02 4 190553 504004 4,60 sfr 8,00 BeNeLux 4,70 5,40 6,20 4,00 Kunst, Kohle & Kanäle Auf Chartertörn in Belgien und Nordfrankreich Messe-Neuheiten 2 Noch mehr Boote zur boot Die besten Tipps für Einsteiger Die Riva-Klinik Ein Besuch im Wallfahrtsort aller»rivanisten«traumboote Edel, schnell und einfach schön TEST u. a. Four Winns H 180 Brig Eagle 580 Nimbus 405 Coupé Elling E4
Mit 15 PS entspannt durch den Hafen: Für den richtigen Trimm sind die Gewichte gut verteilt, der Skipper hat den Quickstop angelegt DER RICHTIGE UMGANG Denn sie wissen, was sie tun Seit mehr als einem Jahr dürfen Motoren bis zu 11,03 kw (15 PS) ohne Führerschein betrieben werden. Ohne Führerschein bedeutet aber nicht ohne Kenntnisse in Sachen Bootsführung und Technik. 90
Als im Spätjahr 2012 die Entscheidung fiel, Sportboote bis zu einer Motorisierung bis 11,03 kw (15 PS) von der Führerscheinpflicht zu befreien, wurde heftigst diskutiert. Die Einen sahen Chaos und schwere Unfälle kommen, die Anderen erwarteten ein spürbar gesteigertes Interesse am Wassersport. Eine offizielle Bilanz liegt bei Redaktionsschluss noch nicht vor. Berichtet wurde vereinzelt über Unfälle von Booten mit den führerscheinfreien Motoren. Ob die Betreiber aber einen Führerschein hatten oder der Gruppe der Neueinsteiger zuzurechnen sind, wurde meistens nicht erwähnt. In einem Punkt sind sich aber Diskutanten einig: Ohne gewisse Kenntnisse sollte niemand aufs Wasser gehen. Wir konstruieren den Spontankauf Text: Klaus Schneiders eines Schlauchbootes mit passendem 15-PS-Außenborder am Beispiel eines Suzuki-Pakets. Das besteht aus dem Suzumar 290 AL und dem Suzuki DF 15. Das Schlauchboot mit Aluminiumboden wiegt knapp 55 kg und 91
lässt sich demontiert leicht in jedem Kofferraum transportieren. Der Motor bringt 44 kg auf die Waage, aber auch das sollten zwei Personen leicht stemmen können. Im Idealfall gibt der freundliche Händler beim Kauf noch Tipps und Hinweise fürs korrekte Handling und den Aufbau des Bootes. Ansonsten wechselt das Geld den Besitzer und die Kartons wandern ins Auto. KOPF HOCH Und genau hier lauert die erste Falle für von der Materie bislang unbedarfte Einsteiger. Außenborder können stehend oder liegend transportiert werden. Was sie überhaupt nicht vertragen, ist, wenn man sie auf den Kopf stellt. Vor der Inbetriebnahme der Maschine soll auch die Betriebsanleitung studiert werden, eine Tugend, die gerade bei jüngeren Menschen nach und nach in Vergessenheit gerät. Auch der Aufbau des Schlauchbootes birgt einige Tücken. Dass die drei Tragschläuche auf den korrekten Luftdruck gebracht werden müssen, um gute Fahreigenschaften zu erzielen, leuchtet ein. Doch wann wird der Aluboden zusammengesteckt und eingelegt? Auch hier gibt die Betriebsanleitung Aufschluss und erspart dem neubegeisterten Wassersportler Mühen und Frust. Das Motor-Boot-Paket ist montiert und fahrbereit. Was nun? Ins Wasser schieben, Motor starten und loslegen? Ja sicher, aber bitte mit Bedacht. So eine Kombination wiegt mit zwölf Litern Sprit im Tank knapp über 100 kg. Die können mit dem Schub des Suzukis ganz schön Fahrt aufnehmen. RUHIG BLUT Deshalb gilt gerade hier: In der Ruhe liegt die Kraft. Zunächst sollte jede Person an Bord eine Rettungsweste tragen. Der Bootsführer wird hier wohl auf dem rechten Tragschlauch seitlich vor dem Motor Platz nehmen, um die Pinnensteuerung mit integriertem Gashebel zu bedienen. Das soll stets mit Gefühl geschehen, denn bei einem kräftigen Gasstoß richtet sich der Bug steil auf und das Boot nimmt Fotos: Suzuki Marine vehement Fahrt auf. Das hat schon manchen, auch erfahrenen Skipper ins Wasser expediert. Auf der glücklichen Seite ist jetzt derjenige, der den Quickstop angelegt hatte. Das ist die rote Spiralleine, die Motor und Skipper verbindet. Geht der nach außenbords, wird augenblicklich die Zündung unterbrochen und das Boot kommt zum Stehen. Wird der Quickstop ignoriert, macht sich im besten Fall das Boot selbstständig auf die Reise und knallt, hoffentlich ohne Schäden bei Dritten zu verursachen in die Uferböschung. Im schlimmsten Fall macht aber der Skipper Bekanntschaft mit dem rotierenden Pro- 92
peller und das ist alles andere als lustig. Oft wird die Schlaufe des Quickstops lässig am Handgelenk getragen, das ist nicht optimal. Bei einer unbedachten Bewegung des Arms löst er aus und der Motor steht ohne Not. Besser ist es, die Verbindung am Oberschenkel oder der Gürtelschlaufe der Hose zu tragen. AUSRÜSTUNG Auch ein kleines Boot wie unser Suzumar 290 kommt nicht ohne ein Minimum an Ausrüstung aus. Zwar hängt am Spiegel der neue Motor, aber der kann ja auch mal den Dienst quittieren, beispielsweise wenn vor Enthusiasmus über die ersten Fahrversuche der Sprit ausgeht. Zwei Paddel sind also obligatorisch, um stets das sichere Ufer erreichen zu können. Die Rettungswesten für jede Person an Bord sind bereits erwähnt, dass die auch getragen werden, dürfte klar sein. Um das Boot am Steg oder Ufer festzutüddeln, braucht es mindestens noch zwei Leinen, die der Bootslänge entsprechen. Fender, also die Kunststoffwürste, die erfahrene Skipper zwischen Bordwand und Steg zum Schutz des Rumpfes ausbringen, sind auch an Bord des Schlauchbootes nicht zu verachten. Gerade Fahranfänger unterschätzen bei Anlegemanöver die Geschwindigkeit des schwimmenden Gefährts, lenken falsch ein oder geben im letzten Moment nochmals richtig Gas. Da opfert man doch lieber die preiswerte Wurst als das schnieke neue Boot. Zwar ist das Schlauchboot mit intakten Schläuchen quasi unsinkbar, wegen des niedrigen Freibords kann bei falsch angefahrener Welle aber schon mal Wasser einsteigen. Nasse Füße sind nicht jedermanns Sache, also gehört auch noch eine Schöpfkelle, im Fachjargon Ösfass genannt, an Bord. WO BIN ICH? Niemand nimmt am Straßenverkehr teil, ohne sich zu informieren. Auf dem Wasser ist es nicht anders. Auch hier gilt in leichter Abwandlung der 1 der StVO: Jeder Verkehrsteilnehmer hat sich so zu verhalten, dass die Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs gewährleistet ist und niemand gefährdet, geschädigt oder behindert wird. Nur wie kann sich ein absoluter Neuling informieren? Das einfachste Medium ist wohl ELWIS, der Elektronische Wasserstraßen- Informationsservice der WSD (www.elwis.de). Unter dem Stichwort»Freizeitschifffahrt«erhält man in verständlichen Formulierungen und sehr anschaulich alle nötigen Informationen zum Thema. Dann gehört auch noch Revierkunde zur vernünftigen Vorbereitung auf die erste Ausfahrt. Gibt es örtliche Einschränkungen, zum Beispiel gesperrte Wasserflächen oder Geschwindigkeitsgebote? Auch hierzu ist Literatur in Form von Führern und Karten sowohl in gedruckter als auch digitaler Das Lesen und Beachten von Betriebsan- leitungen ist eine Tugend, die gerade bei jüngeren Menschen nach und nach in Vergessenheit gerät Form verfügbar. Infos auf dem kleinen Display eines Smartphones sind stets besser, als gar keine Info. Nur lesen sollte man sie vor der Fahrt. Denn auch auf dem Wasser gilt: Unwissen schützt vor Strafe nicht. Und für den Fall der Fälle sollte auch der Neue wissen, wie er im Notfall auf sich aufmerksam macht: Durch langsames und wiederholtes Heben und Senken der Arme. Das wird verstanden! Mit ein wenig Vorbereitung und Grundkenntnisse ist das Bootfahren keine Hexerei. Viel Spaß auf dem Wasser.