Schwieriges Gründungsklima DIHK-Gründerreport 2009



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Transkript:

Schwieriges Gründungsklima DIHK-Gründerreport 2009 Zahlen und Einschätzungen der IHK-Organisation zum Gründungsgeschehen in Deutschland Deutscher Industrie- und Handelskammertag

Mit dem DIHK-GRÜNDERREPORT legt der DIHK jährlich eine Einschätzung der IHK-Organisation zum Gründungsgeschehen in Deutschland in Industrie, Handel und den Dienstleistungsbranchen vor. Grundlage für die DIHK-Aussagen sind Erfahrungsberichte der IHK-Existenzgründungsberater aus den 80 IHKs sowie eine statistische Auswertung zum IHK-Gründerservice. Insgesamt fußt der DIHK-Gründerreport 2009 auf über 320.000 Kontakten von IHK-Existenzgründungsberatern mit angehenden Unternehmerinnen und Unternehmern. Mit der vorliegenden Untersuchung wird somit ein Großteil des Gründungsgeschehens in Deutschland erfasst. Deutscher Industrie- und Handelskammertag Bereich Wirtschaftspolitik, Mittelstand, Innovation Berlin 2009 Herausgeber und Copyright Deutscher Industrie- und Handelskammertag DIHK Berlin: Postanschrift: 11052 Berlin Hausanschrift: Breite Straße 29 Berlin-Mitte Telefon (030) 20 308-0 Telefax (030) 20 308 1000 Internet: www.ihk.de Redaktion DIHK Bereich Wirtschaftspolitik, Mittelstand, Innovation Dr. Marc Evers Stand Juni 2009 Alle Rechte liegen beim Herausgeber. Ein Nachdruck auch auszugsweise ist nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Herausgebers gestattet.

Schwieriges Gründungsklima das Wichtigste in Kürze Bis Herbst 2008: Existenzgründungen auf Talfahrt. Die in der ersten Jahreshälfte noch gute Konjunktur ließ das Gründungsinteresse bis Herbst 2008 sinken und zwar auf ein Rekordtief. Der Grund: Gute Job-Perspektiven linderten Anreize zu Gründungen aus der Not. Im Jahr 2008 führten die IHKs insgesamt 320.174 Gespräche zur Existenzgründung, und damit acht Prozent weniger als im Jahr 2007. Arbeitslosigkeit dominiert Gründungsgeschehen auch im Jahr 2008. Für 56 Prozent der Teilnehmer an IHK-Gründungsberatungen war Arbeitslosigkeit ausschlaggebend für den Gründungswunsch. Die meisten Stellungnahmen zu Förderanträgen gaben die IHKs für Gründer aus der Arbeitslosigkeit ab insgesamt 15.833. Ab Herbst 2008: Gründungsinteresse zieht wieder an. Seit Verschärfung der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise im September 2008 beobachten die IHKs ein deutlich ansteigendes Interesse an Existenzgründungen. Auch hier gilt: Das steigende Gründungsinteresse resultiert vor allem aus der drohenden Erwerbslosigkeit. 2009: Gründerwelle kommt Pleitewelle droht. Aufgrund steigender Arbeitslosigkeit infolge der Krise rechnen die IHKs für das Jahr 2009 mit deutlich mehr Existenzgründern. Doch die Gefahr besteht, dass viele der Gründungen nur von kurzer Dauer sein werden: Zum einen verschärfen viele Kreditinstitute ihre Anforderungen an die Vergabe von Fremdkapital. Zum anderen begeben sich gerade arbeitslose Gründer häufig mangelhaft vorbereitet in das Abenteuer Selbstständigkeit bei der derzeitigen Finanzierungssituation eine schwere Hypothek. Fast 40 Prozent der arbeitslosen Gründer können ihre Geschäftsidee nicht klar beschreiben, so die IHK-Erfahrungen. Rechtzeitig vorbeugen Enttäuschungen vermeiden. Schulen, Hochschulen, Medien, Gründungsberatung und Politik sind aufgerufen, Existenzgründer rechtzeitig und intensiv über die Herausforderungen der unternehmerischen Selbstständigkeit zu informieren. Finanzierungspartner sollten bei aussichtsreichen Vorhaben die Finanzierungsmittel bereitstellen. Am 4. November 2009 führen die IHKs einen bundesweiten Aktionstag durch. Motto: Wissen, worauf es ankommt. Frauen holen weiter auf. Im eigentlich gründungsschwachen Jahr 2008 haben sich bei den IHKs 124.991 Frauen über das Thema Existenzgründung informiert sieben Prozent mehr als noch für fünf Jahren. Im gleichen Zeitraum ist die Anzahl gründungsinteressierter Männer um 18 Prozent gesunken auf aktuell 195.183. Insofern ist mit einem steigenden Anteil der Frauen an allen Gründungspersonen derzeit gut ein Drittel zu rechnen. Mehr Gründer 50 plus. Immer mehr Ältere wollen sich selbstständig machen. Im Jahr 2008 haben sich bei den IHKs 8.914 Personen im Alter von über 50 Jahren über das Thema Existenzgründung informiert acht Prozent mehr als vor fünf Jahren.

Vorschläge der IHK-Organisation für mehr Gründungsdynamik Mit der Vielzahl der Gespräche, Beratungen und Stellungnahmen für Existenzgründer leisten die IHKs einen bedeutsamen Beitrag zum Gründungsgeschehen; von keiner anderen Gründungsinstitution hierzulande sind vergleichbare Kontaktzahlen bekannt. Aus ihrer Praxiserfahrung heraus richtet die IHK-Organisation folgende Vorschläge an die Politik: I. Lehren aus der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise ziehen Krisenhilfe verbessern. Die Bundesregierung hat über die KfW ein 15-Milliarden-Euro- Kreditprogramm für Mittelstand und Existenzgründer als Krisenhilfe aufgelegt; das Volumen an Bürgschaften auch für den Mittelstand beträgt 75 Milliarden Euro. Doch viele Unternehmer berichten von langen Wartezeiten, undurchschaubarer Antragbürokratie, etliche von Ablehnungen. KfW, Hausbanken, Landesförderinstitute und Bürgschaftsbanken sollten verlässlich und transparent über die Krisenhilfen informieren und das passende Instrument anbieten. Fehlende Dokumente sind frühzeitig von Hausbanken und KfW einzufordern. Der Informationsaustausch zwischen KfW und Hausbanken muss intensiver vonstatten gehen. Die KfW sollte ihr Angebot an Finanzierungssprechtagen gemeinsam mit IHKs und anderen Partnern ausweiten. Insbesondere beim Zugang zu Betriebsmittelkrediten, bei Leasing und bei Export- und Warenkreditversicherungen (für bestehende Betriebe) berichten die Unternehmen von Schwierigkeiten hier sollte die Krisenhilfe überprüft werden. Kostenbesteuerung abschaffen. Mit der Reform der GmbH-Gesetzgebung und der Einführung einer Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt) hat die Politik im Jahr 2008 die Gründung von Kapitalgesellschaften erleichtert ein wichtiger Beitrag für mehr Gründungsdynamik. Doch parallel dazu wurde mit der Hinzurechnung von Kostenbestandteilen bei der Gewerbesteuer (Mieten, Zinsen, Pachten, Leasing-Raten, Lizenzen) die Gründung von Unternehmen unattraktiver: In der Startphase machen Unternehmen häufig noch keinen Gewinn. Selbst dann müssen sie jetzt aber Steuern zahlen und Liquiditätsabflüsse hinnehmen. Dies gilt in besonderem Maße für solche Existenzgründer, die hohe Fixkosten zu tragen haben wie z. B. High-Tech-Gründer, aber auch Einzelhändler in guten Innenstadtlagen. Insgesamt werden durch die Hinzurechnungen die Finanzierungsmöglichkeiten der Unternehmen zusätzlich zur ohnehin angespannten Finanzierungssituation eingeengt. Trotz einiger Erleichterungen: Die Zinsschranke, die Begrenzung des Verlustvortrages, die insbesondere die Beteiligungsfinanzierung von High-Tech- Gründungen erschwert, sowie die Hinzurechnungen bei der Gewerbesteuer müssen mit Blick auf ein dynamisches Gründungsgeschehen schleunigst abgeschafft werden. Kommunale Satzungen von unverhältnismäßigen Belastungen befreien. Manche Gemeindesteuern benachteiligen Existenzgründer gegenüber etablierten Unternehmen (z. B. Schankerlaubnissteuer für Neubesitzer eines Gastronomiebetriebes). In manchen Großstädten sind Gebühren für die so genannte Parkplatzablöse von 10.000 Euro und mehr pro Stellplatz nicht selten. Auch solche Regelungen engen die Finanzierungsspielräume von Gründern und jungen Unternehmen weiter ein.

Arbeitslose Gründer besser auf die Selbstständigkeit vorbereiten. Gerade in der Krise ist mit einer steigenden Zahl arbeitsloser Gründer zu rechnen. Häufig gehen diese Gründungsinteressierten ohne ausreichende Vorbereitung und Qualifikation an den Start. Sämtliche gründungsrelevanten Institutionen müssen gerade arbeitslose Gründer intensiv über die Herausforderungen der unternehmerischen Selbstständigkeit informieren. Thema Selbstständigkeit systematisch im Bildungssystem verankern. Internationale Studien zeigen, dass Deutschland in punkto unternehmerische Ausbildung viel Nachholbedarf hat. Für eine nachhaltige Kultur der Selbstständigkeit gehört das Thema Selbstständigkeit durchgehend in die Lehrprogramme von der Grundschule bis in die Universität. Für ein Unterrichtsfach Wirtschaft erarbeitet der Gemeinschaftsausschuss der deutschen gewerblichen Wirtschaft derzeit konkrete Vorschläge. Im Rahmen von Aktionen wie Unternehmer als Lehrer organisieren die IHKs jährlich mehr als 400 Projekte (Projekttage, Unterrichtsstunden etc.), die den Kontakt zwischen Unternehmern und Schülern fördern. II. Arbeitslose Existenzgründer zielgerichteter fördern Förderinstrumentarium für Arbeitslose verbessern. Die Bundesregierung hat mit dem Einstiegsgeld sowie mit Darlehen und Zuschüssen Förderinstrumente für gründungswillige und selbstständige Empfänger des Arbeitslosengeldes II geschaffen. Die meisten Businesskonzepte von langzeitarbeitslosen Gründern erscheinen aus Sicht der IHK-Experten jedoch nicht tragfähig. Im Zuge der Krise wird sich die Anzahl arbeitsloser Existenzgründer deutlich erhöhen. Grundsicherungsstellen (ARGEn, Optionskommunen) sollten nur solche Antragsteller zur Weiterverfolgung ihres Vorhabens ermutigen, deren Konzepte aussichtsreich erscheinen. Erst dann sollten die Antragsteller ihre Konzepte mit einer fachkundigen Stelle (z. B. einer IHK) besprechen. Ein unkontrolliertes Durchleiten von Gründungsinteressenten aus der Langzeitarbeitslosigkeit birgt die Gefahr, dass unnötig Hoffnungen auf Fördergelder gemacht werden. Aufgrund von Engpässen bei den fachkundigen Stellen droht zudem, dass die aussichtsreichen und gesamtwirtschaftlich sinnvollen Vorhaben nicht die ausreichende Unterstützung erhalten. Beim Gründungszuschuss sollte die Arbeitsagentur über die Fortgewährung nach neun Monaten in eigener Regie entscheiden. Die Einschaltung externer Stellen bei der Fortführungsprüfung ist weder erforderlich, noch angemessen. 58, Abs. 2 Satz 2 SGB III ist daher zu streichen. Zur Überprüfung der bloßen Geschäftstätigkeit sind ein weit geringerer Ressourcenaufwand und weit geringeres betriebswirtschaftliches Know-how erforderlich als bei einer Tragfähigkeitsbeurteilung; externe Spezialexpertise ist nicht notwendig. Bei erneuter Konsultation einer fachkundigen Stelle sowie der Arbeitsagentur wäre zudem der Bürokratieaufwand für den Gründer gegenüber der Aussicht auf sechs weitere Monate Förderung mit jeweils 300 Euro unverhältnismäßig hoch.

III. Bürokratie für Existenzgründer abbauen Länder sollten den IHKs das Angebot der rechtsgültigen Gewerbeanzeige ermöglichen. Seit dem Jahr 2007 dürfen die IHK-Starterzentren in Rheinland-Pfalz und die Handelskammer Hamburg aufgrund von Landesregelungen einen solchen Service anbieten. So erhalten Existenzgründer bei ihrer dortigen IHK/HK Gründerservice aus einer Hand von der Erstauskunft über den Businessplan-Check bis zur Gewerbeanmeldung. Immer mehr Gründer nehmen diesen Service war: Die Zahl der Gewerbeanzeigen in der HK Hamburg und den IHKs in Rheinland-Pfalz ist im Jahr 2008 um 110 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Würde ein solcher Bürokratieabbau bundesweit ermöglicht, würde dies Unternehmensgründungen in Deutschland beschleunigen. Formular Einnahme-Überschussrechnung für Kleinunternehmer abschaffen. Das Pflichtformular ist ohne Steuerberater kaum zu bewältigen. Existenzgründer sollten die Umsatzsteuervoranmeldung vierteljährlich statt monatlich abgeben dürfen. Um neue Unternehmen, die nur zum Zweck des Umsatzsteuerbetruges gegründet wurden, besser kontrollieren zu können, wurde 2002 eine Sonderregel eingeführt: Existenzgründer müssen monatlich die Umsatzsteuervoranmeldung abgeben. Die Regel hat sich einerseits in der Praxis als wirkungslos erwiesen und anderseits zu einem hohen Verwaltungsaufwand für alle Existenzgründer geführt. IV. EU-Rückenwind für mehr Gründungsdynamik nutzen, keine neuen Hürden schaffen EU-Initiative zur Beschleunigung von Gründungen im Rahmen des Small Business Acts für Europa unterstützen. Im Rahmen ihrer Initiative für kleine und mittlere Unternehmen will die EU Existenzgründungen vereinfachen und beschleunigen. Auch die Bundesregierung wirbt mit der Initiative Einfach Gründen für mehr Selbstständigkeit und hat dabei Blaupausen auch von IHKs für schnelles und einfaches Gründen prämiert. Die IHK-Organisation befürwortet diese Initiativen. Die IHKs erfüllen das Profil von Startercentern, bei denen Gründer eine fundierte Erst- und Orientierungsberatung aus einer Hand erhalten können: von IHK-Gründungsberatern, Experten von Kreditinstituten und Förderbanken, Steuerfachleuten, Ansprechpartnern von Behörden etc.. Damit werden E- xistenzgründungen in Deutschland vereinfacht und beschleunigt. Keine Pflichtversicherung in der Gesetzlichen Rentenversicherung für Selbstständige einführen. Die Einführung einer Pflichtversicherung in der Gesetzlichen Rentenversicherung für alle Erwerbstätigen, d.h. auch für Selbstständige und damit für Existenzgründer, zur Vermeidung von Altersarmut ist unverhältnismäßig und unnötig. Auch sorgen die Unternehmer bereits in der Existenzgründung freiwillig vor. Bei einer bundesweiten IHK- Befragung von 700 Existenzgründern gaben 78 Prozent an, bereits Maßnahmen zur Altersvorsorge ergriffen zu haben.

IHK-Gründerservice 2008 - auf einen Blick Einstiegsgespräche 2008 2007 261632 289298-10% Teilnehmer IHK- Gründerseminare 31855 31906 0% Teilnehmer IHK- Gründungsberatung 58542 59739-2% Stellungnahmen zu Förderanträgen 23194 27331-15% IHK-Einträge in Unternehmensbörse nexxtchange 4489 4671-4% Teilnehmer bundesw eite IHK- Aktionen * 2000 6150-67% Teilnehmer Sprechtage mit Partnern 14299 16178-12% *2007: drei bundesweite Aktionen im Rahmen des IHK-Jahresthemas "Chance Unternehmen ; 2008: eine bundesweite Aktion zur sozialen Sicherung für Existenzgründer

Inhalt Seite I IHK-Service für Gründer Übersicht in Zahlen 1 Existenzgründungen bis Herbst 2008 auf Talfahrt 1 Herbst 2008: Zäsur im Gründungsgeschehen 2 Starker Rückgang bei Erstinformationen 4 Leichter Rückgang bei Gesprächen zum Businessplan 5 Arbeitslosigkeit dominiert als Gründungsmotiv 5 Mehr Anträge auf Wachstumsförderung 6 II Arbeitslose Gründer schlechter vorbereitet 9 Businesskonzepte insgesamt leicht verbessert 9 doch arbeitslose Gründer mit größeren Defiziten 10 III Gründungsbranchen mehr Dienstleister und Kleingründungen erwartet 12 IV Frauen auf dem Weg in die Selbstständigkeit 13 V Existenzgründer 50 plus 14 Immer mehr ältere Existenzgründer 14 Erfolgsfaktor Erfahrung 15 Keine speziellen Silver-Ager-Branchen 16

I IHK-SERVICE FÜR GRÜNDER ÜBERSICHT IN ZAHLEN IHK-Gespräche mit Existenzgründern 420.000 406.101 390.000 387.433 376.609 360.000 330.000 351.362 356.070 349.037-8 % 320.174 300.000 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Existenzgründungen bis Herbst 2008 auf Talfahrt Die Industrie- und Handelskammern (IHKs) beobachteten im Jahr 2008 bei der Entwicklung des Gründungsinteresses eine Zweiteilung: Bis Herbst 2008 ist das Interesse an der unternehmerischen Selbstständigkeit deutlich zurück gegangen. Ursache war die bis Sommer noch gute Konjunktur, die den Druck zu Gründungen aus der Not linderte. Auch bei konjunkturell guten Zeiten ist Arbeitslosigkeit den IHK-Erfahrungen zufolge der Hauptbeweggrund für Unternehmensgründungen. Seit Verschärfung der weltweiten Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise im September 2008 beobachten die IHKs ein ansteigendes Gründungsinteresse. Vor allem mehr Arbeitslose oder von Arbeitslosigkeit bedrohte Menschen suchen ihre IHK mit einem Gründungskonzept auf. Für das Gesamtjahr 2008 bedeutet das: Die IHKs verzeichneten im vergangenen Jahr acht Prozent weniger Gespräche mit Gründungsinteressierten. Insgesamt führten die IHKs 320.174 Einstiegsgespräche und ausführliche Beratungsgespräche zur Existenzgründung. Gegenüber 2004, als vor allem bedingt durch die Ich-AG der Höhepunkt eines Gründungsbooms mit mehr als 400.000 persönlichen Gesprächen erreicht war, führten die IHKs 21 Prozent weniger Gespräche zur Existenzgründung. Damit vermelden die IHKs für das Jahr 2008 das niedrigste Gründungsinteresse seit der erstmaligen Erhebung der Statistik zum IHK-Gründerservice im Jahr 2002 gemessen an den persönlichen Gründungsgesprächen. 1

5.200.000 Erwerbslose und Gründungsinteresse 420.000 4.700.000 390.000 4.200.000 360.000 3.700.000 330.000 3.200.000 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Erwerbslose (linke Achse) IHK-Gespräche mit Existenzgründern 300.000 Im Jahr 2008 folgte das Gründungsinteresse dem für Deutschland typischem Muster bei der Entwicklung des Gründungsgeschehens: Mit der abnehmenden Zahl an Erwerbslosen sinkt das Gründungsinteresse. Seit dem Jahr 2005 verlaufen die zurückgehenden Zahlen der persönlichen Gespräche zur Existenzgründung nahezu parallel zum Rückgang der Arbeitslosigkeit. Herbst 2008: Zäsur im Gründungsgeschehen Nicht nur in quantitativer Hinsicht beobachten die IHKs mit Verschärfung der weltweiten Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise eine Veränderung des Gründungsgeschehens: Die Qualität der Gründungskonzepte nimmt ab. Viele derjenigen, die eine Unternehmensgründung aus Mangel an Alternativen erwägen, gehen den IHKs zufolge übereilt in die Selbstständigkeit. Existenzgründer berichten, dass die Gespräche mit Finanzierungspartnern deutlich schwieriger verlaufen. Vielfach werden Finanzierungswünsche durch die Hausbank abgelehnt. Infolgedessen drehen sich die Beratungsgespräche vermehrt um mögliche Gründe der Ablehnungen. Somit rechnet die IHK-Organisation für das Jahr 2009 wieder mit einer steigenden Anzahl von Existenzgründern. Zu befürchten sind jedoch viele nicht ausreichend vorbereitete Gründungsvorhaben. Zudem dürften die Hausbanken strengere Maßstäbe an die Gründungsfinanzierung anlegen 1. Engagements genau auf ihre Risiken hin abzuprüfen ist auch eine Lehre aus der Finanzmarktkrise. Zusammen mit sinkenden Realisierungschancen von Gründungsideen im Zuge der rezessiven Konjunktur ist damit für das Jahr 2009 eine deutlich schwierigere Situation für Existenzgründer zu erwarten. 1 Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK), Wirtschaftslage und Erwartungen, Sonderauswertung Kreditkonditionen, Berlin 2009. 2

Weitere Tendenzen, die IHKs seit Herbst 2008 im Gründungsgeschehen beobachten: Das Interesse an öffentlichen Fördermitteln steigt an auch bedingt durch die verstärkte Berichterstattung in den Medien über staatliche Rettungsschirme. Das Interesse an Coaching-Programmen nimmt zu. Für insgesamt 6.341 Existenzgründer haben die IHKs im Jahr 2008 eine Begleitung während der ersten Unternehmensphase durch einen Coach vermittelt 90 Prozent mehr als noch im Jahr zuvor. Für diese Entwicklung spielt die Ausweitung des Förderinstrumentes Gründercoaching Deutschland eine wichtige Rolle: Seit dem 1. Oktober 2008 können auch arbeitslose Existenzgründer dieses von der Förderbank KfW koordinierte Instrument bei Regionalpartnern beantragen. 60 Prozent all jener, denen die KfW ein Gründercoaching bewilligt, haben bei ihrer IHK die Förderung beantragt. Weitere Regionalpartner sind Handwerkskammern, Wirtschaftsfördergesellschaften und Landesförderbanken. Manche größere Unternehmen wollen im Zuge der Finanzmarktkrise Geschäftsbereiche outsourcen. Hierdurch können sich in Teilbereichen steigende Chancen vor allem für qualifizierte Gründer ergeben. Wie kann ich auch in Krisenzeiten eine gute Geschäftsidee umsetzen? Wann bin ich kreditwürdig? Welche Anforderungen stellen Banken an Businessplan, Qualifikation und Sicherheiten? Unter dem Motto Wissen, worauf es ankommt informieren die IHKs am 4. November 2009 Existenzgründer in einer bundesweiten Aktion zu den Herausforderungen der unternehmerischen Selbstständigkeit im Zeichen der Finanzmarktkrise. 3

IHK-Service für Existenzgründer 325.000 323.500 307.762 286.331 316.531-6% 289.298 274.702-10% 261.632 225.000 125.000 25.000 76.660 30.287 69.739 36.799 82.601 70.902 68.847 29.111 34.243 34.843-13% 59.739 31.906-2% 31.855 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 58.542 0% Einstiegsgespräche IHK-Gründungsberatung Seminarteilnehmer Starker Rückgang bei Erstinformationen Die IHK-Gründungsgespräche setzen sich zusammen aus Einstiegsgesprächen und IHK-Gründungsberatungen. In Einstiegsgesprächen informieren sich Existenzgründer über die grundlegenden Anforderungen einer unternehmerischen Selbstständigkeit noch unabhängig vom konkreten Vorhaben. Zusammen mit Informationsveranstaltungen und Gründertagen sowie Broschüren zur Existenzgründung und Internet- Informationen bilden die Einstiegsgespräche die IHK-Basisinformationen zur Existenzgründung. Im Jahr 2008 erkundigten sich 261.632 Gründungsinteressierte bei ihrer IHK in Einstiegsgesprächen zur unternehmerischen Selbstständigkeit. Damit verzeichnen die IHKs einen Rückgang von zehn Prozent im Vergleich zum Jahr 2007. Ohne das steigende Gründungsinteresse seit September 2008 infolge der Finanzmarktkrise wäre der Einbruch bei den Einstiegsgesprächen noch stärker ausgefallen. Das im Jahr 2008 insgesamt rückläufige Gründungsinteresse zeigt sich auch in der nachlassenden Nachfrage nach IHK- Internetinformationen zur Existenzgründung. Mit insgesamt neun Millionen Downloads von Existenzgründerinformationen verzeichneten die IHKs im Jahr 2008 ein Minus von 29 Prozent. Insgesamt 54.987 Interessenten besuchten die IHKs bei IHK-Gründertagen zur Existenzgründung 22 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Nahezu unverändert geblieben ist die Anzahl der Teilnehmer an IHK- Gründungsseminaren. Im Jahr 2008 verzeichneten die IHKs 31.855 Teilnehmer, nach 31.906 Teilnehmern im Jahr zuvor. 4

Leichter Rückgang bei Gesprächen zum Businessplan Nach den IHK-Basisinformationen bildet die IHK-Gründungsberatung die zweite Stufe des IHK-Gründerservice: Diesen ausführlichen Beratungsgesprächen mit einem IHK- Existenzgründungsberater liegt ein konkretes Geschäftskonzept der Unternehmer in spe zugrunde. Die Teilnehmerzahl bei den IHK- Gründungsberatungen ist im Jahr 2008 mit zwei Prozent vergleichsweise leicht zurückgegangen. Noch im Vorjahr war ein Rückgang von 13 Prozent zu verzeichnen. Dies deutet auf eine gewisse Bodenbildung bei der Zahl derjenigen hin, die ihr Existenzgründungsvorhaben konkretisiert haben und dieses weitgehend unabhängig vom konjunkturellen Umfeld umsetzen. Zudem dürfte das steigende Gründungsinteresse infolge der seit September 2008 verschärften Finanzmarktkrise den Rückgang bei der Gründungsberatung im Jahr 2008 etwas abgebremst haben. Insgesamt 58.542 E- xistenzgründer erörterten im Jahr 2008 gemeinsam mit den IHKs das Geschäftskonzept. Arbeitslosigkeit dominiert als Gründungsmotiv Der Anteil derjenigen, die mit einer Existenzgründung vornehmlich einen Ausweg aus der Erwerbslosigkeit suchen, hat sich im Jahr 2008 weiter verringert. Seit dem Jahr 2004 ist der Anteil der Gründer mangels Erwerbsalternativen von 71 Prozent auf nunmehr 56 Prozent gesunken. Die meisten Existenzgründungen erfolgen damit nach IHK-Erfahrungen eher aus der Not heraus als aus Pioniergeist. Diese Motivlage gilt selbst bei guter konjunktureller Situation. Für das Jahr 2009 rechnen die IHKs wieder mit einem steigenden Anteil von Gründungen aus der Not. IHK-Gründungsberatung nach Motiven 2008 56% 44% 2007 60% 40% 2006 64% 36% 2005 68% 32% 2004 71% 29% 2003 56% 44% 0% 25% 50% 75% 100% Arbeitslosigkeit "Unternehmer sein" 5

50.000 IHK-Stellungnahmen zu Förderanträgen von Existenzgründern 40.000 7.523 6.840 30.000 9.506 8.500 6.839 20.000 27.949 30.973 37.271 39.348 29.701 6.621 +11-24% 7.361 32% 10.000 20.710 15.833 68% 0 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Arbeitslosigkeit Wachstumsförderung Mehr Anträge auf Wachstumsförderung Die bis Sommer 2008 gute Konjunktur schlägt sich auch bei den IHK- Stellungnahmen zu Förderanträgen nieder. In Folge des rückläufigen Gründungsinteresses haben die IHKs 15 Prozent weniger Einschätzungen zu Geschäftskonzepten abgegeben. Weiterhin stark rückläufig ist die Anzahl der Stellungnahmen für arbeitslose Existenzgründer minus 24 Prozent. Mit einem Anteil von 68 Prozent (insgesamt 15.833) an allen Stellungnahmen haben die IHKs jedoch auch im Jahr 2008 die mit Abstand meisten Stellungnahmen für Konzepte von Gründern aus der Erwerbslosigkeit abgegeben 2. Erstmals seit Erhebung der Statistik zum IHK-Gründerservice verzeichnen die IHKs ein Plus bei den Stellungnahmen für wachstumsorientierte Förderungen. Die IHKs gaben elf Prozent mehr Einschätzungen zu solchen Förderanträgen ab, die vornehmlich für Investitionen und weniger als Hilfe zum Lebensunterhalt gewährt werden (insgesamt 7.361). 2 IHK-Stellungnahmen zu Förderanträgen arbeitsloser Existenzgründer: im Jahr 2005 und davor für Überbrückungsgeld und Existenzgründungszuschuss ( Ich-AG ); im Jahr 2006 für Ich-AG (bis 30.06.2006), Überbrückungsgeld (bis 31.07.2006 - in Ausnahmefällen Übergangszeit bis 31.10.2006) sowie Gründungszuschuss (ersetzt seit 01.08.2006 Ich-AG und Überbrückungsgeld); seit 2007 für Gründungszuschuss. 6

IHK-Stellungnahmen zu Förderanträgen für wachstumsorientierte Gründungen 4.000 3908-8% 3610 3.000 2.000 +174% 1719-3% 2085 2032 1.000 628 0 Unternehmerkapital Bürgschaftsbanken Landesförderbanken 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Diese Entwicklung ist auf die steigende Zahl von Stellungnahmen zum KfW-Programm Unternehmerkapital zurückzuführen. Mit diesem Instrument gewährt die Förderbank KfW Existenzgründern ein Nachrangdarlehen zu verbilligten Zinssätzen. Doch auch im Jahr 2008 gaben die IHKs im Bereich der wachstumsorientierten Förderprogramme die meisten Stellungnahmen für Programme der Bürgschaftsbanken (3.610; minus acht Prozent) und der Landesförderbanken (2.032; minus drei Prozent) ab. Nach dem Gründungszuschuss für arbeitslose Existenzgründer sind damit die Angebote der Bürgschaftsbanken das nach IHK- Erfahrungen am meisten von Gründern nachgefragte Förderinstrument. 16 Prozent der IHK-Einschätzungen zu Gründer- Förderanträgen entfallen auf die Bürgschaftsbanken. 7

Gründungszuschuss Mit dem Gründungszuschuss wird Empfängern des Arbeitslosengeldes (ALG I) für die erste Phase einer Unternehmensgründung eine Hilfe zum Lebensunterhalt gewährt. In den ersten neun Monaten können Gründer eine Förderung in Höhe des ALG I zuzüglich 300 Euro monatlich erhalten. In einer zweiten Förderphase ist für sechs weitere Monate noch eine Pauschale von 300 Euro möglich. Für den Erhalt des Gründungszuschusses müssen Existenzgründer den Agenturen für Arbeit einen von einer fachkundigen Stelle auf Tragfähigkeit überprüften Businessplan vorweisen. Hierfür können Existenzgründer ihre IHK oder andere Gründungsinstitutionen aufsuchen. Mit der Abschaffung der Ich-AG und der Einführung des Gründungszuschusses im Jahr 2006 wurden Anreize zur reinen Mitnahme von Fördergeldern reduziert: Die Bezugsdauer des Gründungszuschusses wird voll auf die ALG-I-Bezugszeit angerechnet. Zuvor konnte der ALG-I-Anspruch nach Ablauf der Förderung wieder aufleben. Zudem beträgt die maximale Förderdauer beim Gründungszuschuss 15 Monate. Bei der Ich- AG betrug sie noch drei Jahre. Auch können nur noch Arbeitslose den Gründungszuschuss beantragen, die noch mindestens drei Monate Anspruch auf Arbeitslosengeld (ALG I) haben. Einstiegsgeld Das Einstiegsgeld können Empfänger des Arbeitslosengeldes II (ALG II) seit 2005 von den Grundsicherungsstellen (ARGEn, Optionskommunen) als Gründungsförderung erhalten. Die Fallmanager gewähren in der Regel eine Förderung in Höhe von 50 Prozent der Regelleistung für zwölf Monate. Viele Grundsicherungsstellen verlangen von Antragstellern einen Businessplan oder zumindest eine Umsatz-/Rentabilitätsvorschau. Zu Erstellung dieser Unterlagen lassen sich viele Einstiegsgeld-Gründer von ihrer IHK beraten. 8

II ARBEITSLOSE GRÜNDER SCHLECHTER VORBEREITET Defizite bei der Unternehmensgründung soviel Prozent der Gründer in der IHK-Gründungsberatung... haben kaufmännische Defizite (Preiskalkulation/Kostenrechnung, betriebsw. Planrechnungen ) haben sich zu wenig Gedanken zum Alleinstellungsmerkmal ihrer Geschäftsidee gemacht schätzen die notwendigen Startinvestitionen/laufende Kosten zu niedrig ein 48% 50% 54% 48% 48% 51% 42% 42% 47% haben die Finanzierung ihres Start- Ups nicht gründlich genug durchdacht 36% 38% 44% äußern unklare Vorstellungen zur Kundenzielgruppe können ihre Produktidee nicht klar beschreiben schätzen den zu erwartenden Umsatz unrealistisch hoch ein haben unzureichende Fach- /Branchenkenntnisse 38% 41% 38% 29% 30% 34% 34% 36% 34% 23% 23% 27% Businesskonzepte insgesamt leicht verbessert Wie bei der Anzahl der Gründungsinteressenten beobachten die IHKs auch bei der Qualität der vorgelegten Geschäftskonzepte im Jahr 2008 eine durch die Finanzmarktund Wirtschaftskrise bedingte Zweiteilung: Bis Herbst 2008 setzte sich der Trend aus den Vorjahren fort: Aufgrund guter Konjunktur suchten weniger Gründungsinteressierte ihre IHK auf, die aus der Not heraus und damit auch oft übereilt in die unternehmerische Selbstständigkeit gehen wollten. Bei einem größeren Anteil von Gründungsinteressenten als zuvor konstatierten die IHKs eine gute 2006 2007 2008 fachliche Qualifikation, eine gründliche Vorbereitung und klare Vorstellungen von der Umsetzung der unternehmerischen Idee. Die Gründer haben sich tendenziell mit ihrem Vorhaben tiefer auseinandergesetzt, was sich auch positiv auf das Niveau der Beratungsgespräche auswirkte. Seit Herbst 2008 registrieren die IHKs eine steigende Anzahl von Gründungsinteressenten, bei denen die Suche nach einem Ausweg aus der Erwerbslosigkeit im Vordergrund steht und nicht die Umsetzung einer unternehmerischen Idee. Besonders bei diesem Personenkreis sehen die IHKs Defizite in der Vorbereitung und somit beim Geschäftskonzept. 9

Defizite bei der Unternehmensgründung soviel Prozent der Gründer in der IHK-Gründungsberatung......haben kaufmännische Defizite (Preiskalkulation/Kostenrechnung, betriebsw. Planrechnungen )...haben sich zu wenig Gedanken zum Alleinstellungsmerkmal ihrer Geschäftsidee gemacht 37% 34% 56% 58%...schätzen die notwendigen Startinvestitionen/laufende Kosten zu niedrig ein 32% 49%...haben die Finanzierung ihres Start-Ups nicht gründlich genug durchdacht...äußern unklare Vorstellungen zur Kundenzielgruppe 28% 30% 42% 45%...können ihre Produktidee nicht klar beschreiben 18% 38%...schätzen den zu erwartenden Umsatz unrealistisch hoch ein 28% 39% haben unzureichende Fach- /Branchenkenntnisse 15% 30% Arbeitslosigkeit "Unternehmer sein" Insgesamt wiesen 48 Prozent der Geschäftskonzepte im Jahr 2008 schwere Mängel auf. In den Vorjahren lag dieser Wert noch bei mehr als 50 Prozent. Die nach wie vor hohen Mängelquoten lassen trotz positiver Tendenzen nicht auf einen Durchbruch zu mehr Unternehmergeist im Gründungsgeschehen schließen: So können 48 Prozent der Existenzgründer nicht die Vorzüge ihrer Geschäftsidee erklären (Alleinstellungsmerkmal). 29 Prozent können ihre Produktidee nicht klar beschreiben. doch arbeitslose Gründer mit größeren Defiziten Deutliche Unterschiede beobachten die IHKs zwischen den Konzepten derjenigen, die sich vornehmlich aus Furcht vor Erwerbslosigkeit selbstständig machen und derjenigen, die vorwiegend eine unternehmerische Idee umsetzen wollen. Bei sämtlichen Kriterien weisen Gründer mangels Erwerbsalternativen mehr Defizite auf. 58 Prozent der arbeitslosen Existenzgründer haben sich zu wenig Gedanken darüber gemacht, was ihre Idee von Konkurrenzangeboten unterscheidet (Alleinstellungsmerkmal). 56 Prozent haben kaufmännische Defizite (Preiskalkulation, Kostenrechnung etc.), 38 Prozent können ihre Geschäftsidee nicht klar beschreiben. Die Qualifikationsschere ist im Jahr 2008 sogar noch etwas breiter geworden: So konnten im Jahr zuvor 50 Prozent der Gründer aus der Arbeitslosigkeit und 43 Prozent der eher unternehmerisch motivierten Gründer das Alleinstellungsmerkmal ihrer Idee nicht klar beschreiben. Im Jahr 2008 ist diese Kluft stark gestiegen auf 58 Prozent bei den arbeitslosen Existenzgründern zu 34 Prozent bei den Gründern aus Unter- 10

nehmerantrieb. Dieses Muster zieht sich durch sämtliche Businessplan-Kriterien. Mit Blick auf die Finanzmarktkrise ist es besonders bedenklich, dass ein immer höherer Anteil arbeitsloser Existenzgründer die Finanzierung ihres Startups nicht gründlich genug durchdenkt. Dieser Anteil ist von 39 Prozent im Jahr 2007 auf 42 Prozent im Jahr 2008 gestiegen. 49 Prozent schätzen die notwendigen Startinvestitionen bzw. laufenden Kosten zu niedrig ein nach 44 Prozent im Jahr 2007. Im Zusammenhang mit der restriktiveren Prüfung von Kreditanträgen durch die Hausbanken ist zu befürchten, dass viele Gründungsvorhaben gerade Arbeitsloser geringere Realisierungschancen haben. Entgegen diesem Trend berichten IHKs auch von vereinzelten positiven Tendenzen insbesondere in den Regionen, in denen Arbeitsagenturen, ARGEn und Gründungsinstitutionen über eine längere Erfahrung der Zusammenarbeit verfügen: Vor allem dort, wo Arbeitsagenturen und ARGEn aufgrund ihrer besseren Kenntnis der Gruppe der Arbeitslosen eine Vorfilterung vornehmen und möglicherweise Personen auf andere Alternativen hinweisen, legen arbeitslose Gründungsinteressenten den IHKs vergleichsweise solide Konzepte vor. Diese Tendenz ist auch bei Langzeitarbeitslosen zu beobachten. Manche Arbeitsagenturen fordern Gründer verstärkt zu Qualifizierungsmaßnahmen auf. Neben der von den Arbeitsagenturen und ARGEn wahrgenommenen Funktion der Vorselektion wirkt sich auch eine abgestimmte und konsistente Informationspolitik positiv auf die Qualität der Gründungsvorhaben aus: Die arbeitslosen Existenzgründer sind frühzeitig über Ansprechpartner in der Region und Anforderungen zur Selbstständigkeit informiert. 11

III GRÜNDUNGSBRANCHEN MEHR DIENSTLEISTER UND KLEINGRÜNDUNGEN ERWARTET 63 Prozent aller Gründungsinteressenten wollen in Dienstleistungsbranchen gründen Verkehr, Kredit/Versicherungen, Gastgewerbe oder sonstige Dienstleistungen. Damit bevorzugen Gründer Branchen, in denen vergleichsweise wenig Startkapital für die Gründung einer unternehmerischen Existenz erforderlich ist. Für das Jahr 2009 erwarten die IHKs infolge der angespannten Situation auf den Finanzmärkten eine Zunahme von Gründungen, die wenig oder kein finanzielles Startkapital erfordern. Mithin erwartet die IHK-Organisation mehr Kleingründungen im Zuge einer wachsenden Zahl arbeitsloser Gründer. 12

IV FRAUEN AUF DEM WEG IN DIE SELBSTSTÄNDIGKEIT Existenzgründerinnen beim IHK-Gründerservice 41% 41% 42% 39% 39% 38% 38% 39% 37% 38% 38% 37% 32% 33% 33% 32% 33% 33% 31% 31% 39% 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Einstiegsgespräche Seminarteilnehmerinnen IHK-Gründungsberatung Die seit dem Jahr 2003 beobachtete Tendenz des steigenden Gründungsinteresses von Frauen setzt sich fort. In den vergangenen fünf Jahren ist der Anteil der Frauen, die sich beim IHK-Gründerservice informieren, von etwa einem Drittel auf nun teils über 40 Prozent gestiegen. Dabei sehen die IHKs eine bei Männern und Frauen gegenläufige Tendenz des Gründungsinteresses: Im Jahr 2008 haben sich bei den IHKs 195.183 Männer zur unternehmerischen Selbstständigkeit informiert 18 Prozent weniger als im Jahr 2003. Im gleichen Zeitraum ist die Anzahl gründungsinteressierter Frauen um sieben Prozent gestiegen auf 124.991. Diese Entwicklung lässt vermuten, dass der Anteil der Gründerinnen von etwa 35 Prozent künftig steigen wird. Den Hauptgrund für diese Entwicklung sehen die IHKs in dem gesellschaftlichen Trend, dass immer mehr Frauen finanzielle und berufliche Unabhängigkeit anstreben auch in der unternehmerischen Selbstständigkeit. Eine wichtige Voraussetzung, unternehmerisches Potenzial besser auszuschöpfen, ist eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Kindererziehung und Familie müssen sich besser mit selbstständiger Tätigkeit in Einklang bringen lassen im Interesse selbstständiger Mütter und Väter. Kinderbetreuungszeiten, die bereits am frühen Nachmittag enden, werden heutzutage kaum einer Form der Erwerbstätigkeit gerecht erst Recht keiner unternehmerischen Selbstständigkeit 3. 3 KfW-Bankengruppe, Frauen starten bevorzugt im Nebenerwerb in die Selbständigkeit, Berlin 2005. Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK), Der Kita-Check, Kinderbetreuung in Deutschland 2008 Ergebnisse einer DIHK-Kitabefragung, Berlin 2008. 13

V EXISTENZGRÜNDER 50 PLUS Gründer 50+ in der IHK-Gründungsberatung 9500 9000 8914 8500 8222 +8% 8000 7500 7000 2003 2008 Immer mehr ältere Existenzgründer Immer mehr ältere Personen wollen sich selbstständig machen. Im Jahr 2008 haben sich acht Prozent mehr Gründungsinteressenten im Alter von mindestens 50 Jahren von ihrer IHK zum Gründungskonzept beraten lassen als fünf Jahre zuvor. Damit spiegelt sich die demografische Entwicklung auch beim IHK-Gründerservice wieder. Zudem beobachten die IHKs einen Trend hin zu Erwerbsbiographien, die von Veränderungen in den Lebenswegen geprägt sind: Verstärkt suchen ältere Gründungsinteressierte ihre IHK auf, die nach Jahren der abhängigen Beschäftigung ihre Lebenserfahrung und ihr Branchenwissen für eine unternehmerische Selbstständigkeit nutzen und Neuland betreten wollen 4. Derzeit bilden die 30- bis 39-jährigen die gründungsaktivste Altergruppe 5. Legt man die heutige Gründungsneigung zugrunde, so wird die Zahl der Selbstständigen demografiebedingt bis zum Jahr 2050 um mehr als eine halbe Million sinken. Daher ist es auch gesamtwirtschaftlich wichtig, das Gründungspotential älterer Personen zu erschließen. Mit fast 9.000 Teilnehmern 50 plus an den IHK-Gründungsberatungen leisten die IHKs hierzu einen wichtigen Beitrag. 4 Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK), Durchstarten mit Erfahrung Existenzgründung durch Ältere, Berlin, Mai 2007. 5 Institut der Deutschen Wirtschaft (IW), Demographischer Wandel: Die Gründer gehen aus, Köln 2004. 14

Im Vergleich zu jüngeren haben ältere Gründer (% der IHK-Antworten, 79 IHK-Antworten insgesamt) mehr Branchenerfahrung 90% mehr Lebenserfahrung 78% mehr Startkapital mehr nützliche Kontakte mehr Führungserfahrung 59% 58% 57% besseren Kreditzugang 4% 28% 32% 32% 4% weniger Flexibilität weniger Aufgeschlossenheit veraltetes Wissen unklare Vorstellungen zu Belastungen 49% 44% schlechteren Kreditzugang weniger Zeit Erfolgsfaktor Erfahrung Ein wichtiger Erfolgsfaktor älterer Existenzgründer ist deren höhere Lebens- und Berufserfahrung. Nach Erfahrung von 90 Prozent der IHKs können ältere Existenzgründer ihre höhere Branchenerfahrung nutzbringend in die unternehmerische Selbstständigkeit einbringen. Zudem sind die höhere Lebenserfahrung (78 Prozent) sowie mehr Führungserfahrung (57 Prozent) wichtige Erfolgsfaktoren von Gründern 50 plus. Auch können den IHK-Erfahrungen zufolge die meisten älteren Existenzgründer nützliche Kontakte für ihre Selbstständigkeit nutzen, die sie in ihrem vorherigen Berufsleben geknüpft haben (58 Prozent). Ältere Existenzgründer bringen zudem in den meisten Fällen mehr Startkapital für die Existenzgründung mit (59 Prozent). Größtes Manko bei älteren Existenzgründern ist den IHK-Erfahrungen zufolge, dass sie tendenziell weniger Zeit für die unternehmerische Selbstständigkeit mitbringen als jüngere Existenzgründer. 49 Prozent der IHKs berichten, dass Ältere eher einer Doppelbelastung durch Familie und Beruf ausgesetzt sind als jüngere Existenzgründer. 44 Prozent der IHKs berichten, dass Ältere oft größere Schwierigkeiten beim Kreditzugang haben: Banken hinterfragen, ob die geschäftsaktive Zeit ausreicht, um einen Kredit mit Tilgung und Zinsen aus den Erträgen der Geschäftsidee zu bedienen. 15

Nach den Erfahrungen von 32 Prozent der IHKs unterschätzen viele Existenzgründer die Belastungen einer unternehmerischen Selbstständigkeit oder verfügen über ein veraltetes Wissen hinsichtlich des kaufmännischen Knowhows. Dies wirkt der tendenziell höheren Branchenerfahrung älterer Gründer teilweise entgegen. 28 Prozent der IHKs berichten, dass ältere Existenzgründer bisweilen weniger aufgeschlossen für neue Ideen sind als jüngere Gründer. Keine speziellen Silver-Ager-Branchen Nach den Erfahrungen der IHKs gibt es keine speziellen Silver-Ager-Branchen, in denen ältere Existenzgründer bevorzugt gründen. Die meisten älteren Existenzgründer machen sich das Potential ihres großen Erfahrungsschatzes zunutze und gründen in den Branchen, in denen sie vorher berufliche Erfahrungen gesammelt haben. Daher beobachten die IHKs bei älteren Existenzgründern in etwa die gleiche Branchenstruktur wie im Durchschnitt aller Existenzgründer. Es dominieren der Handel sowie die Dienstleistungsbranchen wie Verkehr, Versicherung, Gastgewerbe. Auch in der Gruppe der älteren Existenzgründer gibt es vergleichsweise wenige Gründungen von Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe. Am 18. November 2008 fand eine bundesweite IHK-Aktion zur sozialen Sicherung für Existenzgründer statt. Unter dem Motto Ohne Netz und doppelten Boden? Sozial gesichert starten informierten 56 IHKs rund 2.000 Teilnehmer bei Podiumsdiskussionen, Vorträgen und Sprechtagen. Wichtiges Ergebnis einer Gründerbefragung (700 Antworten): 78 Prozent der Gründer hatten zum Zeitpunkt der Aktion bereits Maßnahmen zur Altersvorsorge ergriffen. Die Einführung einer Pflichtversicherung in der Gesetzlichen Rentenversicherung für alle Erwerbstätigen zur Vermeidung von Altersarmut erscheint in diesem Lichte unverhältnismäßig und unnötig. Die Initiative Erfahrung ist Zukunft (EiZ), die auch der DIHK unterstützt, zeigt Perspektiven einer älter werdenden Gesellschaft auf. Auf der Website www.erfahrung-ist-zukunft.de finden ältere Existenzgründerinnen und -gründer sowie potenzielle Selbstständige praxisnahe Informationen. Wissenswerte Artikel informieren über das Thema Selbstständigkeit im Alter, über erfolgreiche ältere Existenzgründerinnen und gründer sowie über weitere Initiativen aus diesem Bereich. Fachleute der Initiative beantworten Bürgerfragen in Telefonaktionen mit regionalen Tageszeitungen und in Live-Chats auf der EiZ- Webseite. 16

DIHK-VERÖFFENTLICHUNGEN ZUR EXISTENZGRÜNDUNG I. DIHK-Gründerreport DIHK-Gründerreport 2004, Zahlen und Einschätzungen der IHK-Organisation zum Gründungsgeschehen in Deutschland, Berlin 2004 DIHK-Gründerreport 2005, Zahlen und Einschätzungen der IHK-Organisation zum Gründungsgeschehen in Deutschland, Berlin 2005 Existenzgründung in Zeiten von Hartz IV - DIHK-Gründerreport 2006, Zahlen und Einschätzungen der IHK-Organisation zum Gründungsgeschehen in Deutschland, Berlin 2006 Weniger Existenzgründungen trotz besserer Konjunktur - DIHK-Gründerreport 2007, Zahlen und Einschätzungen der IHK-Organisation zum Gründungsgeschehen in Deutschland, Berlin 2007 Gründungsflaute im konjunkturellen Aufschwung - DIHK Gründerreport 2008, Zahlen und Einschätzungen der IHK-Organisation zum Gründungsgeschehen in Deutschland, Berlin 2008 Schwieriges Gründungsklima DIHK Gründerreport 2009, Zahlen und Einschätzungen der IHK-Organisation zum Gründungsgeschehen in Deutschland, Berlin 2009 18

II. Weitere DIHK-Publikationen zur Existenzgründung Checkliste für ein besseres Gründerklima - Vorschläge der IHK-Organisation für eine nachhaltige Kultur der Selbstständigkeit, Berlin 2003 Selbstständig machen - Erste Überlegungen auf dem Weg zur Existenzgründung, Berlin 2006 Frauen an den Start! - Auswertung einer Befragung von 2.500 Existenzgründerinnen, Berlin 2006 Chance Einzelhandel Arbeitsbuch für Existenzgründer und Jungunternehmer, Berlin 2007 Die beste Geschäftsidee Existenzgründer vorgestellt, Berlin 2007 Erfolgreich gründen Der Unternehmer als Künstler und Komponist, Berlin 2007 Jeder gewinnt! So profitieren Sie von Gründerwettbewerben, Berlin 2007 Durchstarten mit Erfahrung Existenzgründungen durch Ältere, Berlin 2007 Vorbereitung auf das Bankgespräch, Berlin 2008 Selbstständigkeit im Vertrieb Die handelsvertreterrechtlichen Rahmenbedingungen im Überblick, Berlin 2008 Gründen und gestalten mit AG und Kleiner AG, Berlin 2008 Soziale Absicherung 2009 Tipps für Mittelstand und Existenzgründer, Berlin 2009 Ohne Netz und doppelten Bonden? Sozial gesichert starten Auswertung einer bundesweiten IHK-Aktion, Berlin 2009 18