Dossier filmsprache & filmgestaltung Filmausschnitte «Plastic Planet» zur Nachbearbeitung des Films IMPRESSUM Herausgeber Kinokultur in der Schule Untere Steingrubenstrasse 19 4500 Solothurn Tel. & Fax 032 623 57 07 kinokultur@achaos.ch www.achaos.ch DAS DOSSIER WURDE ERARBEITET VON Kinokultur in der Schule Redaktion: Andrea Lüthi, Heinz Urben, Ruth Köppl Ausschnitt 1 4 Min. 2 Sek. Anmeldung für KINOBESUCHE von SCHULKASSEN kinokultur@achaos.ch Tel. 032 623 57 07 Die Eintrittspreise sind reduziert. Begleitpersonen sind gratis. KINOKULTUR IN DER SCHULE wird unterstützt von: Bundesamt für Kultur, Schweizerische Kulturstiftung für Audiovision, MIGROS Kulturprozent, Ernst Göhner Stiftung, Milton Ray Hartmann-Stiftung, Egon-undIngrid-Hug-Stiftung, SWISSLOS Kanton Aargau, Kanton Basel-Stadt, Kanton Basel-Land, Kanton Appenzell AR, Kanton Schaffhausen, Kanton Zug Ausschnitt 2 4 Min 55 Sek. Partnerinstitutionen Seminar für Filmwissenschaft der Universität Zürich, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Solothurner Filmtage Ausschnitt 3 5 Min 43 Sek. DOSSIER FILMSPRACHE & FILMGESTALTUNG PLASTIC PLANET SEITE 1
Formen des Dokumentarfilms Der amerikanische Filmtheoretiker Bill Nichols unterteilt den Dokumentarfilm in vier Hauptkategorien: Die expositorische (erklärende) Form Der Filmemacher arbeitet mit Zwischentiteln oder Voice-over (erklärender Kommentar, ohne dass man den Sprechenden sieht). Der Film soll objektiv wirken, und es sollen keine Zweifel an der Autorität des Filmemachers aufkommen. Der Zugang zum Thema und zur Realität wird hier nicht hinterfragt. Die beobachtende Form Die Aufnahmen entstehen, ohne dass der Filmemacher Anweisungen gibt oder das Gegenüber befragt. Hier wird nichts inszeniert; gefilmt wird nur, was sich ohnehin ereignet. Die Realität soll möglichst unverfälscht und unkontrolliert eingefangen werden und der Eindruck entstehen, als sei man unmittelbar dabei. Diese Form kam in den 50er-Jahren auf, zusammen mit neuen und fortschrittlicheren Technologien: Leichtere und beweglichere Kameras, lichtempfindlicheres Filmmaterial und Synchrontontechnologie ermöglichten Unmittelbarkeit und Spontaneität beim Drehen. Das führte auch zu einer neuen Bildästhetik (wackelige Bilder, Originalton, Unschärfe). Die partizipatorische (interaktive) Form Die Begegnung und Interaktion zwischen Filmemacher und Gegenüber wird dokumentiert. Der Filmemacher stellt Fragen, ist teilweise im Bild zu sehen und greift selbst ins Geschehen ein. Die reflexive Form Diese Dokumentarfilmform ist ein Gegenmodell zum beobachtenden Dokumentarfilm. Der Filmemacher hinterfragt, was er filmt und stellt keinen Anspruch auf Objektivität. Er stellt sich Fragen zur Wahrnehmung und Wiedergabe von Realität und fordert von den Zuschauern Eigenaktivität. Die Zuschauer werden so zu gleichberechtigten Partnern. Nicht alle Dokumentarfilme lassen sich nur einer der oben genannten Formen zuordnen; es gibt auch viele Mischformen. Quellen: Thomas Koebner (Hg.): Reclams Sachlexikon des Films. Stuttgart 2002. Bill Nichols: Representing Reality. Issues and Concepts in Documentary. Bloomington 1991. DOSSIER FILMSPRACHE & FILMGESTALTUNG PLASTIC PLANET SEITE 2
Schaut euch alle drei Filmausschnitte an. 1) Welcher von Nichols Dokumentarfilmkategorien würdet ihr «Plastic Planet» zuordnen und weshalb? - Argumentiert und nennt Beispiele anhand der Filmausschnitte. 2) Werner Boote gibt an, dass er mit seinem Film nicht belehren, sondern Anstösse geben will. - Empfindet ihr das auch so? - Warum, warum nicht? 3) Wie berichtet Boote? Wirkt die Tonart neutral, aufdringlich, macht sie gar Angst? - Nennt auch hier Beispiele aus den drei Filmausschnitten. 4) Zeigt sich Bootes Haltung zum Plastik auch darin, wie er das Geschehen aufnimmt (Kameraführung, Perspektive, Montage )? 5) Wie geht Boote mit seinem Gegenüber um? Zum Beispiel: - mit der Fitnesstrainerin, die sich die Brust vergrössern liess (Ausschnitt 1)? - mit der chinesischen Angestellten, die ihm die Fabrik zeigt (Ausschnitt 2)? - oder mit dem Präsidenten von PlasticsEurope (Ausschnitt 3)? - Wir wirkt sein Verhalten auf euch? Schaut euch Filmausschnitt 1 nochmals an. 6) Werner Boote nutzt in seinem Film die Animationsfilmtechnik (Trickfilmtechnik). - Weshalb tut er das? - Gefällt euch das? 7. Kennt ihr andere Filme, die Animationsfilmelemente aufweisen? - Nennt Beispiele und diskutiert, was damit bezweckt werden könnte. 8) Beschreibt den Stil der Animationsfilmsequenzen in «Plastic Planet». - Wie findet ihr ihn? - Erinnert er euch an andere Filme oder an Comics? Welche? 9) Wie hätte der Regisseur diesen Kreislauf ohne Animationsfilmtechnik verdeutlichen können? - Wie hätte sich das auf die Glaubwürdigkeit ausgewirkt? DOSSIER FILMSPRACHE & FILMGESTALTUNG PLASTIC PLANET SEITE 3
Schaut euch Filmausschnitt 2 nochmals an. 16) Weshalb hat Boote hier die Szene vor dem Eiffelturm eingebaut? - Was löst das bei euch aus? - Gibt es ähnliche Aufnahmen oder Szenen im Film, die scheinbar losgelöst von der Auseinandersetzung mit dem Thema Plastik sind? Schaut euch Filmausschnitt 3 nochmals an. 10) Im Film kommt mehrmals eine Szene vor, in der eine Familie alle ihre Plastikgegenstände aus dem Haus räumt. - Was bezweckt Boote damit? - Wie ist diese Szene ausserdem gefilmt (Schnitt, Aufnahmegrösse, Kameraführung etc.)? 11) Werner Boote konfrontiert hier den Präsidenten von PlasticsEurope mit den Studien. Das alles erzählt er im Kommentar. - Hätte man auf den Kommentar verzichten können? - Wie hätte man das ohne Kommentar filmen oder schneiden können? 12) In diesem Ausschnitt gibt es viele Aufnahmen von Plastikprodukten an der Messe. - Wie werden sie aufgenommen? - Wirken sie verführerisch oder gefährlich? - Wie würden wir die Bilder interpretieren ohne Bootes erklärenden Kommentar? 13) Welchen Eindruck erhalten wir hier vom Plastik? - Negativ oder positiv? 14) Weshalb tritt Boote hier mit Megaphon auf? - Will er damit für Action im Film sorgen, oder meint ihr, er kann damit tatsächlich etwas bewirken? 15) Wählt in der Klasse ein beliebiges Thema, das für Kontroversen sorgt; für das sich also positive und negative Punkte finden lassen. - Bildet danach Gruppen und entscheidet euch, wie ihr das Thema vermitteln wollt: sachlich-neutral propagandistisch oder abschreckend. - Bereitet eine entsprechende Präsentation bzw. einen Vortrag für die Klasse vor. 16) Bildet Gruppen und entscheidet euch für eine von Nichols Dokumentarfilmkategorien. - Dreht anschliessend einen höchstens zehnminütigen Dokumentarfilm über eure Schule und präsentiert ihn der Klasse. DOSSIER FILMSPRACHE & FILMGESTALTUNG PLASTIC PLANET SEITE 4
Dossier filmsprache & filmgestaltung 17) Wählt einen Gegenstand und versucht ihn auf drei Arten filmisch abzubilden: - Im ersten Film soll der Gegenstand möglichst positiv erscheinen, im zweiten negativ, im dritten neutral. - Versucht das durch Kameraführung, Kommentar (oder fehlenden Kommentar) und durch Perspektive oder Licht zu erzielen. DOSSIER FILMSPRACHE & FILMGESTALTUNG PLASTIC PLANET SEITE 5