Technische Fachhochschule Berlin Fachbereich Wirtschaftsinformatik WS 02/03 Betriebspsychologie II Kritik standardisierter Testverfahren am Beispiel des IST-70 Referentinnen: Petra Fechner Anja Köllner Rükiye Tekin
1. Definition Intelligenz Wir haben den Begriff Intelligenz untersucht und anhand von zwei Wissenschaftlern unterschiedliche Definitionen herausgefunden. Amthauer (1970) Intelligenz ist eine strukturierte Ganzheit von seelisch geistigen Fähigkeiten, die in Leistungen wirksam werden und den Menschen befähigen, als Handelnder in seiner Welt bestehen zu können. Wechsler (1964) Intelligenz ist die zusammengesetzte oder globale Fähigkeit eines Menschen, zweckvoll zu handeln, vernünftig zu denken und sich mit seiner Umgebung wirkungsvoll auseinander zu setzen. 2
2. Überblick über die Testverfahren Testverfahren objektive Verfahren projektives Verfahren Leistungstests psychometrische Persönlichkeitstests Persönlichkeits - Entfaltungs - Verfahren 1. Intelligenztest 1. Persönlichkeits - Struktur - 1. Formdeuteverfahren Test - HAWIE - Hamburg Wechsler - Rorschach-Test Intelligenztest für Erwachsene - F-P-I - Freiburger - I-S-T / I-S-T 70 / I-S-T 2000 - Persönlichkeitsinventar 2. Verbal - Thematische Intelligenz-Struktur-Test Verfahren - WIT - WILDE-Intelligenz-Test 2. Einstellungs - - L-P-S - Leistungsprüfsystem Interessentests - PFT - Rosenzweig Picture Frustration Test 2. allgemeiner Leistungstest - B-I-T - Berufs-Interessen-Test 3. Zeichnerische und - d2 - Aufmerksamkeits- 3. Klinische Tests Gestaltungsverfahren Belastungs-Test - Beneton-Test - Baum-Test 3. Schultest - MMPI - Minnesota Multiphasic - Sceno-Test Personality Inventory - DVET - Duisburger Vorschulund Einschulungstest 3
3. Der IST 70 3.1. Anwendungsgebiete Der Intelligenz-Struktur-Test 70 dient zur Ermittlung des Intelligenzniveaus und gibt Einblick in die Intelligenzstruktur. Der Test beschäftigt sich mit den Fähigkeiten des sprachlichen, rechnerischen Denkens, dem räumlichen Vorstellungsvermögen und der Merkfähigkeit. Er wird im Zusammenhang mit Schullaufbahnentscheidungen, im Bereich der Berufsberatung und Eignungsuntersuchungen verwendet. 3.2. Altersbegrenzungen Der Test wird im allgemeinen bei Personen im Alter zwischen 12 und 60 Jahren durchgeführt. 3.3. Aufbau des Testverfahrens Der IST 70 besteht aus neuen Subtests (Untertests). Jeder Subtest setzt sich aus zwanzig Einzelaufgaben zusammen. Die Auswertung ist standardisiert. Da der IST 70 ein Multiple Choice-Test ist, genügt es eine Auswertungsschablone auf den Antwortbogen zu legen. Die richtigen Antworten der jeweiligen Subtests werden ermittelt und zu einem Subtest-Rohwert zusammengefasst. Dann werden die Rohwerte unter Beachtung des Lebensalters des Probanden in Standardwerte umgerechnet. Es kann ein Gesamt-IQ Wert errechnet werden, den man in Prozentränge umwandeln kann. Weiter kann der Standardwert der Testperson mit Schul -Standardwerten verglichen werden. Ferner lassen sich Intelligenzprofile erstellen. Durch Standardwerte und Prozentränge lassen sich Ergebnisse gleichaltriger Testpersonen vergleichen. Die Schulstandardwerte sorgen für Vergleichbarkeit mit Personen gleicher Schulbildung. Auf Grund der Untersuchungsergebnisse lassen sich Aussagen über die Intelligenzstruktur der Testperson machen. Im Vergleich mit Berufsprofilen kann die berufliche Eignung diagnostiziert werden. 4
3.4. Normierung In die Normierung gehen mehr als 30 000 Testergebnisse ein; die Eichstichprobe für die Altersnormierung bestand aus ungefähr 15 000 Personen, für die Schulbildung aus fast 13 000 und für die Berufsgruppenprofile aus über 5 000 Probanden. Eine Repräsentativität der Stichproben wurde angestrebt, jedoch nicht immer erreicht. 3.5. Gütekriterien: Objektivität, Zuverlässigkeit (Reliabilität) und Gültigkeit (Validität) Die Hauptgütekriterien eines wissenschaftlich fundierten Tests sind Objektivität, Zuverlässigkeit (Reliabilität) und Gültigkeit (Validität). Ein Test ist objektiv, wenn das Testergebnis unabhängig davon ist, wer den Test vorgibt und auswertet. Nach Amthauer ist die Objektivität hoch, da die Instruktion schriftlich erfolgt und eine exakte Zeitangabe vorhanden ist. Auch die Auswertung lässt keine subjektiven Einflüsse zu. Jedoch ist die Profilinterpretation problematisch. Die Zuverlässigkeit (Reliabilität) betrifft den Grad der Genauigkeit, mit dem ein Test ein Merkmal zu erfassen in der Lage ist. Bei der Wiederholung des Tests unter gleichen Bedingungen müssen im Optimalfall gleiche Resultate ermittelt werden. Eine Methode zur Bestimmung der Zuverlässigkeit ist die wiederholte Testung derselben Person. Als Maß wird die Korrelation zwischen der ersten und zweiten Testung berechnet. Für den IST 70 wurde bei einer Testwiederholung nach eineinhalb Jahren eine Reliabilität von r = 0.938 festgestellt. Das dritte Hauptgütekriterium, die Gültigkeit (Validität), ist das Ausmaß, in dem ein Test die Eigenschaft, die er messen soll, auch tatsächlich misst. Die gebräuchlichste Methode für die Bestimmung ist wieder die Berechnung der einer Korrelation, und zwar der Korrelation zwischen den Testergebnissen und einem geeigneten anderen Maß (einem sogenannten Außenkriterium). Es werden oft die Beurteilungen Intelligenz durch Lehrer und die Zeugnisnoten herangezogen. Es ist jedoch weder sicher, dass Lehrer die Intelligenz ihrer Schüler genau beurteilen können, noch dass die Zeugnisnoten eindeutig und ausschließlich von der Intelligenz abhängen. Die Noten werden auch von anderen Variablen wie Interesse und Anstrengungsbereitschaft (Leistungsmotivation) bestimmt. Die Korrelation beim IST 70 beträgt zwischen Testwert und Einschätzung der Intelligenz durch Lehrer r = 0, 623. Die Korrelation zwischen IST 70 und Schulzeugnis ist r = 0,455. 5
4. Mängel und Kritik am Beispiel des IST 70 4.1. Allgemeine und Äußere Mängel Validität (Gültigkeit) Schulstandardwerte(Schulzeugnisse, Lehrereinschätzungen) Normierung des IST 70 Veraltet und Verbesserungswürdig Geschlechtsspezifische Normierung Unterschiede zwischen Männern und Frauen Intelligenzforschung Diskussion weiterer Fähigkeiten Rassistische Vorurteile (Amerika) Zusammenhang zwischen IQ und Hautfarbe Abhängigkeit von der Kultur Konzipierung eines Intelligenztests 4.2 Innere Mängel Reliabilität einzelner Subtests Form A, Wortauswahl Itemschwierigkeit und deren Trennschärfe Welche Lösung könnte richtig sein? 5. Kombinationsfähigkeit mit anderen Testverfahren Vorzüge Ökonomie Überschaubarkeit und Testanwenderfreundlichkeit Objektivität Kombinationsfähigkeit Kombinieren mit anderen Tests Anwendungsmöglichkeiten Verbesserungswürdiges und fähiges Verfahren IST 2000 6