Prozent der Kinder und Jugendlichen im Kanton Obwalden sind übergewichtig bzw. adipös. Wie Abbildung 3.1 verdeutlicht, unterscheidet sich der Anteil der Übergewichtigen nach Klassenstufe deutlich. Sind im Kindergartenstufe 12 Prozent der Kinder von Übergewicht betroffen, beläuft sich dieser Anteil in der 5. Klasse auf 17 und in der 9. Klasse auf 19 Prozent der Jugendlichen. Somit findet sich in der Oberstufe ein signifikant höherer Anteil an (stark) übergewichtigen Schüler/innen als dies im Kindergarten der Fall ist. Der Vergleich zwischen den Schuljahren 2011/12 und 2015/16 fällt auf keiner Schulstufe signifikant aus. Mit drei Prozent der Kindergartenkinder und 5. Klässler/innen und vier Prozent der 9. Klässler/innen ist zudem nur ein geringer Anteil von Adipositas betroffen. Es gilt festzuhalten, dass sich der Kanton Obwalden bezüglich der höheren Anteile übergewichtiger Kinder und Jugendlicher auf den höheren Schulstufen nicht von anderen Kantonen und Städten unterscheidet. Derselbe Befund zeigt sich sowohl im vergleichenden Projekt von Gesundheitsförderung Schweiz (Stamm et al. 2013) als auch in einer Studie von Murer et al. (2014) und einem aktuellen Bericht zur Entwicklung des Übergewichts in den Städten Basel, Bern und Zürich (Stamm et al. 2016). Interessanterweise unterscheidet sich die Prävalenz von Übergewicht im Kanton Obwalden auf der Kindergartenstufe kaum von derjenigen in den drei erwähnten Städten, ist aber auf der Mittel (21%) und Oberstufe (23%) deutlich geringer. Wie sich die Situation in Obwalden im Vergleich zu anderen Kantonen darstellt, wird im kommenden Jahr anlässlich eines grösseren Kantonsvergleichs zu untersuchen sein. Abbildung 3.1: Verbreitung von Übergewicht und Adipositas im Kanton Obwalden nach Schuljahr, Angaben in % 25 20 15 10 5 0 2.8 3.0 10.5 9.1 2.7 15.9 4.2 3.4 13.4 15.0 Adipositas Übergewicht 2011/12 2015/16 2011/12 2015/16 2015/16 5. Klasse 9. Klasse Hinweis: Schuljahr 2011/12 n=726, Schuljahr 2015/16 n=980. Unterschiede im Anteil aller Übergewichtigen (inkl. Adipösen) 2011/12 zwischen und signifikant mit p < 0.05, 2015/16 zwischen und signifikant mit p < 0.01. Mit Blick auf das zeigt sich ein interessanter Unterschied (vgl. Abbildung 3.2). Während der Anteil der Übergewichtigen und Adipösen im Schuljahr 2015/16 bei den über alle Schulstufen nahezu konstant ausfällt, ergibt sich bei den zwischen dem Kindergarten und der 5. Klasse eine Verdoppelung dieses Anteils. Im Schuljahr 2011/12 war diese Entwicklung noch nicht erkennbar bzw. tendenziell eher bei den vorhanden. Dabei fällt jedoch auch auf, dass sich der Anteil übergewichtiger im Kindergarten über die Zeit erhöht hat, während er bei den BMI-Monitoring Kanton Obwalden, Schuljahr 2015/16 4

zurückgegangen ist. Diese Entwicklungen sollten jedoch nicht überbewertet werden, weil die Fallzahlen insgesamt relativ gering sind. Abbildung 3.2: Verbreitung von im Kanton Obwalden nach und Schuljahr, Angaben in % 25 20 15 10 5 10.2 18.1 14.4 13.3 15.1 16.2 19.1 9.8 20.1 22.8 0 2011/12 2015/16 2011/12 2015/16 Hinweis: Schuljahr 2011/12 n=726, Schuljahr 2015/16 n=980. 2011/12: Unterschiede nach pro Klassenstufe nicht signifikant. 2015/16: Unterschied zwischen und bzw. signifikant mit p < 0.01. Abbildung 3.3 belegt, dass Übergewicht unter Kindern und Jugendlichen mit ausländischer Nationalität deutlich verbreiteter ist (30.5%) als unter den Schüler/innen (13.8%). Am deutlichsten unterscheiden sich diese beiden Gruppen auf der Stufe der 5. Klasse. Nähere Analysen zu den Herkunftsregionen sind auf Grund der geringen Fallzahlen bei den ausländischen Kindern und Jugendlichen nicht möglich. Der Befund deckt sich jedoch mit der Resultaten aus den früheren BMI- Monitoring Studien zu anderen Regionen der Schweiz (Stamm et al. 2014, 2016). Abbildung 3.3: Verbreitung von im Kanton Obwalden nach Nationalität und Schuljahr, Angaben in % 40 30 20 10 0 28.0 34.8 23.5 39.4 28.6 10.9 16.3 10.3 13.2 17.9 2011/12 2015/16 2011/12 2015/16 Hinweis: Schuljahr 2011/12 n=726, Schuljahr 2015/16 n=977. 2011/12 Unterschiede nach Staatsangehörigkeit pro Klassenstufe signifikant mit p < 0.01. 2015/16: Unterschiede nach Staatsangehörigkeit im signifikant mit p < 0.01, in der signifikant mit p < 0.001, in der nicht signifikant. Neben der Nationalität wurde für die Schüler der 5. und 9. Klasse zusätzlich die soziale Herkunft erhoben (vgl. Abbildung 3.4). Am häufigsten von Übergewicht betroffen sind Kinder und Jugendliche, deren Eltern keinen Lehrabschluss besitzen (47.1%). Die Korrelation von Nationalität und sozialer BMI-Monitoring Kanton Obwalden, Schuljahr 2015/16 5

Herkunft liegt erwartet hoch (Kontingenzkoeffizient K = 0.43, p < 0.001). Da die Nationalität über alle Schulstufen vorliegt und sich bei der Erhebung der sozialen Herkunft einige Schwierigkeiten ergaben, wird für die folgenden Vergleiche in erster Line die Variable zur Nationalität beigezogen. Es gilt jedoch darauf hinzuweisen, dass die Befunde trotz der Probleme bei der Erfassung in Einklang mit den Resultaten aus dem BMI-Monitoring in Basel und Bern sind, wo sich ebenfalls eine deutlich geringere Übergewichtsprävalenz bei Kindern von Eltern mit einem höheren Schulabschluss zeigt. Abbildung 3.4: Verbreitung von im Kanton Obwalden nach sozialer Herkunft, Angaben in % 50 40 30 20 10 0 47.1 ohne Lehrabschluss 18.5 Berufslehre mit Abschluss 4.7 höhere Ausbildung Hinweis: Schuljahr 2015/16 n=614. Soziale Herkunft nur in der 5. und erhoben. Unterschiede zwischen der Kategorien der sozialen Herkunft signifikant mit p < 0.01, ausser Unterschied zwischen Berufslehre mit Abschluss und höhere Ausbildung nicht signifikant. 47.1 ohne Lehrabschluss 19.0 Berufslehre mit Abschluss 5. Klasse 9. Klasse 12.9 höhere Ausbildung 3.2. Ernährung und Bewegung Der Anteil an Schüler/innen, welche am Morgen der Befragung ein Frühstück zu sich genommen haben, geht in Einklang mit den Resultaten aus der Befragung Health Behaviour of School-Aged Children (HBSC) 2014 6 mit steigendem Alter deutlich zurück (vgl. Abbildung 3.5). Dasselbe gilt für den Anteil an Schüler/innen, welche normalerweise einen Znüni mit zur Schule nehmen. Der starke Rückgang bis zur 9. Klasse könnte damit zu erklären sein, dass sich Jugendliche in diesem Alter eher anderweitig verpflegen und den Znüni nicht mehr selbst zur Schule mitbringen. Im Vergleich zur Erhebung 2011/12 kann keine Verhaltensänderung in Bezug auf den Züni und das Frühstück festgestellt werden. Der Znüni enthält in der Mehrheit aller Fälle Brot. So geben fast drei Viertel der Kinder und Jugendlichen an, zu ihrem Znüni gehöre normalerweise Brot (71.9%). Bei etwas mehr als der Hälfte der Kinder und Jugendlichen enthält der Znüni normalerweise Früchte (59.0%), bei rund einem Drittel Gemüse (32.6%), bei jedem achten Kind oder Jugendlichen Schokolade (12.9%) und bei jedem 14. Chips oder Ähnliches (7.0%). Abbildung 3.6 zeigt, dass Kinder (Kindergarten und 5. Klasse) mit ausländischer Herkunft deutlich seltener angeben, am Morgen der Befragung ein Frühstück zu sich genommen zu haben als ihre Altersgenossen. Hinzu kommt, dass auf der Mittelstufe übergewichtige Schüler/innen eher auf das Frühstück verzichtet haben als normalgewichtige Gleichaltrige. Mit Blick auf das ergeben sich keine Verhaltensunterschiede beim Frühstücken. 6 Vgl. hierzu den Indikator 2.10 des Monitoring-Systems Ernährung und Bewegung (MOSEB) des Bundesamts für Gesundheit (www.moseb.ch). BMI-Monitoring Kanton Obwalden, Schuljahr 2015/16 6

Abbildung 3.5: Frühstück und Znüni nach Schulstufe, Angaben in % 100 80 60 40 20 88.1 83.5 92.1 86.2 71.7 99.7 75.1 98.0 80.8 61.5 0 Frühstück Frühstück 2015/16 Znüni 2011/12 Znüni 2015/16 2011/12 Hinweis: Schuljahr 2011/12 n=795, Schuljahr 2015/16 n=1149. 2011/12: Signifikanz der Unterschiede zwischen und : Frühstück nicht signifikant, Znüni signifikant mit p < 0.01. 2015/16: Signifikanz der Unterschiede zwischen und : Frühstück signifikant mit p < 0.01, Znüni signifikant mit p < 0.001; zwischen und : Frühstück und Znüni signifikant mit p < 0.001, Signifikanz der Unterschiede zwischen und : Frühstück und Züni signifikant mit p < 0.001. Abbildung 3.6: Frühstück nach Klassenstufe und, Nationalität bzw. BMI, Angaben in % 9. Klasse 5. Klasse Kindergarten Nationalität*** BMI Nationalität** BMI** Nationalität BMI 65 68 70 72 73 71 73 75 75 78 86 85 88 91 93 0 20 40 60 80 100 89 90 92 92 92 94 Hinweis: Für die Berechnung von Übergewicht wurden nur die Halbjahresgruppen > 50 berücksichtig. Unterschied signifikant mit * p < 0.05, ** p < 0.01, ***p < 0.001. BMI-Monitoring Kanton Obwalden, Schuljahr 2015/16 7

Eine überwiegende Mehrheit der befragten Kinder und Jugendlichen hat am Abend vor der Befragung ein richtiges Nachtessen zu sich genommen (93.6%). Während dies bei den Kindergartenkindern und den Kindern der 5. Klasse nahezu auf alle zutrifft, nahm knapp jeder zehnte Jugendliche der 9. Klasse am Vorabend lediglich einen Snack (vor dem TV) zu sich und weitere knapp fünf Prozent assen gar nichts. Snacks (vor dem TV) sind bei den jüngeren Kindern dagegen kein Thema (rund ein Prozent). Die Angaben in der Abbildung bestätigen, dass übergewichtige Kinder und Jugendliche häufiger kein (richtiges) Nachtessen zu sich nehmen (vgl. Abbildung 3.7). Ebenfalls haben Kinder mit ausländischer Nationalität auf Stufe des Kindergartens häufiger auf ein richtiges Nachtessen verzichtet. Abbildung 3.7: Richtiges Nachtessen nach Klassenstufe und, Nationalität bzw. BMI, Angaben in % 97 99 9. Klasse 5. Klasse Kindergarten Nationalität*** BMI Nationalität BMI*** Nationalität 85 89 87 88 86 86 95 99 93 98 98 98 98 99 96 99 94 BMI** 77 89 0 20 40 60 80 100 Hinweis: Für die Berechnung von Übergewicht wurden nur die Halbjahresgruppen > 50 berücksichtig. Unterschied signifikant mit * p < 0.05, ** p < 0.01, ***p < 0.001. BMI-Monitoring Kanton Obwalden, Schuljahr 2015/16 8

Abbildung 3.8 verdeutlicht, wie häufig pro Woche verschiedene Lebensmittel von Schüler/innen der 5. bzw. 9. Klasse konsumiert werden. Die Jugendlichen der 9. Klasse konsumieren deutlich häufiger Vollkornprodukte, dafür aber seltener Früchte als die jüngeren Schüler. Während drei Viertel der befragten Kinder und Jugendlichen fast nie Chips oder Pommes Frites essen, erfreuen sich die Süssgetränke erheblicher Beliebtheit. Auch diese Befunde stehen durchaus im Einklang mit den Resultaten aus der HBSC-Befragung von 2014, selbst wenn die gewählten Antwortkategorien nicht direkt miteinander vergleichbar sind (vgl. die Indikatoren 2.2 und 2.12 unter www.moseb.ch). Abbildung 3.8: Konsum verschiedener Lebensmittel nach Schulstufe (5. und 9. Klasse) Schokolade, Bonbons* 19 36 45 22 26 52 Chips, Pommes Frites 78 20 2 73 22 5 Früchte* Gemüse 6 10 14 19 80 71 (fast) nie ab und zu ( 3x/Woche) 8 10 82 häufig (> 3x/Woche) 5 9 86 Vollkornprodukte*** 34 49 17 34 30 37 Süssgetränke 39 19 41 41 16 43 0% 20% 40% 60% 80% 100% Hinweis: Schuljahr 2015/16 n=743, nur in der 5.Kl. und 9 Kl. erhoben. *Unterschied zwischen Schulstufen signifikant mit p < 0.05, ***Unterschied zwischen Schulstufen signifikant mit p < 0.001. Werden die Schüler/innen gefragt, ob sie ab und zu mit Kolleg/innen oder der Familie draussen spielen gehen (Kindergarten) bzw. ob sie sich mit Kolleg/innen oder der Familie zum Sporttreiben oder für andere körperliche Aktivitäten treffen (5. Klasse, 9. Klasse), so stimmt eine überwiegende Mehrheit der befragten Kinder und Jugendlichen zu (vgl. Abbildung 3.9). Bei den 5. Klässler/innen liegt der Anteil an Kindern am höchsten, welche sich an mehr als drei Tagen pro Woche gemeinsam mit Freunden oder Mitgliedern der Familie bewegen. Mit Blick auf die Nationalität der befragten Kinder und Jugendlichen kann aufgezeigt werden, dass sich Schüler/innen insbesondere im Kindergarten und in der 9. Klasse häufiger mit Freunden oder der Familie bewegen als Schüler/innen BMI-Monitoring Kanton Obwalden, Schuljahr 2015/16 9

ausländischer Nationalität (vgl. Abbildung 3.10). Zudem bewegen sich Jugendliche mit Übergewicht auf der Stufe der 9. Klasse deutlich seltener an mehr als drei Tagen pro Woche bei informellem Sport. Abbildung 3.9: Bewegung in der Freizeit nach Schulstufe 100% 80% informeller Sport (mit Familie/Freunden) 4 9 1 5 17 14 100% 80% Sport im Verein 23 40 60% 40% 80 90 81 60% 40% 98 51 32 20% 0% (fast) nie ab und zu (1 3 Tage/Woche) häufig (> 3 Tage/Woche) 20% 0% 12 26 28 nein 1 2 Tage/Woche 3 Tage/Woche Hinweis: Schuljahr 2015/16 n=1149. Informeller Sport: Unterschied zwischen 5. Klasse und anderen Stufen signifikant mit p < 0.01, Sport im Verein: Unterschiede zwischen den Stufen signifikant mit p < 0.001. Auf die Frage, ob sie neben dem Sportunterricht auch in einem Verein Sport treiben, antwortet etwas mehr als die Hälfte der Kinder und Jugendlichen (55.2%) mit nein. Etwa ein Viertel der Schüler gibt an, ein- bis zweimal pro Woche in einen Sportverein aktiv zu sein (26.9%) und etwa jeder sechste Schüler treibt dreimal pro Woche oder gar häufiger im Verein Sport (17.9%). Dabei ergeben sich jedoch sehr deutliche Unterschiede nach Schulstufe (vgl. Abbildung 3.9). Während der Vereinssport bei den Kindergartenschülern noch keine Rolle spielt, bewegen sich etwa drei Viertel der 5. Klässler/- innen mindestens einmal pro Woche in einem Sportverein. Bei den Schüler/innen der 9. Klasse liegt dieser Anteil wiederum deutlich tiefer bei 60 Prozent er ist jedoch immer noch höher als in der Studie "Sport Schweiz 2014", welche für die 11-jährigen einen Anteil von 65 Prozent und die 14- Jährigen einen Anteil von 55 Prozent an Vereinsmitgliedern ausweist (Lamprecht et al. 2015). Wie in jener Studie auch, sind in der 5. Klasse seltener in einem Verein aktiv (71.4%) als (82.6%), und in der 9. Klasse treiben ausländische Jugendliche seltener Sport in einem Verein (48.1%) als Schüler mit Pass (62.3%). Je älter die Schüler/innen werden, umso seltener gehen sie zu Fuss zur Schule (vgl. Abbildung 3.11). Dieser Befund geht einher mit der Tatsache, dass mit zunehmendem Alter auch die Schulwege der Kinder und Jugendlichen länger werden. In der 5. Klasse legen die Kinder den Schulweg deutlich seltener motorisiert zurück als die jüngeren und älteren Schüler/innen. Zwischen den verschiedenen soziodemographischen Faktoren (, Nationalität, BMI) und der Art und Weise, wie der Schulweg absolviert wird, besteht kein signifikanter Zusammenhang. Es zeigt sich allerdings eine Tendenz dazu, dass Kindergartenkinder heute etwas häufiger mit dem Auto oder Schulbus zur Schule gefahren werden als noch vor vier Jahren. Der Zeitvergleich bei den 5. Klässler/innen bringt hingegen keinen nennenswerten Unterschied hervor. BMI-Monitoring Kanton Obwalden, Schuljahr 2015/16 10

Abbildung 3.10: Informeller Sport an mehr als 3 Tagen pro Woche nach Klassenstufe und, Nationalität bzw. BMI, Angaben in % 9. Klasse 5. Klasse Kindergarten * Nationalität*** BMI Nationalität BMI Nationalität* BMI* 61 80 84 76 83 68 80 83 81 81 81 83 69 72 84 90 89 91 91 89 92 0 20 40 60 80 100 Hinweis: Für die Berechnung von Übergewicht wurden nur die Halbjahresgruppen > 50 berücksichtig. Unterschied signifikant mit * p < 0.05, ** p < 0.01, ***p < 0.001. Abbildung 3.11: Verkehrsmittel für den Schulweg nach Klassenstufe 100% 80% 60% 17 15 2 36 24 4 12 34 23 40 40% 20% 0% 81 73 49 55 37 2011/12 2015/16 motorisiert (Schulbus, Auto) mit dem Fahrrad/Tretroller zu Fuss Hinweis: Schuljahr 2011/12 n=726, Schuljahr 2015/16 n=1127. Unterschiede zwischen den Stufen signifikant mit p < 0.001. BMI-Monitoring Kanton Obwalden, Schuljahr 2015/16 11

3.3. Medienkonsum Wenig überraschend steigt der Medienkonsum der Schüler/innen mit zunehmendem Alter an. Während im Kindergartenalter durchschnittlich 38 Minuten pro Tag für das Fernsehen, Computerspiele oder Unterhaltung am Smartphone investiert werden, erhöht sich dieser Wert bei den Kindern der 5. Klasse auf 68 Minuten, was leicht höher liegt als noch im Schuljahr 2011/12 mit 60 Minuten. Jugendliche der 9. Klasse investieren täglich gar 2 Stunden und 22 Minuten in den Medienkonsum. Abbildung 3.12: Medienkonsum nach Klassenstufe und, Nationalität bzw. BMI, Angaben in Minuten (arithm. Mittel) 9. Klasse 5. Klasse Kindergarten * Nationalität BMI *** Nationalität** BMI* Nationalität*** BMI 38 36 40 37 42 41 36 55 63 65 68 80 83 95 142 134 149 137 153 135 176 0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 Hinweis: Für die Berechnung von Übergewicht wurden nur die Halbjahresgruppen > 50 berücksichtig. Unterschied signifikant mit * p < 0.05, ** p < 0.01, ***p < 0.001. Abbildung 3.12 zeigt vor allem auf Stufe der 5. Klasse deutliche Unterschiede im Medienkonsum., Kinder ausländischer Nationalität sowie übergewichtige Kinder in diesem Alter investieren BMI-Monitoring Kanton Obwalden, Schuljahr 2015/16 12

signifikant mehr Zeit in das Fernsehen oder die Unterhaltung an Computer oder Smartphone. Bei den älteren Schülern der 9. Klasse erweist sich lediglich die Nationalität als signifikanter Einflussfaktor. In diesem Alter manifestieren sich auch deutliche Unterschiede im Medienkonsum zwischen Jugendlichen, die in ihrer Freizeit häufig körperlich aktiv sind und Jugendlichen, die sich nur wenig bewegen. Während 9. Klässler/innen, welche an mindestens einem Tag pro Woche in einem Sportverein aktiv sind, durchschnittlich 2 Stunden und 8 Minuten in die Unterhaltung durch Fernseher, Computer oder Smartphone investieren, liegt dieser Wert bei Jugendlichen ohne Vereinsmitgliedschaft signifikant höher bei 2 Stunden und 43 Minuten. Auch Jugendliche, welche an mehr als drei Tagen pro Woche mit Freunden oder Familie sportlich aktiv sind, haben einen geringeren Medienkonsum (2 Stunden 17 Minuten) als andere Jugendliche (2 Stunden 45 Minuten). 4. Zusammenfassung Zur Standortbestimmung der Gewichtsproblematik im Kanton Obwalden wurden nach dem Schuljahr 2011/12 im Schuljahr 2015/16 erneut Daten von Schüler/innen des Kindergartens, der 5. Klasse und neu auch der 9. Klasse erhoben. Von über 1100 Kindern und Jugendlichen konnten nebst soziodemographischen Angaben auch Informationen zu ihrem Ernährungs- und Bewegungsverhalten sowie zu ihrem Medienkonsum gewonnen werden. Die wichtigsten Befunde können in einigen Punkten zusammengefasst werden: Mit Blick auf die Prävalenz von Übergewicht ergaben sich seit der letzten Erhebung im Schuljahr 2011/12 keine grossen Veränderungen: 12 Prozent der Kindergartenkinder, 17 Prozent der Schüler/innen der 5. Klasse und 19 Prozent der Schüler/innen der 9. Klasse sind von Übergewicht oder Adipositas betroffen. Auf allen Schulstufen konnte lediglich bei 3 bis 4 Prozent der Kinder und Jugendlichen starkes Übergewicht festgestellt werden. Für den Kindergarten und die 5. Klasse existieren Vergleichsdaten aus dem Schuljahr 2011/12. Zwar deuten die aktuellen Resultate auf eine leichte Reduktion des Anteils übergewichtiger und adipöser Kinder hin. Der Rückgang von 16 auf 14 Prozent (beide Stufen zusammen) ist statistisch jedoch nicht signifikant, passt aber zu den Resultaten aus dem BMI-Monitoring in Basel, Bern und Zürich, wo gegenwärtig ebenfalls ein leichter Rückgang der Übergewichtsprävalenz zu verzeichnen ist. sspezifische Unterschiede in der Prävalenz von Übergewicht fallen eher gering aus. Ein verhältnismässig hoher Anteil Übergewichtiger findet sich unter den Kindern und Jugendlichen ausländischer Herkunft (29%) und unter Schüler/innen, deren Eltern über keinen Lehrabschluss verfügen (47%). Diese Befunde stehen im Einklang mit anderen Befunden zum BMI von Schulkindern in der Schweiz. In der 9. Klasse verzichten 28 Prozent der Schüler/innen auf ein Frühstück und 13 Prozent auf ein richtiges Nachtessen. Hinsichtlich des Ernährungsverhaltens fällt auf, dass übergewichtige Kinder und Jugendliche eher auf ein richtiges Nachtessen oder auf ein Frühstück verzichten. Unter Berücksichtigung der Konsums einzelner Lebensmittel zeigt sich, dass die Schüler/innen der 9. Klasse häufiger Vollkornprodukte und seltener Früchte essen als Kinder der 5. Klasse. Trotz unterschiedlicher Messungen sind diese Befunde mit den Resultaten der HBSC-Studie 2014 vergleichbar. BMI-Monitoring Kanton Obwalden, Schuljahr 2015/16 13

Während der Sportverein im Kindergarten noch kein Thema darstellt, sind 77 Prozent der Schüler/innen der 5. Klasse und 60 Prozent der Jugendlichen der 9. Klasse mindestens einmal pro Woche im Sportverein aktiv. Insbesondere die Bewegung in der Freizeit mit der Familie oder mit Freunden geniesst auf allen Altersstufen einen sehr hohen Stellenwert. Kindergartenkinder werden heute etwas häufiger motorisiert (Auto, Schulbus) zur Schule gebracht als noch vor vier Jahren. Kinder in der 5. Klasse verbringen heute etwas mehr ihrer Freizeit vor dem Fernseher, mit Computerspielen und mit Unterhaltung am Smartphone (durchschnittlich 68 Minuten pro Tag) als noch vor vier Jahren (durchschnittlich 60 Minuten pro Tag). Schülerinnen der 9. Klasse investieren täglich durchschnittlich gar 2 Stunden und 22 Minuten in den Medienkonsum. Auf der Stufe der 5. Klasse zeigt sich, dass, ausländische und übergewichtige Kinder deutlich mehr Zeit vor verschiedenen Medien verbringen. Jugendliche der 9. Klasse, welche sich in ihrer Freizeit oder im Sportverein regelmässig bewegen, geben einen geringeren Medienkonsum an. Selbst wenn der neueste Vergleich verschiedener Städte und Kantone erst im kommenden Jahr erarbeitet werden wird, sind die aktuellen Befunde aus dem Kanton Obwalden vielversprechend. Es lässt sich zwar kein statistisch signifikanter Rückgang im Anteil übergewichtiger und adipöser Kinder und Jugendlicher nachweisen, aber es ist auch kein Anstieg zu verzeichnen. Die in verschiedenen Regionen der Schweiz registrierte Stabilisierung der Situation (vgl. Murer et al. 2014, Stamm et al. 2016) zeigt sich somit auch im Kanton Obwalden, der zudem weiterhin durch eine vergleichsweise geringe Übergewichtsprävalenz charakterisiert sein dürfte. Zudem scheinen die Schüler/innen des Kantons Obwalden sehr bewegungsfreudig zu sein, während beim Ernährungsverhalten noch ein gewisses Verbesserungspotenzial vorhanden ist. Auffallend ist dabei nicht nur der Anstieg des Anteils Übergewichtiger mit zunehmendem Alter, sondern auch die gleichzeitige Verschlechterung des Ernährungs- und Bewegungsverhaltens. Diese Befunde stehen zwar in Einklang mit den Resultaten anderer Studien (HBSC 2014, Stamm et al. 2016), doch deuten sie darauf hin, dass die älteren Jugendlichen eine vielversprechende Zielgruppe für zuknüftige Massnahmen sein könnten. Literaturhinweise Cole, T. J., M. C. Bellizzi, K. M. Flegal und W. H. Dietz (2000): "Establishing a standard definition for child overweight and obesity worldwide: international survey". British Medical Journal 320: 1240-3. Cole, T. J., K. M. Flegal, D. Nicholls and A. A. Jackson (2007): "Body mass index cut offs to define thinness in children and adolescents: international survey." BMJ 335(7612): 194 (online Version: http://www.bmj.com/content/335/7612/194.full, gefunden am 4.10.2011). Lamprecht, M., A. Fischer, D. Wiegand und H.P. Stamm (2015): Sport Schweiz 2014. Kinder- und Jugendbericht. Magglingen: Bundesamt für Sport. Murer, S.B., S. Saarsalu, M.B. Zimmerman und I. Aeberli (2014): Pediatric adiposity stabilized in Switzerland between 1999 and 2012. Eur J Nutr 53: 865-875. Stamm, H., M. Lamprech, A. Gebert und D. Wiegand (2013): Vergleichendes Monitoring der Gewichtsdaten von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz. Bern: Gesundheitsförderung Schweiz. Stamm. H., A. Gebert, L. Guggenbühl und M. Lamprecht (2014): Excess weight among children and adolescents in Switzerland prevalence and correlates for the early 2010s. Swiss Medical Weekly, 2014;144:w13956. Stamm, H., A.-S. Bauschatz, M. Ceschi, L. Guggenbühl, M. Lamprecht, M. Ledergerber, N. Sperisen, K. Staehelin, S. Stronski Huwiler,A. Tschumper und D. Wiegand (2016): Monitoring der Gewichtsdaten der schulärztlichen Dienste der Städte Basel, Bern und Zürich. Schuljahr 2014/15. Bern: Gesundheitsförderung Schweiz. BMI-Monitoring Kanton Obwalden, Schuljahr 2015/16 14