Ministerium für Heimat, Kommunales. Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen Die Ministerin MHKBG Nordrhein-Westfalen 40190 Düsseldorf Präsident des Landtags Nordrhein-Westfalen Herrn Andre Kuper MdL. Platz des Landtags 1. 40221 Düsseldorf LANDTAG NORDRl- IEIN-\JVESTFALEN WAHLPERiODE 1 4 für die Mitglieder des Ausschusses für Gleichstellung und Frauen (60-fach) 17. Januar2018 8. Sitzung des Ausschusses für Gleichstellung und Frauen am 25. Januar 2018 TOP 3: "Mehr Vielfalt in klassischen Frauen- und Männerberufen fördern - Zukunftstag Girls' Day und Boys' Day ausbauen" Sehr geehrter Herr Landtagspräsident, zur Information der Mitglieder des Ausschusses für Gleichstellung und Frauen übersende ich in der Anlage den Bericht der Landesregierung zu dem o. g. Thema. Mit freundlichen Grüßen Horionplatz 1 40213 Düsseldorf Telefon +49 211 8618-4300 Telefax +49 211 8618-4550 ina.scharrenbach@mhkbg.nrw.de Ina Scharrenbach Öffentliche Verkehrsmittel: Rheinbahn Linien 706, 708 und 709 bis Haltestelle Landtag/Kn ieb rücke
Beri~ht zu TOP 3 der 8. Sitzung des Ausschusses für Gleichstellung und Frauen "Mehr Vielfalt in klassischen Frauen- und Männerberufen fördern - Zukunftstag Girls' Day und Boys' Day ausbauen" - Antrag der Fraktion der CDU und der Fraktion der FDP - Drs. 17/1116 1. Einleitung Der Antrag der Fraktionen von CDU und FDP hat die Weiterentwicklung der Formate Girls' Day und Boys' Day zum Ziel. Dieses Anliegen wird von der Landesregierung geteilt. Bei der Entscheidung für einen Ausbildungsberuf gibt es bei jungen Frauen und Männern kaum Veränderungen. Nach wie vor ist die Berufswahl wesentlich von traditionellen Rollenbilqern geprägt. Mehr als die Hälfte der Mädchen wählt aus 300 anerkannten Ausbildungsberufen im dualen System nur zehn "frauentypische" Berufe: Spitzenreiter sind nach wie vor die Kauffrau für Büromanagement sowie Medizinische und Zahnmedizinische Fachangestellte. Unter diesen zehn Berufen befindet sich kein einziger mit technischer Ausrichtung. Bei ausländischen jungen Frauen ist die Konzentration auf wenige Ausbildungsberufe noch stärker: Hier verteilen sich sogar drei Viertel der Auszubildenden auf nur zehn. verschiedene Ausbildungsberufe. 2016 waren Zahnmedizinische und Medizinische Fachangestellte sowie Friseurin am stärksten besetzt. Das Berufswahlverhalten junger Männer ist ähnlich traditionell: Trotz vielfältiger Interessen und Stärken entscheiden sie sich häufig für "jungentypische" Berufe wie Kraftfahrzeug Mechatroniker, Industriemechaniker oder Elektroniker. Mit dieser verengten Ausrichtung auf nur wenige Berufe schöpfen junge Frauen und Männer ihre beruflichen Potenziale und damit wertvolle Optionen für ihre persönliche Zukunft nicht voll aus. Gleichzeitig fehlen weibliche und männliche Fachkräfte in Technik und Informatik, denn den Betrieben fehlt häufig qualifizierter Nachwuchs. Aber auch in Pflege,. Gesundheit und Erziehung wächst der Bedarf. Für Mädchen und Jungen, aber auch für unsere Gesellschaft insgesamt ist es damit von grundlegender Bedeutung, Berufsorientierung und Berufswahl fern ab von Rollenklischees 1
und damit zukunftsfähig zu gestalten. 2. Ausgangssituation Girls' Day und Boys' Day in Nordrhein-Westfalen Seit 2001 findet bundesweit der Girls' Day mit dem Ziel statt, Mädchen für sogenannte MINT-Berufe zu begeistern. 2011 wurde zusätzlich der Boys' Day eingeführt, damit auch Jungen die Gelegenheit erhalten, untypische Berufe z. B. in Pflege und Erziehung kennenzulernen. Die Aktionstage finden traditionsgemäß am letzten Donnerstag im April eines jeden Jahres statt, so z.b. im Jahr 2018 am 26. April. Zur Zielgruppe gehören Schülerinnen und Schüler der Klassen 5 bis 10. Die bundesweite Koordinierung der Aktionstage erfolgt durch das Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.v. Bielefeld, das auch Träger der geschützten Marken "Girls' Day" und "Boys' Day" ist. Die Koordinierungsstellen für beide Aktionstage werden vom Bund finanziell gefördert. In Nordrhein-Westfalen teilen sich das MHKBG und das MSB die Zuständigkeit für die jährlichen Aktionstage. So sind zum Beispiel Schülerinnenund Schüler, die an Veranstaltungen aus Anlass der Aktionstage teilnehmen, über ihre Schulen versichert. In den Klassen 8 können Veranstaltungen zum "Girls' Day" und "Boys Day" als eine von drei pflichtigen Maßnahmen der Berufsfelderkundung (Übergangssystem Schule-Beruf - Kein Abschluss ohne Anschluss) anerkannt werden. In den vergangenen Jahren hat das für Gleichstellung zuständige Ministerium die Aktionstage durch anlassbezogene Pressemitteilungen sowie eigene Veranstaltungen für Schülerinnen und Schüler unterstützt; einige weitere Landesministerien haben ebenfalls eigene Veranstaltungen durchgeführt. 2
3. Weiterentwicklung Girls' Day und Boys' Day in Nordrhein-Westfalen Leider sind beide Aktionstage zeitlich auf einen Tag im Jahr beschränkt. Ihre Wirksamkeit ist entsprechend begrenzt. An diesem Punkt wollen wir ansetzen und die Zukunftstage Girls' Day und Boys' Day weiterentwickeln. Beide Aktionstage sollen nachhaltiger gestaltet werden, damit Mädchen und Jungen kontinuierlicher als an nur einem Tag im Jahr in untypischen Berufsfeldern gefördert werde~ können. Die Weiterentwicklung der Formate entspricht im Übrigen auch dem Anliegen der Konferenz der Gleichstellungsministerinnen und -minister der Länder (GFMK), die 2016 eine entsprechende Empfehlung ausgesprochen hat. Ganz konkret soll dabei an das Konzept der Girls' Day und Boys' Day Akademien, wie es sie.zum Beispiel in Baden-Württemberg gibt, angeknüpft werden. Die Herausforderung in Nordrhein-Westfalen besteht darin, die neuen Formate mit bereits vorhandenen Syst~men der Berufsorientierung von Schülerinnen und Schülern abzustimmen. Die beteiligten Landesressorts sollen daher von Beginn an mit in die Konzeptentwicklung einbezogen werden. Hierzu haben wir bereits erste Gespräche mit dem Kompetenzzentrum für Technik Diversity-Chancengleichheit e.v. Bielefeld als möglichem Kooperationspartner geführt. Landesniittel in Höhe von 150.000 Euro sind für das Vorhaben im Haushaltsentwurf 2018 bereits eingeplant. Darüber hinaus werden das MHKBG und weitere Ressorts der Landesregierung die jährlichen Zukunftstage wie bisher mit eigenen Aktionen unterstützen. 3