Jugend im Nationalsozialismus Grundlagentext: Barbara Hohmann, Erziehung im Nationalsozialismus flink wie ein Windhund, zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl (...) In seinem Buch Mein Kampf fixierte Hitler auch seine Gedanken zur Erziehung der Jugend, die später zum Dogma des Nationalsozialismus wurden. Im Mittelpunkt stand ein völkischer Staat, in dem das Heranzüchten kerngesunder Körper wichtiger sein sollte als das Einpumpen bloßen Wissens. Die Stärkung von Entschlussfreudigkeit und Willenskraft, Disziplin, Wagemut, Angriffsgeist, Zähigkeit und Durchhaltevermögen war nach Hitler für eine Volksgemeinschaft wertvoller als die Ausbildung geistreicher Schwächlinge. Körperliche Ertüchtigung sollte jungen Volksgenossen die Überzeugung geben, anderen unbedingt überlegen zu sein. Hitler wollte die gesamte Bildungs- und Erziehungsarbeit darauf ausrichten, Rassesinn und Rassegefühl instinkt- und verstandesmäßig in Herz und Gehirn der Jugend hineinzubrennen. Diese von Herwig Blankertz als Unpädagogik bezeichneten Erziehungsmaximen wurden im NS-Staat schrittweise verwirklicht. Nach der Machtergreifung schufen die Nationalsozialisten einen lückenlosen Erziehungsstaat, dessen vorrangiges Ziel die körperliche und seelische Vorbereitung der Jugend auf den als Selbstbehauptungskampf des deutschen Volkes propagierten Krieg war. Darum wurde Tugenden wie Treue und Opferwilligkeit zunehmend eine größere Bedeutung beigemessen als den Inhalten von Lehrplänen und in der jungen Generation des deutschen Volkes die Bereitschaft gefördert, das eigene Leben für Führer und Volk zu opfern. Voraussetzung für den Erfolg der Nationalsozialisten war eine raffinierte Mischung von Propaganda und völkischer Ideologie mit einem pseudo-christlich-religiösen Kern. Die Angst vor der Gestapo allein hätte den NS-Staat nicht ermöglicht. Eine festgefügte Weltanschauung und ein begeisternder Mythos gaben vielen Deutschen das Gefühl von Verbundenheit und Zugehörigkeit. Dazu kam ein systematisch aufgebauter Führer-Kult, der von Goebbels nach der Machtergreifung gefestigt und in neue Dimensionen getrieben wurde. Adolf Hitler war als Führer und Vorbild allgegenwärtig. Jeder hörte zwischen Erwachen und Schlafengehen ungezählte Male Heil Hitler. Fahnen, Hakenkreuze und Uniformen prägten das alltägliche Bild. Plakate und Wandparolen sorgten für eine ständige gezielte Beeinflussung. Ein besonders ausgewählter Teil der Jugend wurde in Napola und Ordensburgen als zukünftige Elite ausgebildet, die Mehrheit aber erlebte die Normalität in Schule und Hitlerjugend. Erziehungswirklichkeit 1. In der Schule Den Nationalsozialisten war es innerhalb kurzer Zeit gelungen, die bei der Machtergreifung vorhandenen schulischen Einrichtungen und außerschulischen Organisationen für ihre Zwecke zu missbrauchen. Im NS-Lehrerbund wurden Lehrer davon überzeugt, dass Wehrerziehung das Kernstück der gesamten Erziehungsverantwortung zu sein habe. Unterrichtsmodelle und zusätzliche Materialien zu aktuellen Lernzielen glorifizierten den Krieg und weckten Hass auf die Feinde Deutschlands. Das waren all die Personen, die dem Führer die Gefolgschaft versagten: Neben Franzosen, Engländern und Slaven auch Katholiken, Protestanten, Zigeuner, Zeugen Jehovas, Freimaurer und besonders die Juden. Maßstab für das gesamte Erziehungsgeschehen war der Führer Adolf Hitler, der 1
Deutschland von der Demütigung durch den Versailler Vertrag befreit hatte. Seine pädagogischen Ideen wurden zunächst durch Erlasse und Verfügungen von miteinander konkurrierenden Dienststellen aufgegriffen. Dabei wurde Mathematik zur abendländischen Mathematik und zum arischen Kulturgut umstrukturiert. Rechenaufgaben wurden im neuen Geist gestellt und handelten vorwiegend von Flugzeugen, Bomben, Kanonen und Schießgewehren. Das Fach Biologie wurde durch Rassenkunde ergänzt; diese galt auch in den Fächern Deutsch, Geschichte und Erdkunde als Unterrichtsprinzip. Das Hetzblatt Der Stürmer von Julius Streicher bot Themen für Aufsätze zur Rassenschande. Im Mittelpunkt des Deutschunterrichts stand eine so genannte Deutschkunde mit einer volkhaften Dichtung, während im Sportunterricht Boxen, Fußball und Geländesport eine immer größere Rolle spielten. Die Sportstunden wurden auf drei, später sogar auf fünf Stunden erhöht. Bei Aufnahme- und Abschlussprüfungen hatten Leistungen im Sport ein besonderes Gewicht. Unfähigkeit im Sport hatte die Entlassung von der Schule zur Folge. Geschichtsunterricht wurde das Kernfach einer politischen Erziehung mit dem Ziel, eine begeisternde, heldische Weltanschauung zu vermitteln und den Wehr- und Rassegedanken planmäßig zu fördern. Selbst der Religionsunterricht war Unterricht im Nationalsozialismus: Er begann und endete mit Heil Hitler, die Pläne Gottes und des Führers galten als gleichwertig, das Alte Testament wurde abgelehnt als Spiegelbild jüdischen Geistes und das positive Christentum der Deutschen Christen vermittelte Jesus als Held, der von den Juden erschlagen wurde. Ab Frühjahr 1934 gab es wöchentlich einen Deutschen Tag zur körperlichen wie politischen Erziehung der Schuljugend. Die NS-Ideologisierung fand sehr schnell Eingang in die Volksschulen. In den höheren Schulen wurde zunächst noch versucht, eine leistungsorientierte Lernschule aufrecht zu halten. Doch ab 1937 wurden vom Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung allgemein verbindliche Richtlinien erlassen, die die NS-Intention auch hier durchsetzen sollten. Eine amtliche Verlautbarung dieses Ministeriums aus dem Jahre 1938 legte fest, dass die NS-Weltanschauung nicht Gegenstand oder Anwendungsgebiet des Unterrichts, sondern sein Fundament sei. 2. In der Hitlerjugend Der Einfluss auf die deutsche Jugend durch die NS-Ideologie war nicht auf die Schule begrenzt. Vor allem in der Hitlerjugend wurde der Typ geprägt, den Hitler mit dem Schlagwort als flink wie ein Windhund, zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl idealisierte. Schon im Jahre 1926 war es unter der Leitung Kurt Grubers durch einen Zusammenschluss einiger Jugendgruppen zu einer Großdeutschen Jugendbewegung gekommen. Sie wurde auf Vorschlag von Julius Streicher Hitlerjugend, Bund deutscher Arbeiterjugend genannt. Zu diesem Zeitpunkt war die Organisation eine Art Jugendabteilung der SA. 1930 wurde mit dem Bund deutscher Mädel die Jugendarbeit auch auf Mädchen ausgedehnt und ein Jahr später der Bund deutsches Jungvolk angegliedert. Zuständig für die Hitlerjugend, den NS- Schülerbund und den NS-Studentenbund war der Reichsführer der NSDAP und Reichsjugendführer Baldur von Schirach. In seinen Reden stellte Baldur v. Schirach der Hitlerjugend wiederholt den Opfertod als Sinngebung des Lebens dar und verband das deutsche Heldentum mit religiösen Dimensionen. Er versuchte die deutsche Jugend davon zu überzeugen, dass ihre Aufgabe in der selbstlosen Hingabe an das Werk des Führers lag. Für ihn war der politische Führer Adolf Hitler mit übermenschlicher Legitimation ausgestattet. Im Jahre 1938 rühmte sich v. Schirach selbst als mitverantwortlich und mitgestalterisch für die NS-Erziehung. Er förderte den Glauben an den Führer in einer begeisterungsfähigen Jugend und legte so die Grundlagen für die spätere totale Einsatzbereitschaft im Krieg. 2
Großen Zulauf hatte die Organisation durch den Reichsjugendtag am 1./2. Oktober 1932 in Potsdam erhalten. Die rund 70 000 jugendlichen Teilnehmer waren stundenlang an Hitler vorbeimarschiert. Nach der Machtergreifung verstand es Baldur von Schirach, die Hitlerjugend als Teil einer weit über eine Partei-Jugend hinausgehende völkisch-nationale Bewegung mit Hitler als Repräsentanten darzustellen. Die Hitlerjugend sollte sowohl die Gesamtheit der Jugend als auch den gesamten Lebensbereich des jungen Deutschen erfassen. V. Schirachs Ziel war die totale Abhängigkeit der Jugend und die Zerschlagung aller politischen, konfessionellen, bündischen und autonomen Jugendorganisationen mit 5 6 Millionen Mitgliedern. Während die jüdischen und sozialistischen Jugendverbände 1933 sehr schnell verboten wurden, konnten die katholischen Jugendbünde ihre Selbstständigkeit noch einige Zeit behaupten. Andere Gruppen traten geschlossen in die Hitlerjugend ein. Innerhalb kurzer Zeit setzte die Organisation der Hitlerjugend ihren Totalitätsanspruch durch und übernahm viele Funktionen in den Bereichen der traditionellen Jugendarbeit. Der von der ersten deutschen Jugendbewegung des Wandervogels übernommene Lebensstil mit Führerauslese, Selbsterziehung, Fahrten, Lagern, Volksliedern und einheitlicher Tracht verstärkte in der jungen Generation die Sehnsucht nach dem eigentlichen Leben außerhalb der Familie in Heimen und Lagern der Hitlerjugend. Dort lernten sie, dass Kerle von tadellosem Charakter auch ohne Schulwissen durch das Leben kommen konnten. Neben der Stunde der jungen Nation im Rundfunk wurde in wöchentlich regelmäßigen Gruppentreffen und während der Ferien in Zeltlagern intensiv Einfluss auf die Jugend genommen. Hitlers demonstrativ dargestellte Zuneigung zur Jugend stärkte ihr Selbstwertgefühl und gab ihr das Bewusstsein, ein eigenständig anerkannter Teil der NS- Volksgemeinschaft zu sein. Propaganda und Schulung nahmen einen breiten Raum ein. Im Jahr 1934 wurden allein 50 000 Jugendführer ausgebildet. Dabei wurde den oft noch sehr jungen Menschen ihre große Bedeutung für den Staat vermittelt. Im Laufe der Zeit verstärkte das NS-Regime den Druck auf die Bevölkerung. Beamte wurden verpflichtet, ihre Kinder in die Hitlerjugend zu schicken und Lehrern wurden Disziplinarmaßnahmen angedroht, falls sie Schüler nicht nachdrücklich genug zum Eintritt in die Hitlerjugend veranlassten. Ende 1936 waren etwa 60 % der Jugendlichen in der Hitlerjugend organisiert. Nach Ausbruch des Krieges brach die Konzeption der Jugendführung zusammen. Bis zum Frühjahr 1940 wurden 95 % der HJ-Führer eingezogen. Von diesem Zeitpunkt an bestand der Dienst in der Hitlerjugend überwiegend aus Aufräumaktionen, Luftschutzdienst oder Sammelaktionen z.b. für das Winterhilfswerk. http://www.zukunft-braucht-erinnerung.de/erziehung-im-nationalsozialismus/ Material: Q1 Aus einer Rede Hitlers in Reichenberg am 2.12.1938 Der Staat hat seine gesamte Erziehungsarbeit in erster Linie nicht auf das Einpumpen bloßen Wissens einzustellen, sondern auf das Heranzüchten kerngesunder Körper. Erst in zweiter Linie kommt dann die Ausbildung der geistigen Fähigkeiten. [...] Meine Pädagogik ist hart. Das Schwache muss weg-gehämmert werden. Es wird eine Jugend heranwachsen, vor der sich die Welt erschrecken wird. Eine gewalttätige, herrische, unerschrockene, grausame Jugend will ich. [...] Ich werde sie in allen Leibesübungen ausbilden lassen. So merze ich die Tausende von Jahren der menschlichen Domestikation aus. Ich will keine intellektuelle Erziehung. Mit Wissen verderbe ich mir die Jugend. Aber Beherrschung müssen sie lernen. Sie sollen mir in den schwierigsten Proben die Todesfurcht besiegen lernen. Das ist die Stufe der heroischen Jugend. Aus ihr wächst die Stufe des Gottmenschen. 3
Diese Jugend lernt ja nichts anderes als deutsch denken, deutsch handeln. Wenn diese Knaben mit zehn Jahren in unsere Organisation hineinkommen, dann kommen sie vier Jahre später vom Jungvolk in die Hitlerjugend, und dort behalten wir sie wieder vier Jahre, und dann nehmen wir sie in die Partei. Dann kommen sie in den Arbeitsdienst, dann übernimmt die Wehrmacht zur weiteren Behandlung auf zwei Jahre, und dann nehmen wir sie in die SA, SS und so weiter, und sie werden nicht mehr frei ihr ganzes Leben und sie sind glücklich dabei. (Völkischer Beobachter vom 4.12.1938) Q2 Erlass des Reichsministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung vom 15. Dezember 1939: Richtlinien für das Unterrichtsfach Geschichte in der Volksschule Die politische Erziehung in der Volksschule gründet sich in erster Linie auf den Geschichtsunterricht, der die Kinder mit Ehrfurcht vor unserer großen Vergangenheit und mit dem Glauben an die geschichtliche Sendung und die Zukunft unseres Volkes erfüllen soll. Er richtet den Blick auf den schicksalhaften Kampf um die deutsche Volkwerdung, bahnt das Verständnis für die politischen Aufgaben unseres Volkes in der Gegenwart und erzieht die Jugend zu freudigem, opferbereitem Einsatz für Volk und Vaterland. Zur Erreichung seines politischen Zieles rückt der Geschichtsunterricht das politische Geschehen in den Vordergrund; doch dürfen auch die wirtschaftlichen und kulturellen Fragen nicht vernachlässigt werden. Dabei sind die im deutschen Volk wirksamen rassischen Grundkräfte vorwiegend nordischer Artung nachdrücklich herauszustellen und vor allem in den großen Leistungen unseres Volkes und seiner Führer lebendig zu machen. Heldischer Geist und Gedanke des Führertums in germanischdeutscher Ausprägung sollen den gesamten Geschichtsunterricht erfüllen, die Jugend begeistern und den Wehrwillen wecken und stärken. An geeigneten Stellen ist den Kindern, vor allem in Mädchenklassen, auch vorbildliches deutsches Frauentum vor Augen zu führen. [ ] letztes Ziel ist, die Kinder bereits in [ ] frühem Alter für unser Volk und seinen Führer zu begeistern. M3 Zahl der Mitglieder der Hitler-Jugend 1932 100.000 1939 8,7 Mio. (nach: http://www.dhm.de/lemo/html/nazi/organisationen/jugend/; Zugriff 20.02.2017) Q4 Ein Abiturient blickt Ende der 1940er Jahre auf seine Zeit in der Hitlerjugend zurück: Diese Kameradschaft, das war es auch, was ich an der Hitlerjugend liebte. Als ich mit zehn Jahren in die Reihen des Jungvolks eintrat, war ich begeistert. Denn welcher Junge ist nicht entflammt, wenn ihm Ideale, hohe Ideale wie Kameradschaft, Treue und Ehre, entgegengehalten werden. Ich weiß noch, wie tief ergriffen ich dasaß, als wir die Schwertworte des Pimpfen lernten: Jungvolkjungen sind hart, schweigsam und treu; Jungvolkjungen sind Kameraden; des Jungvolkjungen Höchstes ist die Ehre!" Sie schienen mir etwas Heiliges zu sein. - Und dann die Fahrten! Gibt es etwas Schöneres, als im Kreis von Kameraden die Herrlichkeiten der Heimat zu genießen? Oft zogen wir am Wochenende in die nächste Umgebung von K. hinaus, um den Sonntag dort zu verleben. Welche Freude empfanden wir, wenn wir an irgendeinem blauen See Holz sammelten, Feuer machten und darauf dann eine Erbsensuppe kochten! [...] Und es ist immer wieder ein tiefer Eindruck, abends in der freien Natur im Kreise um ein kleines Feuer zu sitzen und Lieder zu singen oder Erlebnisse zu erzählen! Diese Stunden waren wohl die schönsten, die uns die Hitlerjugend 4
geboten hat. Hier saßen dann Lehrlinge und Schüler, Arbeitersöhne und Beamtensöhne zusammen und lernten sich gegenseitig verstehen und schätzen. (Zit. nach: Hass, Kurt; Goes, Albrecht (Hrsg.), Jugend unterm Schicksal. Lebensberichte junger Deutscher 1946-1949, Wegner-Verlag, Hamburg 1950, S. 61 ff.) Q5 Herbert K., geboren 1926, erinnert sich an seinen Alltag, als er etwa 10 bis 12 Jahre alt war und in Berlin-Zehlendorf zur Schule ging: Es sind nicht alle Jungs aus meiner Klasse in die HJ gegangen. Ich kann mich entsinnen, dass zwei nicht mitgemacht haben. Der Vater von dem einen war ein SPD-Mann - das habe ich aber erst später erfahren. Den Vater haben sie fürchterlich maßgenommen 1933, und da hat er gesagt: Eher geht ein Kamel durchs Nadelöhr, als dass mein Sohn zur HJ geht". Der ist also sehr lange nicht hingegangen. In der Schule wurde das vollständig ignoriert, auch unter den Klassenkameraden. Wir haben ihn nur öfter in den Hintern getreten oder fürchterlich gezwickt, wenn er bei der Fahnenweihe oder einer Feier nicht den Arm heben wollte. Da haben wir gesagt: Heb den Arm hoch, du dämlicher Hund. Dein Vater ist doch nicht da, nun mach doch mal". Dann hat ihm einer den Arm hochgerissen, damit er mit dem deutschen Gruß dastand. [...] (aus: Arbeitsgruppe Pädagogisches Museum (Hrsg.), Heil Hitler, Herr Lehrer. Volksschule 1933-1945. Das Beispiel Berlin, Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 1983, S. 87 f., zit. nach: Hans-Jürgen Lendzian/Wolfgang Mattes (Hrsg.), Zeiten und Menschen, Bd. 4, Schöningh Verlag im Westermann Schulbuch Verlag GmbH, Paderborn 2002, S. 117.) Q6 Aus den 1979 veröffentlichten Erinnerungen des Schriftstellers Max von der Grün: Es war Pflicht, die Fahne mit erhobenem Arm zu grüßen. Er [ein Schulkamerad] vergaß es. Daraufhin rannte der Fähnleinführer aus der Kolonne und streckte den Jungen mit zwei Faustschlägen nieder, sodass er aus Mund und Nase blutete. Kein Wunder, denn der Fähnleinführer war 18 Jahre und stark, mein Schulkamerad gerade 13 und schmächtig. Nirgendwo konnte er sich darüber beschweren, geschweige denn den Fähnleinführer wegen Körperverletzung anzeigen. Niemand hätte dem Jungen recht gegeben [...]. Die Fahne im Dritten Reich nicht zu grüßen, war kein Vergehen, es war ein Verbrechen. (aus: Grün, Max von der, Wie war das eigentlich? Kindheit und Jugend im Dritten Reich, Luchterhand Verlag, Darmstadt 1979, S. 141) Q7 Werbeplakat HJ 1933 5