Im Fokus: Pflegeschulen

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Transkript:

Bundesweite Erhebung Im Fokus: Pflegeschulen Pflegeausbildungsstudie Deutschland (PABiS) zeigt hohe Akzeptanz der neuen Pflegeausbildung, 1. Teil Foto: N. Dietrich Michael Isfort Die Ausbildung für die Gesundheits- und Krankenpflege hat sich nicht zuletzt durch das neue Krankenpflegegesetz deutlich gewandelt. Eine aktuelle Studie, die Pflegeausbildungsstudie Deutschland (PABiS), gibt nun erstmalig einen Überblick über die Situation der deutschen Pflegeausbildung. Auffallend ist, dass das neue Krankenpflegegesetz zwar mit einem deutlich erhöhten Aufwand für die Lehrenden verbunden ist, aber trotzdem eine hohe Akzeptanz erfährt. Der folgende Beitrag bietet einen Einblick in die Ergebnisse von Seiten der Pflegeschulen. Hintergrund der Studie Mit Einführung des neuen Krankenpflegegesetzes haben sich nicht nur die Anforderungen an die zukünftig Pflegenden in Richtung einer Gesundheitsorientierung und stärkeren Fokussierung von palliativen und rehabilitativen Ansätzen geändert. Maßgebliche Neuausrichtungen wie die Erhöhung der theoretischen Ausbildungsanteile und die pädagogische Ausrichtung an komplexen Situationen und klinischen Fragestellungen (Handlungsorientierung statt Fächerorientierung) wirken sich direkt auf die Ausbildung aus. So sind derzeit die Arbeitsschwerpunkte der Lehrenden auch im Bereich der curricularen Entwicklung und der erweiterten Unterrichtsvorbereitung zu finden. Bislang liegen keine systematischen Studien vor, wie diese Anforderungen von den Pflegeschulen (1) beurteilt und vor allem gemeistert werden. Das Deutsche Institut für angewandte Pflegeforschung (dip) hat sich der Pflegeausbildungssituation gemeinsam mit dem Deutschen Krankenhausinstitut (DKI) angenommen und die Pflegeausbildungsstudie Deutschland (PABiS) durchgeführt. Das DKI hat sich der Seite der praktischen Ausbildungsstätten (Krankenhäuser) zugewandt. Das dip befragte federführend die Pflegeschulen. An der Befragung haben 501 praktisch ausbildende Krankenhäuser und 462 Pflegeschulen teilgenommen. Damit ist die PABiS-Studie die größte Untersuchung, die in diesem Bereich bislang stattgefunden hat. Unterstützt wurde die Studie durch die Robert Bosch Stiftung. Eine Veröffentlichung der vollständigen Ergebnisse in Buchform ist für Juni dieses Jahres geplant. In diesem und im nachfolgenden Heft werden zentrale Ergebnisse der beiden Befragungsteile vorgestellt. Der Arbeitsmarkt für Pflegende im Spiegel der Statistik Eine Einschätzung und Bewertung der derzeitigen Ausbildungssituation kann nur vor dem Hintergrund wesentlicher Zahlen der Berufsentwicklung vorgenommen werden. Einführend sollen daher einige Kennzahlen der Stellenentwicklung im Pflegebereich vorgestellt werden. Die Pflegeberufe sind mit fast 590 000 Beschäftigten der größte Berufszweig im Gesundheitswesen in Deutschland. In Gutachten und Stellungnahmen wird zukünftig von einem weiteren Wachstum in diesem Bereich ausgegangen. 464

Trotzdem ist ein Rückgang der Ausbildungszahlen zu verzeichnen. So wurden zwischen 1999 und 2004 rund zehn Prozent aller Ausbildungsplätze abgebaut (2). Im Bereich der Kinderkrankenpflege sind im gleichen Zeitraum bundesweit 16 Prozent und damit jeder sechste Ausbildungsplatz abgebaut worden. Wesentlich begründet ist dies mit dem Personalabbau von Pflegekräften im Krankenhausbereich; schließlich arbeiten drei von vier ausgebildeten Pflegekräften in diesem Sektor. Die Zahl der Vollzeitkräfte im Krankenhaus ist besorgniserregend gesunken. Zwischen 1995 und 2005 sind 41 000 Stellen abgebaut worden, das entspricht einem Rückgang von zwölf Prozent. Dabei lässt sich die vielfach geäußerte Befürchtung, dass dafür vermehrt niedrig qualifiziertes Personal eingestellt wurde, empirisch nicht belegen. Auch hier erfolgte eine Reduzierung. Dennoch liegt die Arbeitslosenquote bei ausgebildeten Krankenschwestern bei nur drei Prozent, was als geringe Arbeitslosigkeit bewertetet werden kann. Zu erklären ist dies mit einem starken Anstieg von Teilzeitbeschäftigten im Pflegewesen. Die Auswirkungen der genannten Entwicklungen auf die Absolventen und die Pflegeschulen werden an anderer Stelle des Artikels weiter vertieft. Wenn aus Zwergen Riesen werden Bei Pflegeschulen handelt es sich nicht um einheitliche Organisationsformen. Vielmehr ist das Feld durch eine große Heterogenität bestimmt. Die häufigste Form einer Pflegeschule ist diejenige, die allein von einem Krankenhaus betrieben wird und nur eigene Schüler (32 %) bzw. auch Schüler anderer Krankenhäuser (16 %) ausbildet. Auch die Ausbildungsangebote sind sehr vielfältig. Dabei dominieren die Pflegeschulen, die ausschließlich eine Krankenpflegeausbildung anbieten (57 %). Weitere 20 Prozent bieten entweder eine Krankenpflege- oder eine Kinderkrankenpflegeausbildung an. Der Anteil der solitären Kinderkrankenpflegeschulen kann als sehr gering betrachtet werden (5 %). Auch der Anteil der Schulen, die derzeit schon ein Altenpflegeausbildungsangebot integriert haben, ist mit knapp fünf Prozent sehr gering. Es lässt sich aufzeigen, dass Pflegeschulen insgesamt betrachtet eher kleine Einrichtungen sind. Ein Beispiel dafür ist, dass nur in zwei Dritteln der Schulen ein Sekretariat eingerichtet ist. Damit entfallen in vielen Einrichtungen diese Aufgaben zusätzlich auf das Lehrpersonal. Im Schnitt kümmert sich eine hauptamtliche Lehrkraft um 20 Schüler. Die große Heterogenität der Pflegeschulen führte in der Studie dazu, dass erstmalig drei unterschiedliche Größenklassen beschrieben wurden, um Unterschiede in den Pflegeschulen näher beleuchten zu können. Als kleine Schulen (35 %) wurden die Pflegeschulen bezeichnet, die bis zu 60 Schüler/ innen in den Pflegeberufen auswiesen. Von 61 bis 89 Schüler/innen (26 %) wurden sie als mittelgroße Schulen bezeichnet. Pflegeschulen mit mehr als 90 Schüler/innen (30 %) wurden als große Schulen bezeichnet. Bei kleinen Schulen sind es durchschnittlich 3,2 Stellen für hauptamtliche Lehrende, in den großen Schulen sind es 8,4 Stellen, die den Lehrbetrieb und die Organisation der Ausbildung sicherstellen. Der Bildungsmarkt ist in hohem Maße dynamisch und im Wandel begriffen. Es lassen sich beispielsweise Konzentrationsprozesse ausmachen. In erheblichem Maße haben Fusionierungen bereits stattgefunden, und ein Drittel der Pflegeschulen ist derzeit mit einer weiteren Kooperation oder Fusionierung beschäftigt. Für die Zukunft lässt sich erwarten, dass es eine weitere Konzentration hin zu größeren Einheiten mit vielfältigen Ausbildungsangeboten geben wird. Die solitäre Krankenpflegeschule oder Kinderkrankenpflegeschule wird es langfristig schwer haben, sich diesem Trend entgegenzustellen. Die Zahl der Vollzeitkräfte im Krankenhaus ist besorgniserregend gesunken Pflegelehrer werden Lernende Eine wesentliche Neuerung im Krankenpflegegesetz ist die Forderung nach hochschulisch qualifizierten Lehrenden. Dies wird von der relativen Mehrheit von 43 Prozent der Befragten auch befürwortet. Die PABiS- Studie zeigt auf, dass hier historisch bedingt große Unterschiede zwischen den alten und den neuen Bundesländern vorherrschen. Sind es in den neuen Bundesländern drei von vier Lehrenden, die hochschulisch qualifiziert sind oder es bald sein werden, so ist es in den alten Bundesländern nur einer von vieren. Dies liegt an der unterschiedlichen Ausbildungstradition. In den neuen Bundesländern sind es vor allem die universitär ausgebildeten Medizinpädagogen, die in den Pflegeschulen arbeiten. In den alten Bundesländern ist der überwiegende Teil über die traditionelle zweijährige Weiterbildung zum Lehrer für Pflegeberufe qualifiziert. Zukünftig werden in den alten Bundesländern vor allem die Absolventen der pflegepädagogischen Studiengänge der Fachhochschulen zu finden sein. Drei von vier Lehrenden, die eine erweiterte Qualifizie- 465

Abb. 1 Bewertung der gesetzlichen Neuerungen (Mittelwerte) Praxisanleitung im Krankenhaus Praxisbegleitung im Krankenhaus durch Lehrkräfte 4,2 4,1 Erforderlicher Hochschulabschluss für Lehrkräfte 3,7 Themen- und Handlungsorientierung statt Fächerorientierung 4,0 Erhöhung der praktischen Anteile in der ambulanten Versorgung 3,9 Ausweitung des Berufsbildes auf Gesundheitspflege 4,4 Gemeinsame Ausbildung von Kranken- und Kinderkrankenpflege Ausweitung der theoretischen Ausbildungsanteile 3,8 3,9 Reduktion der praktischen Ausbildungsanteile 2,6 1 sehr negativ 2 3 teils, teils 4 5 sehr positiv Abb. 2 Gewünschtes Ausbildungsmodell der befragten Pflegeschulen 48,7 % 5,2 % 9,3 % 5,4 % 21,4 % 7,6 % Beibehaltung einer gemeinsamen Ausbildung in der Kranken- und Kinderkrankenpflege mit anschließender Differenzierungsphase Gemeinsame Ausbildung für Kranken- und Kinderkrankenpflege Rückkehr zur getrennten Ausbildung in der Kranken- und Kinderkrankenpflege Gemeinsame Ausbildung in der Kranken-, Kinderkranken- und Altenpflege mit anschließender Differenzierungsphase Gemeinsame ( generalistische ) Ausbildung für Kranken- und Kinderkrankenund Altenpflege Keine Angaben möglich beispielsweise nur 23 gegenüber 44 Prozent in den alten Bundesländern, die eine größere Praxisferne der theoretischen Ausbildung durch hochschulqualifizierte Lehrende befürchten. Ein ähnliches Bild zeigt sich auch hinsichtlich der Einschätzung einer verbesserten pflegepädagogisch-didaktischen Kompetenz bei hochschulisch qualifizierten Lehrenden. Die Kompetenzerhöhung in diesem Bereich wird in Ostdeutschland deutlich stärker mit einer Hochschulqualifizierung in Zusammenhang gebracht als in den westdeutschen Pflegebildungseinrichtungen. Von Bewerberinnen und Absolventinnen Die Pflege bleibt ein Frauenberuf. Der Anteil an weiblichen Pflegedienst-Mitarbeiterinnen im Krankenhaus betrug im Jahr 2004 insgesamt knapp 87 Prozent. Auch die Ausbildung ist eindeutig weiblich dominiert. So betrug der Anteil der Absolventinnen der Krankenpflegeausbildung im Jahr 2004 knapp 83 Prozent, bei der Kinderkrankenpflege liegt er noch höher. rung anstreben, werden einen fachhochschulischen Studiengang aufnehmen. Zukünftig werden die Bachelor- und Masterstudiengänge das Bild der Pädagogen dominieren. Dabei ist die Diskussion über den notwendigen Abschluss für die Arbeit in der Theorie- oder Praxislehre in vollem Gange. Interessant ist, dass sich die unterschiedliche Qualifizierung auch in unterschiedlichen Erwartungen ausdrückt. So sind es in den neuen Bundesländern Vielfach diskutiert wird die Attraktivität des Pflegeberufes insgesamt, und es wurden von Trägern, Verbänden und Ministerien vielfältige Kampagnen durchgeführt. Insgesamt zeigt sich ein Run auf die Pflegeausbildung. In nur fünf Jahren erhöhte sich die Bewerberzahl um 35 Prozent. Dabei kann nicht gesagt werden, inwieweit sich hier ein Erfolg der Kampagnen widerspiegelt oder die insgesamt eher schwierige Lage auf dem Ausbildungssektor für diese Steigerung verantwortlich ist. Ein schöner Erfolg, könnte man meinen, doch die Pflegeschulen beobachten gleich- 466

zeitig einen Rückgang bei der Eingangsqualifikation. Stabil geblieben ist dagegen die Zusammensetzung der schulischen Eingangsqualifikationen in den Pflegekursen. 50 Prozent der Schülerinnen haben einen Realschulabschluss, 30 Prozent Abitur und 15 Prozent einen qualifizierten Hauptschulabschluss oder einen Hauptschulabschluss mit anschließender Berufsausbildung. Vor dem Hintergrund der eingangs beschriebenen Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt stellt sich die Situation für die Absolventen problematisch dar. Arbeiten drei von vier ausgebildeten Gesundheits- und Krankenpfleger/innen im Krankenhaus, so sind es nur noch zwei von vier Absolventen, die einen entsprechenden Anstellungsvertrag im Krankenhaus bekommen. Dementsprechend hat sich die Zahl derer erhöht, die in den ambulanten Pflegesektor gehen (16 %). Weitere zehn Prozent haben nach erfolgreicher Ausbildung eine Anstellung im stationären Altenhilfebereich angenommen. Dies schätzen auch die Pflegeschulen bezüglich der zu beobachtenden Entwicklung ein. Einerseits bestätigen sie, dass der Anteil derer, die keine Anstellung finden, steigt (65 %). Zudem kann ausgemacht werden, dass, wenn eine Arbeitsstelle gefunden wurde, diese zunehmend befristet ist (82 %). Darüber hinaus zeigt sich auch die in der Einleitung beschriebene Wanderung in Richtung ambulante Pflege wieder (56 %). Gute Noten für das Krankenpflegegesetz Zentraler Bestandteil der PA- BiS-Studie ist die Frage nach der Bewertung der Änderungen des Krankenpflegegesetzes. Die Umsetzung ist auf Seiten der Schulen mit einer massiven Erhöhung des Arbeitsaufwandes verbunden. Eindrucksvoll sind dabei die Leistungen, die in den Pflegeschulen erbracht werden. Bedenkt man, dass keine nennenswerten Einstellungen von zusätzlichem Personal erfolgt sind und die Zahl der Honorarkräfte in den Pflegeschulen insgesamt rückläufig ist, so ist es umso höher zu bewerten, dass in nahezu allen Arbeitsbereichen Erhöhungen der Arbeitsleistung stattgefunden haben. Das sind beispielsweise curriculare Arbeiten (98 %), die Erweiterung der Planungsarbeit für die praktischen Einsätze (80 %), die Erhöhung der Unterrichtsvorbereitung (94 %) und weitere Aufgaben wie die Koordination mit zusätzlichen Praxispartnern und Pflegedienstleitungen in den Krankenhäusern. Überraschend deutlich fällt trotz dieser Arbeitsbelastung die positive Bewertung der gesetzlichen Neuerungen aus (Abb. 1). Die veränderte Praxisanleitung im Krankenhaus und die Praxisbegleitung der Schüler durch die Lehrkräfte selbst erreichen dabei den höchsten Grad an Zustimmung. Hier sind es jeweils über 80 Prozent der Befragten, die diese Veränderung begrüßen. Fast 70 Prozent bewerten auch den verstärkten praktischen Einsatz im ambulanten Sektor positiv. Bemerkenswert ist, dass die gemeinsame Ausbildung in der Gesundheits- und Krankenpflege sowie der Gesundheitsund Kinderkrankenpflege eine hohe Akzeptanz bei über 60 Prozent der Befragten findet. Grundsätzlich treffen die Neuregelungen in der Krankenpflegeausbildung in den Pflegeschulen der alten Bundesländer auf eine größere Zustimmung als in den neuen Ländern. Insbesondere die Zustimmung für eine gemeinsame Ausbildung In der Zeitschrift befindet sich an dieser Stelle eine Anzeige! 467

ist in den alten Bundesländern größer. Interessant ist auch, dass die Änderungen über alle Größenklassen der Pflegeschulen hinweg gleich positiv bewertet werden. Große Schulen stehen dabei der gemeinsamen Ausbildung von Kranken- und Kinderkrankenpflege etwas positiver gegenüber. Dafür sind es die kleinen Schulen, die die Ausweitung der theoretischen Anteile besser bewerten als die großen Schulen. Die Umsetzung des neuen Krankenpflegegesetzes ist auf Seiten der Schule mit einer massiven Erhöhung des Arbeitsaufwandes verbunden www.hygienestandard.de Der Hälfte der befragten Pflegeschulen gehen dabei die bisherigen Reformen nicht weit genug (Abb. 2). So sprechen sich fast 50 Prozent der Pflegeschulen für eine Generalisierung der Pflegeausbildung aus. 20 Prozent befürworten eine Integration aller drei Ausbildungen der pflegerischen Berufe mit einer anschließenden Differenzierungsphase und jeweils getrennten Berufsabschlüssen. Die gesetzliche Neuregelung der Zusammenführung von Kranken- und Kinderkrankenpflege betrachten dagegen nur fünf Prozent der befragten Einrichtungen als Wunschausbildung. Fazit und Empfehlung Ein Fazit zu ziehen oder eine Handlungsempfehlung aus der sehr umfangreichen PABiS- Studie abzuleiten, fällt nicht leicht. Auffallend ist, dass das neue Krankenpflegegesetz insgesamt eine hohe Akzeptanz erfährt. Eindeutig ist auch, dass die Absolventen zunehmend vor einer schwieriger werdenden Situation des Einstiegs in das Berufsleben stehen. Auf Seiten der Pflegeschulen zeigt sich jedoch ein sehr komplexes Bild aus Fusionierung, Handlungsdruck und Unsicherheit. Das derzeitig größte Problem für die Ausbildungsseite ist dabei die ungeklärte weitere Ausbildungsfinanzierung. So sehen nur knapp 20 Prozent der Pflegeschulen ihre Einrichtung als langfristig finanziell gesichert an. In diesem Zusammenhang muss auch die erwartete weitere Reduktion der Auszubildendenzahlen gesehen werden. 87 Prozent der Pflegeschulen rechnen nicht mit einer Zunahme an Auszubildenden. Analog dazu existieren auch keine großen Erwartungen hinsichtlich einer Aufstockung des Lehrpersonals. Vor dieser unklaren Zukunft ist es umso erstaunlicher, wie viel Entwicklungsarbeit derzeit in den Pflegeschulen geleistet wird und wie intensiv an der Umsetzung langfristiger Konzepte (z. B. curricularer Grundlagen, neuer Kooperationsformen) gearbeitet wird. Es stellt sich die Frage, inwieweit die Pflegeschulen das derzeitige hohe Pensum inhaltlicher und struktureller Arbeit auch langfristig bewältigen können. Ungeklärt bleibt darüber hinaus die Frage nach der Qualität der Ausbildung in den einzelnen Pflegeschulen. Dies kann nicht mittels einer strukturierten Befragung beurteilt werden, gleichwohl es wünschenswert wäre, hier eindeutige Aussagen treffen zu können. Die Klärung der Ausbildungsfinanzierung ist auch vor dem Hintergrund einer vernünftigen Ausbildungspolitik von zentraler Bedeutung. Hier ist eine sektorenübergreifende Betrachtung und Planung unabdingbar. Sinkende Ausbildungszahlen stehen im Widerspruch zu dem steigenden Bedarf an examiniertem Personal über alle Sektoren hinweg. Ausbildung von Pflegekräften muss daher für die Krankenhäuser interessant bleiben, denn sie decken auch den Bedarf für den ambulanten Sektor und den stationären Altenhilfebereich mit ab. Notwendig erscheint vor diesem Hintergrund die regelmäßige Betrachtung der Ausbildungssituation und der Entwicklung der Pflegeberufe im Rahmen einer Pflegeberichterstattung. Mit der PABiS-Studie konnten erstmalig Zahlen und Einschätzungen der Entwicklungen aus dem Pflegebildungsbereich vorgestellt werden. Doch bei aller Freude an Pionierarbeit bleibt die Hoffnung, dass darauf aufbauende Untersuchungen folgen werden. In der nächsten Ausgabe werden zentrale Ergebnisse der PABiS-Studie aus dem Bereich der praktischen Ausbildungsstätten vorgestellt. Anmerkungen: (1) Pflegeschule wird in diesem Artikel als neutraler Begriff für alle unterschiedlichen Organisationsformen verwendet, die eine grundständische Ausbildung in der Gesundheits- und Kranken- und/oder Gesundheits- und Kinderkrankenpflegeschule anbieten. (2) Vgl. Krankenhausstatistik Fachserie 12/Reihe 6.1. Anschrift des Verfassers: Michael Isfort Dipl. Pflegewissenschaftler Stellvertretender Geschäftsführer Deutsches Institut für angewandte Pflegeforschung e. V. Hülchrather Straße 15 50670 Köln E-Mail: m.isfort@dip.de 468