Die Ergebnisse kurzgefasst In einem Versuch zu Chili im Anbau auf Kokos-Perlite-Substrat des VZG Straelen 2012 konnten bei 30 Sorten je nach Fruchtgröße Erträge von 4 bis zu 23 kg/m² erzielt werden. Die Kultur gleicht der von Blockpaprika und ist unproblematisch. Die Sorte Bolivian Rainbow wiegt nur 1,2 g/schote, Big Jim dagegen 40 g/schote. Der hohe Ernteaufwand (im Mittel 3 kg/akh) erfordert daher bei kleinen Sorten sehr hohe Verkaufserlöse. Versuchsfrage und Versuchshintergrund Frische superscharfe Chili (Hot Pepper, Peperoni) sind beim Verbraucher beliebt. Ist die regionale Produktion von Chili in Substratkultur möglich und wirtschaftlich? Importierte Ware kann im LEH über 30 /kg kosten. Bereits im Vorjahr wurde ein erster Test durchgeführt (siehe Bericht aus 2011 hierzu). Ergebnisse im Detail In der ganzjährigen Prüfung von 30 Chili-Sorten von Januar bis November 2012 im geschlossenen Substratanbau auf Kokos-Perlite mit CO 2 -Düngung brachte die Sorte Portokolova Fifironka mit 3,7 kg/m² (7 g/schote) den niedrigsten und die Sorte Habanero orange mit 23,1 kg/m² (28 g/schote) den höchsten Ertrag. Es wurde ab 30. April fast wöchentlich geerntet. Hohe Temperaturen und viel Sonne beschleunigen den Ertrag und die Reife. Je weniger eine Schote wiegt, desto geringer ist meist auch der Ertrag. Dadurch wird der Ernteaufwand (Mittel aller Sorten ca. 3 kg/akh) drastisch erhöht. Wegen des hohen Capsaicin-Gehaltes (Schärfe!) von bis zu 1 Mio. Scoville bei der Sorte Bhut Jolokia red sollten die Schoten nur mit Gummihandschuhen geerntet und die Schleimhäute nicht berührt werden. Die Kultur- und Anbaubedingungen entsprechen denen von Blockpaprika. Die Ergebnisse sind in den folgenden Tabellen, Grafiken und Fotos dargestellt. Nr. Sorte kg/m² g/schote Nr. Sorte kg/m² g/schote 1 Portokolova Fifironka 3,7 7,0 16 Aji Pineapple 12,0 3,7 2 Bulgarian Carrot 4,8 9,3 17 CGN 21500 12,2 6,3 3 Royal Black 4,8 2,1 18 Aji Little Finger 12,6 3,6 4 Bhut Jolokia Chocolate 6,2 6,4 19 Ballon 13,1 3,7 5 Cayenne red 7,3 5,4 20 Chocolate Cherry 13,4 12,1 6 Bhut Jolokia red 8,3 7,6 21 Czech Black 13,8 15,3 7 Serrano 8,4 22,9 22 Jalapeno M 15,1 19,6 8 Bolivian Rainbow 8,4 1,2 23 Big Jim 15,5 40,2 9 Serrano Purple 8,9 24,2 24 Habanero yellow 16,1 14,3 10 Jalapeno Purple 9,4 12,9 25 Habanero Red Savannah 16,8 8,8 11 Jalapeno yellow 10,2 16,0 26 Habanero brown 16,9 11,5 12 Snow White 10,5 2,0 27 Red Dominica 17,6 9,7 13 Fatalii 10,6 10,0 28 Habanero Ugandian Red 21,4 15,3 14 Cayenne yellow 10,6 8,9 29 Inferno 21,6 41,1 15 Scotch Bonnet yellow 10,9 12,5 30 Habanero orange 23,1 9,1 1 Christoph Andreas u. Thomas Kamperdick Versuchszentrum Gartenbau (VZG) Straelen der Landwirtschaftskammer
Grafik 1: Gesamterträge der Sorten 1 bis 15 Grafik 2: Schotengewichte der Sorten 1 bis 15 2 Christoph Andreas u. Thomas Kamperdick Versuchszentrum Gartenbau (VZG) Straelen der Landwirtschaftskammer
Grafik 3: Gesamterträge der Sorten 16 bis 30 Grafik 4: Schotengewichte der Sorten 16 bis 30 3 Christoph Andreas u. Thomas Kamperdick Versuchszentrum Gartenbau (VZG) Straelen der Landwirtschaftskammer
Kulturdaten Substratanbau im geschlossenen System mit Recycling des Dränwassers über Steinwollelangsamfiltration; Substrat: Kokos-Perlite-Substrat (Fa. Legro); Sorten: siehe oben; Pflanzung: 27.1.12 - Pflanzdichte: 160 cm x 25 cm = 2,5 Pfl./m²; Klimaeinstellung (lichtabhängig): 17-20 C, 15-17 C nachts, Vornachtabsenkung um 2 C, 19-24 C Lüftung; automat. Düngungsbewässerung; CO2-Düngung mit Zieldüngung 600 ppm mit techn. CO2 (Fa. Tyczka-Kohlensäure, Geretsried); biolog. Schädlingsbekämpfung. Ernte, Vermarktung und Erlöse Weil fast alle Chilis mit Ausnahme der langschotigen Sorten wahre Minis von teilweise weniger als 10 mm Dicke oder Länge sind, gestaltet sich die Ernte sehr zeitaufwändig. Im VZG Straelen konnten die Mitarbeiter im Mittel aller Größen ca. 3 kg Schoten je Stunde ernten. Zwei Formen der Vermarktung bieten sich an: beim Anbau vieler Sorten auf kleinen Flächen ein loses Sortenmix, bei größeren Erntemengen sortenreine Vermarktung. Vorteilhaft ist der Verkauf in Plastikschälchen von je maximal 100 g. Die unkoordinierte Vermarktung großer Mengen über die Versteigerung ist nicht sinnvoll, so dass vorerst nur zum Anbau auf kleinen Flächen mit gezieltem Absatz geraten werden kann. Angaben zu möglichen Erlösen sind unseriös. Ein MIndesterlös bis zu 10 /kg je nach Fruchtgröße ist allerdings für einen wirtschaftlichen Anbau erforderlich. Wie scharf sind Chilis? Die Schärfe von Chilis wird in Scoville gemessen. Zurzeit gilt auch die im Test angebaute Sorte Bhut Jolokia rot mit über 1 Mio. Scoville als schärfster Chili der Welt. Zum Vergleich: Speisepaprika hat maximal 10 Scoville. Die Schärfe wird durch das Alkaloid Capsaicin hervorgerufen, das die Schleimhäute reizt und so die Schärfeempfindung auslöst. Der Capsaicin-Gehalt in allen Teilen der Schote (botanisch richtig Trockenbeere ) ist primär genetisch bedingt, kann aber je nach Anbaubedingung (Einstrahlung, Temperatur, Ernährung, Jahreszeit, Reifegrad,) sehr stark schwanken. Man sollte beim Umgang mit den Früchten äußerst vorsichtig hantieren (Gummihandschuhe), den schon bei der geringsten Berührung z.b. der Augen sind die Auswirkungen eklatant. Gärtner Thomas Kamperdick mit größeren Sorten Chilis im Internet und Herkunft Das Internet ist eine riesige Fundgrube für Informationen rund um alle scharfe Paprika wie Chilis. Gleichzeitig kann online bei zahllosen Anbietern Saatgut für wenig Geld bezogen werden. Hier nur einige Internetadressen: www.semillas.de (640 Sorten eines deutschen Züchters auf den Kanaren), www.hot-pain.de, www.chili-balkon.de, www.chili-pepper.ch und www.ringoffire.net. Auffällig ist, dass die Sortennamen je nach Sprache oft leicht verändert geschrieben werden. Die schärfsten angebauten Chili-Sorten stammen von den Capsicum-Arten chinense, frutescens, pubescens und baccatum, die weniger scharfen meist von Capsicum annum, zu der auch unser blockiger Speispaprika gehört. 4 Christoph Andreas u. Thomas Kamperdick Versuchszentrum Gartenbau (VZG) Straelen der Landwirtschaftskammer
Versuche im deutschen Gartenbau 2013 27 von 30 angebauten Sorten auf einen Blick Anzucht unter Assimilationslicht Links Blockpaprika, rechts hohe Chili-Reihen 5 Christoph Andreas u. Thomas Kamperdick Versuchszentrum Gartenbau (VZG) Straelen der Landwirtschaftskammer Email: christoph.andreas@lwk.nrw.de Internet: www.landwirtschaftskammer.de 20-13
Die Fotos zeigen sehr schön Größe und Farben der gepüften Chili-Sorten Die Sorten einzeln und gemischt in 100 bis 200 g Verkaufsschälchen Die Chili-Sorten Habanero Ugandian Red und Fatalii an der Pflanze 6 Christoph Andreas u. Thomas Kamperdick Versuchszentrum Gartenbau (VZG) Straelen der Landwirtschaftskammer