Forstbetriebe zwischen Holznachfrage und gesellschaftlichen Ansprüchen

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Transkript:

Forstbetriebe zwischen Holznachfrage und gesellschaftlichen Ansprüchen Workshop Holzlogistik am 9.4.2008 Schloss Hundisburg Gliederung 1. Nutzungsstrategie des s 2. Vermarktungsentscheidungen von Forstbetrieben 3. Konkurrierende Gesellschaftliche Ansprüche 4. Schlussfolgerungen 1

Waldaufbau Baumartenverteilung Landeswald 57 % Nadelholz BU 12% HLB 5% WLB 8% KI/LÄ 36% EI 17% SNB 1% FI 21% Vorrat, Zuwachs, Nutzung 2007: 207 Efm/ha Erntefestmeter/ha 250 200 150 100 50 0 Vorratsentwicklung im Landeswald Gesamtwald Bezirke Halle/Magdeburg Landeswald (ohne NP "Hochharz") 1971 1976 1980 1985 1990 1993 2003 2006 Jahr 2

Vorrat, Zuwachs, Nutzung Vorrat derzeit 207 Efm/ha Zuwachs nach FE derzeit 7 Efm= 875.000 fm/a Zuwachs lt. BWI II bei 7,5 Efm/ha Nutzung lt. FE bei 4,8 Efm = 600.000 Efm/a Planmäßiger Vorratsaufbau von etwa 1-2 fm in den nächsten 20 Jahren Zielvorrat bei etwa 230 Efm/ha oder 285 Vfm Festm eter www:\landesforstbetrieb.de Zeitreihe Nutzung nach Baumartengruppen Landeswald (ohne Nationalpark Hochharz) Vorrat, Zuwachs, Nutzung 800000 600000 400000 200000 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Jahr WLB HLB Buche Eiche SNB Fichte Kiefer 3

Nutzungsstrategie Anhebung um 25 % in den letzten 10 Jahren Orientierung an optimaler Gesamtwuchsleistung nach Baumarten, Altersklassen und Standorten Hiebsatz mit hoher Verbindlichkeit Erschließung zusätzlicher Potentiale durch die Nutzung von Waldrestholz und Kurzumtriebplantagen Zusätzliche Potentiale sind überschaubar 4

Vermarktungsentscheidungen Brennholznutzung ist keine neue Entwicklung, sondern früher in einigen Segmenten in Zeiten schlechter Holzmarktlage entstanden Der Einfluss großer BMHKW ist hierzulande noch nicht gravierend Holzknappheit und Preisexplosion ist in erster Linie auf die unmittelbare Konkurrenz stofflicher Verwerter zurückzuführen Vermarktungsentscheidungen orientieren sich an den Wertschöpfungsmöglichkeiten (Holzpreis) müssen Wettbewerb auch verschiedener Verwendungsalternativen erhalten müssen Abnahmeverlässlichkeit berücksichtigen müssen kurzfristige Subventionseffekte eliminieren (Diesel aus Raps, Biogas) 5

Stoffliche vs. Energetische Verwertung Der sieht derzeit den Schwerpunkt der Versorgung im stofflichen Bereich: Betriebsorganisatorische Gründe derzeit höhere Wertschöpfung Höherer Wettbewerbsdruck Verlässliche Versorgung auch in Zeiten konjunktureller Schwächephasen (niedrigere Holzpreise) erhält den Wettbewerb Stoffliche vs. Energetische Verwertung Die energetische Verwertung muss im Fokus und im Portfolio der Forstbetriebe bleiben: Hohes Innovationspotential Heimische stoffl. Verarbeitungskapazität ist nicht gleichzusetzen mit globaler Nachfrage Starke Exportorientierung macht anfällig Energetische Verwertung mit enormen (auch politisch motivierten) Preispotentialen Gesellschaftliche Dimension von Wärme, Benzin 6

Gesellschaftliche Ansprüche Nach der Warschauer Erklärung zur 5. Ministerkonferenz zum Schutz der Wälder in Europa im November 2007 verpflichten sich die Unterzeichner u.a: - sicherzustellen, dass die Wälder und deren nachhaltige Bewirtschaftung in der nachhaltigen Entwicklung..eine aktive Rolle spielen - die Verwendung von Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern als erneuerbaren Rohstoff und Energiequelle zu steigern - die Wettbewerbsfähigkeit des Waldsektors zu stärken. - förderliche Rahmenbedingungen zu schaffen, um die Holzmobilisierung aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern für alle Verwendungen zu erhöhen. aus dem Naturschutz 12% des Landeswaldes sind Naturschutzgebiet 30% (36.000 ha) sind als Waldlebensraumtypen ausgewiesen 5.000 ha liegen in Vogelschutzgebieten etwa 2 % der Betriebsfläche stehen unter Totalschutz, weitere 2% sind im Rahmen der Biosphärenreservate als Totalreservate vorgesehen, weitere 6% des Landeswaldes sind Nationalpark 7

. aus dem Naturschutz Nationales Naturerbe: Etwa 16.000 ha Wald in werden an Umweltverbände zu Naturschutzzwecken übergeben. Entwicklung als Wildnisgebiete.. aus dem Naturschutz Biodiversitätsstrategie des Bundes: 10% des staatlichen Waldes, 5 % des Gesamtwaldes sollen der natürlichen Entwicklung überlassen bleiben 8

. aus dem Naturschutz Allgemeine Vorgaben für die Waldbewirtschaftung Beispiel Rückelinien: Forderung in 40 bis 60 m in weiten Bestandesbereichen. In Sachsen sind 40 m im Staatswald verbindlich eingeführt.. aus Infrastrukturmaßnahmen Ersatz- und Ausgleichsmaßnahmen drängen mangels Verfügbarkeit landwirtschaftlicher Flächen immer mehr in den Wald. Beispiel Nordverlängerung A 14: Hauptausgleichsmaßnahme ist die Vernässung vorhandener Waldflächen und die Rekultivierung als Moor 9

. aus der Klimapolitik CO2-Abgabe die im Bereich der Forstwirtschaft angedachten Projekte zielen im wesentlichen auf die Akkumulation von Biomasse durch Nutzungsverzicht. Fazit Der Einfluss der gesellschaftlichen Ansprüche auf die Entwicklung des Holzertrags ist voraussichtlich größer als die Mobilisierungserfolge im Kleinprivatwald Betroffen ist nicht nur der öffentliche Wald Inhalte konkurrierender Ansprüche sind offensichtlich leichter zu vermitteln als Holzmobilisierung Der gestiegene Druck entspringt offenkundig auch der Sorge um die Entwicklung des Waldes unter den neuen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen 10

Schlussfolgerungen Keine Reduzierung des Problems auf konkurrierende Verwendungskonzepte Fixierung von Holzressourcen durch konkurrierende Ansprüche als Hauptproblem erkennen und benennen Verlässlichkeit einer multifunktionalen und nachhaltigen Forstwirtschaft gewährleisten Vorteile der Holznutzung plakativ herausstellen Schlussfolgerungen Deshalb: Nutzt Holz aus heimischen Wäldern, damit auch Eure Enkel noch Skilaufen können! 11