Transfer. Ohne Transfer sportwissenschaftlicher Erkenntnisse in die Praxis kein Erkenntnisgewinn für den Spitzensport!

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Transkript:

70 Wissens Transfer Ohne Transfer sportwissenschaftlicher Erkenntnisse in die Praxis kein Erkenntnisgewinn für den Spitzensport! Die Arbeit des Bundesinstituts für Sportwissenschaft endet nicht mit dem Abschluss der vom BISp geförderten Projekte. Es gilt die in wissenschaftlichen Projekten geförderten Erkenntnisse so in die Praxis zu transferieren, dass sie dort zum Nutzen des deutschen Spitzensports Anwendung finden. Transfer wird als eine der Kernaufgaben des BISp explizit im Errichtungserlass aufgeführt. Der Transfer geschieht durch: Veröffentlichungen Ergebnisse der Forschungsvorhaben werden im Internet auf der Website des BISp publiziert oder in einer der Schriftenreihen veröffentlicht. Veranstaltungen Ergebnisse aus BISp-Forschungsprojekten werden vorgestellt. Forschungsdefizite werden ermittelt und Anreize für Weiterentwicklungen gesetzt. Veranstaltungen Dritter Transfer geschieht auch durch Unterstützung von Veranstaltungen von Partnern des BISp. Abb. 1: Muster der Veröffentlichungen des BISp Abb. 2: Beispielhaft Logos von Partnerinstitutionen

transfer 71 Klaus Klein Transferleistungen des Bundesinstituts für Sportwissenschaft (BISp) im Jahr 2005 Der Sport lehrt, sich zu integrieren, Siege zu verarbeiten, Niederlagen nicht als Weltuntergang zu empfinden, den Gegner zu respektieren, Solidarität, Fair Play, Disziplin, Regeln bzw. Gesetze zu akzeptieren und zu befolgen Der Transfer von Erkenntnissen aus zeptieren und zu befolgen. Er untervom Bundesinstitut für Sportwissen- mauerte seine Aussagen mit aktuellen schaft geförderten Forschungsprojek- Beispielen, in denen der Sport neue ten ist ein wesentliches Anliegen des Lebenskräfte wecken und Zeichen für Instituts. An dieser Stelle wird ein Über- eine friedliche Zukunft setzen konnte. blick über die verschiedenen Transfer- Die Vereinten Nationen wollen dem aktivitäten bzw. -leistungen im Jahr Sport mit dem UN-Jahr des Sports 2005 gegeben. 2005 ganz gezielt eine Plattform Symposien, Workshops bieten, auf der er seine Bedeutung als Element der Friedensförderung, der Die Bedeutung der Sportwissen- Lebenshilfe, der Erziehung, der Geschaft für den politischen Entschei- sundheitsförderung und der Entwickdungsprozess lungshilfe darstellen kann. Schließlich (Symposium am 11. Februar 2005 in sei Sport für viele vor allem jüngere Bonn) Menschen in dieser Welt die letzte Das deutsche Programm zum Inter- Hoffnung. nationalen Jahr des Sports und der Auch Staatssekretär Dr. Wewer be- Leibeserziehung 2005 der Vereinten tonte die Bedeutung des Sports. Sport Nationen (UN) wurde mit einem fördert fundamentale Werte wie Symposium zum Thema Die Be- Respekt, Disziplin, Fair Play oder deutung der Sportwissenschaft für den Teamgeist. Er trägt maßgeblich zur politischen Entscheidungsprozess er- Prävention von Extremismus, Gewalt öffnet. Eingeladen zur Auftaktveran- und Fremdenfeindlichkeit bei. Er rief staltung zur deutschen Beteiligung am daher nicht nur die beteiligten Sportler UN-Jahr hatten als Veranstalter das und Organisationen, sondern auch alle BISp und das Schweizer Bundesamt Bürger auf, sich aktiv am UN-Jahr des für Sport (BASPO, Magglingen). Sports 2005 zu beteiligen. Hauptredner waren der Sonderbeauf- Zum Thema des Symposiums refetragte des UN-Generalsekretärs für rierten mit den Professoren Gudrun Sport im Dienste von Entwicklung und Doll-Tepper und Roland Naul sowie Frieden, der Schweizer Altbundesrat Kurt Egger und Bernhard Marti je zwei Adolf Ogi, sowie Dr. Göttrik Wewer, namhafte Sportwissenschaftler aus Staatssekretär im BMI. Deutschland und der Schweiz. Altbundesrat Ogi unterstrich in seinen In einer Podiumsdiskussion wurde das Ausführungen die weltweite Bedeu- Verhältnis von Sportwissenschaft und tung des Sports. Viele positive Ent- Politik hinterfragt. Nachdenken sollten wicklungsmöglichkeiten ließen sich die Sportwissenschaftler u. a. über die mit Hilfe des Sports besser darstellen Aussagen: als mit anderen Mitteln. Der Sport lehrt, Die Sportwissenschaft hat eine sich zu integrieren, Siege zu verar- praxisbezogene Bringschuld (Marti). beiten, Niederlagen nicht als Welt- Die Sportwissenschaft artikuliert untergang zu empfinden, den Gegner sich nicht deutlich genug (Naul). zu respektieren, Solidarität, Fair Play, Disziplin, Regeln bzw. Gesetze zu ak-

72 Wissenstransfer Einigkeit bestand darin, dass die Möglichkeiten einer wissenschaftlichen Sportberatung noch längst nicht ausgeschöpft sind. Für eine erfolgreiche Zusammenarbeit müsse die Sportwissenschaft jedoch auch Gehör bei Politik und Sportpraxis finden. Die Bedeutung der Wissenschaft für den Sport im 21. Jahrhundert (Symposium am 22. Februar 2005 in Bonn) Auf Einladung des BISp befassten sich mehr als 150 Teilnehmer aus Politik, Sportwissenschaft und Sportpraxis in den Räumlichkeiten der Deutschen Welle in Bonn mit der Bedeutung der Sportwissenschaft für den politischen Entscheidungsprozess und die Sportentwicklung. Im einleitenden Vortrag Die Bedeutung der Wissenschaft im 21. Jahrhundert entwickelte der Dortmunder Sozialwissenschaftler (Techniksoziologie) Professor Johannes Weyer die These, dass sich die Gesellschaft gegenwärtig in einer Phase der Transformation befinde, in der die Wissensgesellschaft sich noch einmal häute und zur Hybrid-Gesellschaft mutiere, in welcher Menschen nur kleiner Bestandteil eines hoch automatisierten Räderwerks seien, das weitgehend von Robotern, von autonomen Software-Agenten sowie sich selbst steuernden Multi-Agenten-Systemen geprägt sei. Die fortschreitende Verwissenschaftlichung und Technisierung aller gesellschaftlichen Bereiche beinhalte die Gefahr, dass der Mensch - so paradox es klingen mag - zunehmend die Kontrolle über die Prozesse verliere, weil immer mehr Entscheidungen an hoch automatisierte, intelligente Systeme delegiert würden. Er unternahm den Versuch aufzuzeigen, wie unsere Gesellschaft mit dieser Problematik umgehen könnte. Im Kern beinhaltet dieser Vorschlag, dass die Wissensgesellschaft lernen müsse (bzw. nicht verlernen dürfe), mit Nicht- Wissen und Unsicherheit zu leben; d. h. Verfahren zu entwickeln, produktiv/konstruktiv mit der Beschränktheit des Wissens und der Nicht-Beherrschbarkeit natürlicher und gesellschaftlicher Prozesse umzugehen. Im Zentrum der Referate und Podiumsdiskussion stand der Vortrag Die Bedeutung der Wissenschaft für den Sport im 21. Jahrhundert von Professor Eike Emrich, Sozialwissenschaftler am Sportwissenschaftlichen Institut der Universität Frankfurt am Main. Professor Emrich formulierte, dass im Zuge eines als Vergesellschaftung bezeichneten Prozesses formale und inhaltliche Aspekte einer Medialisierung und weitere außengerichtete Orientierungen im Sinne einer praktischen Anwendung als Beratungswissenschaft das Geschehen in Teilen der Sportwissenschaft bestimmen würden. Gerade die Sportwissenschaft wäre als anwendungsorientierte universitäre Disziplin eingerichtet worden und definiere sich von Beginn an vorzugsweise als "task community" (Problemgemeinschaft) und damit vorrangig an von außen herangetragenen Praxis-Problemen. Beratung sei aber insbesondere für den Spitzensport sehr wichtig, da die Spitzensportler als Glücksspieler mit System so viele Variablen zu bewältigen hätten, dass ein wissenschaftlicher Beistand unentbehrlich sei. Wichtigste Aufgabe sei es nun, das Wissen zu koordinieren und einem Netz verfügbar zu machen. Professor Pedro D. Portella, Leiter der Abteilung Werkstofftechnik der Konstruktionswerkstoffe bei der Bundesanstalt für Materialforschung (BAM) Berlin, zeigte in seinem Vortrag Technologische Entwicklungen und die Perspektiven wissenschaftlicher Begleitung im Spitzensport auf, welchen Wandel die Geräteentwicklung im Sport genommen hat, auch weiterhin nimmt und welche erhöhten Anforderungen auf die Akteure im Sport zu- Prof. Dr. Johannes Weyer Prof. Dr. Eike Emrich Prof. Dr. Pedro D. Portella

Wissenstransfer kommen. Dies erfordere eine ständige Anpassung des Sports an Neuentwicklungen und sei eine ständige Herausforderung für die wissenschaftlichen Beratungsinstitutionen des Spitzensports. In einem Podiumsgespräch, das von Dr. h. c. Georg Anders (BISp) moderiert wurde, diskutierten die drei genannten Referenten sowie die ehemalige Leichtathletin und heutige Mitarbeiterin eines Olympiastützpunktes, Dr. Gabi Bussmann, der Bundestrainer der Damen-Hockeynationalmannschaft, Markus Weise, sowie der Eisschnellläufer Knut Morgenstern die Bedeutung wissenschaftlicher Begleitung im Spitzensport. Die Parlamentarische Staatsekretärin im BMI, Ute Vogt, verwies in ihrem Statement auf den Bedarf ganz enger sportwissenschaftlicher Begleitung, wolle die Bundesrepublik Deutschland sich im Spitzensport im internationalen Vergleich behaupten. Beratungsleistung sei notwendig, vor allem sei sie bedarfsorientiert und abgestimmt zu realisieren, um politischen Entscheidungsträgern zu helfen. Auch gehe es darum, das, was wissenschaftlich erforscht wird, dorthin zu transportieren, wo es tatsächlich von Nutzen sei. Dies zu bewerkstelligen sei zentrale Aufgabe des BISp. PSt in im BMI Ute Vogt Nanotechnologie im Sport (Workshop am 15. Juni 2005 in Planegg) Ziel der Veranstaltung, bei dem der Deutsche Skiverband als Gastgeber fungierte, war die Themenfindung für Folgeprojekte auf der Basis einer Expertise Verbesserung von Oberflä-chen- bzw. Grenzflächeneigenschaften an Sportgeräten durch nanotechnologische Entwicklungen. Teilnehmer waren neben Vertretern des Deutschen Skiverbandes Vertreter weiterer Wintersportverbände, des Instituts für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES), des Instituts für ange- 73 wandte Trainingswissenschaft (IAT), die Bearbeiter der Expertise an der Universität Magdeburg und der Technischen Universität Ilmenau, Mitglieder des Projektbeirates sowie Vertreter des BISp. Nach einer Einführung durch den Projektverantwortlichen im BISp, Thomas Koch, präsentierten Dr. Witte und Dr. Edelmann-Nusser (Universität Magdeburg) die Ergebnisse der Expertise für die Bereiche Aerodynamik und Hydrodynamik sowie Dr. Winkler (TU Ilmenau) für den Bereich Tribologie. Ein Ergebnis der anschließenden Diskussion war, dass in folgenden Bereichen kurzfristig Projekte in Auftrag gegeben werden sollen: 1. Beschichtungen für Ausrüstungsgegenstände (Beschlagsfreiheit/ Eisfreiheit) 2. Untersuchungen am Ski (Belag/ Struktur/Beschichtung). Zur sportpsychologischen Betreuung im Spitzensport - Diskussion, Problemanalyse und Ansatzpunkte zur Optimierung der Zusammenarbeit mit der Sportpraxis (Workshop am 1. Dezember 2005 in Bonn) Auch wenn erfreulicherweise die Sportpsychologie mehr und mehr Einzug und Akzeptanz im Spitzensport findet, ist zur Ausweitung und Optimierung der sportpsychologischen Betreuung im Spitzensport ein verstärkter Austausch zwischen den in der Praxis tätigen Sportpsychologinnen und -psychologen mit den sportlichen Zielgruppen notwendig. Daher hat das BISp in Kooperation mit dem Deutschen Sportbund/Bereich Leistungssport (DSB/BL) zu einem Workshop eingeladen (zu den Inhalten siehe Beitrag auf Seite 79).

74 Wissenstransfer Seminare gerissen werden. In den zwei Tagen wurde deutlich, dass es sich lohnt, das Raum und Infrastruktur für Thema weiter zu bearbeiten. Es Trendsport erscheint daher sinnvoll, den begon- (Fachseminar vom 12. bis 13. Mai nenen Informations- und Meinungs- 2005 in Oberhaching bei München) austausch zum Gegenstand Trendsport fortzusetzen und einigen Aspek- Das traditionelle Angebot an Sportten vertieft nachzugehen, um etwa stätten entspricht kaum noch dem aktuellen und tendenziell auch nicht Antworten auf die Frage zu finden, wie dem zukünftigen Sportverhalten der mit Flexibilität, Variabilität und Impro- Nutzer. Es werden andere Sporträume visation die infrastrukturellen Anfordenachgefragt. Vor diesem Hintergrund rungen bewältigt werden können. näherte sich die Veranstaltung dem Eine Seminardokumentation steht Phänomen Trendsport. online unter www.bisp.de zum Download bereit. Das BISp, die Internationale Vereinigung Sport- und Freizeiteinrichtungen (IAKS), das schweizerische Bundes- Bad Blankenburger Sportamt für Sport (BASPO), das Österreichische Institut für Schul- und Sport- (Seminar vom 31. Mai bis 2. Juni 2005 Stättentagung stättenbau (ÖISS) und der Bayerische in Bad Blankenburg) Landes-Sportverband (BLSV) führten Das BISp bot gemeinsam mit dem gemeinsam in der Sportschule Ober- DSB erneut ein Planungs- und haching dieses Seminar durch. Die Weiterbildungsseminar zum Sport- Veranstaltung deckte ein weites Spek- stättenbau an. Teilnehmer waren Mittrum an Themen ab, das definitori- arbeiter von Sport- und Bauämtern der sche, organisatorische, rechtliche und Kommunen, Ländervertreter, Archiökologische sowie finanzielle Aspekte tekten und Ingenieure sowie Vertreter umfasste. Letztlich mündeten alle Be- von Vereinen und Sportfachvertrachtungen in die Frage nach den An- bänden. forderungen räumlicher und baulicher Im Gegensatz zum Vorjahresseminar Art für die Befriedigung des auf der war die Veranstaltung nicht in thema- Grundlage des veränderten Sportvertisch getrennte Themenblöcke (Sporthaltens bestehenden und entstehenhallen, Sportplätze) unterteilt. Die den Bedarfs an Sportstätten. Es wurde Vorträge des Seminars behandelten hinterfragt, welche Flächen, Räume Aspekte des Sportstättenbaus, die bei und Einrichtungen für Trendsportder Planung der Mehrzahl aller Sportnutzungen geeignet sind, und wie vorund Freizeitanlagen, seien es Sporthandene Sportstätten bedarfsgerecht hallen, Bäder oder Sportplätze, stets modernisiert und aktualisiert werden gleichermaßen zu bedenken sind. Dakönnen. neben wurden besonders Fragen be- Am Ende des Seminars stand ein dif- handelt, die sich in Anbetracht des ferenziertes Bild des Gegenstandes über viele Jahre angewachsenen Sa- Trendsport. Zu den wichtigsten Er- nierungspotentials oder/und geänderkenntnissen gehört, dass es sich ten Nachfrageverhaltens stellen. weder um eine nur auf jugendliche Für eine Planung, die auch Spielräume Personen beschränkte noch vorfür zukünftige Entwicklungen berücknehmlich außerhalb des Wettkampfsichtigt, sind Planungsmethoden ansports angesiedelte Erscheinung zuwenden, die auf den Zusammenhandelt. hang von Sportnachfrage und bedarfs- Viele Facetten konnten lediglich an- gerechten Sportangeboten hinweisen. Das traditionelle Angebot an Sportstätten entspricht kaum noch dem aktuellen und tendenziell auch nicht dem zukünftigen Sportverhalten der Nutzer Für eine Planung, die auch Spielräume für zukünftige Entwicklungen berücksichtigt, sind Planungsmethoden anzuwenden, die auf den Zusammenhang von Sportnachfrage und bedarfsgerechten Sportangeboten hinweisen

Wissenstransfer 75 Um diese zentrale Aufgabe eines Rund 60 Journalisten und Personen Planers zu erfüllen, wurde ein Leitfa- aus dem öffentlichen Bereich (auch den vorgestellt, der die Schritte einer zwei Vertreter des Sportausschusses Sportstättenentwicklungsplanung er- des Deutschen Bundestages) waren klärt und in deren Anwendung einführt. zur Pressekonferenz, die der Journa- Zu einer bedarfsgerechten Gestaltung list Otto Kohrs (Bundespressekonfegehört es, sich wieder vermehrt mit renz) leitete, gekommen. dem Aspekt einer qualitätvollen huma- Besonderes Interesse bestand an den nen Architektur auseinanderzusetzen Ergebnissen der beiden durch die und Mittel aufzuzeigen, dieses Ziel zu WADA akkreditierten Laboratorien erreichen. Kreischa und Köln, die die jeweiligen Neben solch grundsätzlichen Aspek- Leiter, Professor R. Klaus Müller und ten der Sportstättenplanung wurden Professor Wilhelm Schänzer, vorstell- Themen behandelt, die Entschei- ten. Für das Jahr 2004 berichteten sie dungsträgern in der öffentlichen Ver- über 72 von der Norm abweichende A- waltung, in Sportvereinen und Sport- Analysen. verbänden sowie mit der Objektpla- Dr. Roland Augustin, Geschäftsführer nung befassten Architekten und Inge- der NADA, hielt einen unmittelbaren nieuren Orientierungshilfen für die mo- Vergleich der Statistiken für 2004 mit derne Gebäudetechnik, rationelle E- denen der Vorjahre für nicht angenergie- und Wasserverwendung, Qua- bracht. Die Doping-Bilanz im Jahr des litätskontrolle, Finanzierung und, nach Inkrafttretens des WADA-Code ist wie vor besonders aktuell, für die Lö- maßgeblich von den Veränderungen sung von Nachbarschaftskonflikten an geprägt, die durch den WADA-Code, die Hand geben. die damit einhergehende Änderung in der Rechtssystematik sowie dem Pressekonferenzen, Ergebnis- gänzlich neu gestalteten Regelwerk präsentationen hervorgerufen wurden, so Dr. Augustin in seiner Gesamtbilanz. Die NADA Doping-Bilanz 2004 im deutschen integrierte zudem durch Zusammen- Sport arbeit mit den nationalen Sportver- (Pressekonferenz am 22. März 2005 bänden die Kontrollen, die an deutin Bonn) schen Athleten genommen wurden, Mit der Gründung der Nationalen Anti- aber nicht in deutschen Laboratorien Doping-Agentur Deutschland (NADA) untersucht worden waren, in die Dowar vorgesehen, dass die gesamte ping-bilanz für das Jahr 2004. Damit Durchführung der Dopinganalytik, so- erhielt diese Pressekonferenz eine mit die Arbeit der Laboratorien in die neue Aussagekraft. Verantwortung der NADA übertragen Der Vorstandsvorsitzende der NADA, wird. Daher hat das BISp in den beiden Dr. Peter Busse, stellte fest, dass mit vergangenen Jahren diese Presse- der Unterzeichnung der Trainingskonkonferenz unter maßgeblicher Betei- trollvereinbarungen durch die nationaligung der NADA durchgeführt. len Bundessportfachverbände ein sta- Im Jahr 2005 wurde die Pressekon- biles Fundament für die weitere Zuferenz erstmals federführend von der sammenarbeit geschaffen worden sei. NADA mit Unterstützung des BISp Nunmehr nehme sich die NADA verausgerichtet. Die Veranstaltung fand stärkt der Dopingprävention an. Die im Rahmen der Bundespressekon- Forschungsförderung in der Dopingferenz im Bonner Dienstsitz des analytik verbleibe beim BISp. Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung statt.

76 Wissenstransfer Dr. h. c. Georg Anders hob in seiner Die Untersuchung mache deutlich, so Funktion als kommissarischer Leiter Professor Digel, dass die Hochleisdes BISp die Aufgaben der For- tungssportsysteme einer noch immer schungsförderung in der Dopingana- wachsenden Komplexität unterliegen. lytik hervor, die das Bundesinstitut Deutlich werde, dass ein ideales Orkünftig verstärkt wahrnehmen wird. ganisationsmuster für den Hochleis- Die Forschungen haben sich schon in tungssport nicht existiert. Die Studie der Vergangenheit insbesondere auf entwickelte umfassende Empfehlundie Entwicklung neuer Analyseverfah- gen für den deutschen Hochleistungsren konzentriert. So wird derzeit ein mit sport. Hilfe von Forschungsfördermitteln des Staatssekretär Dr. Göttrik Wewer BISp entwickeltes Verfahren zum (BMI) dankte Professor Digel und sei- Nachweis von Wachstumshormon im- nem Team für die mehrjährige Arbeit plementiert. an der Studie, die u. a. durch Sprach- Systemvergleich zwischen den barrieren gewiss nicht immer leicht geerfolgreichsten Sportnationen bei wesen sei. Olympischen Sommerspielen Jürgen Fischer, Direktor des BISp, (Ergebnispräsentation am 20. Juli betonte, dass die Ergebnisse der 2005 in Berlin) Studie die Bedeutung der Sportwissenschaft für den Hochleistungssport Was können wir von den anderen Naunterstreichen. Das BISp fühle sich in tionen lernen? Dies war eine der seinem Handeln im Rahmen des wiswesentlichen Fragestellungen der senschaftlichen Verbundsystems des Studie Organisation des Hochleisdeutschen Spitzensports bestätigt und tungssports - ein Systemvergleich zwiwerde seine Bemühungen zur Koorschen den führenden Sportnationen dinierung sportwissenschaftlicher Forbei den Olympischen Sommerspieschung und des Transfers der gelen, die Professor Helmut Digel wonnenen Erkenntnisse in die Praxis (Universität Tübingen) als Forverstärken. schungsauftrag des BISp durchführte (siehe dazu Beitrag Seite 87). Jörg Ziegler, Geschäftsführer Bereich Leistungssport im DSB, würdigte die Als Vizepräsident des Internationalen Ergebnisse und unterstrich, dass die Leichtathletikverbandes und Ehren- Studie eine gute Basis sei, um von erpräsident des Deutschen Leichtathlefolgreichen Sportnationen zu lernen tik-verbandes ist Professor Digel ein und Impulse für die Entwicklung des profunder Kenner des internationalen deutschen Hochleistungssports set- Hochleistungssports. zen zu können. Im Rahmen des Projektes untersuch- Die Ergebnisse der Studie werden in te er mit seinem Team die Hochleisder Schriftenreihe des BISp publiziert. tungssportsysteme von Deutschland, Australien, China, Frankreich, Großbritannien, Italien, Russland und der USA. Die Ergebnisse des mehrjährigen Projektes wurden in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt.

Wissenstransfer 77 Publikationen 2005 Schriftenreihe des Bundesinstituts für Sportwissenschaft (Verlag Hofmann, Schorndorf) Band 113 Eike Emrich, Arne Güllich, Martin-Peter Büch (Hrsg.) Beiträge zum Nachwuchsleis- tungssport Reihe Wissenschaftliche Berichte und Materialien des Bundesinstituts für Sportwissenschaft (Sportverlag Strauß, Köln) Band 01 / 2005 Henk Erik Meier Die politische Regulierung des Profifußballs Band 02 / 2005 Gabriele Neumann (Hrsg.) Sportpsychologische Betreuung des deutschen Olympiateams 2004. Erfahrungsberichte - Erfolgsbilanzen - Perspektiven Band 03 / 2005 Ulrike Burrmann (Hrsg.) Sport im Kontext von Freizeitengagements Jugendlicher. Aus dem Brandenburgischen Längsschnitt 1998-2002 Band 04 / 2005 Nadja Haverkamp Typisch Sport? Der Begriff Sport im Lichte der Prototypenmodelle Band 05 / 2005 Gudrun Doll-Tepper, Gertrud Pfister, Deena Scoretz, Christian Bilan (Eds.) Sport, Woman & Leadership. Congress Proceedings Band 06 / 2005 Eike Emrich, Ronald Wadsack Zur Evaluation der Olympiastützpunkte. Betreuungsqualität und Kostenstruktur Band 07 / 2005 Ilka Seidel Nachwuchsleistungssportler an Eliteschulen des Sports. Analyse ausgewählter Persönlichkeitsmerkmale Band 08 / 2005 Mark Pfeiffer Leistungsdiagnostik im Nachwuchsraining der Sportspiele. Entwicklung eines modelltheoretischen Ansatzes im Handball Band 09 / 2005 Alfred Rütten, Heiko Ziemainz, Ulrike Röger Qualitätsgesichertes System der Talentsuche, -auswahl und -förderung Band 10 / 2005 Eike Emrich, Arne Güllich Zur Produktion sportlichen Erfolges. Organisationsstrukturen, Förderbedin- gungen und Planungsannahmen in kritischer Analyse Band 11 / 2005 Gudrun Doll-Tepper, Gertrud Pfister, Sabine Radtke (Hrsg.) Karrieren in Führungspositionen des Sports - Ein- und Ausstiege Band 12 / 2005 Thomas Henke, Thomas Blumenbach Satellitennavigation - Anwendungen in der Sportwissenschaft Band 13 / 2005 Bernd Frick, Joachim Prinz Spielerallokation und Spielerentlohnung im professionellen Team-Sport. Betriebswirtschaftliche Analysen und Empfehlungen für das Vereinsmanagement Schriftenreihe Sportanlagen und Sportgeräte des BISp (Sportverlag Strauß, Köln) Band P1 / 05 Planung und Bau von Beach- Sportanlagen Sonstige Wolfgang Hartmann (Red.) BISp-Jahrbuch 2004