Das Nachhilfe(un)wesen in Deutschland



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Transkript:

Das Nachhilfe(un)wesen in Deutschland Ein kritischer Überblick von Rena Lorenz, Josephine Schreier und Tanja Wagner 20.01.2007 Universität Postdam 1 Gliederung 1. Mathematiknachhilfe Wo liegen die Gründe für die gegenwärtig hohe Inanspruchnahme von Nachhilfeunterricht? 2. Gelernt wird am Nachmittag Unter welchen Bedingungen arbeiten Nachhilfeinstitute im Vergleich zur öffentlichen Schule? 3. Chancengleichheit in unserem Bildungssystem? Gibt es aufgrund der brisanten Nachhilfesituation Veränderungen im Hinblick auf Chancengleichheit in unserem Bildungssystem und wenn ja, wie reagiert die Bildungspolitik darauf? 4. Diskussion 20.01.2007 Universität Postdam 2 1

Mathematiknachhilfe Wo liegen die Gründe für die gegenwärtig hohe Inanspruchnahme von Nachhilfeunterricht? 20.01.2007 Universität Postdam 3 Gliederung Familiäre Unterstützung Schulformunterschiede und häusliche Unterstützung Soziale Unterschiede bei der familiäre Unterstützung Sozioökonomischer Status Höchster Bildungsabschluss Familiäre Unterstützung und schulische Leistungen Kommerzielle Unterstützung: Bezahlte Nachhilfe am Nachmittag Fachbezogene Nachhilfe Schlechte Zeugnisnote / Schlechte Fachleistungen und private Nachhilfe 20.01.2007 Universität Postdam 4 2

Familiäre Unterstützung 20.01.2007 Universität Postdam 5 Schulformunterschiede und häusliche Unterstützung 20.01.2007 Universität Postdam 6 3

Schulformunterschiede und häusliche Unterstützung Vermutungen: Schülerinnen und Schüler mit schwachen Leistungen benötigen oder fragen verstärkt häusliche Hilfe an. Bei Jugendlichen aus einfachen Verhältnissen steht keine kommerzielle Nachhilfe zur Verfügung, sodass stärker auf die eigenen familiären Möglichkeiten zurückgegriffen werden muss. 20.01.2007 Universität Postdam 7 Soziale Unterschiede bei der familiäre Unterstützung Hypothese: In sozial schwächer gestellten Familien erfolgt verstärkt familiäre Unterstützung, weil diese aus finanziellen Gründen nicht auf kommerzielle Nachhilfe zurückgreifen können. 20.01.2007 Universität Postdam 8 4

Sozioökonomischer Status 20.01.2007 Universität Postdam 9 Sozioökonomischer Status Die Inanspruchnahme häuslicher Unterstützung verläuft nicht parallel zur sozialen Hierarchie. Mütter immer gleich unterstützend Väter lineare Steigerung mit dem Sozialstatus 20.01.2007 Universität Postdam 10 5

Höchster Bildungsabschluss 20.01.2007 Universität Postdam 11 Höchster Bildungsabschluss Je höher der Bildungsabschluss der Eltern, desto häufiger nehmen die Jugendlichen elterliche Unterstützung in Anspruch. Dies gilt sowohl für die Hilfestellung der Mütter wie auch der Väter. 20.01.2007 Universität Postdam 12 6

Höchster Bildungsabschluss 20.01.2007 Universität Postdam 13 Höchster Bildungsabschluss Erste Tendenz: höherer Bildungsabschluss der Mütter häufigere Unterstützung der Kinder niedriger Abschluss der Mütter seltene Unterstützung der Kinder Zweite Tendenz: Hauptschule die meiste elterliche Unterstützung Gymnasium seltene elterliche Unterstützung 20.01.2007 Universität Postdam 14 7

Familiäre Unterstützung und schulische Leistungen Zwischen schulischen Leistungen und der häuslichen Unterstützung besteht gar kein oder allenfalls ein sehr schwacher Zusammenhang. 20.01.2007 Universität Postdam 15 Kommerzielle Unterstützung: Bezahlte Nachhilfe am Nachmittag Nachhilfeunterricht erhielten im 19. Jh. mehr als 90% der SchülerInnen, und zwar vorwiegend von ihren Klassenlehrern. Im 20. Jh. verschwand Nachhilfe aus der bildungspolitischen Diskussion, der Zusatzunterricht wurde zur Privatangelegenheit. 20.01.2007 Universität Postdam 16 8

Der verstärkte Bedarf an Nachhilfe setzte ca. ab 1970 ein, wegen der Bildungsexpansion und der Forderung zur stärkeren Durchlässigkeit des Bildungssystems für Kinder aller Schichten. 20.01.2007 Universität Postdam 17 20.01.2007 Universität Postdam 18 9

Schülerinnen und Schüler an Gymnasien haben den höchsten Nachhilfebedarf, der außerschulische Unterricht wird häufiger von Mädchen als von Jungen in Anspruch genommen. Nach Schülerbefragungen bildet die Hausaufgabenbearbeitung das Zentrum der Nachhilfe. Kommerzielle Nachhilfe war und ist vor allem ein Privileg der gehobenen sozialen Gesellschaftsschichten. 20.01.2007 Universität Postdam 19 Fachbezogene Nachhilfe Die Daten zur kommerziellen Nachhilfe in Mathematik zeigen: Etwa ein Zehntel aller 15- Jährigen erhält zusätzlichen Unterricht in Mathematik, und zwar in der Regel etwa eine Stunde pro Woche. In Deutschland nutzen mehr 15-Jährige Mädchen (12%) als Jungen (8%) private Nachhilfe in Mathematik. 20.01.2007 Universität Postdam 20 10

Fachbezogene Nachhilfe 20.01.2007 Universität Postdam 21 Fachbezogene Nachhilfe Private Nachhilfe wird vor allem an Gymnasien und Realschulen genutzt. 20.01.2007 Universität Postdam 22 11

Schlechte Zeugnisnote / Schlechte Fachleistungen und private Nachhilfe Es ergeben sich nur sehr schwache Zusammenhänge zwischen der Inanspruchnahme von Nachhilfe und den Leistungsindikatoren (Fachleistungen, Noten) der Jugendlichen. Die kommerzielle Nachhilfe verbessert die Schulleistungen in Form von Noten. 20.01.2007 Universität Postdam 23 Schlechte Zeugnisnote / Schlechte Fachleistungen und private Nachhilfe Der soziale Status der Familie schlägt sich auf den zusätzlichen Unterricht am Nachmittag nieder: Kinde der höheren Dienstklassen kommen deutlich häufiger in den Genuss zusätzlicher Förderung, als dies in Arbeiterfamilien geschieht. 20.01.2007 Universität Postdam 24 12

Zum Abschluss Der Bedarf an zusätzlicher Nachhilfe, sei es durch das Elternhaus oder durch kommerzielle Angebote, wird durch die Schule selbst produziert. 20.01.2007 Universität Postdam 25 Gelernt wird am Nachmittag Unter welchen Bedingungen arbeiten Nachhilfeinstitute im Vergleich zur öffentlichen Schule? 20.01.2007 Universität Postdam 26 13

Gliederung 1. Mathematikunterricht in der Schule 2. Mathematik vom privatem Nachhilfelehrer 3. Online-Nachhilfe: Matheportale im www 4. Förderunterricht in der Schule 5. Mathe im Nachhilfeinstitut 1. Schülerhilfe 2. Studienkreis 6. Lehr- und Lernmaterialen 7. Was hilft s? Vormittags- vs. Nachmittagsdidaktik 20.01.2007 Universität Postdam 27 Mathematikunterricht in der Schule Referate gehört Was ist Mathematikunterricht?... Allgemein: etwa 30 SchülerInnen in einer Klasse fachhomogener Unterricht Elementarisierung des Unterrichtsstoffes Lernerfolgskontrollen 20.01.2007 Universität Postdam 28 14

Mathematikunterricht vom privaten Nachhilfelehrer DER optimale Lehrer für den jeweiligen Schüler findet meistens zu Hause statt beim Schüler: Heimatmosphäre anregend? beim Lehrer: Anfahrt ähnlich Schule wird bei den Klassenkameraden nicht so publik meist von Studenten angeboten 20.01.2007 Universität Postdam 29 Vor- und Nachtteile Einzelunterricht Lehrer zugeschnitten auf den Schüler Sympathie preiswerte Variante individuelle Hilfe bei HA, Prüfungsvorbereitung u.a. innovative studentische Ideen keine Öffentlichkeit ñ nur Student, kein ausgebildeter Lehrer DER richtige Lehrer u.u. schwer zu finden allein orientiert am Schulbuch / -stoff ggf. Anfahrt fragliche Konzentration zu Hause 20.01.2007 Universität Postdam 30 15

Online-Nachhilfe: Matheportale im www Bsp. www.hausaufgaben.de oder www.matheboard.de Verschiedene Konzepte fertige Lösungen werden angeboten, bsp.weise Klassenarbeiten zum Download inkl. Lösungsblatt oder Frage am Pinboard Antwort KEINE direkte Lösung, sondern Hinweise auf den Lösungsweg 20.01.2007 Universität Postdam 31 Prinzip - Mathe online verstehen! Das MatheBoard soll Schülern, Studenten und anderen Interessierten beim Verstehen der Mathematik helfen. Es soll "Hilfe zur Selbsthilfe" gegeben werden. Diese sollte aus Tipps und Hinweisen bestehen, so dass der Fragesteller den Stoff versteht und seine Aufgaben dann selbst bearbeiten kann. Deshalb ist es in aller Regel nicht sinnvoll, dem Fragesteller einfach komplette Lösungen hinzuschreiben oder selbst nach Komplettlösungen zu fragen! Hinweis des Administrators auf www.matheboard.de 20.01.2007 Universität Postdam 32 16

Vor- und Nachtteile anonym direkte Anwendung auf die explizite Fragestellung viele Nutzer erhöht die Wahrscheinlichkeit der Antwort Zeitersparnis Prüfungsvorbereitung an echten Klausuren ñ quasi keine Rückfragemöglichkeit z.t. hohe Downloadgebühren für Komplettlösungen begrenzte Hilfe, da nur explizite Fragestellung bearbeitet wird, nicht das eigentliche Problem Anonymität 20.01.2007 Universität Postdam 33 Förderunterricht in der Schule nach der Schule angebotener Unterricht in Kleingruppe für Schüler mit Problemen im Fach etwa eine Unterrichtsstunde, zweimal die Woche z.t. wird FU auch schon in den Stundenplan integriert schulinterne Lehrer, meist der eigene kostenlos im schulischen Rahmen und dennoch etwas anderes öffentlich ñ 20.01.2007 Universität Postdam 34 17

Mathe im Nachhilfeinstitut www.google.de: Nachhilfe 1.430.000 Einträge auf deutschen Seiten die bekanntesten sind Schülerhilfe, Studienkreis, AHA... profilieren sich durch z.t. massive Werbung in Zeitschriften, Zeitungen und TV, auch im www 20.01.2007 Universität Postdam 35 Angestellte sind zumeist (Lehramts-) StudentInnen, pensionierte LehrerInnen, 400 -Jobber für Verwaltungstätigkeiten nach Schätzungen auf dem Nachhilfemarkt jährlich etwa 2 Mrd. Umsatz Unterricht ca. 14-18Uhr, z.t. bis Abends und Samstags Einzelstunden Persönliches Verhältnis zwischen Schüler und Nachhilfelehrer 20.01.2007 Universität Postdam 36 18

Nach Online-Umfrage von Stiftung Warentest sind Eltern eher bereit private Nachhilfe zu organisieren (750 ) als Kinder ins Institut zu geben (1550 ) Meist bieten Institute Gruppenunterricht an, dabei werden üblicherweise drei bis fünf Schüler, mitunter aber auch bis zu neun zur gleichen Zeit von einem Lehrer betreut. Eine staatliche Aufsicht findet kaum statt. Jeder der etwas Geld zur Verfügung hat, kann hierzulande ein Nachhilfeinstitut eröffnen. Stiftung Warentest, April 2006 20.01.2007 Universität Postdam 37 20.01.2007 Universität Postdam 38 19

Die beiden größten Unternehmen sind Schülerhilfe und STUDIENKREIS mit jeweils ca. 1000 Filialen in D und AU größtenteils Franchise-Unternehmen keine öffentliche Preisauskunft! Nachhilfelehrer in Instituten haben keine Sanktionsmöglichkeiten, da Schüler = zahlender Kunde 20.01.2007 Universität Postdam 39 unterrichten jährlich ca. 7o.ooo Schüler seit 1974 über 1000 Filialen, davon 130 vom TÜV Nord überprüft Das Verständnis für Zahlen und abstrakte Zusammenhänge vermitteln unsere engagierten und qualifizierten Nachhilfelehrer am besten durch die individuelle Förderung in kleinen Gruppen. qualifizierte engagierte Nachhilfelehrer: StudentInnen kleine Gruppe: 6-8 Schüler Individuelle Förderung: jeder sein Fach und seine Klasse 20.01.2007 Universität Postdam 40 20

Gegenseitige Motivation: kleine Gruppen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass Lernen in kleinen Gruppen am effektivsten ist und viele Vorteile gegenüber der klassischen Einzelnachhilfe bietet. Stressfaktoren wie Prüfungsängste und Nervosität vor Klassenarbeiten lassen sich in der kleinen Gruppe leichter abbauen. Die Kinder motivieren sich gegenseitig, gleichzeitig werden Teamfähigkeit und Durchsetzungsvermögen nachhaltig gestärkt. Außerdem erkennt Ihr Kind, dass es mit seinen Schulproblemen nicht allein ist. Der Unterricht in der kleinen Gruppe ist nicht mit dem Frontalunterricht in der öffentlichen Schule vergleichbar. Der Nachhilfelehrer geht in den kleinen Gruppen individuell auf die Bedürfnisse jedes Schülers ein und stellt so eine auf jeden Schüler ausgerichtete Unterstützung sicher. 20.01.2007 Universität Postdam 41 > 850.000 geförderte NachhilfeschülerInnen Anfang vor > 30 Jahren im Ruhrgebiet, heute über 1000 Filialen Qualitätskontrolle durch den TÜV Rheinland seit 2005 an ausgewählten Standorten gibt es besondere Förderzweige für Kinder mit LRS, Dyskalkulie oder Hochbegabung Nachhilfe in allen Fächern, allen Schulformen, allen Klassen Lernkompetenzkurse 20.01.2007 Universität Postdam 42 21

Werden Sie Lehrkraft im Studienkreis! In den letzten 30 Jahren haben Zehntausende von engagierten Lehrkräften den Weg zum Studienkreis gefunden. Sie haben die Herausforderungen gerne angenommen, die ein qualifizierter Nachhilfe- und Förderunterricht mit sich bringt. Der Studienkreis sucht studentische Mitarbeiter für sein engagiertes Team: Einsatzort: Wohnort (Nachhilfeschulen bundesweit) Termin: sofort Arbeitszeit: nach Absprache Jobprofil: Nachhilfeunterricht hauptsächlich für die Fächer Deutsch, Mathematik, Englisch sowie auch Französisch, Latein, Physik, Chemie, Biologie. Unterricht in fachhomogenen Kleingruppen mit drei bis fünf Schülern für alle Klassen und Schulformen. Anforderungen: Fachkenntnisse und pädagogisches Geschick im Umgang mit Schülern. Aufenthaltstitel ohne Einschränkung (für nicht EU-Bürger) 20.01.2007 Universität Postdam 43 Werden Sie Leiter/in eines Studienkreises! Tätigkeit: Organisation des örtlichen Studienkreises Kontaktpflege zu Eltern, Schulen, Institutionen Gewinnung neuer Schüler und Nachhilfelehrer Koordination des Unterrichts Anforderungen: Organisationsgeschick Menschenkenntnis Persönliche Ausstrahlung Kommunikationsfähigkeit Überzeugungskraft Leitungsfähigkeit Sicheres Auftreten 20.01.2007 Universität Postdam 44 22

Lehr- und Lernmaterialien Institute arbeiten u.a. mit Verlagen zusammen, z.b. STUDIENKREIS ist Unternehmen der Cornelsen Verlagsgruppe hauseigene Redaktion entwirft für die Studienkreis-Schüler eigene Übungsund Lernhefte, die sich sowohl für den Unterricht als auch zum Selbstlernen eignen (Bsp.) 20.01.2007 Universität Postdam 45 MATHE HELFER getestet an 300 SchülerInnen Aufbau Motte & Lazy (Comic) Übersicht Musteraufgaben Aufgaben Grundwissen u. Testaufgaben (Prüfung) Lehrplan- und Schulbuchanalyse aller Bundesländer Unterrichtsstoff im MATHE HELFER Aufgaben nach Schwierigkeitsgrad differenziert Lebenswelt der Kinder/Jugendlichen (Comic) 20.01.2007 Universität Postdam 46 23

Was hilft s? Vormittags- vs. Nachmittagsdidaktik Die zunehmende Zahl privater Nachhilfeschüler hat viele Gründe: Unterrichtsausfall, Lehrermangel und wachsender Leistungsdruck an den Schulen. W. Reuter (Institutsgründer) Verlagerung des Lernens in Nachmittag = Armutszeugnis des Zustands des dt. Schulsystems?! 20.01.2007 Universität Postdam 47 Vormittagsdidaktik große Klassen meist von 8.ooUhr an gegen den Biorhythmus LehrerIn vorgesetzt, Sympathie unerheblich verpflichtend / Schulpflicht kostenlos Hilfe durch Mitschüler / Jahrgangsübergreifender Unterricht Lebenswelt des Kindes ausgebildete LehrerInnen Nachmittagsdidaktik kostenpflichtig u.u. fachinhomo-gene Lerngruppen ungeschulte Lehrkörper / nur StudentInnen z.t. Reduktion auf betreute Hausaufgaben individuell gesuchte/r LehrerIn kleinere Lerngruppe / Einzelunterricht anonym eher im Biorhythmus freiwillig 20.01.2007 Universität Postdam 48 24

Boom der Nachhilfeinstitute als Ausdruck unserer Konsum- und Servicegesellschaft Schule kein(!) Freizeitort, sondern zunehmende Niveausteigerung, u.a. durch standardisierte Abschlüsse (Zentralabitur) und landesweite Vergleichsarbeiten Eltern mit geringem Einkommen können sich Nachhilfe ggf. nicht leisten PISA (2) hat gezeigt wie Bildungschancen und soziale Herkunft zusammenhängen 20.01.2007 Universität Postdam 49 florierende Nachhilfe-Branche könnte Problem verschärfen: Durch den Zusatzunterricht führen wir im Grunde das Schulgeld wieder ein. (...) Wenn das so weitergeht, dann sind in Zukunft eine gute Bildung und ein guter Abschluss käuflich, und zwar von den Eltern, die das nötige Kleingeld dafür haben. Dr. Klaus Hurrelmann (WDR, 2006) 20.01.2007 Universität Postdam 50 25

Chancengleichheit in unserem Bildungssystem Gibt es aufgrund der brisanten Nachhilfesituation Veränderungen im Hinblick auf Chancengleichheit in unserem Bildungssystem und wenn ja, wie reagiert die Bildungspolitik darauf? 20.01.2007 Universität Postdam 51 Zusammenfassung: Nachhilfe erfolgt durch: 51,9% institutionelle kommerzielle Anbieter; 42,5% privater Personen und 5,7% erfolgt in schulinterner Form. 20.01.2007 Universität Postdam 52 26

Nach elterlichen Aussagen: Institutionelle Nachhilfe: kurzfristige Verbesserung von Zensuren langfristig: keine Behebung der Lernprobleme Schulinterne Zusatzförderung an Gesamt- und Ganztagsschulen: Notenverbesserung tritt erst langfristig ein dafür auch Verbesserung der Arbeitstechniken 20.01.2007 Universität Postdam 53 Feststellung: 63% aller NachhilfeschülerInnen sind ganzjährig in Nachhilfe eingebunden. Zusatzbeschulung wird zu einer alltäglichen Selbstverständlichkeit Es entsteht somit eine Forderung an die Bildungspolitik 20.01.2007 Universität Postdam 54 27

These 1: Die derzeitige unzulängliche Hausaufgabenpraxis begünstigt die erhöhte Nachfrage an Nachhilfeunterricht erheblich. 20.01.2007 Universität Postdam 55 Reformgedanke: Fachlehrer koordinieren HA; HA sollen natürlich aus dem Unterricht erwachsen; HA möglichst individuell; lieber langfristige HA geben, lieber offene als vorschreibende; inhaltliche Kontrolle muss stattfinden 20.01.2007 Universität Postdam 56 28

These 2: Weil sich Familie durch gesellschaftliche Zwänge in ihrer Innenstruktur stark verändert hat (Scheidungsquote, Alleinerziehend...), kann sie bisherige Kernaufgaben in der Betreuung der Kinder (z.b. HA-bearbeitung, Nachhilfe) nicht mehr erfüllen und nimmt deshalb vermehrt sofern finanziell tragbar außerfamiliäre Dienstleistungen in Anspruch, z.b. die der Nachhilfeinstitute. 20.01.2007 Universität Postdam 57 Reformgedanke: Halbtagsschulen müssen durch Ganztagschulen abgelöst werden!! Wandel von,hausaufgaben zu integrierten,schulaufgaben. 20.01.2007 Universität Postdam 58 29

These 3: Durch die geringer werdende Zahl von Arbeitplätzen und gleichzeitig gestiegenen Qualitätsanforderungen für die verbleibenden, versuchen die Eltern über höhere Schulabschlüsse ihre Kinder den Zugang zum Arbeitsmarkt zu sichern. Für die angestrebten höheren Abschlüsse investieren Eltern zusätzliche Mittel für Hausaufgaben und Nachhilfe. 20.01.2007 Universität Postdam 59 Reformgedanke: gegenwärtige Qualitätsdebatte von Schulen schaut auf die Leistungsspitze, besser den Fokus auf den Durchschnittsschüler richten; mehr Hinwendung zu leistungsschwachen Schüler; Beschulung auf dem Lande, sprich kurze Schulwege; 20.01.2007 Universität Postdam 60 30

Die Forderung nach Chancengleichheit befindet sich in der Schieflage! 20.01.2007 Universität Postdam 61 These 4: Das Schulsystem der Halbtagsschule wird aufgrund der gesellschaftlichen Entwicklung (Familie, Arbeitsmarkt) zunehmend disfunktional, da Übungs- und Fördersequenzen in den Vormittag nicht mehr integrierbar sind. 20.01.2007 Universität Postdam 62 31

Reformgedanke:Ganztagsschulen: bietet den benötigten zeitlichen Rahmen; kann von allen Kindern gleich genutzt werden; kostet die Eltern kein zusätzliches Geld; 20.01.2007 Universität Postdam 63 These 5: Die starke Gewichtung kognitiver Fähigkeiten als Grundlage für das gängige Bewertungssystem begünstigen in hohem Maße die Nachfrage an Nachhilfeunterricht und strukturiert damit gleichzeitig die Inhalte und Methoden der kommerziellen Nachhilfeinstitute. 20.01.2007 Universität Postdam 64 32

Reformgedanke: Ganztagsschulen allseitige Bildung und Entwicklung der SchülerInnen; Erziehung zur Selbständigkeit, Selbstverantwortung, Flexibilität, Teamfähigkeit usw. Vorteil von Regelschulen: ausgebildete Lehrkräfte beherrschen diagnostische Instrumente und setzen diese zielgerichtet ein. 20.01.2007 Universität Postdam 65 Quellenverzeichnis (1) Bartnik,. Norbert (2006): Gelernt wird am Nachmittag, in: Echo Online vom 19.5.2006, auf URL: http://www.echoonline.de/kundenservice/a_detail.php3?id=3 74355 (2) Jakobs, Claudia/Meschede, Eva (2006): Die Note professionell retten, in: FOCUS Schule, Heft Nr. 1/2006, München: FOCUS Magazin Verlag, S.116-120. 20.01.2007 Universität Postdam 66 33

(3) Rudolph, Margitta (2002): Nachhilfe gekaufte Bildung? - Empirische Untersuchung zur Kritik der außerschulischen Lernbegleitung. Eine Erhebung bei Eltern, Lehrerinnen und Nachhilfeinstituten, Bad Heilbrunn: Klinkhardt, 2002. (4) Kaufmann, Marion (2007): Abi nun schon nach 12 Jahren Landtag verabschiedet neues Schulgesetz / PDS fürchtet Nachteile für Schwächere, in: Märkische Allgemeine Zeitung vom 16./17.01.2007. 20.01.2007 Universität Postdam 67 (5) Arndt-Adam, Edith (2006): Therme und Gleichungen, in: Mathe Helfer > Klasse 8 >> Realschule/ Gymnasium/ Gesamtschule, Studienkreis (Hrsg.), 8. Auflage, Bochum: Lensing. (6) Hollenbach, Nicole / Meier, Ullrich (2004): Lernen am Nachmittag Häusliche Unterstützung und bezahlte Nachhilfe von 15-Jährigen, in: Stümer, Gundel / Tillmann, Klaus-Jürgen / Weiß, Manfred (Hrsg.): Die Institution Schule und die Lebenswelt der Schüler, Wiesbaden: Verlag f. Sozialwissenschaften, S. 165-186. 20.01.2007 Universität Postdam 68 34

(5)URL: www.schuelerhilfe.de (6)URL: www.studienkreis.de 20.01.2007 Universität Postdam 69 35