Laborwerte verstehen leicht gemacht Alle wichtigen Werte von A-Z - Labordiagnostik der häufigsten Erkrankungen Bearbeitet von Markus Vieten 1. Auflage 2008. Taschenbuch. 240 S. Paperback ISBN 978 3 8304 3457 3 Format (B x L): 12,7 x 19 cm Weitere Fachgebiete > Medizin > Human-Medizin, Gesundheitswesen > Medizin, Gesundheit: Sachbuch, Ratgeber Zu Inhaltsverzeichnis schnell und portofrei erhältlich bei Die Online-Fachbuchhandlung beck-shop.de ist spezialisiert auf Fachbücher, insbesondere Recht, Steuern und Wirtschaft. Im Sortiment finden Sie alle Medien (Bücher, Zeitschriften, CDs, ebooks, etc.) aller Verlage. Ergänzt wird das Programm durch Services wie Neuerscheinungsdienst oder Zusammenstellungen von Büchern zu Sonderpreisen. Der Shop führt mehr als 8 Millionen Produkte.
Die Laborwerte der Organe Die Laborwerte der Organe Bei vielen Erkrankungen, mit denen Sie sich als Patient bei Ihrem Arzt vorstellen, wird dieser sich neben der eingehenden Befragung und der körperlichen Untersuchung über das Routinelabor einen Überblick über die Verfassung Ihrer Organe verschaffen wollen. Die dabei untersuchten Laborwerte decken einen Großteil möglicher Erkrankungen ab oder geben Hinweise darauf, an welcher Stelle weitere Untersuchungen sinnvoll sind, um die Ursache der Beschwerden zu finden. Ein solches Routinelabor ist nicht festgelegt und kann im Ermessen des Arztes variiert werden. Meistens umfasst es die folgenden Gruppen und Werte: Leberwerte Unter Leberwerten versteht man Laborparameter, die Hinweise auf die Funktion oder auf eine Schädigung der Leber geben. Gamma-GT Die Gamma-GT ist ein spezifischer Parameter für Störungen des Lebergewebes und des Gallengangssystems der Leber. Sie ist schon bei leichten Leberschäden deutlich erhöht. Hohe Werte treten besonders bei Cholestase und Alkoholismus auf. Die Höhe des Wertes steht im direkten Verhältnis zum Ausmaß der Leberschädigung. ALT (ehem. GPT) Die ALT ist erst bei schwereren Leberschäden deutlich erhöht, ist dann aber sehr spezifisch für die Leber. Andere Organe produzieren sie also gar nicht 28
Nierenwerte oder nur in geringer Menge. Dies im Gegensatz zu der früher ebenfalls häufig bestimmten AST (ehem. GOT), die aber auch bei Muskel- und Herzerkrankungen erhöht sein kann. Deren Bestimmung macht neben der ALT heute keinen Sinn mehr. Glutamatdehydrogenase Die Glutamatdehydrogenase ist erst bei schwersten Leberschäden deutlich erhöht. Alkalische Phosphatase Die alkalische Phosphatase ist nicht leberspezifisch und kommt in verschiedenen anderen Geweben in unterschiedlichen Unterformen vor, so z. B. im Dünndarm, in den Keimzellen, in der Plazenta, in Knochen und in den Nieren. Sie kann bei Gallenstau (Cholestase), Gallenwegsentzündung (Cholangitis), Leberzellschäden oder auch Tumorerkrankungen erhöht sein. Bilirubin Meist ist das direkte Bilirubin bei einer Störung des Gallenabflusses aus der Leber (innerhalb der Leber oder in den Gallenwegen) z. B. durch Gallensteine, Gallenwegs- oder Gallenblasenentzündungen, Tumoren oder Parasiteninfektionen erhöht. Nierenwerte Hauptaufgabe der Niere ist die»blutwäsche«, d. h. das Entfernen von Giftstoffen und Abbauprodukten des Stoffwechsels. Eine weitere Aufgabe ist die Regulation des Salz-Wasser-Haushaltes ( Elektrolyte). Die Nierenwerte sind die Laborparameter, die Hinweise auf die Funktion oder auf eine Schädigung der Niere geben. Kreatinin (im Blut gemessen) Das Kreatinin ist ein Abbauprodukt des Muskelkreatins, das vom Muskel ins Blut abgegeben und über die Niere ausgeschieden wird. Der Wert hängt von der Nierenfunktion und dem Abbau von Kreatin zu Kreatinin ab (z. B. durch Muskelarbeit). 29
Die Laborwerte der Organe Kreatinin-Clearance (vergleichende Messung im Blut und im Urin) Die Kreatinin-Clearance vergleicht den Kreatininspiegel im Blut mit dem Kreatininspiegel im Urin. So ist die Unterscheidung zwischen einer eingeschränkten Nierenfunktion und einer vermehrten Bildung von Kreatinin möglich, wie sie z. B. durch körperliche Betätigung hervorgerufen werden kann. Harnstoff (im Blut gemessen) Harnstoff ist das Hauptabbauprodukt des Proteinstoffwechsels und wird zu über 90 % über die Niere ausgeschieden. Er entsteht durch Abbau des beim Stoffwechsel im Körper anfallenden Ammoniaks. Die Konzentration des Harnstoffs hängt von der Nierenfunktion, aber auch stark von der Eiweißzufuhr und der allgemeinen Stoffwechsellage ab. Befindet sich der Körper in einer sog. katabolen Stoffwechsellage, d. h. es wird mehr Körpersubstanz abgebaut als aufgebaut, wie z. B. bei schweren»auszehrenden«erkrankungen, kann der Harnstoff durch den vermehrten Anfall von Eiweiß aus dem Körperinneren auch ansteigen. (Das Gegenteil ist die anabole Stoffwechsellage, bei der mehr Körpersubstanz aufgebaut als abgebaut wird. Daher stammt auch der Begriff der»anabolika«.) Cystatin C (im Blut gemessen) Cystatin C wird sehr gleichmäßig im Körper erzeugt. Seine Konzentration im Blut ist ausschließlich von der glomerulären Filtrationsleistung der Niere abhängig. Herzwerte Herzenzyme werden in erster Linie bei einem Verdacht auf einen Herzinfarkt bestimmt. Kreatinkinase (CK) Sie ist der wichtigste Wert bei Verdacht auf einen Herzinfarkt. Dabei geht es besonders um die Untereinheit CK-MB, die besonders im Herzmuskel häufig ist. Erscheint sie vermehrt im Blut, spricht das also für eine größere Menge abgestorbener Herzmuskelzellen, weil eine tote Zelle ihren Inhalt verliert. 30
Schilddrüsenwerte Myoglobin Myoglobin stammt aus der Herz- und aus der Skelettmuskulatur und wird bei Muskelschäden schnell freigesetzt, sodass es zu einem Anstieg im Blut kommt. Da es dort durch seine kurze Halbwertzeit nicht lange verweilt, eignet es sich gut, um kurzfristige Veränderungen anzuzeigen. Dabei korreliert die Höhe der Myoglobinkonzentration mit der Schwere der Erkrankung. Troponine Troponine sind Eiweiße, die in den Herzmuskelzellen vorkommen und bei deren Untergang freigesetzt werden. Somit kommt es beim Herzinfarkt zum Anstieg der Werte. Schilddrüsenwerte Bei der Diagnostik zahlreicher Erkrankungen werden die Schilddrüsenwerte herangezogen, da die Schilddrüse als Steuerungsorgan des Grundumsatzes bei einer Störung für viele Symptome und Beschwerden verantwortlich sein kann. Ist etwa der Schilddrüsenhormonspiegel zu hoch (Hyperthyreose), steigt der Grundumsatz des Körpers an, sodass mehr Energie verbraucht wird. Dies führt z. B. zur Pulsbeschleunigung und zur Gewichtsabnahme. Das Gleiche gilt auch im umgekehrten Fall. Da die Schilddrüsenhormone (Thyroxin, Trijodthyronin) viele Auswirkungen auf den Stoffwechsel, das Wachstum, den Kreislauf und das Nervensystem haben, unterliegt die Ausschüttung der Schilddrüsenhormone im Körper einer strengen Kontrolle durch die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse). Sie greift durch vermehrte oder geringere Ausschüttung des Steuerungshormons TSH in den Regelkreis der Schilddrüse ein. Verschiedene Teile des Regelkreises können durch unterschiedliche Krankheiten gestört werden. Da an fast allen Störungen das TSH als zentrales Regelhormon beteiligt ist, wird zur Überprüfung der Schilddrüsenfunktion mitunter nur der TSH-Wert bestimmt. Bei Auffälligkeiten werden dann auch Thyroxin (T 4 ) und Trijodthyronin (T 3 ) bestimmt. In seltenen Fällen wird zusätzlich das Hypothalamushormon TRH gemessen. Thyreoideastimulierendes Hormon (TSH) TSH fördert als Hormon die Produktion und Ausschüttung der Schilddrüsenhormone und auch das Wachstum der Schilddrüse. Es wird im Vorderlappen der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) gebildet und gelangt über das Blut zur Schilddrüse. Die Regulation der TSH-Sekretion ist sehr empfindlich und 31