Kosten- und Leistungsrechnung Maria Bogensberger Bahnhofplatz 5, A-9020 Klagenfurt, Tel.: 05 0536 22873-22879, Fax: 05 0536 22870, e-mail: kvak@ktn.gv.at http://www.verwaltungsakademie.ktn.gv.at
Kosten- und Leistungsrechnung Maria Bogensberger Quantum - Institut für betriebswirtschaftliche Beratung GmbH Folgende Ausführungen orientieren sich primär am ÖWAV-Arbeitsbehelf 41 Grundlagen und Aufbau der Kosten- und Leistungsrechnung in der Abwasserentsorgung. Donnerstag, 25. Februar 2016 1
KORE Ziel / Zweck Ziel: Ermittlung und Bereitstellung von transparenten und nachvollziehbaren betriebswirtschaftlichen Kosten für Leistungen im Bereich der Abwasserentsorgung. Zweck: (1) Steuerung und Kontrolle von Kostenentwicklungen (2) Preis-, Tarif-, Abwassergebühren- / Entgeltkalkulation, Kostenumlage (3) Voraussetzung zur Förderungseinreichung Kosten und Erlöse (aus KLR) Kosten (betriebswirtschaftlicher Begriff) = Wertmäßiger Verbrauch / Einsatz an Produktionsfaktoren, welcher zur Erstellung der betrieblichen Leistung in einer Abrechnungsperiode notwendig ist. Erlöse sind Einnahmen aus dem Bezug einer Leistung. Leistung Unter Leistung werden in der Kostenrechnung die erstellten Güter und Dienstleistungen verstanden, für die die eingesetzten Kosten anfallen. In der Kosten- und Leistungsrechnung spricht man daher von Kosten, die für die kostenverursachenden Leistungen angefallen sind z. B.: Abwasserentsorgungsleistungen. Donnerstag, 25. Februar 2016 2
I. Grundkosten- / Betriebskostenerfassung Ausgangsbasis: Teilabschnitt TA 851 Betriebe der Abwasserbeseitigung (oder TA 811 Abwasserbeseitigung) oder Rechnungsabschluss Verband / Unternehmen. Ausscheiden neutraler Ausgaben aus TA 851 / 811: D.s. Ausgaben aus Postengruppen 0-3 (z. B.: Anlagenanschaffungen, Rücklagenzuführungen, Darlehenstilgungen) und Fremdkapitalzinsen (Posten 650). Ausscheiden / Abgrenzung von Leistungen, die keine Abwasserentsorgungsleistungen sind. Donnerstag, 25. Februar 2016 3
Donnerstag, 25. Februar 2016 4
Ermittlung / Umlage Bauhofkosten 1/2 Ansatz 617000 - Bauhof Anordnungssoll gem. Rechnungsabschluss 1/617000/030000 Ankauf KfZ 5.324 1/617000/346000 Darlehenstilgung 75.345 Kosten Mitarbeiter Geräte Fahrzeuge Gemeinkosten 1/617000/400000 Geringwertige Wirtschaftgüter 320 320 320 1/617000/452000 Treibstoffe 5.430 5.430 5.430 1/617000/458000 Reinigungsmittel 308 308 308 1/617000/511000 Geldbezüge der VB in handw. Verwendung 66.900 66.900 66.900 1/617000/560000 Reisegebühren 251 251 251 1/617000/580000 Dienstgeberbeitrag zum Ausgleichsfond 4.172 4.172 4.172 1/617000/581000 Sonstige Dienstgeberbeiträge 19.510 19.510 19.510 1/617000/600000 Strom 1.365 1.365 1.365 1/617000/612000 Instandhaltung Gebäude 63 63 63 1/617000/614000 Instandhaltung Maschinen 4.253 4.253 4.253 1/617000/616000 Instandhaltung Fahrzeuge 8.630 8.630 8.630 1/617000/650000 Fremdkapitalzinsen 12.786 12.786 12.786 1/617000/670000 Versicherungen 3.560 3.560 2.785 775 1/617000/710000 Öffentliche Abgaben 166 166 166 1/617000/720010 Hausbesitzabgaben 1.423 1.423 1.423 1/617000/728000 Sonstige Ausgaben 4.879 4.879 4.879 1/617000/728000 Anteil Reinigung 870 870 870 Summe Ansatz 617000 - Bauhof 215.555 134.886 90.833 4.573 16.845 22.635 zuzüglich AfA lt. Vermögensverzeichnis AfA Fahrzeuge 36.215 36.215 36.215 AfA Maschinen 13.256 13.256 13.256 AfA Gebäude 3.520 3.520 3.520 AfA Betriebs- u. Geschäftsausstattung 687 687 687 Summe AfA lt. Vermögensverzeichnis 53.678 53.678 13.256 36.215 4.207 SUMME Ansatz 617000 - Bauhof inkl. AfA lt. Vermögensverz. 269.233 188.564 90.833 17.829 53.060 26.842 Donnerstag, 25. Februar 2016 5
Umlage Bauhof 2/2 Kosten Mitarbeiter Geräte Fahrzeuge Gemeinkosten Bauhof gesamt 188.564 90.833 17.829 53.060 26.842 Errechnung Kostenanteile ABA Std. geleistet für ABA Gesamtstunden Std.-Anteil ABA demnach Kostenanteil ABA demnach Gemeinkostenaufschlag *) Std.-Aufz. Std.-Aufz. Fahrtenbuch 145 2.676 5,42% Annahme 12,50% Annahme 14,00% 4.922 2.229 7.428 16,60% 817 370 1.233 Kostenanteile Bauhof relevant für ABA 5.739 2.599 8.661 *) 26.842 / (90.833 +17.829 + 53.060) * 100 = 16,60 %. Donnerstag, 25. Februar 2016 6
Ermittlung/Umlage Allgemeine Verwaltungskosten 1/2 Donnerstag, 25. Februar 2016 7
Ermittlung/Umlage Allgemeine Verwaltungskosten 2/2 Kosten Ansatz 010000 - Allg. Verw. inkl. AfA lt. Vermögensverzeichnis Errechnung Kostenanteile ABA (Verteilung nach Arbeitsstunden) Schätzung wöchentliche Arbeitsbelastung ABA in Stunden Gesamt geleistete Stunden pro Woche (lt. Verzeichnis RA) Stundenanteil demnach 188.521 Std.-Aufz. 8,00 120,00 6,67% Kostenanteil ABA demnach (gesamt) Gesamt % ABA 188.521 12.568 Personalkosten 138.869 9.258 Leistungen durch Dritte 18.520 1.235 Energiekosten (Strom u.brennstoffe) 4.340 289 Sonstige Betriebliche Kosten 13.756 917 Kapitalkosten (Afa) 13.037 869 Donnerstag, 25. Februar 2016 8
Ermittlung/Umlage Kosten Vertretungskörper Donnerstag, 25. Februar 2016 9
Ergebnis = Betriebsüberleitungsbogen Grundkosten 1/2 Donnerstag, 25. Februar 2016 10
Ergebnis = Betriebsüberleitungsbogen Grundkosten 2/2 Donnerstag, 25. Februar 2016 11
II. Ermittlung/Erfassung der kalkulatorischen Kosten Dazu erforderlich ist die Erstellung von: Anlagenspiegel / -verzeichnis Subventionsspiegel / -verzeichnis Beitragsspiegel / -verzeichnis Darlehensspiegel / -verzeichnis Donnerstag, 25. Februar 2016 12
Anlagenspiegel / -verzeichnis Donnerstag, 25. Februar 2016 13
Subventionsspiegel / -verzeichnis Donnerstag, 25. Februar 2016 14
Subventionsspiegel / -verzeichnis Donnerstag, 25. Februar 2016 15
Beitragsspiegel / -verzeichnis Donnerstag, 25. Februar 2016 16
Darlehensspiegel / -verzeichnis Zinsenaufteilung 1.324 917 4.845 7.086 Donnerstag, 25. Februar 2016 17
Kalkulatorische Kosten 1. Kalkulatorische AfA / Anlagenabschreibung = Anschaffungskosten dividiert durch Nutzungsdauer Grundlage für die Erfassung / Ermittlung der Anlagenkosten = Anlagenspiegel / Anlagenverzeichnis. Anlagenkosten werden in der KLR über die jährliche Wertminderung erfasst (= kalkulatorische AfA Anlagenabschreibung Abschreibung für Abnutzung). Kalkulatorische Ermittlung bedeutet: Zugrundelegung der technischen / tatsächlichen Nutzungsdauer (unabhängig von steuerrechtlichen Aspekten, daher bei Unternehmen meist Umrechnung erforderlich). Donnerstag, 25. Februar 2016 18
In der Kameralistik der Gemeinden / Verbände hingegen werden die Ausgaben für Anlagen im Jahr der Anschaffung - verbucht in Postengruppe 0 im ordentlichen oder außerordentlichen Haushalt erfasst (daher Anlagenspiegel erforderlich). Wenn Anschaffungen über Darlehen finanziert werden, dann fallen jährlich anteilige Zinsen und Tilgungen als Aufwendungen an. Tilgungsaufwendungen sind Finanzierungsaufwendungen und keine Kosten! In der Kosten- und Leistungsrechnung sowie in der Doppik werden die Anlagenkosten über AfA und nicht über Tilgungen dargestellt. Donnerstag, 25. Februar 2016 19
Erfassung der vollen Anschaffungs- / Herstellungskosten (inkl. Baunebenkosten ohne Abzug von Förderungen) und Anschaffungszeitpunkt (Jahr der Inbetriebnahme). Beginn der Anlagenabschreibung mit Inbetriebnahme bzw. Funktionsfähigkeitsprüfung. Aufgliederung der Anschaffungskosten in bauliche Anlagen, maschinelle Anlagen, elektrische Anlagen, Betriebs- und Geschäftsausstattung, EDV-Anlagen, Werkzeuge, Fahrzeuge, da unterschiedliche Nutzungsdauer pro Kategorie. Donnerstag, 25. Februar 2016 20
Die Nutzungsdauer in der KLR hat der technischen / tatsächlichen ND zu entsprechen. Ermittlung einer linearen AfA Kosten gleichbleibend über die ND der Anlage. Festlegung der ND: Entweder anhand der ND-Tabellen oder technische Feststellung. Donnerstag, 25. Februar 2016 21
Donnerstag, 25. Februar 2016 22
Donnerstag, 25. Februar 2016 23
2. Kalkulatorische Zinsen Kalkulatorische Zinsen in der KLR: Zinsen für Fremdkapital (Anderskosten) und Eigenkapital (Zusatzkosten) 2.1. Fremdkapitalzinsen Verzinsungsbasis = Gesamtkapital Ermittlung der Fremdkapitalzinsen: Entweder tatsächliche Zinsausgaben / Zinsaufwendungen oder kalkulatorische Zinskostenermittlung. 2.2. Eigenkapitalzinsen Ermittlung der Eigenkapitalzinsen: Durchschnittliches Eigenkapital [(1.1. + 31.12.) / 2] wird mit Zinssatz einer langfristigen inländischen Bundesanleihe (letzte begebene Bundesanleihe zum Zeitpunkt der Eigenkapitalzinsenermittlung; derzeit 1,5%) multipliziert. Donnerstag, 25. Februar 2016 24
Ermittlung durchschnittliches Eigenkapital (Nettomethode): Beim Kameralisten: Durchschnittlicher Jahresbuchwert aller Anlagen [(1.1. + 31.12.) / 2] 1 abzüglich der durchschnittlichen Restbuchwerte aus Subventionen und Beiträgen [(1.1. + 31.12.) / 2] 2 abzüglich des durchschnittlichen Darlehensstands der betrachteten Periode [(Darlehensstand per 1.1. + per 31.12.) / 2] 3. Beim Doppiker sind Subventionen und Beiträge zur Ermittlung der Eigenkapitalzinsen wie Fremdkapital zu behandeln (da sie dem Unternehmen von dritter Seite zur Verfügung gestellt wurden) und sind daher von der Basis für die Eigenkapitalverzinsung abzuziehen. 1) Zu entnehmen aus dem Anlagenspiegel / -verzeichnis. 2) Zu entnehmen aus dem Subventions- und Beitragsspiegel / -verzeichnis. 3) Zu entnehmen aus dem Darlehensspiegel / -verzeichnis. Donnerstag, 25. Februar 2016 25
Beispiel Berechnung Eigenkapitalzinsen kleine Gemeinde derzeit 1,5 % Donnerstag, 25. Februar 2016 26
3. Kalkulatorische Wagnisse Kalkulatorische Wagnisse für die Abdeckung von Gefahren und Risiken. Ansatzmöglichkeit Schadensfälle: Durchschnittliche Kosten für Schadensfälle, der letzten 5 Jahre (abzüglich Versicherungsentschädigungen) wenn kalk. Wagnis für Schadensfälle, dann Herausnahme der Kostenposition Schadensfälle aus BK (Post 690). Kalkulatorische Wagnisse werden u. a. gebildet für Wagnisse beim Anlagevermögen (Schäden durch Bruch, Brand, Hochwasser, Katastrophen Schadensverteilung 10 Jahre); Wagnisse bei Vorräten (Gefahr des Verlustes, Schwund, Entwendung, Veralterung); Wagnisse bei Forderungen und Finanzierungen (durch Einnahmenausfälle, Fremdwährungsverluste); Wagnisse aus Prozessverlusten (Gefahr, dass Gerichtsprozesse verloren werden und es zu zukünftigen Zahlungen kommt). Donnerstag, 25. Februar 2016 27
4. Sonstige kalkulatorische Kosten Zu den sonstigen kalkulatorischen Kosten zählen: kalkulatorische Mieten; kalkulatorische Verwaltungskosten; allgemeines kalkulatorisches Unternehmerrisiko; Sonstige. Donnerstag, 25. Februar 2016 28
III. Kostenauflösung / Kostenkorrektur Kalkulatorische AfA wird nach der Bruttomethode gebildet (Anschaffungskosten ohne Abzug der anteiligen Förderungen und Beiträge). Erhaltene Subventionen und Beiträge sind entsprechend zu berücksichtigen und reduzieren die Kosten (als Kostenauflösungs- bzw. Korrekturbuchung). Grundlagen: Subventions- / Beitragsspiegel Die erhaltenen Subventionen und Beiträge (Nominalbeträge) werden über die Nutzungsdauer der Anlagen aufgelöst: Entweder tatsächliche ND der subventionierten Anlagen ansetzen oder gewichtete durchschnittliche ND über alle subventionierten Anlagen ermitteln. Donnerstag, 25. Februar 2016 29
Behandlung der unterschiedlichen Förderungen / Subventionen und Beiträge: Nicht rückzahlbare Zuschüsse: Nominalwertansatz, ND- Auflösung Finanzierungszuschüsse laut UFG 1993: Förderbarwert = Nominalwert ND-Auflösung Anschlussbeiträge / -gebühren, Erweiterungs-, Nachtrags- und Ergänzungsbeiträge: Nominalwerte ND-Auflösung (bei nachträglichen, jährlichen Zuflüssen Pauschalauflösung mittels gewichteter ND oder über 50 / 25 Jahre) Zinsbegünstigtes Darlehen: Behandlung wie Fremdkapitalzinsen Beispiel Auflösung Anschlussbeiträge. Donnerstag, 25. Februar 2016 30
Einfaches Jahreserfordernis (Gebührenkalkulation) Donnerstag, 25. Februar 2016 31
Summe Kanal Kläranlage Verwaltung 1. Betriebskosten 0 0 0 0 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 1.6 1.7 Material- und Stoffkosten 0 Personalkosten 0 Leistungen durch Dritte 0 Energiekosten 0 Entsorgungskosten 0 Sonstige betriebliche Kosten 0 Verbandsanteil 0 2. Kapitalkosten 0 0 0 0 2.1 Kalkulatorische Anlagenabschreibung 0 2.2 Kalkulatorische Zinsen 0 0 0 0 2.2.1 2.2.2 2.3 2.4 2.5 Eigenkapitalzinsen 0 Fremdkapitalzinsen 0 Kalkulatorische Wagnisse 0 Sonstige kalkulatorischen Kosten Verbandsanteil 0 3. Kostenauflösung / Kostenkorrektur 0 0 0 0 3.1 3.2 3.3 Auflösung Subventionen - Korrektur Anlagenabschreibung 0 Auflösung Beiträge - Korrektur Anlagenabschreibung 0 Verbandsanteil 0 GESAMTKOSTEN vor Umlage Verwaltung 0 0 0 0 Umlage Verwaltungskosten GESAMTKOSTEN nach Umlage Verwaltung 0 0 0 Summe 5. Allgemeine Angaben 4. Erlöse 0 Abw assermenge [m³] 4.1 Laufende Einnahmen Anschlussgrad [%] 4.2 Laufende Einnahmen von Dritten 6. Ergebnis netto Abw asserpreis berechnet (EUR/m³) Kostendeckungsgrad (%) Donnerstag, 25. Februar 2016 32
Ermittlung des Liquiditätserfordernisses NOTWENDIGKEIT der Ermittlung des Liquiditätserfordernisses, wenn KLR als Kostenumlage / Gebühren- / Entgeltermittlungsgrundlage verwendet wird (auch beim Doppiker). Einfache Liquiditätsermittlung: Der Übergang von der Kosten- und Leistungsrechnung zur Liquiditätsrechnung lässt sich vereinfacht wie folgt ermitteln: Liquiditätsberechnung Liquiditätsberechnung Betrachtungsjahr 2011 Grundkosten / Betriebskosten 103.176 + tatsächliche Tilgungen 132.000 + tatsächliche Fremdkapitalzinsen 35.210 - Finanzierungszuschüsse -37.555 -/+ sonstige Zuflüsse / Abflüsse 0 GESAMTAUSGABEN im Betrachtungsjahr / Liquiditätserfordernis 232.831 Donnerstag, 25. Februar 2016 33