eigene Vorsorge Vertretung durch Angehörige Unterstützungsmassnahmen

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Vorsorge Vollmacht. Was ist das?

Transkript:

eigene Vorsorge Vertretung durch Angehörige Unterstützungsmassnahmen Wer unterstützt und vertritt mich, wo ich es selbst nicht mehr kann? lic. iur. Stefan Gollonitsch 11.05.2017

Das revidierte Erwachsenenschutzrecht bringt seit 2013 entscheidende Vorteile Beispiele: Förderung der Selbstverantwortung und Selbstbestimmung durch eigene Vorsorge Stärkung der familiären Solidarität durch gesetzliche Vertretungsrechte Behördliche Massnahmen sollen jeder Person genau den Schutz bieten, den sie benötigt

Die eigene Vorsorge (1) Was kann ich selbst vorkehren? Rechtzeitig vorsorgen - es ist immer zu früh, bis es zu spät ist Geben Sie Rechte nur an Personen, die Sie kennen und denen Sie vertrauen können Wo eine solche Person fehlt, besorgt die Behörde das Nötige und übt auch eine Kontrolle aus Sorgen Sie für Transparenz im engen Familienkreis Wenn es ums Geld geht, hört die Freundschaft auch in der Familie schnell auf

Die eigene Vorsorge (2) Übersicht über die Vorsorgeinstrumente 1. Vollmachten 1.1 Wichtige Vollmachten direkt bei Vertragspartnern vor allem bei Bank und Post 1.2 Generalvollmacht als Ergänzung auch bei Urteilsfähigkeit und die Zeit danach 2. zusätzlich Vorsorgeauftrag zur umfassenden Vertretung bei Urteilsunfähigkeit 3. davon unabhängig: Patientenverfügung für Medizinisches

Die eigene Vorsorge (3) 1. Vollmachten Mit Vollmachten Unterstützung holen, wenn man geistig noch präsent ist, man aber den Papierkram, Zahlungsverkehr und/oder weitere Aufgaben nicht mehr machen will oder kann Vollmacht gilt bei Verlust der Urteilsfähigkeit nur, wenn es ausdrücklich in der Vollmacht steht Bevollmächtigte dürfen selbständig handeln man ist selbst für Kontrolle zuständig

Die eigene Vorsorge (4) Vollmachten an mehrere Personen möglich je einzeln, dann gleichberechtigtes Handeln kollektiv, man muss zusammenwirken (Kontrolle) Wichtige Vollmachten direkt bei Vertragspartner (vor allem Bank und Post) Geldinstitute wollen keine Generalvollmacht Wo man Rechnungen zahlen kann, ist für das Wichtigste bereits vorgesorgt Mit einer passenden Generalvollmacht kann man zusätzlich für die meisten Angelegenheiten vorsorgen

Die eigene Vorsorge (5) 2. Vorsorgeauftrag - seit 01.01.2013 Mit dem Vorsorgeauftrag bestimmen Sie, wer sich bei Urteilsunfähigkeit um finanzielle, administrative und/oder persönliche Dinge kümmern soll Vorsorgeauftrag gilt nur für die Situation, dass man geistig nicht mehr in der Lage ist, richtig zu handeln, nicht körperlich kollektive Ernennung mehrerer Personen möglich üblich ist, eine Person zu ernennen und eine Ersatzperson, wenn die erste ausfällt

Die eigene Vorsorge (6) Vorsorgeaufträge erstellen Sie selbst, indem Sie sie wie ein Testament von A bis Z von Hand schreiben, datieren und unterschreiben Notare in Form einer öffentlichen Urkunde in BS: auch öffentliche Urkunde durch KESB Vorsorgeaufträge kann man in BL bei der Zivilrechtsverwaltung hinterlegen in BS bei der KESB Basel hinterlegen Aufbewahrungsort Zivilstandsamt mitteilen Tipp: Die Beauftragten haben Zugriff zur Urkunde!

Die eigene Vorsorge (7) Vorsorgeaufträge werden nach einer Prüfung der Situation von der Erwachsenenschutzbehörde förmlich in Kraft gesetzt Ist die betroffene Person nicht mehr urteilsfähig? War sie es beim Erstellen des Vorsorgeauftrags? => Arztzeugnis Sind beauftragte Personen geeignet? => Stellungnahmen Angehöriger; Auszüge aus Betreibungsregister Aber anschliessend keine behördliche Kontrolle der Tätigkeit!

Die eigene Vorsorge (8) Erwachsenenschutzbehörde erklärt den Vorsorgeauftrag mit einem Entscheid offiziell für wirksam beauftragte Person erhält eine Urkunde anschliessend keine weitere Mitwirkung durch die Erwachsenenschutzbehörde In Kraft gesetzter Vorsorgeauftrag muss von allen Behörden und Privaten akzeptiert werden Akzeptanzprobleme wie bei der Vollmacht bestehen keine

Die eigene Vorsorge (9) 3. Exkurs: Patientenverfügung Mit der Patientenverfügung bestimmen Sie für den Fall der Urteilsunfähigkeit, welchen medizinischen Massnahmen Sie zustimmen oder nicht, wer mit den Arztpersonen das Vorgehen besprechen und Sie vertreten darf. Form: schriftlich (nicht zwingend handschriftlich), datiert, unterzeichnet

Gesetzliche Vertretungsbefugnisse (1) Wer darf mich vertreten, wenn ich keine ausdrückliche Regelung getroffen habe? Besondere gesetzliche Vertretungsrechte seit 01.01.2013 sie bedingen Urteilsunfähigkeit Vertretungsrechte zwischen den Ehegatten Handlungen zur Deckung Unterhaltsbedarf, ordentliche Verwaltung von Einkommen und Vermögen, Befugnis, Post zu öffnen, soweit nötig. Wo unklar/bestritten: förmliche Bescheinigung durch Erwachsenenschutzbehörde

Gesetzliche Vertretungsbefugnisse (2) Vertretungsrechte weiterer Angehöriger bei medizinischen Massnahmen und bei Verträgen mit Wohn- und Pflegeheimen in folgender Reihenfolge: Ehegatte, Konkubinatspartner, Nachkommen, Eltern, Geschwister. Fehlen in einer Patientenverfügung Weisungen, so entscheidet die Vertretungsperson nach dem mutmasslichen Willen und den Interessen der urteilsunfähigen Person.

Behördliche Massnahmen (1) Wenn die eigene Vorsorge und die gesetzliche Vertretung nicht genügt Seit 01.01.2013 massgeschneiderte Unterstützung möglich so viel wie nötig, so wenig wie möglich Punktuelle Hilfestellung für einzelne Rechtsgeschäfte (z.b. Liegenschaftsverkauf, Darlehen, Erbteilung, Kontosaldierung etc.) Beistandschaften für alle möglichen Lebensbereiche mit Angehörigen, engagierten Privatpersonen oder Fachpersonen als Beistände

Behördliche Massnahmen (2) Behördliche Unterstützungsmassnahmen bei schutzbedürftigen Personen Für behördliche Massnahmen stellt das Gesetz Leitplanken und Schutzbestimmungen auf: behördliche Kontrolle der Tätigkeit von Beiständen (i.d.r. Rechnungsprüfung) besondere Prüfung bedeutender Rechtsgeschäfte (wie Liegenschaftsverkauf, Erbteilung, Darlehen) Vorschriften zur Vermögensverwaltung Schenkungsverbot Haftung des Kantons für allfällige Schäden

KESB Basel-Landschaft KESB Birstal KESB Frenkentäler KESB Gelterkinden-Sissach KESB Laufental KESB Kreis Liestal KESB Leimental

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! lic. iur. Stefan Gollonitsch Curt Goetz-Strasse 2 4102 Binningen Telefon 061 599 85 20 Telefax 061 599 85 21 www.kesb-bl.ch