Eichenprozessionsspinner - Situation in Brandenburg 2013 und Ausblick Dr. Katrin Möller
Gesundheitsschädling meiden: Warnschild des Landesbetriebs Forst Brandenburg
Der Eichenprozessionsspinner in den Wäldern Brandenburgs: Befallsfläche und -intensität sind weiter zunehmend (Meldungen der Revierförster)
Argumente für die Bewertung von Eichenprozessionsspinner und Frühjahrsfraßgemeinschaft als Bestandesschädlinge Anatomie und Physiologie der Eiche allgemein schlechte Vitalität der Eichen hohe Prädisposition Blattverluste durch Insekten sind wesentlicher Faktor der Eichen- Komplexkrankheit und erhöhen die Disposition gegenüber anderen (schadensverstärkenden) Einflussfaktoren Zunahme von Witterungsextremen erwartet
Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde Elbe-Havel-Winkel Sachsen-Anhalt Beispiel für Bestandesverluste nach Eichenprozessionsspinnerfraß Folgeschäden durch Prachtkäfer, Frost Bestandesauflösung als Prozess über viele Jahre (KONTZOG, FVA Flechtingen) FVA Flechtingen
Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde Fotos: Schulz Bestandesschäden durch Eichenprozessionsspinnerfraß Land Brandenburg, Februar 2012
Eichenkomplexkrankheit: Welche Faktoren sind beeinflussbar? Auslösende Faktoren: Witterungsstress, Entlaubung Kurzfristig: Vermeidung der Blattmasseverluste! Langfristig: Förderung der natürlichen Gegenspieler Krankheit Anfälliger Baum: Standort, Konkurrenz, Alter, Genotyp Sanitärhiebe Schädigende Vollstrecker: Prachtkäfer, Pathogene, Wetterextreme (mod. nach Ostry et al., 2011)
Gezielter Einsatz von Insektiziden gegen Eichenprozessionsspinner im Forst, Land Brandenburg Jahr Gebiet Fläche (ha) Mittel 2004 Fläming 106 Dipel ES 2007 Oberhavel 170 Dipel ES 2008 Oberhavel 269 Dipel ES 2009 Oberhavel 684 Dipel ES 2010 Prignitz, Oberhavel 362 Dipel ES, Dimilin 2011 Prignitz 339 Dipel ES 2012 Havelland, Oberhavel, Ostprignitz-Ruppin, 770 Dipel ES Potsdam, Teltow-Fläming 2013: ca. 8.700 ha (+ Landkreise) Nachhaltige Bekämpfung: Auftrag des Landtages an die Landesregierung nach massiven Gesundheitsproblemen 2012
Wald, Alleen, Parks: Luftapplikation (Hubschrauber) geringer Mittel- und Wassereinsatz (Bsp. Dipel: 3 l/ha in 50 l Wasser/ha) Ausbringung in die Kronen, wo der Schädling frisst Kronen wirken gleichzeitig als Schirm für Strauch- und Krautschicht sowie Boden Applikation mit Hilfe von GIS-shapes und GPS führt zu extrem hoher Genauigkeit und Kontrollmöglichkeit Keine Gefährdung der Anwender bei sachgemäßem Umgang Abdrift ist minimal: erfahrene Piloten, abdriftmindernde Düsen, geringer Abstand zu den Kronen, Vorgabe von Grenzwerten für Wind und Temperatur
Luftapplikation 10
Bei Bestandesgefährdung - Wahl des Insektizids? Dimilin (Zulassung als PSM bis 2014) Häutungshemmer selektive Wirkung als Fraßgift gegenüber sich häutenden Stadien von Gliedertieren signifikante Auswirkungen auf die Schmetterlingsfauna in Eichenwäldern nachgewiesen Auswirkungen auf Nicht Ziel-Organismen beeinträchtigen mögliche Wirkung natürlicher Gegenspieler Dipel ES (Ausnahmegenehmigung nach Art. 53 EU-V notwendig - Notfall) Bakterienpräparat selektive Wirkung als Fraßgift gegenüber blattfressenden Schmetterlingsraupen (eingeschränkte Wirksamkeit gegenüber Eulenraupen) minimierte Auswirkungen auf die artenreiche Zönose der Eiche Förderung der natürlichen Gegenspieler durch Schonung potenzieller Nebenwirte parasitoider Schlupfwespen und Raupenfliegen
Strategie: Gezielte PSM- Behandlung der Flächen bei Prognose Kahlfraß oder wiederholter starker Fraß Beispiel: Oberförsterei Borgsdorf PSM-Einsatz: 2007, 2008, 2009 2009 erstmals Gegenspieler auffällig, auch 2010 GIS: LFE/Schulz max. moderate Eigelegezahlen im Winter 2010 Bisher keine Eiparasitoide in Randgebieten PSM-Einsatz 2010, leichte Fraßschäden Eisuchen Winter 2011 + 2012: negativ
Strenge Abstandsauflagen der Ausnahmegenehmigung des BVL verhinderten den Einsatz in den am stärksten befallenen Gebieten (Waldränder).
A10 Pflanzenschutz und Gesundheitsschutz lassen sich in dicht besiedelten Gebieten schwer trennen. Strengste Abstandsauflagen der Ausnahmegenehmigung zum Einsatz von Dipel ES verhinderten 2011 in Waldrandbereichen effiziente Pflanzenschutzmaßnahmen nach Guter fachlicher Praxis und ließen gleichzeitig die Gesundheitsgefährdung der Menschen unberücksichtigt. Kahlfraß bedeutet immer auch eine extrem hohe Belastung der Bevölkerung durch die Raupenhaare.
ha 6000 5000 4000 3000 Der Trend das steilen Anstiegs wurde deutlich unterbrochen. Niveau stark + kahl vergleichbar 2010 2000 1000 0 2008 2009 2010 2011 2012 2013 kahl stark merklich leicht Fraßkartierung Eiche: Eichenprozessionsspinner (Wald) Hinweis: leicht = nur Anwesenheitsnachweis bis leichter Fraß
14000 12000 10000 8000 ha 6000 4000 2000 0 2008 2009 2010 2011 2012 2013 kahl stark merklich leicht PSM Fraßkartierung Eiche: Eichenprozessionsspinner (Wald) und PSM-Flächen (Fraßschäden trotz PSM-Einsatz: leicht 1.460 ha/merklich 111 ha/stark 22 ha/kahl 0
2013 Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde
Prognose und Vorbereitung Insektizid-Einsatz 2014 Eichenprozessionsspinner -Fraßkartierung -Festlegung potentieller Bekämpfungsflächen -stichprobeweise Eisuchen Januar/Februar -Bestimmung der Schlupfrate der Eiräupchen (Labor)