Weiterschreibung der Befunde zum Projekt Schulreifes Kind Lernstand am Ende von Klasse 3

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Transkript:

Weiterschreibung der Befunde zum Projekt Schulreifes Kind Lernstand am Ende von Klasse 3 Esslingen 14.02.2013 Marcus Hasselhorn (DIPF Frankfurt) Hermann Schöler (PH Heidelberg) Wolfgang Schneider (Uni Würzburg) Wiss. Mitarbeiter/-innen: Frankfurt: Hanna Wagner, Jan-Henning Ehm Heidelberg: Eva Randhawa, Beatrix Kron Würzburg: Robin Segerer, Marie Pröscholdt Wissenschaftliche Begleitung des Projektes Schulreifes Kind

Bisherige Ergebnisse (zur Erinnerung) SRK-Zusatzförderung führt in etlichen sprachlichen und in den frühen mathematischen Kompetenzen zu einer Entwicklungsbeschleunigung (Kompensation) bis Ende der Kita-Zeit (bei Coaching deutlich mehr) Die Rückstellungsquote insbesondere die von Risikokindern wird durch SRK-Zusatzförderung deutlich gesenkt Mehr als die Hälfte der SRK-zusatzgeförderten Kinder zeigt am Ende von Klasse 1 weder im Lesen noch im Rechnen Leistungsprobleme Risikokinder profitieren von SRK-Zusatzförderung im Bereich ihres sozialen Selbstkonzepts am Ende von Klasse 2 2

3 Zeitplan der wissenschaftlichen Begleituntersuchungen MZP Frühjahr Herbst Sommer 1 2008 2009 2010 2011 2012 2 3 4 Kindergarten Entwicklungsstanderhebungen (Individualtest) E I N S C H U L U N G Herbst Sommer Sommer Sommer Frühjahr FIPS (Individualtest) 1. Klasse 5 6 7 Entwicklungsstand- Individualtest) FIPS/Schulleistung (Individual- & Gruppentest ) 2. Klasse 3. Klasse Gruppentests 2013 8 4. Klasse 3

4 Stichprobenbeschreibung Beginn 1. Klasse (4. MZP) 4

Stichprobenbeschreibung Ende 2. Klasse 5

Stichprobenbeschreibung 3. Klasse Anzahl der Kinder (N) zum 7. MZP 6

Risiko- und Förderkinder Risiko-Kinder (Einteilung nach dem 1./2. MZP): Untersuchte Bereiche: Sprachkompetenz, Vorläuferfertigkeiten Schriftsprache, Vorläuferfertigkeiten Mathematik und Konzentration Definition Risiko : Wies ein Kind entweder zum 1. oder 2. MZP in mindestens einem der vier Bereiche ein Risiko auf, wurde es als Risikokind klassifiziert Förderkinder : Alle Kinder, die die zusätzlich SRK-Förderung erhielten 7

Risikoeinteilung Von Klasse 2 zu 3 überproportional großer Verlust an Risikokindern mit Förderung 8

Gibt es Unterschiede zwischen den Kindern aus SRK-Einrichtungen den aus anderen Einrichtungen hinzugekommenen Kindern? 9

Emotionale Probleme und Verhaltensauffälligkeiten (Lehrerbeurteilung Ende Klasse 2) *Signifikanter Unterschied (p <.05) 10

Emotionale Probleme und Verhaltensauffälligkeiten (Lehrerbeurteilung Ende Klasse 3) *Signifikanter Unterschied (p <.05) 11

Kinder aus SRK-Einrichtungen zeigen noch Ende der 3. Klassenstufe geringere emotionale und Verhaltensprobleme und weniger Hyperaktivität! allerdings... 12

Emotionale Probleme und Verhaltensauffälligkeiten (Lehrerbeurteilung) *Signifikanter Unterschied (p <.05) 13

Fördereffekte? 14

Mathematik Ende Klasse 3 (DEMAT) Tabelle: Anzahl der Kinder mit T-Wert kleiner und größer/gleich 40 geordnet nach Risiko und Förderung Risiko Förderung im Kindergarten T-Wert kleiner 40 T-Wert größer/gleich 40 kein Risiko nein 8 213 ja 4 40 Risiko nein 13 92 ja 16 60 15

Regression: Minderleistung Mathematik *Signifikanter Koeffizient (p <.05) 16

Rechtschreibung Ende Klasse 3 (DERET) Tabelle: Anzahl der Kinder mit T-Wert kleiner und größer/gleich 40 geordnet nach Risiko und Förderung Risiko Förderung im Kindergarten T-Wert kleiner 40 T-Wert größer/gleich 40 kein Risiko nein 34 186 ja 9 34 Risiko nein 28 79 ja 26 49 17

Regression: Minderleistung Rechtschreiben *Signifikanter Koeffizient (p <.05) 18

Lesegeschwindigkeit Ende Klasse 3 (WLLP) Tabelle: Anzahl der Kinder mit T-Wert kleiner und größer/gleich 40 geordnet nach Risiko und Förderung Risiko Förderung im Kindergarten T-Wert kleiner 40 T-Wert größer/gleich 40 kein Risiko nein 29 191 ja 7 36 Risiko nein 25 82 ja 16 59 19

Regression: Minderleistung Lesegeschwindigkeit *Signifikanter Koeffizient (p <.05) 20

Leseverständnis Ende Klasse 3 (ELFE) Tabelle: Anzahl der Kinder mit T-Wert kleiner und größer/gleich 40 geordnet nach Risiko und Förderung Risiko Förderung im Kindergarten T-Wert kleiner 40 T-Wert größer/gleich 40 kein Risiko nein 32 180 ja 8 34 Risiko nein 27 73 ja 19 53 21

Regression: Minderleistung Leseverständnis *Signifikanter Koeffizient (p <.05) 22

Satzverständnis (ELFE) Tabelle: Anzahl der Kinder mit T-Wert kleiner und größer/gleich 40 geordnet nach Risiko und Förderung Risiko Förderung im Kindergarten T-Wert kleiner 40 T-Wert größer/gleich 40 kein Risiko nein 29 196 ja 10 40 Risiko nein 31 79 ja 34 61 23

Schlussfolgerungen und Ausblick Wir können tatsächlich die Mehrzahl der Risikokinder für die schulische Entwicklung frühzeitig identifizieren => Zusatzförderung SRK erreicht weitgehend die richtigen Kinder Minimierung der schulischen Misserfolgswahrscheinlichkeit von Risikokindern nachweisbar, allerdings langfristige Fördereffekte nicht quantifizierbar (Stichprobenselektion) Risikokinder profitieren offensichtlich langfristig von SRK nicht nur im Bereich ihres sozialen Selbstkonzeptes, sondern insgesamt scheint SRK erwünschte Nebenwirkungen im Bereich von emotionalen Problemen und Verhaltensproblemen zu haben. Es gibt genügend Wissen und Gründe, um sich nun um eine Implementation in die Fläche zu machen 24

Förderung von Kindern mit Entwicklungsrisiken Eine Handreichung 1. Schulreifes Kind : Ziele und Konzeption 2. Schulbereitschaft 3. Frühe Kompetenzen (Schrift-)Sprache Vorläuferfertigkeiten im Bereich Mathematik Aufmerksamkeit und Konzentrationsvermögen 4. Diagnostik 25

Förderung von Kindern mit Entwicklungsrisiken Eine Handreichung 5. Förderung Wann ist es hilfreich, spezifische Förderprogramme anzuwenden? Allgemeines zur Förderung Förderung spezifischer Inhaltsbereiche Das Fördertagebuch 6. Runde Tische 7. Häufig gestellte Fragen 8. Anhang Fördertagebuch Checkliste Runder Tisch 26