Stadt Heusenstamm Bebauungsplan Nr R 4.1. Artenschutzrechtlicher Fachbeitrag. Schulstraße Schwalbach / Ts. Projektnummer: 20363

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Transkript:

Stadt Heusenstamm Bebauungsplan Nr R 4.1 Artenschutzrechtlicher Fachbeitrag Auftraggeber: ROB Planergruppe GmbH Schulstraße 6 65824 Schwalbach / Ts Projektnummer: 20363 Datum: 11.09.2015 Bearbeiter: Simone Rosing, MSc Dr. Stefan Huck

I Inhaltsverzeichnis 1 Ziel... 1 2 Einführung... 1 3 Lage und Ausprägung des Untersuchungsgebietes... 2 4 Methodik... 5 5 Ergebnisse... 5 5.1 Europäische Vogelarten... 5 5.2 Fledermäuse... 7 5.3 Reptilien... 7 5.4 Weitere planungsrelevante Arten... 7 6 Grundlagen der Artenschutzfachlichen Prüfung... 8 6.1 Verbotstatbestände (Zugriffsverbote)... 8 6.2 Freistellung von Verboten und Folgen für die Artenschutzprüfung... 9 6.3 Ausnahme von Verboten... 9 6.4 Umweltschadensgesetz (USchadG 2007)... 10 6.5 Anforderungen an die Artenschutzprüfung... 10 7 Wirkungen des Vorhabens... 11 7.1 Baubedingte Wirkfaktoren/Wirkprozesse... 11 7.2 Anlagebedingte Wirkprozesse... 12 7.3 Betriebsbedingte Wirkfaktoren... 12 8 Vermeidungsmaßnahmen... 12 8.1 Zeitliche Einschränkung für Rodungsarbeiten (M1)... 12 8.2 Zeitliche Einschränkung für Abriss- und Sanierungsarbeiten (M2)... 13 8.3 Schaffung von Nisthilfen für europäische Vogelarten (M3)... 13 8.4 Schaffung von Ersatzquartieren für Fledermäuse (M4)... 13 9 Bestand und Betroffenheit der Arten nach Anhang IV der FFH-Richtlinie und der europäischen Vogelarten... 13 9.1 Beurteilungsgrundlage... 13 9.2 Pflanzenarten nach Anhang IV der FFH-Richtlinie... 14 9.3 Tierarten nach Anhang IV der FFH-Richtlinie... 14 9.3.1 Säugetiere... 14 9.3.2 Reptilien... 17 9.3.3 Amphibien... 17 9.3.4 Libellen... 17 9.3.5 Käfer... 17 9.3.6 Tagfalter und Nachfalter... 17 9.3.7 Fische, Rundmäuler, Krebse, Schnecken und Muscheln... 18 9.4 Bestand und Betroffenheit europäischer Vogelarten... 18

II 10 Bestand und Betroffenheit weiterer streng geschützter Arten, die keinen gemeinschaftsrechtlichen Schutzstatus aufweisen... 26 11 Zusammenfassende Darlegung der naturschutzfachlichen Voraussetzung für eine ausnahmsweise Zulassung des Vorhabens nach 45 Abs. 7 BNatSchG... 26 11.1 Keine zumutbare Alternative... 26 11.2 Wahrung des Erhaltungszustandes... 27 11.2.1 Pflanzenarten nach Anhang IV der FFH-Richtlinie... 27 11.2.2 Tierarten nach Anhang IV der FFH-Richtlinie... 27 11.2.3 Europäische Vogelarten nach Art. 1 der Vogelschutz-Richtlinie... 27 12 Fazit... 28 13 Literatur... 28

1 1 Ziel Die Bestimmungen des Bundesnaturschutzgesetzes sowie der Naturschutzgesetzgebung des Landes Hessen sehen vor, dass bei der Durchführung eines Vorhabens, welches Auswirkungen auf Natur und Landschaft hat, vermeidbare Beeinträchtigungen zu unterlassen sowie unvermeidbare Eingriffe durch Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege auszugleichen sind. Dem Artenschutz kommt in diesem Rahmen aufgrund der aktuellen Gesetzeslage sowie Rechtsprechung eine besondere Bedeutung zu. 2 Einführung Von Menschen geschaffene Bauwerke wie Wohnhäuser, Hochhäuser, Kirchen, Brückenbauwerke und andere können innerhalb der Stadt und Ortslagen bedeutende Lebensräume für Fledermäuse und Vögel darstellen. Dachstühle oder Kellergewölbe sind mögliche Überwinterungsquartiere von Fledermäusen (AGFH 1994, 2000). Ebenso können Dachstühle als Reproduktionsräume für einige Fledermausarten angesehen werden, die sich hier während der Wochenstubenzeit im Sommer aufhalten. So gelten das Große Mausohr (Myotis myotis) und die Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus) und die als typische Gebäudefledermäuse, da die Weibchen bei der Jungenaufzucht auf geräumige Dachböden angewiesen sind. Eine Vielfalt an schrägen Balken, rauen Wänden und Schornsteinen sowie Flugöffnungen sind wichtige Requisiten für die Wochenstube. Auch die Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) gehört zu den typischen Gebäudefledermäusen. Sie sind Spaltenbewohner und ihre Quartiere befinden sich in Ritzen und Spalten beispielsweise zwischen Schieferplatten, Wandverkleidungen oder in Rolladenkästen. Von einigen Vogelarten werden Gebäude als Ersatzlebensräume angesehen, die vegetationsfreie horizontale und vertikale Lebensräume darstellen. Mauersegler (Apus apus), Hausrotschwanz (Phoenicurus ochuros), Wanderfalke (Falco peregrinus) und Turmfalke (Falco tinnunculus) sowie Ringeltauben (Columba palumbus) nutzen diese Lebensräume als Neststandorte. Insbesondere der Mauersegler ist auf hohe Bauwerke als Brutplatz angewiesen, da diese einen problemlosen An- und Abflug an die Brutplätze erlauben. Dem Alter des Gebäudes und den beim Bau und den Renovierungen verwendeten Baumaterialien kommt bei der Wertigkeit solcher anthropogen geschaffenen Lebensräume eine besondere Bedeutung zu. Mit Lücken, Nischen und schmalen Hohlräumen ausgestattete Gebäude, die sich durch ein hohes Alter auszeichnen, kommt eine höhere ökologische Wertigkeit zu, als dies bei neueren Gebäuden der Fall ist, deren Innenräume aus tierökologischer Sicht als versiegelt angesehen werden können (Blab 1993). Im Rahmen der möglichen Verjüngung oder Erweiterung eines Gebäudebestandes ist es deshalb notwendig, möglicherweise geschützte Arten zu berücksichtigen (Brinkmann et al. 1996, Wachter et al. 2004) und mögliche Eingriffserheblichkeiten (Albig et al. 2003) durch geeignete Ersatz- oder Kompensationsmaßnahmen so zu minimieren, dass weder Schädigung noch eine erhebliche Störung im Sinne des 44 BNatSchG dem Planungsvorhaben entgegen stehen. Im Rahmen der hier zu betrachtenden Bebauungsplanung sind zusätzlich einige ältere Baumbestände vorhanden, die ebenfalls als

2 Fortpflanzungs- oder Ruhestätten für geschützte Tierarten dienen könnten. Für die vorhandenen Gärten wird eine Potenzialabschätzung in Bezug auf das mögliche Auftreten von Reptilien vorgenommen. 3 Lage und Ausprägung des Untersuchungsgebietes Das Plangebiet hat eine Größe von 44.179 m² (4,4 ha) und liegt am östlichen Rand des Stadtteils Rembrücken der Stadt Heusenstamm. Es wird durch die Straße am Hirschgraben im Nordwesten und Nordosten, die Friedhofstraße im Südosten sowie die Waldstraße und die Straße im Rehwinkel im Südwesten begrenzt. Abbildung 1: Lage des Geltungsbereiches Bebauungsplan Nr. R 4.1 im Ortsteil Rembrücken Der Geltungsbereich des Bebauungsplanes umfasst einen derzeit bebauten Bereich (Abb. 2). Dieser ist geprägt von freistehenden Häusern mit Gärten vor allem im nördlichen bzw. nordwestlichen Bereich des Geltungsbereiches. Weiterhin befinden sich einige Gewerbeflächen (Abb. 3) und Firmengelände vor allem im südlichen bzw. südöstlichen Bereich des Planungsgebietes (Abb. 4). Die Grundstücke werden durch asphaltierte Straßen erschlossen. Entlang der Straßen befinden sich gepflasterte Gehwege und Straßenbeleuchtung (Abb. 5). Die Grundstücke sind teilweise mit Hecken oder Mauern und Zäune begrenzt (Abb. 6). Die Gartenbereiche der Grundstücke sind gepflegt und enthalten teilweise größere Bäume (Abb. 7). Im Norden wird der Geltungsbereich durch ein kleines Waldstück (Abb. 8) und im Osten durch Acker- und Grünflächen (Abb. 9) abgegrenzt. In den Bäumen der Gärten

3 (soweit einzusehen) und am Rand des Waldbereichs ließen sich keine Baumhöhlen auffinden, die als Fortpflanzungs- oder Ruhestätten für europäische Vogelarten und Fledermausarten geeignet wären. Auch für Reptilien wichtige Habitatausstattungen wie trockene und sonnenexponierte Flächen in Kombination mit Deckungsstrukturen sind innerhalb des Geltungsbereichs nicht in ausreichendem Maße für eine Besiedlung vorhanden. Weiterhin sind innerhalb des Geltungsbereiches keine dauerhaft stehenden Gewässer oder Fließgewässer anzutreffen. Auch finden sich keine dauerfeuchten Bereiche, Senken oder andere Vertiefungen, in denen sich temporäre Gewässer bilden könnten. Es ist deshalb davon auszugehen, dass an Gewässer gebundene Tierarten innerhalb des Geltungsbereiches des Bebauungsplanes keine Fortpflanzungs- oder Ruhestätten besitzen. Dies gilt für Amphibien, Libellen, Krebse und Weichtiere.

4 Abb. 2: Hoher Versiegelungsgrad Abb. 3: Gewerbefläche (Bauer Music) im südlichen Bereich des Geltungsbereiches Abb. 4: Firmengelände (Satcom Communication GmbH) im südlichen Bereich des Geltungsbereiches Abb. 5: Straßenbeleuchtung Abb. 6: Mauern und Hecken als Grundstücksbegrenzung Abb. 7: Gepflegter Vorgarten mit einem größeren Baum im Hintergrund

5 Abb. 8: Das Planungsgebiet wird im Norden durch ein kleines Waldstück abgegrenzt Abb. 9: Das Planungsgebiet wird im Osten durch Acker- und Grünflächen abgegrenzt 4 Methodik Für die Potenzialabschätzung der Vorkommen europäisch geschützter Vogelarten und von Fledermausarten wurde der Planungsraum am 23. Juli 2015 begangen. Dabei wurde eine Analyse des Geltungsbereiches in Bezug auf das Lebensraumpotenzial für diese und weitere artenschutzrechtlich relevante Arten durchgeführt. Ebenso wurde der Planungsraum nach Baumhöhlen abgesucht, die als Fortpflanzungs- oder Ruhestätte genutzt werden könnten. Eine Begehung der Gebäude und dazugehörigen Gärten fand nicht statt. Während der Begehungen wurde die Bilddokumentation angefertigt. Der hier vorgelegte Bericht stellt die Ergebnisse der Prüfung auf Vorkommen von Fortpflanzungs- oder Ruhestätten der europäischen Vogelarten sowie Fledermausarten und weitere relevante Artengruppen dar und führt anschließend aufbauend auf den Festsetzungen des Bebauungsplanes eine artenschutzfachliche Prüfung durch. 5 Ergebnisse 5.1 Europäische Vogelarten Aufgrund der vielfältigen Gartenstrukturen sind die Vogelarten der Gärten häufig vorhanden. Dazu zählen auch Arten, die in Hessen einen nicht günstigen Erhaltungszustand aufweisen, wie z. B. Haussperling und Stieglitz. Die Feldlerche ist eine Charakterart der offenen Feldflur, sie kommt daher lediglich in den angrenzenden Acker- und Grünlandflächen vor. Nachweise der Arten mit nicht günstigem Erhaltungszustand finden sich in Abb. 10. Für die höhlenbrütenden europäischen Vogelarten können ältere Baumbestände in den Gärten (die von außen nicht einsehbar waren) des Geltungsbereiches eine besondere Bedeutung besitzen, da diese Bäume natürliche Höhlen aufweisen können, die von europäischen Vogelarten als Fortpflanzungsstätten genutzt werden können. Tab. 1: Artenliste der europäischen Vogelarten Spezies Wissenschaftlicher Name Rote Liste Artenschutz RLD RLH St. Amsel Turdus merula - - b V Bachstelze Motacilla alba - - b V Blaumeise Parus caeruleus - - b V Buchfink Fringilla coelebs - - b V

6 Elster Pica pica - - b V Fitis* Phylloscopus trochilus - - b V Feldlerche Alauda arvensis 3 V b V Gartengrasmücke* Sylvia borin - - b V Grünfink Carduelis chloris - - b V Grünspecht Picus viridis - - s V Hausrotschwanz Phoenicurus ochurus - - b V Haussperling Passer domesticus V V b V Heckenbraunelle* Prunella modularis - - b V Kleiber Sitta europaea - - b V Kohlmeise Parus major - - b V Mäusebussard Buteo buteo - - s V Mönchsgrasmücke Sylvia atricapilla - - b V Nachtigall* Luscinia megarhynchos - - b V Rabenkrähe Corvus corone - - b V Ringeltaube Columba palumbus - - b V Rotkehlchen Erithacus rubecula - - b V Singdrossel* Turdus philomenos - - b V Sommergoldhähnchen* Regulus ignicapillus - - b V Star Sturnus vulgaris - - b V Stieglitz Carduelis carduelis - V b V Straßentaube Columba livia f. domestica - - - - Zaunkönig Troglodytes troglodytes - - b V Zilpzalp Phylloscopus collybita - - b V Rote Liste RLD: Rote Liste Deutschland (2007) RLH: Rote Liste Hessen (2006): 0: ausgestorben; 1: vom Aussterben bedroht; 2: stark gefährdet; 3: gefährdet; V: Vorwarnliste Erhaltungszu- ungünstig-schlechter stand kein Staus für Erhaltungszustand Erhal- Erhaltungszustand (2011): günstiger Erhaltungszustand ungünstig-unzureichender tungszustand Schwarz: potenzieller Brutvogel Grau: Nahrungsgast/Überfliegend/außerhalb des Geltungsbereiches * : potenzielles Vorkommen im Geltungsbereich Artenschutz St.: Schutzstatus b: besonders geschützt; s: streng geschützt : Rechtsgrundlage: B: Bundesartenschutzverordnung 2005 V: Art. 1 Vogelschutzrichtlinie (VSchRL) A: Anhang A VO (EU) 338/97

7 Abb. 10: Vorkommen der Arten mit nicht günstigem Erhaltungszustand während der einmaligen Begehung am 23.07.15. Kartengrundlage: Google earth 5.2 Fledermäuse In den Bäumen der Gärten (soweit einzusehen) und im Randbereich des Waldstückes ließen sich keine Baumhöhlen auffinden, die als Winterquartiere für Fledermäuse geeignet wären. Von Winterquartieren in den bestehenden Gebäuden ist aufgrund der derzeitigen Nutzung nicht auszugehen. Jedoch können Tagesquartiere von Fledermäusen, die sich z. B. zwischen den Dachziegeln und der Innenverkleidung von Gebäuden befinden können, nicht ausgeschlossen werden. 5.3 Reptilien Für Reptilien wichtige Habitatausstattungen wie trockene und sonnenexponierte Flächen in Kombination mit Deckungsstrukturen sind innerhalb des Geltungsbereichs nicht in ausreichendem Maße für eine Besiedlung vorhanden. 5.4 Weitere planungsrelevante Arten Hinweise auf das Vorkommen von anderen streng geschützten Arten fanden sich innerhalb des Geltungsbereichs nicht. Auch ist die Habitatausstattung des Geltungsbereichs nicht dazu geeignet, weitere streng geschützte Arten zu beherbergen. Hinweise auf das Vorkommen weiterer planungsrelevanter Arten entsprechend des Leitfadens für die artenschutzrechtliche Prüfung in Hessen (Hilfen für den Umgang mit den Arten des Anhangs IV der FFH-RL und den europäischen Vogelarten in Planungs- und Zulassungsverfahren, 2. Fassung vom (Mai 2011)) wurden während der Begehung nicht gefunden

8 6 Grundlagen der Artenschutzfachlichen Prüfung Die artenschutzrechtlichen Bestimmungen des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) sind durch die sog. Kleine Novelle BNatSchG (vom 12. Dezember 2007) neu gefasst worden. Am 01. März 2010 trat das im Jahre 2009 erneut novellierte Bundesnaturschutzgesetz in Kraft. Die artenschutzrechtlichen Bestimmungen sind gegenüber der Kleinen Novelle im Wesentlichen unverändert geblieben. Allerdings erfolgte eine Neunummerierung der Bestimmungen. Die aktuelle rechtliche Situation wird im Folgenden zusammenfassend dargestellt. 6.1 Verbotstatbestände (Zugriffsverbote) In 44 Abs. 1 BNatSchG sind die Verbotstatbestände für geschützte Arten (Zugriffsverbote) dargestellt, die im Rahmen der Artenschutzprüfung zu berücksichtigen sind. Die Vorschriften des 44 Abs. 1 BNatSchG lauten: Es ist verboten 1. wild lebenden Tieren der besonders geschützten Arten nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen oder zu töten oder ihre Entwicklungsformen aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören, 2. wild lebende Tiere der streng geschützten Arten und der europäischen Vogelarten während der Fortpflanzungs-, Aufzucht-, Mauser-, Überwinterungs- und Wanderungszeiten erheblich zu stören; eine erhebliche Störung liegt vor, wenn sich durch die Störung der Erhaltungszustand der lokalen Population einer Art verschlechtert, 3. Fortpflanzungs- oder Ruhestätten der wild lebenden Tiere der besonders geschützten Arten aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören, 4. wild lebende Pflanzen der besonders geschützten Arten oder ihre Entwicklungsformen aus der Natur zu entnehmen, sie oder ihre Standorte zu beschädigen oder zu zerstören. Ergänzend sind hier die Verbotstatbestände der FFH-Richtlinie (FFH-RL) und der Vogelschutzrichtlinie aufgeführt. Gemäß Art. 12 Abs. 1 FFH-RL gelten für die streng geschützten Tierarten gemäß Anhang IVa die folgenden Verbote: a) alle absichtlichen Formen des Fangs und der Tötung von aus der Natur entnommenen Exemplaren dieser Arten, b) jede absichtliche Störung dieser Arten, insbesondere während der Fortpflanzungs-, Aufzucht-, Überwinterungs- und Wanderungszeiten, c) jede absichtliche Zerstörung oder Entnahme von Eiern aus der Natur, d) jede Beschädigung oder Vernichtung der Fortpflanzungs- oder Ruhestätten. Nach der EU-Vogelschutzrichtlinie besteht gemäß Artikel 5 das Verbot:

9 e) des absichtlichen Tötens oder Fangens, ungeachtet der angewandten Methode, f) der absichtlichen Zerstörung oder Beschädigung von Nestern und Eiern und der Entfernung von Nestern, g) des Sammelns der Eier in der Natur und des Besitzes dieser Eier, auch in leerem Zustand, h) ihres absichtlichen Störens, insbesondere während der Brut- und Aufzuchtzeit, sofern sich diese Störung auf die Zielsetzung der Vogelschutzrichtlinie (VRL) erheblich auswirkt, i) des Haltens von Vögeln der Arten, die nicht begt oder gefangen werden dürfen. 6.2 Freistellung von Verboten und Folgen für die Artenschutzprüfung Die soeben dargestellten Verbote des 44 Abs. 1 BNatSchG beanspruchen keine ugeschränkte Geltung. 44 Abs. 5 BNatSchG enthält insoweit Freistellungsklauseln. Nach 44 Abs. 5 Satz 5 BNatSchG gelten die artenschutzrechtlichen Verbote zusätzlich für die Arten, die in einer Rechtsverordnung nach 54 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG erfasst sind. Gemäß 54 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG ist das Bundesumweltministerium ermächtigt, durch Rechtsverordnung Tier- und Pflanzenarten oder Populationen solcher Arten unter besonderen Schutz zu stellen, soweit es sich um natürlich vorkommende Arten handelt, die in ihrem Bestand gefährdet sind und für die die Bundesrepublik in hohem Maße verantwortlich ist und die nicht schon unter die besonders geschützten Arten gemäß 7 Abs. 2 Nr. 13 a) oder b) BNatSchG fallen. Eine solche Rechtsverordnung ist noch nicht erlassen, so dass entsprechende besonders geschützte Arten im Rahmen der hier vorgelegten Prüfung noch nicht zu berücksichtigen sind. Aus 44 Abs. 5 Sätze 2-4 BNatSchG geht ferner hervor, unter welchen Voraussetzungen die Verbotstatbestände des 44 Abs. 1 Nr. 1 und 3 BNatSchG in Bezug auf die Arten des Anhangs IV FFH-RL und europäische Vogelarten (und Arten, die in einer Rechtsverordnung nach 54 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG erfasst sind) nicht erfüllt werden. Dies ist hinsichtlich 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG der Fall, wenn trotz eines nach 15 BNatSchG zulässigen Eingriffs oder Vorhabens i. S. d. 18 Abs. 2 Satz 1 BNatSchG die ökologische Funktion der vom Eingriff oder Vorhaben betroffenen Fortpflanzungs- oder Ruhestätten im räumlichen Zusammenhang weiterhin erfüllt wird. Unter genannter Bedingung wird zugleich von den Bindungen an das individuenbezogene Verbot des 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG befreit, soweit die eingriffsbedingte Tötung unvermeidlich ist. Die Wahrung der ökologischen Funktion kann durch die Festsetzung von Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen, aber auch durch vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen erfolgen. 6.3 Ausnahme von Verboten Für ein Vorhaben, das bei einer FFH-Anhang-IV-Art oder einer europäischen Vogelart gegen einen Verbotstatbestand des 44 Abs. 1 BNatSchG verstößt, kann unter Anwendung des 45 Abs. 7 BNatSchG unter bestimmten Voraussetzungen eine Ausnahme erteilt werden. Für die Erteilung einer Ausnahme gemäß 45 Abs. 7 Satz 1 Nr. 5 i. V. m. Satz 2 BNatSchG müssen alle der im Folgenden genannten Bedingungen erfüllt sein:

10 - es liegen zwingende Gründe des überwiegenden öffentlichen Interesses einschließlich solcher sozialer oder wirtschaftlicher Art vor. - Zumutbare Alternativen fehlen. - Der Erhaltungszustand der Populationen einer Art verschlechtert sich nicht. Für FFH-Anhang-IV-Arten setzt die Zulassung einer Ausnahme gemäß Art. 16 Abs. 1 FFH-RL des Weiteren voraus, dass die Populationen der betroffenen Arten in Ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet ohne Beeinträchtigungen in einem günstigen Erhaltungszustand verbleiben. 6.4 Umweltschadensgesetz (USchadG 2007) Neben den artenschutzrechtlichen Bestimmungen sind als Folge möglicher erheblicher Beeinträchtigungen von europäisch geschützten Tier- und Pflanzenarten und deren Habitaten ( 2 USchadG), die umweltrechtlichen Vorgaben und Umwelthaftungsfolgen des Umweltschadensgesetzes (USchadG) zu beachten. Demzufolge sind erhebliche Beeinträchtigungen von gemeinschaftsrechtlich geschützten Arten (einschl. Risiko) als Umweltschäden zu vermeiden ( 4-6 USchadG). Die Verursacher von erheblichen Umweltschäden an der Biodiversität sind sanierungspflichtig (keine Enthaftung). 6.5 Anforderungen an die Artenschutzprüfung Vor dem Hintergrund dieser Rechtslage ist die artenschutzrechtliche Bewertung gemäß den folgenden Punkten durchzuführen: 1. Ermittlung der möglichen Wirkfaktoren des Vorhabens unter Berücksichtigung der Vorbelastung, die sich durch die Störwirkung von Störreizen auf die oben genannten Arten in einer Weise auswirken können, so dass artenschutzfachliche Verbotstatbestände nicht ausgeschlossen werde können. 2. Darstellung von Vermeidungsmaßnahmen, Minderungsmaßnahmen sowie möglichen CEF- Maßnahmen, die die Auswirkungen der Wirkfaktoren minimieren können, so dass eine Einschlägigkeit der artenschutzrechtlichen Verbotstatbestände verhindert wird. 3. Ermittlung der vom Vorhaben betroffenen geschützten Arten (FFH-Anhang-IV-Arten, europäische Vogelarten gemäß Vogelschutzrichtlinie) und der Betroffenheit unter Berücksichtigung der Vermeidungsmaßnahmen. 4. Überprüfung, ob durch das Vorhaben Verbotstatbestände erfüllt sind und ggf. Darstellung des weiteren Verfahrens bei Erfüllung von Verbotstatbeständen anhand der Prüfprotokolle. Abschließend wird das Vorhaben insgesamt aus Sicht des Artenschutzes bewertet.

11 7 Wirkungen des Vorhabens Nachfolgend werden die Wirkfaktoren aufgeführt, die in der Regel Beeinträchtigungen und Störungen der streng und europarechtlich geschützten Tier- und Pflanzenarten verursachen können. Als Beurteilungsgrundlage für den Verbotstatbestand gem. 44 (1) BNatSchG ist dabei konkret auf die vorhabenbedingten Wirkungen und damit Veränderungen des Eingriffsbereichs abzuzielen und diese von bereits vorhandenen Beeinträchtigungen zu trennen. 7.1 Baubedingte Wirkfaktoren/Wirkprozesse Flächeninanspruchnahme Für die Bebauung ist ein Flächenverbrauch durch die mögliche Erweiterung von Gebäuden (Verdichtung der Bebauung) sowie Parkplätzen anzunehmen. Kurzzeitige Barrierewirkung oder kurzzeitige Zerschneidung Eine baubedingte Barrierewirkung und Zerschneidung kann kaum auftreten. Aufgrund der Umgebung des Planungsraumes sowie der Plastizität des Verhaltens der zu berücksichtigenden Artengruppen wird eine Barrierewirkung nicht als wirksam für das geplante Vorhaben angesehen. Lärmemission Während der Bauphase kann es zu kurzzeitigen Lärmemissionen durch die Baufahrzeuge kommen. Die Wirksamkeit eines solchen Störreizes kann jedoch durch geeignete Maßnahmen zum Lärmschutz vermieden werden. Für die Fledermäuse sind die kurzfristigen baubedingten Lärmemissionen nicht relevant, da sie lediglich am Tage auftreten. Andere gegenüber Baulärm empfindliche, artenschutzrechtlich relevante Tierarten sind im Untersuchungsgebiet nicht zu erwarten. Erschütterungen Für die betrachtete Artengruppe der Vögel können baubedingte Erschütterungen nur für bodenbrütende Vogelarten in unmittelbarer Umgebung ein Wirkfaktor sein. Weitere Erschütterungen beim Wegebau oder Fundamentbau sind ebenfalls kaum zu erwarten. Trotz des möglichen Vorkommens von bodenbrütenden Arten (z. B. Zilpzalp) im Umfeld der möglichen Bebauungsverdichtung kann dieser Wirkfaktor bei der Betrachtung eines möglichen Konfliktfeldes zwischen Vogelfauna und Vorhaben als äußerst gering und damit vernachlässigbar eingestuft werden. Optische Störreize Die während der Bauphase eingesetzten Fahrzeuge, Kräne und Bagger weisen häufig farbig auffallende Lackierungen auf, die sich von den vorherrschenden Farben der Umgebung unterscheiden. Die Wirksamkeit dieser optischen Störreize korreliert mit der Geschwindigkeit ihres Auftretens und damit der Geschwindigkeit der Fahrzeuge. Verstärkt werden können optische Störreize durch den Einsatz von Rundumkennleuchten (Drehspiegelleuchte, Blink- oder Blitzleuchte), deren Aufgabe darin besteht, Aufmerksamkeit im Straßenverkehr zu erzeugen. Aufgrund des derzeit innerhalb des Wohngebietes vorherrschenden Verkehrs ist eine Steigerung der optischen Störreize auszuschließen.

12 7.2 Anlagebedingte Wirkprozesse Flächenbeanspruchung Die Flächeninanspruchnahme durch die geplante Bebauung selbst ist nach dem Bau nicht größer als während der Baumaßnahmen. Barrierewirkung und Zerschneidung Die durch die Umsetzung des Planungsvorhabens eingebrachten Strukturen bzw. Gebäude ausgehende Barriere- und Zerschneidungswirkung ist sowohl aufgrund der geringen Flächeninanspruchnahme als auch aufgrund der geringen Höhe als sehr gering einzustufen. Fliegende Arten wie europäische Vogelarten und Fledermäuse können diese problemlos überwinden. Meideverhalten Da es sich bei den eingebrachten Strukturen um natürliche bzw. naturnahe Materialien wie Holz oder Steine handelt, die als für die Region typisch angesehen werden können, ist von den zu betrachtenden artenschutzrechtlich relevanten Arten kein Meideverhalten zu erwarten. Diese Feststellung leitet sich von den Erfahrungen ab, dass besiedelte Bereiche einen bedeutenden Lebensraum für geschützte Tierarten darstellen 7.3 Betriebsbedingte Wirkfaktoren Lärmemissionen Betriebsbedingte Geräuschemissionen können auf Tiergruppen wirken, die sich mit Hilfe akustischer Signale verständigen bzw. orientieren. Hinsichtlich der Vogelarten kann generell ausgesagt werden, dass die Bewertung von Lärmwirkungen auf die Tiere sehr komplex ist und nicht grundsätzlich zu einer Beeinträchtigung der Habitatqualität führt. Aufgrund der bestehenden Vorbelastung durch die Wohnbebauung ist eine Steigerung dieses Störreizes gegenüber dem Ist-Zustand auszuschließen. 8 Vermeidungsmaßnahmen Im Folgenden sind einige Maßnahmen für die Sicherung der Bestände von gebäudebesiedelnden Tierarten aufgeführt, die sich eng an das vorgefundene Artenspektrum anlehnt. Es werden Empfehlungen für die zeitliche Durchführung der Bau- und Sanierungsarbeiten sowie die Schaffung von künstlicher Nisthilfen und Quartiere gegeben. 8.1 Zeitliche Einschränkung für Rodungsarbeiten (M1) Bei Eingriffen in Gehölz- und Strauchbestände sind die gesetzlichen Vorgaben zu beachten. Danach dürfen gemäß 39 Abs. 5 Satz 1 Nr. 2 BNatSchG in der Zeit vom 01. März bis zum 30. September keine Eingriffe in Gehölze vorgenommen werden. Eine Rodung innerhalb dieses Zeitraumes führt in jedem Fall zur Zerstörung von Nestern und damit zur Einschlägigkeit eines artenschutzrechtlichen Verbotstatbestandes.

13 8.2 Zeitliche Einschränkung für Abriss- und Sanierungsarbeiten (M2) Sollten Abriss- und Sanierungsarbeiten anfallen so sind diese außerhalb der Brutzeit der europäischen Vogelarten (Mitte März bis Mitte September) durchzuführen. Betroffene Gebäude sind vor Abriss- und Dachsanierungsarbeiten auf das Vorkommen von Fledermausquartieren zu untersuchen. Aufgrund des möglichen Vorkommens von Tagesquartieren von Fledermäusen sollte der mögliche Abriss bzw. die Sanierung in den Dachbereichen zwischen November und Anfang März stattfinden. 8.3 Schaffung von Nisthilfen für europäische Vogelarten (M3) Sollten Bau-, Abriss- oder Sanierungsarbeiten der Gebäude anfallen kann es durch den möglichen Verlust von Bäumen mit Baumhöhlen oder von Gebäudeteilen mit Nischen und Spalten zum Verlust von Fortpflanzungsstätten von höhlenbrütenden bzw. von halbhöhlen-/nischenbrütenden europäischen Vogelarten kommen. Der Verlust dieser Fortpflanzungsstätten ist durch die Schaffung künstlicher Nisthöhlen auszugleichen. 8.4 Schaffung von Ersatzquartieren für Fledermäuse (M4) Aufgrund des nicht auszuschließenden Vorkommens von Fledermäusen, die auch innerhalb von Spalten und Rissen bzw. der äußeren Dachabdeckung der Gebäude den Tag verbringen könnten, sind bei einem Abriss/Teilabriss/Dachsanierung der Gebäude Ersatzlebensräume (z. B. in Form von Fledermauskästen) für diese Tiere zu schaffen. 9 Bestand und Betroffenheit der Arten nach Anhang IV der FFH-Richtlinie und der europäischen Vogelarten 9.1 Beurteilungsgrundlage Nach dem derzeitigen wissenschaftlichen Kenntnisstand können die oben beschriebenen Wirkfaktoren die europäischen Vogelarten und Fledermäuse betreffen. Da Gewässer Fortpflanzungsstätten von Libellen und Amphibien darstellen, kann davon ausgegangen werden, dass diese nicht beeinträchtigt werden, weil Gewässer innerhalb des Eingriffsbereiches nicht existieren. Bei möglichen Abriss- und Dachsanierungsarbeiten können Tagesquartiere von Fledermäusen betroffen sein. Mit dem Vorhandensein von Winterquartieren ist aufgrund der aktuellen Nutzung der Gebäude nicht zu rechnen. Weiterhin wird davon ausgegangen, dass andere Säugetiere nicht von der geplanten Nutzung beeinträchtigt werden, da sich nach der Umsetzung des geplanten Vorhabens ein Gewöhnungseffekt für diese Arten einstellen wird. Gemäß den Vorgaben des 44 BNatSchG werden die europäischen Vogelarten den streng geschützten Arten bezüglich der Verbotstatbestände (Störung von Nist-, Brut-, Wohn- oder Zufluchtsstätten) gleichgesetzt. Aus diesem Grund müssen die europäischen Vogelarten im Rahmen der arten-

14 schutzrechtlichen Prüfung ebenfalls Berücksichtigung finden. Berücksichtigung finden die als Brutvogelarten innerhalb des Planungsraumes nachgewiesenen europäischen Vogelarten. Die Arten mit einem günstigen Erhaltungszustand werden tabellarisch bearbeitet. Brutvogelarten mit nicht günstigem Erhaltungszustand werden einzeln im Rahmen der Prüfbögen berücksichtigt. Aus den oben dargestellten Ergebnissen der Erfassung sowie dem Schutzstatus der einzelnen nachgewiesenen Arten ergibt sich die Liste der im Rahmen der artenschutzfachlichen Prüfung zu berücksichtigenden Arten (Tab. 2). Tab. 2: Liste der im Rahmen der artenschutzfachlichen Prüfung mittels Prüfbogen zu berücksichtigenden Arten Spezies Wissenschaftlicher Name Siedlungsbewohnende Fledermäuse* Chiroptera Feldlerche Alauda arvensis Haussperling Passer domesticus Stieglitz Carduelis carduelis * : potenzielles Vorkommen im Geltungsbereich 9.2 Pflanzenarten nach Anhang IV der FFH-Richtlinie Im Geltungsbereich des Bebauungsplanes wurde keine der nach der FFH-Richtlinie geschützte Pflanzenarten nachgewiesen, so dass davon ausgegangen werden kann, dass artenschutzrechtliche Verbotstatbestände für die Artengruppe der Pflanzen nicht ausgelöst werden. Vermeidungs- oder CEF- Maßnahmen sind für diese Gruppe nicht erforderlich. 9.3 Tierarten nach Anhang IV der FFH-Richtlinie Die Tierarten nach Anhang IV der FFH-Richtlinie sind sowohl streng als auch besonders geschützt im Sinne des 7 BNatSchG. Daher können Verbotstatbestände des 44 Abs. 1 Nr. 1, Nr. 2 und Nr. 3 BNatSchG einschlägig sein. 9.3.1 Säugetiere Im Rahmen der Untersuchungen wurde festgestellt, dass die bestehenden Gebäude für Fledermäuse als Tagesquartier geeignet sind und nicht vollständig ausgeschlossen werden kann, dass vereinzelt Tiere die Gebäude als Tagesquartier nutzen könnten. Für diese Arten werden im Falle eines Gebäudeabrisses oder eine Gebäudesanierung Vermeidungsmaßnahmen (M2, M4) durchgeführt werden müssen, um artenschutzrechtliche Verbotstatbestände in jedem Falle ausschließen können. Andere Säugetierarten als die Gruppe der Fledermäuse sind von der Umsetzung des geplanten Vorhabens nicht betroffen. 1. Durch das Vorhaben möglicherweise betroffene Art des Anhangs IV der FFH-Richtlinie Siedlungsbewohnende Fledermäuse (Chiroptera) 2. Erhaltungszustand nach Ampel-Schema Unbekannt günstig Ungünstig bis unzureichend Ungünstig bis schlecht Hessen x

15 3. Charakterisierung der betroffenen Art 3.1 Lebensraum, Verhaltensweisen und Verbreitung Einige Arten von Fledermäusen wie z. B. die Breitflügelfledermaus und das Große Mausohr leben in Siedlungsbereichen aber auch in strukturreichen Landschaften. Sie werden hinsichtlich ihrer Winterquartiere als typische Gebäudefledermäuse eingestuft, wo sie als Spaltenbewohner z. B. Hausverkleidungen oder Verstecke oder im Firstbereich von Dachböden aufsuchen. Die kleinste einheimische Art - die Zwergfledermaus - lebt in Dörfern, Städten und sogar im Zentrum von Großstädten, dort meist in Parks, Alleen und Gartenanlagen. Sie bevorzugt überwiegend enge Quartiere, z. B. in Dächern oder hinter Gebäudeverkleidungen. Die Sommerquartiere liegen in Spalten mit geeignetem Mikroklima, z.b. in hohlen Bäumen, unter loser Rinde, in Wand- und Dachverkleidungen. Häufig werden auch Neubauten besiedelt. Winterquartiere finden sich in frostfreien Bereichen, bspw. Holzstapeln, Verkleidungen, Mauerritzen und zwischen Steinspalten. Aufgrund der bestehenden Gebäude ist die Nutzung der Gebäude innerhalb des Geltungsbereiches als Tagesquartier für Fledermäuse nicht vollständig auszuschließen. 4. Vorkommen der Art im Untersuchungsraum nachgewiesen X potenziell Es ist nicht auszuschließen, dass Fledermäuse die bestehenden Gebäude als Tagesquartier nutzen. Dächer mit Innenverkleidungen können für diese Artengruppe bevorzugte Tagesquartiere darstellen 5. Prognose und Bewertung der Tatbestände nach 44 BNatSchG 5.1 Entnahme, Beschädigung, Zerstörung von Fortpflanzungs- oder Ruhestätten ( 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG) 5.1.1 Können Fortpflanzungs- oder Ruhestätten aus der Natur entnommen, beschädigt oder zerstört werden? (Vermeidungsmaßnahmen zunächst unberücksichtigt) X Fortpflanzungsstätten dieser Art können vom geplanten Vorhaben nicht betroffen sein, da diesen aufgrund der derzeitgen Nutzung nicht gerechnet wird. Im Falle eines Gebäudeabrisses oder einer Gebäudesanierung können Ruhestätten/Tagesquartiere betroffen sein, da nicht auszuschließen ist, dass Fledermäuse sich während des Tages in den Dachbereichen der Gebäude aufhalten. Durch Abriss oder Sanierung gehen diese Strukturen verloren. 5.1.2 Sind Vermeidungsmaßnahmen möglich? X entfällt Durch die Anbringung von Ruhestätten (Fledermauskästen) für Fledermäuse kann ein artenschutzrechtlicher Verbotstatbestand vermieden werden, wenn es zu Eingriffen in den Dachbereichen kommt. 5.1.3 Wird die ökologische Funktion im räumlichen Zusammenhang ohne vorgezogene Ausgleichs-Maßnahmen (CEF) gewahrt? ( 44 Abs. 5 Satz 2 BNatSchG) Siehe 5.1.2 X 5.1.4 Wenn Nein - kann die ökologische Funktion durch vorgezogene Ausgleichs-Maßnahmen (CEF) gewährleistet werden? X entfällt Der Verbotstatbestand Entnahme, Beschädigung, Zerstörung von Fortpflanzungs- oder Ruhestätten" tritt ein. 5.2 Fang, Verletzung, Tötung wild lebender Tiere ( 44 Abs.1 Nr.1 BNatSchG) 5.2.1 Können Tiere gefangen, verletzt oder getötet werden? (Vermeidungsmaßnahmen zunächst unberücksichtigt)

16 X Eine signifikante Steigerung des Tötungsrisikos ist für Fledermäuse nicht auszuschließen, da diese Arten sich während des Tages in den Spalten der Gebäude aufhalten können. 5.2.2 Sind Vermeidungs-Maßnahmen möglich? X entfällt Vermeidungsmaßnahmen, die eine Schädigung verhindern, sind Bauzeitenregelungen (M2). 5.2.3 Werden unter Berücksichtigung der Vermeidungsmaßnahmen in Verbindung mit der Entnahme, Beschädigung, Zerstörung von Fortpflanzungs- oder Ruhestätten" Tiere gefangen, verletzt oder getötet? X Durch eine zeitliche Einschränkung der Abriss- und Sanierungsarbeiten bezüglich Fledermausarten können artenschutzrechtliche Verbotstatbestände vermieden werden. 5.2.4 Wenn JA kann die ökologische Funktion der Fortpflanzungs- oder Ruhestätten im räumlichen Zusammenhang erfüllt werden? ( 44 Abs. 5 Satz 2 BNatSchG); wenn JA kein Verbotstatbestand! X entfällt 5.2.5 Werden unter Berücksichtigung der Vermeidungsmaßnahmen wildlebende Tiere gefangen, verletzt oder getötet ohne Zusammenhang mit der Entnahme, Beschädigung, Zerstörung von Fortpflanzungs- oder Ruhestätten"? Siehe 5.2.3 X Der Verbotstatbestand Fangen, Töten, Verletzen" tritt ein 5.3 Störungstatbestand ( 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG) 5.3.1 Können wild lebende Tiere während der Fortpflanzungs-, Aufzucht-, Mauser-, Überwinterungs- und Wanderungszeiten erheblich gestört werden? X Eine Störung von Tieren ist nicht vollständig ausgeschlossen. 5.3.2 Sind Vermeidungs-Maßnahmen möglich? Bauzeitenregelung (M2) X entfällt 5.3.3 Wird eine erhebliche Störung durch Maßnahmen vollständig vermieden? X entfällt Durch eine zeitliche Einschränkung der Abriss- und Sanierungsarbeiten bezüglich Fledermausarten können artenschutzrechtliche Verbotstatbestände vermieden werden. Der Verbotstatbestand erhebliche Störung" tritt ein. 6. Ausnahmegenehmigung nach 45 Abs. 7 BNatSchG erforderlich? 6.1 Tritt einer der Verbotstatbestände des 44 Abs. 1 Nr. 1-4 BNatSchG ein? (Unter Berücksichtigung der Wirkungsprognose und der vorgesehenen Maßnahmen; wenn NEIN Prüfung abgeschlossen) X

17 7. Zusammenfassung Folgende fachlich geeignete und zumutbare Maßnahmen sind berücksichtigt worden: Vermeidungsmaßnahmen CEF-Maßnahmen zur Funktionssicherung im räumlichen Zusammenhang Unter Berücksichtigung der Wirkungsprognose und der vorgesehenen Maßnahmen tritt kein Verbotstatbestand des 44 Abs. 1 Nr. 1-4 ein, so dass keine Ausnahme gem. 45 Abs. 7 BNatSchG, ggf. in Verbindung mit Art. 16 FFH-RL erforderlich ist. 9.3.2 Reptilien Im Rahmen der Erfassungen wurden keine Zauneidechsen innerhalb des Planungsraumes nachgewiesen. Die Habitatausstattung im Geltungsbereich ist für eine Besiedlung von Reptilien nicht ausreichend. Artenschutzrechtliche Verbotstatbestände sind somit für diese Artengruppe sicher auszuschließen. 9.3.3 Amphibien Im Geltungsbereich wurden aktuell keine Amphibien nachgewiesen. Gewässer fehlen innerhalb des Geltungsbereiches, so dass keine Reproduktionsstätten von Amphibien beeinträchtigt werden können. Mögliche Wanderwege von Amphibien sind nicht betroffen, da weder Wanderbarrieren errichtet werden noch es zu einer signifikanten Steigerung des Tötungsrisikos kommt, da die Wanderungen der Amphibien vorwiegend nachts stattfinden, während die möglichen Bauarbeiten in den Tagesstunden stattfinden. Zusammenfassend lässt sich für die Amphibien feststellen, dass artenschutzrechtliche Verbotstatbestände für diese Artengruppe ausgeschlossen werden können 9.3.4 Libellen Im Geltungsbereich kommen keine im Anhang IV der FFH-Richtlinie aufgeführten Libellenarten vor oder sind hier zu erwarten. Gewässer zur Reproduktion sind nicht vorhanden. Zusammenfassend lässt sich für die Libellen feststellen, dass artenschutzrechtliche Verbotstatbestände für diese Artengruppe ausgeschlossen werden können. 9.3.5 Käfer Im Geltungsbereich kommen keine im Anhang IV der FFH-Richtlinie aufgeführten Käferarten vor oder ist hier zu erwarten. Artenschutzrechtliche Verbotstatbestände sind für die Artengruppe der Käfer auszuschließen. 9.3.6 Tagfalter und Nachfalter Im Geltungsbereich wurden keine im Anhang IV der FFH-Richtlinie aufgeführten Tagfalterarten bzw. Nachtfalterarten nachgewiesen. Artenschutzrechtliche Verbotstatbestände sind für die Artengruppe der Tagfalter und Nachtfalter auszuschließen.

18 9.3.7 Fische, Rundmäuler, Krebse, Schnecken und Muscheln Im Geltungsbereich sind keine Lebensräume vorhanden, die von im Anhang IV der FFH-Richtlinie aufgeführten Fischen, Rundmäulern, Krebsen, Schnecken- oder Muschelarten genutzt werden könnten. Artenschutzrechtliche Verbotstatbestände sind für die Artengruppe der Fische, Rundmäuler, Schnecken- und Muschelarten auszuschließen. 9.4 Bestand und Betroffenheit europäischer Vogelarten Nachfolgend werden die Arten behandelt, deren Vorkommen bekannt ist und die gleichzeitig ein mögliches Konfliktpotenzial in Bezug auf eventuelle Abriss- und Sanierungsarbeiten sowie einen nicht günstigen Erhaltungszustand aufweisen. Europäische Vogelarten, deren Wirkungsempfindlichkeit projektspezifisch so gering ist, dass mit hinreichender Sicherheit davon ausgegangen werden kann, dass keine Verbotstatbestände ausgelöst werden können, werden nicht ausführlich behandelt. Hier werden beispielsweise Singvogelarten mit einem günstigen Erhaltungszustand wie z. B. Amsel, Blaumeise oder Mönchsgrasmücke als unempfindlich gegenüber dem Eingriff abgeschichtet, da diese Arten zwar im Geltungsbereich vorkommen, die Planungsfläche allerdings durch eventuelle Abrissund Sanierungsarbeiten nicht ihre Funktion verliert bzw. die Arten in ihren Lebensraumansprüchen so flexibel sind, dass sie im Umfeld des Wirkraumes noch genügend Ersatzlebensraum finden. Für alle europäischen Vogelarten, die als Brutvögel bzw. mit Brutverdacht eingestuft wurden, gilt, dass eine Rodungs- und Bauzeitbeschränkung als Vermeidungsmaßnahme vorzusehen ist. Die übrigen als Brutvögel eingestuften Arten mit nicht günstigem Erhaltungszustand werden im Rahmen des Prüfbogens detailliert geprüft. 1. Durch das Vorhaben möglicherweise betroffene europäische Vogelart Feldlerche (Alauda arvensis) 2. Erhaltungszustand nach Ampel-Schema (HMULV 2014) Hessen Unbekannt günstig Ungünstig bis unzureichend Ungünstig bis schlecht x 3. Charakterisierung der betroffenen Art 3.1 Lebensraum, Verhaltensweisen und Verbreitung Die von der Feldlerche benötigten Habitateigenschaften sind ein trockener Boden und ebenes Gelände mit einer kargen, lückigen Vegetation. Die Feldlerche ist ein Brutvogel im offenen Gelände mit weitgehend freiem Horizont Sie legt ihr Nest auf trockenen bis wechselfeuchten Böden und in niedriger sowie abwechslungsreich strukturierter Gras- und Krautschicht an. Bevorzugt wird eine karge Vegetation mit offenen Stellen. Eine geeignete Ausprägung der Mikrohabitate stellen für die Feldlerchen lebenswichtige Habitatparameter dar. Es sind hier vor allem die geringe Vegetationshöhe, vegetationsfreie Flächen und offener Boden sowie eine reich strukturierte Vegetation mit hoher Grenzliniendichte zu nennen. Die Feldlerche ist in Hessen weit verbreitet, wobei die Offenlandhabitate des gesamten Landes besiedelt werden 4. Vorkommen der Art im Untersuchungsraum x nachgewiesen potenziell

19 Die Feldlerche wird für die angrenzenden Flächen des Geltungsbereiches als potenzieller Brutvogel eingestuft. 5. Prognose und Bewertung der Tatbestände nach 44 BNatSchG 5.1 Entnahme, Beschädigung, Zerstörung von Fortpflanzungs- oder Ruhestätten ( 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG) 5.1.1 Können Fortpflanzungs- oder Ruhestätten aus der Natur entnommen, beschädigt oder zerstört werden? (Vermeidungsmaßnahmen zunächst unberücksichtigt) x Fortpflanzungsstätten dieser Art befinden sich weit außerhalb des Geltungsbereiches und können durch eventuelle Abriss- und Sanierungsarbeiten im bebauten Gebiet nicht beeinträchtigt werden. 5.1.2 Sind Vermeidungsmaßnahmen möglich? x entfällt 5.1.3 Wird die ökologische Funktion im räumlichen Zusammenhang ohne vorgezogene Ausgleichs- Maßnahmen (CEF) gewahrt? ( 44 Abs. 5 Satz 2 BNatSchG) x Siehe 5.1.1 5.1.4 Wenn Nein - kann die ökologische Funktion durch vorgezogene Ausgleichs-Maßnahmen (CEF) gewährleistet werden? x entfällt Der Verbotstatbestand Entnahme, Beschädigung, Zerstörung von Fortpflanzungs- oder Ruhestätten" tritt ein. 5.2 Fang, Verletzung, Tötung wild lebender Tiere ( 44 Abs.1 Nr.1 BNatSchG) 5.2.1 Können Tiere gefangen, verletzt oder getötet werden? (Vermeidungsmaßnahmen zunächst unberücksichtigt) x Aufgrund der großen Entfernung möglicher Brutstätten und des Aktivitätsraumes der Art vom Geltungsbereich ist eine signifikante Steigerung des Tötungsrisikos sicher auszuschließen. 5.2.2 Sind Vermeidungs-Maßnahmen möglich? x entfällt 5.2.3 Werden unter Berücksichtigung der Vermeidungsmaßnahmen in Verbindung mit der Entnahme, Beschädigung, Zerstörung von Fortpflanzungs- oder Ruhestätten" Tiere gefangen, verletzt oder getötet? Siehe 5.2.1. x 5.2.4 Wenn JA kann die ökologische Funktion der Fortpflanzungs- oder Ruhestätten im räumlichen Zusammenhang erfüllt werden? ( 44 Abs. 5 Satz 2 BNatSchG); wenn JA kein Verbotstatbestand!

20 x entfällt 5.2.5 Werden unter Berücksichtigung der Vermeidungsmaßnahmen wildlebende Tiere gefangen, verletzt oder getötet ohne Zusammenhang mit der Entnahme, Beschädigung, Zerstörung von Fortpflanzungs- oder Ruhestätten"? Siehe 5.2.1 x Der Verbotstatbestand Fangen, Töten, Verletzen" tritt ein 5.3 Störungstatbestand ( 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG) 5.3.1 Können wild lebende Tiere während der Fortpflanzungs-, Aufzucht-, Mauser-, Überwinterungs- und Wanderungszeiten erheblich gestört werden? x Reaktionen oder Verhaltensänderungen der Feldlerche sind aufgrund der großen Entfernung möglicher Brutstätten und des Aktivitätsraumes der Art vom Geltungsbereich sicher auszuschließen. 5.3.2 Sind Vermeidungs-Maßnahmen möglich? x entfällt 5.3.3 Wird eine erhebliche Störung durch Maßnahmen vollständig vermieden? x entfällt Der Verbotstatbestand erhebliche Störung" tritt ein. 6. Ausnahmegenehmigung nach 45 Abs. 7 BNatSchG erforderlich? 6.1 Tritt einer der Verbotstatbestände des 44 Abs. 1 Nr. 1-4 BNatSchG ein? (Unter Berücksichtigung der Wirkungsprognose und der vorgesehenen Maßnahmen; wenn NEIN Prüfung abgeschlossen) x 7. Zusammenfassung Folgende fachlich geeignete und zumutbare Maßnahmen sind in den Planunterlagen dargestellt und berücksichtigt worden: Vermeidungsmaßnahmen CEF-Maßnahmen zur Funktionssicherung im räumlichen Zusammenhang Unter Berücksichtigung der Wirkungsprognose und der vorgesehenen Maßnahmen tritt kein Verbotstatbestand des 44 Abs. 1 Nr. 1-4 ein, so dass keine Ausnahme gem. 45 Abs. 7 BNatSchG, ggf. in Verbindung mit Art. 16 FFH-RL erforderlich ist.

21 1. Durch das Vorhaben möglicherweise betroffene europäische Vogelart Haussperling (Passer domesticus) 2. Erhaltungszustand nach Ampel-Schema (HMULV 2011, Anlage 3) Unbekannt günstig Ungünstig bis unzureichend Hessen x 3. Charakterisierung der betroffenen Art Ungünstig bis schlecht 3.1 Lebensraum, Verhaltensweisen und Verbreitung Der Haussperling ist ein Kulturfolger. Voraussetzungen für Brutvorkommen sind die ganzjährige Verfügbarkeit von Sämereien und Getreideprodukten und geeignete Nistplätze. Optimal sind Dörfer mit Landwirtschaft, Vorstadtbezirke, Stadtzentren mit großen Parkanlagen, zoologische Gärten, Vieh- oder Geflügelfarmen. Der Bestand in Hessen beträgt mehr als 10.000 Brutpaare. Das ursprüngliche paläarktische und orientalische Verbreitungsgebiet hat sich nach zahlreichen Einbürgerungen in anderen Kontinenten seit Mitte des 19. Jahrhunderts fast auf den gesamten Globus ausgedehnt. 4. Vorkommen der Art im Untersuchungsraum X nachgewiesen potenziell Diese Art ist aufgrund der Habitatausstattung im Geltungsbereich als potenzieller Brutvogel einzustufen. 5. Prognose und Bewertung der Tatbestände nach 44 BNatSchG 5.1 Entnahme, Beschädigung, Zerstörung von Fortpflanzungs- oder Ruhestätten ( 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG) 5.1.1 Können Fortpflanzungs- oder Ruhestätten aus der Natur entnommen, beschädigt oder zerstört werden? (Vermeidungsmaßnahmen zunächst unberücksichtigt) X Bei Rodungs- oder Baumaßnahmen innerhalb der Brutzeit kann nicht ausgeschlossen werden, dass Fortpflanzungs- oder Ruhestätten dieser Art betroffen sind. 5.1.2 Sind Vermeidungsmaßnahmen möglich? X entfällt Bauzeitenregelung (M2), Schaffung künstlicher Nisthilfen (M3) 5.1.3 Wird die ökologische Funktion im räumlichen Zusammenhang ohne vorgezogene Ausgleichs- Maßnahmen (CEF) gewahrt? ( 44 Abs. 5 Satz 2 BNatSchG) X Durch die Bauzeitenregelung kann ausgeschlossen werden, dass Fortpflanzungs- oder Ruhestätten dieser Art zerstört werden. 5.1.4 Wenn Nein - kann die ökologische Funktion durch vorgezogene Ausgleichs-Maßnahmen (CEF) gewährleistet werden? X entfällt Der Verbotstatbestand Entnahme, Beschädigung, Zerstörung von Fortpflanzungs- oder Ruhestätten" tritt ein.

22 5.2 Fang, Verletzung, Tötung wild lebender Tiere ( 44 Abs.1 Nr.1 BNatSchG) 5.2.1 Können Tiere gefangen, verletzt oder getötet werden? (Vermeidungsmaßnahmen zunächst unberücksichtigt) X Eine signifikante Steigerung des Tötungsrisikos ist für den Haussperling vollständig auszuschließen. 5.2.2 Sind Vermeidungs-Maßnahmen möglich? X entfällt 5.2.3 Werden unter Berücksichtigung der Vermeidungsmaßnahmen in Verbindung mit der Entnahme, Beschädigung, Zerstörung von Fortpflanzungs- oder Ruhestätten" Tiere gefangen, verletzt oder getötet? Siehe 5.2.1. X 5.2.4 Wenn JA kann die ökologische Funktion der Fortpflanzungs- oder Ruhestätten im räumlichen Zusammenhang erfüllt werden? ( 44 Abs. 5 Satz 2 BNatSchG); wenn JA kein Verbotstatbestand! X entfällt 5.2.5 Werden unter Berücksichtigung der Vermeidungsmaßnahmen wildlebende Tiere gefangen, verletzt oder getötet ohne Zusammenhang mit der Entnahme, Beschädigung, Zerstörung von Fortpflanzungs- oder Ruhestätten"? Siehe 5.2.1 X Der Verbotstatbestand Fangen, Töten, Verletzen" tritt ein 5.3 Störungstatbestand ( 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG) 5.3.1 Können wild lebende Tiere während der Fortpflanzungs-, Aufzucht-, Mauser-, Überwinterungs- und Wanderungszeiten erheblich gestört werden? X Reaktionen oder Verhaltensänderungen des Haussperlings auf die geplanten Maßnahmen sind bisher nicht bekannt geworden, so dass davon ausgegangen werden kann, dass keine Störung für diese Art gegeben ist. 5.3.2 Sind Vermeidungs-Maßnahmen möglich? X entfällt 5.3.3 Wird eine erhebliche Störung durch Maßnahmen vollständig vermieden? X entfällt Der Verbotstatbestand erhebliche Störung" tritt ein.

23 6. Ausnahmegenehmigung nach 45 Abs. 7 BNatSchG erforderlich? 6.1 Tritt einer der Verbotstatbestände des 44 Abs. 1 Nr. 1-4 BNatSchG ein? (Unter Berücksichtigung der Wirkungsprognose und der vorgesehenen Maßnahmen; wenn NEIN Prüfung abgeschlossen) X 7. Zusammenfassung Folgende fachlich geeignete und zumutbare Maßnahmen sind in den Planunterlagen dargestellt und berücksichtigt worden: Vermeidungsmaßnahmen CEF-Maßnahmen zur Funktionssicherung im räumlichen Zusammenhang Unter Berücksichtigung der Wirkungsprognose und der vorgesehenen Maßnahmen tritt kein Verbotstatbestand des 44 Abs. 1 Nr. 1-4 ein, so dass keine Ausnahme gem. 45 Abs. 7 BNatSchG, ggf. in Verbindung mit Art. 16 FFH-RL erforderlich ist.

24 1. Durch das Vorhaben möglicherweise betroffene europäische Vogelart Stieglitz (Carduelis carduelis) 2. Erhaltungszustand nach Ampel-Schema (HMULV 2011, Anlage 3) Unbekannt günstig Ungünstig bis unzureichend Hessen x 3. Charakterisierung der betroffenen Art Ungünstig bis schlecht 3.1 Lebensraum, Verhaltensweisen und Verbreitung Der Stieglitz besiedelt halboffene strukturreiche Landschaften mit abwechslungsreichen bzw. mosaikartigen Strukturen, lockere Baumbestände oder Baum- und Gebüschgruppen. Besonders häufig kommt er im Bereich der Siedlungen an Ortsrändern, in Kleingärten und Parks vor. Wichtige Habitatstrukturen sind Hochstaudenfluren, Brachen und Ruderalstandorte. Der Bestand in Hessen beträgt mehr als 10.000 Brutpaare. 4. Vorkommen der Art im Untersuchungsraum X nachgewiesen potenziell Diese Art ist aufgrund der Habitatausstattung am Rande des Geltungsbereiches als potenzieller Brutvogel einzustufen. 5. Prognose und Bewertung der Tatbestände nach 44 BNatSchG 5.1 Entnahme, Beschädigung, Zerstörung von Fortpflanzungs- oder Ruhestätten ( 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG) 5.1.1 Können Fortpflanzungs- oder Ruhestätten aus der Natur entnommen, beschädigt oder zerstört werden? (Vermeidungsmaßnahmen zunächst unberücksichtigt) X Bei Rodungsmaßnahmen innerhalb der Brutzeit kann nicht ausgeschlossen werden, dass Fortpflanzungs- oder Ruhestätten dieser Art betroffen sind. 5.1.2 Sind Vermeidungsmaßnahmen möglich? X entfällt Zeitliche Einschränkung für Rodungsarbeiten (M1) 5.1.3 Wird die ökologische Funktion im räumlichen Zusammenhang ohne vorgezogene Ausgleichs- Maßnahmen (CEF) gewahrt? ( 44 Abs. 5 Satz 2 BNatSchG) X Durch die zeitliche Einschränkung für Rodungsarbeiten kann ausgeschlossen werden, dass Fortpflanzungs- oder Ruhestätten dieser Art zerstört werden. 5.1.4 Wenn Nein - kann die ökologische Funktion durch vorgezogene Ausgleichs-Maßnahmen (CEF) gewährleistet werden? X entfällt Der Verbotstatbestand Entnahme, Beschädigung, Zerstörung von Fortpflanzungs- oder Ruhestätten" tritt ein.