Brutbestandsentwicklung und Verluste des Rotmilans in Schleswig-Holstein
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- Felix Seidel
- vor 5 Jahren
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1 Brutbestandsentwicklung und Verluste des Rotmilans in Schleswig-Holstein H. Wirth OAG-Jahrestagung Neumünster,
2 Inhalt Bestand Bruterfolg Verluste Bruthabitate
3 Bestand
4 Revierpaare, davon 131 Brutnachweise Abschätzung Gesamtbestand 240 BP/RP gepoolte Daten
5 (insgesamt 165) Mittlere Siedlungsdichte Deutschland: 4,1 Rev./100 km² Gedeon et al. (2014)
6 Bestandsentwicklung Bestand unterschätzt (unterschiedlich hergeleitet)
7 Bestandsschätzung 2012 Kreis Brutpaarpaare (1) paare (2) trolliert Revier- Revier- Nicht kon- Gesamt HL IZ KI NF NMS OD OH PI PLÖ RD RZ SE Summe
8 Bestandsentwicklung Vergangene Jahre: Zunahme BP: Zunahme BP/a: Bestand unterschätzt
9 Bestandsentwicklung alternative Abschätzung Vergangene Jahre: Zunahme BP: Zunahme BP/a: Bestand unterschätzt
10 Bruterfolg
11 Berkenstrücken RZ Foto: Th. Grünkorn Berkenstrücken
12 Bruterfolg Rotmilan 2017 Anzahl juv. Gesamtzahl juv Summe Häufigkeit Teilbruterfolg Gesamtbruterfolg 1,94 1,34 * ca. 1 * Wert zu hoch, weil nicht erfolgreiche Bruten in geringerem Maße als erfolgreiche Bruten gemeldet werden.
13 Verluste
14 Gefährdungsursachen Biotopverschlechterung Absturz von Jungvögeln Schlechtwetter Habicht, Uhu Straßenverkehr Holzeinschlag Abschuss Vergiftung Kollision mit Windkraftanlagen Nahtourismus Die nachfolgende Betrachtung bezieht sich auf die in Orange hervorgehobenen Gefährdungsursachen.
15 Lentförden SE Foto: Anwohner Frischtot, angerupft, Todesursache unklar.
16 Brunsbek OD Bauchlage, abgestürzter, am Boden verhungerter Jungvogel.
17 Lütjensee OD Überreste eines ein Jahr zuvor abgestürzten, am Boden verhungerten beringten Jungvogels. Zweites Brustbein (rechts) gehört zu einem Nahrungsrest, an dem der Jungvogel noch gefressen haben dürfte.
18 Wulmenau OD Klassische Teilrupfung durch den Habicht, weil rund 6 Wochen alt schon eingeregnet, in unmittelbarer Nähe weitere gerupfte Federn sowie die gemauserte H6 eines Habicht-Weibchens (3 KJ) gefunden.
19 Rothenhausen RZ Vom Habicht geschlagener Jungvogel. Untypischer Fund, weil nur vom Ende her angerupft und der Brustgürtel noch zusammenhängen zurückgelassen worden war. Grund: Der Habicht war mit seiner Beute in einem mit Brombeere durchsetzten Brennesselbestand gelandet, aus dem er die Beute nicht mehr herausmanövrieren konnte. In unmittelbarer Nähe zwei gemauserte Armschwingen eines Habicht-Weibchens (ad.) gefunden.
20 Travenbrück OD Rupfung eines kleinen Jungvogels durch den Habicht, ca. 100 m vom Horst entfernt. Das Auffinden solcher Rupfungen ist extrem schwierig!
21 Schadehorn OD (a) In Rückenlage in Horstnähe gefundener Jungvogel. Fund in Rückenlage ist ein deutliches Indiz für Vergiftung!
22 Schadehorn OD (b) Im Horstfeld Fund von nicht oder nur in geringem Maße angefressenen vier Wanderratten sehr ungewöhnlich! Entweder ist Beute in so großer Menge eingetragen worden, dass diese nicht verwertet werden konnte oder die Vögel haben gemerkt, dass mit diesen Beutestücken etwas nicht stimmte (Gift) und haben diese bewusst fallen gelassen.
23 Ratzbek OD (a) Auf den ersten Blick scheint es sich um eine Habichtsrupfung zu handeln.
24 Ratzbek OD (b) Bei genauerem Hinsehen fällt jedoch auf, dass an den Spulen der Stoßfedern Gewebe-/Fettreste anhaften. Die Federn haben also noch sehr lange im Körper gesessen. Vermutlich doch Vergiftung, Kadaver erst nach Wochen nachträglich verwertet. Todeszeitpunkt vermutlich schon April.
25 Steinkampholz OD Typische Uhurupfung: Beute an einen Stamm gezogen, äußere Handschwingen nicht gerupft, große Knochen nur teilweise verwertet.
26 Todesfelde SE (a) Uhurupfung: äußere Handschwingen zusammenhängend gefunden, große Knochen nur teilweise verwertet.
27 Todesfelde SE (b) Das Rupfen der Beute erfolgte auf einem in ca. 1 m Höhe abgesägten Stamm einer Erle. Ein Habicht wäre nicht in der Lage, einen erbeuteten Rotmilan dort zu platzieren, zumal der Untergrund eine weitgehend geschlossene Brennnesselflur aufwies (Auffliegen mit einer derart schweren Beute hätte der Habicht vermutlich auch nicht geschafft). Kurios: Am Rupfort ein an einer gerupften Feder hängender Oberarmknochen des Rotmilans.
28 Bissee RD, Fund von Überresten von 4 Mäusebussarden am Uhu-Brutplatz Der Uhu ist im Gegensatz zum Habicht in der Lage, auch große Beute abzutransportieren! Foto: I. Eckle
29 Tralau OD Windkraftopfer Rotmilan Deutschland: 384 Schleswig-Holstein: 5
30 Todesfelde Lentförden Standort Kreis ad. juv. Nummer TK- Quadrant Todeszeitpunkt (ca.) Funddat um Finder Niekoppel OD 1 Horler Niekoppel OD 1 Horler Niekoppel OD 1 Horler 1 SE Anwohner Gretenberg Todesursache H* U* V* Ab* un* RZ Wirth Brunsbek OD Wirth Sülfeld SE Wirth 1 SE Wirth Strukdorf SE Wirth Strukdorf SE Wirth Herrenkoppel OD Dinger Zarpen OD Wirth Zarpen OD Wirth 1 1 Bemerkung Das Männchen lag angerupft am Horst entfernt. Direkt unter dem Horst lag auch etwas Kleingefieder. Vom Habicht aus Horst erbeutet (Filmaufnahme) Vom Habicht aus Horst erbeutet (Filmaufnahme) Vom Habicht aus Horst erbeutet (Filmaufnahme) Tot in Horstnähe liegend. Beringt Foto nein nein nein nein nein Tot in Horstnähe liegend. Absturz, weil nein der neu gebaute Horst zu klein. Tot 20 m vom Horst, möglicherweise nein bei Sturm abgestürzt. Auf in 1 m Höhe abgesägtem Baum nein gerupft 4 Rupforte, erst die Sortierung der Federn brachte Gewissheit, dass es nein zwei juv. waren 4 Rupforte, erst die Sortierung der Federn brachte Gewissheit, dass es nein zwei juv. waren juv. fliegend; Totfund 1 juv., nein vermutlich Uhu. Erstmals Habicht an diesem Horst. nein Erstmals Habicht an diesem Horst Vorexkursion, Schmelz unter nein ja ja ja ja ja ja ja ja ja ja n ja ja
31 Rotmilan-Totfunde Alter Todesursache Uhu Ad. Juv. Habicht Vergiftet Absturz Unbekannt Anzahl kontrollierten Bruten: ca. 240 Subjektives Ergebnis! * (n=75*) 1 Windkraftopfer nicht in Tabelle enthalten!
32 Rotmilan-Totfunde Fazit: Die Erhebung kann nur ein subjektives Ergebnis liefern (unterschiedliche Fundwahrscheinlichkeiten). Statistisch - in etwa pro 3 Bruten 1 Totfund. Sehr hohe Verlustrate, höher als bei allen anderen mittelgroßen Greifvogelarten?
33 Rotmilan-Totfunde War das schon immer so? Ja/Nein Um 1980 in RZ bei rund 35 BP maximal 7 Totfunde/a (1 Totfund pro 5 Bruten). Nein begründbar? Ja. 1. Mit dem Uhu ist ein weiterer Prädator inzwischen flächendeckend vertreten. 2. Reduziertes Nahrungsangebot für Uhu und Habicht (besonders bei Schlechtwetter).
34 Bruthabitate
35 Strukdorf SE Klassischer Brutplatz in S-H ist das Buchenaltholz. Bevorzugt werden Wechsel von lichten und dichteren Baumbeständen sowie Hanglagen. Eine Auswertung von dokumentierten Horstbäumen (n=82) bestätigte diesen Sachverhalt: Buche 60 %, Eiche 20%, die restlichen 20 % verteilten sich auf insgesamt 11 weitere Baumarten. Seit mindestens 2010 erfolgte eine Verlagerung vieler Horstplätze aus Wäldern heraus in andere Baumbestände - u.a. in Kleingehölze, Baumreihen (meist in Knickeichenüberhältern) sowie in Menschennähe (Gutsgelände, Höfe und einmal Garten).
36 Nienwohld OD, geschwungener Verlauf des Knicks
37 Barsbüttel, Endbaum eines gewinkelten Knicks
38 Steinhorst RZ, geschwungener Verlauf der Pappelreihe
39 Nusse RZ Erlen-Weidenbruchwald, niedrige Horsthöhe
40 Barsbüttel OD, niedrige Schwarzerlenreihe an einem Graben
41 Die Bruthabitatwahl des Rotmilans hat sich verändert Ursprünglich genutzte Brutbiotope im Wald sind teilweise aufgegeben worden. Stattdessen sind Ersatzbiotope in Feldgehölzen, Baumreihen u.a. besiedelt worden. Warum? Was hat sich in den letzten 10 Jahren verändert? Flächendeckende Präsenz Uhu (hat Ausweichreaktionen des Rotmilans erforderlich werden lassen).
42 Fazit Schlechtere Nahrungsbedingungen durch stetige Intensivierung der Landwirtschaft verminderte Reproduktionsrate. Starke Prädation durch den Habicht. Prädation und Verdrängung aus angestammten Brutbiotopen durch den Uhu. Menschliche Störungen (Waldnutzung, Freizeitaktivitäten). Gegenwärtig höchster Rotmilanbestand seit 1975!
43 Zuwanderung? Warum? Jahreszyklus berücksichtigen! Bestandszunahme unter diesen Voraussetzungen möglich???? Es liegen so gut wie keine Erkenntnisse (weder von früher noch aktuell) zur Populationsdynamik in S-H vor. Verändertes Zug- und Überwinterungsverhalten? Es liegen so gut wie keine aktuellen Erkenntnisse zum Zugverhalten von Rotmilanen aus S-H vor.
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