Schätzung des mittelfristigen Produktions- und Exportpotentials von Erdgasregionen

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Transkript:

Diskussionspapier Forschungsgruppe Russland/GUS Stiftung Wissenschaft und Politik Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Roland Götz Schätzung des mittelfristigen Produktions- und Exportpotentials von Erdgasregionen FG 5 2007/12, August 2007 Diskussionspapiere sind Arbeiten im Feld der Forschungsgruppe, die nicht als SWP-Papiere herausgegeben werden. Dabei kann es sich um Vorstudien zu späteren SWP-Arbeiten handeln oder um Arbeiten, die woanders veröffentlicht werden. Kritische Kommentare sind in jedem Fall willkommen.

Roland Götz Schätzung des mittelfristigen Produktions- und Exportpotentials von Erdgasregionen Plateauförderung Um beurteilen zu können, welche Rolle ein Land oder eine Ländergruppe als Lieferant von Erdöl oder Erdgas spielen kann, sind Annahmen über die jährliche Fördermenge über einen Zeitraum von einigen Jahrzehnten wichtig. Der Förderverlauf hängt von den getätigten Investitionen in die Erschließung und die Fördereinrichtungen (z.b. Zahl der Bohrungen) ab, jedoch auch von der Mächtigkeit der Vorkommen. Während die Erdölförderung sowohl für ein einzelnes Feld, als auch für eine ganze Region bzw. einen Staat vielfach einer mehr oder weniger steilen Glockenkurve folgt, ist für die Erdgasförderung eher ein Plateau charakteristisch, das nach einigen Jahren erreicht und nach weiteren Jahren wieder verlassen wird (Schaubild 1). Schaubild 1 Stilisiertes Bild der Plateauförderung 1,2 1 0,8 0,6 0,4 0,2 0 1 4 7 10 13 16 19 22 25 28 31 34 37 40 43 46 49 52 55 58 61 64 67 70 73 76 79 82 85 88 91 94 97 Aus den von BP publizierten Produktionsdaten für Erdgas (ohne abgefackeltes Gas und gemessen bei 15 und daher abweichend von nationalen Statistiken) kann der historische För-

2 derverlauf für eine Reihe von Ländern und Erdteilen entnommen werden. 1 Die Daten zeigen, dass eine Reihe von Ländern sich bereits im Stadium abnehmender Förderung befindet, viele am Anfang der Förderung stehen und einige die Charakteristik der Plateauförderung aufweisen (Schaubilder 2-7). Einschränkend sei darauf verwiesen, dass aus dem historischen Förderverlauf keine sicheren Schlüsse auf die zukünftige Förderhöhe gezogen werden können. Wenn neue große Gasvorkommen gefunden werden, kann ein neues Plateau der Gasförderung erreicht werden. Die nachfolgende Ableitung eines Plateaukoeffizienten und die darauf gestützte Ermittlung des voraussichtlichen Förderplateaus von noch jungen Gasproduzentenländern ist der Versuch, die vorliegenden, oft sehr differierenden Expertenschätzungen durch einen systematischen Ansatz zu ergänzen. Der Ansatz stützt sich im Wesentlichen auf die Berechnung des Gesamtpotentials an Erdgas durch die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) sowie auf den empirischen Förderverlauf, für den die Daten von BP ab 1985 leicht zugänglich vorliegen. 2 Bei Öl- und Gasvorkommen sind Reserven die gegenwärtig technisch und wirtschaftlich gewinnbaren Vorkommen. Ressourcen sind entweder zwar nachgewiesen, aber (noch) nicht technisch und wirtschaftlich gewinnbar, oder es sind nicht nachgewiesene, aber geologisch mögliche Vorkommen. Reserven und Ressourcen bilden zusammen das verbleibende Potential. Zusammen mit der kumulierten Förderung bildet es das Gesamtpotential (Estimated Ultimate Recovery, EUR). Es gilt also: Gesamtpotential = Kumulierte Förderung + Reserven + Ressourcen. Die Daten beziehen sich auf konventionelles Erdgas (Naturgas und Begleitgas der Erdölförderung), während unkonventionelle Vorkommen (Kohleflözgas, Gashydrate, Aquifergas) hier unberücksichtigt bleiben. 1 BP, Statistical Review of World Energy 2007. Workbook, London 2007, <http://www.bp.com/productlanding.do?categoryid=6848&contentid=7033471>. 2 Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), Kurzstudie Reserven, Ressourcen und Verfügbarkeit von Energierohstoffen 2005, (Fassung vom 17.02.2007), S. 57-59, <http://www.bgr.bund.de/cln_011/nn_322882/ DE/Themen/Energie/energie node.html? nnn=true><www.bgr.bund.de>.

3 Schaubild 2 Förderverlauf in den USA und in Russland 700 USA 650 Russian Federation 600 550 500 450 400 350 1970 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 Die Erdgasförderung hatte in den USA schon Anfang der siebziger Jahre ihren Höhepunkt überschritten und war daraufhin leicht zurückgegangen, was als Förderplateau interpretiert werden kann. Dagegen weist die russische Gasförderung Anfang der neunziger Jahre, also am Ende der Sowjetunion, ein nur vorläufiges Maximum auf. Die vorliegenden Prognosen sagen für die Zeit nach 2010 für Russland ein Förderplateau bei 800-900 Mrd. m³ voraus. 3 3 Roland Götz, Prognosen der Gasförderung sowie des Gasexportpotentials Russlands, SWP- Diskussionspapier, April 2007, <www.swp-berlin.org>.

4 Schaubild 3 Förderverlauf in Kanada und Mexiko 200 180 160 140 Canada 120 Mexico 100 80 60 40 20 0 1970 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 Es könnte sein, dass Kanadas Gasförderung bei 190-200 Mrd. m³ ein Förderplateau erreicht hat. Mexikos Gasförderung hatte in den achtziger und neunziger Jahren mit rund 30 Mrd. m³ ein Plateau erreicht, nahm aber seit der Jahrtausendwende einen erneuten Aufschwung und könnte nachhaltig bei 40 Mrd. m³ liegen.

5 Schaubild 4 Förderverlauf in Afrika 100 90 Algeria 80 Egypt 70 Libya 60 Nigeria 50 40 30 20 10 0 1970 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 Der größte afrikanische Gasproduzent Algerien zeigt seit Mitte der achtziger Jahre Anzeichen für ein Förderplateau bei knapp 90 Mrd. m³. Ägypten, Libyen und Nigeria stehen dagegen unverkennbar am Beginn eines Förderaufschwungs.

6 Schaubild 5 Förderverlauf in Asien 80 Australia Bangladesh 70 Brunei China 60 India Indonesia 50 Malaysia Myanmar New Zealand 40 Pakistan 30 20 10 0 1970 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 Unter den asiatischen Gasproduzenten könnte Indonesien bei 80 Mrd. m³ ab der Jahrtausendwende ein Förderplateau erreicht haben, wie schon zuvor Brunei (12 Mrd. m³) und Neuseeland (6 Mrd. m³).

7 Schaubild 6 Förderverlauf in der GUS ohne Russland 90 80 70 Azerbaijan 60 Kazakhstan 50 Turkmenistan 40 Ukraine 30 Uzbekistan 20 10 0 1970 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 Unter den GUS-Staaten weist Usbekistan einen Förderverlauf auf, der auf ein Förderplateau bei 60 Mrd. m³ schließen lässt. Die Ukraine ist in das Stadium nach Ende der Plateauförderung eingetreten.

8 Schaubild 7 Förderverlauf in Europa 120 Germany Italy Netherlands 100 Norway Poland Romania 80 United Kingdom 60 40 20 0 1970 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 Alle europäischen Staaten außer Norwegen befinden sich unverkennbar in der Phase der abnehmenden Förderung. Die Förderverläufe in den Niederlanden sowie in Deutschland, Italien und Rumänien lassen für die zurückliegende Perioden ausgeprägte Phasen der Plateauförderung erkennen. Der Förderverlauf in Großbritannien war durch Gasfunde in der Nordsee irregulär.

9 Schätzung der Plateauförderung aus dem Gesamtpotential Da die Höhe der Plateauförderung vom Umfang der Gasvorkommen abhängt, kann versucht werden, zwischen beide Größen eine Relation herzustellen. Als Maß für das Gasvorkommen einer Region kann das Gesamtpotential (Estimated Ultimate Recovery, EUR) gewählt werden. Es umfasst in der Terminologie der BGR die kumulierte Förderung sowie das verbleibende Potential, das wiederum die Reserven und die Ressourcen umschließt. Folgende Symbole werden eingeführt: KP Kumulierte Förderung (Kumulierte Produktion) EUR Estimated Ultimate Recovery (Gesamtpotential) PP Plateauförderung (Plateauproduktion) PP* Mit Hilfe des Plateaukoeffizienten geschätzte Plateauförderung Das Verhältnis von kumulierter Förderung zu Gesamtpotential kann als Erschöpfungsgrad der Lagerstätten bezeichnet werden. k = KP/EUR x 100 Erschöpfungsgrad in Prozent Das Verhältnis von (empirisch ermittelter) Plateauförderung zum Gesamtpotential einer Region wird hier als Plateaukoeffizient bezeichnet: p = PP/EUR x 100 Empirisch ermittelter Plateaukoeffizient einer Region in Prozent Mit Hilfe der empirisch beobachteten Werte p für den Plateaukoeffizienten kann bei Vorliegen von n Fällen der durchschnittliche Plateaukoeffizient ermittelt werden: p* = (PP/EUR) x 100 / n Die geschätzten Werte der Plateauförderung ergeben sich dann zu: PP* = p* x EUR Wenn man den so gewonnenen durchschnittlichen Plateaukoeffizienten z.b. auf die Länder des Kaspischen Raums anwendet, ergeben sich die in Tabelle 1, Zeilen 5 und 11-13 angegebenen Werte für die zu erwartende Erdgasförderung um das Jahr 2020.

10 Tabelle 1 Erdgaspotential und Plateauförderung Land KP (Mrd. m³) EUR (Mrd. m³) KP/EUR (%) PP (Mrd. m³) p (%) PP* (Mrd. m³) 1 Indonesien 1400 7670 18 80 1,0 100 2 Mexiko 1567 7613 21 100 1,3 49 3 Brunei 300 991 30 12 1,2 13 4 USA 1169 3735 31 40 1,1 640 5 Usbekistan 4502 14093 32 200 1,4 63 6 Algerien 1694 4814 35 60 1,2 99 7 Kanada 674 1401 48 20 1,4 183 8 Italien 28680 49259 58 600 1,2 18 9 Deutschland 2797 4507 62 70 1,6 18 10 Niederlande 912 1367 67 20 1,5 59 11 Turkmenistan 2023 12000 17 156 12 Aserbaidschan 426 3696 12 48 13 Kasachstan 265 5764 5 75 14 Russland 16051 146351 11 1903 15 Mittelwert Zeilen 3-10 p* = 1,3 Quelle für die Potentialdaten: BGR Kurzstudie 2005 (Fassung vom 17.02.2007), S. 57-59. Wegen des verhältnismäßig niedrigen Erschöpfungsgrads der Förderung in Indonesien und Algerien (18% bzw. 21%) ist nicht auszuschließen, dass dort die Plateaubildung nur vorläufig ist. Daher werden diese beiden Länder nicht in die Durchschnittsbildung einbezogen. Für Russland (Zeile 14) ergibt sich ein theoretisches Förderniveau, das doppelt so hoch ist, wie in den vorliegenden Prognosen angenommen wird. Das kann damit zusammenhängen, dass Russlands Gasvorkommen derart weit über die Fläche verstreut auftreten, dass sie nicht alle mit vertretbarem Aufwand erschlossen werden können ( stranded gas ). Auffallend ist der niedrige Erschöpfungsgrad Russlands (11%).

11 Konfidenzintervall für den Plateaukoeffizienten Für den Plateaukoeffizienten p kann ein Konfidenzintervall berechnet werden. Hier wird eine Irrtumswahrscheinlichkeit von 5% (α = 0,05) angenommen. Da die Standardabweichung aus der Stichprobe ermittelt werden muss, wird die t-verteilung verwendet. Es ergeben sich folgende Werte: 4 Tabelle 3 Konfidenzintervall für p p* (Stichproben-Mittelwert) 1,325 Standardabweichung 0,175 Konfidenzintervall-Halbweite 0,147 Intervall-Obergrenze p o 1,472 Intervall-Untergrenze p u 1,180 Der aus der Stichprobe ermittelte Plateaukoeffizient liegt zwischen 1,2 und 1,5. Im Folgenden wird zur Vereinfachung der Darstellung jedoch weiter mit dem Mittelwert p* = 1,3 gerechnet. Alternativ wäre eine vorsichtige Schätzung des Exportpotentials mit p u sowie eine optimistische mit p o möglich. 4 Die Berechnung erfolgte mit dem Tabellenblatt Konfidenz2, in das die Daten aus Tabelle 1 eingegeben wurden, in: <www.wu-wien.ac.at/taxmanagement/institut/mitarbeiter/hoermann/downloads/ stat06.xls>.

12 Exportpotential Das Exportpotential ergibt sich, wenn das geschätzte Förderpotential (Plateauförderung) PP* um den prognostizierten Inlandsverbrauch C* vermindert wird. Der geschätzte Inlandsverbrauch wird hierbei als Prozentsatz des gegenwärtigen Verbrauchs angenommen. Für die Länder des Kaspischen Raums wird im Zeitraum 2006 bis 2020 eine Steigerung des inländischen Gasverbrauchs C 2006 um 50% vorausgesetzt (C*). Dann ergeben sich folgende Werte für den Gasexport EXP*, wenn (die voraussichtlich geringen) Importe vernachlässigt werden: Tabelle 2 Mittelfristiges Exportpotential der Gasproduzenten des Kaspischen Raums (Mrd. m³) PP* (p* = 1,3) C 2006 C* = C 2006 x 1,5 EXP* = PP* C* Usbekistan 1 63 47 60 3 Turkmenistan 156 17 26 130 Aserbaidschan 48 11 16 32 Kasachstan 75 22 33 42 1 Für Usbekistan wird abweichend vom sonstigen Vorgehen, der mittelfristige Verbrauch mit 60 Mrd. m³ angenommen, weil die Erdgasverwendung in diesem Land bereits ein hohes Maß angenommen hat. Es ergibt sich, im Gegensatz zu bisherigen Prognosen, ein hohes Exportpotential für Aserbaidschan, das ausschließlich für Exporte Richtung Europa zur Verfügung steht. Dagegen wir das Gasexportpotential Turkmenistans und Kasachstans voraussichtlich fast vollständig von Russland und China absorbiert werden.