UNIVERSITÄT HOHENHEIM

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UNIVERSITÄT HOHENHEIM FAKULTÄT AGRARWISSENSCHAFTEN; Institut für Nutztierwissenschaften Korinna Huber

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Entwicklung der Vormägen L = Labmagen P = Pansen B = Blättermagen H = Haube P P P P L L L L B H Entwicklung Vormägen 1. 3. Monat Zunehmende Aufnahme von festem Futter

Entwicklung der Vormägen Milch + Starter futter Heu, Grassilage Weide Speicheldrüsenentwicklung Besiedelung mit anaeroben Mikrobiota Wachstum glatte Muskulatur und Steuerung Wachstum Papillen und Epithel Wiederkauverhalten Entwicklung Vormägen 1. 3. Monat Zunehmende Aufnahme von festem Futter

Entwicklung der Vormägen Milch + Starter futter Heu, Grassilage Weide Pansen gesund Pansen krank Kalb Programmierung Pansengesundheit? Kuh Khan et al. J Dairy Sci 2016

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Haube und Pansen Innenstruktur mehrschichtiges verhorntes Plattenepithel Pansen mit Zotten und Pfeilern Hauben mit Wabenstruktur

Blättermagen - Innenstruktur Blättermagen mit Blättern

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Schichtung Panseninhalt Gasblase DPS Pansenma(e H VPS PV Pansensee H = Haube PV = Pansenvorhof DPS = Dorsaler Pansensack VPS = Ventraler Pansensack

Hauben-Pansenmotorik v. Engelhardt Physiologie der Haustiere Enke Verlag

Schichtung Panseninhalt Ruktus Rejektion DPS H VPS PV H = Haube PV = Pansenvorhof DPS = Dorsaler Pansensack VPS = Ventraler Pansensack

Stress Schmerz Fieber Klima Regulation der Hauben-Pansen-Motorik und der Speichelsekretion M S V Futterqualität S S = Sensoren, die Spannung und Chemie messen M = Magen-Zentrum (Med. oblongata) V = Nervus vagus

Speichelsekretion: Menge: 60-250 L/Tag Puffer: 90-140 mmol/l HCO 3-20-30 mmol/l HPO 4 - Harnstoff ph 8,2 Regulation der Hauben-Pansen-Motorik und der Speichelsekretion M S V S S = Sensoren, die Spannung und Chemie messen M = Magen-Zentrum (Med. oblongata) V = Nervus vagus

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Mikrobiota des Pansen In der Flüssigkeit An den Partikeln An der Pansenwand intechopen.com

Symbiotische Mikrobiota Bakterien 10 9 /ml bis 10 11 /ml Formiat, Valerat, H 2, Acetat, Propionat, Butyrat Lactat, Kohlendioxid-CO 2 Archaeen 10 8 /ml bis 10 9 /ml Methan -CH 4 Pilze Protozoen 10 4 /ml bis 10 5 /ml 10 5 /ml bis 10 8 /ml Mechanische Zerkleinerung durch Hyphen, Proteolyse Stärkespeicherung Detoxifizierung Regulation Bakterienzahl

Symbiotische Mikrobiota Pansenmilieu = Mikroumwelt der Mikrobiota ph 6,5 7,0 Temperatur 40 o C Anaerobie Redoxpotential -250 bis -300 mv Osmolarität

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Pansenzotte und Epithel Pansenzotte vetmed.fu-berlin.de

Pansenzotte und Epithel Mehrschichtiges verhorntes Plattenepithel Blutseite Harnstoff-N -Kurzkettige Fettsäuren -Mineralien Panseninnenraum Keratin- Schicht (mechan. Schutz) Stratum granulosum Stratum spinosum Basalzellen mit dichten Zell-Zellverbindungen (Ketogenese)

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Regulation des zellulären ph Wertes Panseninnenraum Blutseite ph Zelle 7,4 Epithelschutz! H-SCFA H + + SCFA - H + Natrium-Protonen Austauscher NHE K + Na + Natrium-Kalium ATPase Na + Pansenepithelzelle

Bedeutung der ruminalen Fettsäureabsorption SCFA Absorption = 75 % der metabolisierbaren Energie Acetat Körperfett Milchfett Energie Propionat Glukoneogenese Butyrat Energie f. Epithel

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Physiologie des Pansens Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit