Statt Altersarmut: Renten rauf! Matthias W. Birkwald (MdB) Rentenpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE. Freitag, 17. März 2017 DIE LINKE. Bad Hersfeld-Rotenburg
Altersarmut weil die Rente nicht reicht Quelle: BZ, 06.09.2011 Matthias W. Birkwald, MdB 2
Altersarmut Sinkende oder zu geringe Renten Durchschnittlicher Rentenzahlbetrag in Euro beim Rentenbeginn Langjährig Versicherte (35 Beitragsjahre) Grundsicherungsbedarf D: Sept. 2016: 803 brutto (außerhalb von Einrichtungen) 2000 2015 +/- 2000-2015 Alle 1021 848-16,9 % Frauen 486 713 + 46,7 %* Männer 1104 1006-8,9 % Um die Preissteigerungen seit 2000 auszugleichen hätte 2015 eine durchschnittliche Rente für langjährig Versicherte 1.339,90 Euro statt 848 Euro betragen müssen! Wertverlust: 491,90 Euro. *Sondereffekt: Mütterrente und Auslaufen der Rente für Frauen Matthias W. Birkwald, MdB 3
Altersarmut Erwerbsminderungsrenten der Männer im freien Fall und das trotz Rentenpaket!!! Ostdeutschland 2000 2015 Grundsicherungsbedarf EM (Juni 2016): Ost: 718,33 brutto West: 778,80 brutto +/- 2000-2015 Alle 717 721 0,6 % Frauen 689 761 10,5 % Männer 740 682-7,8% Westdeutschland 2000 2015 +/- 2000-2015 Alle 743 709-4,6 % Frauen 613 681 11,1 % Männer 835 737-11,7 % Durchschnittlicher Rentenzahlbetrag bei voller Erwerbsminderung beim Rentenbeginn. 4 Matthias W. Birkwald, MdB
Altersarmut Immer mehr Altersrentner*innen sind auf Grundsicherung im Alter angewiesen Grundsicherung: Seit 2003 Anstieg der Betroffenenzahl um 108 Prozent von 257.700 auf 536.121 (Dezember 2015). Quote der Nicht-Inanspruchnahme: 60-68 Prozent! Dunkelziffer nach Irene Becker: 1,6 Millionen! Zwei Drittel der Betroffenen sind Frauen! Grundsicherung für ab 65-Jährige mit 803 (Juni 2016) deutlich unterhalb der Armutsrisikogrenzen von 1189 (EVS 2013), 1.033 (EU-SILC 2015), 1.036 (SOEP 2013), 942 (Mikrozensus 2015). 1050 16,5 Prozent aller Menschen ab 65 Jahren gelten als arm. In absoluten Zahlen: 1,1 Millionen Männer und 1,6 Millionen Frauen, also 2,7 Millionen Menschen. (EU-SILC 2015: < 1033 ). Tendenz langfristig steigend. Grundsicherung schützt nicht vor Armut! Matthias W. Birkwald, MdB 5
Rentenniveau im freien Fall Jahr Beitragssatz zur GRV Bruttostandardrente (GRV) Sicherungsniveau vor Steuern Riester-Rente für Rentenzugang Gesamtversorgung (GRV+Riester)) Versorgungsniveau vor Steuern einschließlich Riester-Rente in % in Euro mtl. in % in Euro mtl. in Euro mtl. in % 2000 19,3 1118 52,9 0 1118 52,9 2010 19,9 1224 51,6 32 1256 53,0 2011 19,9 1236 50,1 39 1274 51,7 2012 19,6 1263 49,4 45 1308 51,2 2013 18,9 1266 48,9 52 1319 50,9 2014 18,9 1287 48,1 60 1347 50,4 2015 18,7 1314 47,5 68 1382 50,2 2016 18,7 1370 48,0 77 1448 50,7 2017 18,7 1395 48,2 87 1482 51,2 2018 18,7 1432 48,1 97 1530 51,4 2019 18,7 1469 48,0 109 1577 51,5 2020 18,7 1509 47,9 121 1630 51,7 2025 20,2 1678 46,5 191 1868 51,8 2030 21,8 1844 44,5 278 2122 51,2 2035 22,9 42,5 2040 23,2 42,0 2045 23,4 41,7 Quelle: Bis 2030: Rentenversicherungsbericht 2016, S. 39 + aktuelle Daten Matthias W. Birkwald, MdB 6
16 14 12 10 8 6 4 2 14,5 11,2 12,5 13,2 13,0 13,0 9,7 10,3 10,2 10,1 11,1 8,8 Alterung? Nichts Neues! 9,7 7,6 7,6 6,1 Auf 1 Person ab 65 kommen x zw. 20 und 65 - ab 2013 nach Variante 2 BVB Auf 1 Person ab 67 kommen x zw. 20 und 67 - ab 2013 nach Variante 2 6,4 5,2 5,1 4,4 5,0 4,5 4,1 3,7 4,2 3,7 3,0 2,9 2,7 3,4 3,4 3,1 2,5 2,0 2,0 1,9 2,1 1,8 1,8 1,6 0 1871 1890 1900 1910 1925 1933 1939 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2013 2020 2030 2040 2050 2060 Variante 2: Geburtenrate 1,4 Kinder je Frau, Lebenserwartung bei Geburt 2060 für Jungen 84,8/Mädchen 88,8 Jahre, langfristiger Wanderungssaldo 200 000 (G1-L1-W2) Lebenserwartung 2012: Jungen 77,7 / Mädchen 82,3 Jahre. Quelle: Statistisches Bundesamt. 13. Bevölkerungsvorausberechnung Matthias W. Birkwald, MdB 7
Es geht auch anders: Österreich Studie (Hans-Böckler-Stiftung): Das österreichische Alterssicherungssystem ist dem deutschen überlegen. Altersversorgung konzentriert sich nach wie vor weitgehend auf die umlagefinanzierte Gesetzliche Rentenversicherung (GRV). Zwei Mindestrenten ( Ausgleichszulage ): 1030 Euro für alle Rentner*innen und 1167 Euro für alle Rentner*innen ab 30 Beitragsjahren. Deutschland (mit Witwen-/Witwerrente)* Österreich Differenz Männer 1.034 2.247 1.213 Frauen 815 1.274 459 *Quelle: RVB 2016, S. 19 und Statistik Austria: http://www.statistik.at/web_de/statistiken/menschen_und_gesellschaft/soziales/sozialleistungen_auf_bundesebene/pensionen_und_renten/index.html 8 Matthias W. Birkwald, MdB
in % Beitragssatzbelastung Österreich / Deutschland im Vergleich! 35 30 25 Österreich: seit 1988!!! Gesamtbelastung der Beschäftigten 15,45 14,75 1,4 2,1 17,2 3 18,1 3,2 4 Frage an die Bundesregierung: Wie hoch ist der Beitrag für eine lebensstandardsichernde Rente? 20 15 10,25 4 4 9,35 9,35 4 10,2 10,9 ArbeitnehmerInnen Zusätzlich (z. B. bav) ArbeitnehmerInnen Riester 10 ArbeitnehmerInnen GRV 5 12,55 9,35 9,35 10,2 10,9 Arbeitgeber GRV 0 Österreich: 22,8 % 2015: 24,1 % 2020: 24,8 % 2025: 27,4 % 2030: 29 % Matthias W. Birkwald, MdB 9
Kosten des LINKEN Rentenkonzepts 150 100 50 Rentenniveau auf 53 % anheben: Durchschnittseinkommen / Zusätzliche Belastung / Entlastung je Betragszahler*in Zusätzliche Belastung je Beitragszahler*in in der GRV: 33 Zusätzliche Belastung je Beitragszahler*in in der GRV: 40 Zusätzliche Belastung je Beitragszahler*in in der GRV: 99 0 2016: 3022 2020: 3390 2029: 4423 ( 50) ( 100) ( 150) ( 200) Entlastung: 4 % Riester; ( 108) Entlastung: 4 % Riester; ( 123) Entlastung: 4 % Riester; ( 164) 10
Was bringt das LINKE Rentenkonzept? Bundesregierung LINKE: 53 Prozent! Differenz Rente nach 45 Jahren (brutto) Rente nach 45 Jahren (netto) Rentenniveau Rentenniveau Rente nach 45 Jahren (brutto) Rente nach 45 Jahren (netto) mehr brutto mehr netto (-11%) 2017 48,2 1.395,00 1241,55 53 1533,92 1365,19 138,92 123,64 2020 47,9 1.509,00 1.343,01 53 1.669,67 1.486,00 160,67 142,99 2030 44,5 1.844,00 1.641,16 53 2.196,22 1.954,64 352,22 313,48 11
Matthias W. Birkwald, MdB 12 Das LINKE Rentenkonzept: Elf Bausteine 1. Das Rentenniveau auf 53 Prozent erhöhen. 2. Zu paritätischen Beiträgen der Alterssicherung zurückkehren. 3. Den Solidarausgleich stärken: Gerechte Renten für Niedrig- und Geringverdienende, Erwerbslose, Erziehende, Pflegende. 4. Die Erwerbstätigenversicherung einführen. 5. Die Beitragsbemessungsgrenze anheben und aufheben. 6. Die Riesterrente abwickeln. 7. Gute Betriebsrenten als Ergänzung. 8. Die Rente erst ab 67 abschaffen. 9. Die Erwerbsminderungsrenten armutsfest gestalten. 10. Die Ostrenten vollständig angleichen. 11. Die Solidarische Mindestrente einführen.
Linke Rentenpolitik: Parlamentarische Initiativen. Eine Auswahl Gesetzliche Rente stärken, Rentenniveau anheben und die Solidarische Mindestrente einführen. (BT-Drs. 18/10891) Rentenniveau anheben Für eine gute, lebensstandardsichernde Rente (BT-Drs. 18/6878) (18/767) Die Riester-Rente in die gesetzliche Rentenversicherung überführen! (18/8610) Unbefristete Arbeitsverhältnisse zur Regel machen (GE 18/7, BT-Drs.18/1874) Mindestlohn flächendeckend und gesetzlich! (18/590, GE 18/6) Fünf-Punkte-Programm zur Bekämpfung und Vermeidung von Langzeiterwerbslosigkeit (18/3146) / Programm für gute öffentlich geförderte Beschäftigung auflegen (18/4449) Entgeltgleichheit von Frauen und Männern durchsetzen (18/4933) Abschläge aus der EM-Rente entfernen! (18/9) Rentenkasse braucht jeden Cent! (Drucksache 18/52, 18/3042) Statt Rente erst ab 67 - Altersgerechte Übergänge in die Rente für alle Versicherten erleichtern (18/3312) Altersarmut Ost / Rentenanpassung (18/ 10862, 18/1644, 18/982) Steuerfinanzierung so genannte Mütterrente (18/765, 18/1497) Zwangsverrentung abschaffen! (18/589) / Doppelverbeitragung bei bav abschaffen! (18/6364) Solidarische Mindestrente (17/8481, 17/10998, Antrag 2017/2018) Matthias W. Birkwald, MdB 13
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