Bewältigungsstrategien von Patienten vor und nach Nierentransplantation Einsatz des Essener Fragebogens zur Krankheitsverarbeitung (EFK) Melanie Jagla¹, Jens Reimer 2, Thomas Philipp 3 & Gabriele Helga Franke¹ 1 Hochschule Magdeburg-Stendal (FH), Rehabilitationspsychologie 2 Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie 3 Universitätsklinikum Essen, Klinik für Nephrologie, Universität Duisburg-Essen
Ausgangsfrage Welche Bewältigungsstrategien setzen chronisch niereninsuffiziente Patienten ein? Unterscheiden sich die Bewältigungsstrategien zwischen Dialyse-Patienten auf der Warteliste zur Transplantation und bereits transplantierten Patienten? Eignet sich der Essener Fragebogen zur Krankheitsverarbeitung (EFK) zur Beantwortung dieser Fragen? Reliabilität Validität: Konstrukt, divergent, konvergent, differentiell
1. Lebensqualität & Krankheitsverarbeitung 2. Methode 1. Essener Fragebogen zur Krankheitsverarbeitung 2. Auswertungsstrategie 3. Stichprobe 3. Ergebnisse 4. Fazit 5. Literatur
Fokus: Lebensqualität vor und nach Organ- und Nierentransplantation (NTX) Dew et al. (1997): 218 Studien, davon 66 NTX Schulz et al. (2002): 38 Studien zur Lebensqualität nach Transplantation von Leber, Herz, Lungen, Pankreas und Niere Signifikante Verbesserung der Lebensqualität nach Transplantation
Mayer und Filipp (2002, S. 307) beschreiben Krankheitsverarbeitung als all jene Versuche [ ], die Menschen im Kontext einer Erkrankung einsetzen, um mit den internen und externen Anforderungen umzugehen, die sich in dieser Lebenssituation stellen.
Coping und Nierenerkrankung/ ESRD Christensen und Ehlers (2002): psychologische Faktoren bei ESRD: Fokus: Compliance, emotionale Belastung und psychosoziale Aspekte Christensen et al. (2000): Coping-Präferenzen bei 33 Patienten nach NTX und 27 Patienten auf der Warteliste zur Organtransplantation: hohe Bereitschaft zur gesundheitsbezogenen Informationssuche geht mit einer Reduktion der depressiven Symptomatik einher
Lindquist Lindqvist, Carlsson und Sjödén (2004) untersuchten 30 Patienten und konnten zeigen, dass emotionszentriertes Coping mit einer geringen selbsteingeschätzen Effektivität verbunden ist. Eine Totalerhebung aller Dialysepatienten der USA kam zu dem Ergebnis, dass 9% der niereninsuffizienten Patienten wegen einer psychiatrischen Erkrankung, vordringlich wegen depressiver Störungen, stationäre Behandlung in Anspruch nahmen (Kimmel et al., 1998). In einer späteren Studie, die die Einflussfaktoren auf die Lebensqualität von 163 Dialysepatienten untersuchte, beschrieben Kimmel und Kollegen (2003), dass vor allem psychosoziale Charakteristika wichtige Faktoren sind.
ersten Entwicklungsschritt: Sichtung und Prüfung verschiedener Coping-Verfahren Ergebnis: Informationsgehalt wird vollständig genutzt, alle Items werden zur Skalenbildung herangezogen Patienten direkt ansprechen, Items werden in Ich-Form präsentiert Vermeidung/ Reduktion von Selektions- und Erinnerungseffekte, Items werden in der zeitlichen Gegenwart, d.h. im Präsens dargeboten Formulierung der einzelnen Coping-Bereiche ist angelehnt an Konzepte, die sich testtheoretisch als stabil erwiesen haben; teilweise Neu- bzw. Umformulierung einiger Items
EFK 1: Handelndes, problemorientiertes Coping EFK 2: Abstand und Selbstaufbau EFK 3: Informationssuche und Erfahrungsaustausch EFK 4: Bagatellisierung, Wunschdenken und Bedrohungsabwehr EFK 5: Depressive Verarbeitung EFK 6: Bereitschaft zur Annahme von Hilfe EFK 7: Aktive Suche nach sozialer Einbindung EFK 8: Vertrauen in die ärztliche Kunst EFK 9: Erarbeiten eines inneren Haltes Psychometrische Prüfung an sehbeeinträchtigten Patienten: moderate bis gute Reliabilitätskoeffizienten und Hinweise zur Validität (Franke et al., 2000)
Stichprobe N=529 Patienten Datenerhebung 1996/1997; jetzt Reanalyse der Daten Alter Vor NTX, n= 213 Nach NTX, n= 316 45,4 Jahre SD=13,2 47,6 Jahre SD=12,9 Geschlecht = 127 (59,6%), = 86 (40,4%) = 171 (54,1%), = 145 (45,9%) Psychodiagnostische Verfahren: EFK (Franke et al., 2000): Krankheitsverarbeitung MLDL (Steinbüchel et al., 1999): Lebensqualität BSI (Franke, 2000): psychische Belastung F-SOZU-K22 (Sommer & Fydrich, 1989): Fragebogen zur sozialen Unterstützung 10
Skala Vor NTX (n=213) Nach NTX (n=316) Gesamt (N=529) Handelndes, problemorientiertes Coping.74.77.76 Abstand und Selbstaufbau.56.52.53 Informationssuche und Erfahrungsaustausch Bagatellisierung, Wunschdenken und Bedrohungsabwehr.74.82.79.42.51.47 Depressive Verarbeitung.72.69.72 Bereitschaft zur Annahme von Hilfe.50.64.59 Aktive Suche nach sozialer Einbindung.78.68.70 Vertrauen in die ärztliche Kunst.74.68.70 Erarbeiten eines inneren Haltes.63.63.63 11
Validitätsanalysen wurden anhand der 529 Patienten durchgeführt (Jagla et al., 2007): Zuordnungsstabilität mit Hilfe von Item-Skalen-Korrelation ermittelt Faktorenanalytische Prüfung ergibt akzeptable Ergebnisse Konvergente und divergente Validität wurde durch Korrelationen mit MLDL, BSI und F-SOZU-K-22 geprüft Validitätshinweise liegen vor 12
Bevorzugte Strategien pro Gruppe
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Statistisch signifikante Unterschiede zwischen beiden Patientengruppen Lebensqualität Nach NTX: höhere Lebensqualität in allen Bereichen: Physis (großer Effekt), das Leben allgemein, Psyche und Alltagsleben sowie Sozialleben (mittlerer Effekt) Psychische Belastung Nach NTX: geringere psychische Belastung bei den Skalen Depressivität und Somatisierung sowie GSI (kleine Effekte) Soziale Unterstützung Nach NTX: größere Zufriedenheit mit der Unterstützung (kleiner Effekt) 15
Einfluss von Soziodemografie, Lebensqualität, psychischer Belastung und sozialer Unterstützung auf die Depressive Verarbeitung Regressionsanalyse vor und nach NTX Alter und Geschlecht 4 Skalen der MLDL 9 Skalen des BSI Gesamtwert der sozialen Unterstützung 16
Reliabilität nicht so doll Validität: Konstrukt, schon besser divergent, konvergent, wird immer besser Differentiell nächste Folie, doll-dolldoll!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Patienten vor und nach NTX unterscheiden sich statistisch signifikant in folgenden Skalen Depressive Krankheitsverarbeitung Informationssuche und des Erfahrungsaustausch Aktive Suche nach sozialer Einbindung Kleine Effekte Unterschiedliche Einflussfaktoren vor und nach NTX auf die Depressive Krankheitsverarbeitung der Patienten Forderung nach einem ganzheitlichen Versorgungsmodell in Transplantationszentren 20
Welche Publikationen wollen wir in Zukunft zum Thema erarbeiten? Intervention, z.b. PMR Auswirkungen bei Dialysepatienten Compliance 21
Kontakt: mellyjagla@hotmail.com