SCHLESWIG-HOLSTEINISCHER LANDTAG Drucksache 16/112 16. Wahlperiode 05-06-17



Ähnliche Dokumente
Perspektiven für 2005 in Schleswig-Holstein

SCHLESWIG-HOLSTEINISCHER LANDTAG Drucksache 16/ Wahlperiode des Abgeordneten Karl-Martin Hentschel (Bündnis 90/Die Grünen)

SCHLESWIG-HOLSTEINISCHER LANDTAG Drucksache 16/ Wahlperiode des Abgeordneten Karl-Martin Hentschel (Bündnis 90/Die Grünen)

SCHLESWIG-HOLSTEINISCHER LANDTAG

Abfallwirtschaft Quo vadis?

SCHLESWIG-HOLSTEINISCHER LANDTAG Drucksache 16/ Wahlperiode Wie viele Schuldnerberatungsstellen gibt es in Schleswig-Holstein?

Schriftliche Kleine Anfrage

Landtag Brandenburg 6. Wahlperiode. Drucksache 6/914

Statistische Berichte Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein

Energieeffizienz thermischer Anlagen und von Abfallverwertungssystemen

LANDTAG MECKLENBURG-VORPOMMERN Drucksache 6/ Wahlperiode

LANDTAG MECKLENBURG-VORPOMMERN Drucksache 6/ Wahlperiode des Abgeordneten Johannes Saalfeld, Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein

LANDTAG MECKLENBURG-VORPOMMERN Drucksache 6/ Wahlperiode

Abfallentsorgung in Schleswig-Holstein 2013

Stellvertretenden Genehmiger verwalten. Tipps & Tricks

1. Wie viele Stunden für pädagogische Fachkräfte stehen den Klassen des Projekts Keiner ohne Abschluss sowie des Berufsvorbereitungsjahres

Umzug der abfallwirtschaftlichen Nummern /Kündigung

LANDTAG MECKLENBURG-VORPOMMERN Drucksache 6/ Wahlperiode

SCHLESWIG-HOLSTEINISCHER LANDTAG Drucksache 15/ Wahlperiode

SCHLESWIG-HOLSTEINISCHER LANDTAG Drucksache 17/ Wahlperiode

LANDTAG MECKLENBURG-VORPOMMERN Drucksache 6/ Wahlperiode

Welches Risiko liegt in den Fremdwährungskrediten der Kommunen?

Schriftliche Kleine Anfrage

Ausfüllhilfe für die ESTA Beantragung zur Einreise in die Vereinigten Staaten

LANDTAG MECKLENBURG-VORPOMMERN Drucksache 6/ Wahlperiode Wiederverwertung, Zerlegung bzw. Aufarbeitung von Elektroschrott

FRAGE 39. Gründe, aus denen die Rechte von Patentinhabern beschränkt werden können

Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 469 des Abgeordneten Steeven Bretz der CDU-Fraktion Drucksache 6/1026

SCHLESWIG-HOLSTEINISCHER LANDTAG Drucksache 18/ Wahlperiode

Einführung von D im Land Bremen

Veredlung von Mineralstoffen aus Abfall Darstellung anhand des NMT-Verfahrens

Landtag Brandenburg Drucksache 5/ Wahlperiode

Unternehmensname Straße PLZ/Ort Branche Mitarbeiterzahl in Deutschland Projektverantwortlicher Funktion/Bereich * Telefon

Häufig wiederkehrende Fragen zur mündlichen Ergänzungsprüfung im Einzelnen:

SCHLESWIG-HOLSTEINISCHER LANDTAG Drucksache 18/ Wahlperiode

Ausfüllhilfe ESTA USA

Landtag Brandenburg Drucksache 3/ Wahlperiode

Die Entwicklung der Privatschulen in Baden-Württemberg

Hilfestellungen zur Mittelanforderung

Thüringer Landtag 6. Wahlperiode

3. Welcher Bedarf an Pflegekräften in Pflegeeinrichtungen, Krankenhäusern, Rehabilitationseinrichtungen

Sonderpädagogische Förderung für den Förderbereich Lernen an den Berufskollegs in Nordrhein-Westfalen

1. Einführung. 2. Weitere Konten anlegen

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Übungsbuch für den Grundkurs mit Tipps und Lösungen: Analysis

Würfelt man dabei je genau 10 - mal eine 1, 2, 3, 4, 5 und 6, so beträgt die Anzahl. der verschiedenen Reihenfolgen, in denen man dies tun kann, 60!.

Der Pflegefall tritt ein was tun?

Ehescheidungsformular

XT Großhandelsangebote

A N T W O R T. zu der. Anfrage der Abgeordneten Barbara Spaniol (DIE LINKE.) Vorbemerkung der Fragestellerin:

Glaube an die Existenz von Regeln für Vergleiche und Kenntnis der Regeln

Energetische Optimierung einer MBA am Beispiel des Abfallwirtschaftszentrums Wiefels

SCHLESWIG-HOLSTEINISCHER LANDTAG Drucksache 18/ Wahlperiode

SCHLESWIG-HOLSTEINISCHER LANDTAG Drucksache 17/ Wahlperiode

12. Wahlperiode Kostenbelastung der Kreise und Gemeinden durch die Nachrüstung von Bahnübergängen für die Neigetechnik

Situa?onsbeschreibung aus Sicht einer Gemeinde

Vom Entsorger zum Erzeuger 2014

geben. Die Wahrscheinlichkeit von 100% ist hier demnach nur der Gehen wir einmal davon aus, dass die von uns angenommenen

Zukunft der Call-Center mitbestimmen

Aktueller Sachstand zur Einführung. des Digitalfunks der Behörden und. Organisationen mit Sicherheitsaufgaben. in Schleswig-Holstein

Lineargleichungssysteme: Additions-/ Subtraktionsverfahren

Was meinen die Leute eigentlich mit: Grexit?

Im Folgenden werden einige typische Fallkonstellationen beschrieben, in denen das Gesetz den Betroffenen in der GKV hilft:

1. wie viele opiatabhängige Menschen in Baden-Württemberg zurzeit substituiert

Bitte bei Antwort angeben

Naturgewalten & Risikoempfinden

Hilfe zur Urlaubsplanung und Zeiterfassung

Vom Entsorger zum Erzeuger

Welchen Nutzen haben Risikoanalysen für Privatanleger?

How-to: Webserver NAT. Securepoint Security System Version 2007nx

Meldung der Waffennummern (Waffenkennzeichen) nach der Feuerwaffenverordnung der EU

Änderung der Sicherheitseinstellungen von konten

Karten-Freischaltung mit dem UNLOCK MANAGER

ikk-classic.de Gesetzliches Krankengeld für Selbstständige Kein Zusatzbeitrag 2010 Da fühl ich mich gut.

Hier ist der tatsächliche Aufenthaltsort anzugeben, unbeachtlich davon ob der Ehemann dort beim

SCHLESWIG-HOLSTEINISCHER LANDTAG Drucksache 18/ Wahlperiode Anträge zur Genehmigung der Errichtung von Windkraftanlagen

1. Wie kann ich eine Rückerstattung aus der Steuerkorrektur geltend machen?

Merkblatt Wohnungswechsel

AGROPLUS Buchhaltung. Daten-Server und Sicherheitskopie. Version vom b

HESSISCHER LANDTAG. Diese Vorbemerkung des Fragestellers vorangestellt, beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt:

Internet Explorer Version 6

Was ist Sozial-Raum-Orientierung?

Die Renteninformation Alles klar! Oder doch nicht?

Deutsches Forschungsnetz

4.1 Download der App über den Play Store

Schriftliche Kleine Anfrage

How to do? Projekte - Zeiterfassung

LANDTAG MECKLENBURG-VORPOMMERN Drucksache 6/ Wahlperiode der Abgeordneten Silke Gajek, Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Was ist clevere Altersvorsorge?

LANDTAG MECKLENBURG-VORPOMMERN Drucksache 6/ Wahlperiode

SCHLESWIG-HOLSTEINISCHER LANDTAG Drucksache 15/ Wahlperiode

Mitteilung zur Kenntnisnahme

Monitoring-Service Anleitung

Zimmertypen. Zimmertypen anlegen

Landesweite Marktforschung 2013/2014 in Schleswig-Holstein

Gründe für fehlende Vorsorgemaßnahmen gegen Krankheit

Gegenüberstellung von Unterschieden zwischen. Tarifkraft und Beamten. im Bundesamt für Güterverkehr für den Fall einer Verbeamtung

1.1 Allgemeines. innerhalb der Nachtzeit (19:00 24:00) Gesamte Normalarbeitszeit (16:00 19:00)

Einleitende Bemerkungen

Updatehinweise für die Version forma 5.5.5

Rechtswidrige Abschiebepraxis in Bremen? Umgehung amtsärztlicher Krankschreibungen mit Hilfe externer Mediziner

Transkript:

SCHLESWIG-HOLSTEINISCHER LANDTAG Drucksache 16/112 16. Wahlperiode 05-06-17 Kleine Anfrage des Abgeordneten Günther Hildebrand und Antwort der Landesregierung - Minister für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Abfallbeseitigung in Schleswig-Holstein Vorbemerkung: In seiner Pressemitteilung vom 31. Mai 2005 erklärte Landwirtschafts- und Umweltminister Dr. Christian von Boetticher: Ende gut alles gut: Ab sofort gibt es keinen unbehandelten Hausmüll mehr. Dem gegenüber hat es in der Antwort der Landesregierung auf die große Anfrage zur Abfallwirtschaft in Schleswig-Holstein (Drs. 15/2538) 2003 noch geheißen (S. 13 f.): Im Abfallwirtschaftsplan Schleswig-Holstein, Teilplan Siedlungsabfälle rechnet das Umweltministrium für die Jahre nach 2005 mit einem Aufkommen an behandlungsbedürftigen Restabfällen von etwa 990.000 Tonnen jährlich. Zurzeit stehen den schleswig-holsteinischen Kreisen und kreisfreien Städten lediglich 490.000 Tonnen Jahreskapazität in den Müllverbrennungsanlagen Stapelfeld, Kiel, Tornesch- Ahrenlohe, Neustadt und Stellingen (HH) zur Verfügung. In einer landesweiten Betrachtung fehlen demzufolge noch Kapazitäten in Höhe von 500.000 Tonnen jährlich.... Es folgen dann Ausführungen zu den damaligen kommunalen Planungen, bevor es weiter heißt:... Es ist also gegenwärtig davon auszugehen, dass das im Abfallwirtschaftsplan aufgezeigte rechnerische Kapazitätsdefizit von 80.000t/a ab Juni 2005 eher größer geworden ist....

Drucksache 16/112 Schleswig-Holsteinischer Landtag - 16. Wahlperiode 1. Wie hoch ist das jährliche Aufkommen an behandlungsbedürftigen Restabfällen tatsächlich und mit welchen Aufkommen rechnet die Landesregierung voraussichtlich für die nächsten fünf Jahre, auch unter Berücksichtigung der nicht zu verwertenden Klärschlämme? Nach der letzten Siedlungsabfallbilanz für das Jahr 2003 sind rund 910.000 Mg (1 Mg= 1 Megagramm = 1 Tonne) an behandlungsbedürftigen Mischabfällen über die öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger entsorgt worden. Hiervon wurden etwa 64.000 Mg einer Verwertung zugeführt und 846.000 Mg auf Deponien oder in Müllverbrennungsanlagen beseitigt. Nicht darin enthalten sind die Sortier- und Aufbereitungsreste aus Abfallsortieranlagen und Kompostierungsanlagen. Die Menge an behandlungsbedürftigen Abfällen aus diesem Bereich wird auf etwa 70.000 Mg/a geschätzt. Die Menge ist nicht über die Auswertung von Begleitscheinen exakt bestimmbar, da diese Abfälle in der Regel nicht nachweispflichtig sind. Die Prognose aus dem Abfallwirtschaftsplan Schleswig-Holstein, Teilplan Siedlungsabfälle vom September 2002 wird nach wie vor für realistisch gehalten. In den dort für die Zeit ab 2006 geschätzten 990.000 Mg/a behandlungsbedürftigen Restabfällen sind 71.000 Mg/a Sortier- und Aufbereitungsreste und 83.000 Mg/a Sperrmüll enthalten. Nach heutiger Einschätzung werden sich die Abfallmengen nach 2006 nicht mehr wesentlich verändern. Die Übergangsfristen sind abgelaufen, die Erfassungslogistik und die Entsorgungsverfahren sind etabliert. Relevante Änderungen bei den Abfallmengen werden erst dann wieder zu erwarten sein, wenn sich technische oder rechtliche Rahmenbedingungen verändern bzw. weiterentwickeln. Das jährliche kommunale Klärschlammaufkommen liegt im Schnitt zwischen 80.000 und 90.000 Mg TS (= Trockensubstanz). In 2003 fielen 89.609 Mg TS Klärschlamm an. Davon wurden 68.904 Mg TS landwirtschaftlich verwertet, 7.671 Mg TS auf Deponien abgelagert, 6.103 Mg TS verbrannt und 6.931 Mg TS anderweitig entsorgt (Kompostierung, Rekultivierung, Zwischenlagerung). In welcher Größenordnung Klärschlämme zukünftig verwertet oder beseitigt werden, hängt einerseits von den rechtlichen Rahmenbedingungen und andererseits von der Akzeptanz der landwirtschaftlichen Betriebe und den Abnehmern landwirtschaftlicher Produkte ab. 2. Wo stehen den schleswig-holsteinischen Kreisen und kreisfreien Städten und mit welcher Kapazität Abfallbeseitigungsanlagen welcher Art zur Verfügung? Über die Restabfallbehandlungskapazitäten, die den öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträgern zur Verfügung stehen, gibt die nachfolgende Tabelle Auskunft: 2

Schleswig-Holsteinischer Landtag - 16. Wahlperiode Drucksache 16/112 Entsorgungsanlage Kapazität für Schleswig- Holstein Bemerkungen / angeschlossene Kreise und kreisfreie Städte MVA Kiel MVA Neustadt MVA Tornesch-Ahrenlohe MVA Stapelfeld MVA Stellingen (HH) MBA Neumünster MBA Lübeck Gesamtkapazität SH 140.000 Mg/a Kiel, Schleswig-Flensburg 56.000 Mg/a Ostholstein 80.000 Mg/a Dithmarschen, Steinburg, Pinneberg 170.000 Mg/a Stormarn, Hzgt. Lauenburg, Segeberg 105.000 Mg/a Segeberg, Pinneberg 200.000 Mg/a Flensburg, Nordfriesland, Rendsburg-Eckernförde, Plön, Neumünster (im Probebetrieb) 120.000 Mg/a (+ 26.000 Mg/a Klärschlamm) 871.000 Mg/a Lübeck (in Bau) Für die Ablagerung von Abfällen stehen den öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträgern landesweit vier Deponien für behandelte Siedlungsabfälle (Schönwohld, Neumünster-Wittorferfeld, Damsdorf/Tensfeld, Lübeck-Niemark), elf Deponien für mineralische Bau- und Abbruchabfälle (Harrislee, Gammelby, Grevenkrug, Großenaspe, Johannistal, Süsel, Ecklak, Grambek, Jahn I und II und Trittau) sowie zwei Bodendeponien (Grevenkrug und Großenaspe) zur Verfügung. Die Deponien Munkmarsch und Ahrenshöft (beide Nordfriesland), Alt Duvenstedt (Rendsburg-Eckernförde), Neuratjensdorf (Ostholstein) und Rastorf (Plön) wurden zum 31. Mai 2005 geschlossen. 3. Wo und in welchem Umfang haben sich die kommunlen Planungen zur Errichtung der erforderlichen Abfallbeseitigungsanlagen von 2003 realisiert, namentlich für die Müllverbrennungsanlage Nordfriesland Mechanisch-biologische Abfallbehandlungsanlage Lübeck Mechanisch-biologische Abfallbehandlungsanlage Neumünster Mechanisch-biologische Stabilisierung Flensburg Mechanische Vorbehandlung Tornesch-Ahrenlohe? Die mechanisch-biologische Abfallbehandlungsanlage (MBA) Neumünster befindet sich im Probebetrieb; ihre Kapazität für Restabfälle beträgt 200.000 Mg/a. 3

Drucksache 16/112 Schleswig-Holsteinischer Landtag - 16. Wahlperiode Die MBA Lübeck befindet sich in Bau. Sie soll im August 2005 in Betrieb gehen und eine Kapazität von 120.000 Mg/a für Restabfälle und 26.000 Mg/a für Klärschlämme haben. Die übrigen aufgeführten Planungen wurden aufgegeben. 4. Welche Maßnahmen ergreift die Landesregierung, um den anfallenden Mengen an behandlungsbedürftigen Restabfällen einschließlich Kärschlamm ausreichend Behandlungskapazitäten gegenüberstellen zu können? In welchem Umfang werden beispielsweise Verbrennungsreserven wie das Zementwerk Itzehoe zur Unterstützung der Abfallbeseitigungsanlagen genutzt, in welchem Umfang wird anfallender Abfall wo und für wie lange zwischengelagert und in welchem Umfang werden wo Behandlungskapazitäten ausserhalb Schleswig-Holsteins in Anspruch genommen? Die Landesregierung hat in der Vergangenheit immer wieder die öffentlichrechtlichen Entsorgungsträger angemahnt, sich rechtzeitig und im notwendigen Umfang die Behandlungskapazitäten zu schaffen oder durch Ausschreibung zu sichern. Das Ergebnis der kommunalen Bemühungen ist der Tabelle in der Antwort zu Frage 2 zu entnehmen. Darüber hinaus sind folgende Behandlungsanlagen für organikhaltige Abfälle außerhalb von mechanisch-biologischen Abfallbehandlungsanlagen und Abfallverbrennungsanlagen von Bedeutung: Eine Mitverbrennung von Abfällen erfolgt beispielsweise im Zementwerk Lägerdorf mit einem Abfallanteil von bis zu 75 Prozent der Feuerungswärmeleistung zur stofflichen und/oder thermischen Verwertung der Abfallinhaltsstoffe. Hierbei handelt es sich nicht um Siedlungsabfälle, sondern um Abfälle wie Bleicherden, Tiermehl, Altöle oder Gummi. Eine Genehmigung für die Mitverbrennung von Klärschlamm wurde bislang nicht beantragt; im September 2003 wurde ein Betriebsversuch unter Einsatz von 10 Mg Klärschlamm pro Stunde erfolgreich durchgeführt. Versuche zum Einsatz von vorbehandelten Dachpappen, die ab dem 1. Juni 2005 auch nicht mehr auf Deponien abgelagert werden dürfen, sind noch nicht vollständig ausgewertet. Dem Vernehmen nach könnte das Zementwerk etwa zum Jahresende 2005 Kapazitäten anbieten. Die Thermische Ersatzbrennstoff-Verwertungsanlage TEV in Neumünster ist für den Einsatz von bis zu 150.000 Mg/a aufbereiteten heizwertreichen Abfällen zugelassen, bspw. die Grobfraktion aus MBA oder vorbehandelte Gewerbeabfälle bzw. Sperrmüllanteile. Für das Heizkraftwerk Flensburg läuft derzeit ein Genehmigungsverfahren für die Mitverbrennung von bis zu 150.000 Mg/a aufbereiteten heizwertreichen Abfällen, bis zu 17.000 Mg/a Klärschlamm und bis zu 15.000 Mg/a Altholz. Die Genehmi- 4

Schleswig-Holsteinischer Landtag - 16. Wahlperiode Drucksache 16/112 gung ist noch nicht erteilt, die Inbetriebnahme wird nicht vor Sommer 2006 zu erwarten sein. Das Gemeinschaftskraftwerk Kiel hat die Genehmigung zur Mitverbrennung von bis zu 60.000 Mg/a Klärschlämmen und bis zu 2.000 Mg/a Papierschlämmen. Eine Menge von rund 6.100 Mg TS Klärschlamm wurde in 2003 außerhalb von Schleswig-Holstein in verschiedenen Kraftwerken mitverbrannt. Zur Überbrückung der Zeit bis zur Inbetriebnahme der MBA Lübeck ist den dortigen Entsorgungsbetrieben befristet bis zum 30. Juni 2006 die Zwischenlagerung von bis zu 15.000 Mg unzureichend behandelten Restabfällen genehmigt worden. Zwischenzeitlich ist für Neumünster ein Zwischenlager für zu Ersatzbrennstoffen aufbereitete heizwertreiche Abfälle beantragt worden, um geplante Wartungsarbeiten und ungeplante Betriebsstörungen bei der TEV Neumünster überbrücken zu können. Für den Fall nicht auszuschließender Entsorgungsengpässe hat die oberste Abfallentsorgungsbehörde einem Antrag der MBA Neumünster auf Nutzung der MVA Stellingen (Hamburg) und der MVA Bremerhaven befristet bis zum 31. Dezember 2005 zugestimmt. 5. Stehen dem Aufkommen an behandlungsbedürftigen Restabfällen und Klärschlämmen in Schleswig-Holstein ausreichend Verbrennungs- oder sonstige Entsorgungskapazitäten gegenüber und falls nein, wie sehen die zeitlichen und örtlichen Planungen aus, um einen Ausgleich zu erreichen? Sofern die beiden mechanisch-biologischen Abfallbehandlungsanlagen in Neumünster und Lübeck weitgehend störungsfrei betrieben werden können, wird für Schleswig-Holstein der Bedarf an Kapazitäten zur Behandlung von Restabfällen und Klärschlämmen abgedeckt sein. 5