Info-Blatt für den Gartenbau in Mecklenburg-Vorpommern

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Transkript:

4/2015 24. Jahrgang Info-Blatt für den Gartenbau in Mecklenburg-Vorpommern Marktbericht Obst Schädlingsbekämpfung im Brokkoli BUGA 2015 Havelregion Gemüsebau-Cluster Vorpommern-Rügen Herausgegeben von der LMS Agrarberatung GmbH

Seite Feldtag Freilandgemüsebau 198 Einladung Vegetationsentwicklung und Marktgeschehen Obst in 199 Mecklenburg-Vorpommern Dr. R. Hornig LMS Agrarberatung, Büro Schwerin Erkenntnisse aus Strategieversuchen zur 207 Schädlingsbekämpfung bei Brokkoli G. Hirthe Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei MV, Kompetenzzentrum Freilandgemüsebau, Gülzow-Prüzen Was für Nachkommen bringt eine Chimäre? 214 Dr. H.-J. Gießmann Bad Doberan Aktuelles von der QS Qualität und Sicherheit GmbH 217 - Labore bestätigen hohe Leistungsfähigkeit im QS-Laborkompetenztest - Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in Obst und Gemüse sinken weiter Pressemitteilungen BUGA-Splitter und Impressionen 221 Buga-Havelregion 2015 Pressedienst und Dr. R. Hornig LMS Agrarberatung GmbH, Büro Schwerin So gesehen... 228 R. Behr Behr AG, Seevetal-Ohlendorf Modellvorhaben Land(auf)Schwung fördert Gemüsebau- 230 Cluster im Landkreis Vorpommern-Rügen Dr. S. Granda Steinland & Grand, Temmen-Ringenwalde Info-Blatt 4/2015 197

Termine Feldtag Freilandgemüsebau 2. September 2015 Das Kompetenzzentrum Freilandgemüsebau der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern lädt für Mittwoch, den 2. September 2015 zum Feldtag Freilandgemüsebau nach Gülzow ein. 12:00 Uhr Treffpunkt: Gartenbaukompetenzzentrum (Boldebucker Weg 1) Besichtigung eines Gefäßversuchs zur Nachbaueignung von Spargelsorten 13:00 Uhr Treffpunkt: Gemüsebauliches Versuchsfeld An der Nebel (12:30 Uhr Begrüßungskaffee) Rundgang über das Versuchsfeld bei Gülzow und Vorstellung von Versuchen zu u. a. folgenden Themen: N-Bedarf von Hokkaidokürbis Frosttoleranz bei Grünkohl Herbizide und Botrytizide bei Salaten (in Kooperation mit dem LALLF) Wirkung von Additiven für Bodenherbizide bei Salat Chinakohl: Insektizidmaßnahmen gegen die Kleine Kohlfliege Kohlmottenschildlaus an Rosenkohl: Applikationstechnik, Kulturschutznetze, Mittelwirksamkeit und Lebendmulche Cut and Carry: Kleegrasschnitt als Handelsdüngeralternative im ökologischen Gemüseanbau ca. 15:30 Uhr Abschluss und Ende der Veranstaltung Kontakt: Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei MV Gartenbaukompetenzzentrum Dorfplatz 1/OT Gülzow, 18276 Gülzow-Prüzen Dr. K.-U. Katroschan: k.katroschan@lfa.mvnet.de Gunnar Hirthe: g.hirthe@lfa.mvnet.de, Tel.: 03843/789-221 198 Info-Blatt 4/2015

Markt Vegetationsentwicklung und Marktgeschehen Obst in Mecklenburg-Vorpommern Dr. R. Hornig LMS Agrarberatung GmbH, Büro Schwerin Die ersten vier Monate des laufenden Jahres waren im Vergleich zum vieljährigen Mittel mehr oder weniger deutlich zu warm. Neben den milden Temperaturen war die anhaltende Trockenheit bei den Obstgärtner- Fachgesprächen das zweite große Thema: Während im Januar durch wiederholte Sturmwetterlagen mit vielen Regenwolken noch überdurchschnittlich viel Niederschlag fiel, waren die Folgemonate bis Juli allesamt zu trocken. Aber ganz so zügig wie im Frühjahr 2014 wurde die phänologische Entwicklung der Pflanzenwelt trotz der häufig milden Temperaturen nicht vorangetrieben. Von Südwest nach Nordost und in Abhängigkeit von der Sorte lag die Vollblüte beim Apfel, unserer obstbaulichen Hauptkultur, zwischen dem 5. Mai und dem Ende der zweiten Maidekade, und damit im normalen Zeitraum der letzten fünfzehn Jahre. Alles in allem wird der Mai 2015 als kühl in Erinnerung bleiben. Tatsächlich lag die Durchschnittstemperatur sogar 0,2 C unter dem vieljährigen Monatsmittel der international gültigen Referenzperiode (1961 bis 1990); und das in einem Jahr, das ansonsten von immer neuen Hitzerekorden von sich reden macht. Während der Baumobstblüte gab es denn auch immer wieder Tage, an denen vom Flug der Honigbienen und Wildinsekten wenig bis gar nichts zu sehen bzw. zu hören war. Erfreulicherweise fielen die Eisheiligen aber aus, und das Auftreten von Luftfrost war an keinem Tag des Monats Mai ein Thema. Diese normalen Bedingungen führten letztendlich zu einem durchschnittlichen Fruchtansatz beim Apfel. Auf rund 36.000 Tonnen wird das Aufkommen in Mecklenburg-Vorpommern in diesem Jahr geschätzt, und damit würde fast exakt das Mittel der letzten zehn Jahre (36.399 Tonnen) erreicht werden. An den Bäumen wächst eine gute Tafel- und Verwertungsapfelqualität heran. Hagel und Fruchtschorf spielen bisher keine Rolle. Info-Blatt 4/2015 199

Markt Die geringfügig spätere Vollblüte und das Niederschlagsdefizit der letzten Monate lässt die Fruchtgröße aktuell etwas kleiner erscheinen als zu diesem Zeitpunkt sonst üblich. Aber bei wüchsigen Witterungsbedingungen kann das bis zum Erntebeginn noch aufgeholt werden. Bei der Bestandesüberwachung springen jetzt Sonnenbrandschäden ins Auge (Abb. 1). Sie sind die markante Folge von Extremtemperaturen und ganztägigem Sonnenschein in den ersten Julitagen. Einen tatsächlichen Einfluss auf das Ertragsergebnis haben diese Schäden aber nicht. Abb. 1: Folge des Klimawandels? Was man bis vor wenigen Jahren nur von Bildern aus Südafrika oder Australien kannte, ist jetzt auch in heimischen Apfelplantagen sattsam bekannt: Sonnenbrandschäden an Äpfeln (alle Fotos: Hornig). Nach Angaben der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) werden für Deutschland mit 885.000 Tonnen 21 Prozent weniger Äpfel erwartet als im Rekord-Vorjahr (1,116 Millionen Tonnen). Das wäre die drittkleinste Apfelernte der letzten zehn Jahre. Ursache hierfür sind die alternierenden Erträge bei den deutschen Hauptsorten Elstar und Jonagold(-Gruppe) sowie die geringere Fruchtgröße. In EU-Europa wird in diesem Jahr erneut ein Fast-Rekordergebnis erwartet. Auf 11,964 Millionen Tonnen wird hier die Apfelernte geschätzt. 200 Info-Blatt 4/2015

Markt Damit würde das Aufkommen nur knapp 5 Prozent niedriger ausfallen als bei der Rekordernte im letzten Jahr mit 12,568 Millionen Tonnen. Lehrbuchmäßig hätte man für dieses Jahr eigentlich eine deutlich stärkere Alternanzwirkung erwartet. Stattdessen prognostizieren die drei wichtigsten europäischen Erzeugerländer Polen (3,75 Millionen Tonnen), Italien (2,33 Millionen Tonnen) und Frankreich (1,59 Millionen Tonnen) überdurchschnittlich hohe Mengen. Was diese Zahlen für die Preisbildung auf dem Tafel- und dem Verwertungsapfelmarkt bedeuten, wird sich in den kommenden Wochen erweisen. Schlechter als in der zurückliegenden Vermarktungssaison kann (und darf!) es eigentlich nicht werden. Marktbeobachter diskutieren (erhoffen) für heimische Tafeläpfel bis zu 30 Prozent höhere Startpreise als im schwachen Vorjahr, weil der deutsche Verbraucher regional produzierte Ware eindeutig bevorzugt, die dieses Jahr knapper ist. Nichts desto trotz ist beim Apfelkonsum insgesamt trotz vielerlei Bemühungen im Bereich von Werbung und Marketing noch keine Trendumkehr beim Konsum festzustellen. Der Verbrauch von Äpfeln pro Kopf der Bevölkerung (in kg) ist in Deutschland weiter rückläufig (Abb. 2). Abb. 2: Verbrauch von Äpfeln pro Kopf der Bevölkerung (in kg) in Deutschland (Quelle: BLE, BMEL) Info-Blatt 4/2015 201

Markt Auch für den Verwertungssektor ist die AMI trotz der großen europäischen Ernte optimistisch. Der Markt sei hier deutlich aufnahmefähiger als im Vorjahr. Die Bestände an Apfelsaftkonzentrat und Direktsaft seien geräumt, aktuell bestehe sogar eine Unterversorgung des Marktes. Vor dem Hintergrund einer klar schwächer erwarteten Ernte im deutschen Streuobstanbau (450.000 Tonnen), sowie auch z. B. in der Ukraine, Moldawien und der Türkei sieht die AMI ein um 500.000 bis 600.000 Tonnen kleineres Vermarktungsangebot an Verwertungsäpfeln und leitet daraus für Mostäpfel eine Preisbildung in der Spanne von 8 bis 12 Cent je Kilogramm frei Industrie ab. Unsicherheiten in der Markteinschätzung ergeben sich natürlich weiterhin aus dem verlängerten russischen Importembargo für Obst und Gemüse aus der Europäischen Union, von dem gerade auch Äpfel stark betroffen sind. Ebenso wie beim Verbrauch an Äpfeln ist der Apfelsaftkonsum in Deutschland seit Beginn der 2000er-Jahre rückläufig und verharrt seit mehreren Jahren auf einem Niveau von um die 8 Liter pro Kopf der Bevölkerung. Im Jahr 2014 wurde die 8-Liter-Marke mit 7,9 Liter sogar erstmalig geringfügig unterschritten (Abb. 3). Abb. 3: Verbrauch von Apfelsaft pro Kopf der Bevölkerung (in l) in Deutschland (Quelle: VdF) 202 Info-Blatt 4/2015

Markt Abschließend noch ein kurzer Blick auf weitere Kulturen. Die Erdbeerernte ist inzwischen fast abgeschlossen. Um sich noch stärker von Witterungseinflüssen unabhängig zu machen und einen noch früheren Erntebeginn zu erreichen, wurden in Mecklenburg-Vorpommern in diesem Jahr Erdbeeren auf 55 Hektar in begehbaren Tunneln ( Wandertunneln ) geerntet (Abb. 4). Abb. 4: Die Kultur von Erdbeeren in begehbaren Tunneln gewinnt in Mecklenburg-Vorpommern immer mehr an Bedeutung. 2015 waren bereits 55 Hektar übertunnelt. In diesen Tunneln begann die Ernte in diesem Jahr wie schon im letzten Jahr um den 25. April. Die vorläufige Gesamterntemenge bei Erdbeeren beläuft sich nach einer Mitteilung des Statistischen Amtes Mecklenburg- Vorpommern auf rund 7.320 Tonnen, was bei einer Erntefläche von 530 Hektar einem Durchschnittsertrag von 138 Dezitonnen je Hektar entspricht. Ein Spitzenwert im nationalen Vergleich. Die extreme Frühjahrs- und Vorsommertrockenheit verhinderte eine noch höhere Hektarleistung. Im Verlauf der Erdbeerernte gab es witterungs- und marktbedingt zahlreiche Auf und Abs, aber unterm Strich waren die direkt wie auch die indirekt absetzenden Betriebe (mehr oder weniger) zufrieden. Info-Blatt 4/2015 203

Markt Abb. 5: Topqualitäten in aufwendiger Verpackung sprechen für den erfolgreichen Erdbeeranbau in Mecklenburg-Vorpommern Die Süß- und Sauerkirschen präsentierten sich überwiegend mit einem ordentlichen bis guten Ertrag. In Mecklenburg-Vorpommern haben sie heute fast ausschließlich Bedeutung als typische Selbstpflückerkulturen direktvermarktender Betriebe. Die Beschickung von lokalen Wochenmärkten oder gar die indirekte Vermarktung von Süßkirschen über den Lebensmitteleinzelhandel spielt so gut wie keine Rolle. Um die für diesen Vermarktungskanal erforderlichen Qualitäten zu erzeugen, müssten erhebliche Investitionen (moderne Sorten, schwachwüchsige Unterlagen, zukunftsfähiges Pflanzsystem, Vogel- und Witterungsschutz) in dieser ohnehin stark risikobelasteten Kultur vorgenommen werden. Die Ernte der Pflaumen- und Zwetschensorten ist in vollem Gange. Wie in ganz Deutschland sind auch in Mecklenburg-Vorpommern die Ernteaussichten normal bis gut. Im preisbestimmenden südwestdeutschen Raum werden aktuell mehr Zwetschen geerntet als zunächst erwartet. Dadurch geraten die Vermarkter unter Abgabe- und Preisdruck. 204 Info-Blatt 4/2015

Markt Auf ein ertragreiches Produktionsjahr können die Anbauer von Schwarzen Johannisbeeren für die Verarbeitung zurückblicken. Dennoch gab es Frust ohne Ende! Kurz vor und während der Ernte machten Hitze und intensive Sonneneinstrahlung den Früchten schwer zu schaffen (Abb. 6). Abb. 6: Hitze- und Sonnenbrandschäden an Schwarzen Johannisbeeren nach der Rekordhitze am 4. Juli 2015 Und was sich schon relativ frühzeitig im Saisonverlauf andeutete, wurde zu Erntebeginn Gewissheit: Unterirdische Erzeugerpreise! Ähnlich wie bei den Sauerkirschen, wird der Erzeugerpreis bei den Schwarzen Johannisbeeren vom Aufkommen in Polen bestimmt, das wie schon im letzten Jahr groß ausfiel. Selbst bei einem so hoch mechanisierten Produktionsverfahren wie dem Anbau von Schwarzen Johannisbeeren ist ein wirtschaftlicher Anbau in Deutschland bei solchen Erzeugerpreisen nicht mehr möglich. Es ist zu befürchten, dass sich die Anbaufläche in Mecklenburg-Vorpommern schon bald drastisch verringern wird (Abb. 7). Info-Blatt 4/2015 205

Markt Abb. 7: Wegen nicht mehr kostendeckender Preise ist der Anbau von Schwarzen Johannisbeeren in Deutschland (sowie West- und Nordeuropa) akut infrage gestellt. So bitter es auch ist, an solche Bilder wird man sich gewöhnen müssen: Beginn der Rodung einer Johannisbeerplantage. Nach einem späteren Start als im Mittel der letzten Jahre läuft die Heidelbeerernte derzeit auf Hochtouren. Sie wird sich wohl noch bis in den September ziehen. Bei trockener Witterung werden aktuell Früchte in sehr guter Qualität geerntet. Die Ertragsaussichten sind hervorragend. Die Ernte der Kultursanddornbestände wird in der letzten Augustdekade beginnen. Auch hier wird ein guter Ertrag erwartet. 206 Info-Blatt 4/2015

Gemüsebau Erkenntnisse aus Strategieversuchen zur Schädlingsbekämpfung bei Brokkoli G. Hirthe Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei MV, Kompetenzzentrum Freilandgemüsebau, Gülzow-Prüzen Hintergrund Der Anbau von Kohlgemüse stellt in der heutigen Agrarlandschaft bezüglich des Pflanzenschutzes eine große Herausforderung dar. So begünstigen von Agrarpreisen bestimmte, enge Fruchtfolgen mit hohem Rapsanteil sowohl die Verbreitung von Kohlhernie auf Tauschflächen als auch die Vermehrung bedeutender Kohlschädlinge. In Bundesländern mit einem Rapsanbau auf über 20 % der Ackerfläche wie in Mecklenburg-Vorpommern kam es in der jüngeren Vergangenheit immer wieder zur Massenvermehrung von auf Kohlarten spezialisierten Schadinsekten, wie Rapsglanzkäfern, der Kohlmottenschildlaus oder ganz aktuell der Kleinen Kohlfliege. Abb. 1: Schädlinge und Schadsymptome an Kohlgemüse (v.l.o.n.r.u. Rapsglanzkäfer, Kleine Kohlfliege, Mehlige Kohlblattlaus, Kohldrehherzgallmücke, Kohleule, Kohlmottenschildlaus) Info-Blatt 4/2015 207

Gemüsebau Große Rapsschläge bieten ideale Überwinterungs- bzw. Vermehrungsmöglichkeiten und sind Ausgangspunkt für die Besiedlung des Kohlgemüses. Die zugelassenen Pflanzenschutzmittel verfügen häufig nur über eine unzureichende Wirkung gegen die Problemschädlinge. Hinzu kommt, dass nach einer Greenpeace-Kampagne im Jahr 2005 der Lebensmitteleinzelhandel für Gemüse strenge Vorgaben bezüglich der Ausschöpfung von Rückstandshöchstgehalten und der maximalen Anzahl erlaubter Rückstände erlassen hat, welche weit über die gesetzlichen Bestimmungen hinausgehen. Diese beschränken die Möglichkeiten des Wechsels oder der Kombination von Pflanzenschutzmitteln. Für die Erstellung ihrer individuellen Pflanzenschutzstrategie gegen Schädlinge müssen die Anbauer neben Wirksamkeit und Rückstandsverhalten der aktuell zugelassenen Pflanzenschutzmittel weitere Kriterien wie Mittelkosten, die maximale Anzahl zulässiger Anwendungen, die Schadschwellen verschiedener Schädlinge, die Gefahr der Resistenzbildung aber auch die Wettersituation zum Ausbringungszeitpunkt betrachten. Vor diesem Hintergrund wurde von der Praxis der Wunsch geäußert, Strategieversuche durchzuführen, welche auf das gesamte Schädlingsspektrum zielen. Derart aufwändige Versuche können natürlich nicht für jede Kultur und jeden Anbausatz realisiert werden. Am Kompetenzzentrum Freilandgemüsebau der Landesforschungsanstalt MV wurde sich vorerst auf Brokkoli und damit auf eine besonders anspruchsvolle Kohlkultur konzentriert. Bei Frühsommersätzen treten nahezu alle für Kohlgemüse relevanten Schädlinge auf, gleichzeitig führen schon minimaler Schädlingsbesatz oder kleinste Schäden an der Blume zu einer Rückweisung durch den Handel. Versuch Im Vorfeld des Versuches wurden klar voneinander abgegrenzte Strategien (Tab. 1) festgelegt, welche die grundsätzlich unterschiedliche Herangehensweise an die Problematik widerspiegeln. Anschließend wurde für die einzelnen Strategien das jeweils einsetzbare Mittelspektrum definiert. 208 Info-Blatt 4/2015

Gemüsebau Zusätzlich wurden für Mittel mit temperaturabhängiger Wirkung der anwendbare Temperaturbereich und das alternativ zu verwendende Präparat bestimmt. Vorrangig sollten jene Mittel eingesetzt werden, welche am ehesten dem Grundgedanken der jeweiligen Strategie entsprechen. Tab. 1: Übersicht über die Insektizidstrategien VG Bezeichnung Erläuterung 1 unbehandelte Kontrolle 2 wirksamkeitsorientiert Auswahl der Insektizide berücksichtigt nur die Wirkung 3 nützlingsschonende Mittel 4 neue Wirkstoffe 5 kostenoptimiert Insektizide mit geringer Schadwirkung gegen relevante Nutzorganismen wie Var. 2 inklusive Insektizide im Zulassungsverfahren Beschränkung auf preisgünstige Insektizide (vorwiegend Pyrethroide) 6 ökologischer Anbau nur nach EU-Öko Verordnung zugelassene Mittel Der Einsatz der Pflanzenschutzmittel erfolgte nach den Vorgaben der einzelnen Strategien in Abhängigkeit vom Schaderregeraufkommen, welches wöchentlich parzellenweise erfasst wurde. Maßgabe für eine Behandlung war das Überschreiten vorher festgelegter Schadschwellen. Entsprechend der guten fachlichen Praxis sollten keine vorbeugenden Insektizidanwendungen erfolgen. Traten zeitgleich mehrere Schädlinge auf, wurde bei der Auswahl der Insektizide die Bekämpfung der Schädlinge mit dem größten Schadpotenzial (Mehlige Kohlblattlaus, Rapsglanzkäfer, Schadraupen) priorisiert. Weniger relevante Schaderreger sollten über die Nebenwirkung der Mittel kontrolliert werden. Zur Ernte wurde der Brokkoli auf Insektenfraß und Schädlingsbefall hin untersucht. Proben des Erntegutes wurden auf Rückstände der eingesetzten Pflanzenschutzmittel geprüft. Info-Blatt 4/2015 209

Gemüsebau Tab. 2: Übersicht über die realisierten Insektizidanwendungen Tage vor Ernte 30 21 14 10 7 3 VG Ziel- Blattläuse organismus Raupen Blattläuse Raupen Blattläuse Rapsglanzk. Rapsglanzk. Blattläuse Rapsglanzk. Rapsglanzk. 2 wirksamkeitsorientiert Calypso Perfekthion Plenum Plenum Calypso Steward 3 nützlingsschonend Pirimor XenTari Plenum XenTari Plenum Xen- Tari Plenum Steward Pirimor Steward 4 neue Wirkstoffe Movento OD Coragen Movento OD Coragen DPX-HGW86 (Cyazypyr) Coragen 5 kostenoptimiert Bulldock (2 d später) Karate Zeon Fastac SC Steward Calypso Karate Zeon Steward Steward 6 ökologischer Anbau Neudosan Neudosan Spruzit neu XenTari SpinTor Spruzit Neu SpinTor SpinTor Ergebnisse In Anbetracht einer mit bis zu sechs Insektizidanwendungen (Tab. 2) recht hohen Pflanzenschutzintensität überraschte die über den gesamten Versuch verzeichnete geringe Ausbeute an marktfähigen Köpfen (Abb. 2). Selbst die mit Abstand beste Variante 4 neue Wirkstoffe erreichte lediglich eine Ausbeute von 50 %, allerdings mit zwei Behandlungen weniger als bei den restlichen Varianten. Verantwortlich für den geringen Erfolg der angewandten Pflanzenschutzmaßnahmen war ein hohes Schädlingsaufkommen und dabei insbesondere das massive Auftreten von Blattläusen, der Kleinen Kohlfliege und Rapsglanzkäfern. Der Ausfall war überwiegend bedingt durch Fraßschäden, welche hauptsächlich von Rapsglanzkäfern aber auch von der Kleinen Kohlfliege stammten. Hinzu kamen am Ernteprodukt anhaftende Schädlinge, insbesondere Rüsselkäfer, Blattläuse, Rapsglanzkäfer und Raupen, welche grundsätzlich vom Handel nicht toleriert werden. (Abb. 3). 210 Info-Blatt 4/2015

Gemüsebau Bioanbau 100% unbehandelt 80% 60% 40% 20% 0% wirksamkeitsorientiert kostenoptimiert nützlingsschonend neue Wirkstoffe Abb. 2: Anteil vermarktungsfähiger Köpfe Für die Bekämpfung einzelner Schädlinge konnten trotz des komplexen Versuchsansatzes einige Ableitungen getroffen werden. So eignet sich das neu zugelassene Insektizid Movento OD bei frühem Einsatz sehr gut zur Bekämpfung von Blattläusen und war das einzige Mittel im Versuch mit einer nachhaltigen Wirkung gegen Kohlmottenschildlaus und Kohldrehherzgallmücke. Blattläuse ließen sich auch mit den nützlingsschonenden Insektiziden Pirimor und Plenum hinreichend bekämpfen, stellen aber eine große Herausforderung für den ökologischen Anbau dar und konnten auch mit den Pyrethroiden in der kostenoptimierten Variante nur unzureichend bekämpft werden. Gegen Rapsglanzkäfer verspricht der Einsatz von Spintor die besten Erfolgschancen, des Weiteren eignen sich noch Steward und zukünftig auch Mittel mit dem neuartigen Wirkstoff Cyazypyr. Um das Erntegut frei von Rapsglanzkäfern zu halten, ist bei anhaltendem Zuflug eine letzte Behandlung drei Tage vor Erntebeginn zwingend notwendig. Entsprechend können nur Mittel mit hinreichend kurzer Wartezeit Verwendung finden. Gegen Fraß der Kleinen Kohlfliege an den fast erntereifen Blumen sollten Coragen, Pyrethroide bzw. Naturpyrethrum oder auch Spintor eingesetzt werden. Bei der Coragen bzw. Cyazypyr beinhaltenden Variante wurde die höchste Reduzierung der am Erntegut aufgefundenen Rüsselkäfer verzeichnet. Info-Blatt 4/2015 211

Gemüsebau Raupen konnten mit fast allen Strategien gut bekämpft werden. Für den Kohlanbau stellen blattlausparasitierenden Schlupfwespen die wichtigsten Nützlinge dar. In keiner der Varianten konnte eine Beeinträchtigung dieser Nutzorganismen beobachtet werden. Abb. 3: Ursachen für die Bewertung als nicht marktfähig ohne Berücksichtigung von Mehrfachnennungen (Fraßschäden und wesentlicher Befall im Erntegut) Die Kosten für die einzelnen Insektizidstrategien (Tab. 3) unterschieden sich beträchtlich und lagen zwischen 257 (Var. kostenoptimiert ) und 699 (Var. ökologischer Anbau ). In Phasen hohen Schädlingsdruckes kann es sich jedoch lohnen, auf kostenintensive Insektizide mit besserer Wirkung (Var. neue Wirkstoffe ) zu setzen und dafür eine höhere Ausbeute zu erzielen. Die Analyse der Pflanzenschutzmittelrückstände im Erntegut ergab eine Überschreitung der Höchstmenge in der Strategie wirksamkeitsorientiert durch die zweimalige Verwendung von Calypso, wobei bei der letzten Anwendung die Wartezeit knapp eingehalten wurde (Tab. 3). 212 Info-Blatt 4/2015

Gemüsebau Setzt man die strengen Bewertungskriterien der Discounter Aldi und Lidl an, so konnten mit den Strategien wirksamkeitsorientiert und nützlingsschonend die Vorgaben beider Discounter nicht eingehalten werden. Tab. 3: Kosten des Insektizideinsatzes und Ergebnisse der Rückstandsuntersuchungen (Vorgaben Aldi: max. 3 Wirkstoffe, Ausschöpfung der RHm in Summe 80 %, Lidl: Ausschöpfung der RHm max. 33 % bei Einzelwirkstoffen) Variante Kosten: PSM + Ausbringung = Gesamt wirksamkeitsorientiert 195 + 120 =315 nützlingsschonend 325 + 120 = 445 neue Wirkstoffe 401 + 80 = 481 kostenoptimiert 137 + 120 = 257 Rückstände zur Ernte Analysewert - Auslastung (Höchstmenge) Indoxacarb = 0,084 mg/kg - 28 % (0,3) Thiacloprid = 0,11 mg/kg - 110 % (0,1) Pymetrozin = 0,02 mg/kg 100 % (0,02) Dimethoat = n.n. Summe: 238 % Indoxacarb = 0,12 mg/kg - 40 % (0,3) Pirimicarb = n.n. Pymetrozin =0,012 mg/kg - 60 % (0,02) Summe: 100 %, Ausschöpfung RHm >33 % Chlorantraniliprol = 0,029 mg/kg - 3 % (1,0) Spirotetramat = 0,126 mg/kg - 13 % (1,0) Indoxacarb = 0,092 mg/kg - 31 % (0,3) Pyrethroide = n.n. Thiacloprid = n.n. ökologischer Anbau 579 + 120 = 699 Spinosad = 0,150 mg/kg - 8 % (2,0) Fazit Die Ergebnisse des Strategieversuches 2013 zeigen ganz klar, dass in Jahren mit hohem Schädlingsaufkommen ein erfolgreicher Anbau von Brokkoli im Frühsommer nur mit zusätzlichem Einsatz von Kulturschutznetzen möglich ist. Dies deckt sich mit Erfahrungen mecklenburgischer Anbauer, während in Niedersachsen, bei geringerem Rapsanteil an der Ackerfläche, noch ohne Netze gearbeitet werden kann. Bei einer ersten Wiederholung des Versuches im Jahr 2014 konnten die 2013 gewonnenen Erkenntnisse verdichtet werden. Info-Blatt 4/2015 213

Baumschule Was für Nachkommen bringt eine Chimäre? Dr. H.-J. Gießmann Bad Doberan Vor Jahren berichtete der Autor über eine, ihm damals unbekannte Ginster- Goldregen-Chimäre, die am Rande einer Kleingartenanlage von Bad Doberan stand (GIEßMANN 2008). Sie bildete hauptsächlich rosa gefärbte Blütenstände aus. In einigen Jahren (ab 2007 beobachtet) erschienen gelb blühende Zweige (Abb. 1). Nur diese gelben Blüten bildeten Samen aus. In einem kleinen Versuch zog der Autor aus Samen von dieser Pflanze einige Jungpflanzen an, um zu sehen, wie sie blühen werden. 2015 war es nun soweit, dass die Jungpflanzen blühten (Abb. 2). Alle Pflanzen waren mit dem normalen Goldregen identisch. Keine der Pflanzen zeigte Veränderungen in der Blütenfarbe. Im Vergleich zu den rosa Blütenständen der Chimäre waren die der gelben Nachkommen größer (Abb. 3). Der Saatgutansatz ist gut. Dagegen setzten die rosa Blüten der Chimäre, die zum Vergleich auf Goldregen gepfropft wurde, keine Samen an. Bisher traten an dieser Pflanze keine gelben Blütenstände auf. Die Ursachen der Sterilität sind dem Autor nicht bekannt. Die Chimäre wird als + Laburnocytisus adamii (Poit.) C.K. Schneid. bezeichnet. Sie entstand an einem Spross aus der Veredlung von Chamaecytisus purpureus (Purpur-Ginster) auf Laburnum anagyroides (Goldregen). Neben den rosa und gelben Blüten sollen manchmal auch hell purpurne kurze Blütenstände mit Ginstercharakter ausgebildet werden. (GARTENDATENBANK). Letztere Blüten wurden vom Autor aber noch nicht beobachtet. Auf die 1825 in der Baumschule ADAM gefundene Chimäre gehen alle jetzt gehandelten Chimären zurück (GARTENDATENBANK). 214 Info-Blatt 4/2015

Baumschule Abb. 1: Blühende Ginster-Goldregen-Chimäre, Bad Doberan 2011 (alle Fotos: Gießmann) Abb. 2: Gelb blühende Chimärennachkommen; im Vordergrund rosa Blüten der auf Goldregen aufgepfropften Chimäre Info-Blatt 4/2015 215

Baumschule Abb. 3: Blütentrauben von Chimärennachkommen (gelb) und von Chimäre (Mitte) 2015 Literatur: GIEßMANN, HANS-JOACHIM: Goldregen muss nicht immer gelb blühen! Info-Blatt 1/2008, 70-72 GARTENDATENBANK: Chimären-Goldregen Laburnocytisus adamii. www.gartendatenbank.de 216 Info-Blatt 4/2015

Kurzinformation Aktuelles von der QS Qualität und Sicherheit GmbH Pressemitteilungen Labore bestätigen hohe Leistungsfähigkeit im QS-Laborkompetenztest Die guten Ergebnisse im aktuellen Laborkompetenztest belegen die zügige Umsetzung von Verbesserungsmaßnahmen. Nachdem beim letzten Test 2014 die Komplexität der Metabolitenanalytik den teilnehmenden Laboren erhebliche Schwierigkeiten bereitet hatte, erfüllen jetzt 85 Prozent der Labore, die an sie gestellten Anforderungen. Von den 62 Laboren, die eine QS-Anerkennung besitzen, haben bis auf drei Labore alle den Kompetenztest erfolgreich absolviert. In einer präparierten Paprika-Probe mussten sie innerhalb von drei Tagen sieben bzw. sechs Wirkstoffe finden und deren Konzentration korrekt bestimmen. 45 Labore erreichten die Maximalpunktzahl. Sie konnten alle Wirkstoffe identifizieren und gleichzeitig korrekt quantifizieren. Einem der drei nicht erfolgreichen Labore wurde wegen der zugrundeliegenden Bewertungssystematik die QS- Anerkennung entzogen. Die zwei anderen Labore müssen aufgrund ihres Abschneidens an einem weiteren Test teilnehmen. Erstmalig wurde auch die Art und Weise der Berichterstattung und die Bewertung der Analyseergebnisse näher in Augenschein genommen. Dabei wurden die Höhe und Auslastung des ARfD-Wertes (akute Referenzdosis) der gefundenen Wirkstoffe erfragt. Außerdem wurde eine Bewertung der Probe gemäß Höchstmengendefinition (VO 369/2005) und hinsichtlich ihrer Verkehrsfähigkeit eingefordert. Die im aktuellen Test untersuchte Matrix rote Paprika war präpariert mit einer Wirkstoffauswahl aus Insektiziden und Fungiziden. Rote Paprika stellt eine typische wasserreiche Gemüsematrix mit mittlerem analytischem Schwierigkeitsgrad durch ihre Gehalte an Farbstoffen dar. Eine erhöhte Schwierigkeitsstufe wurde durch die Auswahl der zugesetzten Wirkstoffe herbeigeführt. Info-Blatt 4/2015 217

Kurzinformation So wurde der Metabolit Pirimicarb-desmethyl zugesetzt, mit Propa-mocarb eine basische Verbindung sowie mit Tetradimenol und Tetradifon zwei Wirkstoffe, die mit der GC-Methode erfasst werden. Insgesamt 89 Labore aus 12 Ländern stellten sich der Herausforderung, darunter 27 Labore, die sich aktuell im Anerkennungsverfahren befinden. Nur 17 Labore von ihnen konnten den Test erfolgreich abschließen. Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in Obst und Gemüse sinken weiter Die konsequente Qualitätssicherung bei Obst und Gemüse trägt Früchte: 99 Prozent der auf Pflanzenschutzmittel-Rückstände untersuchten Proben lagen unterhalb der gesetzlich festgelegten Höchstgehalte. Dies belegen die gemeinsam durchgeführten Auswertungen der Monitoringprogramme der QS Fachgesellschaft Obst-Gemüse-Kartoffeln GmbH (QS) und des Deutschen Fruchthandelsverbands (DFHV). Die Analyseergebnisse fasst der Monitoringreport 2015 zusammen, der im Rahmen der Messe Fruit Logistica veröffentlicht wurde. Für den aktuellen Monitoringreport haben QS und DFHV zwischen dem 1. Oktober 2013 und dem 30. September 2014 insgesamt 17.306 Proben aus 73 Ländern untersucht. In 38,4 Prozent aller analysierten Proben wurden keinerlei Rückstände von Pflanzenschutzmitteln gefunden. Damit setzt sich der positive Trend der letzten Jahre kontinuierlich fort: Während die Beanstandungsquote im Jahr 2006 noch bei 2,6 Prozent lag, mussten in 2013 lediglich 1,1 Prozent der Proben beanstandet werden. Sie lag damit um weitere 0,2 Prozentpunkte unter der des Vorjahres. Dieser positive Trend zeigt, dass sich die Monitoringprogramme von QS und DFHV gleichermaßen für die Branche und für die Verbraucher auszahlen: Die gute Arbeit der Erzeuger und die konsequente Umsetzung der Vorgaben zum Einsatz von Pflanzenschutzmitteln tragen dazu bei, dass sich die 218 Info-Blatt 4/2015

Kurzinformation Rückstandssituation bei Obst und Gemüse in den letzten Jahren stetig verbessert hat. Das stärkt das Vertrauen zwischen den Handelspartnern und das Kundenvertrauen in sichere Lebensmittel, resümiert Dr. Hermann- Josef Nienhoff, Geschäftsführer der QS Qualität und Sicherheit GmbH. DFHV-Geschäftsführer Dr. Andreas Brügger ergänzt: Die Ergebnisse des Monitoringreports belegen erneut, wie sicher Obst und Gemüse in Deutschland sind. Die Verbraucher können sich darauf verlassen, sichere, gesunde und qualitativ hochwertige Produkte zu erhalten. Einen weiteren Themenschwerpunkt im Monitoringreport bildet die im Juni 2011 EU-weit eingeführte zonale Zulassung von Pflanzenschutzmitteln. Viele Anwender verknüpften große Hoffnungen mit der Einführung der Zonalen Zulassung. Die neue Regelung versprach einen wichtigen Schritt bei der Harmonisierung von Pflanzenschutzmittel-Zulassungen in der EU. Bisher wurden Pflanzenschutzmittel in der EU durch nationale Behörden auf Ebene der Mitgliedsstaaten zugelassen. Im Zuge der Zonalen Zulassung wurde die EU in drei unterschiedliche Zonen unterteilt, wodurch es jetzt möglich ist, dass Antragsteller gleich für mehrere Mitgliedsstaaten einer Zone Zulassungen beantragen. Dabei nimmt einer der Mitgliedsstaaten stellvertretend eine Bewertung vor, woraufhin anschließend die anderen Staaten auf Basis dieser Bewertung in einem verkürzten Verfahren die Zulassung erteilen. Über den aktuellen Stand bei der Umsetzung der Zonalen Zulassung aus Sicht der Praxis berichtet Dr. Hans-Dieter Stallknecht, Geschäftsführer Bundesausschuss Obst und Gemüse: Die großen Hoffnungen der Obstund Gemüseerzeuger in Bezug auf die Zonale Zulassung von Pflanzenschutzmitteln haben sich bis heute nicht erfüllt. Die Aussagen im Bericht der Bundesregierung zur Harmonisierung der Pflanzenschutzmittelzulassung von 2014 zeigen, dass eine vergleichbare Verfügbarkeit von Pflanzenschutzmitteln in der EU nach wie vor in weiter Ferne liegt. Der Bericht zeigt die vielfältigen Anstrengungen, die zur Beschleunigung der Verfahren unternommen werden. Dennoch gibt es keine konkreten Lösungen für eine beschleunigte und harmonisierte Zonale Zulassung und für eine gegenseitige Anerkennung. Info-Blatt 4/2015 219

Kurzinformation Um die Harmonisierung auf nationaler Ebene ernst zu nehmen, ist von nationalen Zusatzbewertungen zum Zulassungs- und Bewertungsbericht des berichterstattenden Mitgliedsstaates Abstand zu nehmen. Die Zonale Zulassung funktioniert nur mit Vertrauen in den berichterstattenden Mitgliedsstaat. Es bedarf einer vertrauensvollen Zusammenarbeit der Partnerbehörden im Rahmen der Zonalen Zulassung. Hier sind die Zulassungsbehörden gefordert. Mit Nachdruck muss an der Vereinheitlichung der Datenanforderungen, der Bewertungsgrundsätze und der Risikomanagementmaßnahmen gearbeitet werden: Hausaufgaben, die von der Politik in Brüssel schnellstens erledigt werden müssen. Unterschiedliche Auslegungen dürfen nicht mehr möglich sein! Neue Wirkstoffdaten sind EU-weit einheitlich zu bewerten und nicht auf nationaler Ebene, denn so führt die gewollte Harmonisierung in eine Sackgasse. Auch eine Harmonisierung der Anwendungsbestimmungen, der Anwendungsgebiete und des Kulturbaums ist ein dringendes Gebot. 220 Info-Blatt 4/2015

Kurzinformation BUGA-Splitter und Impressionen Buga-Havelregion 2015 Pressedienst und Dr. R. Hornig LMS Agrarberatung GmbH, Büro Schwerin Inzwischen schon 750.000 Besucher Während des BUGA-Besuches des brandenburgischen Ministerpräsidenten Dietmar Woidke in der südlichsten BUGA-Stadt Brandenburg an der Havel wurde Mitte August der 750.000ste BUGA-Besucher empfangen. Besser gesagt einer Besucherin der 10jährigen Indira Pabst aus Berlin konnte gratuliert werden. Ort des Geschehens war der Südaufgang des BUGA- Marienberges. Indira war mit ihrer Mutter Barbara und ihren Geschwistern Saida und Moritz nach Brandenburg an der Havel zur BUGA gekommen. Sie besuchten die Gartenschau zum ersten Mal und wollen im Herbst nochmal wiederkommen, um sich weitere BUGA-Standorte anzuschauen. Neben Dietmar Woidke waren auch die Oberbürgermeisterin von Brandenburg an der Havel Dietlind Tiemann sowie Ronald Seeger, Bürgermeister von Rathenow, und Jens Aasmann, Amtsdirektor Rhinow, anwesend. Die Geschenke, ein vom BUGA-Partner OSV gesponserter Gutschein über 750 EURO sowie ein Blumenstrauß und ein großes Wilma Wels-Kuscheltier, wurden im Beisein von Erhard Skupch, dem Geschäftsführer des BUGA-Zweckverbandes, und Ronald Priebe, Marktdirektor bei der Mittelbrandenburgischen Sparkasse, übergeben. Starkes Friedenssymbol Vom 31.7. bis zum 21.8.2015 trafen sich im Rahmen des rainbowproject 2015 29 junge Menschen zu einem internationalen Friedensworkcamp in Premnitz an der Havel. Sie bauten im Rahmen der Bundesgartenschau ein farbenprächtiges Friedenssymbol aus Robinienholz in Form eines Regenbogens zwölf Meter lang und vier Meter hoch. Info-Blatt 4/2015 221

Kurzinformation Abb. 1: Der Optikpark im BUGA-Standort Rathenow fasziniert mit farbenprächtigem Wechselflor und ungewöhnlichen Sichtachsen (alle Fotos: Hornig) Abb. 2: Dahlienpracht im Weinbergpark im Rathenow 222 Info-Blatt 4/2015

Kurzinformation Die Erbauer des Friedenbogens sind jüdische und arabische Israelis, schwarze und weiße Südafrikaner, Deutsche aus Ost und West. In unserem Land gibt es inzwischen immer häufiger Gewalt gegen Asylsuchende und deren Unterstützer. Die Flüchtlingsproblematik und die Ausländerfeindlichkeit sind groß. Daher fand das Projekt in diesem Jahr in Deutschland statt, nachdem es im vergangenen Jahr während des Gaza-Krieges in Israel stattfand und dort in einem Garten des Friedens seither ein hölzerner Regenbogen steht und zeigt Frieden ist machbar. Die Teilnehmenden bauten darum den Regenbogen als sichtbaren Ausdruck der Hoffnung auf Frieden und auf ein gutes globales Zusammenleben. Sie diskutierten mit Asylsuchenden in Premnitz und den Einwohnern nach Chancen gelingenden Zusammenlebens. Das Regenpogenprojekt wurde realisiert mit Unterstützung von Fachleuten der Firma SIKHolz GestaltungsGmbH und unter Begleitung des Kirchenkreises Hamburg-Ost sowie der Evangelischen Akademie Berlin. Pastor Rolf Martin aus dem Kirchenkreis Hamburg-Ost: Das Projekt in Premnitz wird nach 17 Jahren unser letztes Projekt sein. 13 Regenbögen haben wir auf der ganzen Welt gebaut. Sie sind aus Holz und werden vergehen. Aber was die mehr als 150 jungen Menschen, die in dieser Zeit Teilnehmende waren, bei den Projekten erfahren und gelernt haben, wird enorm zum Frieden über alle Grenzen beitragen. Da bin ich sicher! Sie mit ihrem Idealismus, ihrer Phantasie und Lebensfreude sind unsere Schätze. Klaus-Peter Gust Geschäftsführer der SIK-HolzgestaltungsGmbH: Ich bin stolz auf das Regenbogenprojekt. Und ich bin dankbar, dass wir alle Probleme, die sich uns in den Weg stellten, immer gemeinsam meistern konnten. Diese Erfahrung sozusagen: You can do it if you really want! hat mein Leben, das Leben meiner Familie und die Ausrichtung der Arbeit in unserem Unternehmen geprägt. Ich hoffe, dass viele Unternehmen solche Erfahrungen machen können. Info-Blatt 4/2015 223

Kurzinformation 22 Staudengärtnereien aus Deutschland beteiligten sich am Freilandwettbewerb "Stauden" Nun ist entschieden, wer die qualitätsvollsten Stauden und Gräser auf die BUGA 2015 Havelregion geliefert hat: Zum Freilandwettbewerb in dieser Kategorie jurierte man streng und hatte an fünf Standorten zu ganz unterschiedlichen Beetanlagen keine leichte Aufgabe. Foerster-Stauden GmbH aus Potsdam konnte mit der Großen Goldmedaille der Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft für ein umfangreiches Sortiment an Stauden und für unterschiedliche Lebensbereiche in ausgezeichneter Qualität ausgezeichnet werden. Besonders die Aufgänge zum Marienberg in Brandenburg sind mit hervorragenden Veronica, einem schönen Nepeta-Sortiment und mit dem klassischen Delphinum von Foerster-Stauden beliefert worden. Auch Gräser zur Auflockerung der Bepflanzung und Carex bereicherten die Flächen. Floragarten Weinreich wiederum konnte Pluspunkte in Havelberg sammeln: wüchsige halbhohe Stauden, Brunnera in großer Stückzahl und Farne lockerten die Beete und Schmuckflächen unterhalb der Kirche auf. Gräser in Arten und Sorten für den Lebensbereich Gehölzrand sowie Astrantia, Alchemilla, Convallaria gehörten dort zu den Frühjahrsattraktionen. Flora Garten Weinreich erhielt dafür den Ehrenpreis des Ministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz Nordrhein- Westfalen im Ausschreibungstext heißt es: für ein großes Staudensortiment hauptsächlich für den Lebensbereich Gehölzrand in sehr guter Qualität. Ebenfalls einen Ehrenpreis für ein Staudensortiment im Senkgarten am Standort Rathenow in hervorragender Qualität konnte Peter Schwermer von der gleichnamigen Staudenkultur gewinnen. Und dieser Senkgarten hatte es in sich: Veronica und Veronicastrum, leuchtende Echinacea, Achillea und ein Iris-Barbata-Elatior Sortiment in unicolor blauen Farben sorgten dafür, das nun schon über Monate die von der Planerin Ingrid Gock angelegte Fläche in den gewünschten Farbabfolgen blühte. Außer den drei erwähnten Betrieben haben sich 19 weitere bekannte deutsche Staudengärtnereien und -züchter an diesem Freilandwettbewerb beteiligt, die insgesamt 52 Goldmedaillen, 85 Silbermedaillen und 9 Bronzemedaillen erringen konnten. 224 Info-Blatt 4/2015

Kurzinformation Abb. 3: Nach dem Vorbild von Karl Foerster: Senkgarten unterhalb des Bismarckturms im Weinbergpark in Rathenow Abb. 4: Karl Foerster hätte seine Freude daran: Das Farbenspiel der Stauden im Rathenower Senkgarten Info-Blatt 4/2015 225

Kurzinformation BUGA-City-Skyliner ist höchster Aussichtspunkt in der Havelregion Drei von fünf BUGA-Kommunen kommen in den Genuss des BUGA-City- Skyliners: Bandenburg an der Havel, Rathenow und die Hansestadt Havelberg. Der City Skyliner ist der derzeit höchste und modernste mobile und sich drehende Aussichtsturm der Welt. Die verglaste, vollklimatisierte und barrierefrei zu erreichende Aussichtskabine, in der maximal 60 Personen Platz finden, erreicht eine Höhe von 72 Metern. Der Turm wird nicht direkt auf den BUGA-Geländen aufgestellt, sondern in unmittelbarer Nähe, immer sehr gut fußläufig erreichbar. 270 Tonnen ist er schwer, der BUGA-City-Skyliner. Vom 29. August bis zum Abschluss der BUGA wird er in der Hansestadt Havelberg auf dem BUGA-Parkplatz / Elbstraße stehen. Von der verglasten Aussichtsplattform ist eine atemberaubende 360 Grad- Sicht auf die BUGA-Areale, die BUGA-Kommunen und sogar bis weit in die Havelregion hinein möglich. Bei guter Sicht kann in eine Entfernung von bis zu 30 Kilometern geschaut werden. Jeweils vier Mal pro Stunde erhebt sich der Aussichtsturm mit maximal 60 Besuchern. Abb. 5: Die Aussichtsplattform des BUGA-Skyliners vor ihrem Aufstieg in die Lüfte 226 Info-Blatt 4/2015

Kurzinformation Abb. 6: Der spektakuläre Blick aus 72 Meter Höhe ist garantiert. Der BUGA-Skyliner in Rathenow Abb. 7: Blick vom Skyliner aus ca. 40 Meter Höhe auf Rathenow mit der Sankt Marien-Andreas-Kirche. Der Leuchtturm in der Havel ist ein ehemaliges Molenfeuer von Warnemünde. Seit 2009 steht der Turm in unmittelbarer Nähe zum Optikpark. Info-Blatt 4/2015 227

Kurzinformation So gesehen... R. Behr Behr AG, Seevetal-Ohlendorf TV-Sendungen zum Thema Kochen boomen seit einigen Jahren. Locker und amüsant wird am Herd geplaudert. Der Normalbürger, mit den hohen Kochkünsten nicht mehr bewandert, erfreut sich an den Raffinessen, die Kochprofis in Töpfen und Pfannen auf den Bildschirm zaubern. Man bekommt den Eindruck, dass der deutsche Konsument, die extravagante mit hohem Aufwand zubereitete Mahlzeit so liebt, dass alle Berichte über Trends zu Fast Food und vorgefertigtem Essen nicht der Wahrheit entsprechen. Es liegt in der menschlichen Natur, immer nach dem zu streben, was man nicht hat oder eigentlich auch nicht macht. Die nachweislich steigende Nachfrage bei weitestgehend vorgefertigten Menüs steht im krassen Gegensatz zu den Kochsendungen. Natürlich muss der berühmte Koch seine Zutaten auf dem Wochenmarkt selbst befühlen, beriechen und auswählen. Natürlich ist der Gemüsehändler auch der Gemüseanbauer, der die außergewöhnlichen, einmaligen frischen Produkte auf seinen Feldern anbaut, jedenfalls behauptet er das. Häufig sind die einmaligen Felder auf dem Großmarkt beheimatet und die Frische ist Kühlhaus bewährt. Aber das tut der Sache keinen Abbruch, es zählt die Illusion. In den Gesprächen, auf Veranstaltungen und sonstigen netten Zusammenkünften wird dann auch von dem besonderen Obst und Gemüse geschwärmt, das bei meinem Bauern, möglichst Bio, oder meinem urtümlichen Händler des Vertrauens zu bekommen ist und natürlich auch Nichts Anderes auf den Tisch kommt. Das Obst- und Gemüseangebot im Supermarkt oder gar beim Discounter wird rundherum abgelehnt. Es kommt ja aus einer seelenlosen Massenproduktion, fade, eintönig, kurzum allgemein zu verachten. Schon allein, dass der Supermarkt oder der Discounter zu einer großen, überall zu findenden Firma gehört, kann ja schon im Kern nicht gut sein und ist deshalb abzulehnen. 228 Info-Blatt 4/2015

Kurzinformation Der Supermarkt oder Discounter verlangt zwar, dass seine Produkte eine Vielzahl von Qualitätssiegel hat, die bei meinem Bauern oder Händler überhaupt keine Rolle spielen. An die empfundenen, außergewöhnlichen Eigenschaften, die auf dem Wochenmarkt oder bei meinem Bauern zu finden sind, reichen die Produkte emotional nicht heran. Beim Einkauf von Lebensmitteln vertraut man der netten Person mehr als jedem nachprüfbaren Siegel. Auch ein Hinweis, dass hinsichtlich der oft spärlichen Betreuung der Obst- und Gemüseabteilung zum Nachdenken anregt. Soweit die landläufig, überwiegend zu hörende Beurteilung. Demnach müssten die Supermärkte und Discounter ständig leere Parkplätze haben und das spärlich anzutreffende Bedienungspersonal langweilt sich zu Tode und kann ruhig weiter dezimiert werden. So ist es aber in der Realität nicht. In Deutschland und anderswo haben Supermarkt und Discounter trotz Betreuungsdefizite weiterhin mehr Zulauf als Wochenmärkte und mein Bauer. Dumm läuft es auch, wenn bei im Fernsehen durchgeführte Blindtests, sich das gewünschte Ergebnis nicht einstellen will. Wenn das Ergebnis im Blindtest nicht der allgemeinen Erwartung entspricht, stellt sich Verlegenheit ein, so dass auch Tim Mälzer nach Erklärungen suchen muss. Trifft das Ergebnis die Erwartungen, dann wird man bestätigt in dem, Was man immer schon gewusst hat. Die Widersprüche, die sich bei der Beurteilung von Obst und Gemüse objektiv betrachtet auftun, sind gewaltig. Da geht es uns so wie in der Medizin, wo Placebos erstaunliche Heilkräfte entwickeln. Geben wir unseren Produkten deshalb ruhig mehr emotionale Werte mit. Daran denken wir oft zu wenig. Wir verheddern uns vor lauter Kosten und Effizienzsteigerung, um Niedrigstpreise am Markt dauerhaft zu garantieren, gerade so als würden 10 Cent mehr für die Packung zur allgemeinen Verarmung der Bevölkerung führen. Niedrigstpreise als Werbeaussage ist kein Begriff, der Einen vom Hocker haut. Info-Blatt 4/2015 229

Kurzinformation Modellvorhaben Land(auf)Schwung fördert Gemüsebau- Cluster im Landkreis Vorpommern-Rügen Dr. S. Granda Steinland & Granda, Temmen-Ringenwalde Der Landkreis Vorpommern-Rügen ist einer der 13 erfolgreichen Landkreise, die mit ihrem Zukunftskonzept in einem bundesweiten Bewerbungsverfahren im Rahmen des Modellvorhabens Land(auf)Schwung durch eine Fachjury beim BMEL ausgewählt wurden. Der Landkreis wird nun in der Zeit vom 01. Juli 2015 bis zum 31. Dezember 2018 Fördermittel in Höhe von 1,5 Millionen Euro durch das BMEL und weitere 150.000 Euro durch das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Mecklenburg-Vorpommern erhalten. Für den ersten Zuweisungszeitraum bis zum 31. Dezember 2016 stehen der Modellregion 750.000 Euro zur Verfügung. Ziel des Modellvorhabens ist es, in strukturschwachen Regionen die regionale Wertschöpfung zu stärken und die Daseinsvorsorge zu sichern und dabei neue Wege in der integrierten ländlichen Entwicklung zu erproben. Dazu wurden durch das BMEL zwei Schwerpunktthemen definiert: Regionale Wertschöpfung und Grundsicherung der Daseinsvorsorge. In seinem Zukunftskonzept hat der Landkreis Vorpommern-Rügen diese Themen mit konkreten strategischen und operativen Zielen untersetzt. Den Kern bilden die Verbesserung der Lebensqualität und Sicherung der Grundversorgung und die dauerhafte nachhaltige Inwertsetzung der regionalen Qualitäten. Die Besonderheiten der landwirtschaftlich geprägten Regionen des Landkreises, seine intakte Naturraumausstattung, die hohe Luft- und Wasserqualität, der hohe Lebens-, Erholungs- und Freizeitwert für Menschen, die Lagegunst im südlichen Ostseeraum sowie die stark ausgeprägte, erwerbsarbeitsorientierte Tradition Vorpommerns sollen im Rahmen von Land(auf) Schwung mobilisiert und darüber hinaus dauerhaft nachhaltig in Wert gesetzt werden. 230 Info-Blatt 4/2015

Kurzinformation Ziel ist es, modellhafte durchgängige regionale Wertschöpfungsketten auf der Basis von Produkt- und Prozessinnovationen zu entwickeln. Das Modellprojekt startet mit der Umsetzung von Startprojekten, die auf Grund ihrer Ziele und ihrer Realisierungschancen im Rahmen der Bewerbung ausgewählt wurden. Sie sollen kurzfristige, sichtbare Projekterfolge ermöglichen und im Sinne einer Impulsfunktion weitere unternehmerische Menschen motivieren, sich mit ihren Ideen und Initiativen im Modellvorhaben einzubringen. Im Themenfeld Regionale Wertschöpfung werden aktuell die Startprojekte Entwicklung eines Gemüsebauclusters im Landkreis Vorpommern-Rügen und Zentrum für Gemüsefermentation im Trebeltal für die erforderliche konkrete Antragstellung weiterentwickelt. Mit diesen beiden Projekten soll eine vollständige regionale Wertschöpfungskette geschaffen werden, in der von der Produktion über die Verarbeitung und Vermarktung von Gemüse alle Schritte in der Region realisiert werden. In dem Gemüsebaucluster sollen alle wesentlichen Akteure unter der Projektträgerschaft des Biolandverbandes Ost e.v. zusammenarbeiten. Neben bereits am Markt aktiven Gemüseproduzenten sollen weitere Produktionskapazitäten erschlossen werden. Diese können dann regionale Verarbeiter, wie die biosanica Manufaktur GmbH und das neu zu schaffende Gemüsefermentationszentrum Trebeltal mit hochwertiger Rohware für echte Regionalprodukte beliefern. Durch die Abnahmesicherheit über Anbauverträge sowie adäquate Preise soll die Nachfrage nach Rohstoffen gestärkt und darüber hinaus der Aufbau einer gesamten regionalen Wertschöpfungskette gesichert werden. Neben Produzenten und Verarbeitern werden auch Zulieferer, wie die Biogärtnerei Watzkendorf als Jungpflanzenproduzent in das Netzwerk einbezogen. Weitere wichtige Partner sind wissenschaftliche Einrichtungen, z. B. das Kompetenzzentrum Freilandgemüsebau Güstrow-Gülzow, die mit ihrer wissenschaftlichen Arbeit das innovative Element des Modellprojekts unterstützen. Info-Blatt 4/2015 231

Kurzinformation Hierzu gehört auch die Entwicklung eines neuen Produktsegments im zukünftigen Gemüsefermentationszentrum Trebeltal. In enger Zusammenarbeit mit den Forschungseinrichtungen des Landes, der biosanica Manufaktur GmbH, mit Spitzenköchen und benachbarten Gärtnereien sollen innovative, gesunde Lebensmittel für Privatkunden und Gastronomen entwickelt und produziert werden. Es soll eine echte regionale Verarbeitung entstehen, die alle benötigten Ausgangsstoffe aus der Region bezieht. Beide Startprojekte zielen primär darauf ab, die regionale Produktionsbasis für den Gemüseanbau durch die Erschließung von Flächenpotentialen und die Mobilisierung von Unternehmen sowie unternehmerisch aktiven Menschen wieder herzustellen. Darüber hinaus sollen aber auch über den Lebensmittelsektor hinausgehende Verarbeitungs-, Dienstleistungs- und Vermarktungspotentiale regional und überregional entlang der Wertschöpfungskette erschlossen werden. Das Vorhaben der Entwicklung eines Gemüsebauclusters zeichnet sich durch einen klaren Modellcharakter aus. Das Vorgehen kann und soll auf andere Themenfelder und Regionen übertragen werden. Abb.: Quelle: H. Köhler 232 Info-Blatt 4/2015

Herausgeber: LMS Agrarberatung GmbH www.lms-beratung.de Redaktionskollegium: Dr. J. Brüggemann - Vorsitzender LMS Agrarberatung GmbH Dr. K. Katroschan Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern Dr. R. Schmidt Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern Abt. Pflanzenschutzdienst (Sitz Rostock) L. Tuinier Hofman-Huijssoon Verband Mecklenburger Obst und Gemüse e.v. K. Wilke Erzeugerorganisation Mecklenburger Ernte GmbH Prof. Dr. G. Flick Hochschule Neubrandenburg Redaktion: Dr. Rolf Hornig Waldschulweg 2 19061 Schwerin Telefon: 0385 39532-16 Telefax: 0385 39532-44 E-Mail: rhornig@lms-beratung.de Erscheinungsweise: zweimonatlich, zu beziehen im Jahresabonnement Die Textinhalte der Beiträge geben die Autorenmeinung wieder und stimmen nicht zwangsläufig mit der Auffassung der Herausgeberin überein. Eine Gewährleistung seitens der Herausgeberin wird ausgeschlossen. Nachdruck, auch auszugsweise, nur nach Genehmigung durch die Herausgeberin gestattet.