Unfallfolgen von Kinderunfällen im Straßenverkehr für alle Beteiligten und Auswirkungen auf die Präventionsarbeit Erfahrungen aus der polizeilichen Praxis Ellen Haase, PHKìn Kreispolizeibehörde Gütersloh Münster, 17.11.2015
Ausgangslage: Verkehrsunfälle zwischen Fahrzeugen und Kindern Kollision zwischen LKW und Kind ist inzwischen eine absolute Rarität! Ursachen: Mama-Taxi, Verkehrsverhalten von Familien. Der letzte tödliche Abbiegeunfall zw. LKW und Kind ist im Kreis Gütersloh 17 Jahre her. Verbesserte Spiegel helfen Unfälle zu verhindern.
Dezember 1998, tödl. Abbiegeunfall zw. LKW und Radfahrerin (12) Tödlicher Schulwegunfall in Gütersloh. Eine 12-jährige Schülerin überquerte die Umgehungsstraße aus dieser Perspektive aus gesehen von links, ohne auf den rechtsabbiegenden LKW zu achten. Sie trug keinen Helm und erlitt tödliche Verletzungen. Blickkontakt zum Rechtsabbieger aufnehmen!
Toter-Winkel-Unfall ohne schwerwiegende Folgen 2012
Fehlender Schulterblick zum Abbieger trotz grün Aber: noch immer gucken sich Radfahrer jeden Alters beim Überqueren von Kreuzungen nicht um. Und: Mancher Schüler in Kl. 6 weiß nicht, wie eine Kreuzung funktioniert, obwohl er oder sie die Kreuzung 2 mal am Tag überquert!
40-Tonner und überrolltes Fahrrad
Aldi-Helm in 2 Teile gerissen, Kind noch am selben Tag nach hause
Unfallfolgen: Unfallopfer war Grundschulkind vor Radfahrprüfung (9), leichte Gehirnerschütterung, Helm kaputt Verkehrssicherheitsarbeit muss Defizite des familiären Verkehrsverhaltens (Mama-Taxi, Bewegungsmangel, zu wenig Zu-Fuß-Gehen) erkennen und geeignete Maßnahmen ergreifen, um den Kindern die Komplexizität des Straßenverkehrs nahezubringen
Kopf-Körper-Raum-Koordination Nicht-Vorhandensein einer Orientierung im Raum: Was ist der häufigste gemeldete Schulunfall in NRW? Kind vor die Wand gelaufen Was hilft: Fahrradtrainings Radfahren ist sogenannte Fahren, Gleiten, Rollen-Sportart der schulischen Sportrichtlinien in NRW. Aber: Sportlehrer machen lieber dazu etwas anderes ( Skilaufen, Eislaufen ) ( eig. Erfahrung und Sporthochschule-Köln, Interview DLF) Verkehrserziehung im Sportunterricht: Vom Durcheinander Laufen zum miteinander Fahren, pdf zum downloaden
Tod eines erwachsenen Radfahrers auf Radweg, Kollision mit Rechtsabbieger
15-jähr.Radfahrer, falscher linker Gehweg, quert Einmündung vor rechts ausbiegendem LKW
Unfallfolgen: Schüler kommt leicht verletzt davon, obwohl er mitgeschleift wird, schläft 2-3 Nächte schlecht LKW-Fahrer spricht kein deutsch(pole), Trauma? Polizei bekommt Unfallfolgen oft gar nicht mit!
Tödl. Abbiegeunfall: anfahrender links abbiegender LKW gegen Rad-schiebende Seniorin, die vor dem LKW quert
Unfallfolgen: Seniorin tödlich verletzt LKW-Fahrer hatte bei Telefonat bereits Gespräch mit BG-Psychologen terminiert! Ich konnte die Frau gar nicht sehen, sie schob vor mir her, als ich anfuhr. Fühlte sich nicht schuldig. Konnte weiterhin LKW fahren.
Beispiel einer Pkw-Kollision Das Mädchen (12) stieß beim Linksabbiegen mit Gegenverkehr zusammen und war dank Ihres Helmes nach 3 Tagen wieder zuhause, war aber psychisch so stark beeinträchtigt, das sie 3 Monate nicht Fahrrad fahren konnte!
Vater und Kind auf Rad kollidieren mit abbiegendem Bus
Schang-Ling im Krankenhaus und nach Pressetermin
Unfallfolgen: Ellbogen gebrochen
Tödliche Buskollision, 2000
Foto Westfalenblatt
Mit der linken Hand den Bus gestreift, zu Boden geschleudert, Kopf geplatzt
Foto vom Kind. Der Bruchmechanismus (Winkelriss) oben auf der Schädeldecke ist physikalisch erklärbar ( Blow-out-Fraktur ). Denselben Bruchmechanismus habe ich an einem Helm nach einer 40-Tonner-Kollision wiedergefunden (ohne Kopfverletzungen!!)
Helfer in NRW Jeder Polizeibeamte an Unfallstelle und Rettungsdienst leistet auch psych. Erste Hilfe ( sprechen, optisch abwenden) Notfallseelsorgesysteme überall etabliert über Feuerwehr- bzw. Polizeileitstellen Jede KPB hat Opferschutzbeauftragte für Unfallopfer, aber: keine Standards dazu.
Fazit: Unfallfolgen für Beteiligte sind höchst unterschiedlich, auch psychisch, wie Befragungen von Beteiligten ergaben Bei den Ermittlungen sollte sensibel auch auf psychische Unfallfolgen geachtet werden. Das beginnt bereits bei der Unfallaufnahme. Die Komplexizität des Straßenverkehrs muss weiter öffentlich vermittelt werden. Verkehrserziehung darf auch zukünftig nicht gekürzt werden. Das Thema Schulterblick des Radfahrers bedarf größerer öffentlicher Aufmerksamkeit. Und: Es ist der Verkehrssicherheit nicht förderlich, wenn sich Verbände dagegen wehren! (Beschwerden nach Presseerklärung zum Schulterblickproblem)
Erfolgreiche Aufkleber-Aktionen
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!