Arbeitsmarktübergänge von Müttern im SGB II

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Transkript:

Arbeitsmarktübergänge von Müttern im SGB II Hartz IV : Was hat s gebracht? 15.03.2013, Loccum Torsten Lietzmann

Agenda geschlechterrelevante Regelungen im SGB II Erwerbsintegration von Müttern in der Grundsicherung Die Rolle von Kinderbetreuungsaufgaben, Arbeitsmarktressourcen und Rahmenbedingungen für Arbeitsaufnahmen Überwindung der Bedürftigkeit Zusammenfassung und offene Fragen 2

Geschlechterrelevante Aspekte im SGB II Erwerbspflichten und Leitbild Adult-Worker-Model Gleichstellungsnorm Rechtskonstrukt der Bedarfsgemeinschaft Zumutbarkeit / Verfügbarkeit für den Arbeitsmarkt Hinzuverdienstregeln ambivalentes Verhältnis von Erwerbsorientierung und Betreuungspflichten 3

Familienkontext und Grundsicherungsbezug 2011 Bestand (in Tsd.) Hilfequote (in %) Alle Bedarfsgemeinschaften 3.304 11 Darunter mit 1 Kind 2 Kindern 3 oder mehr Kindern Alleinerziehende 619 40 36 45 66 Alleinstehende 1.756 13 Paare mit Kind(ern) 473 8 7 7 16 Paare ohne Kind 377 4 Weibliche erwerbsfähige Bezieher 2.278 9 Männliche erwerbsfähige Bezieher 2.148 8 Familien stärker betroffen als Kinderlose V.a. Alleinerziehende mit längerer Bezugsdauer Quellen: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, April 2012; Lietzmann 2009 4

Erwerbsbeteiligung und -übergänge Aufstocker (in %) 1 Arbeitssuche (in %) 1 Erwerbstätigkeit nach Abgang (in %) 2 Alleinerziehende Mütter 36 44 62 Mütter in Paar-BG mit Kind(ern) 18 27 40 Väter in Paar-BG mit Kind(ern) 37 56 80 Alleinstehende Frauen 29 41 75 Alleinstehende Männer 19 62 73 Alle Personen im SGB II 26 47 Quellen: ¹ PASS Welle 4; Beste/Lietzmann 2012 ² IAQ et al. 2009 5

Abgänge aus der Grundsicherung Verbleibsquoten in der Grundsicherung nach 55 Monaten nach Abgangsarten Arbeitsmarkt Andere Frauen 63% 69% Männer 53% 75% Frauen gehen seltener in den Arbeitsmarkt, aber häufiger aus anderen Gründen ab. Analyse Verweildauer im Leistungsbezug PASS. Einfluss von Haushaltskonstellation, Fürsorgeaufgaben, Arbeitsmarktvoraussetzungen, Bezugsgeschichte, Familiendynamik, Arbeitsmarktlage. Quelle: Achatz/Trappmann 2013 6

Abgangschancen in den Arbeitsmarkt von Frauen und Männern Abgänge von Frauen in versicherungspflichtige Beschäftigung werden durch den Zuzug eines Partners beschleunigt. Abgangschancen in Erwerbstätigkeit sind bei Frauen in stärkerem Ausmaß an Familie gekoppelt (Verzögerungseffekt durch Kinder) und abhängig vom Rollenverständnis. Arbeitsmarktressourcen und Arbeitsmarktlage wirken bei Frauen und Männern ähnlich. Quelle: Achatz/Trappmann 2013 7

Erwerbsaufnahmen von Müttern in der Grundsicherung und Beendigung des Leistungsbezugs 8

Wahrscheinlichkeit, innerhalb von 42 Monaten nach Beginn einer Bezugsepisode, eine Erwerbstätigkeit begonnen zu haben Alleinerziehende Paare Mütter Mütter Partner Erwerbstätigkeit insgesamt 69% 57% 70% Vollzeit 20% 16% 42% Teilzeit 18+ Std./W. 12% 10% 4% Teilzeit bis 18 Std./W. 2% 2% 1% Mini-Job 31% 28% 23% Ausbildung 4% 2% 1% Quelle: Administratives Panel SGB II des IAB und Integrierte Erwerbsbiografien, Lietzmann 2012 9

Anteile bedarfsdeckender Arbeitsaufnahmen von Müttern mit ALG II nach Arbeitszeit Alleinerziehende Mütter in Paar-BG Insgesamt 19% 21% Vollzeit 34% 33% Teilzeit 18+ Std./W. 29% 29% Teilzeit bis 18 Std./W. 21% 20% Mini-Job 4% 11% Quelle: Administratives Panel SGB II des IAB und Integrierte Erwerbsbiografien, Lietzmann 2013 10

Determinanten einer Arbeitsaufnahme von Müttern Arbeitsaufnahmen werden beschleunigt durch Berufsausbildung / Hochschulabschluss und Berufserfahrung Jüngeres Alter der Mutter (unter 25 Jahre) Wohnort in Ostdeutschland gute Kinderbetreuungsinfrastruktur Arbeitsaufnahmen werden verzögert durch Jüngere Kinder im Haushalt, v.a. unter 3 Jahre Mehrere Kinder im Haushalt (unter 15 Jahren) schlechte Arbeitsmarktlage Quelle: Administratives Panel SGB II des IAB und Integrierte Erwerbsbiografien, Lietzmann 2012 11

Determinanten einer Arbeitsaufnahme von Müttern Alter des jüngsten Kindes wirkt bei Alleinerziehenden stärker negativ. Ausländische Nationalität wirkt nur bei Müttern in Paarhaushalten negativ. Arbeitsmarktressourcen, Anzahl an Kindern (unter 15 Jahren) sowie ein Wohnort in Ostdeutschland wirken stärker auf die Aufnahme von Vollzeit- Beschäftigung als auf Mini-Jobs. Quelle: Administratives Panel SGB II des IAB und Integrierte Erwerbsbiografien, Lietzmann 2012 12

Determinanten der Bedarfsdeckung bei einer Arbeitsaufnahme von Müttern Bedarfsdeckung ist wahrscheinlicher bei Hochschulabschluss Vollzeit- und versicherungspflichtiger Teilzeit-Beschäftigung bei kleinerer Haushaltsgröße bei Paaren bei einer Erwerbstätigkeit des Partners Bedarfsdeckung ist nicht abhängig vom Alter des jüngsten Kindes im Haushalt. Aber: Einfluss über die realisierte Arbeitszeit / Beschäftigungsart Quelle: Administratives Panel SGB II des IAB und Integrierte Erwerbsbiografien, Lietzmann 2013 13

Zusammenfassung Mütter werden überwiegend mit einer geringfügigen Beschäftigung in den Arbeitsmarkt integriert. Disparität der Erwerbsbeteiligung zwischen allein und gemeinsam erziehenden Müttern geschlechtsspezifischer Zusammenhang zwischen Erwerbsbeteiligung und Familie bleibt in der Grundsicherung erhalten Qualifikation und Infrastruktur für außerhäusliche Kinderbetreuung als wichtige Stellgrößen 14

Anschlussfragen Brücken- oder Sackgassenfunktion von Minijobs und kleiner Teilzeit? Ist Teilzeitbeschäftigung, geringfügige Beschäftigung die gewünschte Arbeitszeitform? (Wie) Gelingt die Verschränkung mit anderen Politikfeldern? 15

Literatur Achatz, Juliane; Trappmann, Mark (2013): Arbeitsmarktvermittelte Abgänge aus der Grundsicherung für Arbeitsuchende. Welche Rolle spielen Geschlecht und Haushaltskontext? Unveröffentlichtes Manuskript. Beste, Jonas; Lietzmann, Torsten (2012): Grundsicherung und Arbeitsmotivation: Single- Mutter sucht passenden Job. In: IAB-Forum, Nr. 1, S. 46-51 IAQ, FIA, und GendA (2009): Bewertung der SGB-II-Umsetzung aus gleichstellungspolitischer Sicht. Abschlussbericht. Duisburg et al. Lietzmann, Torsten (2009): Bedarfsgemeinschaften im SGB II: Warum Alleinerziehende es besonders schwer haben. IAB-Kurzbericht, 12/2009, Nürnberg, S. 1-8. Lietzmann, Torsten (2012): After recent policy reforms in Germany: Probability and determinants of labour market integration of lone mothers and mothers with a partner who receive welfare benefits. Unveröffentlichtes Manuskript. Lietzmann, Torsten (2013): Individuelles Arbeitsmarktverhalten von Müttern mit ALG-II- Bezug und Überwindung der Bedürftigkeit: die Rolle von individuellen Ressourcen und Restriktionen. Unveröffentlichtes Manuskript. Statistik der Bundesagentur für Arbeit (2012): Analyse der Grundsicherung für Arbeitsuchende, April 2012, Nürnberg 16