Art des Praktikums: Famulatur GHANA - TAMALE Person: Name: E-Mail-Adresse: Karla Tschabuschnig karla.tschabuschnig@gmx.net Einsatzland / Einsatzort: Land Stadt Amtssprache Empfohlene Impfungen Tollwut Ghana Tamale Englisch Gelbfieber, Cholera, Meningokokken, Typhus, Kultur, Sprachen, Religionen, Ausbildungssystem etc.: Die Kultur und Sprache hängt vom jeweiligen Stamm ab. In der Northern Region wird hauptsächlich Dagbani gesprochen, aber es können die meisten Menschen auch Englisch. Im Norden überwiegen Muslime, im Süden Christen. Das Medizinstudium dauert 7 Jahre, wobei die ersten 2 Jahre Grundlagen in Chemie, Anatomie usw umfassen und das letzte Jahr sehr praxisorientiert ist. Gesundheitsprofil des Landes / der Region: Übertragbare Erkrankungen: Ich habe auf der Station sehr viele Hepatitis Fälle gesehen und auch HIV positive Patienten (ca. 1.8 % der Bevölkerung), es wurden auf Verdacht Aids-Tests angefordert und PEP war möglich. Außerdem habe ich eine Österreicherin getroffen, die beim Füttern von einem Affen gebissen wurde und deswegen postexpositionell Tollwutimpfungen bekommen hat. Malaria ist eine der Haupttodesursachen in Ghana und jeder meiner Studienkollegen von dort hatte ca. 1mal pro Jahr Malaria. Ernährungszustand: Allgemein waren die Menschen zwar dünn, aber niemand hat wirklich gehungert. Einige Kinder waren fehlernährt und es gibt eine Malnutrition-Abteilung auf der Pädiatrie. Zugang zu Gesundheiteinrichtungen (Spitäler, Versorgung vor Ort): Das Tamale Teaching Hospital ist das bestausgestattete Krankenhaus der Northern Region und hat deswegen ein sehr großes Einzugsgebiet. Viele Patienten müssen einige Stunden fahren um eine medizinische Versorgung zu erhalten. Ansonsten gibt es in allen Dörfern einen Medizinmann der traditionell behandelt und dieser wird auch von vielen noch vor einem westlichen Arzt aufgesucht. Rettungsautos werden prinzipiell nur für den Interhospitaltransport gebraucht und Notfälle kommen mit dem Taxi. Die meisten Menschen sind versichert, aber die Versicherung deckt nicht alle Medikamente und Eingriffe ab (z.b.: Röntgen wird gezahlt, aber CT muss von den Angehörigen bezahlt werden (ca. 35 Euro)). Falls man nicht
versichert ist, müssen die Angehörigen die Kosten übernehmen. Ausbildungsstätte: Das Tamale Teaching Hospital ist wie der Name schon sagt, eine Universitätsklinik. Es wird gerade renoviert und der neue Teil ist sehr schön und gut ausgestattet, während der alte Teil zu dem meine Station (Interne) gehört hat ziemlich heruntergekommen ist. Das erste was einem auf der Internen auffällt ist, dass die Patienten im Durchschnitt um die 40 Jahre alt sind. Allgemein hat es viele Hepatitis- Patienten mit Leberzirrhose gegeben. Auch Nierenversagen (es gibt keine Dialyse in Tamale), Herzversagen, Asthma und Meningitis waren häufig. Mit Malaria kommen meistens nur Kinder, da schwere Verläufe bei Erwachsenen selten vorkommen und meist in kleineren Einrichtungen behandelt werden. Außerdem habe ich 4 Fälle von Schlangenbissen gesehen und es kommen auch Schlaganfälle auf die Interne. Die einheimischen Studenten sind sehr schön angezogen, also Anzug für Männer und Kleider oder Hosenanzüge für Frauen. Bei Austauschstudenten ist es egal wie sie angezogen sind, aber die Patienten legen sehr viel Wert auf das Äußere und man fühlt sich elegant angezogen wohler. Auf der Station haben die Studenten einen weißen Mantel an und den sollte man mitnehmen. Außerdem wären ein Stethoskop, eine Uhr, ein Stauschlauch und Desinfektionsmittel hilfreich. Falls man eines hat kann ein Pulsoxy auch nicht schaden. Für OP/Kreissaal braucht man Scrubs, eine OP-Haupe und - Schuhe. Man kann aber auch alles vor Ort kaufen (es gibt dort lustige Scrubs mit Winnieh Pooh oder Biene Maja-Aufdruck :-) ) Arbeit und Ausbildung: Ich war zuerst auf der Internen mit den Studenten aus dem 7. Jahr unterwegs. Ca zwischen 8-9 in der Früh haben die Studenten mit den Ärzten eine Morgenbesprechung wo neue Patienten diskutiert werden. Jeder Student bekommt einen Patienten zugeteilt, bei dem er dann die Anamnese erhebt und dieser wird bei der Visite präsentiert. Leider sind dann immer 20 Studenten im Raum und deswegen ist es teils schwer etwas zu verstehen und wenn dann alle anfangen einen Patienten abzuhören kann das auch ziemlich lange dauern. Nach der Visite hat jeder Zeit seine Patienten ausreichend zu untersuchen und viele Studenten kommen auch am Nachmittag wieder um nach ihren Patienten zu sehen. Einmal in der Woche kommen die Studenten ins Out Patient Department wo auch wieder eine Gruppe von Studenten einen Patienten zugeteilt bekommt. Dann gibt es am Nachmittag meistens Vorlesungen zu verschiedenen Themen, die man als Austauschstudent aber nicht besuchen muss. Außerdem kann man Nachtschichten im Emergency Room mitmachen, wo auch die Studenten eingeteilt werden. Nachdem auf der Station so viele Studenten waren habe ich meine Zeit in den letzten 2 Wochen im Emergency Room verbracht. Dort gibt es 2 Emergency Mediziner, 2 House Officer (wie Turnusärzte) für Chirurgie und 2 House Officer für innere Medizin. Dort bin ich um ca. 10 hingekommen und am Nachmittag je nachdem wie ich wollte wieder gegangen. Meistens habe ich mich an die House Officer drangehängt und mit ihnen Anamnese erhoben, Blutdruck
gemessen, perkutieret, auskultiert, EKG, Röntgen, CT befundet usw. Leitung legen und Blutabnehmen ist dort prinzipiell Schwesterntätigkeit aber man darf es machen, wenn man fragt. Eigeninitiative ist sehr wichtig um mehr zu machen. Betreut worden bin ich dort sehr gut von den Studenten, die für AMSA gearbeitet haben und einem Tutor, der zwischendurch mal gefragt hat wie es mir so geht und was ich mache. Auch die Stationsärzte waren immer nett und bemüht um mich. Ansonsten ist es auch kein Problem die anderen Stationen zu besuchen. Ich habe mir auch die Pädiatrie, den Kreissaal und die Chirurgie angesehen. Auf der Pädiatrie gibt so etwas wie Miniabteilungen für verschiedene Krankheitsbilder (z.b.: Lunge, Tierbisse, Notfall, Malnutrition). Auf der Chirurgie haben sie moderne Operationssäle und es gibt viele interessante Krankheitsbilder wie z.b: Meningomyelocele zu sehen, aber leider dürfen Studenten nicht assistieren. Einheimische Studenten müssen vor der Gynprüfung mindestens 25 Geburten selbst gemacht haben als Famulant hat man auch die Möglichkeit dazu. Wohnen und Essen: Wir waren in einem Studentenheim ca. eine halbe Stunde zu Fuß über einen Feldweg vom Krankenhaus entfernt untergebracht. Ich war mit einer Famulantin aus Wien und einer einheimischen Studentin im Zimmer. Das Hostel war sauber und gemütlich. Leider hat unsere Wasserpumpe nicht so gut funktioniert und deswegen haben wir selten fließendes Wasser genossen, aber es gibt einen Brunnen im Hof und 2 Regentonnen voll Wasser vor dem Badezimmer. Zum Essen und für ein Getränk bekommt man für jeden Werktag einen Gutschein fürs Krankenhaus. In der Krankenhausküche gibt es zur Auswahl Banku, Fufu, Kenkey, Red-Red und verschiedene Reisvariationen und dazu kann man Fisch, Huhn, Ei oder Rind wählen. Das Essen ist gut, aber nach einiger Zeit eintönig. Man isst übrigens mit der rechten Hand, man bekommt nur ab und zu einen Plastiklöffel. Finanzielles: Mit welchen Ausgaben muss man rechnen? Ich habe für den Flug ca. 1000 Euro bezahlt Versichert war ich dort während dem Urlaub über Visa und Allianz bietet eine Versicherung um 37 Euro für das Praktikum an (es gibt dazu in Graz von der AMSA aus einen Infotag ungefähr im März) Dort habe ich ca. 800 Euro mit Ausflügen und Souvenirs gebraucht Welche Internetadressen empfiehlst Du: Bei Youtube: Azonto eingeben (falls man wissen will wie dort getanzt wird) Welche Bücher kannst Du empfehlen: Ich habe den Bradt Travel Guide und einen deutschen Reiseführer mitgehabt und sie waren beide okay, aber viele Telefonnummer haben in beiden Fällen
nicht mehr gestimmt. Die Studenten dort haben alle dass Oxford Handbook of Clinical Medicine (ist allerdings billiger wenn man es sich dort kauft) Fotos: Tamale Teaching Hospital (neuer Teil) Die Krankenhauskantine
Das Studentenheim Freier Teil: Ghana ist ein wunderschönes Land mit unglaublich netten Menschen. Mein Aufenthalt war genau so wie ich mir Afrika vorgestellt hatte mit guten und schlechten Seiten. Einerseits waren da die Probleme im Krankenhaus, der Müll auf den Straßen, der Lärm, die Hygieneprobleme und andererseits hat es so viele hilfsbereite Menschen gegeben, Kinder die einem nachlaufen, Frauen mit bunten Kleidern und Tiere auf der Straße. Im Norden Ghanas leben sehr viele Menschen noch in runden Lehmhütten, Vielehe ist erlaubt und man muss sich in kleineren Dörfern bei der Ankunft dem Häuptling vorstellen. Nachdem man mit einheimischen Studenten zusammenlebt muss man sich daran gewöhnen, dass viele keine fixen Schlafzeiten haben und um 1 in der Früh anfangen laut fernzusehen oder zu beten. Allgemein ist Religion und Glaube sehr wichtig, aber Christen und Moslems leben ohne Probleme zusammen und akzeptieren sich. Wir haben zum Beispiel im Studentenheim eine riesige Party zum Id (Ende des Ramadan) gemacht. Es gibt 3 Diskos im Moment in Tamale und dort kann man bis in der Früh Azonto tanzen. Es gibt auch 3 Supermärkte in der Stadt, aber es empfiehlt sich auf dem bunten Markt einzukaufen. Unser Haupttransportmittel waren shared taxis, wobei sich teilweise auch 8 Leute in ein Auto quetschen. Überfälle sind selten, kommen aber vor und man sollte sobald es dunkel ist zum Hostel ein Taxi nehmen. Ich könnte jetzt noch ewig weiterschreiben aber am besten ist es einfach hinfahren und es selber erleben!