Badon. Danach schüttelten wir wichtig, wichtig die Hand des Vorstandsvorsitzenden, des Marketingleiters und des Product Managers. Es war mir schon etwas peinlich, mitten im Winter mit heißen, schweißnassen Händen bei dieser Aktion dabeizusein. Aber viel mehr beschäftigte mich die Misere mit dem Dia-Projektor. Der war zwar, wie versprochen, bereits angeschlossen, aber die Fernbedienung war unauffindbar. Nun hatte das Gerät ja obendrauf noch diese Bedienungsknöpfchen. Die hätte ich allerdings von meinem Sitzplatz bis zur Mitte des überdimensional breiten Konferenztisches nur mit Hilfe der Wunderpille erreichen können, die meinen Arm blitzartig um zwei Meter verlängern würde. Der Vorstandsvorsitzende wußte Rat, weil Herren in solchen Positionen und mit der
Weisheit ihrer mindestens fünfundfünfzig Jahre einfach immer wissen, was zu tun ist:»frau Lano, kommen Sie doch rüber auf unsere Seite und setzen Sie sich einfach auf den Tisch!«Das könnte dir so passen, Alter, dachte ich und verfluchte die morgendliche Idee, entgegen meinen sonstigen Gepflogenheiten einen engen, kurzen Rock angezogen zu haben. Doch was blieb mir übrig? Mit meinem verbindlichsten Werberlächeln setzte ich mich zwischen meine grinsenden Kollegen tatsächlich mit seitlich leicht angewinkelten Beinen auf den Tisch. Wenn meine Eltern wüßten, daß ich mich durch mein Studium gekämpft hatte, um auf Konferenztischen thronend zu enden, hätten sie mir sicherlich eher die Lehre zur Friseuse gegönnt. Das Licht ging glücklicherweise aus, meine
Hände konnten unbeobachtet im Dunkeln weiterzittern, und die Präsentationsdias strahlten, meinem emsigen Drücken gehorchend, von der Leinwand. Alles rollte ab wie geplant. Wir Werber waren wieder mal großartig. Als das Licht anging, rutschte ich erleichtert und so lässig wie möglich auf meinen Stuhl zurück. Schweigen. Beeindrucktes Schweigen? Betretenes Schweigen? Nein, die Knaben schienen erfreut. Eine heftige Diskussion entbrannte. Ich fühlte wohlige Entspannung, bis Mike Badon mich direkt ansprach:»frau Lano, in bezug auf das Outfit des Mädchens in dem Kinofilm haben Sie kurz angerissen, daß die Wäsche dem aktuellen Trend junger Frauen entspricht. Können Sie mir das bitte genauer erläutern?«das hatte mir noch gefehlt. Wäre ich doch nur schon zu Hause bei meiner Mutter
unterm Tannenbaum.»Ja also, wir sind der Meinung...«, begann mein Boß.»Nein«, hörte ich Mike Badon sagen,»ich möchte das von Frau Lano hören.«betont langsam fügte ich mich also in mein Schicksal:»Wissen Sie, schöne Seidenunterwäsche ist heute so in wie nie zuvor. Wir stellen uns ein Seidenunterhemd mit einem Hauch Spitze vor, lässige weiße Boxershorts und in keinem Fall peinliche oder hocherotische Strapse.«O Gott, was erzählte ich da. Die Jungs rutschten ja schon unruhig auf ihren Stühlen herum. Das mit den Strapsen mußte ich jetzt in den Griff bekommen.»insgesamt streben wir eine sinnliche Atmosphäre an, die aber auch Reinheit ausstrahlt«, setzte ich fort.»welche Art von Strumpfhaltern meinen Sie
denn nun?«fragte Badon dreckig grinsend. Nun gab es für mich kein Halten mehr:»zart, seidig, feminin und weiß. Und wenn Sie es noch genauer wissen wollen, bringe ich Ihnen gern, wenn wir diese Präsentation gewinnen, zu unserem ersten Arbeitsmeeting eine kleine Kollektion davon mit«, pampte ich ihn wütend an. Verdammt, jetzt verzog er auch noch leicht amüsiert seine Mundwinkel. Hoffentlich verlieren wir. Mit dem will ich nicht mal einen Tag zusammenarbeiten, ging es mir durch den Kopf. *** Auf dem Rückflug tranken wir alle ordentlich einen. Gleich im neuen Jahr wollten sich die Kunden melden und uns erzählen, ob wir den Auftrag bekommen würden. Wir philosophierten noch ein wenig. Ich regte