Positionen der Diakonie Deutschland zur Bundestagswahl 2017 Gesellschaftliche Vielfalt gestalten

Ähnliche Dokumente
Kooperationsvereinbarung. zwischen. der Agentur für Arbeit Ludwigshafen und Jobcenter Vorderpfalz Ludwigshafen. und

Interkulturelle Orientierung und Öffnung von Organisationen Strategische Überlegungen und Praxisbeispiele

Interkulturelle Öffnung und kultursensible Arbeit Leitlinien für die Praxis

Frauke Gützkow, Mitglied des Geschäftsführenden Bundesvorstands der GEW 08. Juli 2015, Stuttgart 1. // Vorstandsbereich Frauenpolitik //

Empfehlungen. zur. parteilichen Arbeit. mit Mädchen und jungen Frauen

Verband Katholischer Tageseinrichtungen für Kinder (KTK) Bundesverband e. V.

Migration und Entwicklung im ländlichen Raum?

Integrationsmaschine Arbeitsmarkt?

Die Parteien äußerten sich zu wahlentscheidenden Themen - in kurzen, einfachen und leicht verständlichen Sätzen.

Informations- und Fördermöglichkeiten für Projekte mit Migranten/Migrantinnen und Flüchtlingen (in alphabetischer Reihenfolge):

Entwurf eines Gesetzes über den Zugang von Ausländerinnen und Ausländern zu den Sprachkursmodulen der Integrationskurse

F n e I sraat"liy,:'#"",: I, ffi

Bürgerschaftliches Engagement in Kindertageseinrichtungen

-Offenes Klima schaffen -Agieren auf Augenhöhe -ElternkoordinatorIn Brückenfunktion. -Kompetenzen zuweisen -Prioritäten setzen, Mut beweisen

Die Strategie des Vorstands der BAG:WfbM zur Weiterentwicklung der Angebote zur Teilhabe am Arbeitsleben. Fachausschuss Arbeit VEBA am

Hessen. Wie wir uns verstehen. Diakonisches Werk in Hessen und Nassau und Kurhessen-Waldeck e.v. Selbstverständnis

vom Projekt zur Praxis Menschen aus allen Ländern in der Kommune Vielfalt in der Arbeit des Gesundheitsamtes

Bundesrat Drucksache 756/13 (Beschluss) Gesetzentwurf des Bundesrates

Maßnahmen zur Antidiskriminierung in der Arbeitswelt - Positive Maßnahmen

Katrin Hirseland BBE Newsletter 23/2010

IQ Kongress 2014 Workshop. Konkrete Ansätze zur Gestaltung einer Willkommens- und Anerkennungskultur in Stuttgart

Arbeit Bildung Wohnen Tagesstruktur Freizeit offene Angebote. Der orange LEITFADEN. Das Leitbild unserer Harz-Weser-Werkstätten

tun. ist unser Zeichen.

Thema kompakt Einbürgerung

16. Osnabrücker Sozialkonferenz. Wege aus der Kinderarmut Das Beispiel Hannover. am

SPD-Position zur Umsetzung des Urteils des Bundesverfassungsgerichts zu den (Kinder-)Regelsätzen

Ist die Werkstatt für Menschen mit Behinderung am Ende?!

Sozialdemokratische Fraktion im Hessischen Landtag

Zukunftsweisend menschlich. 10 Wahlprüfsteine Medizin und Pflege: patientennah qualitätsgesichert beziehungsreich

Forum 6: Dr. med. Thomas Fischbach. Kooperation von Gesundheitswesen und Jugendhilfe

SPD-Fraktion. Integration und statistische Grundlagen

Die Antworten von DIE LINKE

Ostfildern Vielfalt leben

Projektanträge und Finanzmittel für Integrationsprojekte in Leipzig am 29. September 2011

Thema kompakt Anerkennungsgesetz

Sozialraumorientierung als Methode oder Grundhaltung? Bedingungen und Voraussetzungen für eine gelingende Praxis

ARBEITSMARKTPROGRAMM 2015 LANDKREIS FULDA KOMMUNALES KREISJOBCENTER. erstellt durch. Fachdienst Kommunaler Arbeitsmarkt.

Beurteilungs- und Fördermaßstäbe für die Förderung von Projekten aus dem Kinder- und Jugendförderplan im Haushaltsjahr 2016

Pädagogisches Konzept. 1. Bedeutung und Notwendigkeit der offenen Jugendarbeit

Zukunft der WfbM Positionspapier des Fachausschusses IV

Fit für die Zukunft - Gemeinsam Bildung erleben

Integration ist Zukunftsaufgabe!

Gabriele Wedler, Bereichsleitung Kommunaler Seniorenservice Hannover, Fachbereich Senioren,

Fragenkatalog Bildung. für. Migrantenorganisationen

Die hisa ggmbh ist Trägerin mehrerer Kinderbetreuungseinrichtungen mit einem vielfältigen

Bachelor of Arts (B.A.) Heil- und Inklusionspädagogik

Liebe Kolleginnen und Kollegen, mit einem Verbot verschwinden natürlich nicht die

S.Ü.D. - Elternbefragung zur Berufsorientierung

Konzeption und Leistungsbeschreibung

Kinderarmut. Wirkungsvoll intervenieren

Chancen für Kinder mit ADHS. Kompetente Hilfen für Kinder und Familien

Wer flieht, braucht Hilfe Refugees Welcome!

Willkommens- und Anerkennungskultur in der Praxis

Berührt von Gott, der allen Menschen Gutes will... 2 Wer sich von Gott geliebt weiß, kann andere lieben... 2 In wacher Zeitgenossenschaft die

Die Aufgaben der evangelischen Friedenskirche in Köln-Mülheim

Leitbild Ferienpass-Städte

Bundesverband für stationäre Suchtkrankenhilfe e. V. Leitbild

der Katholischen Kindertagesstätten St. Peter, Grünstadt und St. Nikolaus, Neuleiningen

Informationen über die Initiative

Beteiligungskonzepte und Betriebserlaubnis nach 45 SGB VIII Fachforum 4

GRUNDSICHERUNG FÜR ARBEITSUCHENDE. Vermittlungsunterstützende. Leistungen

Ausbildung zum Erzieher/zur Erzieherin und Sozialpädagogischen Assistenten/-in im Land Bremen

EU-FONDS- INFOBRIEF. 1. Zu den Spezifischen Prioritäten der Kommission Spezifische Prioritäten zum Europäischen Integrationsfonds...

Welche Maßnahmen plant die Stadt Düsseldorf, um den hohen Anteil der Kinderarmut zu verringern?

ProMosaik e.v. ein junger Verein

Kinderbezogene (Armuts)Prävention Handeln im Rahmen von Präventionsketten und Netzwerken

Migration und Transkulturelle Kompetenz in der Suchthilfe. Ansätze kultursensibler Prävention, Beratung und Therapie

DEMENZ PERSPEKTIVEN. April 2015 Dr. Bettina Ugolini

Ausgewählte Positionen, Beschlüsse, Eckpunktepapiere der Arbeiterwohlfahrt

Migrationsarbeit der Arbeiterwohlfahrt Landesverband Schleswig-Holstein e.v. im Kreis Herzogtum Lauenburg. Standortbericht

Leitbild Hospiz Luise 1/ 6. Leitbild des Hospiz Luise Hannover Kongregation der Barmherzigen Schwestern des hl. Vinzenz von Paul in Hildesheim

CSR - Corporate Social Responsibility Ein Gewinn für alle

Aktionsprogramm Zuwanderung hilft Fachkräftelücke im Saarland zu schließen

Jugendförderungswerk Mönchengladbach e.v.

Vielfalt als Chance Willkommenskultur in kleinen und mittelständischen Unternehmen 26. September 2013

Multiplikatorenschulung Gute Bildung für gute Arbeit Bildungspolitische Forderungen des DGB zur Bundestagswahl 2013

geschlechtsspezifischer Gewalt ausgesetzt sind und von Unterstützung- und Dienstleistungen ausgeschlossen sein können,

BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 20/ 20. Wahlperiode

David-S. DI FUCCIA. Beisitzer im Vorstand Königstraße 25, Lüdenscheid Tel.: , Fax: , Mail:

rhein Kinder- und Jugendhilfe Positionierung der AWO Niederrhein zur Armutsbekämpfung Arbeiterwohlfahrt November 2003

Erfolgreich beteilitgt mit Beteiligung zum Erfolg! Schwanenwerder, 07.Oktober 2011

Evangelische Familienzentren: Orte der Vielfalt

Veranstaltung zur Fortschreibung des Lokalen Aktionsplans im Kreis Altenkirchen. Toleranz fördern Kompetenz stärken

AMBULANTE PFLEGE IM QUARTIER

Fachtagung

Netzwerk Integration Landkreis Harz Themengruppe: Bildung

Vielfalt leben Zuwanderung und Fluchtaufnahme gestalten

DOSB l SPORT INTERKULTURELL Ein Qualifizierungsangebot zur integrativen Arbeit im Sport. DOSB l Sport bewegt!

3. Entwurf 4. Ihre Zukunft ist unser gemeinsamer Auftrag.

INKLUSION IN UND DURCH STADTTEILZENTREN. Projekt ABBa Projekt Inklusion konkret Zwei Projekte des VskA e. V. www. inklusionkonkret.

>> Service und Qualität >> Kundenorientierung >> Ökologie >> Regionalität

Das Projekt Die Zukunft der Pflege ist bunt wird im Rahmen des XENOS-Programms Integration und Vielfalt gefördert vom Bundesministerium für Arbeit

Was Deutschland jetzt braucht

Kommunale Eingliederungsleistungen

SO ARBEITEN WIR GRUNDSÄTZE FÜR MITARBEITENDE

Angebote und Dienstleistungen von A bis Z für Menschen mit Migrationshintergrund in Gera

SICHERUNG DER RECHTE VON KINDERN IN KINDERTAGESEINRICHTUNGEN

Ansätze zur Vermeidung von Ausbildungsabbruch ein Einblick in die Praxis

Katholische Kindertagesstätten. Qualitätsmerkmale religiöser Bildung und Erziehung

Transkript:

Auf den Punkt gebracht Juli 2017 Positionen der Diakonie Deutschland zur Bundestagswahl 2017 Gesellschaftliche Vielfalt gestalten Diakonie für Menschen

Vorwort Die Diakonie Deutschland setzt sich für politische Weichenstellungen ein, die gute Rahmen bedingungen für eine vielfältige, sozial gerechte, offene und inklusive Gesellschaft setzen. Die Diakonie leitet die multiethnische, gendergerechte und solidarische Orientierung, die die christliche Kirche von Anbeginn an geprägt hat. Jeden Menschen zeichnen einmalige Eigenschaften, Fähigkeiten und Erfahrungen, weltanschauliche und religiöse Orientierungen, manchmal Migrationsgeschichten, eine individuelle soziale und kulturelle Herkunft aus. Die Diakonie ist überzeugt: Die Einmaligkeit und Unverwechselbarkeit eines jeden Menschen ist gottgewollt und gut. Von Bundestag und Bundesregierung erwarten wir konkrete politische Maßnahmen, die allen Menschen egal welcher Herkunft und Zugehörigkeit Teilhabe und Chancengleichheit in allen gesellschaftlichen Bereichen ermöglichen, zum Beispiel in der Schule, bei der Ausbildung, am Arbeitsmarkt, im Gesundheitswesen, im Sozialraum. Die vorhandenen Regelangebote sind dazu derzeit weder personell, noch strukturell ausreichend in der Lage. Ausgrenzung, Diskriminierung, Rassismus und Antisemitismus ist politisch entschieden entgegenzuwirken. Ulrich Lilie Präsident Maria Loheide Vorstand Sozialpolitik Dr. Jörg Kruttschnitt Vorstand Finanzen, Personal, Organisation, Recht und Wirtschaft

Forderungen der Diakonie Deutschland an den 19. Deutschen Bundestag Eine offene Gesellschaft der Vielfalt gestalten Integration und Teilhabe ermöglichen Integration findet dort statt, wo Menschen sich begegnen im Sozialraum in Nachbarschaften, Gemeinden, Städten. Eine offene Gesellschaft der Vielfalt versteht Einwanderung als Bereicherung. die inklusive Sozialraumgestaltung sichern und ausbauen (Programm Soziale Stadt ) und ihre dauerhafte und tragfähige Finanzierung politikfeldübergreifend in den Sozialgesetzbüchern verankern. für Barrierefreiheit im öffentlichen Raum, in der Verwaltung, in den Bildungsinstitutionen und allen Diensten des Gesundheits- und Sozialwesens sorgen. Dazu gehören auch Informationen in einfacher Sprache und Leitsysteme für Menschen mit Sinnesbehinderungen. Kultursensibilität und interkulturelle Öffnung von Regelleistungen in Bildung und Daseinsvorsorge als zentrale Aufgabe fördern. das Potenzial durch Einwanderung stärker in den Fokus stellen und die Regelungen für Erwerbseinwanderung vereinfachen. durch geeignete Maßnahmen eine Willkommenskultur und die Akzeptanz von Vielfalt befördern, den Schutz vor Gewalt und insbesondere rassistischer Diskriminierung ausbauen. Für gesellschaftliche Teilhabe eingewanderter Menschen bedarf es rechtlicher Rahmenbedingungen, die der Vielschichtigkeit des Integrationsprozesses gerecht werden und es Schutzsuchenden und Eingewanderten ermöglichen, ihre Fähigkeiten und Kenntnisse einzubringen und für sich und ihre Familien Perspektiven zu entwickeln. Asylsuchenden unabhängig von der sogenannten Bleibeperspektive von Anfang an Zugang zu Kita, Schule, Ausbildung, Arbeit und Sprachkursen gewähren. Sie sollte alle Angebote unabhängig von der Aussicht auf ein Bleiberecht für alle öffnen. ein bedarfsgerechtes Angebot an Integrationsberatung und -begleitung sicherstellen und dafür die Aufstockung der Bundesförderung der Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer (MBE) und der Jugendmigrationsdienste (JMD) wie der Psychosozialen Zentren (PSZ) erhöhen. den Nationalen Aktionsplan Integration und den Nationalen Aktionsplan gegen Rassismus, Homo- und Transphobie fortschreiben.

Arbeit als Integrationsmotor fördern In Bildung und Ausbildung investieren 480.000 Menschen in Deutschland sind dauerhaft vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen. Verfestigte Langzeitarbeitslosigkeit muss abgebaut und dauerhafte Ausgrenzung von Menschen vom Arbeitsmarkt beendet werden. Teilhabe an Arbeit ist ein Schlüssel für erfolgreiche Integrationsprozesse. öffentlich geförderte sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nachhaltig ausbauen. Qualifizierung und begleitende Unterstützung speziell für benachteiligte Personengruppen verstärkt fördern und dafür zusätzliche Mittel bereitstellen. den Zugang aller Schutzsuchenden, nicht nur mit sogenannter guter Bleibeperspektive, zu Angeboten der Sprach- und Arbeitsförderung nach drei Monaten sichern. Angebote zur Sprachförderung berufsbegleitend ausbauen und als Regelleistung im SGB II und III verankern. ein Gesamtkonzept für einen inklusiven Arbeitsmarkt entwickeln und einen Rechtsanspruch auf Teilhabe an beruflicher Bildung und Arbeit für alle Menschen mit Behinderung unabhängig vom Umfang des Unterstützungsbedarfs sicherstellen. Gute Bildung, Erziehung und Begleitung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen ermöglicht gleichberechtigte Teilhabe am sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Leben. deutliche Impulse in der Bildungspolitik und der Kinder- und Jugendhilfe setzen und Bildungspartizipation für alle Kinder gewährleisten. ein Qualitätsentwicklungsgesetz in der Kindertagesbetreuung verabschieden. Sie sollte die Einführung kindgerechter Personalschlüssel und einheitlicher Standards für Leitungsaufgaben umsetzen. die Kinder- und Jugendhilfe orientiert an den Kriterien bedarfsgerecht, sozialräumlich und inklusiv reformieren und das Leistungsrecht konsequent an der Bedürfnissen und Erfordernissen der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen sowie deren Eltern und Sorgeberechtigten orientieren. Rahmenbedingungen für eine verlässliche inklusive Ganztagsschule schaffen, die sich an den Bedarfen von Kindern und Jugendlichen orientiert.

Demokratie lernen Engagement ermöglichen Bildungsinstrumente entwickeln, die auf benachteiligte Personengruppen zugeschnitten sind, um die hohe Zahl fehlender Berufsabschlüsse abzubauen und zukünftig zu vermeiden. Möglichkeiten der beruflichen Teilqualifizierung stärken und niedrigschwellige Angebote der Grundbildung für Erwachsene ausbauen. Jobcentern muss es erleichtert werden, längerfristige Fort- und Weiterbildungen finanzieren zu können. Die Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen vereinfachen und beschleunigen sowie kostenfrei anbieten. Sie sollte die Möglichkeiten zur abschlussbezogenen Nachqualifizierung und Weiterbildung verbessern und flexibler ausgestalten. Gesellschaftspolitisches Engagement bietet Chancen für die soziale Integration. Teilhabe und Partizipation insbesondere von Menschen mit Zuwanderungsbiographien aber auch von Menschen mit Behinderung ist besser und nachhaltiger zu sichern. die Förderung des Engagements für Demokratie und Toleranz und eines respektvollen, diskriminierungsfreien Miteinanders durch eine verlässliche, nachhaltige gesetzliche Grundlage absichern. auch zugewanderte Menschen, egal ob temporär oder dauerhaft in Deutschland lebend, frühzeitig an der Gestaltung der demokratischen Gesellschaft beteiligen. Die bisherigen Programme gilt es deutlich besser miteinander abzustimmen. die Zugangsbarrieren zu den Bundesund Jugendfreiwilligendiensten für Menschen mit Behinderung abbauen und ihrem Assistenzbedarf Rechnung tragen.

Kontakt und Information Diakonie Deutschland Evangelischer Bundesverband Evangelisches Werk für Diakonie und Entwicklung e.v. Caroline-Michaelis-Straße 1 10115 Berlin Katja von Damaros Politische Kommunikation Vorstandsbereich Sozialpolitik Telefon +49 (0) 30 652 11-1653 Telefax +49 (0) 30 652 11-3653 katja.vondamaros@diakonie.de www.diakonie.de