Seite 1 von 9 Schadensdiagnose Zweimassenschwungrad Durch die Reibung der Kupplungsscheibe an der Reibfläche des Zweimassenschwungrades entstehen im normalen Fahrbetrieb Temperaturen bis zu 200 C. Bei rutschender Kupplung oder durch Fehlbedienung können weit höhere Temperaturen entstehen, welche jedoch nicht zwingend zu Lebensdauerbeeinträchtigungen des Zweimassenschwungrades führen müssen. Mögliche Zeichen für eine hohe thermische Belastung sind: Anlauffarben (bläulich) sowie lokale Hitzeflecken (sogenannte Hotspots) auf der Reibfläche Anlauffarben (bläulich) im Bereich der Kupplungs-Anschraubfläche und im Vernietungsbereich Sind alle weiteren prüfbaren Merkmale in Ordnung, kann das Zweimassenschwungrades im Fahrzeug verbleiben. Mögliche Anzeichen für eine zu hohe thermische Belastung sind: Risse Anschmelzungen der Reibfläche (Materialverschmierungen) Riefen in der Reibfläche (z.b. durch Kupplungsbelagvernietung bei zerstörter oder verschlissener Kupplungsscheibe) Anlauffarben (bläulich), die in den Lagerbereich des Zweimassenschwungrades hineinreichen Farbliche (bläulich) Verfärbung der Passstifte (3 Passstifte im äußeren Bereich des Zweimassenschwungrades) In diesen Fällen ist das Zweimassenschwungrad auszutauschen.
Seite 2 von 9 Übersicht Zweimassenschwungrad 1. Lagerbereich 2. Anschraubfläche für die Druckplatte 3. Passstifte 4. Reibfläche 5. Vernietungsbereich
Seite 3 von 9 Explosionsdarstellung Zweimassenschwungrad mit Zusatzmasse 1. Sekundärschwungmasse 2. Zusatzmasse, verbunden mit Deckel und Geberring 3. Flansch 4. Primärschwungmasse mit Bogenfedern und Gleitlager / Lagerdorn 5. Zahnkranz Sichtprüfung auf beschädigte Bauteile Wichtig: Alle nachfolgenden Sichtprüfungen sind bei eingebautem Zweimassenschwungrad durchzuführen. Für eine Sichtprüfung im Fahrzeug wird sehr helles Licht und zusätzlich eine helle, schmale Taschenlampe benötigt. Schadensbilder, wie Fettspuren auf der Primärschwungscheibe und lockere oder fehlende Wuchtgewichte können im eingebauten Zustand nicht überprüft werden. Bei der Sichtprüfung können Materialveränderungen festgestellt werden, die gegebenenfalls die weitere betriebstauglichkeit des Zweimassenschwungrades ausschließen. Zum Vergleich werden hier verschiedene Schadensbilder am Zweimassenschwungrad mit der entsprechenden weiteren Vorgehensweise vorgestellt. Gleitlager auf Beschädigung prüfen
Seite 4 von 9 Bei mechanische Beschädigungen am Gleitlager ist das Zweimassenschwungrad austauschen. Die Beschädigungen sind herstellerabhängig durch die Lüftungsfenster der Sekundärschwungscheibe zu erkennen. Teile des Lagers (1) haben sich abgelöst oder liegen lose um den Lagerdom. Hinweis: Bei mechanischen Beschädigungen am Gleitlager ist das Zweimassenschwungrad auszutauschen. Zahnkranz auf Beschädigung prüfen Der Zahnkranz wird zum Starten des Motors benötigt. Durch viele Startvorgänge und/oder einem nicht korrekt eingreifenden Starter können Verschleißerscheinungen an den Zähnen des Zahnkranzes entstehen. Das Schädigungsprofil kann von nur geringen Abnutzungsspuren, bis hin zu starkem Abrieb reichen. Die Installation eines Geberringes ist modellabhängig. Grafik L0022953 zeigt Abriebspuren und mechanische Beschädigungen am Zahnkranz (1). Diese entstehen durch Verschleiß aufgrund vieler Startvorgänge. In diesem Fall ist das Zweimassenschwungrad auszutauschen. Hinweis: Geringer Verschleiß an der Stirnfläche der Zähne ist zulässig. Treteb jedoch beim Anlassen des Motors Probleme auf, so ist das Zweimassenschwungrad auszutauschen.
Seite 5 von 9 Kippspiel überprüfen Beim Zweimassenschwungrad ragt der Zusatzmassering über den Spalt zwischen der Primär- und Sekundärschwungmasse. Eine einfache Sichtbeurteilung des Kippspieles ist nicht möglich. 1. Zweimassenschwungrad umfassen, und die Daumen auf den äußeren Radius der Sekundärschwungscheibe auflegen. 2. Abwechselnd zuerst oben, dann unten, dann auf der linken Seite und auf der rechten Seite mit dem Daumen Druck auf die Sekundärschwungscheibe (Pfeile) ausüben.
Seite 6 von 9 Bei der Kippspielprüfung können funktionsbedingt metallische Klappergeräusche auftreten. Hinweis: Die Prüfung darf nur per Hand, ohne Werkzeugeinsatz durchgeführt werden. Wenn das Kippspiel größer ist als 3 mm (I) (Gemessen, keine subjektive Einschätzung), so ist das Zweimassenschwungrad auszutauschen. Eine absolut eindeutig Messung ist mit dieser Prüfung nicht möglich, da die Messbedingungen aufgrund der Unterschiede der von den einzelnen Werkstattmitarbeitern während der Prüfung aufgewandten Kraft nicht standardisiert sind. Freiwinkel prüfen Vor der eigentlichen Freiwinkelprüfung sollte das Zweimassenschwungrad mehrmals langsam im und gegen den Uhrzeigersinn verdreht werden, dadurch erhält man ein Gespür für den Widerstand der Federn. Darüber hinaus können ungewöhnlich laute Klackgeräusche ebenso heraus gehört werden, wie auch mögliches Klappern, Knirschen oder Schleifen beim Verdrehen des Zweimassenschwungrades. Lässt sich das Zweimassenschwungrad nicht verdrehen, ist es defekt und muss ausgetauscht werden. Als Freiwinkel bezeichnet man den Winkel (1), um den sich Sekundär- und Primärschwungscheibe leichtgängig gegeneinander verdrehen lassen. Dabei werden die Flanschflügel im Bogenfederkanal bewegt, ohne an die Bogenfedern zu stoßen. Der Freiwinkel beträgt funktionsbedingt bis zu 8 Zähne. Wird die Sekundärschwungscheibe über diesen Punkt hinaus verdreht, werden die Bogenfedern im Bogenfederkanal bis zum Bogenfederanschlag in der Primärschwungscheibe/Deckel verschoben. Erst jetzt setzt die Federkraft der Bogenfedern ein. 1. Sekundärschwungscheibe gegen den Uhrzeigersinn verdrehen (Pfeil), bis die elastische Gegenkraft (Federkraft) der Bogenfedern deutlich spürbar ist. 2. Sekundärschwungscheibe langsam loslassen bis die Bogenfedern entspannt sind, also bis keine Gegenkraft mehr auf die Federn wirkt.
Seite 7 von 9 3. Position mit weißen Stift auf der Sekundärschwungscheibe (1) und auf dem Anlasserzahnkranz (2) mit einem senkrecht verlaufenden Strich deutlich markieren. 4. Sekundärschwungscheibe im Uhrzeigersinn deutlich drehen, bis die elastische Gegenkraft deutlich spürbar ist. 5. Sekundärschwungscheibe langsam loslassen bis die Bogenfedern entspannt sind.
Seite 8 von 9 6. An der Sekundärschwungscheibe eine neue Markierung (1) auf Höhe der ersten Markierung des Anlasserzahnkranzes (3) anbringen. 7. Anzahl der Zähne des Anlasserzahnkranzes vom markierten Zahn bis auf die Höhe der ersten Markierung an der Sekundärschwungscheibe (2) zählen. Bis zu 8 Zähne Differenz sind funktionsbedingt zulässig. Hinweis: Das Zweimassenschwungrad ist auszutauschen, wenn: die Differenz die Anzahl von 8 Zähnen überschreitet das Zweimassenschwungrad sich nicht verdrehen lässt
Seite 9 von 9 beim Verdrehen des Zweimassenschwungrades ein harter, metallischer Anschlag hörbar oder spürbar ist.