Beispiel 1: 1. Familienbogen: Beschreibung der Familie 2. Genogramm/Soziogramm 3. Anmerkungen zum Familiensystem 4. Anlässe für Sozialpädagogische Familienhilfe zu Beginn, bisherige Lösungsversuche und - ergebnisse, Ressourcen (aus verschiedener Sicht) 5. Lösungsideen; Perspektiven; Ziele (aus verschiedener Sicht) 6. Welche Themen zeigt die Familie, bietet sie an; wer bietet aus der Familie das Thema an? (Themenliste, jeweils nach Bedarf zu ergänzen im Verlauf der Sozialpädagogischen Familienhilfe) 7. Ressourcenliste (jeweils nach Bedarf zu ergänzen im Verlauf der Sozialpädagogischen Familienhilfe) 1. Familienbogen (auszufüllen, zumeist bei Beginn einer Hilfe zur Beschreibung der Familie mit den Grunddaten: Rolle in der Familie((Stief-)Vater, (Stief-)Mutter, Großmutter, Kind, Stiefkind, Bruder usw.), Geschlecht, Alter, Staatsangehörigkeit, Bildungs- Berufsstatus) Familienmitglieder/Beteiligte am System (Hypothesen, Anmerkungen zur Person Wahrnehmungen; Informationen durch andere Institutionen: Mutter jüngerer Sohn älterer Sohn Vater des jüngeren Sohnes 40 Jahre alt, seit mehr als 15 Jahren in der Bundesrepublik Deutschland. Deutschkenntnisse sind für Alltagsgespräche ausreichend. Kontakte zu Behörden und Ausfüllen von Anträgen gestalten sich schwierig, zentrale Themen sind: die Beeinträchtigung durch Krankheiten (Migräne, Herzbeschwerden) die Sorgen um ihre Eltern, die im Heimatland leben und deren einziges Kind sie ist (hohes Alter, Krankheiten, keine Rente) und die sie finanziell unterstützen muß. Finanzielle Probleme: Sie hat viele Schulden, die aus der ersten Ehe stammen und für die sie rechtlich verantwortlich ist. Sie hat jahrelang mit ihrem Mann ein Geschäft geführt, viele gesundheitliche Probleme aus dieser Zeit von der schweren Arbeit. Wohnungsprobleme: lebte bei Beginn der Hilfe in einem Zimmer im Obdachlosenasyl Frühgeburt. Zu Beginn der Hilfe 1/2 Jahr alt, sehr krankheitsanfällig, häufige Krankenhausaufenthalte; hat sich mittlerweile gut stabilisiert; lebhaftes Kind: "Sonnenschein". 13 Jahre alt, in Deutschland geboren, kam als Kleinkind ins Ausland zur Mutter des Vaters, die seine wichtigste Bezugsperson war. Rückkehr nach Deutschland zur Mutter vor einiger Zeit. Das Sorgerecht wurde gleichzeitig mit seinem Umzug nach Deutschland vom Vater auf die Mutter übertragen. Mutter erkämpft das Sorgerecht, weil ihr Sohn, der mit seinem Vater bei der Großmutter lebt, stark unter der Alkoholabhängigkeit des Vaters leidet. Der Vater hatte aufgrund des dortigen Rechtes das Sorgerecht. Sohn muß die deutsche Sprache neu lernen, macht dabei gute Fortschritte; ist vielseitig interessiert (Schach, Politik, Musik). Gebürtig im Ausland mit deutscher Staatsangehörigkeit; er hat drei Kinder aus seiner ersten Ehe, für die er ebenfalls Unterhalt zahlen muß; er hat mehrere Arbeitsstellen gleichzeitig, ist oft sehr müde, hat hohe Schulden. Er möchte, daß es seinen Kindern gut geht. Hohe Konflikthaftigkeit mit den Müttern seiner Kinder, Enttäuschung auf beiden Seiten.
2. Genogramm + ca. 60 J. ca. 69 J. ca. 67 J. ca. 1950 * 1 1955 ca. 1950 Herr G. Frau G. Herr B. Frau B. * 2 1979 1994 Sohn 1 Sohn 2 * 1 Großmutter hatte den Sohn lange in Pflege * 2 lebten nie zusammen, ambivalente Beziehung Trennung/Scheidung + verstorben 3. Anmerkungen zum Familiensystem Vater der Mutter ist ebenfalls Alkoholiker Loyalitätsverpflichtungen der Mutter gegenüber ihren Eltern (z.b. finanzielle Unterstützung)
4. Anlässe für Sozialpädagogische Familienhilfe zu Beginn, bisherige Lösungsversuche und - ergebnisse: Anlässe für die Hilfe (Bisherige) Lösungsversuch e Sicht der Familie alleinerziehend schlechte Wohnverhältnisse viele Sorgen um krankes Kind schwierige finanzielle Situation Sorge um älteren Sohn versucht, das Beste aus der Lage zu machen Sicht der anmeldenden Institution oder anderer beteiligter Institutionen, insbesondere des Jugendamtes hohe Belastung der Mutter Sorge, daß sie mit der Versorgung des Säuglings überfordert ist schwierige finanzielle Situation sporadische Beratung und Begleitung Schwangerschaftsberatung Sicht der Sozialpädagogischen Familienhilfe Wie Mutter und Jugendamt XXXXXXXXXXXXXXXXXXXX XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX (Bisherige) Lösungsergebni sse Ressourcen stößt an ihre Grenzen Antragstellung z.b. für Erziehungsgeld begonnen; Erledigung schwierig, da zu wenig Zeit für praktische Begleitung XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX XXXXXXXXXXXXXX Mutter ist eine herzliche Frau, die in Sorge um ihr Kind ist und eine gute Mutter sein möchte, Unterstützungsnetz von Bekannten aus ihrem Heimatland ist vorhanden
5. Ressourcen, Lösungsideen, Perspektiven, Ziele (bei Beginn der Hilfe) Sicht der Familie Sicht der anmeldenden Institution oder anderer beteiligter Institutionen, insbesondere des Jugendamtes Sicht der Sozialpädagogischen Familienhilfe Lösungsidee n Perspektiven Ziele Mutter möchte jemand, der ihr hilft, die Probleme der aktuellen Situation besser zu bewältigen (Anträge, Wohnungssuche, Unterstützung bei der Versorgung des Säuglings) Das Jugendamt möchte sichergehen, daß der Säugling bei der Mutter gut aufgehoben, daß seine Versorgung gesichert ist und erwartet von der Familienhilfe eine allgemeine Stabilisierung und Unterstützung der Familie, praktische Begleitung, Wohnungssuche, Hilfe bei der Klärung der finanziellen Situation praktische Unterstützung - Entlastung sonst wie Mutter und Jugendamt
6. Welche Themen zeigt die Familie, bietet sie an; wer bietet aus der Familie das Thema an? (Chronologische Themenliste, jeweils nach Bedarf zu ergänzen im Verlauf der Sozialpädagogischen Familienhilfe) Datum: Krankheiten, häufige Klinikaufenthalte des Kindes Wohnen in der Obdachlosenunterkunft, feuchtes Zimmer, schlechte verkehrsmäßige Anbindung an notwendige Versorgungseinrichtungen (Geschäfte, Arzt, Krankenhaus... ), kein Telefon, viele Alkoholiker in den benachbarten Zimmern finanzielle Nöte; fehlendes Wissen über die üblichen Abläufe, um Unterstützungsanträge vollständig zu stellen (Sozialhilfe, Erziehungsgeld,...), muß ihren Eltern in ihrem Heimatland Geld schicken Sprachschwierigkeiten regelmäßige Wahrnehmung von Arztterminen Wohnungssuche, Organisation des Umzugs; Wohnungseinrichtung besorgen Sanierung der Zähne, (schlechte Chancen bei Wohnungs- und Arbeitsuche durch große Lücken im Gebiß) Sorgen um die eigenen Eltern Schwierige Situation von ältestem Sohn bei alkoholabhängigem Vater in dessen Heimatland Unterstützung bei Integration, nachdem der älteste Sohn nach Deutschland gekommen ist weitere Perspektive nach Beendigung des Bezugs von Erziehungsgeld: Arbeitsuche, Versorgung des jüngsten Sohnes evtl. durch Tagespflegestelle; Ambivalenz der Mutter: Beim Sohn und auch unabhängig vom Sozialamt sein erneute Wohnungssuche, da mit zweitem Sohn Quadratmeterzahl der Wohnung zu gering Deutschkurs organisieren für ältesten Sohn, Berufsperspektive, schulische Perspektive Erschöpfungszustände der Mutter, weil sie über ihre Kräfte geht; viele Krankheiten Probleme in der Beziehung zum Vater vom jüngsten Sohn Abklärung weiterer Unterstützung durch ASD nach Ende der Familienhilfe Klärung der finanziellen Möglichkeit, ob Sohn in den Sommerferien zu den Großeltern fahren kann.
7. Ressourcenliste (ständig zu ergänzen): Welche Ressourcen entdeckt die FamilienhelferIn im Familiensystem und/oder bei einzelnen Familienmitgliedern (auf verschiedenen Ebenen: materiell, psychisch-individuelle Potentiale, Potentiale im System, in der Umwelt, z.b. liebevolles Umgehen, einander mögen, Verständnis füreinander, zusammenbleiben wollen, materielle Absicherung, gute Beziehung zu Nachbarn usw.)? Datum: Ressource einer Person, des Familiensystems, in bezug auf die Umwelt: Herzlichkeit der Mutter Mutter in Sorge um ihr jüngstes Kind, möchte Hilfe Klarheit des Umgangs mit dem Vater des Kindes, Kontakt für Kind wichtig, aber keine Partnerschaft: Trotz persönlichem Streit mit dem Vater des Kindes bezieht sie ihn die Erziehung mit ein, in seine Verantwortung als Vater Sie hat ganz eigene Wege, wie sie zu Dingen kommt: Sie bringt ihre Umwelt durch energisches Jammern auf Trab Stolz auf ihre Eigenständigkeit Gut eingebunden in ein soziales Netz, das sich mit der neuen Wohnung entwickelt hat Kann sich Hilfe holen Zähigkeit der Mutter, gibt nicht so schnell auf, z.b. bei der Arbeitsuche Flexibilität in bezug auf die Arbeit, es ist ihr unwichtig, was für eine Arbeit, Hauptsache überhaupt eine Fängt an, ihre Papiere zu ordnen: hat sich Tasche für die Aufbewahrung besorgt, Formen des Umgangs mit Behörden ändern sich Mutter erweitert ihre Ressourcen im Wissen um das formelle soziale Netz: Wer ist für was zuständig? Wie funktioniert Antragstellung? Fängt an, ihre Probleme zu schildern Kümmert sich um Finanzen, bevor der Gerichtsvollzieher vor der Tür steht Bei gesundheitlichen Problemen des jüngsten Kindes gerät sie nicht mehr sofort in Panik, sondern telefoniert mit ihrer Ärztin Nachbarschaftsbeziehungen haben sich entwickelt Übernimmt Verantwortung dafür, als Frau allein für die Familie zuständig, alleinerziehend zu sein Hat besser gelernt, um Dinge zu kämpfen, statt nur auszuhalten, was ist, wie in der Obdachlosenunterkunft, in der sie zwei Jahre lang gelebt hat Der älteste Sohn ist sehr wach, integriert sich schnell trotz Heimweh nach der Großmutter Der jüngste Sohn wird von der Mutter einbezogen, nicht abgestellt, auch wenn sie den Haushalt macht Die beiden Geschwister haben eine gute Beziehung, stützen und stabilisieren sich gegenseitig Die beiden Kinder sind eine große Ressource für die Mutter Trotz aller Schwierigkeiten rappelt sich die Mutter immer wieder auf und schaut, was geht und fängt neu an Die Mutter möchte eine wirklich gute Mutter sein