Druckstellen vorbeugen

Ähnliche Dokumente
Dekubitus / Druckwunden / Liegewunden

100 Fragen zum pflegepraktischen Umgang mit Dekubitus und chronischen Wunden

Dekubitusprophylaxe für Patienten und Angehörige

Auswertung Braden-Skala VORANSICHT. Risikograd gering gering gering gering gering. mittel mittel mittel mittel mittel. hoch hoch hoch hoch hoch

DEKUBITUS Patienteninformation

Der Dekubitus. Ausarbeitung Frank Scheipers FKP Onkologie; Palliative Care

Dekubitus. Vorsorge Therapie

Unterlagen zur Information/Schulung von Pflegefachpersonen. Direktion Pflege/MTT, Bereich Fachentwicklung und Forschung

Definition Dekubitus Wann entsteht Dekubitus? Workshop

Informationsbroschüre "Dekubitus" Sehr geehrte Bewohnerin, sehr geehrter Bewohner,

Vermeidung, Erkennung und Behandlung von einem Dekubitus

Wie vermeide ich Druckgeschwüre? Ein Ratgeber für pflegende Angehörige, weitere Pflegepersonen und ihre Pflegebedürftigen

Abstract Expertenstandard Dekubitusprophylaxe 2010

Gerhard Schröder Lehrer für Pflegeberufe, Mitglied der Expertengruppe.

Herausgeber ist das DNQP (Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege)

Medizinische Fußpflege

Praktische Tipps zur Betreuung von Schlaganfall-Patienten

Dekubitus Viele Aspekte eines komplexen Systems

Patientenbroschüre Dekubitus

Haus MARANATHA. Vollstationäre Einrichtung für pflegebedürftige Erwachsene Inhaber: Johannes Paetzold. Dekubitusprophylaxe (1050)

WUNDEN, DIE KAUM NARBEN HINTERLASSEN

VORBEUGEN VON DRUCKGESCHWÜREN

Vorbeugung eines Druckgeschwürs

Das offene Bein.

1. Rückenbeweglichkeit. 2. Verkürzung der Hüftaussenrotatoren

Fuss im. fusspflege bei diabetes Mellitus. Unter wissenschaftlicher Mitarbeit von Dr. med. Rainer Thiede, Kevelaer

Schulungseinheit Durchführung einer 135-Grad-Lagerung

Dekubitus. Erläuterung. Erläuterung. Ischämie. Entstehung. Orte. Extrinsische Faktoren. Intrinsische Faktoren. 1. Grad. 2. Grad. 3. Grad. 4.

Bericht aus der praktischen Ausbildung. (1. Ausbildungsjahr 2. Halbjahr)

Dekubitusprophylaxe bei erwachsenen Patienten - Wissenschaftliche Grundlagen Bewegt sich was?

Dekubitusprophylaxe und -therapie

Wie bewege ich mich richtig?

Schulungseinheit Nr. 1: Fachliche Grundlagen zur Dekubitusprophylaxe in der Pflege

Die Beaufsichtigung, Anleitung, Unterstützung bzw. die teilweise oder vollständige Übernahme

HERZLICH WILLKOMMEN ZUR HAUTSCHUTZSCHULUNG

Pflegestandard. Immobilität. Druck x Zeit. Komprimierung der versorgenden Blutgefäße. Anhäufung saurer Stoffwechselprodukte. Weitstellung der Gefäße

56. Basler Decubitus- und Wundseminar Decubituspathogenese und Klassifikation. Prof. Dr. med. Dirk J. Schaefer

Dekubitusprophylaxe in der Pflege 1. Aktualisierung 2010

Liegen wie in weichem Sand!

Bewegungstipps für Parkinson-Patienten

Risiken und Revisionsoperationen nach einem künstlichen Kniegelenksersatz

Änderungen im Expertenstandard

DEKUBITUSPROPHYLAXE UND THERAPIE

Pflegerische Aspekte nach hämatopoetischer Stammzelltransplantation

Hautschädigung Leitlinie

Wunden und Wundversorgung. Die Haut. Schutzfunktion Wärmeregulation Flüssigkeitsregul. Ausscheidung Sinnesorgan Stoffwechsel Speicherung

SONNE, FREUND ODER FEIND?

ANLEITUNG. Die Übungen sind im Stehen, zum Großteil auch mit Rollator und im Sitzen durchführbar. Folgende Grundregeln sollten Sie beachten:

Sitzsystem. Gebrauchsanweisung WICHTIGE PRODUKTINFORMATION

COMPRESSANA INTRA. Unterzieh-Zehenteil Unterzieh-Socke Unterzieh-Kniestrumpf

Pflege der Schraubeneintrittsstelle bei Versorgung mit Fixateur Externe

Diagnose Dekubitusalles. M.Duft, 2.SYMPOSIUM APUPA, Linz

Information für Betroffene und Angehörige

Versorgung von Brandverletzungen und Großwunden. 5. Quedlinburger Wundtag

Tun Sie Ihren Venen etwas Gutes! 12 Gymnastik-Übungen für gesunde, schöne Beine

Informationen zum sicheren Umgang mit Insulinpen-Nadeln bei der Insulininjektion

Vorbeugen von Druckgeschwüren (Dekubitusprophylaxe)

Der häufigste Hautkrebs

Hockenberry, Marilyn J.: Handbuch für die Kinderkrankenpflege. München, Elsevier GmbH, Urban & Fischer Verlag, 2005,

für Patienten mit Knie-/ Hüftgelenkarthrose/ Knie-/ Hüftgelenkendoprothese

Prävention von Wundliegegeschwüren (Dekubitus)

Photodynamische Therapie - Patienteninformation

Informationen Rückengerechtes Verhalten

2 4 Tage nach der Hüftoperation Gehen und Stiegensteigen

Tipps: Was tun bei Hitze?

Höchste Sicherheit für den diabetischen Fuß

Maßnahmenplan für meine Füße

DEKUBITUSPROPHYLAXE UND THERAPIE

KÜNSTLICHES KNIEGELENK

Dekubitusprophylaxe und kinästhetische Mobilisation

ERHEBUNGSBOGEN ZUR VERSORGUNG MIT SITZHILFEN ALS HILFSMITTEL GEGEN DEKUBITUS DER PRODUKTGRUPPE 11 DES HILFSMITTELVERZEICHNISSES

12 Yoga-Übungen für zu Hause

Das Diabetische Fußsyndrom - nützliche Tipps und Empfehlungen

ANWENDUNG Alles Zucker Easy Zuckerpatrone

«Hilfe bei Verletzungen»

Verschiedene Wunden Lehrerinformation

4. Kapitel: Aufbau, Aufgaben der Haut

Pin-Pflege bei Versorgung mit Fixateur Externe

Gelenkversteifung KONTRAKTUR

Lagern, aber wie... Das Pflegebett Richtige Auswahl des Lagerungsmaterials Vorschriftsmäßige Lagerungsarten Kinästhetische Aspekte Sonstige Faktoren

3/24/2014. DEKUBITUSMANAGEMENT nach dem aktualisierten Expertenstandard

Intelli-Gel Sitzkissen. cushions

Operationen an der Hand

Sturzgefahren erkennen Stürze vermeiden

Herzlich Willkommen! Dekubitus/-prophylaxe und Nationaler Expertenstandard

Druckgeschwüre erkennen und vermeiden

Diabetes P atientenschulung Teil HEXAL AG

Druckgeschwüre erkennen und vermeiden

WUNDEN, DIE KAUM NARBEN HINTERLASSEN INFORMATIONEN UND TIPPS ZUR NARBENNACHBEHANDLUNG

TRAINING 1. Für extra Motivation darf gerne die Musik etwas aufgedreht werden. Ideal sind Tracks mit einem BPM von

Ziehen Sie nun den in Falten gelegten Stoff durch beide Ringe.

Hilfe bei Problemen empfindlicher Haut

Entspannung von Hals und Nacken

Inhaltsverzeichnis: Entstehung S.4 Entstehungsorte S. 8. Klassifikation-Schweregrad S. 11. Risikofaktoren S. 13. Prophylaxe S. 23. Mobilisation S.

P f l e g e a n a m n e s e

Thermische und chemische Verletzungen

Das Problem Geschwächter Beckenboden

Dozent: Gerhard Schröder Lehrer für Pflegeberufe, Mitglied der Expertengruppe

Transkript:

Universitätsklinik Balgrist Dekubitusprophylaxe Druckstellen vorbeugen

Dekubitusprophylaxe Druckstellen vorbeugen Die Haut hat zahlreiche Funktionen. Dazu gehören der Schutz vor mechanischen, thermischen und chemischen Einflüssen, die Temperaturregelung, die Regulation des Wasserhaushalts und der Gasaustausch. Über die Haut werden zudem Vibration, Druck, Temperatur und Schmerz wahrgenommen. Entstehung einer Schädigung Durch äussere, länger andauernde, lokale Druckeinwirkung werden die feinen Blutgefässe (Kapillaren) abgedrückt. Dies führt zu einem chronischen Sauerstoff- respektive Nährstoffmangel des betroffenen Gewebes. Bei intakter Sensibilität würde der dadurch entstehende Schmerz automatisch einen Lagewechsel und damit eine Entlastung bewirken. Bei Patienten mit verminderter / fehlender Sensibilität oder eingeschränkter Beweglichkeit kann diese bedrohliche Situation nicht wahrgenommen werden. Fortbestehende Durchblutungsstörungen der Hautstrukturen können zu einer Schädigung der Haut und eventuell des darunter liegenden Gewebes führen. In diesem Fall wird von einem Dekubitus gesprochen. Ursachen eines Dekubitus sind Druck, Scherkräfte, Reibung oder das Zusammenspiel mehrerer dieser Faktoren. Scherkräfte sind Kräfte, die bei Verschiebungen der Haut auf dem Untergrund entstehen. Querschnittgelähmte müssen deshalb sowohl im Sitzen als auch im Liegen bewusst ihre Position in regelmässigen Abständen verändern, um die Entstehung eines Dekubitus zu verhindern. Ein Dekubitus ist mit einem langen Heilungsprozess verbunden. Häufig benötigt es eine stationäre und allenfalls eine operative Behandlung. Dies bedeutet in der Regel eine Liegephase von mehreren Wochen oder Monaten. Gefährdete Hautregionen Prinzipiell sind alle Stellen des Körpers gefährdet, an denen der Patient aufliegt oder sitzt. Speziell betrifft dies aber Gebiete, in denen der Knochen direkt unter der Haut liegt und nicht zusätzlich durch Muskel- oder Fettgewebe gepolstert ist. Hierbei handelt es sich um die Haut über dem Trochanter (Hüftknochen), den Sitzbeinhöckern, aber auch über den Fersen, den Fussknöcheln und der Kreuzbeinregion. Eine zusätzliche Gefährdung besteht somit bei schlanken Patienten, aber auch bei übergewichtigen Patienten können Druckstellen entstehen. Ein Dekubitus kann in 4 Grade eingeteilt werden: Grad 1 Nicht wegdrückbare Rötung intakter Haut Grad 2 Teilverlust der Haut mit Schädigung von Unter- und Oberhaut der Dekubitus zeigt sich dabei als Hautabschürfung oder Blase Grad 3 Defekt aller Hautschichten Grad 4 Ausgedehnte Zerstörung des Gewebes bis zum Knochen Vorbeugung eines Dekubitus Damit kein Dekubitus entsteht, sind folgende Massnahmen zu beachten: Druckentlastung Wechseln Sie im Bett oder im Rollstuhl häufig Ihre Körperposition, um das Gewebe von Druck zu entlasten Vermeiden Sie harte Unterlagen

Entlasten auf die linke Seite Entlasten auf die rechte Seite Entlasten nach vorne Entlasten durch Hochdrücken

Entlastung im Rollstuhl Wenn Sie im Rollstuhl sitzen, sollten Sie möglichst oft und regelmassig Ihr Gesäss entlasten (alle 15 Minuten für mindestens 15 Sekunden). Dies geschieht durch Anheben des Gesässes oder durch eine Verlagerung des Körpers abwechselnd nach vorne, auf die linke oder auf die rechte Seite. Zudem ist es wichtig, dass Sie ein passendes Sitzkissen haben. Lagerung Auch im Liegen können Druckstellen entstehen. Ebenso wie beim Sitzen ist eine Entlastung, d.h. ein Wechsel der Lagerung, die beste Vorbeugung. Zudem können Lagerungsmaterialien wie ein Keil für den Rücken, Kissen für die Beine / Füsse oder spezielle Matratzenauflagen in Betracht gezogen werden. Wie häufig Sie sich lagern müssen ist von mehreren Faktoren abhängig: Bisherige Schlafgewohnheiten Reaktion der Haut Schmerzen Schlafkomfort Hautkontrolle Kontrollieren Sie mindestens 2 x täglich (morgens & abends) die Haut auf Rötungen und Verletzungen. Verwenden Sie bei nicht sichtbaren Körperstellen einen Spiegel. Achten Sie beim Tastbefund mit den Fingern auf Hautveränderungen: Verhärtungen, Schwellungen, Blasen, Überwärmung und Schürfungen. Fingertest zur Überprüfung, ob es sich bereits um einen Dekubitus handelt: Mit dem Finger während ein paar Sekunden auf die gerötete Stelle drücken. Bleibt die Stelle beim Loslassen rot und wird sie nicht vorübergehend hell, liegt bereits eine Hautschädigung vor. Hautpflege Auf geschmeidige Hautverhältnisse achten (weder zu feucht noch zu trocken) Verwenden Sie für die Körperpflege ph-neutrale Produkte Cremen Sie besonders die gefährdeten Stellen ein. Bei trockener Haut empfiehlt sich eine Wasser-Öl-Emulsion. Transfer Jeder Transfer sollte mit genügend Vorsicht gemacht werden. Dekubitusgefahren beim Transfer: Scherkräfte und Hautschürfungen beim Rutschen, Ziehen und Stossen Hautschäden durch Anstossen und Schleifen über Hindernisse wie Rad, Kanten und Bremshebel Nach dem Transfer in den Rollstuhl sollten Sie darauf achten, dass Sie sich wieder gut positionieren und nicht auf Falten sitzen. Allgemeine Tipps Die mangelnde Sensibilität der Haut bedeutet ein erhöhtes Risiko für Verbrennungen. Seien Sie vorsichtig mit heissem Wasser beim Kochen, Duschen, bei Heizkissen und Heizkörpern. Achten Sie darauf, dass Sie nicht auf harten Gegenständen sitzen wie z.b. Hosenknöpfen oder dem Portemonnaie, da diese zu Schädigungen führen können. Nasse Kleidung sollte möglichst schnell gewechselt werden. Massnahmen bei Dekubitus Stellen Sie trotz den oben erwähnten Vorbeugungsmassnahmen eine Hautrötung oder sogar eine Hautschädigung fest, gilt es umgehend Massnahmen zu ergreifen. Die gerötete Stelle von Druck zu entlasten ist dabei die wichtigste Massnahme. Nehmen Sie unbedingt Kontakt mit Ihrem Arzt auf.

Speziell dekubitusgefährdete Körperstellen

Universitätsklinik Balgrist Ergotherapie Forchstrasse 340 CH-8008 Zürich T + 41 44 386 59 45 F + 41 44 386 39 15 ergotherapie@balgrist.ch