Auf dem Weg zur nachhaltigen globalen Gesundheit

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Transkript:

Auf dem Weg zur nachhaltigen globalen Gesundheit Zusammenfassung ausgewählter Vorträge der Internationalen Konferenz Towards Sustainable Global Health Mai 2007 Bonn Autoren Dorothee Heinen Prof. Dr. med Martin Exner

Mit finanzieller Unterstützung des

Vorwort Vom 09. bis 11. Mai 2007 wurde gemeinsam von UNESCO-UNEVOC International Center for Technical and Vocational Eductaion adn Training, dem Institute for Environment and Human Security der United Nations University (UNU-EHS), der International Labor Organisation (ILO), dem Internationale Human Dimension Programme on Global Environmental Change (IHDP) und dem Institut für Hygiene und öffentliche Gesundheit der Universität Bonn der internationale Kongress mit dem Titel Towards Sustainable Global Health veranstaltet. Es handelte sich hierbei um ein interdisziplinäres Forum für Entscheidungsträger und Praktiker aus Politik, Wissenschaft, privaten Gesellschaften, Nichtregierungsorganisationen und so genannten grass-root Organisationen sowie Institutionen für die Entwicklung von Wissenstransfer und Bildung. Ziel des Kongresses war es, die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts unter dem Blickwinkel der UN-Millennium-Development-Goals zu beleuchten und Strategien aus Sicht von Hygiene, öffentlicher Gesundheit und unter Berücksichtigung der UN- Dekade Education for Sustainable Development und der UN Water for Life - Dekade zu entwickeln. Die Konferenz bot eine Vielzahl unterschiedlicher Perspektiven zu den zum Teil dramatischen Herausforderungen, die insbesondere mit der Zunahme von bis zu 2 Mia. Menschen mehr auf die weltweite Entwicklung zukommen werden und die gegebenenfalls auch eine schwere Bedrohung für die internationale öffentliche Gesundheit und Sicherheit darstellen können und das Potential ebenso haben, den Fortschritt auf dem Weg zur Erreichung der Millennium-Entwicklungsziele entgleisen zu lassen. Auf dem Kongress konnten eine Reihe von Vorschlägen erarbeitet werden, die ihren Niederschlag in der Bonn Call for Action and Awareness on Promoting Sustainable Global Health fanden und von allen Teilnehmern verabschiedet wurden. Diese Bonn Call for Action eröffnet diese Monographie. Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW, welches diese Konferenz maßgeblich finanziell und ideell unterstützt hat und ebenso die Schirmherrschaft mit übernommen hat, hatte das Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit beauftragt eine Zusammenstellung der wichtigsten Vorträge

vorzunehmen. Dabei sollten neben den Inhalten auch Konsequenzen dargestellt werden, die sich gegebenenfalls für das Land Nordrhein-Westfalen ergeben. Das Land Nordrhein-Westfalen hat enormes Potential weltweit viele Länder, einschließlich der UN-Institutionen auf dem Weg zur Erreichung der UN Millennium Development Goals zu unterstützen. Aus diesem Grunde ist es den Verfassern ein Anliegen, dem Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW und namentlich Herrn Ministerialrat Dr. Manfred Schmitz für seine Unterstützung herzlich zu danken.

BonnCall for Action and Awareness on Promoting Sustainable Global Health Preamble We, the participants at the International Conference Towards Sustainable Global Health held in Bonn, Germany from 9 11 May 2007, including a unique multisectoral, multidisciplinary group of Government, academia, and practitioners International organization, NGOs, and civil society Ambassadors, mayors, and slum dwellers Realizing that annually millions and millions are unnecessarily suffering and dying worldwide, Considering that human health, including physical, mental, emotional and spiritual aspects, is at the center of human aspirations and a basic human right, Recognizing that human health cuts across all Millennium Development Goals (MDGs) and is a prerequisite for achieving human well being and a balanced social and economic development, Acknowledging the achievements of health workers, plumbers, scientists, visionary political leaders and other stakeholders in proving the overwhelming societal value of hygiene and public health, Emphasizing the importance of promoting and achieving access for all to high-quality and affordable health care, Call for action by national governments, the international community, business leaders and all relevant stakeholders to take recommended measures to promote sustainable global health, outlined below. Messages of the conference for Policymakers, Business and Social Partners Good health is good wealth Health is the bedrock of economic prosperity, and fosters better investment opportunities and improved productivity of human resources. Good health is good governance Health fosters good governance. A healthy work force, safe homes and working conditions, social health protection, and access to water and sanitation are not only noble objectives. Good health fosters stable cities, rural areas, and societies. Good health is good balance between economic, social and individual development A healthy population of workers and managers is capable of fostering a mutually responsible and supportive relationship between wholesome individual wellbeing, the civil society and economic activities Good health is good for security and peace building Health is a basic human right. It is the basis of human aspirations of all social groups irrespective of their religious affiliation or cultural background. Providing sufficient health services to all is not only the expression of social solidarity, it is the foundation of social stability, the basis of sustainable development and an indispensable pillar of human security and well being world wide. Central questions for sustainable global health The world faces a variety of existential challenges today and in the near future, which pose a threat to human health and security with consequences for political and social stability. These challenges are accentuated by Climate change, accompanied by increasing frequency and intensity of natural hazards, and changing climatic conditions affecting disease vectors Environmental degradation such as air and water pollution, loss of biodiversity and lack of food security Decline of ethical and moral orientation within families, at the workplace, in social interactions and at corporate business / governance level, leading to decreasing sense of responsibility for collective well-being and social progress Patterns of inequality, including gender discrimination, poverty, and educational gaps in urban and rural areas These factors bear grave consequences for the physical and mental health of all adult women and men, children and youth, and the elderly. These challenges can derail progress towards the Millennium Development Goals and hold back human development. Prompted by this concern, several Bonn-based UN entities UNESCO International Center for Education (UNESCO- UNEVOC), United Nations University Institute for Environment and Human Security (UNU-EHS) and International Human Dimensions Programme on Global Environmental Change (IHDP) together with International Labor Organization (ILO); and the Institute for Hygiene and Public Health of the University of Bonn, WHO Collaborating Center for Health Promoting Water management and Risk Communication (IHPH - WHO CC) organized the International Conference Towards Sustainable Global Health. 1

Conference participants addressed the following questions: What are the advantages of an integrated and holistic global health strategy to reach the MDGs? What are the risks, challenges, and needs for global health in the future? What significance will holistic hygiene concepts and disease prevention have on public health strategies, particularly for newly born, infants and children? How can we achieve sustainable global health in the face of environmental change, including threats to human security and the dangers of accelerating urbanization and the impact on rural livelihoods? How can we move towards a multi-level strategy integrating education and training, individual capacity and knowledge, home and workplace, science, government and private organisations? What is the role of corporate social responsibility and public private partnership in improving global health? Top seven threats to sustainable global health To answer these questions, delegates at the conference identified the top seven threats to sustainable global health. Poverty and inequality between social groups and gender. Disparities between rural and urban areas and developing and developed countries Rising vulnerability to natural and human induced hazards and communicable and chronic diseases Water and sanitation such as inadequate water supply and infrastructure to support safe water and sanitation Uncontrolled urbanization such as the increase of slums in mega- and meta-cities and their impact on rural areas Unsafe workplace and home conditions such as exposure to poor hygiene and dangers at the workplace, home, and health care facilities Finance and insufficient Investment in health and supporting infrastructure for primary health care and social health protection, and insufficient support for social entrepreneurship, micro-financing and general management training for potential entrepreneurs in developing countries, especially women and younger generations. Unethical and irresponsible practices in public, private and civil organizations caused by insufficient investment in training and development of social and cultural competence for decision-makers and loss of ethical consciousness. Leading to lack of transparency and accountability of resource investment and the dislocation of social support systems such as the family or public and private organizations Recommended entry points A comprehensive framework for joint actions by all stakeholders should include and integrate the basic principles of public health and hygiene and human development, with implications for: Poverty and inequality Educate basic hygienic measures to prevent diseases, particularly among women and girls (home hygiene) Increase access for all, especially poor and marginalized, to high quality, affordable primary health care services Improve access of the poor and marginalized to affordable pharmaceuticals and medical services through social health protection Rising vulnerability Enhance outreach and cover of vaccination programs Enhance risk governance and provide acute prevention measures such as vector control Foster information exchange such as geographic and other earth-observation systems, including effective surveillance systems for disease control Strengthen applied research in hygiene, public health, and public health policy Enhance mitigation measures and adaptive capacity to climate change, particularly for global environmental change including air pollution and natural hazards Water and sanitation systems Provide safe water in a socially feasible setting Secure investment and provide appropriate sanitation / plumbing systems and assure their maintenance Urban and rural health governance Improve infrastructure and governance of affordable healthcare systems (primary health care and hospitals) Provide preconditions for establishing public health systems, including community-focused health councils Train health workers for primary and community health and provide adequate communication and data tools Promote e-media and information technologies to make public health care accessible for experts and the public Establish formal and informal cost effective programmes for individual health promotion (hygiene, family services, nutrition, sexual behavior) Holistic epidemiological characterization and monitoring of public health in urban and rural areas Societal and sectoral health awareness Strengthen public organizations to ensure hygiene, safe water supply, adequate nutrition and health for the public Establish mechanisms for enhancing holistic health competence through all channels, such as schools, workplace, and communities Facilitate action among sectors to achieve safe and decent workplaces Promote awareness and individual capacities for health maintenance, including physical, mental, emotional, and spiritual well-being Financial commitment Invest in transparent, accountable, and effective infrastructure for primary and public health, including plumbing and proper sanitation and water treatment Design and implement affordable investment and insurance schemes for improved provision of health services, including clinics and other healthcare infrastructure to protect individuals from financial ruin Support of public private partnership projects Restoring ethical practices in society and the workplace More robust research in a combination of traditional and innovative therapeutic practices for self-enhancement, such as cognitive-behavioral therapy, meditation and introspection Empowering individuals to sustain their own emancipation through knowledge transfer and mentoring programs aimed at developing entrepreneurial capabilities and social consciousness Establish and evaluate innovative consciousness development and learning programmes for private, public and civil organizations, adopting experiential methods such as meditation-based coaching, to foster ethical and socially responsible management practice Health is Everyone s Responsibility 2

1. Zusammenfassung des Vortrages von Prof. Martin Exner: The intellectual and interdisciplinary matrix of the conference Towards sustainable global health... 8 2. Zusammenfassung des Vortrages von Prof. Hans-Georg Bohle: Dimensions of Human Health and Food Systems from coexistence to convergence...16 3. Zusammenfassung des Vortrages von Dr. Bettina Menne: Environment and Health Climate Change...20 4. Zusammenfassung des Vortrages Prof. Kumar Jyoti Nath: Challenges of Sustainable global environmental health in developing countries...26 5. Zusammenfassung des Vortrages von Prof. Sally F. Bloomfield: Focus on Home Hygiene in Developing Countries...31 6. Zusammenfassung des Vortrages von Dr. Rupert Maclean: Current Issues Regarding the Future of Work and Skills Development for Employability, with particular reference to Health and Workplace...38 7. Zusammenfassung des Vortrages von Gerd Albracht: Promoting Compliance: The role of labour inspection for good governance...40 8. Zusammenfassung des Vortrages von Dr. Heide Richter-Airijoki: Promoting intersectoral cooperation for child health and development...47 9. Zusammenfassung des Vortrages von Percivil M. Carrera: Globalization of healthcare and Global Health...53 10. Zusammenfassung des Vortrages von Robert Burgon: The role of the plumbing industry in global health...56 11. Zusammenfassung des Vortrages von Prof. Ralf Reintjes: SARS Control: Public Health Intervention Measures to control SARS spread - modelling of Outbreak scenarios to guide Decision Making...59 12. Zusammenfassung des Vortrages von Prof. Peter Imoudu: Attaining sustainability of Human Health and Poverty reduction in rural Nigeria: Challenges and Opportunities...63 13. Zusammenfassung des Vortrages von Dr. Mahendra Reddy: Health and Nutrition Status in Pacific Island Countries: Does Issues of Risk, Smallness and Vulnerability Matter?...66 14. Zusammenfassung des Vortrages von Kenneth L. Chanda: Health for all by the year 2015; is Zambia on the track?...72 15. Zusammenfassung des Vortrages von Dr. Aida Maria Ponce Del Castillo: Global Justice, Global Bioethics The protection of human health in the Era of Biotechnology...75 16. Zusammenfassung des Vortrages von Prof. Mark W. Rosenberg: Global Change, Health and the Environment: Expanding the Research Agenda...80 17. Zusammenfassung des Vortrages von Gebremariam Kidist: The Effect of HIV/AIDS driven Labor Organization on Agrobiodiverstiy: An Empirical Study in Ethopia...83

18. Zusammenfassung des Vortrages von S.M.A. Rashid: Holistic Approach of Capacity Building on Sustainable Water Sanitation and Hygiene...86 19. Zusammenfassung des Vortrages von Aloyce L. Masanja: Bedarfsgesteuerter Ansatz zur ländlichen Wasser- und Sanitärversorgung in Tansania...91 20. Zusammenfassung des Vortrages von Dr. Stefan Zimmer: German Chinese cooperation in social accident assurance...96 21. Zusammenfassung des Vortrag von Maud Huynen: The health impacts of globalisation: a conceptual framework...98 22. Zusammenfassung des Vortrages von Wang Wuyi: Sustainability and Health: Challenge for Urbanisation in China...103

1. Zusammenfassung des Vortrages von Prof. Martin Exner: The intellectual and interdisciplinary matrix of the conference Towards sustainable global health In seinem Vortrag zu den Zielen des Kongresses ging Prof. Exner auf die UN- Milleniums-Deklaration, die UN-Milleniums-Entwicklungsziele, die UN-Dekade Education for sustainable Development and Water for Life, die Herausforderungen und Risiken für das 21. Jahrhundert und die interdisziplinären und intersektoralen Aspekte von Hygiene und öffentlicher Gesundheit als wichtige Themen der Konferenz ein. In der UN-Milleniums-Deklaration der UN-Generalversammlung vom 08.09.2000 wurden grundsätzliche Werte herausgestellt: - Freiheit, - Gleichheit, - Solidarität, - Toleranz, - Respekt für die Natur, - gemeinsame Verantwortung aller Gesellschaften und des Einzelnen. Als Kernziele wurden Friede, Sicherheit, Entwaffnung, Entwicklung und Armutsbekämpfung, Schutz der gemeinsamen Umwelt, Menschenrechte, Demokratie und good governance (gute Führungspolitik), Schutz der Hilfsbedürftigen und Stärkung der Vereinten Nationen genannt. Die hierauf basierenden UN-Milleniums-Entwicklungsziele (UN-Development-Goals) haben zum Ziel 1. die extreme Armut und den Hunger zu beseitigen 2. eine universale Grundausbildung sicherzustellen 3. Gleichheit der Geschlechter und Stärkung der Frauen zu fördern 4. die kindliche Sterblichkeit zu reduzieren 5. die Gesundheit der Mütter zu verbessern 6. HIV/Aids, Malaria und andere Erkrankungen zu bekämpfen 8

7. eine nachhaltige Umwelt sicherzustellen 8. eine globale Partnerschaft für Entwicklung zu fördern. Hierzu zitierte er die aus der Rede des damaligen UN-Generalsekretärs Kofi Anan: Wir werden die Zeit haben, um die Millenium-Development-Ziele weltweit und in den meisten oder nahezu allen Ländern zu erreichen, aber nur dann, wenn wir damit aufhören, business as usual zu betreiben. Wir werden nicht über Nacht gewinnen können. Erfolg verlangt nachhaltige Aktionen über die gesamte Dekade zwischen jetzt und der Ziellinie. Es braucht Zeit, um Lehrer, Krankenschwestern und Ingenieure auszubilden, Straßen, Schulen und Krankenhäuser zu bauen, kleine und große Geschäfte aufzubauen, die in der Lage sind, Arbeitsplätze zu schaffen und Einkommen zu garantieren. Aber wir müssen jetzt beginnen, und wir müssen die globale Entwicklungsarbeit in den wenigen nächsten Jahren verdoppeln, nichts weniger wird notwendig sein, um die Ziele zu erreichen. Als Ziel der Education for sustainable development in der UN-Dekade 2005 2014 gilt es, die Werte für eine nachhaltige Entwicklung zu integrieren in alle Bereiche des Lernens, um einen Wandel im Verhalten zu fördern, wodurch eine nachhaltigere und gerechtere Gemeinschaft für alle sichergestellt wird. Während dieser Dekade wird die Ausbildung zur nachhaltigen Entwicklung dazu beitragen, Bürger besser darauf vorzubereiten, sich den Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft zu stellen und politische Entscheidungsträger zu unterstützen, die Verantwortung tragen, um eine lebenswerte Welt zu schaffen. Aus diesem Grunde werden fünf fundamentale Lerninhalte vermittelt werden müssen: - learnig to know - learning to do - learning to be - learning to live together - learning to transform oneself and society. Die Vision der Dekade für nachhaltige Entwicklungsschulung (Education for sustainable development) ist eine Welt, wo jeder die Gelegenheit hat, durch seine Ausbildung zu profitieren und Werte, Verhaltensweisen und Lebensziele zu erlernen, 9

die für eine nachhaltige Zukunft und für eine positive Umsetzung in der Gesellschaft notwendig ist. Dies wiederum führt zu vier Zielen, um 1. ein Netzwerk zu bilden, Austausch und Interaktion mit Entscheidungsträgern auf dem Gebiet der nachhaltigen Ausbildung 2. eine verstärkte Qualität der Lehre und des Lernens in der Ausbildung für eine nachhaltige Entwicklung zu fördern 3. die einzelnen Länder darin zu unterstützen Fortschritte und das Erreichen der Development Goals durch die entsprechenden Anstrengungen zu unterstützen 4. die Länder mit neuen Gelegenheiten zu versehen, die Entwicklungsziele zur nachhaltigen Ausbildung so zu inkorporieren, dass hierdurch Reformanstrengungen bei der Ausbildung erreicht werden. Sodann ging Prof. Exner auf die weitere Dekade Water for Life-decade 2005 2015 ein und wies auf wichtige Inhalte der Botschaft des damaligen UN-Sekretärs Kofi Anan hin. Hiernach leben viele Millionen Menschen auf der Welt unter Bedingungen der Wasserverknappung und einem täglichen Kampf um gesichertes Trinkwasser, um ihre Basislebensbedürfnisse zu befriedigen. Millionen von Kindern sterben jedes Jahr durch grundsätzlich verhütbare wasserbedingte Erkrankungen. Obwohl im letzten Jahrzehnt erhebliche Fortschritte erzielt worden sind, um den Zugang zu sauberem Trinkwasser und zur Basissanitation zu verbessern, müssen dennoch weiterhin enorme Anstrengungen unternommen werden. Durch die Water for Life-Dekade werden nachhaltige Anstrengungen der internationalen Gemeinschaft bis 2015 auf der Agenda stehen, um das letztendliche Ziel sicheres Trinkwasser und adäquate Sanitation für alle zu gewährleisten. Darüberhinaus ist der sichere Zugang und die Sanitation auch eine grundsätzliche Voraussetzung, um die anderen Milleniumsziele, wie die Bekämpfung von Armut, Hunger und Fehlernährung, Senkung der kindlichen Mortalität und Sicherstellung einer nachhaltigen Umwelt. Die internationale Dekade Water for Life ist eine exzellente Gelegenheit für die internationale Gemeinschaft, um zu einer wirklich integrierten Herangehensweise im Management für eine weltweite Wasserversorgung einzustehen, die eine Nachhaltigkeit bei der Anwendung für die zukünftigen Generationen schafft. 10

Prof. Exner wies in diesem Zusammenhang auf folgende Basisdaten nach UN- Angaben hin. Das Fehlen von sicherem Wasser und adäquater Sanitation gilt als der Welt wichtigste Einzel- Ursache für Erkrankungen. Zwei Millionen Menschen, die meisten von ihnen Kinder, sterben jedes Jahr aufgrund wasserbedingter Erkrankungen wie Diarrhoe und Millionen werden nachhaltig hierdurch geschädigt. Unsicheres Wasser und das Fehlen von Sanitation sind mit sehr wichtige Faktoren für den Tod von bis zu 10 Millionen Kindern jedes Jahr. Über die Hälfte aller Krankenhausbetten in der unterentwickelten Welt sind belegt durch Personen, die an verhütbaren Erkrankungen leiden, die durch unsicheres Wasser und fehlende Sanitation ausgelöst werden. Die meisten dieser Todesfälle sind verhütbar. Es wird geschätzt, dass die Hälfte der nahezu zwei Millionen Todesfälle aufgrund von Diarrhoe jedes Jahr durch ein Verständnis der Basishygiene verhütet werden könnten. In einem weiteren Kapitel ging Prof. Exner auf die Herausforderungen und Risiken für das 21. Jahrhundert ein. Er führte aus, dass sich die Welt einer Vielzahl von Herausforderungen gegenüber gestellt sieht, sowohl jetzt als auch in der näheren Zukunft, von denen alle das Potential haben, die internationale Gesundheit und Sicherheit nachhaltig zu bedrohen mit Konsequenzen für die globale, politische und soziale Stabilität und den Fortschritt. Wenn diese Herausforderungen nicht offensiv angegangen werden, werden sie das Potential haben, um den Prozess zur Erreichung der Millenium development goals entgleisen zu lassen und die Entwicklung der Menschheit nachhaltig zu verlangsamen. Klimaveränderungen und globale Erwärmung mit der Zunahme von Naturkatastrophen, ein Bevölkerungswachstum von 6 auf 8 Milliarden Menschen in den nächsten Dekaden, das Wachstum in Städten und die Zunahme von Slums in Mega- und Meta-Cities, die Globalisierung, der weltweite Verkehr und Handel mit der Konsequenz einer raschen Ausbreitung von übertragbaren Erkrankungen, lokale Konflikte und Kriege mit Zerstören der Infrastruktur in Städten sind mit die wichtigsten Herausforderungen. Weitere Herausforderungen sind gegeben durch Migration und Flüchtlingsbewegungen, alte und neu auftretende übertragbare 11

Erkrankungen, Epidemien und Pandemien und eine dramatische Zunahme Antibiotika-resistenter Mikroorganismen, chemische und nukleare Zwischenfälle und andere umweltbedingte natürliche und menschengemachte Umweltbelastungen, eine Wasserkrise, von der eine Milliarde Menschen betroffen sind in ihrem Recht auf sauberes Wasser und 2,6 Milliarden Menschen der Zugang zu adäquater Sanitation zur Erfüllung ihrer Grundbedürfnisse für die persönliche Hygiene in ihren Wohnungen verwehrt ist. Die Zunahme des Anteils vulnerabler und älterer Menschen, die Zunahme chronischer Erkrankungen (Herzerkrankungen, Krebserkrankungen, Diabetes, Asthma, mentale Erkrankungen) werden zu einer erheblichen Belastung der Gesundheitssysteme führen. Unzureichender Zugang zu den Gesundheitsversorgungssystemen mit adäquat ausgestatteten Krankenhäusern und Ambulanzen, unzureichende humane Ressourcen in den öffentlichen Gesundheitssystemen und deren Infrastruktur sind weitere kritische Herausforderungen. Als Beispiel nannte Prof. Exner die Situation des öffentlichen Gesundheitswesens in Indien. Nach der National Rural Health Mission (2005 2012) wird in einem Mission- Dokument ausgeführt, das nur 10 % aller Inder irgendeine Form einer Krankenversicherung haben, die zumeist unzureichend ist. Hospitalisierte Inder müssen durchschnittlich 58 % ihres gesamten jährlichen Einkommens für die Deckung der Krankenhausbehandlungskosten aufwenden. Mehr als 40 % der hospitalisierten Inder werden durch die Ausgaben zur Deckung der Krankenbehandlungskosten erheblich belastet. Über 25 % aller hospitalisierten Inder fallen unter die indische Armutsgrenze aufgrund der Ausgaben für den Krankenhausaufenthalt. Eine Zunahme von Armut und sozialer Ungleichheit in und zwischen den Ländern, eine unzureichende primäre Allgemeinbildung und Ausbildung, die potentielle Bedrohung durch biologische, chemische und radiologische Terrorangriffe, inkompetente und korrupte Führungspersönlichkeiten in Teilen der Welt, wodurch der Traum von Freiheit der Bevölkerung in Desillusion umschlägt, kann dazu führen, dass die Menschen in weiten Teilen der Welt den Glauben in Demokratie, gute Führungspolitik (good governance) und den Glauben in den guten Willen der entwickelten Länder verlieren. 12

Anhand der Angaben der UN-World`s children executive summary 2007 ging Prof. Exner auf die zum Teil dramatischen Unterschiede in der Kindersterblichkeit unter 5 Jahren ein. Während die durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt im Jahre 2005 weltweit 68 Jahre beträgt, beträgt diese in den ärmsten Ländern der Subsahara-afrikanischen Länder 46 Lebensjahre. In den industrialisierten Ländern hingegen beträgt die Lebenserwartung 79 Lebensjahre. Dies bedeutet, dass die Differenz zwischen der durchschnittlichen Lebenserwartung in den Subsahara- Ländern und den industrialisierten Ländern 31 Lebensjahre beträgt. Nach der Armutsstatistik kann nach Angaben von Holveck et al. 2007 (BMC Public Health) davon ausgegangen werden, dass ca. drei Milliarden Menschen mit weniger als zwei Dollar pro Tag auskommen müssen, vier Milliarden Menschen haben keinen Basiszugang zu Sanitation, zwei Milliarden Menschen leben ohne Elektrizität, eine Milliarde Erwachsener können weder schreiben noch lesen, eine Milliarde Menschen sind ohne ausreichenden Schutz in eigenen Häusern 110 Millionen Kinder im Schulalter haben keinen Zugang zur Schule, 60 % von ihnen sind Mädchen, eine Milliarde Menschen haben keinen Zugang zu gesichertem Wasser, 880 Millionen fehlt der Zugang zu einer Basisgesundheitsversorgung, 790 Millionen haben keine ausreichende Ernährung, 250 Millionen Kinder im Alter von 5 14 Jahren müssen unter harten Arbeitsbedingungen außerhalb des Hauses arbeiten, ein Drittel der jährlichen Todesfälle, d. h. 50.000 täglich sind armutsbedingten Ursachen geschuldet und damit grundsätzlich verhütbar. Im letzten Kapitel seines Vortrages ging Prof. Exner auf die interdisziplinäre und intersektorale Herangehensweise durch Hygiene und öffentliche Gesundheit im Rahmen der Konferenz ein. Die durch Hygiene und öffentliche Gesundheit erreichten Fortschritte lassen sich insbesondere bei Gesundheit und Lebenserwartung in entwickelten Ländern ablesen, die sich dramatisch verbessert haben. Seit 1900 hat sich die durchschnittliche Lebenserwartung einer Person in den Vereinigten Staaten um mehr als 30 Jahre verlängert, wobei 25 Lebensjahre den Erfolgen auf dem Gebiet der Hygiene und öffentlichen Gesundheit zu verdanken sind. Hierzu zählen Verbesserungen auf dem Gebiet der Sanitation, der Gesundheitsschulung, der Entwicklung wirksamer Impfstoffe und anderer Fortschritte auf dem Gebiet der öffentlichen Hygiene. Der Rückgang der großen lebensbedrohenden Erkrankungen 13

war weitaus eher durch Verbesserung der Städtehygiene, verbesserte Ernährung und allgemeiner öffentlicher Gesundheit erreicht worden als durch die Erfolge der kurativen Medizin. Was wird hierzu benötigt, um diese Erfolge auch weltweit umzusetzen? Die Charakteristika einer gesunden Gesellschaft sind dadurch gekennzeichnet: - die Umwelt und das Umfeld, in dem die Menschen leben, ist sauber und sicher - die Gesellschaft stellt die Basisbedürfnisse jedes Einzelnen zur Verfügung - die Gesellschaft fördert soziale Harmonie und bindet jeden in diese Gesellschaft ein - es besteht ein Verständnis über die lokalen Gesundheits- und Umweltanforderungen - die Gesellschaft nimmt teil daran, lokale Lösungen für lokale Probleme zu suchen - die Mitglieder der Gesellschaft haben Zugang zu unterschiedlichen Erfahrungen, Interaktionen und zur Kommunikation - der Gesundheitsdienst ist für jeden zugänglich und angemessen - das historische und kulturelle Erbe wird gefördert und respektiert - es besteht eine diversifizierte und innovative Wirtschaft - es wird ein nachhaltiger Gebrauch der verfügbaren Ressourcen für alle sichergestellt. Aus diesem Grunde wird eine holistische (gesamtheitliche) Strategie von Hygiene und öffentlicher Gesundheit in einem modernen Sinne benötigt, um die UN- Milleniums-Entwicklungsziele zu erreichen, wobei das ganze größer ist als die Summe seiner Einzelteile. Auf dem Kongress wurden als Major Topics behandelt - urbanes Wachstum und Gesundheit: Risiken und Notwendigkeit in den Entwicklungsländern, die Herausforderungen für gute Führungspolitik (good governance ) - globale Umweltveränderungen und Gesundheit 14

- Hygiene und öffentliche Gesundheit zur Unterstützung von Nachhaltigkeit bei der globalen Gesundheit - Aufbau von Kapazitäten für Hygiene und Gesundheit als Multilevel - Strategie - Fallstudien, die die UN-Dekade in verschiedenen Sektionen darstellen - Erstellung eines Bonn-Aktionsprogramms zur Unterstützung der UN-Dekade. Abschließend drückte Prof. Exner seine Überzeugung aus, dass Nachhaltigkeit bei der weltweiten Gesundheit nur erreicht werden kann durch eine starke Integration der Basisprinzipien von Hygiene und öffentlicher Gesundheit, Ausbildung, sicherem Arbeitsplatz, politischer Priorisierung der genannten Ziele, Kooperation von allen Entscheidungsträgern. Er drückte den Wunsch aus, dass der Kongress die Chance geben sollte, Informationen auszutauschen über die Bedürfnisse und Erfahrungen, Konzepte und gemeinsamen Visionen in einer interdisziplinären Art von Wissenschaftlern, politischen Entscheidungsträgern, Ärzten und Spezialisten im Bereich der öffentlichen Gesundheit, Planern, Architekten, Ingenieuren, die sowohl von Entwicklungsländern wie auch entwickelten Ländern kommen, um eine wirkliche globale Partnerschaft für eine nachhaltige Förderung der UN-Milleniumsziele zu erreichen. 15

2. Zusammenfassung des Vortrages von Prof. Hans-Georg Bohle: Dimensions of Human Health and Food Systems from coexistence to convergence Prof. Bohle ging in seinem Vortrag Dimensions of Human Health and Food Systems from coexistence to convergence auf 6 Dimensionen des Zusammenhangs von menschlicher Gesundheit und Nahrungssystemen ein. Er baute seinen Vortrag auf der Hypothese auf, dass im Kontext des globalen Umweltwandels, nach einer langen Periode der Koexistenz, eine klare konzeptionelle Konvergenz zwischen der Forschung zur menschlichern Gesundheit und der Analyse von Nahrungssystemen zu beobachten ist. Dimension 1: Fokussierung auf Vulnerabilität und Widerstandsfähigkeit Sowohl die Forschung zur menschlichen Gesundheit, als auch die Forschung zu Nahrungssystem sind heute eingebettet in Vulnerabilitätsanalysen - Vulnerabilität der Gesundheit, - Vulnerabilität der Nahrungsversorgung. Abbildung 1.1 zeigt Zusammenhänge, die bei der Bewertung einer Systemvulnerabilität zu beachten sind. Abb. 1.1: Allgemeine Rahmenbedingungen für die Evaluation von Systemvulnerabilität 16

Dimension 2: Fokussierung auf Ergebnisse Ebenfalls gemein war der Forschung zur menschlichen Gesundheit und der Forschung zu Nahrungssystemen bisher, die Fokussierung auf Ergebnisse. Reaktionsmechanismen und Anpassungsfähigkeiten sollten, nach Prof. Bohles Meinung, zukünftig mehr Beachtung geschenkt werden. Abbildung 1.2 zeigt eine Auswertung der Literatur zur Vulnerabilität durch Alwang et al. (2001) bezüglich der Themen Risiko, Reaktion und Ergebnis. Prof. Bohle hebt in dieser Abbildung die Bereiche Nahrungssysteme und Gesundheit/Ernährung hervor. In beiden Bereichen ist, in der Literatur, ein Schwerpunkt in der Ergebnisanalyse zuerkennen. Im Bereich Gesundheit/Ernährung wird auf die Bereiche Risiko und Reaktion, entsprechend Abbildung 1.2, nicht eingegangen. Abb. 1.2: Auswertung der Vulnerabilitätsliteratur draft: H.-G. Bohle 10/2005 source: Alwanget al. 2001: 24f Dimension 3: Fokussierung auf Anspruch Zugang zu und Kontrolle über Ressourcen des Lebensunterhalts bilden die Basis für die Sicherung von Nahrungs- und Gesundheitsansprüchen. Abbildung 1.3 zeigt das System des nachhaltigen Lebensunterhaltes. Es umfasst die Hauptfaktoren, die Einfluss auf den Lebensunterhalt der Menschen haben sowie typische Beziehungen zwischen diesen Faktoren. 17

Abb. 1.3: Rahmenbedingungen einer nachhaltigen Lebensgrundlage Dimension 4: Fokussierung auf Politik und Konflikte Menschliche Gesundheit und Nahrungssysteme sind eingebunden in soziale Beziehungen sowie in politische Machtstrukturen und Konflikte, in denen der Zugang und die Kontrolle über Gesundheit und Nahrung stark umkämpft sind. Dimension 5: Fokussierung auf Sozial-Ökologische Systeme Menschliche Gesundheit und Nahrungssysteme sind integrale Bestandteile in einander verflochtener sozial-ökologischer Systeme. Die Verbindungen und Interaktionen dieser Systeme stellt Abbildung 1.4 dar. Abb. 1.4: Pierre Bourdieus Welt 18

Dimension 6: Fokussierung auf menschliche Sicherheit Sowohl die Forschung zur menschlichen Gesundheit, als auch die Forschung zu Nahrungssystemen zunehmend in den neuen Diskurs über menschliche Sicherheit eingebunden. Hieraus entwickeln sich neue Themen zur Gesundheits- und Nahrungssicherung. Prof. Bohle führte anschließend Beispiele auf, in denen das Recht auf menschliche Gesundheit und Nahrungssicherheit gefördert werden. Hierzu gehören der Human Development Report 1994, der die Freiheit von Mangel und Angst fordert, der Report der UN-Commission on Human Rights, 2003, in dem menschliche Sicherheit als Menschenrecht formuliert wird und der Bericht der Ogata-Sen Commission Security Now, 2003, in dem die Freiheit Ziele zu erreichen gefördert wird und das menschliche Überleben und die menschliche Würde im Mittelpunkt steht. Prof. Bohle hielt zusammenfassend fest, das wissenschaftliche Programme zu Global Environmental Change and Food Systems und Global Environmental Change and Human Health viel Raum für Forschungssynergien bieten, besonders durch Ansätze in den Bereichen Vulnerabilität, Lebensunterhalt, Berechtigung und menschlicher Sicherheit. Gemeinsamkeiten können durch - die Einnahme einer, mehr auf die Menschen zentrierten Perspektive im Bereich Gesundheit und Nahrung, - das Entwerfen von Gesundheits- und Nahrungsvulnerabilität als sozialer und politischer Prozess, - die Anwendung solider Analyseansätze, - die Anwendung neuer Ansätze im Bereich der Nachhaltigkeitsforschung und - die Förderung der Integration von Sozial- und Naturwissenschaften gestärkt werden. 19

3. Zusammenfassung des Vortrages von Dr. Bettina Menne: Environment and Health Climate Change Frau Dr. Menne ging in ihrem Referat auf den Einfluss des Klimawandels, auf klimabedingte weltweite Erkrankungen und vorzeitige Mortalität, auf die bereits festgestellten Auswirkungen, auf die epidemiologischen Konsequenzen für Millionen Menschen, auf die ungleiche Verteilung der Krankheitslasten und auf die Frage, was weltweit an Strategien zur Prävention und Kontrolle geschehen sollte, ein. Seitens der Weltgesundheitsorganisation Europa wurde ein internationales Panel zum Klimawandel in Zusammenarbeit mit der UN erarbeitet. Hierbei wurden durch 24 Autoren 4025 Artikel identifiziert im Zeitraum von 2001 2006, von denen 587 in dem Bericht eingeschlossen wurden. In Abbildung 2.1 ist der globale Temperaturanstieg von 1860 bis zum Jahre 2000 dargestellt. In der Periode von 150 Jahren kam es zu einem Temperaturanstieg von 13,6 C auf 14,2 C. Abb. 2.1: Globale Mitteltemperatur 20

Dieser Temperaturanstieg lässt sich in allen Kontinenten einheitlich feststellen. In weiteren Abbildungen wurde der Temperaturanstieg weltweit vertieft dargestellt. Gesundheitliche Auswirkungen des Temperaturanstieges Entsprechend Ihren Ausführungen hat der Klimawandel bereits die globale Krankheitslast und vorzeitige Todesfälle positiv beeinflusst. Die projizierten Klimaveränderungen und hiermit verbundenen Expositionen werden den Gesundheitsstatus von Millionen Menschen weltweit beeinflussen. Inwieweit es zu positiven oder negativen gesundheitlichen Auswirkungen für die Weltbevölkerung kommt, hängt von der Lokalisation ab und wird sich über die Zeit mit dem kontinuierlichen Temperaturanstieg verändern. Kapazitäten zur Anpassung müssen weltweit verbessert werden. Insbesondere sind Faktoren, die direkt die gesundheitliche Auswirkung für die Bevölkerung beeinflussen, wie Ausbildung, Gesundheitsversorgung, Präventionskonzepte, Infrastruktur und ökonomische Auswirkungen von Bedeutung. Die entsprechenden Strategien müssen dringend optimiert werden. Die Auswirkungen des Klimawandels auf die menschliche Gesundheit sind in Abbildung 2.2 schematisch dargestellt. Bereits aufgetretene Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit in den letzten Jahrzehnten durch den Klimawandel Am Beispiel von allergen-assoziierten Pollen und vectorübertragenden Erkrankungen wie Zecken (Ixodes ricinus), zeckenübertragende Enzephalitis und Lyme-Borreliose wurden die in Europa auftretenden Veränderungen diskutiert und am Beispiel der Ausbreitung von Zecken in Schweden verdeutlicht. 21

Abb. 2.2: Globale und kontinentale Temperaturänderungen Abbildung 2.3 zeigt die Exzessmortalität bei der Hitzewelle 2003, wobei im Zusammenhang mit dieser Hitzewelle 45.000 zusätzliche Todesfälle im Monat August und 74.000 zusätzliche Todesfälle während des gesamten Sommers 2003 in 13 europäischen Ländern festgestellt wurden. Abb. 2.3: Exzessmortalität 2003 22

Der Klimawandel hat bereits jetzt zu einem Beitrag von 0,3 0,4 % der globalen Krankheitslast und der vorzeitigen Todesfälle im Jahre 2003 bedingt geführt. Nach den Ausführungen von Frau Dr. Menne werden alle Sektoren und Systeme in der Zukunft durch den Klimawandel beeinflusst werden. Wasser, Ökosysteme, Lebensmittelproduktion, Beeinflussung von Küstenregionen und gesundheitliche Aspekte werden in unterschiedlichem Maße durch die Zunahme der globalen Temperaturveränderung betroffen werden. Diese sind in der Abbildung 2.4 dargestellt. Abb. 2.4: Hauptfaktoren als Funktion einer steigenden globalen Durchschnittstemperatur Bezüglich der zusätzlichen Risiken für Millionen Menschen wurden negative aber auch positive Konsequenzen thematisiert. Zu den negativen Konsequenzen gehören - unzureichende Ernährung oder Fehlernährung, - Konsequenzen durch extreme Wetterereignisse, - Zunahme von Durchfallserkrankungen, 23

- Zunahme von kardiorespiratorischen Erkrankungen, durch Luftverunreinigung, - Veränderungen in der Malariaepidemiologie. Zu den positiven Konsequenzen wurde die Reduktion von Erfrierungen gezählt. Weitere indirekte Auswirkungen der Klimaänderung können sich u.a. auf den Lebensmittelpreis bei unterschiedlichen Szenarien niederschlagen. Die Exzessmortalität wurde für das Jahr 2030 in verschiedenen europäischen Großstädten dargestellt. Dabei wird es insbesondere bei Personen über 75 Jahren zu einer deutlichen Exzessmortalität kommen. Präventions- und Kontrollstrategien Im Jahre 2030 werden die makroökonomischen Kosten im Zusammenhang mit der Klimaerwärmung auf ca. 3 % Minderung des globalen Bruttosozialproduktes geschätzt. Folgende dringende Maßnahmen zur Prävention und Kontrolle wurden herausgestellt. - Investition in die Entwicklung von Maßnahmen zu HIV und Malariaprävention - Verbesserung des Zugangs zu Gesundheitsversorgungssystemen - Verbesserung der Wasserversorgung und Sanitation - Entwicklung sauberer Energieversorgung - Finanzielle Unterstützung der Regionen, in welchen sich die Auswirkungen der Klimaänderung besonders stark auf die Zunahme von klimabedingten Erkrankungen auswirken - Thematisierung der Veränderung und Anpassungen durch Luftverschmutzung, Investition in effektive, und nachhaltige Interventionen auf dem Gebiet der Öffentlichen Gesundheit - Surveillance von Erkrankungen und der Kontrolle von Erkrankungen - Investitionen in multidisziplinären Partnerschaften für - - Frühwarnsysteme 24

- - technologische Entwicklungen u.a..gesundheitsinformationssysteme Konsequenzen für das Land Nordrhein-Westfalen Zu den wichtigsten Botschaften dieses Vortrages zählt: - Der Klimawandel wird erhebliche Auswirkungen haben können. - Die Auswirkungen für Nordrhein-Westfalen müssen thematisiert werden. Hierbei sollen insbesondere Prognosen erstellt werden, die sich mit den gesundheitlichen Auswirkungen eines Klimawandels auf Nordrhein- Westfalen befassen. - Die Entwicklung von sauberen, umweltentlastenden Energietechnologien sollte in Nordrhein-Westfalen gezielt gefördert werden. - Investitionen in Surveillance-Systemen zur Unterstützung anderer Länder und zu Investitionen in die Erkrankungskontrolle sollten thematisiert und ggf. weiter entwickelt werden. 25

4. Zusammenfassung des Vortrages Prof. Kumar Jyoti Nath: Challenges of Sustainable global environmental health in developing countries Prof. Nath ging in seinem Vortrag auf die Versäumnisse der letzten 50 Jahre und die zukünftigen Herausforderungen im Bereich Umwelt und Gesundheit in den Entwicklungsländern mit besonderer Berücksichtigung von Indien ein. Eine der größten Versäumnisse der letzten 50 Jahren sei die nicht ausreichende Förderung der umweltbezogenen und häuslichen Hygiene, mit der ein Grundstein für präventive, öffentliche Gesundheit in den Entwicklungsländern hätte gelegt werden können. Abbildung 3.1 zeigt fünf Säulen auf denen Hygiene und öffentliche Gesundheit aufbauen: saubere Luft, sicheres Trinkwasser, Köper- und häusliche Hygiene, gesunde Umwelt (hierzu gehören richtige Entsorgung menschlicher Exkremente und Abfalls) sowie Lebensmittelsicherheit und Ernährung Abb. 3.1: Die fünf Säulen der Hygiene und öffentlichen Gesundheit Die nicht konsequent umgesetzten politischen Agenden der 80er Jahre stellen, sind für Prof. Nath, schwerwiegende Versäumnisse, die u.a. zu hoher Verschmutzung von Frischwasserressourcen mit Fäkalien sowie hoher Luftverschmutzung führten, 26

Als Konsequenz dieser Versäumnisse müssen zwei Mia. Menschen tagtäglich mit Umweltkrisen, wie Elend Verschmutzung und Krankheiten, leben und hunderten von Millionen Menschen wird nicht nur Gesundheit vorenthalten, sondern sie werden auch in ihrer Produktivität eingeschränkt. Trotz signifikanter Fortschritte in ökonomischer und industrieller Entwicklung, sind die demographischen und umweltgesundheitlichen Szenarien weiterhin Grund für ernst zunehmende Besorgnis in den Entwicklungsländern, besonders im sub-saharischen Afrika und in Süd-Ost-Asien. Während die urbane Bevölkerung dieser Länder mit rasanter Entwicklung und Umweltdegradation konfrontiert ist, leidet die ländliche Bevölkerung immer noch an einem Mangel an Sanitation und sicherem Trinkwasser, schlechter Ernährung und ökologischer Unsicherheit. Die traditionellen Probleme Luft- und Wasserassoziierter Infektionen bilden zusammen mit Mangelernährung und schlechter Umweltsanitation sowie mangelnder häuslicher Hygiene einen Teufelskreis, der zu einer Zunahme der Krankheitslast über die Kapazität der existierenden Gesundheitsinfrastruktur hinaus führte. Dies gefährdet die Produktivität der Gesellschaft. Die schwierige Aufgabe der Gesundheitsbehörden sieht Prof Nath. darin, die Balance zu halten, zwischen den konkurrierenden Prioritäten Krankheiten zu heilen und präventive Gesundheitsversorgung zu fördern. Diese schwierigen Aufgaben und Herausforderungen üben einen hohen Druck auf die Gesundheitsstruktur aus, die diese kaum standhalten kann. Die World Health Assembly formuliert 1998 Schlüsselstrategien um Gesundheit für alle zu ermöglichen - Reduzierung der Excess-Mortalität und der Benachteiligung der armen und marginalisierten Bevölkerung. - Förderung gesunder Lebensstile und Reduzierung von gesundheitlichen Risikofaktoren, die umwelt-, ökonomisch-, sozial- oder verhaltens-bedingt sind. - Entwicklung von Gesundheitssystemen, die die legitimen Ansprüche der Bevölkerung erfüllen, finanziell fair sind und so eine gerechte Gesundheitsversorgung ermöglichen. 27

- Schaffung von politischen und institutionellen Rahmenbedingungen für den Gesundheitssektor. - Förderung der Einbindung gesundheitspolitischer Themen in die Sozial-, Wirtschafts-, Umwelt- und Entwicklungspolitik. Im Folgenden zeigte Prof. Nath, die gesundheitlichen Auswirkungen von Luftverschmutzung, Innenraumluftverunreinigung, Wasserverschmutzung, Belastung von Lebensmitteln und vektorübertragener Krankheiten auf und verdeutlichte auch die hierdurch verursachten Kosten. Neben den tatsächlichen, direkt mit den oben genannten Umweltverschmutzungen in Verbindung zu bringenden Kosten, spricht Prof. Nath, auch die Kosten der Untätigkeit an. In Indien summieren sich die Gesundheits- und Produktivitätsbezogenen Kosten, die aufgrund des Mangels an sicherem Trinkwassers und Sanitation sowie Umweltdegradation, nach Angaben der Weltbank auf 9.7 Mia. US$ pro Jahr. Dies entspricht 4.5% des BIP der Vereinigten Staaten im Jahr 1992. Die gesundheitlichen Auswirkungen von Wasser- und Luftverschmutzung sowie dem Mangel an Sanitation sind für 73% der Schäden verantwortlich. Unglücklicherweise verfügt der Gesundheitssektor, der die Last der der Aktivitäten anderer Sektoren, wie städtische und ländliche Entwicklung, Industrie etc. zu tragen hat, weder über die adäquate institutionellen Kapazitäten noch über entsprechende Infrastrukturen um Umweltbezogene Gesundheitsauswirkungen beobachten zu können. Die Möglichkeiten des Gesundheitssektors zu Schutz und Förderung umweltbezogener Gesundheit beizutragen sind daher begrenzt. Prof. Nath sprach von alten Problemen im neuen Millennium : - Marktwirtschaftlich basierte medizinische Ausbildung mit kurativer und Krankenhausbezogener Ausrichtung. - Missachtung präventiver, fördernder umweltbezogener Gesundheit und häuslicher Hygiene. - Mangel an holistischen und Hygiene basierenden Ansätzen zur Krankheitsbekämpfung. 28

- Gesundheitspolitik steht isoliert von den nicht-medizinischen und sozioökologischen Determinanten der Gesundheit. - Mangel an epidemiologischer, Umweltbezogener und ökologischer Überwachung. - Inadäquate und ineffiziente Überzeugungsarbeit für Gesundheit in den Schlüsselpolitikfeldern Umwelt, Industrie, Ernährung, Bildung, Gender etc. Als ein erster Schritt auf dem Weg zur Formulierung eines radikalen neuen Public Health Ansatzes sollte, laut Prof. Nath, eine eingehende sozio-ökologische und epidemiologische Analysis der nationalen Gesundheitsprogramme erfolgen. Nur auf der Grundlage eines rationalen und wissenschaftlich epidemiologischen, ökologischen und demographischen Verständnisses der existierenden Situation wird man, seiner Meinung nach, in der Lage sein, die dringend erforderliche und viel diskutierte ökologische und soziale Dimension den existierenden Gesundheitssystemen hinzufügen können. Die Schaffung einer Umwelt, die zu gesunden und hygienischen Lebensbedingungen beiträgt, bleibt essentieller und kritischer Faktor für die Gesundheitsförderung. Umweltpolitik und programme müssen verstärkt mit Gesundheitspolitik und programmen verzahnt werden, um eine Reduzierung der Gesundheitsrisiken und damit eine Reduzierung der Krankheitslast zu erreichen Prof. Nath formulierte folgende Herausforderungen für die Zukunft: - Capacity Building in Organisationen der medizinischen Grundversorgung, aus dem Bereich der Umweltgesundheit, Umweltüberwachung und Hygieneförderung. - Entwicklung von effektiven Koalitionen mit Bildung, Umwelt, Ernährung und anderen benachbarten Bereichen - Entwicklung landesweiter Netzwerke für effektive Öko-Epidemiologische Überwachung - Institutionelle Entwicklung und Capacity Building im Gesundheitssektor für Umwelt- und Wasserqualitätsüberwachung zusammen mit der Verbreitung und Bewusstseinsbildung von Herausforderungen in der Hygiene. 29

Konsequenzen für das Land Nordrhein-Westfalen - Förderung der häuslichen und umweltbezogenen Hygiene ist auch in Deutschland ein wichtiges Thema. Die in Nordrhein-Westfalen angesiedelte wissenschaftliche und umsetzungsorientierte Expertise im Bereich der Hygiene kann einen wichtigen Beitrag zur präventiven Gesundheitsförderung leisten. Kooperationen mit diesen Einrichtungen müssen überdacht werden. - Darüber hinaus sollte auch die Initiierung und Förderung nordrheinwestfälischer Beteiligung an internationalen Projekten zur häuslichen und umweltbezogenen Hygiene verstärkt werden, da hierdurch ein Beitrag zur Verbesserung der globalen Gesundheit erbracht werden kann. Ebenso sollten die in NRW vorhandenen Expertisen auf dem Gebiet der Wasser-, Gewässerund Trinkwasserhygiene genutzt werden. 30