Praktischer Grundwasserschutz: Maßnahmen und Erfahrungen am Beispiel des Werntalprojekts

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Transkript:

Gruppe Landwirtschaft und Forsten - Hochwasserschutz Regierung von Praktischer Grundwasserschutz: Maßnahmen und Erfahrungen am Beispiel des Werntalprojekts Fachsymposium Wasserschutz eine Herausforderung für die Landwirtschaft 26. Oktober 2016 Hans-Eisenmann-Zentrum Freising-Weihenstephan Peter Schwappach, GLF www.regierung.unterfranken.bayern.de Ursachen für hohe Nitrat-Gehalte in Landwirtschaft im Werntal: - Viehhaltung/Güllemenge unbedeutend - wenige Sonderkulturen mit hohem N-Überhang klassischer Ackerbau mit mineralischem N-Dünger Klima und Geologie: - geringe Niederschläge (0 mm/jahr) - sehr geringe Grundwasserneubildung - geringmächtige, durchlässige Böden - klüftiger Untergrund mit geringem Nitratabbau hohe Nitrat-Konzentrationen im Grundwasser Quelle: RUF, SG 52 Folie 2 Peter Schwappach, GLF, Regierung von Regierung von 1

Möglichkeiten der Nitratsanierung Nutzungsaufgabe (Stilllegung) Extensivierung: Umwandlung von Acker in Grünland Umstellung auf Ökolandbau Verzicht auf N-Intensivfrüchte: Winterraps, Qualitätsweizen, Leguminosen, Mais(?) ganzjährige Bodenbeckung: Einsatz von Zwischenfrüchten Bodenbearbeitung minimieren (Pflugverzicht) reduzierte N-Düngung Verbesserung der Stickstoff-Effizienz: höhere Nährstoffaufnahme in die Pflanze Wirkung Folie 3 Peter Schwappach, GLF, Regierung von Regierung von Lage des Projektgebiets Folie 4 Peter Schwappach, GLF, Regierung von Regierung von 2

Lage des Projektgebiets Folie 5 Peter Schwappach, GLF, Regierung von Regierung von Maßnahmen Bewertung der Auswaschungsgefährdung der Böden nach Geologie: Durchlässigkeit / Nitrat-Abbau / Abstand zum Grundwasserleiter Bodenbonität: Wasserspeichervermögen, Fruchtbarkeit freiwillige Maßnahmen im Ackerbau begrünte Brache auf gefährdetsten Flächen Verzicht auf Kulturen mit hohem N-Bedarf und N- Überhang Anbau von Zwischenfrüchten vor Sommerungen DSN-Bodenuntersuchungen zur Optimierung der N- Düngung Folie 6 Peter Schwappach, GLF, Regierung von Regierung von 3

Modellprojekt Werntal Verteilung der Nitrat-Sanierungsklassen nach Auswaschungs- gefährdung gesamt: 4.0 ha davon 3.164 ha LF Vertragsfläche 1.057 ha sehr hoch ca. 230 ha 50 ha hoch ca. 1.100 ha 445 ha mittel ca. 1.800 ha 535 ha Folie 7 Peter Schwappach, GLF, Regierung von Regierung von Quelle: RUF, SG 52 mögliche Förderprogramme Greening Kulturlandschaftsprogramm Programme des Wasserversorgers Folie 8 Peter Schwappach, GLF, Regierung von Regierung von 4

Greening: ÖVF im Lkr. Main-Spessart 2015: 2.423 ha 1% 21% 30% 48% Zwischenfrüchte Brache ( NC 062 ) N. bindende Pfl Sonstige Folie 9 Peter Schwappach, GLF, Regierung von Regierung von Folie 10 Folie 10 Peter Schwappach, GLF, Regierung von Regierung von 5

freiwillige Maßnahmen 2015 (1.058 ha) Maßnahmen Ausgleich Fläche Grünland aushagern Dauerbrache a) extensive Fruchtfolge ohne Kulap b) extensive Fruchtfolge mit B39 c) eingeschränkte Fruchtfolge (Raps) Zwischenfruchtanbau (bis 15.12.) 250 /ha 300 /ha -200 /ha -200 /ha 0-80 /ha 125 /ha ha 84 ha 457 ha 74 ha 314 ha 68 ha DSN-Bodenuntersuchungen 380 Proben Kosten für Wasserversorger in 2015: 138.000 Folie 11 Peter Schwappach, GLF, Regierung von Regierung von Werntalprojekt: ursprüngliche Fruchtfolge (1997, 1998 und 2000) Sommergerste 28,2% Stilllegung 6,0% sonst. Früchte 8,8% Winterraps 11,0% sonst. Getreide 25,1% Winterweizen 20,9% insges. 3.164 ha Ziel: Fruchtfolge extensivieren Folie 12 Peter Schwappach, GLF, Regierung von Regierung von 6

Werntalprojekt: erste Änderung in der Fruchtfolge (2005) Dinkel; 2,3% Brauweizen; 4,2% Wi.Braugerste; 14,4% Sonnenblumen; 2,0% sonst. Getreide; 4,4% Sonst. Blattfrüchte; 2,4% W.Raps; 9,5% Stilllegung, Kleegras, Grünland; 26,0% Braugerste m. Zwfr.; 24,7% Braugerste o. Zwfr.; 10,1% 2004/05: 968 ha Folie 13 Peter Schwappach, GLF, Regierung von Regierung von Werntalprojekt: langfristig veränderte Fruchtfolge (2015) weniger Braugerste, weniger Stilllegung, mehr Dinkel sonst. Zuckerrüben Getreide; 0,7% 6,2% W.Raps; 8,8% Mais 0,9% Sonst.; 2,2% Dinkel; 21,2% Brauweizen; 11,2% Sommergerste; 24,9% Stilllegung, Grünland, Kleegras u.ä.; 19,8% W.Braugerste 4,2% 2014/15: 1058 ha Folie 14 Peter Schwappach, GLF, Regierung von Regierung von 7

100 80 Mittelwert Minimum Maximum N-Salden im Werntal-Projekt [kg/ha] Vergleich der Anbaujahre 66 53 51 47 34 30 25 20 15 0 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015-20 Folie 15 Peter Schwappach, GLF, Regierung von Regierung von 100 90 80 70 50 30 20 10 0 67 Dinkel (7) 30 Kö.Mais (1) N-Salden im Werntalprojekt [kg/ha] Vergleich der Fruchtarten 13 So.Gerste (4) 57 58 Wi.Gerste (4) Wi.Raps (7) Folie 16 Peter Schwappach, GLF, Regierung von Regierung von 98 32 Wi.Roggen Wi.Weizen (2) (17) 0 Zu.Rübe (6) 8

Stickstoff-Salden im Ackerbau [kg N/ha] Vergleich Deutschland mit DüngeV und Werntalprojekt 120 120 100 80 101 80 103 100 80 20 50 20 0-20 2012 Zielwert bisher künftig Mittel Max Min Deutschland DüngeV Werntalprojekt -17 0-20 Folie 17 Peter Schwappach, GLF, Regierung von Regierung von Quelle: Reg., GLF 2016 Brunnen Karlstadt und Thüngen Stetten Brunnen II Heßlar Thüngen Brunnen III Brunnen I schnelle Reaktion Brunnen I Folie 18 Peter Schwappach, GLF, Regierung von Regierung von 9

mg Nitrat pro l mg Nitrat pro l 25.10.2016 55 Teilnahme in ha: Entwicklung der Nitratgehalte Brunnen Karlstadt I 275 790 975 1.020 1.016 929 942 935 961 977 978 1.000 1.057 50 Neue Maßnahmen 45 35 30 Ende Pflichtstilllegung, sehr hohe Produktpreise Neue GAP, neues KULAP Jan. 02 Jan. 03 Jan. 04 Jan. 05 Jan. 06 Jan. 07 Jan. 08 Jan. 09 Jan. 10 Jan. 11 Jan. 12 Jan. 13 Jan. 14 Jan. 15 Jan. 16 Folie 19 Peter Schwappach, GLF, Regierung von Regierung von Entwicklung der Nitratgehalte Brunnen Halsheimer Gruppe 55 50 45 35 Brunnen I Brunnen II 30 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 Folie 20 Peter Schwappach, GLF, Regierung von Regierung von 10

Fazit nach 14 Jahren kein schneller Rückgang der Nitratwerte Differenzierung der Böden nach Auswaschungsrisiko ist sinnvoll Ackerbau auf vielen Flächen weiterhin möglich, nur begrenzte Nutzungsaufgabe notwendig gezielte Extensivierungs-Anreize durch freiwillige Prämien werden angenommen Abwicklung durch Wasserberater ist effektiv Folie 21 Peter Schwappach, GLF, Regierung von Regierung von Fazit nach 14 Jahren freiwillige Kooperation Wasserversorger-Landwirtschaft funktioniert Finanzmittel werden effektiv eingesetzt Kosten für WVU akzeptabel: 0,20 /m³ Nitratwerte sinken deutlich unter 50 mg/l (UQN) aber: Vorsorgewert 37,5 mg/l wird in schwierig Dauergrünland-Status gefährdet Erfolge Folie 22 Peter Schwappach, GLF, Regierung von Regierung von 11