In Unternehmen investieren, nicht in Länder



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Transkript:

APRIL 214 In Unternehmen investieren, nicht in Länder Europa ist die Heimat vieler Weltmarktführer, die alle Vorteile auf ihrer Seite haben: Sie operieren in Märkten mit strukturellem Wachstum, besitzen renommierte Marken, haben solide Bilanzen und sind international breit aufgestellt. Bei einer Anlage in Europa sollten deshalb die Unternehmen im Mittelpunkt stehen und nicht die Länder. Denn die wahren Wachstumstreiber des heutigen Europa sind die Unternehmen. Auch aus gesamtwirtschaftlicher Sicht erfahren europäische Unternehmen wieder Rückenwind: Trotz der hinlänglich bekannten strukturellen Probleme gibt es in Europa ermutigende Anzeichen für eine wirtschaftliche Erholung. Zudem rückt Europa langsam aber sicher wieder in den Fokus der Anleger. GUTE GRÜNDE FÜR EUROPA Europäischen Unternehmen ist es in der Vergangenheit immer wieder gelungen, ihre Gewinne auch unter widrigen Konjunkturbedingungen zu steigern. Die Aussichten für Gewinnwachstum und Investitionen verbessern sich. Die relativen Bewertungen sind attraktiv. Das Konjunkturumfeld erholt sich. Die Unternehmen werden ihre Barmittel verstärkt für Übernahmen einsetzen. Aktien erfahren Rückenwind durch wachsende Mittelzuflüsse. IN EUROPÄISCHE UNTERNEHMEN INVESTIEREN, NICHT IN LÄNDER Während sich Industrieländer wie die USA und Japan in einer Aufschwungsphase befinden, hinkt Europa hinterher. Wirtschaftliche Probleme und die Sparpolitik der Regierungen bremsen die Konjunktur. Trotzdem waren Anleger, die Europa wegen der wirtschaftlichen Misere untergewichtet haben, schlecht beraten. Seit Anfang 213 haben europäische Aktien gemessen am MSCI Europe eine Gesamtrendite von 21 % erzielt. Seit 212 beträgt das Plus sogar 35 %. Ein Hauptgrund liegt darin, dass die Fundamentaldaten der Unternehmen (und nicht das Makrogeschehen) die Marktentwicklung in Europa wieder maßgeblich beeinflussen. Den Anlegern wird zunehmend bewusst, dass Investments in europäischen Unternehmen nicht mit Anlagen in europäischen Staaten gleichzusetzen sind. Wie die Abbildungen auf der nächsten Seite zeigen, liegt das Gewinnwachstum in Europa langfristig trotz des schwächeren Wirtschaftswachstums über dem weltweiten Durchschnitt. AUF EINEN BLICK Der Verlauf der europäischen Aktienkurse über die letzten zwei Jahre zeigt, dass sich die Aktienmärkte von der wirtschaftlichen Entwicklung abgekoppelt haben. Jetzt sind es wieder die Fundamentaldaten der Unternehmen, die die Märkte antreiben. Beim KGV haben europäische Unternehmen zwar noch Luft nach oben, doch wie es aussieht, wird das Gewinnwachstum 214 und darüber hinaus zum wichtigsten Treiber der Kursentwicklung werden. Verglichen mit anderen Regionen sind die europäischen Aktienmärkte attraktiv bewertet, auch auf Basis der konjunkturbereinigten Gewinne. Die gesamtwirtschaftliche Lage in Europa hat sich stabilisiert, und es mehren sich Anzeichen für eine beginnende Erholung. Angesichts der attraktiven Bewertungen, der hohen Barreserven und der Normalisierung der Kapitalkosten scheint die Zeit reif für Fusionen und Übernahmen, von denen die Märkte profitieren würden. Nach einer langen Phase der Kapitalabflüsse strömt wieder Geld an die europäischen Aktienmärkte zurück.

Trotz der schwachen Konjunktur... 6, 4, 2,, (2,) (4,) (6,) 1996 1998 2 22 24 26 28 2 212 214E Reales Global BIP-Wachstum GDP growth weltweit (%y/y) (%) Reales Eurozone BIP-Wachstum, GDP growth Eurozone (%y/y)(%) liegt Europa beim Gewinnwachstum vorn EPS (Log scale) 7, 6,5 6, 5,5 5, 4,5 4, 198 1988 Europa Europe Welt World 1996 24 212 Eine in der Regel zuverlässige Determinante der Wertentwicklung von Aktien ist die Wertschöpfung. Die gute Nachricht ist, dass viele europäische Unternehmen hier trotz der schwierigen wirtschaftlichen Situation der letzten Jahre hervorragend abgeschnitten haben. Paras Anand, Head of Pan- European Equities Abbildung 1. Quelle: UBS Investment Research, November 213; Abbildung 2. Quelle: State Street, Oktober 213. Zwei Faktoren erklären zumindest teilweise die Diskrepanz zwischen Europas wirtschaftlicher Situation und dem Erfolg seiner Unternehmen. Erstens handelt es sich bei vielen europäischen Unternehmen um weltweit führende Konzerne, die auf die schwächere Nachfrage in ihrer Heimatregion reagiert haben, indem sie ihre Produkte verstärkt in anderen Teilen der Welt mit höherem Wachstum absetzen. Zweitens konnten zahlreiche Firmen in Europa ihre Margen behaupten, indem sie ihre Effizienz durch technische Neuerungen oder die Senkung der Arbeitskosten erhöht haben. Viele europäische Unternehmen geben sich große Mühe, ihre Aktionäre zufriedenzustellen und Kapital effizient einzusetzen, um sich noch breiter aufzustellen. Das ist eine Erklärung, warum die Aktien vieler führender europäischer Unternehmen und insbesondere so bekannter internationaler Marken wie Audi, Volkswagen, Hermes, Nestle und Zara (Inditex) eine außerordentlich gute Wertentwicklung geliefert haben - ungeachtet der Probleme in der Eurozone, über die in den Medien so ausführlich berichtet wurde. GEWINNWACHSTUM ALS NEUER MOTOR DER MARKTENTWICKLUNG Die europäischen Unternehmen konnten ihre Gewinnmargen trotz des konjunkturellen Gegenwinds behaupten, doch insgesamt war das Gewinnwachstum in Europa eher begrenzt. Der Anstieg der Aktienmärkte beruhte in erster Linie auf einem steigenden Kurs-Gewinn-Verhältnis vieler Unternehmen. Das durchschnittliche KGV war in Europa durch Finanz- und Schuldenkrisen auf einen historischen Tiefstand gesunken. Ein Anstieg bedeutet, dass die Anleger aus jedem eingenommenen Euro eines Unternehmens einen höheren Marktwert ableiten. Wie wir wissen, ist in wirtschaftlich schwierigen Zeiten eine solche Phase der KGV-Expansion häufig Vorbote einer wesentlich längeren Phase steigender Unternehmensgewinne. Diese sollte in den nächsten Jahren auch die Grundlage für eine Erholung der Investitionstätigkeiten bilden. Wenn die Firmen neue Zuversicht schöpfen, werden sie ihre Produktionskapazitäten ausbauen. Die Abbildung auf der nächsten Seite zeigt den typischen Verlauf eines Aktienzyklus, wobei die tatsächliche Entwicklung im Großen und Ganzen dem bekannten Muster folgt. Es gab eine lange Phase der Verzweiflung, gefolgt von einer Phase der Hoffnung mit steigenden KGVs in den letzten Monaten. Typischerweise folgt darauf eine wesentlich längere Phase des Wachstums, in der die Gewinne die Kursentwicklung maßgeblich beeinflussen. So prognostiziert Goldman Sachs für die Unternehmen im Stoxx 6 ein Gewinnwachstum von 14% im Jahr 214, was einem Plus von 13,6% für das Kalenderjahr entspräche. 1 Auch Nomura geht davon aus, dass die Märkte künftig von den Unternehmensgewinnen angetrieben werden, und erwartet für europäische Aktien ein Kursplus von 14% im Jahr 214. 2

Typische Phasen des europäischen Aktienzyklus von Hoffnung zu Wachstum 6, Reales earnings Gewinnwachstum growth (%) (%) 5,251,2 Average Durchschnittlicher P/E multiple KGV-Anstieg expansion (%) 5, Reale price Aktienrendite return (%) (%) 4, 3, 22,5 27,1 24,2 2,,9,,7 2,3, -, -2, -7,3-9,5-3, -19, -24,9 Verzweiflung (26 Monate) Hoffnung ( Monate) Wachstum (33 Monate) Optimismus (14 Monate) Abbildung 3. Quelle: Goldman Sachs, November 213 ATTRAKTIVE BEWERTUNGEN Ein entscheidender Faktor, der die europäischen Aktienmärkte unterstützt, sind die vergleichsweise niedrigen Bewertungen. Wie unten stehende Abbildung erkennen lässt, ist das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis in Europa deutlich niedriger als in den USA und Japan. Das gilt sowohl für die Gewinnschätzungen für den zurückliegenden Zeitraum als auch für die nächsten zwölf Monate. Standard-KGVs können als Kennzahlen jedoch problematisch sein, wenn es um das künftige Potenzial geht. So kann beispielsweise ein verzerrtes Bild entstehen, wenn sich die Gewinne gerade in der Nähe ihres Höchststands im laufenden Konjunkturzyklus bewegen. Schwerer manipulierbar ist eine andere Kennzahl: die von den Unternehmen an ihre Aktionäre tatsächlich ausgeschütteten Dividenden. Legt man sie zugrunde, schlägt Europa mit Abstand alle anderen großen Anlageregionen inklusive der Schwellenländer. Mit einer Dividendenrendite von 3,5% erhalten Anleger in Europa fast doppelt so viel wie in Japan und 75% mehr als in den USA, wo sie mit mageren 2,% vorliebnehmen müssen. Ausgewählte Bewertungskennzahlen nach Regionen KGV Gewinn pro Aktie auf Jahresbasis (%) KBV Kap.- rendite Div.- rendite Prognose 12E 13E 14E 12E 13E 14E 13E 13E 13E Jahre Europa 14,7 14, 12,4-5,4 5,7 12,5 1,7 11,9 3,5 15,2 USA 16,9 15,7 14,2 6,6 7,1,8 2,4 15,5 2, 23,3 Schwellenländer 12,5 11,4,2-2,8,7 11,2 1,5 13, 2,8 16,9 Japan 23,9 16,8 14,1 18,1 57,4 19,5 1,3 8, 1,8 21,7 Asien-Pazifik ohne Japan 14,1 12,9 11,5 2,1 9,9 11,6 1,6 12,4 3,1 18,8 Abbildung 4. Quelle: Citigroup, September 213 Eine von vielen Analysten bevorzugte Bewertungskennzahl ist das Shiller-KGV (auch Graham-Dodd-KGV oder CAPE = cyclically adjusted PE). Sie basiert auf dem mittleren Gewinn der letzten zehn Jahre, sodass Einmaleffekte und zyklische Einflüsse ausgeklammert sind. Auch auf Basis dieser Kennzahl ist der europäische Aktienmarkt von den großen Anlageregionen eindeutig am günstigsten. CAPE Die Neubewertung des europäischen Aktienmarkts sowie die hohen Erwartungen an das Gewinnwachstum für 214 mahnen zur Zurückhaltung. Ein passables weltwirtschaftliches Umfeld, ausgesprochen proaktive, marktfreundliche Notenbanken und vor allem die anhaltende Umschichtung der Anleger von Anleihen in Aktien stimmen mich jedoch vorsichtig optimistisch für das Jahr. Cedric de la Chaise, Fondsmanager, europäische Aktien

Shiller-KGV Europa deutlich günstiger als USA 6 5 4 3 2 Jan 83 Jan 85 Jan 87 Jan 89 Jan 91 Jan 93 Jan 95 Jan 97 Jan 99 Jan 1 Jan 3 Jan 5 Jan 7 Jan 9 Jan 11 Jan 13 Europe Europa 15.2x 15,2 USA 23.3x 23,3 Abbildung 5. Quelle: JP Morgan, September 213 RÜCKKEHRENDE ZUVERSICHT UND GESAMTWIRTSCHAFTLICHE STABILISIERUNG Die Wirtschaft in Europa scheint sich zu stabilisieren. Mario Draghis Zusage vom Juli 212, die EZB werde alles Notwendige tun, hatte den Effekt, dass die Ängste der Anleger um den Euro stark abnahmen. Die verbesserte Stimmungslage führte wiederum zu einer anhaltenden Phase der finanziellen Normalisierung. Am besten erkennt man das an der starken Erholung der Anleihemärkte in den Randstaaten. So liegen die Renditen spanischer und italienischer Anleihen wieder fast auf dem Niveau, auf dem sie vor der Krise waren. Das deutet stark darauf hin, dass das Schuldenproblem in Europa bald unter Kontrolle sein wird. In die Aktienkurse ist diese Stabilisierung weitgehend eingepreist, doch die Zweifel an einer nachhaltigen wirtschaftlichen Erholung der Eurozone bestehen nach wie vor. Die Hinweise auf einen Wendepunkt, die an den Konjunkturdaten in Europa abzulesen sind, verdichten sich jedoch immer mehr. So ist inzwischen ein Rückgang der auffallend hohen Arbeitslosigkeit in Spanien zu beobachten. Das Problem der großen Leistungsbilanzungleichgewichte, nach Ansicht vieler Kommentatoren eine der Hauptursachen der europäischen Schuldenkrise, ist inzwischen weitgehend überwunden. Trotz dieser positiven Signale dürfte die Geldpolitik in Europa noch längere Zeit sehr expansiv bleiben. Vor dem Hintergrund der attraktiven Bewertungen europäischer Aktien im Vergleich zu anderen Anlageklassen und Regionen beobachten wir gegenwärtig steigende Mittelzuflüsse in europäische Aktien. Das dürfte sich positiv auf die künftige Kursentwicklung auswirken. Alexandra Hartmann, Fondsmanagerin des Fidelity Euro Blue Chip Fund Starker Rückgang der Anleiherenditen in den Randstaaten 45 % 4 Italien Italy 35 Irland Ireland Griechenland Greece 3 Portugal 25 Spanien Spain 2 15 5 27 28 29 2 211 212 213 Abbildungen 6 und 7. Quelle: Datastream, 14.11.213 Leistungsbilanzdefizite deutlich geschrumpft EUR (Mrd) - -2-3 Spanien Spain Ireland Irland Greece Griechenland -4 Portugal Italy Italien -5 Sep 2 Mrz 4 Sep 5 Mrz 7 Sep 8 Mrz Sep 11 Mrz 13 DIE ZEIT IST REIF FÜR EINE NEUE RUNDE VON FUSIONEN UND ÜBERNAHMEN Europäische Unternehmen haben sich in den letzten Jahren angesichts der wirtschaftlichen Ungewissheit sehr vorsichtig verhalten. Statt Bilanzgewinne zu investieren, legten sie das Geld auf die hohe Kante. Niedrige Bewertungen, die Verbesserung des Konjunkturumfelds und das rückkehrende Vertrauen machen es jedoch immer wahrscheinlicher, dass die Unternehmen bald damit beginnen werden, ihre Barreserven für Übernahmen zu verwenden. Hinzu kommt als neuer Faktor die Normalisierung der Kapitalkosten: Durch den kontinuierlichen Zinsanstieg in den USA und anderen Ländern erhöhen sich auch die Opportunitätskosten für die Anhäufung hoher Barreserven. Das schafft für Unternehmen einen zusätzlichen Anreiz, ihre Barmittel sinnvoller zu nutzen - und Fusionen und Übernahmen geben den Aktienkursen bekanntlich meist Auftrieb.

Beispiele für Firmenübernahmen in Europa Datum Käufer Ereignis Übernahmeziel Summe Aug 211 CKI Übernahme Northumbrian Water 2,4 Mrd. Aug 211 HP Übernahme Autonomy 7 Mrd. Mai 212 CGI Übernahme Logica 1,7 Mrd. Jun 212 AB InBev Übernahme Grupo Modelo $2,1 Mrd. Sep 212 Glencore Übernahme Xstrata 39,1 Mrd. Dez 212 Baxter Übernahme Gambro $4 Mrd. Feb 213 Liberty Global Übernahme Virgin Media $18,3 Mrd. Jun 213 Vodafone Übernahme Kabel Deutschland $13,5 Mrd. Sep 213 Microsoft Übernahme Nokia $7,2 Mrd. Abbildung 8. Quelle: FIL Limited und Bloomberg, September 213 In den nächsten zwei bis drei Jahren werden wir eine weitere Konsolidierung in Europa erleben. Firmen werden weltweit Barreserven für Übernahmen nutzen beziehungsweise ungeliebte Geschäftsbereiche abstoßen. Europäische Unternehmen dürften dabei eine wichtige Rolle als Übernahmeziele, aber auch als Käufer spielen. Die Hürden für Fusionsaktivitäten in Europa werden immer niedriger. Paras Anand, Head of Pan- European Equities STEIGENDE MITTELZUFLÜSSE IN EUROPÄISCHE AKTIEN Bei all den negativen Schlagzeilen der vergangenen Jahre verwundert es nicht, dass europäische Aktien eine Zeit lang am internationalen Aktienmarkt kaum gefragt waren. Seit letztem Sommer beobachten wir jedoch, dass die Stimmung wieder steigt und der Tiefpunkt überwunden ist. Von Lipper bereitgestellte Zahlen deuten darauf hin, dass nach elf aufeinander folgenden Quartalen mit Abflüssen die Mittelzuflüsse in europäische Aktienfonds (ohne Großbritannien) seit dem vierten Quartal 212 wieder positiv sind. Mittelzuflüsse in europäische Aktien nehmen zu Nettozuflüsse in aktiv gemanagte europäische Aktienfonds auf Quartalsbasis, in Mrd. USD 3 17,7 2 8,6 1,2 1,4,3 1,1 3,7 7,9,2 - -5,8-1,4-3,3-2,5 -,5-4,2-9,4-7,4-3,8-2 -,8-17,3-3 -22,4-4 -5-23,3-6 -52, Q1 28 Q1 29 Q1 2 Q1 211 Q1 212 Q1 213 Abbildung 9. Quelle: Lipper FMI bis 3.9.213. Zuflüsse von allen Märkten mit Ausnahme von Fonds, die hauptsächlich in den USA oder Lateinamerika vertrieben werden. Berücksichtigung aller Fonds in folgenden Sektoren: Aktien Euroland (Mid- /Small-Caps), Europa (Mid-/Small-Caps), Europa ohne Großbritannien (jedoch ohne spezielle europäische Länderfonds). Umfasst sämtliche Mittelzuflüsse in aktiv gemanagte Fonds von Privatanlegern und institutionellen Kunden. Separate institutionelle Mandate sind nicht berücksichtigt. Werden die Mittelzuflüsse von Dauer sein? Es gibt gute Gründe, diese Frage mit ja zu beantworten. Das Engagement der Anleger in Aktien, auch europäischen, ist im langfristigen Vergleich immer noch gering. Allein, um den Abfluss von 167 Mrd. USD aus europäischen Fonds zwischen Mitte 27 und Ende 212 auszugleichen, wären beträchtliche Kapitalzuflüsse erforderlich. 3 Sollte sich zeigen, dass die oben erwähnten Faktoren zutreffen also insbesondere die Übererfüllung von Gewinnprognosen, attraktive Bewertungen und eine weitere Verbesserung des gesamtwirtschaftlichen Umfelds, dürfte der Rückfluss von Anlagekapital nach Europa anhalten. Nach dem kräftigen Anstieg des US-Aktienmarkts ist zu erwarten, dass vor allem amerikanische Anleger die europäischen Aktienmärkte unter Risiko-Rendite-Gesichtspunkten positiver beurteilen werden.

WARUM EIN AKTIVER ANSATZ IN EUROPA BESONDERS WICHTIG IST Für europäische Aktien sprechen die generell guten Fundamentaldaten der Unternehmen (nicht der Staaten). Die Investoren sollten jedoch innerhalb der Anlageklasse mit erheblichen Unterschieden zwischen einzelnen Branchen und Titeln rechnen. Die wachsende Kluft zwischen Firmen, die ihren Marktanteil ausbauen, und solchen, die Marktanteile verlieren, macht die Erfordernis eines aktiven Ansatzes besonders deutlich. So haben erfolgreiche Anleger in Europa in den letzten Jahren die Gewichtung von Unternehmen, die in den Schwellenländern gut aufgestellt sind (wie etwa die deutschen Autobauer), erhöht und das Engagement in Firmen aus Randstaaten, die ihre Produkte vornehmlich auf dem Heimatmarkt absetzen, reduziert. In jüngster Zeit notieren viele Werte von erstklassiger Qualität mit einem Aufschlag, da die Aussichten für die Schwellenmärkte von Anlegern nicht mehr so positiv beurteilt werden. Wir sind der Ansicht, dass Anlageentscheidungen auf Basis präziser, zukunftsorientierter Analysen und nicht einfach anhand der Gewichtung eines Unternehmens in einem Index getroffen werden sollten. Das kann nur mit einem aktiven Ansatz verwirklicht werden. Bei passiven Ansätzen bestimmt nämlich zwangsläufig ein einziger Faktor sämtliche Länder-, Branchen- und Titelgewichtungen: das relative Gewicht in einem Index. Das Problem solcher Ansätze besteht darin, dass sie in die Vergangenheit blicken und definitionsgemäß die Gewinner der Vergangenheit besonders stark gewichten. Wissenschaftliche Untersuchungen 4 haben ergeben, dass Fondsmanager, die nach Abzug von Gebühren besonders gut abschneiden, meist einen hohen Anteil aktiver Positionen ( Active Money ) in ihrem Portfolio haben. 5 Die Kennzahl Active Money beschreibt grob gesagt die Abweichung von einem nach Marktkapitalisierung gewichteten Vergleichsindex. Active Share 6 hat einen großen Einfluss auf die Wertentwicklung eines Fonds. Fonds mit hohem Active Share und guter Erfolgsbilanz in der Vergangenheit schlagen ihren Vergleichsindex vor und nach Abzug von Gebühren deutlich. Martijn Cremers und Antti Petajisto, Yale School of Management FAZIT Für ein klug zusammengestelltes Portfolio erstklassiger europäischer Aktien gibt es überzeugende Gründe. Dabei ist ein Punkt von besonderer Bedeutung: Ein Investment in europäischen Unternehmen ist nicht mit einem Investment in europäischen Ländern gleichzusetzen. Das zeigt auch die jüngste Marktentwicklung, die sich vom Wirtschaftsgeschehen abgekoppelt hat und die Fundamentaldaten der Unternehmen wieder stärker in den Mittelpunkt stellt. Unbestritten ist zudem die Fähigkeit vieler europäischer Unternehmen, ihre Gewinne auch in einem schwächeren Konjunkturumfeld spürbar zu steigern. Hinzu kommen die verbesserten Perspektiven für das Gewinnwachstum in Europa, besonders beim Übergang von der kurzen Phase der Hoffnung zur längeren Wachstumsphase des Aktienzyklus, die auch auf eine Erholung der Investitionstätigkeiten hoffen lässt. Weitere Aspekte sind die attraktiven Bewertungen, die zunehmende Wahrscheinlichkeit von Fusionen und Übernahmen sowie die Erholung des Konjunkturumfelds. Das alles schafft ein günstiges Umfeld für europäische Aktien, sodass die Mittelzuflüsse an Europas Aktienmärkte anhalten dürften. Ein aktiver, auf Analysen basierender Investmentansatz sollte von Anlegern auf jeden Fall in Betracht gezogen werden. Die wachsende Kluft auf Branchen- und Titelebene liefert dafür zugkräftige Argumente. QUELLEN 1 Goldman Sachs, European Strategy Outlook 214, November 213. 2 Nomura, 214 European Strategy Outlook, November 213. 3 Nomura, 214 European Strategy Outlook, November 213. 4 Cremers, K.M.J und Petajisto, A. (29) How Active is your manager? A new measure that predicts performance. 5 Active Money ist die Summe der Übergewichtungen eines Fonds (unter Mitberücksichtigung der effektiven Liquidität) im Vergleich zum Marktindex. 6 Active Share ist eine Kennzahl, die den prozentualen Anteil des Vermögens eines Fonds misst, der von der Benchmark abweicht.

WICHTIGER HINWEIS Die Vervielfältigung und Verbreitung dieses Dokuments sind nur mit vorheriger Genehmigung erlaubt. Eine Anlageentscheidung sollte in jedem Fall auf Grundlage des Kundeninformationsdokumentes Wesentliche Anlegerinformationen" und des veröffentlichten Verkaufsprospektes, des letzten Geschäftsberichtes und - sofern nachfolgend veröffentlicht - des jüngsten Halbjahresberichtes getroffen werden. Diese Unterlagen sind die allein verbindliche Grundlage des Kaufes. Sie erhalten diese Unterlagen in Deutschland kostenlos über FIL Investment Services GmbH, Postfach 2237, 666 Frankfurt am Main, oder www.fidelity.de. Für Österreich: Die oben genannten Dokumente erhalten Sie kostenlos bei FIL Investment Services GmbH, Postfach 2237, 666 Frankfurt am Main sowie bei der österreichischen Zahlstelle UniCredit Bank Austria AG, Vordere Zollamtsstrasse 13, 3 Wien, Österreich oder über www.fidelity.at. Fidelity veröffentlicht ausschließlich produktbezogene Informationen und erteilt keine Anlageempfehlung. Das Research und die Analysen, die in diesem Dokument enthalten sind, wurden von Fidelity Worldwide Investment für die eigenen Investmentaktivitäten erstellt. Die hierin zum Ausdruck gebrachte Meinungen beziehen sich auf den Tag der Veröffentlichung und können sich jederzeit ohne Ankündigung ändern. Aus externen Quellen bezogene Informationen werden für zuverlässig gehalten, doch ihre Richtigkeit oder Vollständigkeit kann nicht garantiert werden. Der Wert der Anteile kann schwanken und wird nicht garantiert. Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind keine zuverlässigen Indikatoren für zukünftige Entwicklungen. Fremdwährungsanlagen sind Wechselkursschwankungen unterworfen. Fidelity, Fidelity Worldwide Investment, das Fidelity Worldwide Investment Logo und das F-Symbol sind Warenzeichen von FIL Limited. Sollten Sie in Zukunft keine weiteren Marketingunterlagen von uns erhalten wollen, bitten wir Sie um Ihre schriftliche Mitteilung an den Herausgeber dieser Unterlage. Herausgeber für Deutschland: FIL Investment Services GmbH, Kastanienhöhe 1, 61476 Kronberg im Taunus. Herausgeber für Österreich: FIL (Luxembourg) S. A., 2a rue Albert Borschette, 21 Luxembourg. Stand: April 214. MK756