sia Nachhaltiges Bauen Hochbau Empfehlung SIA 112/1 2004 Ergänzungen zum Leistungsmodell SIA 112 schweizerischer ingenieur- und architektenverein



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Transkript:

Empfehlung SIA 112/1 2004 sia Nachhaltiges Bauen Hochbau Ergänzungen zum Leistungsmodell SIA 112 schweizerischer ingenieur- und architektenverein société suisse des ingénieurs et des architectes società svizzera degli ingegneri e degli architetti swiss society of engineers and architects selnaustrasse 16 ch 8039 zürich www.sia.ch

Empfehlung SIA 112/1 2004 Nachhaltiges Bauen Hochbau Ergänzungen zum Leistungsmodell SIA 112 2005-7 2. Auflage 1000 / Schwabe, Muttenz Copyright 2004 by SIA Zurich

Inhalt Vorwort 4 Einführung 5 Zielvereinbarungen 6 Erläuterungen zum Bereich 1, Gesellschaft 8 Erläuterungen zum Bereich 2, Wirtschaft 10 Erläuterungen zum Bereich 3, Umwelt 12 Anhang 1 A Leistungsbeschriebe Bereich Gesellschaft 16 Gemeinschaft 1.1 Integration, Durchmischung 16 Soziale Kontakte 18 Solidarität, Gerechtigkeit 19 Partizipation 20 Gestaltung 1.2 Räumliche Identität, Wiedererkennung 21 Individuelle Gestaltung, Personalisierung 22 Nutzung, Erschliessung 1.3 Grundversorgung, Nutzungsmischung 23 Langsamverkehr und öffentlicher Verkehr 25 Zugänglichkeit und Nutzbarkeit für alle 26 Wohlbefinden, Gesundheit 1.4 Sicherheit 28 Licht 29 Raumluft 30 Strahlung 32 Sommerlicher Wärmeschutz 34 Lärm, Erschütterungen 35 2 B Leistungsbeschriebe Bereich Wirtschaft 36 Gebäudesubstanz 2.1 Standort 36 Bausubstanz 38 Gebäudestruktur, Ausbau 39 Anlagekosten 2.2 Lebenszykluskosten 41 Finanzierung 43 Externe Kosten 45 Betriebs- und Unterhaltskosten 2.3 Betrieb und Instandhaltung 46 Instandsetzung 48 3 C Leistungsbeschriebe Bereich Umwelt 49 Baustoffe 3.1 Rohstoffe: Verfügbarkeit 49 Umweltbelastung 51 Schadstoffe 53 Rückbau 56 Betriebsenergie 3.2 Wärme (Kälte) für Raumklima 57 Wärme für Warmwasser 59 Elektrizität 60 Deckung Energiebedarf 61 Boden, Landschaft 3.3 Grundstückfläche 63 Freianlagen 64 Infrastruktur 3.4 Mobilität 66 Abfälle aus Betrieb und Nutzung 67 Wasser 68 D Fachbücher und Fachstellen 69 Copyright 2004 by SIA Zurich

Vorwort Der Begriff der nachhaltigen Entwicklung ist 1987 durch die Weltkommission für Umwelt und Entwicklung (Brundtland-Kommission) definiert worden. Dabei handelt es sich «um eine Entwicklung, die gewährleistet, dass die Bedürfnisse der heutigen Generation befriedigt werden, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zur Befriedigung ihrer eigenen Bedürfnisse zu beeinträchtigen». Bei einer nachhaltigen Entwicklung geht es nicht allein um die Umwelt, sondern ebenso um die Gesellschaft und die Wirtschaft. Diese drei Bereiche sind unmittelbar miteinander verbunden. Das Bundesamt für Raumentwicklung (ARE) 1 umschreibt diese Verbindung wie folgt: «Wirtschaftliches Wohlergehen ist ebenso wie die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen Voraussetzung für die Befriedigung unserer materiellen und immateriellen Bedürfnisse. Und nur eine solidarische Gesellschaft ist in der Lage, die erworbenen wirtschaftlichen Güter gerecht zu verteilen, die gesellschaftlichen Werte zu pflegen sowie mit den natürlichen Ressourcen haushälterisch umzugehen.» Der SIA hat die Nachhaltigkeit zu einem Schwerpunktthema erklärt. Er erarbeitet Grundlagen, die es ermöglichen, die Forderungen der Nachhaltigkeit in einem umfassenden Sinne umzusetzen. Die vorliegende Empfehlung ist eine dieser Grundlagen. Die Bundesämter für Raumentwicklung (ARE), Bauten und Logistik (BBL und KBOB), Strassenbau (ASTRA), Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL), Wohnungswesen (BWO), Verkehr (BAV) und Energie (BFE) unterstützten die Arbeit daran massgeblich. Kommission SIA 112/1 1 Amt für Raumentwicklung, Bern, Koordinationsplattform des Bundes für die Politik der Nachhaltigen Entwicklung in der Schweiz, www.are.admin.ch 4 Copyright 2004 by SIA Zurich

Einführung Zweck Inhalt und Aufbau Die Empfehlung SIA 112/1 Nachhaltiges Bauen Hochbau ist ein Instrument zur Verständigung zwischen Auftraggebenden und Planenden bei der Bestellung und Erbringung spezieller Planerleistungen für ein nachhaltiges Bauen in den Bereichen Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt. Die Empfehlung dient dem Planungsprozess und hilft, die relevanten, objektspezifischen Kriterien der drei Bereiche zu bestimmen und deren Umsetzung zu vereinbaren. Dabei sollen die Kriterien nicht einzeln für sich, sondern immer im Kontext mit den Kriterien der anderen Bereiche betrachtet werden. Die Ordnung SIA 112 Leistungsmodell berücksichtigt bereits die Postulate des Umweltschutzes und der Nachhaltigkeit. Die vorliegende Empfehlung ermöglicht indessen eine gegenüber der Ordnung SIA 112 vertiefte Bearbeitung der Nachhaltigkeit. Sie leistet einen Beitrag zu einem umfassenden Architektur- und Planungsverständnis, welches die Forderungen der Nachhaltigkeit berücksichtigt. Die Empfehlung ist für Neubau-, Umbau-, Instandsetzungs- und Umnutzungsvorhaben im Hochbau ausgelegt. In den drei Bereichen Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt sind Themen definiert, deren einzelne Aspekte mittels bestimmter Kriterien im Sinne einer Zielvereinbarung zwischen Bauherrschaft und Planenden auszuwählen sind. Kriterien und Zielvereinbarungen ermöglichen es Auftraggebenden und Planenden, die Forderungen des nachhaltigen Bauens objektspezifisch zu regeln. Mit den Leistungsbeschrieben lassen sich die vereinbarten Ziele umsetzen. Es handelt sich um Vorschläge, die objektspezifisch angepasst werden können. Die Leistungsbeschriebe sind in der Reihenfolge der Phasen der Ordnung SIA 112 Leistungsmodell aufgeführt. Frühe Phasen, in denen noch keine Leistung für das spezifische Kriterium zu erbringen ist, sind mit «Noch nicht relevant» bezeichnet. Spätere Phasen, in denen es um eine fachgerechte Umsetzung der vorher erbrachten Leistungen geht, sind mit «Gemäss Stand der Technik» bezeichnet. Zu den Leistungsbeschrieben wurde ein umfangreicher Dokumentations- und Informationskatalog zusammengetragen, der sowohl zur Vertiefung der Themen wie zur Erläuterung der Kriterien im Hinblick auf die Zielvereinbarung dient. Dieser Katalog ist in drei Rubriken gegliedert: Grundlagen und Rahmenbedingungen Beispiele zu spezifischen Fragestellungen und Fachstellen Dokumentationen, Fachliteratur usw., die Basiswissen vermitteln. Die Fachliteratur ist am Schluss der Empfehlung in einer Publikationsliste zusammengestellt. Normen und Empfehlungen von Fachverbänden, die notwendig sind, um Planerleistungen für Bauten nach dem heutigen Stand der Technik ohne spezielle Berücksichtigung der Nachhaltigkeitsforderungen zu erbringen, wurden nicht in diesen Katalog aufgenommen. Normen und Empfehlungen sind nur soweit aufgeführt, wie sie für die Umsetzung der Nachhaltigkeitsforderung von besonderer Bedeutung sind. Der Katalog wird periodisch aktualisiert. Anwendung In einem ersten Schritt bestimmen Auftraggebende und Planerteam Zielvereinbarungen in der Liste (Seiten 6 und 7) die für das Projekt relevanten Kriterien. In einem zweiten Schritt werden, abgestützt auf Ausführungen zu den Kriterien (Anhänge A, B und C), die Leistungen objektspezifisch formuliert und vereinbart, und zwar über alle Phasen der Ordnung SIA 112 Leistungsmodell. Wird die Empfehlung erst in einer späteren Phase angewandt, sind die vorausgegangenen Phasen hinsichtlich Planerleistungen zu überprüfen. Mit dem beiliegenden EDV-Tool wird die Anwendung erleichtert. So lassen sich die Leistungen der vereinbarten Kriterien zusammen mit den notwendigen Zusatzinformationen und Dokumentationen phasenweise darstellen. Zielkonflikte zwischen den Forderungen der drei Bereiche Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt ebenso wie zwischen einzelnen Kriterien eines Bereiches lassen sich nicht vermeiden. Ein wesentliches Element des Planungsprozesses, der einen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung leisten will, ist es gerade, solche Zielkonflikte möglichst frühzeitig aufzuzeigen, um bewusst abwägen und Prioritäten setzen zu können. Die Auftragnehmenden sind verpflichtet, Leistungen unter Beachtung der allgemein anerkannten Regeln ihres Fachgebietes zu erbringen 2. Abgrenzung Die Empfehlung SIA 112/1 Nachhaltiges Bauen Hochbau verzichtet weitgehend darauf, auf Dinge einzugehen, die dem üblichen Stand der Technik entsprechen oder die bereits gesetzlich geregelt sind. So ist eine hohe architektonische Qualität von Bauwerken ein wichtiges Gebot der Nachhaltigkeit; es wird jedoch in dieser Empfehlung nicht darauf eingegangen. Ebenfalls massgebliche Bedeutung, jedoch nicht Gegenstand dieser Empfehlung, hat die persönliche Haltung aller Beteiligten im gesamten Bauprozess. Wenn es gelingt, eine positive und befürwortende Haltung zu erzeugen, werden sich die Nachhaltigkeitskriterien sinnvoll umsetzen lassen. Andere Ordnung SIA 112 Leistungsmodell, 2001 Dokumente 2 Ordnung SIA 112 Leistungsmodell, Art. 3.1, 2001 Copyright 2004 by SIA Zurich 5

Zielvereinbarungen Bereich Thema Kriterium Zielvereinbarung zu bearbeiten 1 1.1 1.1.1 Optimale Voraussetzungen für soziale, Gesellschaft Gemeinschaft Integration, Durchmischung kulturelle und altersmässige Integration und Durchmischung schaffen 1.1.2 Kommunikationsfördernde Begegnungs- Soziale Kontakte orte schaffen 1.1.3 Unterstützung benachteiligter Personen Solidarität, Gerechtigkeit 1.1.4 Hohes Mass an Akzeptanz durch Partizipation Partizipation 1.2 1.2.1 Orientierung und räumliche Identität Gestaltung Räumliche Identität, Wiedererkennung durch Wiedererkennung 1.2.2 Hohes Mass an Identifikation durch Individuelle Gestaltung, Personalisierung persönliche Gestaltungsmöglichkeiten 1.3 1.3.1 Kurze Distanzen, attraktive Nutzungs- Nutzung, Grundversorgung, Nutzungsmischung mischung im Quartier Erschliessung 1.3.2 Gute und sichere Erreichbarkeit und Langsamverkehr und öffentlicher Verkehr Vernetzung 1.3.3 Gebäude und Umgebung behinderten- Zugänglichkeit und Nutzbarkeit für alle gerecht gestalten 1.4 1.4.1 Hohes Sicherheitsempfinden, Wohlbefinden, Sicherheit Verminderung der Gefahrenpotentiale Gesundheit 1.4.2 Optimierte Tageslichtverhältnisse, Licht gute Beleuchtung 1.4.3 Geringe Belastung der Raumluft durch Raumluft Allergene und Schadstoffe 1.4.4 Geringe Immissionen durch ionisierende Strahlung und nichtionisierende Strahlung 1.4.5 Hohe Behaglichkeit durch guten Sommerlicher Wärmeschutz sommerlichen Wärmeschutz 1.4.6 Geringe Immissionen durch Lärm Lärm, Erschütterungen und Erschütterungen 2 2.1 2.1.1 Eine langfristige, dem Standort Wirtschaft Gebäude- Standort entsprechende wirtschaftliche Nutzung Bausubstanz gewährleisten 2.1.2 Erreichen einer auf die Lebensdauer be- Bausubstanz zogenen Wert- und Qualitätsbeständigkeit 2.1.3 Hohe Flexibilität für verschiedene Raum- Gebäudestruktur, Ausbau und Nutzungsbedürfnisse 6 Copyright 2004 by SIA Zurich Empfehlung SIA 112/1

Zielvereinbarungen Bereich Thema Kriterium Zielvereinbarung zu bearbeiten 2.2 2.2.1 Investitionen unter Berücksichtigung Anlagekosten Lebenszykluskosten der Lebenszykluskosten tätigen 2.2.2 Langfristig gesicherte Finanzierung von Finanzierung Anlage-, Instandsetzungs- und Rückbaukosten 2.2.3 Minimierung und Internalisierung der Externe Kosten externen Kosten 2.3 2.3.1 Niedrige Instandhaltungskosten durch Betriebs- und Betrieb und Instandhaltung frühzeitige Planung und kontinuierliche Unterhaltskosten Massnahmen 2.3.2 Niedrige Instandsetzungskosten durch Instandsetzung gute Zugänglichkeit und Qualität gewährleisten 3 3.1 3.1.1 Gut verügbare Primärrohstoffe und Umwelt Baustoffe Rohstoffe: Verfügbarkeit hoher Anteil an Sekundärrohstoffen 3.1.2 Geringe Umweltbelastung bei Umweltbelastung der Herstellung 3.1.3 Wenig Schadstoffe in Baustoffen Schadstoffe 3.1.4 Einfach trennbare Verbundstoffe und Rückbau Konstruktionen zur Wiederverwendung bzw. Verwertung 3.2 3.2.1 Geringer Heizwärme- und Heizenergie- Betriebsenergie Wärme (Kälte) für Raumklima bedarf durch bauliche und haustechnische Vorkehrungen 3.2.2 Geringer Wärme- und Energiebedarf Wärme für Warmwasser für Warmwasser durch bauliche und haustechnische Vorkehrungen 3.2.3 Geringer Elektrizitätsbedarf durch Elektrizität konzeptionelle und betriebliche Massnahmen 3.2.4 Grosser Anteil an erneuerbarer Energie Deckung Energiebedarf 3.3 3.3.1 Geringer Bedarf an Grundstückfläche Boden, Grundstückfläche Landschaft 3.3.2 Grosse Artenvielfalt Freianlagen 3.4 3.4.1 Umweltverträgliche Abwicklung Infrastruktur Mobilität der Mobilität 3.4.2 Gute Infrastruktur für Abfalltrennung Abfälle aus Betrieb und Nutzung 3.4.3 Geringer Trinkwasserverbrauch und Wasser geringe Abwassermengen Copyright 2004 by SIA Zurich Empfehlung SIA 112/1 7

Abkürzungen der in der Kommission SIA 112/1 Nachhaltiges Bauen Hochbau vertretenen Organisationen AHB ARE ASTRA BBL BUWAL BWO eco-bau FSU KBOB novatlantis Amt für Hochbauten der Stadt Zürich Bundesamt für Raumentwicklung Bundesamt für Strassen Bundesamt für Bauten und Logistik Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft Bundesamt für Wohnungswesen Nachhaltigkeit im öffentlichen Bau Fachverband Schweizer Raumplanerinnen und Raumplaner Koordination der Bau- und Liegenschaftsorgane des Bundes Nachhaltigkeit im ETH Bereich Mitglieder der Kommission SIA 112/1 Nachhaltiges Bauen Hochbau Präsident Mitglieder Sachbearbeiter Pierre-Alain Rumley, Raumplaner SIA, ARE, Bern Alain Cuche, Ingenieur, ASTRA/KBOB, Bern Norbert Egli, Ingenieur, BUWAL, Bern Reinhard Friedli, Architekt, BBL/KBOB, Bern Jean-Bernard Gay, Physiker, EPFL, Lausanne Reinhard Giger, Ingenieur, Credit Suisse, Zürich Heinrich Gugerli, Ingenieur, AHB/eco-bau, Zürich Margrit Hugentobler, Wohnforum ETHZ, Zürich Herbert Oberholzer, Architekt BSA/SIA, Rapperswil Verena Steiner, Architektin/Raumplanerin, BWO, Grenchen Willi Weber, Architekt, Université de Genève, Genf Christian Wiesmann, Architekt/Raumplaner, FSU, Freiburg Peter C. Jakob, Projektleiter, Architekt BSA, Bern Martin Gut, Architekt ETH/SIA, Zürich Sandra Lehmann, Umweltwissenschafterin ETH/SIA, Wohlen AG Markus Nater, Ingenieur, Zürich Hansruedi Preisig, Architekt SIA, Zürich Roland Stulz, Architekt SIA, ETH-Bereich novatlantis, Zürich Genehmigung Die Zentralkommission für Normen und Ordnungen hat die Empfehlung SIA 112/1 Nachhaltiges Bauen Hochbau am 16. November 2004 genehmigt. Copyright 2004 by SIA Zurich Alle Rechte, auch das des auszugsweisen Nachdrucks, der auszugsweisen oder vollständigen Wiedergabe (Fotokopie, Mikrokopie), der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen und das der Übersetzung, sind vorbehalten. Copyright 2004 by SIA Zurich 71