Frauenquote 1 von 32 Ende der Diskriminierung? Frauenquote und Unisex-Tarife Dr. Christine Koch-Hallas, Mannheim Zeichnung: Klaus Stuttmann Dauer Inhalt Ihr Plus 3 Stunden Modelle zur Frauenquote, Unisex-Tarife und ihre Auswirkungen, Frauenquote im europäischen Vergleich, Pro- und Kontra-Argumente, politische Parteien und die Quote, Lohngefälle zwischen Männern und Frauen. Eine Karikatur auf Farbfolie zum Einstieg, ein Multiple-Choice-Test zur Übung und ein anspruchsvoller Klausurvorschlag.
4 von 32 Frauenquote Wirtschaft und Wirtschaftspolitik Beitrag 14 III Ergänzendes Material www.zeit.de/karriere/beruf/2012-09/frauenquote-reding-eu-vorgabe ZEIT ONLINE hat sich im September 2012 mit dem Thema Frauenquote in der EU befasst und liefert wertvolle Informationen zum Entwurf von EU-Justizkommissarin Viviane Reding. Zudem lassen sich hier zahlreiche Argumente für und gegen eine Frauenquote finden sowie weitere interessante Links zum Thema. www.careers4women.de/news/artikel/a234/ Die Karriereplattform für Frauen careers4women stellt auf ihrer Internetseite die Quotenmodelle in anderen europäischen Ländern vor und geht dabei auch ausführlich auf die Auswirkungen ein. www.tagesschau.de/wirtschaft/frauenquote174.html Auch die Tagesschau widmet sich auf ihrem Internetportal den Hintergründen der Frauenquote in verschiedenen Ländern Europas. Ein weiterer Link führt zu einem Kurzporträt der insgesamt acht Frauen in DAX-Konzernen. Materialübersicht Stunde 1 Frauenquote was ist das? M 1 (Bd) Mehr Frauen in Führungsetagen? Ein Missverständnis M 2 (Ab) Frauenquote in der EU wieso, weshalb, warum? M 3 (Ab) Gesetzlich oder flexibel? Die verschiedenen Quotenmodelle M 4 (Tx) Gleicher Tarif für Frauen und Männer die Einführung der Unisex-Tarife Stunde 2 Wie sieht es mit der Frauenquote im europäischen Vergleich aus? M 5 (Ab) Chefsessel statt Vorzimmer? Weibliche Führungskräfte in Deutschland M 6 (Ab) Norwegen, Frankreich, Finnland Quotenmodelle in anderen Ländern Stunde 3 Brauchen wir eine verbindliche Frauenquote? M 7 (Ab) Wir diskutieren was spricht für oder gegen die Einführung der Frauenquote? M 8 (Tx) Frauenquote ja oder nein? Die politische Debatte in Deutschland M 9 (Fo) Gleiches Geld für gleiche Arbeit? Das Lohngefälle zwischen Männern und Frauen M 10 (Ab) Ist eine Frauenquote tatsächlich notwendig? Ein Fazit Lernkontrolle M 11 (Lk) M 12 (Kl) M 13 (Gl) Zehn Fragen zur Frauenquote testen Sie Ihr Wissen! Die Diskussion um die Frauenquote Vorschlag für eine Klausur Die wichtigsten Begriffe auf einen Blick ein Glossar Minimalplan Wenn Sie weniger Zeit zur Verfügung haben, können Sie wie folgt planen: Stunde 1 Mehr Gleichheit? Warum eine Frauenquote? M 2, M 4 Stunde 2 Was spricht für und was gegen eine Quote? M 5, M 7, M 9
Frauenquote 5 von 32 M 1 Mehr Frauen in Führungsetagen? Ein Missverständnis Aufgaben 1. Ergänzen Sie folgenden Satz, sodass eine sinnvolle Aussage entsteht: Unter dem Begriff Frauenquote verstehe ich Zeichnung: Christiane Pfohlmann 2. Beschreiben Sie die Karikatur. Welches Missverständnis liegt hier vor? 3. Was schätzen Sie: Wie hoch ist der prozentuale Anteil von Frauen in Deutschland auf der Chefetage der großen Konzerne? Geschätzter Anteil von Frauen in Chefpositionen in größeren Unternehmen:
Frauenquote 7 von 32 M 2 Frauenquote in der EU wieso, weshalb, warum? Frauen sind häufiger in niedrigeren Lohnklassen und schlechter bezahlten Berufssparten vertreten. In höheren Positionen gibt es nur wenige Frauen. Wie lässt sich das ändern? Der folgende Text stellt eine Maßnahme vor, die mehr Frauen in besser bezahlte Positionen bringen soll. Gibt es zu wenige Frauen in den Chefetagen? Ch. Pfohlmann Auf den Führungsebenen der meisten sind Frauen noch immer stark unterrepräsentiert. Wie aus einer Untersuchung des DIW in Berlin hervorging, haben mehr als 90 Prozent der 100 größten Unternehmen keine einzige Frau im. 2010 lag der Frauenanteil in den Vorständen der 200 größten Unternehmen gerade einmal bei 3,2 Prozent. Dies zeigt, dass freiwillige (wie bisher vorgesehen) nicht ausreichen, um eine deutlich erkennbare des Frauenanteils in Führungspositionen zu erreichen. Liegt dies womöglich daran, dass viele Frauen den beruflichen Aufstieg gar nicht wollen? Das Forschungsprojekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung Frauen in Karriere stellt genau das Gegenteil fest: Das Karrierewollen von Frauen bleibe oft verborgen, weil die Unternehmen keine angemessenen Bedingungen für sie bereitstelle. Daher wird eine gesetzlich festgelegte wieder als Lösungsansatz diskutiert, um eine Gesellschaft und Wirtschaft zu erreichen. Ein Gesetzentwurf für eine verbindliche Frauenquote in der EU immer von Frauen und Männern in EU-Justizkommissarin Viviane Reding hat einen vorgelegt, wonach die 27 EU-Staaten zur Einführung einer gesetzlichen Regelung verpflichtet werden sollen. Bis 2020 sollen demnach 40 Prozent aller börsennotierter Unternehmen mit Frauen besetzt werden. Wer sich nicht an diese Regelung halte, solle bestraft werden: mit Bußgeldern, dem Entzug staatlicher oder dem Ausschluss von öffentlichen Wettbewerben. Vorstandspositionen sollen von der Quote zunächst nicht betroffen sein. Kleine und mittlere Unternehmen, die weniger als 250 Mitarbeiter haben oder deren Jahresumsatz unter 50 Millionen Euro liegt, sind von der Richtlinie ausgenommen, da der und die zu investierenden Maßnahmen im Verhältnis zu hoch seien. Aufsichtsräte Erhöhung Frauenquote Gesetzentwurf Gleichstellung Selbstverpflichtungen Subventionen Unternehmen Verwaltungsaufwand Vorstand Aufgaben 1. Ergänzen Sie die Lücken im Text mit den Begriffen aus dem Kasten und erläutern Sie, was unter der sogenannten Frauenquote verstanden wird. 2. Weshalb wird überhaupt über die Einführung einer verbindlichen Frauenquote diskutiert? 3. Welcher Grundgesetzartikel wird im Kontext der Diskussion um die Frauenquote berührt? Tipp: Das Grundgesetz finden Sie im Internet unter diesem Link: www.gesetze-im-internet.de/gg/
Frauenquote 9 von 32 M 3 Gesetzlich oder flexibel? Die verschiedenen Quotenmodelle 5 10 15 20 Flexi-Quote oder gesetzliche Quote? Für eine gesetzliche Quotenvorgabe zur Frauenförderung setzt sich die Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen ein. Schließlich seien Frauen und Männer laut Artikel 3 des Grundgesetzes (GG) gleichberechtigt, und der Staat wache darüber, dass diese Gleichberechtigung auch umgesetzt werde. So fordert sie eine gesetzlich verankerte Frauenquote von 30 Prozent in allen Großunternehmen bis 2018. Sie ist der Überzeugung, dass es ohne Gesetz nicht gehen wird. Das zeigten die Erfahrungen in den letzten zehn Jahren. Die DAX-Konzerne hätten fast nichts bewegt. Wollten die Länder Europas international wettbewerbsfähig bleiben, dann gehe das nicht ohne Frauen an der Spitze. Per Gesetz müssten vor allem Sanktionen definiert werden, wenn die Konzerne die Vorgaben nicht einhielten. Auch die Grünen sind für eine feste Frauenquote in Unternehmen. Grünen-Chefin Claudia Roth meint, die freiwillige Selbstverpflichtung sei von Anfang an ein unzureichendes Instrument gewesen, das letztlich die Benachteiligung von Frauen in Unternehmen eher zementiert als verringert hätte. Bundesfamilienministerin Kristina Schröder wirbt dagegen für eine Zwei Frauen, zwei unterschiedliche Konzepte, sogenannte Flexi-Quote, um den Frauenanteil in Führungspositionen zu steigern. Diese sieht für Unternehmen eine Pflicht zur Selbstverpflichtung vor. Unternehmen müssen sich selbst eine individuelle (CDU) und Ursula von rechts Kristina Schröder Frauenquote setzen, diese veröffentlichen und einhalten, sonst drohen Sanktionen. Das schaffe Transparenz und fördere den wirtschaft- der Leyen (CDU). lichen Wettbewerb. Schröders Ziel ist es, Unternehmen gesetzlich zu verpflichten, eine Flexi-Quote für Vorstand und Aufsichtsrat zu beschließen. Das Modell der Flexi- Quote bezeichnet Schröder als ein Scharnier der Vernunft zwischen der notwendigen konsequenten Frauenförderung und dem Prinzip der unternehmerischen Freiheit. Eine gesetzliche Quote lehnt sie ab, da es absurd sei, allen Unternehmen von der Stahlindustrie bis hin zur Medienbranche dieselbe Einheitsfrauenquote zu diktieren. Die Flexi-Quote berücksichtige individuelle Ausgangsbedingungen, statt alle Unternehmen über einen Kamm zu scheren. Zudem würden selbst gesetzte Unternehmensziele von einem Unternehmen eher durchgesetzt werden, wohingegen eine verordnete Quote kaum akzeptiert werde. Auch das Bewusstsein im Unternehmen verändere sich dadurch nicht. 30 25 Nach: www.tagesschau.de/wirtschaft/frauenquote160~_page-3.html Foto: picture alliance/dpa Gesetzliche Quote Flexi-Quote Pro-Argumente Kontra-Argumente Aufgaben 1. Welche Argumente sprechen für bzw. gegen die jeweiligen Modelle? Ergänzen Sie die Tabelle. 2. Normal arbeitende Frauen brauchen flexiblere Arbeitszeiten statt starrer Aufsichtsratsquoten. Nehmen Sie zu dieser Aussage der Bundesfamilienministerin Stellung. 3. Welche Probleme könnten sich durch die Einführung einer gesetzlichen Frauenquote ergeben? 4. Welches der beiden Modelle würde Ihre Unterstützung finden? Begründen Sie Ihre Entscheidung.
Frauenquote 17 von 32 M 6 Norwegen, Frankreich, Finnland Quotenmodelle in anderen Ländern Frauenanteil in den höchsten Entscheidungsgremien der größten börsendotierten Unternehmen in Europa im Januar 2011 Norwegen Finnland Lettland Island Schweden Frankreich Niederlande Dänemark England Bulgarien Deutschland Tschechien Slowenien Slowakei Polen Spanien Österreich Belgien Rumänien Irland Italien Portugal 6 % 6 % Ungarn 5 % 10 % 9 % 12 % 11 % 11 % 11 % 13 % 26 % 25 % 25 % 22 % 19 % 15 % 15 % 42 % 27 % Anteil der Frauen Quelle: http://de.statista.com/statistik/daten/studie/76250/umfrage/frauenanteil-in-entscheidungsgremien-in-europa/ 1. Das Beispiel Norwegen Norwegen war das erste Land in Europa, das 2003 eine Frauenquote einführte. Danach muss der Aufsichtsrat aller börsenorientierten Unternehmen bis 2008 zu 40 Prozent aus Frauen bestehen. Der Anteil der Frauen stieg tatsächlich rasch an: Waren es 2007 bereits 25 Prozent, sprang der Frauenanteil 2008 auf 36 Prozent und 2009 sogar auf 40 Prozent. Die erfolgreiche Umsetzung des Quotengesetzes ist vor allem auf die Androhung harter Sanktionen zurückzuführen: Zwangsauflösung des Unternehmens, Verweigerung der Aufnahme ins Unternehmensregister sowie Geldstrafen. Das Beispiel Norwegen zeigt aber auch, dass ein Wandel ohne gesetzliche Quoten nicht funktioniert. So verpflichteten sich börsennotierte Unternehmen 2002 auf freiwilliger Basis, den Frauenanteil in den Verwaltungsräten (Vorstände und Aufsichtsräte) auf 40 Prozent zu erhöhen. Doch er stieg nur um wenige Prozentpunkte. Erst, als die 40-Prozent-Quote verbindlich eingeführt wurde und den Betrieben die Auflösung drohte, veränderte sich die Situation.
20 von 32 Frauenquote Wirtschaft und Wirtschaftspolitik Beitrag 14 III M 7 Wir diskutieren was spricht für oder gegen die Einführung der Frauenquote? Aufgabe Führen Sie eine Pro- und Kontra-Diskussion in der Klasse durch. Vorbereitung der Diskussion 1. Bilden Sie zwei Gruppen: Eine vertritt die Pro-Position (für eine Einführung der Frauenquote), die andere die Kontra-Position (gegen die Einführung der Frauenquote). 2. Einige Klassenmitglieder werden zu Beobachtern ernannt. 3. Besprechen Sie in Ihrer Gruppe, welches die wichtigsten Argumente zur Verteidigung Ihres Standpunktes sind. Schreiben Sie diese auf Kärtchen. Tipp: Gehen Sie in der Diskussionsvorbereitung auf folgende Aspekte ein. Pro Frauenquote: Ausbildungsniveau Bevölkerungsanteil Betriebsklima Geschlechtsspezifische Sozialisierung Unternehmensergebnisse Kontra Frauenquote: Unternehmerische Freiheit Leistung Stigmatisierung Branche Familie Durchführung der Diskussion 1. Beide Gruppen setzen sich gegenüber. Wechselseitig werden die Argumente ausgetauscht. Die Erwiderungen sollten sich immer genau aufeinander beziehen. 2. Die Beobachter dokumentieren den Argumentationsverlauf. Sie geben zum Abschluss eine Rückmeldung: Wurde auf ein Pro-Argument mit einem passenden Kontra-Argument reagiert? Waren die Argumente gleichwertig verteilt oder überwiegt ein Standpunkt? Wurden die Gesprächsregeln eingehalten? Zusatzaufgabe für Schnelle Glauben Sie, dass eine verbindliche Frauenquote zur Gleichstellung von Mann und Frau beiträgt? Begründen Sie Ihre Meinung.