Rentenpolitik jetzt und zukünftig
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- Emma Brauer
- vor 6 Jahren
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1 Rentenpolitik jetzt und zukünftig Veranstaltung des DGB Sachsen-Anhalt am in Magdeburg Romina Hirt Deutsche Rentenversicherung Mitteldeutschland 1
2 Rückblick Gesetzliche Rentenversicherung (GRV) besteht seit 125 Jahren In dieser Zeit ca. 170 Rentenreformen, ersten 60 Jahre geprägt von 2 Weltkriegen, Weltwirtschaftskrise, deutscher Teilung -> bis dahin keine hinreichende Versorgung, Rente als Zuschuss zur Invaliden-, Hinterbliebenen-und Altersversorgung nächsten 40 Jahre geprägt vom deutschen Wirtschaftswunder, Rentenreform > lohndynamische Rente und damit äquivalente Teilhabe an der Einkommensentwicklung der Erwerbsbevölkerung, die folgenden 23 Jahre geprägt von Anpassung des Systems an den demographischen Wandel -> Leistungseinschränkungen > Gesetz über Leistungsverbesserungen in der GRV => GRV hat sich ständig an die sich verändernden Rahmenbedingungen angepasst und bewiesen, dass sie anpassungsfähig, im System reformierbar und zukunftsfähig ist 2
3 Herausforderungen heute demographischer Wandel steigende Lebenserwartung / längere Rentenlaufzeiten tiefgreifende Veränderungen in der Arbeitswelt drohende Gefahr zunehmender Altersarmut 3
4 Herausforderung Demographie So wird sich Deutschlands Bevölkerung von heute bis zum Jahr 2030 bzw vermutlich verändern: Quelle: Deutschlands demografische Herausforderungen, Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung, März
5 Herausforderung Demographie Bevölkerungsentwicklung und Altersstruktur von 1960 bis 2060 Quelle: Statistisches Bundesamt : Lange Reihen, 12. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung 5
6 Herausforderung Demographie Durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland : in Jahren : nach dem 65. Lebensjahr 64,60 68,5 75,9 81,6 78,5 84,2 Männer Frauen 19,8 18,4 22,4 Männer Frauen 16,3 12,80 13, Quelle: Statistisches Bundesamt Europäische Kommission: weiterer Anstieg der Lebenserwartung in den Mitgliedstaaten um durchschnittlich ca. 4 bis 5 Jahre bis
7 Herausforderung Arbeitswelt deutscher Arbeitsmarkt nach wie vor vom Normalarbeitsverhältnis geprägt aber: atypische Erwerbsformen (Niedriglohnsektor, Leiharbeit, Befristungen, Generation Praktikum,E) haben sich in den letzten 20 Jahren rasant entwickelt. Normalarbeitsverhältnis: 1991: 78,1 % 2013: 67,5 % Atypische Beschäftigung: 1991: 12,4 % ,4 % Solo-Selbständige: 1991: 3,7 % 2013: 5,9 % Trend zur Pluralisierung der Erwerbsformen hält an Wechsel zwischen abhängiger Beschäftigung und Selbstständigkeit nehmen zu Rentenhöhe als Spiegel des Erwerbslebens 7
8 Politische Reaktion: Veränderte Weichenstellungen Paradigmenwechsel in der Rentenpolitik im Jahr 2000, der unter dem Eindruck der damaligen Markt- und Privatisierungseuphorie stand Ziel der Lebensstandardsicherung im System GRV wurde explizit aufgegeben; Rente aus der gesetzlichen Rentenversicherung künftig nur noch Basisversorgung, entstehende Versorgungslücke soll durch betriebliche und private, staatlich geförderte Vorsorge ausgeglichen werden Alterssicherung künftig im Drei-Säulen-Modell Politische Entscheidung: Beitragssatzstabilität hat Priorität gegenüber Lebensstandardsicherung Beitragssatz 2020 nicht über 20%, 2030 nicht über 22%, Rentenniveau vor Steuern 2020 nicht unter 46%, 2030 nicht unter 43% 8
9 Entwicklung des Standardrentenniveaus Jahr Durchschnittliches Jahresarbeitsentgelt Standardrente 45 Entgeltpunkte Rentenniveau 1 (nominal) in Euro i n v. H. brutto netto vor Steuern brutto netto vor brutto netto vor Steuern 2 Steuern ,2 53, ,5 53, ,7 54, ,5 53, ,4 53, ,2 52, ,0 52, ,3 52, ,5 53, ,6 53, ,2 51, ,1 47, ,5 48,0 nicht unter 46,0 nicht unter 43,0 Rentenniveau sinkt zwischen 2000 und 2030 um maximal rund 20% Teilhabe an der weiteren Entwicklung des Wohlstandes wird abgebremst Quelle: Rentenversicherung in Zeitreihen 2015, 1 Quotient aus Standardrente und Jahresentgelt x 100 Rentenversicherung in Zahlen Rentenniveau vor Steuern, vgl. 154 (3) SGB VI; RV-Nachhaltigkeitsgesetz 3 vorläufige, teilweise geschätzte Zahlen für Entgelte, Schätzung mit Stand Oktober SGB VI, Bundesregierung muss bei sich abzeichnender Unterschreitung dieser Werte geeignete Maßnahmen vorschlagen 9
10 Anteile von Einkommenskomponenten am Bruttoeinkommensvolumen Quelle: Alterssicherungbericht 2016 In den neuen Ländern dominiert GRV die Alterssicherung weit stärker als im früheren Bundesgebiet. Der Anteil der GRV-Rente am gesamten Einkommensvolumen beträgt 97%. In den alten Ländern weisen die von Älteren bezogenen Leistungen größere Vielfalt auf. Hier beträgt der Anteil der GRV-Rente am gesamten Einkommensvolumen 70%. Rentenniveauabsenkung spielt für Ostdeutschland eine zentrale Rolle, da das dortige Alterseinkommen nahezu ausschließlich aus der GRV gespeist wird. 10
11 Befürchtung... Deutliche Zunahme von Altersarmut 11
12 Ursachenkomplexe für erhöhtes Altersarmutsrisiko Tiefgreifende Veränderungen in der Arbeitswelt, politisch gewollte Deregulierung des Arbeitsmarktes Langzeitarbeitslosigkeit, politisch gewollte veränderte rentenrechtliche Bewertung von Zeiten der Arbeitslosigkeit Zunahme diskontinuierlicher Versicherungsverläufe Versicherungslücken in den Erwerbsbiografien insbesondere bei Frauen - z.b. aufgrund Kindererziehung oder Pflege von Angehörigen, Soloselbständigkeit u.ä.; Frauen auch überrepräsentiert bei Teilzeitarbeit und im Niedriglohnsektor Erwerbsminderung Politisch gewollte Rentenniveauabsenkung (Dogma Beitragssatzstabilität) Das Rentenpaket der Bundesregierung aus dem Jahr 2014 ist kein hinreichender Beitrag zur Bekämpfung der drohenden Altersarmut. 12
13 Altersarmut ein Thema in Mitteldeutschland? Durchschnittlicher Rentenzahlbetrag im Rentenzugang Renten wegen Alters Jahr Sachsen-Anhalt Sachsen Thüringen MD - gesamt ,74 778,24 749,30 767, ,99 807,94 786,32 795, ,66 785,14 773,77 780, ,91 755,92 753,76 755, ,63 907,44 909,06 905,49 13
14 Altersarmut ein Thema in Mitteldeutschland? Risikofaktor Erwerbsminderung Durchschnittlicher Rentenzahlbetrag im Rentenzugang Erwerbsminderungsrente Jahr Sachsen-Anhalt Sachsen Thüringen MD - gesamt ,86 599,48 598,82 598, ,94 668,96 682,86 672, ,16 593,27 619,86 603, ,13 581,83 593,23 584, ,75 665,08 697,48 678,24 14
15 Altersarmut ein Thema in Mitteldeutschland? Bezugsquoten von Grundsicherung im Alter (Tendenz steigend) 1,4 % 1,1 % 1 % 15
16 Altersarmut ein Thema in Mitteldeutschland? Altersarmut ist derzeit in Mitteldeutschland kein gravierendes Problem. Es ist jedoch davon auszugehen, dass Altersarmut ansteigen wird. Altersarmut kommt nicht überraschend und fängt lange vor der Rente an. Betroffen werden v.a. Langzeitarbeitslose, Beschäftigte im Niedriglohnbereich und -regionen, Solo-Selbständige und Erwerbsminderungsrentner sein. Gleichzeitig wird durch das weiter sinkende Rentenniveau der Wert der Rentenanwartschaft weiter sinken. Bei der Bekämpfung von Altersarmut bedarf es gezielter, an den konkreten Ursachen orientierter Ansätze. 16
17 Schlussbemerkungen weiterhin politischer Handlungsbedarf erforderlich Eine grundsätzliche Debatte zur Zukunft der Alterssicherung ist notwendig und wird derzeit auch geführt. Im Fokus dieser Debatte stehen unter anderem folgende Fragen: Welche Sicherungsziele sollen die Alterssicherungssysteme bzw. die GRV zukünftig verfolgen? Ist es realistisch anzunehmen, dass die Lebensstandardsicherung im Drei-Säulen-Modell für alle Bevölkerungskreise erreicht werden kann? Sollte die GRV nicht wieder gestärkt werden? Welche Kosten darf die Alterssicherung verursachen, wer soll die Kosten tragen bzw. wie sollen sie unter den Beteiligten aufgeteilt werden? Legitimations-und Akzeptanzproblem der GRV, wenn nach jahrzehntelanger Beitragszahlung die individuelle Rente nicht über Grundsicherungsniveau liegt. 17
18 Impressum Rentenpolitik jetzt und zukünftig Romina Hirt Deutsche Rentenversicherung Mitteldeutschland, Leipzig Tel
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