Woran bemerke ich, dass ich gut bin? Wirkungs-Qualitäten im Coaching

Ähnliche Dokumente
Wirksamkeit von Coaching -Nutzen aus der aktuellen Forschung

Inhalt. Teil I Coaching als professionelle Managementberatung 19

Christoph J. Schmidt-Lellek Astrid Schreyögg (Hrsg.) Praxeologie des Coaching

Was wirkt wirklich in Prävention und Therapie?

Coaching praktisch: Das konkrete Vorgehen. Aufträge klären Die Coaching-Gespräche führen Den Coaching-Prozess auswerten


Vortrag. Haltung und Tools Handwerk und Kunst. der Ericksonschen-Systemischen-Lösungsorientierten Kombination

Syllabus/Modulbeschreibung

Der Job Coach Seine Rolle und Qualifikation

IntegrAktiv. Coaching Supervision Kompetenz. Veränderung ist möglich! IntegrAktiv - Coaching Supervision Kompetenz

Coaching. Moderation Mediation Coaching Methoden d. Konfliktmanagements im Vergleich WS 2007/2008 / FU Berlin Dr. Ulrike Schraps

Professionalisierung im Bereich Human Ressourcen

SYMPOSIUM. Qualität in der Aufstellungsleitung. Berlin 01. November 2015

Handout Lösungstrance im virtuellen Coaching Professionelle Anwendungen im virtuellen Raum Coaching, Therapie, Beratung und Supervision

Die Integralis Methode

Wie viel Misstrauen können wir uns leisten? Das Spannungsfeld von Organisation, Führungskraft und Coach aus systemischer Perspektive.

Thema heute: Vortrag Dipl. Kff. Inga Haase

Ihr Ergebnis der Ausbildungsevaluation anhand des Freiburger Qualitätsbogen Coachingausbildung

Motivation mit Kopf, Bauch, Hand und wissenschaftlicher Erkenntnis

Profil THOMAS PRÜNTE

Kollegiale Praxisberatung (Intervision)

Coaching Was ist das Besondere?

Zukunfts-Impulse Sommer 2012

Zeit Susanne Freitag / Systemischer Business Coach

... mehr als eine Coaching Ausbildung

Lernhürden und Lösungen in interkulturellen Trainings Gesprächsarbeit als Trainingsmethodik Dr. Kirsten Nazarkiewicz

Professionelles Coaching

Fachkongress Deutscher Coaches: Euro für die Welthungerhilfe

How to coach Mit Leichtigkeit Coaching lernen

Universitätskurs für Coaching

Einige Tipps für den Vortrag eines Referates und für die erfolgreiche Präsentation

CORE CORESOMA EVOLUTION T R A I N I N G S W O R K S H O P S REALISIERUNG DES POTENZIALS VERTIEFUNG DES LEBENSPROZESSES

John Dewey (Art as Experience, 1935, S.50)

Nachhaltigkeitspolitik aus systemtheoretischer Perspektive Am Beispiel nachhaltiger Industrieparkentwicklung

Modul Prozessberatung: Basics & Tools Sommersemester 2012

Digital Natives in der Personalakquise

Coaching im Rahmen der Personalentwicklung. Neue Führungskräfte für neue Aufgaben vorbereiten. Alexander Mutafoff

Vorwortzur 3. Auflage 15. Vorwortzur 1. Auflage 17. Einleitung 19

Programm (Stand: 29. Oktober 2014)

Integrales Gesundheitscoaching Fakten, Termine und Module der Ausbildung auf einen Blick

KONTAKT Telefon Sprechzeiten Mo. + Do Uhr und nach Vereinbarung. TERMINE Jeden Freitag

tekom Jahrestagung 2012 Vortrag JTR 1

Nach unserem Verständnis können Managementfähigkeiten erst im Zusammenhang mit der entsprechenden Führungskompetenz wirksam umgesetzt werden.

Supervision und Spiritualität ein Diskussionsanstoß Michael Seitlinger

Portfolio. Firmenprofil der AkaWiPsy Akademie für angewandte Wirtschaftspsychologie e.k.

Systemischer Coach. Inhalte. Was ist das Besondere? 4-tägige kompakte Ausbildung mit Zertifizierung zum Systemischen Coach

Erfolgreich im Studium der Geisteswissenschaften

Kirsten von Sydow. Systemische Therapie. Ernst Reinhardt Verlag München Basel

Krisen in Teams. Norbert Meister Günter Amesberger

Checkliste: Zeitlicher Ablauf zur Veranstaltungsplanung

Selbstcoaching. Der kreative Weg für persönliche Entwicklung und Zielerreichung

Littering. Merkmale, Ursachen, Prävention. Prof. Dr. Elke van der Meer, PD Dr. Reinhard Beyer & Dr. Rebekka Gerlach

Hypnose und wingwave im Coaching

CHANGE-MANAGEMENT VERÄNDERUNGSVORHABEN ERFOLGREICH GESTALTEN

Nachgefragt. Inspirierende Therapie- und Coaching-Fragen für die Praxis

Handbuch Coaching. Christopher Rauen. 3., überarbeitete und erweiterte Auflage. herausgegeben von GÖTTINGEN BERN WIEN TORONTO SEATTLE OXFORD PRAG

Leitfaden Grundlagenkurs. Literaturrecherche


Beratung in pädagogischen Kontexten. Dr. phil. Detlef Barth, Dipl.-Pädagoge

CoachingAusbildung der KONSTANZER SEMINARE. Jetzt für Sie auch in Bochum!

Moritz Niemeier Mentoring als Instrument der Personalentwicklung Die Mentorausbildung im Blickpunkt

Executive Coaching: Wirksame Veränderung von Interpersonal Leadership Skills

Neue Autorität. INA - Literatur-Empfehlungen

Die Wunderfrage. Probleme im Schlaf lösen.

Ist das ein Buch oder ein Aufsatz...?

Beratungskonzept. Coaching

Erfolgreiches Contactcenter 2012

Partizipation in biographischer Perspektive

Erfahren und Erleben Sie Charisma als Erfolgsfaktor! In meinen lebendigen Individualcoachings mit Charisma.

Theorie qualitativen Denkens

Auszug Veröffentlichungen (wird aktualisiert)

Systemisch lösungsorientiertes Coaching

Angebot und Übersichtsplan. Coaching als Instrument einer erfolgreichen Personal-, Team- & Unternehmensentwicklung

Erfolgserprobte Text-Tools aus der Werbepraxis. Für alle, die selbst texten oder Texte bewerten.

Coaching von Teams. Ausbildung in lösungsorientiertem Teamcoaching

Interkulturelle Konzepte für die. Personal- und Organisationsentwicklung

Gerhard Endres. Coaching Konzept. Mein Coaching Verständnis

Nutzen von Executive-Coaching. Köln London

Internet und Begegnung Erfahrungen in einem Beraternetzwerk

Selbstreguliertes Lernen

Qualität in der alltäglichen Projektarbeit Workshop Hamburg Schwerpunkt: Planungs- und Prozessqualität

Welche Chance hat ein neues Produkt in Zeiten der Krise?

WME20 - Knowing Leitet Enterprise 2.0 eine neue Generation des Wissensmanagements ein?

Psychodynamische Zugänge zur Coachingdiagnostik

Sozialökonomik Schwerpunkt International

Besonderheiten des Psychologiestudiums an der Sigmund Freud PrivatUniversität Wien:

Das Leben (k)ein Glücksspiel? Risikoentscheidungen (Entscheidungen unter Unsicherheit): Vorschau

Wie schätzen prekär Beschäftigte ihre Erwerbssituation ein?

Herzlich Willkommen! Personales Gesundheitsmanagement Schätze heben und Sinne schärfen. Für die 21. Längste Kaffeepause Freiburgs

MESSE- PROGRAMM. Halle H I Stand B.25 I CCH Hamburg

Christina Meyn Gerd Peter (Hrsg.) Arbeitssituationsanalyse

Das Beziehungsbrett Konflikte aktiv in die Hand nehmen

Coaching in der Praxis

Sozialraumorientierung und Netzwerk

Coaching Profil Dr. Petra Schmidt

SelbstCoachingProgramm

Beraterprofil. Dr. Stefan Reinecke Profil M Beratung für Human Resources Management GmbH & Co. KG Berliner Straße Wermelskirchen

DOSB l SPORT INTERKULTURELL Ein Qualifizierungsangebot zur integrativen Arbeit im Sport. DOSB l Sport bewegt!


AKTUELLE TERMINE AB NOVEMBER 2014:

Transkript:

Woran bemerke ich, dass ich gut bin? Wirkungs-Qualitäten im Coaching Ein Workshop für das Chapter Rhein-Main des ICF am 31.10.2016 Dr. Kirsten Nazarkiewicz + Kerstin Kuschik

Übersicht über die gemeinsame Erkundung 1. Wie kam es zur Fragestellung? 2. Qualitätsdimensionen 3. Prozessqualität: exemplarischer Blick in Forschung und Theoriebildung 4. Erfahrungsauswertung: wertschätzende Erkundung 5. Auswertung und Diskussion 6. Abrundende Bemerkungen 7. Offene Frage(n) 2

Klassische Qualitätsdimensionen Strukturqualität = Rahmenbedingungen und Ressourcen Zum Beispiel: Coach: Ausbildung und fachliche Qualifikation, Supervision, Intervision Klient: Freiwilligkeit, Veränderungsbereitschaft Organisation: Verhandelbarkeit der Ziele, Passung von Coach und Coachingpartner Z. B. Lippmann (2015): Was macht einen Coach zum Coach? Ergebnisqualität = Zielerreichung, Erfolg Zufriedenheit, Erfolgskontrollen Bewusstheitserweiterungen Veränderungen (von Einstellungen, Perspektiven) Erweiterte Handlungskompetenzen Z. B. Weber (2013): Turning duty into joy Prozessqualität = Aktivitäten während der Leistung Vom Vorgespräch bis zur Auswertung Wie genau wird das Coaching durchgeführt? Zeitrahmen, Dauer Gesprächsführung, Methoden, Interventionen z. B. Siehe slide 4 + 5 3

Blick in die qualitative Forschung bezüglich der Prozessqualitäten im Coaching Erfassung von Interventionen im Coaching mit Hilfe eines Kategoriensystems (KaSyCo-C) Quelle: Deplazes / Schwyter / Möller (2016): Ein Blick auf Coachingprozesse 4

Blick in die qualitative Forschung bezüglich der Prozessqualitäten im Coaching Sprachwissenschaftliche Analyse diskursiver Praktiken im Coaching, hier: non-duales Zuhören Autoren z. B.: Graf / Aksu / Rettinger / Sator (2011); Albrecht / Perrin (2013), S. 56 (= Ausschnitt) 5

Integrativer Coachingansatz von Schreyögg (2011) als Handlungsmodell Meta-Modell Theorie-Ebene Grundlegende methodische Anweisungen Praxeologie Konkretes Handeln des Coachs Quelle: Schreyögg (2011): Die konzeptionelle Einbettung der Coaching-Praxeologie am Beispiel eines integrativen Handlungsmodells für Coaching, S. 16 6

Was führt in der Frage weiter? 7

Ein Blick in die ICF-Kernkompetenzen (Auszug) 8

Präsenz und Intuition 9

Wie lässt sich etwas beschreiben, das sprachlich schwer fassbar ist? Wir coachen in der Komplexität von mindestens 2 x 2 Systemen. Hier mit den Worten von Kahnemann: System 1 arbeitet automatisch und schnell, weitgehend mühelos und ohne willentliche Steuerung. System 2 lenkt die Aufmerksamkeit auf die anstrengenden mentalen Aktivitäten. ( ) Die Operationen von System 2 gehen oftmals mit dem subjektiven Erleben von Handlungsmacht, Entscheidungsfreiheit und Konzentration einher. Quelle: Kahnemann (2012): Schnelles Denken, langsames Denken, S. 33 10

Erfahrungsauswertung: wertschätzende Erkundung Nehmen Sie sich einige Augenblicke Zeit, um sich zu erinnern, wo Sie im Coaching vielleicht sogar überraschenderweise sehr nützlich waren. 1. Beschreiben Sie: Worum ging es? Woran erinnern Sie sich?... den Moment, an dem Sie gespürt haben, dass Sie wirksam waren? 2. Was haben Sie alles wahrgenommen? Was genau haben Sie getan? Wie hat der Coachingpartner reagiert? 3. Was würden Sie aus dieser Erfahrung heraus einem jungen Coach-Kollegen weitergeben? 11

Das Unsagbare Sobald wir etwas aussprechen, entwerten wir es seltsam. Wir glauben in die Tiefe der Abgründe hinabgetaucht zu sein, und wenn wir wieder an die Oberfläche kommen, gleicht der Wassertropfen an unseren bleichen Fingerspitzen nicht mehr dem Meere, dem er entstammt. Wir wähnen eine Schatzgrube wunderbarer Schätze entdeckt zu haben, und wenn wir wieder ans Tageslicht kommen, haben wir nur falsche Steine und Glasscherben mitgebracht; und trotzdem schimmert der Schatz im Finstern unverändert. Maurice Maeterlinck 12

Bewusstseinsdimensionen Je größer der Radius von weiß,... desto mehr Erfahrung von Non-Dualität, Öffnung, Ich-Transzendenz desto höher die Versunkenheit, das Einheitserleben und die Verbundenheit umso erweiterter ist das Bewusstsein hinsichtlich von Zeitlosigkeit und -qualität (z. B. Flow, Kairos) desto wacher / gesammelter das ansonsten lineare, chronologische, lokale und identifizierte Alltagswachbewusstsein Quelle: Nach Belschner (2007), S. 76, zitiert in Hänsel (2012) 13

Unsere Definition von gut Gut ist gesammelte Präsenz verstanden als in der vorne beschriebenen Bewusstseinsdimension verankert... ein Kontinuum, eine Bewegung (kein Fixum) interdependent Die Wahrheit beginnt zu zweit (Buber)... Emergent: Die Wahrheit entsteht zu zweit... eine hohe, differenzierte und reflektierte Resonanzfähigkeit und -sensibilität (Rosa, 2016), mit dem Leib als Ressource... Zugriff auf Intuition als Fähigkeit, die in Resonanz mit all den vorher beschriebenen Bewusstseinsdimensionen steht (aufgeklärte Intuition) 14

Woran merke ich, dass ich auf der Spur bin? 15

Literatur und Quellen Albrecht, Christine / Perrin, Daniel (2013): Zuhören im Coaching. Wiesbaden: Springer VS. Belschner, Wilfried (2007): Der Sprung in die Transzendenz. Die Kultur des Bewusstseins und die Entmystifizierung des Spirituellen. Hamburg: Lit. Deplazes, Silvia / Schwyter, Sandra / Möller / Heidi (2016): Ein Blick auf Coachingprozesse Die Interventionen des Coachs, dargestellt und analysiert mittels des KaSyCo-C. In: Coaching Theorie & Praxis, 2 (1), S. 9-19, http://link.springer.com/article/10.1365/s40896-016-0010-4. Graf, Eva-Maria / Aksu, Yasmin / Pick, Ina / Rettinger, Sabine (Hrsg.) (2011): Beratung, Coaching, Supervision. Multidisziplinäre Perspektiven vernetzt. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. Hänsel, Markus (Hrsg.) (2012): Die spirituelle Dimension in Coaching und Beratung. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht. Kahneman, Daniel (2011): Schnelles Denken, langsames Denken. 3. Aufl., München: Siedler. Lippmann, Eric (2015): Was macht einen Coach zum Coach? Weiterbildung und Qualifizierung. In: Coaching Theorie & Praxis, 1 (1), S. 51-60, http://link.springer.com/article/10.1365/s40896-015-0008-3. Rosa, Hartmut (2016): Resonanz. Eine Soziologie der Weltbeziehung. Frankfurt a. M.: Suhrkamp. Schreyögg, Astrid (2009). Die konzeptionelle Einbettung der Coaching-Praxeologie am Beispiel eines integrativen Handlungsmodells fürs Coaching. In: Praxeologie des Coaching, S. 13-31. Weber, Julia (2013): Turning Duty into Joy! Optimierung der Selbstregulation durch Motto-Ziele (Dissertation, Lehrstuhl für Differentielle Psychologie und Persönlichkeitsforschung, Universität Osnabrück). 16

Danke für Ihr Interesse! Es gibt keine Methode, nur Achtsamkeit J. Krishnamurti Download der Vortragsfolien: www.consilia-cct.com/vortraege.php 17