Sonderberichte aus den Statistischen Halbjahresberichten seit 2005



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Transkript:

Sonderberichte aus den Statistischen Halbjahresberichten der Kommunalen Statistikstelle Sonderberichte aus den Statistischen Halbjahresberichten seit 2005 Seite 1. Halbjahr 2005 Übergänge aus Grundschulen und Schüler mit und ohne Hauptschulabschluss 2 2. Halbjahr 2005 Die Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort in Pforzheim und im Enzkreis Amtliche Einwohnerzahl und eigene Registerzahl: Was stimmt? Ein weiteres Plädoyer für die 2010/2011 anstehende Volkszählung 4 5 1. Halbjahr 2006 Aussiedler und Spätaussiedler in Pforzheim 8 2. Halbjahr 2006 Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund in Pforzheim 11 Auswanderung Deutscher: Zu- und Wegzüge zwischen Pforzheim und dem Ausland 13 1. Halbjahr 2007 Volkszählung 2011 was kommt auf die Kommunen zu? 15 2. Halbjahr 2007 Demographie-Check in Pforzheim 17 1. Halbjahr 2008 Kinder- und Jugendarmut in Pforzheim 21 Neue Auswertungen zu Einwohnern mit Migrationshintergrund in Pforzheim 23 Wirtschaftsstruktur und wirtschaftliche Entwicklung in Pforzheim 25 2. Halbjahr 2008 Analyse des Pforzheimer Arbeitsmarkts 31 Auswanderung Deutscher Zahl der auswandernden Deutschen wächst weiterhin 39 1. Halbjahr 2009 Oberbürgermeisterwahlen in Pforzheim im Jahr 2009 42 Erste Auswertungen zum Elterngeld für Geburten im Jahr 2007 52 Kinderbetreuung von Kindern unter 6 Jahren im Regionalvergleich 54 Zu - und Wegzüge von Familien zwischen 2000 und 2008. Wohin gehen die Familien, woher kommen sie? 57 2. Halbjahr 2009 Entwicklung der Zahl der Personen mit Migrationshintergrund in Pforzheim seit 2007 59 Zehn Jahre neues Staatsangehörigkeitsrecht in Deutschland welche Auswirkungen haben 61 die Änderungen? - 1 -

Sonderbericht 1. Halbjahr 2005 Übergangsquoten Schulen Zum neuen Schuljahr: Übergänge aus Grundschulen und Schüler mit und ohne Hauptschulabschluss im Regionalvergleich Der nachfolgende Bericht bezieht sich auf die amtliche Schulstatistik, erhoben und veröffentlicht vom Statistischen Landesamt Baden Württemberg. Übergänge aus öffentlichen und privaten Grundschulen in % Stadt/Kreis/ Übergänge auf Hauptschulen Übergänge auf Realschulen Übergänge auf Gymnasien Region/Land 2004 / 2005 1999 / 2000 1990 / 1991 2004 / 2005 1999 / 2000 1990 / 1991 2004 / 2005 1999 / 2000 1990 / 1991 Pforzheim 38,7 43,7 42,2 23,7 22,1 23,3 36,1 32,9 31,1 Enzkreis 28,4 34,1 38,6 33,3 32,1 27,8 37,8 32,7 31,7 LK Calw 32,6 37,2 42,2 33,8 30,6 27,7 32,5 31,1 28,3 LK Freudenstadt 31,5 36,1 38,5 37,2 31,6 33,4 30,7 30,4 25,5 Region NSW 31,9 37,0 40,2 32,7 29,8 28,1 34,5 31,8 29,4 Heilbronn 36,6 42,1 39,2 29,4 25,2 25,6 32,2 29,6 33,1 Stuttgart 29,3 30,0 30,2 24,2 26,2 23,4 44,7 42,3 42,1 Baden Baden 25,6 27,0 27,4 24,4 24,1 26,1 49,3 46,5 44,2 Karlsruhe 25,9 31,6 35,0 25,4 24,0 22,2 48,0 43,1 40,1 Heidelberg 19,8 17,3 18,2 18,0 15,2 15,4 55,6 51,7 50,4 Mannheim 31,3 35,0 37,8 21,2 20,4 18,3 38,1 33,5 29,2 Freiburg 17,3 18,1 22,7 20,8 21,6 17,0 51,0 48,9 43,9 Ulm 30,4 35,0 31,7 29,0 26,6 28,1 39,9 37,6 37,5 Stadtkr. B. W. 28,5 31,2 32,1 23,8 23,4 22,3 43,7 40,3 38,8 Land B. W. 30,5 34,3 36,6 32,0 30,8 28,0 36,1 33,2 32,2 Anmerkung: Die Prozent - Zahlen summieren sich nicht auf 100 auf, da sonstige Schulen nicht extra aufgezeigt werden. Diese haben vor allem in Heidelberg, Mannheim und Freiburg etwas größere Anteile. Bei den Hauptschulen gehen die Übergangs - Anteile in den letzten 15 Jahren allgemein zurück, dabei in den Stadtkreisen etwas weniger als bei den Landkreisen. Allerdings sind die aktuellen Übergangsquoten in den Stadtkreisen immer noch deutlich niedriger. Unter den Stadtkreisen hat Pforzheim im Schuljahr 2003 / 04 mit 38,7 % die höchste Übergangsquote auf Hauptschulen, vor Heilbronn mit 36,6 % und Mannheim mit 31,3 %. Im Gegensatz zum Landestrend haben in Pforzheim die Hauptschulen sogar im Vergleich zu den Landkreisen der Region ein besonders starkes Gewicht beim Übergang auf eine weiterführende Schule. Besonders niedrige Hauptschulquoten unter den Stadtkreisen haben die Universitätsstädte Heidelberg (17,3 %) und Freiburg (18,1 %). Betrachtet man die Entwicklung der letzten 15 Jahre, so hatte Pforzheim unter den Stadtkreisen zu allen Zeitpunkten die höchsten Übergangsquoten auf Hauptschulen. Der Rückgang der Quote um 3,5 Prozentpunkte ist nahezu identisch mit der Gesamtentwicklung der Stadtkreise ( - 3,6 %). Realschulen sind für Schüler aus den Landkreisen deutlich attraktiver als für Schüler aus den Stadtkreisen. Das gilt auch für die Region Nordschwarzwald. Während in den Landkreisen zum Schuljahr 2003 / 04 zwischen 33,3 % (Enzkreis) und 37,2 % (Landkreis Freudenstadt) der Grundschüler auf eine Realschule wechselten, waren es in Pforzheim lediglich 23, 7 %. Die Attraktivität der Realschulen wuchs in den Landkreisen in den letzten 15 Jahren merklich an, während in den Stadtkreisen die Wechsel Anteile recht stabil blieben; dies gilt in besonderem Maße auch für Pforzheim im Vergleich zur Region Nordschwarzwald. Verglichen mit den anderen Stadtkreisen des Landes liegt Pforzheim fast genau im Durchschnitt. Während in der Goldstadt zum Schuljahr 2003 / 04 von den Grundschülern 23,7 % auf eine Realschule wechselten, waren es bei den Stadtkreisen des Landes insgesamt 23,8 %. Die Anteile der Übergänge auf Gymnasien sind in starkem Maße ein Spiegel für die Bildungs- und Sozialstruktur der Städte und Kreise. Auch wenn Pforzheim in den letzten 15 Jahren die Übergangsquote um 5,0 Prozentpunkte steigern konnte etwas mehr als sonst im Land -, mit einem Anteil von 36,1 % im Schuljahr 2003 / 04 hat man nach Heilbronn (32,2 %) die zweitniedrigste Übergangsquote unter den Stadtkreisen. Hinter Pforzheim folgt Mannheim mit einem Anteil von 38,1 %. Spitzenreiter sind die Universitätsstädte Heidelberg (55,6 %) und Freiburg (51,0 %). - 2 -

Sonderbericht 1. Halbjahr 2005 Übergangsquoten Schulen Entwicklung der Übergangsquoten aus Grundschulen auf Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien: Schuljahr 2003 / 04 im Vergleich zu 1990 / 1991 Stadt / Kreis / Region / Land Übergänge auf Hauptschulen Übergänge auf Realschulen Übergänge auf Gymnasien Pforzheim -3,5 +0,4 +5,0 Enzkreis -10,2 +5,5 +6,1 LK Calw -9,6 +6,1 +4,2 LK Freudenstadt -7,0 +3,8 +5,2 Region Nordschwarzwald -8,3 +4,6 +5,1 Heilbronn -2,6 +3,8-0,9 Stuttgart -0,9 +0,8 +2,6 Baden-Baden -1,8-1,7 +5,1 Karlsruhe -9,1 +3,2 +7,9 Heidelberg +1,6 +2,6 +5,2 Mannheim -6,5 +2,9 +8,9 Freiburg -5,4 +3,8 +7,1 Ulm -1,3 +0,9 +2,4 Stadtkreise Baden-Württemberg -3,6 +1,6 +4,9 Land Baden-Württemberg -6,1 +4,0 +3,9 Anteil der Schüler mit und ohne Hauptschulabschluss (Schuljahr 2003 / 04) an der Zahl der 15jährigen (2004) Stadt / Kreis / Region / Land Schüler ohne Hauptschulabschluss Schüler mit Hauptschulabschluss Pforzheim 10,5 38,5 Enzkreis - 31,7 LK Calw - 42,3 LK Freudenstadt -. 38,6 Region Nordschwarzwald - 37,0 Heilbronn 8,1 41,1 Stuttgart 8,9 28,2 Baden-Baden 10,8 36,0 Karlsruhe 7,5 26,0 Heidelberg 6,3 24,8 Mannheim 10,8 34,7 Freiburg 11,1 28,2 Ulm 9,9 28,7 Stadtkreise Baden-Württemberg 9,3 30,7 Land Baden-Württemberg 7,0 32,8 - Keine Angaben vorhanden. Die Statistik der Schulabgänger ist auf den Schulort bezogen und daher für die Ausbildungsstruktur des Wohnorts wenig aussagekräftig. Allerdings gibt es eine Ausnahme: Bei den Hauptschulen ist der Anteil der auswärtigen Hauptschüler bei den Stadtkreisen relativ gering; bezieht man die Zahl der Hauptschulabgänger auf die Zahl der 15jährigen Einwohner, so sind trendmäßige Aussagen durchaus interessant. Bei den Hauptschülern mit Schulabschluss errechnet sich für Pforzheim ein Anteil von 38,6 % (Schuljahr 2003 / 04), nach Heilbronn der zweithöchste Wert unter den Stadtkreisen des Landes. Den niedrigsten Anteil hat wieder Heidelberg (24,8 %), diesmal vor Karlsruhe (26,0 %). Bemerkenswert ist allerdings ein feiner Unterschied. Während bei den Übergängen aus der vierten Klasse der Grundschule der Pforzheimer Wert um 10,2 Prozentpunkte über dem Wert der Stadtkreise liegt, sind es bei den Abgängen nur noch 7,8 Prozentpunkte. Etwas besser sieht die Situation in Pforzheim für diejenigen Schüler aus, die ohne Abschluss die Hauptschule verließen. Bezogen auf die Zahl der 15jährigen Einwohner errechnet sich für Pforzheim ein Anteil von 10,5 % (Schuljahr 2003 / 04). Das ist nach Freiburg, Mannheim und Baden-Baden nur noch der vierhöchste Wert unter den Stadtkreisen. Den besten Wert erreicht auch hier Heidelberg (6,3 %), gefolgt von Karlsruhe (7,0 %). - 3 -

Sonderbericht 2. Halbjahr 2005 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte Die Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort in Pforzheim und im Enzkreis Entwicklung der Zahl der versicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort in Pforzheim und im Enzkreis zwischen 2000 und 2005 * ) 10% und mehr Verlust 0,1-9,9% Verlust 0,1-9,9% Gewinn Knittlingen Sternenfels 10% und mehr Gewinn Maulbronn Königsbach- Stein Neulingen Ölbronn- Dürrn Illingen Ötisheim Remchingen Kämpfelbach Eisingen Ispringen Kieselbronn Mühlacker Straubenhardt Keltern Birkenfeld Neuenbürg Engelsbrand Pforzheim Wurmberg Niefern- Öschelbronn Heimsheim Wimsheim Friolzheim Wiernsheim Mönsheim Neuhausen Tiefenbronn *) jeweils 30.06. Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg Die Karte zeigt, wo im Umland in den letzten fünf Jahren neue sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze entstanden sind, bzw. wo Arbeitsplätze weggefallen sind. In Pforzheim ist die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten am Arbeitsort seit 2000 um insgesamt 6,8% zurückgegangen. Die Verluste in den Enzkreis-Gemeinden liegen vor allen in den östlichen und westlichen Bereichen, während sich die Zugewinne in den nördlich und südlich an Pforzheim angrenzenden Gemeinden konzentrieren. Dort, wo auch im Enzkreis Ende 2005 weniger sozialversicherungspflichtig Beschäftigte arbeiteten als vor fünf Jahren, gingen die Verluste vor allem zu Lasten der Arbeitsplätze im Produzierenden Gewerbe. Auf der anderen Seite geht aber auch die Zunahme in den drei Gemeinden mit den höchsten Zuwächsen (Königsbach-Stein, Neulingen und Wimsheim) zum Großteil auf das Produzierende Gewerbe zurück und nur zu einem geringeren Anteil auf die anderen Wirtschaftsbereiche. Dies spricht dafür, dass es inzwischen neben der Verlagerung aus Pforzheim ins Umland auch zu Betriebsverlagerungen innerhalb des Enzkreises kommt, bzw. neue Betriebe in jenen Gemeinden gegründet werden, die noch genügend preiswertes Bauland ausweisen. Die Verluste, wie Pforzheim sie erfahren hat, haben auch andere Stadtkreise im Land zu verzeichnen. Dabei waren neben Pforzheim mit Mannheim und Heilbronn solche Städte am stärksten betroffen, die einen relativ hohen Anteil sozialversicherungspflichtig Beschäftigter im Produzierenden Gewerbe aufweisen. - 4 -

Sonderbericht 2. Halbjahr 2005 Amtliche Einwohnerzahl und Einwohnerregister Amtliche Einwohnerzahl des Statistischen Landesamtes und eigene Registerzahl: Was stimmt? - Ein weiteres Plädoyer für die 2010 / 2011 anstehende Volkszählung - Die letzte Volkszählung ist die Basis für die Festlegung der amtlichen Einwohnerzahl. Zum Stand 25. Mai 1987 wohnten damals 106.530 Einwohner in Pforzheim Die eigene Fortschreibung über das Melderegister ergab zum Stand 30. Juni 1987 (für den Mai liegen keine Zahlen vor) eine Zahl von 105.399 Einwohnern. Die Differenz zwischen beiden Zahlen liegt zum Teil in folgender Praxis: Die amtliche Einwohnerzahl bezieht über den Begriff Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung auch Personen mit ein, bei denen der Zweitwohnsitz den Schwerpunkt der Lebensbeziehungen darstellt. Die eigene Registerfortschreibung berücksichtigt für die Einwohnerzahl allein die Bevölkerung mit Hauptwohnsitz am Ort. Die Differenz zwischen der Volkszählungs Einwohnerzahl (25. Mai 1987) und der Registerzahl (30. Juni 1987) in Höhe von 1.131 Personen kann somit in erster Linie als Definitions Folge bezeichnet werden. Aber schon im Dezember 1987 liegen beide Einwohnerzahlen deutlich weiter auseinander und zwar um 1.440 Personen (amtliche Einwohnerzahl 107.524 Registerzahl 106.084 Einwohner). Sieht man von zwei Entwicklungssprüngen in den Jahren 1989 1991 einmal ab, die durch eine zeitlich differenzierte Registrierung von Spätaussiedlerzuzügen entstanden sein könnten, so entfernen sich beide Einwohnerzahlen in den folgenden Jahren recht kontinuierlich voneinander: Im Jahr 1997 beträgt die Differenz dann 2.516 Personen, 2000 dann 3.117 Personen und Ende 2004 dann 3.296 Personen. Mit dem Jahr 2000 zeichnet sich eine leichte Abflachung der Entwicklungs Schere ab, der Vergleich zum September 2005 ergibt erstmalig sogar eine leichte Reduzierung der Scheren Spannweite. Das Auseinanderdriften der Einwohnerzahlen ist vor allem auf Erfassungsprobleme bei Meldevorgängen zurückzuführen. Während die Stadt Pforzheim wie die meisten Kommunen z. B. die Verteilung der Wahlbenachrichtigungen und der Lohnsteuerkarten als Ansatz für Bereinigungen der Registerdatei nutzt, finden Korrekturen bei der amtlichen Einwohnerzahl erst seit wenigen Jahren statt. Damit werden in der amtlichen Einwohnerzahl vor allem bei größeren Städten mit hoher Umzugshäufigkeit in beachtlichem Maße Karteileichen erfasst. Entwicklung der amtlichen Einwohnerzahl und der Register Einwohnerzahl 1987 bis 2004 Stand Amtliche Einwohnerzahl Register - Einwohnerzahl Differenz Register- zu amtlicher Einwohnerzahl Mai / Juni 1987 106.530 105.399-1.131 Dez. 1987 107.524 106.084-1.440 Dez. 1988 108.887 107.456-1.431 Dez. 1989 110.865 109.719-1.146 Dez. 1990 112.944 111.310-1.634 Dez. 1991 115.547 112.643-2.904 Dez. 1992 116.733 114.779-1.954 Dez. 1993 117.450 115.328-2.122 Dez. 1994 117.960 115.732-2.228 Dez. 1995 118.763 116.420-2.343 Dez. 1996 118.703 116.229-2.474 Dez. 1997 118.079 115.563-2.516 Dez. 1998 117.606 114.963-2.643 Dez. 1999 117.227 114.269-2.958 Dez. 2000 117.156 114.039-3.117 Dez. 2001 118.002 114.820-3.182 Dez. 2002 118.785 115.532-3.253 Dez. 2003 119.046 115.755-3.291 Dez. 2004 118.847 115.551-3.296 Sept. 2005 119.014 115.760-3.254-5 -

Sonderbericht 2. Halbjahr 2005 Amtliche Einwohnerzahl und Einwohnerregister Bemerkens- und nachdenkenswert ist, dass die Unterschiede zwischen der amtlichen und der Register Einwohnerzahl keineswegs über alle Altersgruppen gleichmäßig verteilt sind, sondern sich noch - auf wenige Altersjahrgänge konzentrieren. Dabei kommt dem noch eine zentrale Bedeutung für die Zukunftsplanung zu, denn: Unmittelbar nach der Volkszählung entstanden die ersten größeren Abweichungen zwischen der amtlichen und der stadteigenen Einwohnerzahl in der Altersgruppe der 23- bis 27jährigen. Diese Abweichungsgruppe wird mit zunehmendem Alter nicht abgebaut, sondern wächst in höhere Altersgruppen hinein. In den jüngeren Jahrgängen entstand bis etwa zum Jahr 2000 weiterer Nachschub, allerdings mehr bei den 26- bis 30jährigen. Seit dem Jahr 2000 wird der Nachschub bei den jüngeren Jahren merklich geringer, die Abweichungsgruppe verschiebt sich allerdings weiterhin in höhere Altersgruppen hinein. Beziehen wir in die Abweichungsgruppe alle Jahrgänge ein, bei denen die Registerzahl um mindestens 40 Personen unter der amtlichen Einwohnerzahl liegt, dann umfasst sie im Jahr 1990 nur die 21- bis unter 35jährigen (= 14 Jahrgänge), im Jahr 1995 die 25- bis unter 40jährigen (=15 Jahrgänge), im Jahr 2000 die 28- bis unter 49jährigen (=22 Jahrgänge) und im Jahr 2004 die 32- bis unter 54jährigen (=23 Jahrgänge). Summiert man die Differenzen in den Abweichungsgruppen auf, so kommt man für 1990 auf 1.095 Personen, für 1995 auf 1.497 Personen, für 2000 auf 2.066 Personen und für 2004 auf 2.142 Personen, die das Einwohnerregister weniger ausweist als die amtliche Einwohnerzahl beinhaltet. In rund 30 Jahren wird dann eine etwa 2.100 bis 2.200 Personen starke Abweichungsgruppe ins Seniorenalter aufgerückt sein. Für welche Senioren Zahl muss dann die Planung ausgerichtet werden? Und noch ein Effekt der systematischen Fehlerfassung bei Jahrgängen mit hoher Umzugstätigkeit ist zu vermuten. Die Zahl der Kinder wird auf eine zu hohe Zahl an Frauen bezogen, die Folge ist bei den größeren Städten eine Unterschätzung der Prognose der Geburtenzahlen. Wir laufen derzeit also Gefahr, die weit reichenden Folgen des viel zitierten Demographischen Wandels mit Zahlen abzuschätzen, die nicht mehr die notwendige Qualität haben. Die 2010 / 2011 anstehende Volkszählung ist also längst überfällig. Sie wird nicht als Totalerfassung wie die letzte Zählung im Jahr 1987 ablaufen, sie wird in starkem Maße basieren auf den Zahlen amtlicher Register, wobei dem Einwohnerregister zentrale Bedeutung zukommen wird. Entscheidend für einen echten Erfolg wird dabei sein, dass zu Beginn der Zählung eine qualifizierte Register Revision erfolgt und eine ebenso qualifizierte Fortschreibung sicher gestellt wird, die die Festlegung der amtlichen Einwohnerzahl und die Fortschreibung der Einwohner Register in ein gemeinsames Konzept einbindet. - 6 -

Sonderbericht 2. Halbjahr 2005 Amtliche Einwohnerzahl und Einwohnerregister Differenz zwischen amtlicher Einwohnerzahl und Stand des Melderegisters: Stadt Pforzheim Altersgruppe / Jahrgang Melder. zu amtl. Zahl 1990 Melder. zu amtl. Zahl 1995 Melder. zu amtl. Zahl 2000 Melder. zu amtl. Zahl 2004 Durchschnitt u. 10 Jahre -8-13 -12-6 Durchschnitt 10 bis u. 20 Jahre -12-18 -14-12 20 J. -35-6 -20-20 21 J. -60-17 -49-40 22 J. -48-36 -18-17 23 J. -75-38 -43-16 24 J. -77-26 -43-29 25 J. -105-94 -14-51 26 J. -128-73 -19-25 27 J. -138-81 -76-35 28 J. -119-126 -53-38 29 J. -103-97 -67-15 30 J. -55-141 -109-16 31 J. -62-154 -99-76 32 J. -42-150 -84-56 33 J. -42-141 -139-40 34 J. -41-116 -104-118 35 J. -8-70 -164-99 26 J. -2-87 -166-93 37 J. -5-55 -158-139 38 J. +6-60 -146-111 39 J. +3-52 -133-164 40 J. -9-26 -91-182 41 J. -17-21 -95-171 42 J. +17-13 -70-147 43 J. +10-16 -79-128 44 J. -11-4 -58-97 45 J. -13-12 -42-111 46 J. -4-9 -41-72 47 J. -11 +1-43 -75 48 J. +8 +13-49 -62 49 J. -10-19 -34-41 50 J. +6-8 -27-36 51 J. 0-16 -27-39 52 J. -3-10 -8-45 53 J. -7 +5 +9-40 54 J. -10-6 -17-29 55 J. -25 +3-12 -29 56 J. +1-1 -34-4 57 J. -14 +1-23 -1 58 J. +3-5 -11-17 59 J. +4-14 -22-17 Durchschnitt 60 bis u. 70 J. -7-6 -8-21 Durchschnitt 70 bis u. 80 J. -6-7 -12-10 Durchschnitt ab 80 J. -4-6 -9-4 Zahl der Personen im Einwohnerregister um 100 und mehr Personen unter der amtlichen Zahl Zahl der Personen im Einwohnerregister um 40 99 Personen unter der amtlichen Zahl - 7 -

Sonderbericht 1. Halbjahr 2006 (Spät-)Aussiedler Aussiedler und Spätaussiedler 1) in Pforzheim Von verschiedenen Stellen wurde bei der Kommunalen Statistikstelle in den vergangenen Jahren angefragt, eine Auskunft zur Zahl der Aussiedler bzw. Spätaussiedler in Pforzheim zu geben. Da das Merkmal Aussiedler bzw. Spätaussiedler jedoch im Einwohnermelderegister nicht existiert, konnte in der Vergangenheit immer nur eine sehr vage Annäherung an die tatsächliche Zahl geliefert werden. Hierzu wurde das Einwohnermelderegister auf die Merkmale Zuzugsgebiet und vor allem auf erste und zweite Staatsangehörigkeit überprüft. Dadurch konnten Personen, die direkt aus dem Ausland nach Pforzheim gezogen sind oder jene, die neben der deutschen Staatsangehörigkeit noch eine weitere Staatsangehörigkeit besitzen, als Aussiedler erkannt werden. Zog aber die betreffende Person aus dem Inland zu und hatte ausschließlich die deutsche Staatsangehörigkeit, so war keine Aussage zu treffen. 1. Referenzierung der Geburtsorte Zum ersten Mal bieten die Dateien des Einwohnerregisters zum Stand 31.12.2005 die Information des Geburtsortes der Einwohner. Diese Angabe erfolgt allerdings im Klartext (z.b. PFORZHEIM), so dass eine Verarbeitung erschwert wird. Um eine Nutzung der Angabe des Geburtsortes für Migrationsstudien zu ermöglichen, war es notwendig, eine Referenzdatei mit den Angaben des Geburtsortes und der räumlichen Zuordnung zu erstellen. Während ein Teil der deutschen Geburtsorte über den amtlichen Gemeindeschlüssel recht leicht zuzuordnen war, waren bei den meisten ausländischen Geburtsorten die Arbeiten schwierig, da es für ein und denselben Geburtsort verschiedene Schreibweisen gibt. Die Geburtsorte, die in einem ersten Schritt nicht referenziert werden konnten, wurden schließlich über die Internetrecherche gesucht und zum Großteil dem jeweiligen Land zugeordnet. Für die Referenzierung war einerseits die regionale als auch die internationale Zuordnung von Bedeutung. So konnte eine Nutzung der Information für Wanderungsanalysen innerhalb der Region, aber auch innerhalb Deutschlands und für Zuwanderung aus dem Ausland sichergestellt werden. Folgende räumlichen Aggregate wurden den Geburtsorten zugeordnet: - Pforzheim - Enzkreis - Übriges Baden-Württemberg - Die weiteren Bundesländer (einzeln) - Ausland (jedes Land einzeln) Besonderheiten ergaben sich dabei bei den ausländischen Staaten. So wurden die Nachfolge-Staaten der Sowjetunion soweit möglich einzeln zugeordnet. Da dies allerdings nicht in allen Fällen möglich war, wurden die restlichen Geburtsorte aus diesen Gebieten unter Ehem. UdSSR zusammengefasst. In gleicher Weise wurde bei den Staaten des früheren Jugoslawien verfahren. Bei den Geburtsorten in Polen wurden alle Orte unter Polen zusammengefasst, die im heutigen Polen liegen. Damit fielen auch die Geburtsorte in den vormals deutschen Gebieten (die auch mit ihrem deutschen Namen angegeben wurden) in diese Kategorie. Bei der Ermittlung der Zahl der Aussiedler wurden diese Fälle aber wieder gefiltert, so dass sie nicht zu den Aussiedlern hinzugerechnet wurden, da es sich dabei um die Flüchtlinge aus den 1950er Jahren handelt. In einer zweiten Referenzierung wurden die einzelnen Staaten zu folgenden Staatengruppen zusammengefasst: - Deutschland - EU25 (alle Mitglieder der 25 EU-Mitgliedstaaten außer Deutschland) - Restliches Europa - Ehem. UdSSR (ohne die baltischen Staaten, die Mitglied der EU sind) - Restliches Asien - Afrika - Amerika - Ozeanien Ergebnis der Arbeiten war, dass für insgesamt 98,3% der Einwohner der Geburtsort zuordenbar war. Lediglich bei 1,7% der Einwohner Pforzheims konnte der Geburtsort nicht eindeutig zugeordnet werden. Bei diesen 1,7% handelt es sich einerseits um Mehrfachnennungen (0,5%), wenn Ortsnamen mehrmals existieren. Der Großteil (1,2%) sind jedoch Ortsnamen, die sich auch auf intensive Recherchearbeit hin nicht zuordnen ließen. _ 1) Als Spätaussiedler werden jene Personen bezeichnet, die seit dem 1.1.1993 aus den Aussiedlungsgebieten nach Deutschland eingereist sind. Die vor 1993 eingereisten Personen werden als Aussiedler bezeichnet. Da das Zuzugsdatum nach Deutschland im Melderegister nicht gespeichert wird, wurde stattdessen auf das Zuzugsdatum in die Gemeinde zurückgegriffen. - 8 -

Sonderbericht 1. Halbjahr 2006 (Spät-)Aussiedler 2. Ermittlung der Zahl der Spätaussiedler Mit der neuen Referenzdatei der Geburtsorte war es nun möglich, die Zahl der in Pforzheim lebenden Aussiedler bzw. Spätaussiedler genauer zu bestimmen. Hierzu wurde die Referenzdatei mit den Geburtsorten der Datei des Einwohnerbestandes hinzugefügt. Im nächsten Schritt wurde sodann eine SPSS-Syntax aufgebaut, die die Einwohnerbestandsdatei untersucht. In dieser Syntax-Datei sind mehrere zeitliche und räumliche Filter gesetzt. So wurden z.b. alle Personen ausgeschlossen, die mindestens seit 1972 ununterbrochen in Pforzheim wohnen (zeitlicher Filter). In einem räumlichen Filter wurden z.b. alle Personen ausgeschlossen, die in Afrika, Amerika, Ozeanien oder dem restlichen Asien geboren wurden. Auf der anderen Seite wurden z.b. die Personen den Aussiedlern zugeordnet, die neben der deutschen noch eine zweite Staatsangehörigkeit eines Herkunftslandes der Aussiedler besitzen. Das Jahr 1973 wurde als zeitliche Abgrenzung gewählt, da ab diesem Jahr die Aussiedlerzuzüge aus dem Gebiet der ehemaligen UdSSR anstiegen und diese Pionierwanderungen in den Folgejahren weitere Zuzüge nach Pforzheim nach sich zogen. Die vor allem in den 1990er Jahren verstärkte Zuwanderung von Aussiedlern nach Pforzheim wurde erst durch das Wohnortzuweisungsgesetz, das 1996 in Kraft trat, unterbrochen. Durch dieses Gesetz sind Aussiedler, die nach Deutschland kommen und Sozialleistungen in Anspruch nehmen, drei Jahre lang an den ihnen zugewiesenen Wohnort gebunden. Erst nach dieser Frist ist die freie Wahl des Wohnortes möglich. Während sich die Zuzugszahlen in Pforzheim ab 1996 ungefähr halbierten, kam es zu Beginn des neuen Jahrhunderts zu einem erneuten Anstieg, der allerdings unter den Zuzugszahlen zu Beginn der 1990er Jahre lag. Trotzdem muss man bei dieser Entwicklung von einer Auswirkung des Wohnortzuweisungsgesetzes ausgehen, da die bundesweiten Zahlen des Aussiedlerzuzugs bereits seit 1995 rückläufig sind. Einige Herkunftsländer der Aussiedler wurden in der Syntax aufgrund der geringen Fallzahlen nicht berücksichtigt. Dies gilt für die Aussiedler aus dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawien. Bei der ehemaligen Tschechoslowakei und bei Ungarn wurden nur solche Personen als Aussiedler definiert, die die deutsche und die jeweilige zweite ausländische Staatsangehörigkeit besitzen. Der Großteil der somit ermittelten Aussiedler stammt danach aus der ehem. UdSSR, gefolgt von Rumänien und Polen. Die auf diese Weise ermittelten Zahlen für Aussiedler bzw. Spätaussiedler können natürlich nicht hundertprozentig genau sein, da auch andere Personen aus den Aussiedlungsgebieten darunter sein können, die gar nicht als Aussiedler nach Deutschland gekommen sind. Trotzdem ermöglichen die Ergebnisse es, sich einen Überblick über die Zahl und die Verteilung der Aussiedler über das Stadtgebiet zu verschaffen. Setzt man den zeitlichen Rahmen ab 1973 so ergibt sich für Pforzheim eine Gesamtzahl von 19.182 Aussiedlern, dies entspricht einem Anteil an der Pforzheimer Bevölkerung von 16,6%. Beschränkt man sich lediglich auf die Spätaussiedler, also jene Personen, die seit 1993 zugezogen sind, ergibt sich eine Gesamtzahl von 11.535 Personen (10,0%). Es ist bekannt, dass die Verteilung der Aussiedler im Stadtgebiet nicht gleichmäßig ist, sondern einige Stadtteile besonders hohe Anteile aufweisen. In der folgenden Karte ist dies auf Basis der statistischen Bezirke dargestellt. Der bekannteste Schwerpunkt ist der Haidach, seit längerer Zeit hat sich auch Maihälden herausgebildet. Zwei weitere Gebiete gibt es noch im Sonnenhof sowie in der Nordstadt im Bereich der Redtenbacherstraße. Eine Karte auf der Titelseite dieses Halbjahresberichts stellt die Anteile in den einzelnen Statistischen Bezirken dar. Die aus den Arbeiten gewonnenen Erkenntnisse können auch dazu genutzt werden, andere Aspekte der Migration und Integration zu erforschen. So kann z.b. über die jetzt vorhandene Zusatzinformation des Geburtsortes die Zahl der Personen mit ausländischem Geburtsort bestimmt werden und somit Aussagen über die Integration getroffen werden. - 9 -

Sonderbericht 1. Halbjahr 2006 (Spät-)Aussiedler Anteile der Aussiedler an der Bevölkerung in den Pforzheimer Stadtteilen Stadtviertel/Stadtteil/Stadt Einwohner insgesamt Anteil Aussiedler in % insgesamt darunter Zuzug seit 1993 darunter Zuzug vor 1993 Oststadt 7287 16,1 11,8 4,3 Innenstadt 1422 11,7 9,7 2,0 Weststadt 7134 14,4 10,1 4,3 Südweststadt 12897 10,4 6,8 3,6 Au 3883 14,5 11,4 3,1 Südoststadt 3563 10,6 6,3 4,3 Buckenberg 13575 44,9 22,5 22,3 dar. Haidach 8993 56,7 29,1 27,5 Nordstadt 23027 16,3 11,2 5,1 dar. Maihälden 3248 35,6 25,4 10,2 Brötzingen 11476 12,7 7,8 4,8 Dillweißenstein 8537 14,7 9,4 5,3 dar. Sonnenhof 3209 27,6 18,1 9,5 Würm 2777 13,4 6,1 7,3 Hohenwart 1727 9,0 2,9 6,1 Büchenbronn 6144 8,0 3,4 4,6 Huchenfeld 4316 8,6 3,5 5,1 Eutingen 7882 7,7 4,5 3,2 Pforzheim 115647 16,6 10,0 6,6-10 -

Sonderbericht 2. Halbjahr 2006 Migrationshintergrund Kinder und Jugendliche unter 21 Jahre mit Migrationshintergrund in Pforzheim Im November 2006 hat das Statistische Landesamt Baden-Württemberg 1) Zahlen des Mikrozensus 2005 veröffentlicht, nach denen in Baden-Württemberg rund 25% der Bevölkerung einen Migrationshintergrund besitzen. Bei der Bevölkerung unter 18 Jahre geht man sogar davon aus, dass jeder Dritte über einen Migrationshintergrund verfügt. Baden-Württemberg liegt damit an der Spitze der Flächenländer, lediglich Hamburg hat mit 27% einen noch höheren Anteil Einwohner mit Migrationshintergrund. Diese Ergebnisse sowie eine Anfrage der Stadt Heilbronn bei der Kommunalen Statistikstelle der Stadt Pforzheim zu Einwohnern mit Migrationshintergrund waren der Anlass, auch in Pforzheim eine Auswertung der Datei des Einwohnermeldregisters durchzuführen. Dabei musste zuerst definiert werden, was unter dem Begriff Migrationshintergrund überhaupt zu verstehen ist. Die Datei des Einwohnermeldewesens gibt unter anderem die Merkmale 1. und 2. Staatsangehörigkeit an, die für eine solche Auswertung notwendig sind. Dazu kommt der Geburtsort, der in der Datei als Klartextangabe verfügbar ist. Für diese Klartextangabe wurde bereits in den letzten Jahren eine Referenzdatei aufgebaut, in der für jeden Geburtsort das Geburtsland angegeben ist. Über diese Variablen wurde dann der Migrationshintergrund wie folgt definiert 2) : 1. Alle Einwohner mit einer 1. ausländischen Staatsangehörigkeit 2. Alle Einwohner mit der 1. Staatsangehörigkeit deutsch und einer zweiten ausländischen Staatsangehörigkeit 3. Alle Deutschen ohne zweite Staatsangehörigkeit mit Geburtsort im Ausland Pforzheim hatte Ende 2006 einen Ausländeranteil von 17,4% für die Gesamtbevölkerung. Bei den Kindern und Jugendlichen unter 21 Jahre war der Anteil mit 18,9% etwas höher. Die Auswertungen zur Bevölkerung unter 21 Jahre mit Migrationshintergrund ergaben nun, dass in dieser Altersgruppe 47,5% einen Migrationshintergrund besitzen, d.h. fast jeder Zweite ist aus dem Ausland zugezogen oder stammt von ausländischen Eltern ab. Auf Ebene der Stadtteile ergeben sich dabei erhebliche Unterschiede. Während in Hohenwart lediglich 10% der unter 21jährigen einen Migrationshintergrund haben, sind es in der Innenstadt 77,1%. Ingesamt fällt auf, dass die Stadtteile mit einem hohen Ausländeranteil auch beim Migrationshintergrund hohe Werte aufweisen. So liegen die Anteile beim Migrationshintergrund mit über 70% in der Oststadt, der Innenstadt, der Weststadt und der Au genau dort besonders hoch, wo auch der Ausländeranteil bei über einem Drittel liegt. Andererseits zeigt die Tabelle auf der nächsten Seite ausgesprochen hohe Differenzen zwischen Ausländeranteil und Anteil mit Migrationshintergrund in einzelnen Stadtteilen. So liegt der Ausländeranteil bei den unter 21jährigen im Haidach bei 4,0%, der Anteil mit Migrationshintergrund jedoch bei 52,4%. Ähnlich ist die Situation im Sonnenhof, mit einem Ausländeranteil von 5,6% und einem Migrationshintergrund bei 46,9% der Kinder und Jugendlichen. In diesen beiden Stadtteilen erklärt sich dies durch die hohen Anteile von Spätaussiedlern bzw. deren Nachkommen an den Einwohnern mit Migrationshintergrund. Da die Spätaussiedler die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen sind sie in der Statistik der ausländischen Einwohner nicht aufgeführt. Eine ähnliche Situation ist auch auf dem Sonnenberg zu beobachten, auch wenn die absoluten Zahlen dort wesentlich geringer sind. Auffällig ist hier vor allem, dass der Ausländeranteil bei den Kindern und Jugendlichen nur 0,6% beträgt, der Anteil mit Migrationshintergrund jedoch 22,3%. Die oben zitierte Veröffentlichung des Statistischen Landesamtes geht auch auf das Bildungsniveau sowie auf Erwerbslosenquoten bei Personen mit und ohne Migrationshintergrund ein. Hierbei zeigt sich, dass Personen mit Migrationshintergrund ein unterdurchschnittliches Bildungsniveau besitzen. Dies gilt auch für jüngere Altersgruppen. Während im Alter zwischen 20 bis unter 30 Jahre 44% der Personen ohne Migrationshintergrund das Abitur (einschließlich Fachhochschulreife) absolviert haben, sind es bei den Personen mit Migrationshintergrund lediglich 29%. Immerhin 5% der Personen mit Migrationshintergrund sind in dieser Altersgruppe sogar ohne allgemeinen Schulabschluss (Personen ohne Migrationshintergrund: 1%). Dies hat zur Folge, dass 36% der Personen mit Migrationshintergrund ohne Ausbildungsabschluss sind, gegenüber 8% bei den Personen ohne Migrationshintergrund. Schließlich führen diese Faktoren dazu, dass die Erwerbslosenquote bei den Personen mit Migrationshintergrund wesentlich höher ist. 1) Hin, Monika und Schmidt, Sabine Baden-Württemberg ein Einwanderungsland? Erste Eckdaten zur Bevölkerung mit Migrationshintergrund, in: Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg, 11/2006, S. 5-10 2) Diese Definition unterscheidet sich von der Definition, die in dem Bericht zum Migrationshintergrund im Statischen Halbjahresbericht 1. Halbjahr 2008 angewandt wurde. Direkte Vergleiche zwischen den beiden Sonderberichten sind daher nicht möglich. - 11 -

Sonderbericht 2. Halbjahr 2006 Auswanderung Deutscher Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund in Pforzheim am 31.12.2006 Stadtteil/ Stadt Im Inland Geborene Im Ausland Geborene Kinder und Jugendliche unter 21 Jahre insgesamt Insgesamt darunter mit Migrationshintergrund Ausländeranteil Kinder und Jugendliche unter 21 Jahre absolut absolut absolut absolut in % in % Oststadt 1405 303 1708 1228 71,9% 39,4% Innenstadt 215 69 284 219 77,1% 39,8% Weststadt 1328 273 1601 1148 71,7% 35,5% Südweststadt 2320 323 2643 1226 46,4% 20,3% Au 749 186 935 659 70,5% 40,2% Südoststadt 569 65 634 202 31,9% 11,0% Buckenberg 2359 663 3022 1365 45,2% 4,6% darunter Haidach 1463 532 1995 1046 52,4% 4,0% Nordstadt 4325 739 5064 2847 56,2% 23,4% Brötzingen 2194 238 2432 1089 44,8% 19,2% darunter Arlinger 584 21 605 104 17,2% 4,1% Dillweißenstein 1542 185 1727 641 37,1% 10,3% darunter Sonnenhof 452 121 573 269 46,9% 5,6% Würm 504 38 542 140 25,8% 4,8% Hohenwart 406 14 420 42 10,0% 1,4% Büchenbronn 1151 50 1201 209 17,4% 2,7% darunter Sonnenberg 167 12 179 40 22,3% 0,6% Huchenfeld 955 53 1008 194 19,2% 5,6% Eutingen 1553 120 1673 619 37,0% 16,6% Stadt Pforzheim 21575 3319 24894 11828 47,5% 18,9% - 12 -

Sonderbericht 2. Halbjahr 2006 Auswanderung Deutscher Auswanderung Deutscher: Zu- und Wegzüge Deutscher zwischen Pforzheim und dem Ausland In den letzten Jahren stößt man immer wieder auf Berichte, wonach die Zahl deutscher Auswanderer steigt. Vor allem die Schweiz, Österreich, die USA und Großbritannien sind hier als Zielländer der Auswanderer angeführt 1). Die Auswanderer stammen nicht nur aus den östlichen Bundesländern, auch in Baden-Württemberg steigt in den letzten Jahren die Zahl der Auswanderer wieder an. So stellte das Statistische Landesamt Baden-Württemberg fest, dass die Zahl der deutschen Auswanderer von 17.800 im Jahr 2000 auf 22.300 im Jahr 2005 anstieg 2). Gleichzeitig ist die Zahl der Zuzüge Deutscher aus dem Ausland von 22.500 (2000) auf 15.400 zurückgegangen. Ob die Fortzüge jedoch wirklich als dauerhafte Auswanderer gelten können, ist nicht sicher, da bei einer Abmeldung im Einwohnerwesen nicht nach dem Motiv und der voraussichtlichen Dauer des Auslandsaufenthalts gefragt wird. Hauptzielländer für die Fortzüge Deutscher waren in den Jahren 2000 bis 2005 auf Landesebene die Schweiz (23.000 Fortzüge), gefolgt von den USA (13.100), Frankreich (11.300), Spanien (6.700) und Österreich (5.500). Für Pforzheim konnte nun für die Jahre 2002 bis 2006 eine ganz ähnliche Entwicklung nachgewiesen werden. So ist auch in Pforzheim die Zahl der Zuzüge Deutscher aus dem Ausland im genannten Zeitraum rückläufig. Im Jahr 2002 lag die Zahl noch bei 190, vier Jahre später bei nur noch 127. Gleichzeitig gibt es bei der Zahl der Fortzüge Deutscher ins Ausland seit 2004 wieder eine Tendenz zu steigenden Werten. Zu- und Wegzüge Deutscher zwischen Pforzheim und dem Ausland 250 200 150 100 Zuzüge Wegzüge 50 0 2002 2003 2004 2005 2006 Auch die Hauptzielländer der Deutschen, die Pforzheim in Richtung Ausland verlassen, decken sich teilweise mit den landesweiten Zielländern. So liegen die USA (118 Wegzüge) und die Schweiz (104 Wegzüge) auch in Pforzheim an der Spitze, lediglich die Reihenfolge ist anders als für ganz Baden-Württemberg. An dritter Stelle folgt Polen mit 82 Fortzügen, gefolgt von Frankreich mit 81 Fortzügen. Auf den weiteren Plätzen folgen Kanada (79 Wegzüge) sowie Österreich und Spanien mit jeweils 49 Fortzügen. Bei Polen und Spanien zeigt sich die Besonderheit, dass hier die Zahl der Zuzüge Deutscher noch über der Zahl der Fortzüge liegt, insgesamt die Wanderungsbilanz für Pforzheim also positiv ist. Über den gesamten Zeitraum 2002 bis 2006 liegt das Wanderungsminus gegenüber dem Ausland bei 240 Deutschen. Das größte Minus besteht dabei gegenüber Kanada (-70), danach folgt die Schweiz (-60). An dritter Stelle liegt Großbritannien und Nordirland mit einem Minus für Pforzheim von 44 Deutschen. Österreich (-29) und Frankreich (-25) folgen auf den nächsten Plätzen. Im Großen und Ganzen deckt sich also die Entwicklung in Pforzheim mit derjenigen auf Landesebene, auch wenn es einzelne Abweichungen (Kanada, Polen) gibt. Auch kann im Moment noch nicht von einem massenhaften Abwandern Deutscher die Rede sein, da das Wanderungsminus insgesamt recht gering ist. 1) Hansjakob Ginsburg et al.: Motivierte Köpfe, in: Wirtschaftswoche Nr. 50, 11.12.2006, S.40-45 2) Ivar Cornelius: Fortzüge ins Ausland: Wandern immer mehr Deutsche aus?, in: Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg, 3/2007, S.15-16 - 13 -

Sonderbericht 2. Halbjahr 2006 Auswanderung Deutscher Die wichtigsten Ziel- und Herkunftsländer Deutscher 2002-2006 150 100 50 0-50 -100 Wegzüge aus Pforzheim Zuzüge nach Pforzheim Bilanz -150 USA Schweiz Polen Frankreich Kanada Österreich Spanien GB u. Nordirl. Ein Blick auf die Altersstruktur der Zu- und Wegzüge zeigt, dass sowohl die zuwandernden Deutschen aus dem Ausland als auch die abwandernden relativ jung sind. So liegt der Altersdurchschnitt bei beiden Gruppen bei 32 Jahren, wobei rund zwei Drittel der Wegziehenden jünger als 40 Jahre sind. Betrachtet man Zu- und Wegzüge nach Altersgruppen, so zeigt sich dort, dass lediglich in der Altersgruppe zwischen 18 und unter 25 Jahre in geringem Umfang mehr Deutsche aus dem Ausland nach Pforzheim zuziehen als von Pforzheim ins Ausland wegziehen. In allen anderen Altersgruppen ist die Bilanz für Pforzheim negativ. Wanderungsbewegungen Deutscher zwischen Pforzheim und dem Ausland 2002-2006 250 200 Zuzüge Wegzüge 150 100 50 0 unter 10 J. 10 bis unter 18 J. 18 bis unter 25 J. 25 bis unter 30 J. 30 bis unter 40 J. 40 bis unter 50 J. 50 J. u. ä. Für die nächsten Jahre bleibt zu beobachten, ob der Trend wirklich in Richtung einer verstärkten Abwanderung Deutscher in das Ausland geht oder ob die inzwischen wieder anziehende Konjunktur in Deutschland dazu beitragen kann, Abwanderungswillige in Deutschland zu halten. Auch wenn, wie bereits beschrieben, es aus den Dateien des Einwohnermeldewesens nicht hervorgeht, so hat der Großteil der Wegzüge Deutscher im erwerbsfähigen Alter vermutlich wirtschaftliche Hintergründe. - 14 -

Sonderbericht 1. Halbjahr 2007 Volkszählung 2011 Volkszählung 2011 was kommt auf die Kommunen zu? Erfahrungsbericht aus den Vorträgen der Statistischen Woche 2007 in Kiel Nach über 20 Jahren findet im Jahr 2011 wieder eine Volkszählung in Deutschland statt. Der Zensus 2011 wird auf Basis einer Verordnung der Europäischen Kommission in allen EU-Mitgliedstaaten durchgeführt. Zukünftig sollen in zehnjährigem Rhythmus Volkszählungen in den Mitgliedstaaten der EU stattfinden. Die Aufgaben, die auf die Kommunen zukommen, wurden im Rahmen des Ausschusses Regionalstatistik der Deutschen Statistischen Gesellschaft am 26.9.2007 in Kiel diskutiert. Zum ersten Mal wird beim Zensus 2011 in Deutschland ein registergestütztes Verfahren angewendet werden. Die folgende Grafik erläutert den Aufbau des Zensus. Abb.1: Das Zensusmodell Melderegisterdaten (2x) Mehrfachfallprüfung Daten der Bundesagentur für Arbeit Zusammenführung Daten weiterer erwerbsstatistischer Register Gebäude- und Wohnungszählung Haushaltsstichprobe Erhebung Sondergebäude Haushaltegenerierung und statistische Korrektur Hochrechnung der Registerfehler Zensusergebnisse Das Zensusvorbereitungsgesetz, das im September 2007 den Innenausschuss des Bundestags passiert hat, sieht die Mitwirkung der Kommunen am Zensus an verschiedenen Stellen vor. Die Meldebehörden der Kommunen sind verpflichtet, den Statistischen Landesämtern elektronisch die Angaben zu gemeldeten Einwohnern zu liefern. Die erste Lieferung ist zum Stichtag 1. April 2008 innerhalb der folgenden vier Wochen vorgesehen. Eine zweite Lieferung hat den Stichtag 1. April 2010. Weitere Lieferungen werden sodann zum Zensusstichtag im Jahr 2011 und drei Monate danach nötig werden. Der Großteil der erwerbsstatistischen Daten (sozialversicherungspflichtig Beschäftigte) wird sich aus den Daten der Bundesagentur für Arbeit speisen. Gleichwohl müssen die Daten von sonstigen Erwerbstätigen (u.a. Richter, Soldaten, Beamte) von den betreffenden Stellen geliefert werden, bei den diese Personen tätig sind. Im Fall der bei den Kommunen beschäftigten Beamten sind dies also die Personalämter. Um die Gebäude- und Wohnungszählung durchführen zu können, wird ein Anschriften- und Gebäuderegister aufgebaut. Hierzu werden einerseits von den Landesvermessungsbehörden Daten geliefert, andererseits dienen auch die oben genannten Daten aus den Melderegistern diesem Zweck. Zusätzlich müssen mit Stichtag 1. April 2009 innerhalb von vier Wochen von kommunaler Seite aus den Grundsteuerstellen Daten zu Eigentümern bzw. Verwaltern der Gebäude und Wohnungen geliefert werden. Darüber hinaus werden Ausfälle bzw. unklare und unplausible Fälle bei der Gebäude- und Wohnungszählung vor Ort zu klären sein. Zusätzlich werden in einer weiteren Erhebung Sondergebäude (z.b. Wohnheime, Anstalts- und Notunterkünfte) erfasst. Diese Aufgabe soll zwar von den Statistischen Landesämtern übernommen werden, es ist aber davon auszugehen, dass hier die Kommunen zumindest unterstützend tätig werden müssen. Um die aus den Registern gewonnenen Daten zu überprüfen und um weitere Zensusmerkmale feststellen zu können, wird zusätzlich in Gemeinden mit mehr als 10.000 Einwohnern eine Haushaltsbefragung durchgeführt. Diese Befragung schließt in den betroffenen Kommunen 550 Adressen (nicht Wohnungen, sondern komplette Gebäude) ein. Die Kommunen werden hierbei verpflichtet sein, die Erhebung, das Mahnwesen sowie Vollzähligkeitsprüfungen durchzuführen und die Ergebnisse im Anschluss daran an die Statistischen Landesämter zu liefern. Um diesen Aufgabe erfüllen zu können, werden die Kommunen Erhebungsstellen einrichten müssen. Diese Erhebungsstellen müssen, wie bereits bei der letzten Volkszählung 1987, räumlich, organisatorisch und personell von anderen Verwaltungsstellen getrennt sein. Diese Funktion kann in den Kommunen von Kommunalen Statistikstellen übernommen werden, da diese genau die genannten Voraussetzungen erfüllen und auch die Abschottung der Daten gegenüber anderen Verwaltungsdaten gewährleisten. - 15 -

Sonderbericht 1. Halbjahr 2007 Volkszählung 2011 Noch im Jahr 2007 soll die EU-Zensus-Verordnung verabschiedet werden. Diese Verordnung bildet dann die Grundlage für ein Zensusanordnungsgesetz auf Bundesebene, das im nächsten Jahr erarbeitet wird. Der Zeitplan des Zensus 2011, soweit er heute bekannt ist, kann der nachfolgenden Tabelle entnommen werden. Zeitplan für den Zensus 2011 (Stand September 2007) 2007 2008 2009 Teilprojekte des Zensus 2011 Quartal Quartal Quartal EU-Zensus-Verordnung Verabschiedung (voraussichtlich) Zensusvorbereitungsgesetz Zensusanordnungsgesetz Verabschiedung Entwurf Verabschiedung Gesetz Einrichtung Erhebungsstelle (noch nicht bekannt) Auszug aus dem Melderegister 1. Lieferung (1.4.2008 Stichtag) 2. Lieferung (1.4.2010 Stichtag) 3. Lieferung Zensusstichtag 4. Liefeferung 3 Monate nach Stichtag Aufbau Anschriften- und Gebäuderegister Klärung von nicht zusammenführbaren Adressen 1. Lieferung Ergänzungsdaten (Stichtag 1.4.2009) 2. Lieferung Ergänzungsdaten (Zensusstichtag) Fertigstellung Anschriften- und Gebäuderegister 3. 4. 1. 2. 3. 4. 1. 2. 3. 4. 2010 2011 2012 2013 Teilprojekte des Zensus 2011 Quartal Quartal Auszug aus dem Melderegister 1. Lieferung (1.4.2008 Stichtag) 2. Lieferung (1.4.2010 Stichtag) 3. Lieferung Zensusstichtag 4. Liefeferung 3 Monate nach Stichtag Aufbau Anschriften- und Gebäuderegister Klärung von nicht zusammenführbaren Adressen 1. Lieferung Ergänzungsdaten (Stichtag 1.4.2009) 2. Lieferung Ergänzungsdaten (Zensusstichtag) Fertigstellung Anschriften- und Gebäuderegister Auswertung erwerbsstatistischer Register darunter: Daten zu bei der Gemeinde beschäftigten Beamten Lieferung an StaLa (kein Datum bekannt) Ergänzende Sichprobe Rekrutierung Interviewer Schulung Interviewer Befragungszeitraum (beginnend am Stichtag) Gebäude- und Wohnungszählung Versand Fragebögen (ca. 2 Wochen vor Stichtag) Klärung von Ausfällen, unklaren und unplausiblen Fällen Sonderadressen (zur Aufnahme in Anschriften- und Gebäuderegister) Erhebung, Vollzähligkeitsprüfung, Mahnwesen, Lieferung an StaLa Haushaltegenerierung 1. 2. 3. 4. 1. 2. 3. 4. Zensusergebnis Feststehende Termine Voraussichtlicher Zeitplan Anmerkung: Das Zensusanordnungsgesetz ist am 16. Juli 2009 in Kraft getreten. Über noch ausstehende Ländergesetze wird das weitere Vorgehen geregelt. Dieser Sonderbericht basiert auf dem Kenntnisstand Ende 2007. - 16 -

Sonderbericht 2. Halbjahr 2007 Demographie-Check I. Allgemeine Entwicklungstrends: Demographie Check in Pforzheim Deutschland befindet sich in einem tief greifenden Wandel der Bevölkerungszahl und der Bevölkerungsstruktur. Ohne Veränderung der Rahmenbedingungen wird die Einwohnerzahl zukünftig deutlich sinken, wird die Struktur der Bevölkerung zunehmend altern, wird die durchschnittliche Haushaltsgröße zurück gehen, werden die Lebensstile und kulturellen Gepflogenheiten in der Einwohnerschaft vielfältiger, wird die Schere zwischen Arm und Reich deutlich auseinandergehen (Ende von Schelskys nivellierender Mittelstandsgesellschaft ). Die Folgen dieser Entwicklung werden z. T. gravierend sein, vor allem werden sie die Möglichkeiten der sozialen Sicherungssysteme stark fordern, häufig sogar überfordern. Von dieser Entwicklung sind die Bundesländer und die Regionen unterschiedlich betroffen. Grundsätzlich lässt sich die Entwicklung für Deutschland insgesamt in drei Schlagworten plakativ zusammenfassen. Die Bevölkerung wird kleiner, älter, bunter. II. Beobachtungsbereiche der Bevölkerungsentwicklung: 2 Blickrichtungen A: Auswirkungen der Bevölkerungsentwicklung auf die Stadtentwicklungsplanung Zunächst einmal erfordert der Wandel von Zahl, Alters- und Haushaltsstruktur der Bevölkerung eine Reaktion bei der Bereitstellung infrastruktureller Einrichtungen, beispielhaft sei an den Schulbereich und an die Angebote der Altenhilfe erinnert (mehr alte Menschen und weniger jüngere, die im Familienverband Betreuungsaufgaben übernehmen könnten). Zum anderen ist zu berücksichtigen, dass auch die soziale Struktur der Bevölkerung sich deutlich verändert. Der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund steigt an, die Unterschiede zwischen wohlhabenden Gruppen und sozial schwächeren nehmen zu. Segregationstendenzen auf der Ebene von Stadtteilen aber auch zwischen den Städten und ihrem Umland könnten sich weiter verstärken. Das Ende des berühmten Speckgürtels und die grundsätzliche Umorientierung der Bevölkerung zurück in die Kernstädte haben noch keinen realen Hintergrund, sind derzeit eher ein Thema der Maklergilde, die saure Grundstücke in zentralen Lagen verkaufen will. Demographen sehen jedenfalls noch keinen allgemeinen Trendwandel. Eine Ausnahme ist allenfalls ansatzweise in einer Umorientierungen alter Menschen zu entdecken; hier könnte das wesentlich reichhaltigere Angebot der Städte an Gesundheits- und Betreuungseinrichtungen tatsächlich Wirkung zeigen, vor allem dann, wenn die Betreuungspotentiale in der Familie (immer häufiger fehlende Kindergeneration) zurückgehen sollten. Größere Aufmerksamkeit muss allerdings auf überregionale Entwicklungen gelegt werden. Die Unterschiede zwischen prosperierenden Regionen und massiv schrumpfenden Regionen werden sich in Deutschland wahrscheinlich erheblich vergrößern, neue Standort-Konkurrenten werden entstehen, z. T. sogar im Bereich der östlichen Bundesländer. Bei uns in Baden Württemberg dürfte der Raum Karlsruhe und Stuttgart deutlich an nationaler und internationaler Stärke zunehmen und wir Pforzheimer sollten im wahrsten Sinne des Wortes alles tun, um mitten dabei zu sein. B: Auswirkungen von Stadtentwicklungsentscheidungen auf die Bevölkerungsentwicklung Auf der anderen Seite werden im kommunalen Bereich zahlreiche Entscheidungen getroffen, die ihrerseits Einfluss auf die regionalen Ausprägungen des demographischen Wandels haben. Beispiele hierzu sind die Erschließung von Baugebieten (z. B. Wacholder, Tiergarten), die erfolgreiche Ansiedlung zukunfts-orientierter Betriebe in neuen Gewerbegebieten. Als besonders effektives Instrument für die Entwicklung von Einwohnerzahl und Struktur erweisen sich Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen in zentral gelegenen Stadtgebieten. Hierüber wird nicht nur die überregionale Attraktivität als Wohnstandort beeinflusst, auch die Wanderungsbeziehungen zwischen Stadt und Umland und zwischen den einzelnen Stadtgebieten selbst können hierdurch neu geregelt werden. - 17 -

Sonderbericht 2. Halbjahr 2007 Demographie-Check Zukünftig sollten in Pforzheim alle Planungen / Projekte / Konzeptionen hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die demographische Entwicklung überprüft werden. Diese Zusammenhänge können relativ einfach strukturiert sein, so etwa hinsichtlich der Auswirkungen auf die Bevölkerungszahl und Struktur in einem Neubaugebiet. Sie können aber auch recht komplex sein, wie zum Beispiel das gesamte Paket Hilda Gymnasium. Hier müssen in eine Beurteilung folgende Überlegungen einfließen: Die Entwicklung der Zahl der Kinder und Jugendlichen in Pforzheim. Die Entwicklung der Zahl der Kinder und Jugendlichen im Enzkreis. Die zukünftig in Pforzheim zu erwartende bzw. politisch angestrebte Übergangsquote von der Grundschule aufs Gymnasium. Die bei uns in der Vergangenheit schon übliche niedrige Quote kann sich eine aufstrebende Stadt nicht weiter leisten. Die Bedeutung Pforzheims als Schulstandort sollte wieder wachsen. Eine offensive Schulpolitik kann neue Bindungen zwischen Stadt und Umland schaffen. Ein zentrales Strukturproblem Pforzheims liegt darin, dass der Bildungsmittelstand in unserer Stadt schon traditionell schwach vertreten ist. Innovations- und Wachstumsimpulse haben gesellschaftlich aber hier oft ihren Ursprung, die Potentiale des Umlands sollten künftig besser genutzt werden. Pforzheim sollte das Entwicklungszentrum der Region sein. Die projektierte neue Sporthalle kann auch weitere Funktionen und damit Kunden / Besucher / Nutzer in die Innenstadt ziehen. Das stärkt den Standort Innenstadt allgemein, selbst die Wohnfunktion im Stadtkern für freizeitaktive Kleinhaushalte. III. Das Vorgehen in Pforzheim / Ziel des Pforzheimer Demographie Checks: Der Pforzheimer Demographie Check will über alle Aspekte der demographischen Entwicklung informieren und die Konsequenzen früh aufzeigen. Dabei soll bewusst flexibel und unkonventionell vorgegangen werden. Es ist nicht daran gedacht, zur demographischen Entwicklung einen Ziele - Katalog aufzustellen und dessen Einhaltung zu bewachen. Vielmehr sollen aktuelle Entwicklungen / Entscheidungen in ihren Konsequenzen kurz aufgezeigt und den Entscheidungsträgern im Sinne eines Frühwarninstrumentes dargelegt werden. Folgende Schritte sind dabei zu bedenken: Handlungsfelder des Pforzheimer Demographie-Checks 1. Beobachtung der aktuellen Bevölkerungsentwicklung und Projektion in die Zukunft als Basis eines Demographie - Checks Basis für viele Entscheidungen ist die laufende Beobachtung / Analyse der Entwicklung der Bevölkerung Pforzheims, differenziert nach ihrer Anzahl, Struktur und der hierfür entscheidenden Faktoren (Geburten, Sterbefälle, Wanderungen). In Pforzheim haben wir hier schon seit vielen Jahren ein etabliertes Beobachtungsinstrument: Das jährlich erscheinende Bevölkerungsheft der Kommunalen Statistikstelle, darin integriert ist die Sozialberichterstattung. Im Aufbau befindet sich ein Indikatorensystem, dass die Entwicklung der Pforzheimer Bevölkerung im Vergleich zu anderen Gebieten / Städten vergleicht und die Entwicklung im Pforzheimer Stadtgebiet beobachtet. Dabei wird die Stadt in lediglich drei Stadtgebiete eingeteilt: Kernstadt-Tal, Kernstadt-Hang und Äußere Stadtteile. Die Erkenntnisse hieraus fließen ein in die neue Bevölkerungsprognose. Diese wird nach Stadtteilen und nach dem Alter der Bevölkerung differenziert aufgestellt und erscheint voraussichtlich im Frühjahr 2009. Die Einwohnerprognose ist dann wieder eine wichtige Basis für infrastrukturelle Überlegungen. Diese drei Arbeitsbereiche werden von der kommunalen Statistikstelle übernommen, wobei die Ergebnisse mit der Arbeitsgruppe Demographie Check (Erläuterung s. u.) in ihren Konsequenzen für die Stadtentwicklung überprüft und bewertet werden. - 18 -

Sonderbericht 2. Halbjahr 2007 Demographie-Check 2. Prüfung der Auswirkungen wichtiger kommunalpolitischer Planungen / Projekte / Aktionen auf die Entwicklung der Bevölkerung durch die Arbeitsgruppe Demographie Check Zuständig hierfür ist die Arbeitsgruppe Stadtentwicklung, die aus knapp 20 Fachleuten verschiedener städtischer Ämter / Einrichtungen kommen. Die Planungen / Projekte / Aktionen werden in 10 Themenkreise eingeordnet: Neue Wohngebiete Sanierung älterer Wohngebiete Kindertagesstätten Schulen und Ausbildung Kinder und Jugend / Familien Ältere Menschen Soziales Gefüge Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen, Zentrenstruktur Arbeitsmarkt und Gewerbegebiete Kultur und Freizeit Im nächsten Schritt wird interdisziplinär geprüft, welche Folgen für die demographische Entwicklung eintreten könnten. Kriterien hier sind: Zahl der Einwohner Altersstruktur der Bevölkerung Haushaltsstruktur Sozialstruktur, vor allem Analyse von Segregationsprozessen. Im dritten Schritt wird dann festgehalten, wo in der Stadt die Auswirkungen auf Zahl und Struktur der Bevölkerung zu erwarten sind. Bei Gemeinderatsbeilagen und wichtigen Projektpapieren / Studien ist angedacht, einen kurzen Prüfvermerk anzubringen. Einmal im Jahr werden dann alle Informationen in einem Jahresentwicklungsbericht übersichtlich zusammen getragen und bewertet. Überwiegend anhand einer Schnell Sichtung von Gemeinderatsbeilagen (der letzten 15 Monate) wurde einmal probeweise geprüft, welche Themen in welcher Anzahl beim Demographie-Check zu behandeln wären. Sieben Themen-Beispiele (von rund 80 entdeckten Fällen ) seien hier aufgeführt. Insgesamt hielt sich bei diesem Test der Arbeitsaufwand in engen Grenzen. Das gesamte System Demographie-Check in Pforzheim ist ein Experiment, wirkliche Beispiele im Bundesgebiet sind rar. Wir müssen hier zunächst unsere eigenen Erfahrungen machen und insgesamt sehr flexibel vorgehen: Themen-Beispiele: Sanierung von Gebieten in zentraler Lage Aktivitäten: SSP Gebiet Oststadt, Sanierungsgebiet Stadtmitte / Au II, Sanierungsgebiet KF Demographische Auswirkungen: Mit der Sanierung zentraler Gebiete kann die Segregation (Ausländer, einkommensschwache Haushalte) und der Wegzug von Familien an den Stadtrand / Stadtumland zumindest begrenzt werden. Vor allem entlang der Flussläufe kann in Pforzheim attraktiver Wohnraum für Familien und Mittelschichthaushalte geschaffen werden. Einrichtung von sozialen Treffpunkten Aktivitäten: Familienzentren in der Oststadt und in der Au Demographische Auswirkungen: Die Einrichtung von Familienzentren kann die Segregationstendenzen in und den Wegzug von Familien aus problematischen Stadtteilen zumindest eingrenzen. - 19 -

Sonderbericht 2. Halbjahr 2007 Demographie-Check Maßnahmen zur Verbesserung des Wohnungsmarktes Aktivitäten: Schaffung von preiswertem Wohnraum Demographische Auswirkungen: Mit der Schaffung von preiswertem Wohnraum kann die Abwanderung von Familien ins Umland begrenzt werden. Erschließung neuer Baugebiete Aktivitäten: Baugebiete Wacholder, Gelände der ehemaligen Buckenbergkaserne, Mädach-Spielesäcker in Hohenwart Auswirkungen auf die aktuelle Infrastruktur: Bei allen nennenswerten Erschließungen von Baugebieten ist zu überprüfen, welche Auswirkungen auf die infrastrukturelle Ausstattung hiermit verbunden sind. Insbesonders betrifft dies die Kapazität von Schulen und Kindergärten. Auswirkungen auf die demographische Entwicklung: Jedes neue Wohnbaugebiet verursacht Umzüge innerhalb des Stadtgebiets und Zuzüge von außerhalb. Die Umzüge innerhalb des Stadtgebiets können z. T. Verhinderungen von Abwanderungen ins Umland sein. Zuzüge von außerhalb können z. T. Reaktionen auf das nun neue Angebot auf dem regionalen Wohnungsmarkt sein. Unter dem Strich hat jedes Neubaugebiet (je nach der Struktur des Wohnungsangebots) einen mehr oder weniger großen positiven (mathematisch gesehen) Einfluss auf die Entwicklung der Einwohnerzahl und verjüngt die Altersstruktur der Bevölkerung (z. B. durch die Bindung von Familien). Maßnahmen zur Verbesserung der Wirtschaftsstruktur / des Arbeitsmarktes Aktivitäten: Bebauungsplan Buchbusch, Neue Impulse zur Wirtschaftsentwicklung im Oberzentrum Pforzheim Demographische Auswirkungen: Sämtliche Maßnahmen, die die Wirtschaftsstruktur in Pforzheim verbessern, haben Einfluss auf die überregionalen Wanderungsströmungen: Arbeitsmarktorientierte Wegzüge werden verhindert, - Zuzüge in Gang gesetzt. Sehr augenfällig ist dies z. B. bei den Wanderungsbewegungen von Ost- nach West- bzw. Süddeutschland. Maßnahmen / Einrichtungen zur beruflichen Ausbildung in Pforzheim Aktivitäten: Neubau / Sanierung Alfons Kern Schule Demographische Auswirkungen: Der Ausbildungsstand der Bevölkerung ist ein Faktor für Lebenschancen, wirtschaftliche Entwicklung. Ein gutes Ausbildungsangebot bringt Zuwanderung von jungen Menschen, zunächst häufig als Bevölkerung mit zweitem Wohnsitz; bei beruflicher Integration wird daraus eine Zuwanderung auf Dauer. Verkehrsplanung Aktivitäten: Aktualisierung des Verkehrsentwicklungsplans Demographische Auswirkungen: Die Verkehrsplanung kann ausgesprochen unterschiedliche Auswirkungen auf die demographische Entwicklung haben. Verkehrsentlastende Maßnahmen erhöhen die Attraktivität eines Wohngebietes, können Segregation und den Wegzug von Familien stoppen. Weitere Verkehrsbelastungen können umgekehrte Entwicklungen verstärken bzw. auslösen. Diese Thematik ist von entscheidender Bedeutung für die laufenden Sanierungsmaßnahmen (Oststadt, Au, KF). Eine verbesserte Erschließung von Zentrum und Umland erhöht immer die wirtschaftliche Attraktivität des Zentrums und steigert die Wohnattraktivität des Umlandes, verstärkt also die Tendenzen zur Abwanderung von Familien, vor allem des Mittelstandes. Klassisches Beispiel hierfür ist die Entwicklung der Umlandgemeinden entlang des Münchner S- Bahn Netzes. - 20 -