GARTENBAU & LANDESPFLEGE

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Transkript:

GARTENBAU & LANDESPFLEGE Heft 2 2015 Geöffnet: Brunnenhof Herrenhäuser Straße 2 Ein botanischer Lernort mit Aufenthaltsqualität wird wiederbelebt Pflanzplan für Teich 1: Ein Becken mit Hochmoorpflanzen (Blank et al. 2015) KURZNACHRICHTEN DER SEKTION GARTENBAU UND LANDESPFLEGE in der LEIBNIZ UNIVERSITÄTSGESELLSCHAFT HANNOVER e.v.

Gesellschaft der Freunde der Fachbereiche Gartenbau und Landespflege der Leibniz Universitätsgesellschaft Hannover e.v. - Gemeinnützige Gesellschaft, Sitz Hannover - Geschäftsstelle: Herrenhäuser Str. 2, 30419 Hannover (Bettina Winnat) Tel.: 05 11/762-19293; Fax: 05 11/762-19292 E-Mail: winnat@genetik.uni-hannover.de Vorstand: Geschäftsführerin: Prof. Dr. H. Bohne Institut für Gartenbauliche Produktionssysteme Abteilung Gehölz- und Vermehrungsphysiologie Herrenhäuser Str. 2, 30419 Hannover Tel.: 0511/762-2673, Fax: 05 11/762-3608 E-Mail: bohne@baum.uni-hannover.de Vorsitzender: Dr. Hannes Rehm Stellvertretender Vorsitzender: Prof. Barke Jahresbeiträge: Die Höhe des Jahresbeitrages liegt im freien Ermessen der Mitglieder. Mindestbeitrag 30,-, für Studenten 15 (fällig am 31. März). Bankverbindung: Commerzbank Hannover, IBAN: DE29250800200104002900 Aufgaben der Gesellschaft: Der Verein hat die Aufgabe, die wissenschaftliche Forschung, die Ausbildung der Studenten und die Fortbildung der Absolventen der Fachbereiche Gartenbau und Landschaftsarchitektur und Umweltentwicklung zu unterstützen. Er hat sich insbesondere zum Ziel gesetzt, die praxisbezogene Forschung zu fördern und die Kontakte zwischen Wissenschaft und Praxis zu stärken. Die Gesellschaft will darüber hinaus das Verständnis für die Wissens- und Arbeitsgebiete des Gartenbaus und der Landespflege in der Öffentlichkeit verbreiten helfen. Stand: 07/2008 Herausgeber: Sektion Gartenbau und Landespflege in der Leibniz Universitätsgesellschaft Hannover e.v. Herrenhäuser Str. 2, D-30419 Hannover Erscheinungsweise: halbjährlich Nachdruck mit Genehmigung des Herausgebers möglich ISSN 0943-9153

Geöffnet: Brunnenhof Herrenhäuser Straße 2 Ein botanischer Lernort mit Aufenthaltsqualität wird wiederbelebt In den ersten zehn Jahren nach der Grundsteinlegung der Hochschule für Gartenbau und Landeskultur am 18. Juni 1948 entstanden auf dem Gelände Herrenhäuser Str. 2 mehrere Demonstrations- und Versuchsgärten (Wolschke-Bulmahn 2003: 287). Einer von ihnen ist der sogenannte Brunnenhof zwischen Haupteingang und großem Hörsaal. Dieser Hof führte in den letzten Jahren trotz seiner zentralen Lage ein Schattendasein, wurde kaum betreten oder genutzt. Auf Anregung der Sektion Gartenbau und Landespflege der Leibniz Universitätsgesellschaft Hannover e. V. befasste sich im Sommersemester 2015 eine studentische Projektgruppe am Institut für Umweltplanung (IUP) mit der Geschichte und dem Zustand des Brunnenhofs und entwickelte Perspektiven zur Wiederbelebung (Blank et al. 2015). Im Archiv des Instituts für Landschaftsarchitektur (ILA) befindet sich ein Entwurf von Prof. Heinrich Wiepking aus dem Jahr 1957 (Abb. 1), in dem die vier Brunnenbecken in ihrer heutigen Größe und Lage eingezeichnet sind. Die übrige Gestaltung wurde wohl nie diesem Entwurf entsprechend realisiert, sondern nach Wiepkings Emeritierung 1958 von Prof. Werner Lendholt abgewandelt und ausgeführt (Liesecke 1967: 451-453). Den Zustand des Brunnenhofes im Jahr 1967 beschreibt Prof. Hans-Joachim Liesecke folgendermaßen: Der im Norden und Osten zweigeschossig begrenzte 36 x 22 m große Brunnenhof öffnet sich im Süden und Westen über eingeschossigen, durchgehend verglasten Verbindungsgängen. In seiner Gestaltung sucht er mit sparsamen Mitteln den lagebedingten Aufgaben der Repräsentation als Blickpunkt hinter dem Haupteingang und der Kommunikation als Aufenthaltsraum im Freien neben dem großen Hörsaal gerecht zu werden. Auf der rasenbedeckten Hoffläche erheben sich in Sitzhöhe vier runde, im Durchmesser betont abgestufte Seerosenbecken. In den kaum beschatteten südlichen Randbereichen entwickeln sich einige große Rhododendron catawbiense und bestätigen mit ihrem buschigen Wuchs und einer reichen Blüte gleichsam die kleinklimatisch ausgleichende Wirkung der Wasser- und Rasenflächen. Als in Wuchs und Farbe gegensätzliches Element strebt eine frischgrüne Metasequoia glyptostroboides pfeilförmig über die Dachlinie hinaus (Liesecke 1967: 453). Als Ende der 1970er Jahre die vier Seerosenbecken durch Sukzession zu Rohrkolbenbecken geworden waren, nahm eine selbstorganisierte Gruppe von Studierenden der Landespflege die Neugestaltung in die Hand und richtete im Brunnenhof einen Lernort für Gewässerpflanzen ein. Die vier Becken (Abb. 2) wurden damals völlig ausgeräumt, mit unterschiedlichen neuen Bodenmaterialien ausgestattet und als Kleingewässer verschiedener Trophiestufen mit einer Bepflanzung versehen, die sich an der Vegetation naturnaher Gewässertypen in Norddeutschland orientierte (Teichgruppe 1980). Es entstanden ein oligo- bis dystrophes Zwischenmoorgewässer nach Vorbildern in der Nordheide (Teich 1), ein kalkarm-mesotrophes Gewässer, wie man es in der Geestlandschaft vorfindet (Teich 2), ein kalkarm-mesotrophes Gewässer ähnlich einem Aller-Altarm (Teich 3) sowie ein kalkreich-oligo- bis mesotrophes Gewässer nach dem Vorbild eines Stillgewässers im nordostdeutschen Jungmoränengebiet (Teich 4). Seit jener Umgestaltung sind 35 Jahre vergangen, und wieder hat sich der Teichbewuchs durch Sukzession deutlich verändert (Blank et al. 2015). Den drei Studierenden Felix Blank, Nicola Wegener und Ronja Torkler bot sich im Sommer 2015 folgendes Bild: 5

Im Teich 1 wuchs von den 1979 eingebrachten 13 Moorpflanzenarten nur noch das Scheidige Wollgras, sechs krautige Pflanzen hatten sich neu angesiedelt, das konkurrenzkräftige Pfeifengras dominierte den Bestand. Im Teich 2 zeigte sich die Schnabel-Segge als besonders konkurrenzkräftig, die weiteren damals eingebrachten 18 Pflanzenarten waren nicht mehr nachzuweisen, dafür zwei zugewanderte Wasserlinsenarten aus den Nachbarbecken. Im Teich 3 wuchsen von den ursprünglich 17 Arten noch fünf. Ihnen hatten die großen Mengen an einfallender organischer Substanz, vor allem die Nadeln des Mammutbaumes, nichts anhaben können: Sumpf-Lappenfarn, Sumpf-Ampfer, Scheinzypergras-Segge, Sumpf-Blutauge und Dreifurchige Wasserlinse. Drei weitere Arten, darunter die Schnabel-Segge aus dem Nachbarteich, waren hinzugekommen. Im Teich 4, ehemals vor allem von Schwimmblattpflanzen, Wasserschlauch und Armleuchteralgen besiedelt, hatte sich die sehr konkurrenzkräftige Binsen-Schneide fast im gesamten Becken ausgebreitet. Nach und nach muss sie fast alle Schwimmblatt- und Unterwasserpflanzen verdrängt haben, lediglich eine Seerose wurde noch gefunden. In einem Randbereich des Beckens konnten sich Feuchtwiesenpflanzen ansiedeln, z. B. die in Niedersachsen stark gefährdete Orchideenart Sumpf-Ständelwurz (Rote Liste Nds. 2, Abb. 3), deren Samen aus dem Zeigerpflanzen-Garten stammen könnten. Die Funktion des Brunnenhofes als Lernort für verschiedene Gewässertypen und ihre Vegetation war angesichts dieser Entwicklung nicht mehr gegeben, und auch sonst lud der Hof nicht zum Verweilen ein. Vor allem aber war er seit langem dauerhaft verschlossen, so dass es für Studierende keinerlei Hinweis gab, dass Betreten und Nutzen überhaupt möglich oder gar erwünscht sein könnten. Bei ihren Vorschlägen zur Wiederbelebung des Brunnenhofes als Lern- und Aufenthaltsort musste die Projektgruppe einige Vorgaben berücksichtigen. Zum einen waren die begrenzten Möglichkeiten der Pflege infolge des Abbaus von Gärtnerstellen zu beachten: der kontinuierliche Pflegeaufwand darf nicht ansteigen. Zum anderen gilt der Brunnenhof im Zusammenhang mit dem ursprünglichen Gebäudekomplex Herrenhäuser Str. 2 mittlerweile als denkmalwürdig. Der bauliche Charakter der Entstehungszeit soll erhalten bleiben. Zurzeit wird die Unterschutzstellung geprüft. Dies bedeutet: Das Gesamterscheinungsbild des Brunnenhofs mit dem Urweltmammutbaum, den Rhododendren, den vier Becken und der ansonsten freien Rasenfläche sollte nicht verändert werden. Zusätzliche Bauwerke, eine grundsätzliche Veränderung der Teichbecken oder eine feste Möblierung sind nicht zulässig. Auch mit einer baulichen Veränderung aus den letzten Jahren musste sich die Projektgruppe auseinandersetzen: An der Gebäudeseite des großen Hörsaals wurden Kellerräume zu Arbeitsräumen umgebaut, die aus rechtlichen Gründen Lichteinfall haben müssen. Auf der dort entstandenen Böschung wachsen jedoch mittlerweile haushohe Gehölze, die den ursprünglichen Raumeindruck des Hofes bereits deutlich verändert haben. Die Wiederbelebung des Brunnenhofes als Lernort wurde im Sommer 2015 mit mehreren Schritten eingeleitet. Prof. Gilbert Lösken (ILA) und Prof. Michael Rode (IUP) kümmerten sich um den Einbau eines Transponderschlosses in die Türen zum Hof. Dieser ist nun tagsüber für alle Interessierten geöffnet und wird nachts über die zentrale Schließanlage verschlossen. Für die vier Becken schlug die Projektgruppe den Austausch des Bodenmaterials und eine komplette Neubepflanzung vor. Typische Arten der Hochmoore, Niedermoore und Altarme in 6

Niedersachsen sollen gezeigt werden. Der Brunnenhof könnte damit das Lernangebot des Zeigerpflanzen-Gartens erweitern. Die Umgestaltung von einem der drei Teiche wurde von den Studierenden im Detail geplant und realisiert. Dazu wählten sie das am besten einsehbare Becken in der Nähe des Haupteinganges aus. Hier sollen wieder charakteristische Hochmoorpflanzen wachsen und auf einen Lebensraum hinweisen, der in Niedersachsen gleichermaßen repräsentativ wie gefährdet ist. Mehrere Exkursionen führten ins Bissendorfer Moor, um den Lebensraum Hochmoor kennen zu lernen. Für Anregungen zur Gestaltung, Konstruktion und Didaktik wurden das Moorinformationszentrum Wedemark-Resse (MOORiZ) und das Schulbiologiezentrum Hannover, Standorte Burg und Linden, besucht; von Letzterem konnte auch Pflanzmaterial bezogen werden. Das Teichbecken wurde entleert, mit neuem Torf und mit Regenwasser befüllt und anschließend nach Plan bepflanzt (Abb. 4 und 5). Etwa ein Drittel ist nun als Moorbult und zwei Drittel sind als Moorschlenke hergerichtet. Für jede Pflanzenart wurde wie im Zeigerpflanzen-Garten ein Steckschild angefertigt, auf dem Namen und Zeigerwerte abzulesen sind (Abb. 6a und 6b). Für Informationen zum Lebensraum Hochmoor hat die Projektgruppe ein Schild in Form eines Ringsegments konzipiert, das überkragend auf den Beckenrand aufgelegt werden kann. Man braucht es nicht weiter befestigen und kann es leicht abnehmen. Die Denkmalwürdigkeit des Brunnenhofes lässt wenig Spielraum für bauliche und pflanzliche Veränderungen außerhalb der Becken. Die Rhododendren können nach Bedarf im Rahmen von Unterhaltungsarbeiten auf den Stock gesetzt werden, jedoch zeitlich versetzt, um den Gesamteindruck so wenig wie möglich zu verändern. Das spontane Gehölzaufkommen vor den Kellerfenstern sollte nach Vorstellung der Projektgruppe so bald wie möglich beseitigt und die Böschung durch einen Absturzschutz in Form einer kleinen Mauer, baudenkmalgerecht im gleichen Stil wie die Beckenumfassungen, ersetzt werden. Um den Brunnenhof insgesamt einladender zu gestalten, schlägt die Projektgruppe bunte, leichte, wetterfeste Sitzwürfel vor (Abb. 7). Auch andere Sitzgelegenheiten könnten genutzt werden, wenn sie mitgebracht und wieder mitgenommen werden. Der Brunnenhof steht allen, Studierenden wie Hochschulangestellten, zur Nutzung offen. Hier kann man lernen und lesen, ausruhen und feiern oder ein weiteres Teichbecken umgestalten. Die Projektgruppe bedankt sich bei der Sektion Gartenbau und Landespflege der Leibniz Universitätsgesellschaft Hannover e. V. für die Übernahme der Materialkosten. 7

Quellen: Blank, Felix, Nicola Wegener und Ronja Torkler (2015): Geöffnet: Brunnenhof Herrenhäuser Str. 2. Ein botanischer Lernort mit Aufenthaltsqualität wird wiederbelebt. Vertiefungsprojekt Bachelor am Institut für Umweltplanung, Fakultät für Architektur und Landschaft, Leibniz Universität Hannover. Sommersemester 2015. Betreuung: Dr. Martha D. Graf und Roswitha Kirsch-Stracke. Unveröffentlichter Projektbericht. 74 Seiten, Anlagen. Liesecke, Hans-Joachim (1967): Die Demonstrations- und Versuchsgärten des Institutes für Grünplanung und Gartenarchitektur der Technischen Hochschule Hannover. In: Neue Landschaft Jg.12, H. 9, S. 451-462. Teichgruppe der Fachschaft Landespflege (1980): Führer durch die Gewässertypen-Teiche im Innenhof der Fakultät IV. Hannover. Vervielfältigtes Manuskript. 84 Seiten. Wolschke-Bulmahn, Joachim (2003): Herrenhäuser Facetten. Zur Geschichte der Hochschule für Gartenbau und Landeskultur und ihrer Gärten. In: Sid Auffahrth und Wolfgang Pietsch (Hg.): Die Universität Hannover. Ihr Bauten, ihre Gärten, ihre Planungsgeschichte. S. 285-299. Roswitha Kirsch-Stracke, Institut für Umweltplanung (IUP), November 2015 Abbildungen: Abb. 1: Entwurf von Prof. Heinrich Wiepking aus dem Jahr 1957 (Archiv Institut für Landschaftsarchitektur) Abb. 2: Lageplan der vier Becken im Brunnenhof (Teichgruppe 1980, veränd.) Abb. 3: In Teich 4 hat sich die Sumpf-Stendelwurz angesiedelt (Blank et al. 2015) Abb. 4: Pflanzplan für Teich 1: Ein Becken mit Hochmoorpflanzen (Blank et al. 2015) Abb. 5: Nicola Wegener und Felix Blank beim Bepflanzen des Brunnenbeckens im Sommer 2015 (Blank et al. 2015) Abb. 6a: Steckschild mit Namen und Zeigerwerten (Blank et al. 2015) Abb. 6b: Das Becken mit Steckschildern zu Namen und Zeigerwerten (Kirsch-Stracke, Nov. 2015) Abb. 7: Ein Vorschlag: wetterfeste, mobile Sitzwürfel für den Brunnenhof (Blank et al. 2015) 8

Abb. 1: Entwurf von Prof. Heinrich Wiepking aus dem Jahr 1957 (Archiv Institut für Landschaftsarchitektur) Abb. 2: Lageplan der vier Becken im Brunnenhof (Teichgruppe 1980, veränd.) 9

Abb. 4: Pflanzplan für Teich 1: Ein Becken mit Hochmoorpflanzen (Blank et al. 2015) Abb. 5: Nicola Wegener und Felix Blank beim Bepflanzen des Brunnenbeckens im Sommer 2015 (Blank et al. 2015) Abb. 3: In Teich 4 hat sich die Sumpf-Stendelwurz angesiedelt (Blank et al. 2015) 10

Abb. 6a: Steckschild mit Namen und Zeigerwerten (Blank et al. 2015) Abb. 6b: Das Becken mit Steckschildern zu Namen und Zeigerwerten (Kirsch-Stracke, Nov. 2015) Abb. 7: Ein Vorschlag: wetterfeste, mobile Sitzwürfel für den Brunnenhof (Blank et al. 2015) 11