Filmausschnitte «Plastic Planet» zur Nachbearbeitung des Films

Ähnliche Dokumente
AUFGABEN UND FRAGEN FÜR DEN KINOBESUCH

FILMBILDUNG an den Solothurner Filmtagen, Januar 2010

Filmpädagogisches Begleitmaterial

GRUNDLAGEN DER FOTOGRAFIE. alackner web + foto

CURE DAS LEBEN EINER ANDEREN

Umfrage über die Ladenöffnungszeiten Resultate. Unia Sektor Tertiär

Interkantonale Vereinbarung über den schweizerischen Hochschulbereich (Anhang) (Hochschulkonkordat)

Der Tigerenten Mitmach-Club Kinder - Machen - Fernsehen. Zukunft Action!

Westdeutscher Rundfunk / Planet Schule / Filmbildung und Medienpass

BASS. Tabelle 2: Tatsächliche Steuerbelastung 2005 durch Kantons- und Gemeindesteuern im Kantonshauptort in Prozenten des Bruttoeinkommens

Auf dem Weg zur Schule (Film) abenteuerliche Schulwege in anderen Ländern

Filmpädagogisches Begleitmaterial

Modul: Soziale Kompetenz. Vier Ohren. Zeitl. Rahmen: ~ 45 min. Ort: drinnen

Checkliste: Kamera. Dein persönliches Checkheft Teil 3: Kamera

Bruno Ganz SCHULDOSSIER. Thomas Hu rlimann. DIDAKTISCHE HINWEISE UND INHALTSÜBERSICHT

ON THE WAY TO SCHOOL. Auf dem WEg zur SCHuLE ON THE WAY TO SCHOOL. Auf dem WEg zur SCHuLE

VIELEN DANK FÜR NICHTS

Gute Leute Gute Bilder Tipps & Tricks für gute Bilder Teil 4 Tipps, Tricks, Glossar. Metall. Macht. Medien. Eine Plattform der IG Metall Jugend

Tag achtzehn Arbeitsblatt 1

Foto-Einblender in Videos. Wenn Statisches ins Bewegtbild kommt

DIDAKTISCHE HINWEISE UND INHALTLICHE ÜBERSICHT 0 DIDAKTISCHE HINWEISE UND INHALTLICHE ÜBERSICHT SEITE 1

So funktioniert eine Digitalkamera Arbeitsblatt

Posten 2 So filmt man richtig

Fremdsein. Güler Orgun. Unterrichtsentwurf für Berufsschulen. Verfasserin: Friederike Haller Gewerblichen Berufsschule 9 in Linz

Planung Phase Umsetzung, Proof of Concept

Beste Bildqualität mit 6 Megapixeln!

SILBERWALD SILBERWALD

Posten 3 Der Ton macht den Film

Unterstützte Kommunikation (UK) einfach erklärt mit einer

Lukas R. filmt. Regie. Unsere Sprecher: René, Sarah, Lukas M.

Brennweite, Bildwinkel und Aufnahmeformat

Themen Märchenverfilmung, Tod in der Familie, Abenteuer, Mut, Sehnsucht

Arbeitsabend Videoschnitt

Demenz Zürich Erfahrungen teilen statt nur Informationen transportieren

Farbe. 6. Welche Farben hat es alles auf Deinem Bild? Lege die Karte weg und versuche aus der Erinnerung die Farben aus den

des Titels»Menschen fotografieren«(isbn ) 2013 by Verlagsgruppe Hüthig Jehle Rehm GmbH, Heidelberg. Nähere Informationen unter:

Konzept Unterstützung, Integration und Weiterbildung des Asylsuchenden Ahmad Shah Alizada durch 2 Filmprojekte.

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus:

PRiME 3D Rezeptionsforschung an der Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf. Prof. Dr Claudia Wegener, Jesko Jockenhövel

Freakmarketing Schlachtplan

hr2-kultur Wissenswert: Crashkurs Film

Beginnt euren Rundgang durch die Ausstellung im Raum mit den historischen Auswanderungsgeschichten (siehe Bild oben).

wissenssammlung. Tipps für Handy-Videos Filmen mit Smartphone von Shari Littmann

Die Hauptfalle heißt Jargon Zitate muss man bei politischen Reportagen ganz kurz halten.

SOCIAL MEDIA IN DER SCHWEIZ ERGEBNISSE DER VIERTEN ONLINE-BEFRAGUNG

Projekt "Geschichte und Politik im Unterricht"

Anregungen für den Unterricht PAINKILLERS. Themen. Inhalt. Einstimmung auf den Film PAINKILLERS. Assoziationen zum Filmtitel

Medienart: Print Medientyp: Tages- und Wochenpresse Auflage: 78'282 Erscheinungsweise: 6x wöchentlich

Filmpädagogisches Begleitmaterial

Erfindung: Multi-Ebenen-Kamera und Multi-Ebenen-Filmkamera

Unterrichtsmaterialien Zwillingsbrüder 53 Szenen einer Kindheit

Peter Zumthor Bauten und Projekte

Ein Kubus inmitten der Idylle

Wie Bilder «entstehen» Bildarchiv Europa und Materialien [Band 2] Dieter Maurer Claudia Riboni

7 TAGE FILME MACHEN WORKSHOPS VON ERFAHRENEN FILMEMACHERN INKL. ÜBERNACHTUNGEN INKL. VOLLVERPFLEGUNG


Standbaubeispiele der E. Scheurle Messebau GmbH

Ergebnisse Herbsttagung KBGB und WS TR zur BM Förderung

Fotograf und Video-Dokumentarfilmer Jürgen Maria Waffenschmidt Außergewöhnliche Bildsprache

Aufgaben und fragen zur vorbereitung des kinobesuchs

PROJEKT VORSTELL UNG.

Die Kamera, dein Freund.

Wie mache ich einen Film?

Rollenspiele Gruppe Feedback

Wie mal die Kamera beim Filmen hochkant gestellt und. dazu verrauschte Geräusche und Gerede? Wie erhalte ich ein Video für den Betrachter?

Medienkoffer Abfall und Ressourcen Oberstufe

Vol. 6/ Marketing 3.3 Kommunikation Seiten Kommunikation ist nicht einfach ;-) DVD Schneesport

Fotografieren bei Sonnenuntergang

Lehraufträge&Workshops

Zitate über Fotografie

sehe SCHNEIDER Print-to-Web: Druckwerke mit Augmented Reality veredeln. Augmented Reality- Spezial Ich was, VON SCHNEIDER FÜR SIE

MELANIE FREY MAT WS HS MANNHEIM

Auszeichnungen 2002: Kids & Docs Script Award, Cinekid and STIFO Television Fund, Amsterdam

Plastic Planet Filmvorführung und Diskussion mit dem Regisseur Werner BOOTE

Ausstellung fremd / vertraut LVR-Freilichtmuseum Kommern Schillergymnasium Köln, Hauptschule Blankenheim, Realschule Mechernich, Hauptschule

Baustein Einführung in die Bildsprache

Joris Herz über Kopf. Anfänger (A1) Untere Mittelstufe (B1)

Steinbeis. Landkreis Cloppenburg. Landkreis Vechta. Technologietransfer-Arena. Innovation durch Technologietransfer das funktioniert!?

Ausschreibung Schweizer Filmpreis 2015

SYNAPSEN Eine Video-Installation

Schülergruppe des Instituto Ballester aus Argentinien in Bayern Berichte der Betreuungslehrerin und der Schüler

PROLOG UND EPILOG UND DEREN KOMPOSITION

Soziale Arbeit öffentlich machen?! SELBST- UND FREMDBILD DER SOZIALEN ARBEIT IN DER MEDIALEN WELT

Kinderrechte stärken!

The Art of Public Speaking

Sounddesign Grundlagen der Wirkung von Filmmusik

LESERSTUDIE EINE REFERENZ ZU 100% SCHWEIZERISCH DAS BEVORZUGTE MAGAZIN DER FRAUEN MIT CHARAKTER 6 MAL PRO JAHR EIN FRAUENMAGAZIN

WIE ENTSTEHT EIN FILM/ EIN MUSIKVIDEO?

Google Street View für Geschäfte. Mit Google Street View durch Ihr Geschäft.

Doxs! Begleitmaterial von Jana Wiechers und Aycha Riffi. 1. Credits / Filmdaten

Stelle dir vor: Mara wäre eine Freundin von dir und erzählt dir davon. Was würdest du ihr antworten?

Einzelne Schüler können die Klassengemeinschaft stören! Durch ein gutes Klima in der Klasse verbessern Wandertage sind gut für das Selbstvertrauen!

Brief an Eltern (Grundschule)

REALISMUSTHEORIE. nach André Bazin

Transkript:

Dossier filmsprache & filmgestaltung Filmausschnitte «Plastic Planet» zur Nachbearbeitung des Films IMPRESSUM Herausgeber Kinokultur in der Schule Untere Steingrubenstrasse 19 4500 Solothurn Tel. & Fax 032 623 57 07 kinokultur@achaos.ch www.achaos.ch DAS DOSSIER WURDE ERARBEITET VON Kinokultur in der Schule Redaktion: Andrea Lüthi, Heinz Urben, Ruth Köppl Ausschnitt 1 4 Min. 2 Sek. Anmeldung für KINOBESUCHE von SCHULKASSEN kinokultur@achaos.ch Tel. 032 623 57 07 Die Eintrittspreise sind reduziert. Begleitpersonen sind gratis. KINOKULTUR IN DER SCHULE wird unterstützt von: Bundesamt für Kultur, Schweizerische Kulturstiftung für Audiovision, MIGROS Kulturprozent, Ernst Göhner Stiftung, Milton Ray Hartmann-Stiftung, Egon-undIngrid-Hug-Stiftung, SWISSLOS Kanton Aargau, Kanton Basel-Stadt, Kanton Basel-Land, Kanton Appenzell AR, Kanton Schaffhausen, Kanton Zug Ausschnitt 2 4 Min 55 Sek. Partnerinstitutionen Seminar für Filmwissenschaft der Universität Zürich, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Solothurner Filmtage Ausschnitt 3 5 Min 43 Sek. DOSSIER FILMSPRACHE & FILMGESTALTUNG PLASTIC PLANET SEITE 1

Formen des Dokumentarfilms Der amerikanische Filmtheoretiker Bill Nichols unterteilt den Dokumentarfilm in vier Hauptkategorien: Die expositorische (erklärende) Form Der Filmemacher arbeitet mit Zwischentiteln oder Voice-over (erklärender Kommentar, ohne dass man den Sprechenden sieht). Der Film soll objektiv wirken, und es sollen keine Zweifel an der Autorität des Filmemachers aufkommen. Der Zugang zum Thema und zur Realität wird hier nicht hinterfragt. Die beobachtende Form Die Aufnahmen entstehen, ohne dass der Filmemacher Anweisungen gibt oder das Gegenüber befragt. Hier wird nichts inszeniert; gefilmt wird nur, was sich ohnehin ereignet. Die Realität soll möglichst unverfälscht und unkontrolliert eingefangen werden und der Eindruck entstehen, als sei man unmittelbar dabei. Diese Form kam in den 50er-Jahren auf, zusammen mit neuen und fortschrittlicheren Technologien: Leichtere und beweglichere Kameras, lichtempfindlicheres Filmmaterial und Synchrontontechnologie ermöglichten Unmittelbarkeit und Spontaneität beim Drehen. Das führte auch zu einer neuen Bildästhetik (wackelige Bilder, Originalton, Unschärfe). Die partizipatorische (interaktive) Form Die Begegnung und Interaktion zwischen Filmemacher und Gegenüber wird dokumentiert. Der Filmemacher stellt Fragen, ist teilweise im Bild zu sehen und greift selbst ins Geschehen ein. Die reflexive Form Diese Dokumentarfilmform ist ein Gegenmodell zum beobachtenden Dokumentarfilm. Der Filmemacher hinterfragt, was er filmt und stellt keinen Anspruch auf Objektivität. Er stellt sich Fragen zur Wahrnehmung und Wiedergabe von Realität und fordert von den Zuschauern Eigenaktivität. Die Zuschauer werden so zu gleichberechtigten Partnern. Nicht alle Dokumentarfilme lassen sich nur einer der oben genannten Formen zuordnen; es gibt auch viele Mischformen. Quellen: Thomas Koebner (Hg.): Reclams Sachlexikon des Films. Stuttgart 2002. Bill Nichols: Representing Reality. Issues and Concepts in Documentary. Bloomington 1991. DOSSIER FILMSPRACHE & FILMGESTALTUNG PLASTIC PLANET SEITE 2

Schaut euch alle drei Filmausschnitte an. 1) Welcher von Nichols Dokumentarfilmkategorien würdet ihr «Plastic Planet» zuordnen und weshalb? - Argumentiert und nennt Beispiele anhand der Filmausschnitte. 2) Werner Boote gibt an, dass er mit seinem Film nicht belehren, sondern Anstösse geben will. - Empfindet ihr das auch so? - Warum, warum nicht? 3) Wie berichtet Boote? Wirkt die Tonart neutral, aufdringlich, macht sie gar Angst? - Nennt auch hier Beispiele aus den drei Filmausschnitten. 4) Zeigt sich Bootes Haltung zum Plastik auch darin, wie er das Geschehen aufnimmt (Kameraführung, Perspektive, Montage )? 5) Wie geht Boote mit seinem Gegenüber um? Zum Beispiel: - mit der Fitnesstrainerin, die sich die Brust vergrössern liess (Ausschnitt 1)? - mit der chinesischen Angestellten, die ihm die Fabrik zeigt (Ausschnitt 2)? - oder mit dem Präsidenten von PlasticsEurope (Ausschnitt 3)? - Wir wirkt sein Verhalten auf euch? Schaut euch Filmausschnitt 1 nochmals an. 6) Werner Boote nutzt in seinem Film die Animationsfilmtechnik (Trickfilmtechnik). - Weshalb tut er das? - Gefällt euch das? 7. Kennt ihr andere Filme, die Animationsfilmelemente aufweisen? - Nennt Beispiele und diskutiert, was damit bezweckt werden könnte. 8) Beschreibt den Stil der Animationsfilmsequenzen in «Plastic Planet». - Wie findet ihr ihn? - Erinnert er euch an andere Filme oder an Comics? Welche? 9) Wie hätte der Regisseur diesen Kreislauf ohne Animationsfilmtechnik verdeutlichen können? - Wie hätte sich das auf die Glaubwürdigkeit ausgewirkt? DOSSIER FILMSPRACHE & FILMGESTALTUNG PLASTIC PLANET SEITE 3

Schaut euch Filmausschnitt 2 nochmals an. 16) Weshalb hat Boote hier die Szene vor dem Eiffelturm eingebaut? - Was löst das bei euch aus? - Gibt es ähnliche Aufnahmen oder Szenen im Film, die scheinbar losgelöst von der Auseinandersetzung mit dem Thema Plastik sind? Schaut euch Filmausschnitt 3 nochmals an. 10) Im Film kommt mehrmals eine Szene vor, in der eine Familie alle ihre Plastikgegenstände aus dem Haus räumt. - Was bezweckt Boote damit? - Wie ist diese Szene ausserdem gefilmt (Schnitt, Aufnahmegrösse, Kameraführung etc.)? 11) Werner Boote konfrontiert hier den Präsidenten von PlasticsEurope mit den Studien. Das alles erzählt er im Kommentar. - Hätte man auf den Kommentar verzichten können? - Wie hätte man das ohne Kommentar filmen oder schneiden können? 12) In diesem Ausschnitt gibt es viele Aufnahmen von Plastikprodukten an der Messe. - Wie werden sie aufgenommen? - Wirken sie verführerisch oder gefährlich? - Wie würden wir die Bilder interpretieren ohne Bootes erklärenden Kommentar? 13) Welchen Eindruck erhalten wir hier vom Plastik? - Negativ oder positiv? 14) Weshalb tritt Boote hier mit Megaphon auf? - Will er damit für Action im Film sorgen, oder meint ihr, er kann damit tatsächlich etwas bewirken? 15) Wählt in der Klasse ein beliebiges Thema, das für Kontroversen sorgt; für das sich also positive und negative Punkte finden lassen. - Bildet danach Gruppen und entscheidet euch, wie ihr das Thema vermitteln wollt: sachlich-neutral propagandistisch oder abschreckend. - Bereitet eine entsprechende Präsentation bzw. einen Vortrag für die Klasse vor. 16) Bildet Gruppen und entscheidet euch für eine von Nichols Dokumentarfilmkategorien. - Dreht anschliessend einen höchstens zehnminütigen Dokumentarfilm über eure Schule und präsentiert ihn der Klasse. DOSSIER FILMSPRACHE & FILMGESTALTUNG PLASTIC PLANET SEITE 4

Dossier filmsprache & filmgestaltung 17) Wählt einen Gegenstand und versucht ihn auf drei Arten filmisch abzubilden: - Im ersten Film soll der Gegenstand möglichst positiv erscheinen, im zweiten negativ, im dritten neutral. - Versucht das durch Kameraführung, Kommentar (oder fehlenden Kommentar) und durch Perspektive oder Licht zu erzielen. DOSSIER FILMSPRACHE & FILMGESTALTUNG PLASTIC PLANET SEITE 5