Naturschutztage 2018 Seminar Stromfreileitungen: Biotopverletzung oder -vernetzung? Ökologisches Trassenmanagement (ÖTM) als Chance
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- Jasmin Kuntz
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1 Naturschutztage 2018 Seminar Stromfreileitungen: Biotopverletzung oder -vernetzung? Ökologisches Trassenmanagement (ÖTM) als Chance Vorstellung eines Projektes der Deutschen Umwelthilfe: Ökologisches Trassenmanagement unter Stromleitungen ein Beitrag für den Biotopverbund? Deutsche Umwelthilfe e.v. Ökologisches Trassenmanagement unter Freileitungen gefördert durch: Folie 1
2 Projektdaten Forschungs- und Entwicklungsvorhaben: Naturschutzfachlicher Mehrwert für bundesweit bedeutsame Trocken- und Wald- Lebensraumkorridore durch ökologisches Management anhand von Beispielen in Rheinland-Pfalz Projektträger: Deutsche Umwelthilfe e.v. (DUH) Wissenschaftliche Begleitung: Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) Förderung: Bundesamt für Naturschutz und Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz Laufzeit: Projektpartner: Amprion GmbH, Westnetz GmbH, DB Energie GmbH/DB AG Dr. Klein Büro für Leitungstrassen Deutsche Umwelthilfe e.v. Ökologisches Trassenmanagement unter Freileitungen gefördert durch: Folie 2
3 Lage der Projekttrassen Bundesland Rheinland-Pfalz 7 Projekttrassen 3 1 Gesamtlänge rd. 84 km 5 2a 2b 2c Nr Netzbetreiber Spannungsebene [HFL: Hochspannungsfreileitung] x 380-KV-HFL, 110-KV-HFL 4 2a KV-HFL, 2 x 110-KV-HFL 2b KV-HFL, 2 x 110-KV-HFL 2c KV-HFL, 2 x 110-KV-HFL x 110-KV-HFL /380-kV-HFL KV-HFL Deutsche Umwelthilfe e.v. Ökologisches Trassenmanagement unter Freileitungen gefördert durch: Folie 3
4 Zielstellungen für das Projekt Ermitteln, welche Pflegemaßnahmen geeignet sind, um wertvolle Lebensräume und Biotopstrukturen zu schaffen, einen Beitrag für den Biotopverbund zu leisten und zugleich die Anforderungen der Leitungssicherheit zu erfüllen Verbesserung des Wissensstands (wissenschaftliche Begleituntersuchung) Erfahrungsaustausch zwischen Akteuren Beitrag zur Erarbeitung der guten fachlichen Praxis bundesweite Etablierung des ökologischen Trassenmanagements Fokus auf waldquerenden Trassen (Bestandstrassen) Deutsche Umwelthilfe e.v. Ökologisches Trassenmanagement unter Freileitungen gefördert durch: Folie 4
5 Wissenschaftliche Begleituntersuchung Durchgeführt von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf: Zeitraum 09/ /2016 Befragung zur Akzeptanz: Naturschutz- und Forstbehörden, Naturparkverwaltungen, Tourismusverbände Biotoptypenkartierung auf ausgewählten Abschnitten ( 30 km) Vegetationsaufnahmen auf 30 Probeflächen einschließlich Struktur- und Totholzparameter Faunistische Untersuchungen auf 30 repräsentativen Probeflächen: Vögel Fledermäuse Holzbewohnende (xylobionte) Käfer Landschnecken Wildkatze Deutsche Umwelthilfe e.v. Ökologisches Trassenmanagement unter Freileitungen gefördert durch: Folie 5
6 Potenzial: Trassen als halboffene Verbundkorridore Trassen v.a. für Arten entwickeln, die räumliches Nebeneinander von Gehölzstrukturen und halboffenen Flächen benötigen Schaffung eines (kleinräumigen) Mosaiks: strukturreiche halboffene Flächen mit Gebüschen oder/und lockerem Baumbestand verschiedene räumliche Verteilungsmuster, unterschiedliche Altersstadien (Vermeidung gleichförmiger Strukturen/Bestände) lichte und sonnige Waldränder Mikrohabitate mit unterschiedlichen Licht- und Beschattungsgradienten (Totholz, Kleingewässer, offener Boden etc.) Verzahnung mit angrenzenden Waldflächen Erhalt wertvoller Offenlandbiotope wie Heiden u. ä Deutsche Umwelthilfe e.v. Ökologisches Trassenmanagement unter Freileitungen gefördert durch: Folie 6
7 Bausteine eines ökologischen Trassenmanagements Je nach Standortvoraussetzungen, technischen/fachplanerischen/ gesetzlichen Vorgaben und Interessen der Eigentümer können unterschiedliche Biotope entwickelt werden: Halboffene Gehölzstrukturen: Nebeneinander von dauerhaften Gehölzstrukturen unterschiedlicher Sukzessionsstadien Waldränder Offenlandbiotope: Nass- und Feuchtwiesen, Magerwiesen, Trocken- und Halbtrockenrasen, Sandheiden, Feuchtheiden, Borstgrasrasen o.ä. Sonder- und Kleinstrukturen: Totholz, Lesesteinhaufen, Felsblöcke, Felsfluren und -spalten, Kleingewässer wie Flachmulden, Tümpel oder natürliche Quellbereiche Deutsche Umwelthilfe e.v. Ökologisches Trassenmanagement unter Freileitungen gefördert durch: Folie 7
8 Beispiel Totholzanreicherung in struktur- und gehölzreichen Trassen ist Totholzvielfalt möglich Potenzial für liegendes Totholz und z.t. auch stehendes Totholz Totholz bietet für zahlreiche Arten vielfältige Habitateigenschaften Maßnahmen ausrichten auf: Schaffung absterbender Strukturen (unter Beachtung der Verkehrssicherungspflicht) möglichst vielfältiges Totholzangebot: unterschiedliche Mengen, Besonnungs-, Feuchte- und Zersetzungsgrade Lagerung Schnittgut bevorzugt in besonnter Lage stehendes Totholz belassen bzw. aktiv fördern, z. B. durch Ringeln, Belassen von Hochstümpfen Deutsche Umwelthilfe e.v. Ökologisches Trassenmanagement unter Freileitungen gefördert durch: Folie 8
9 Von Totholz profitierende Arten Beispiel: Holzbewohnende (xylobionte) Käfer Holzbewohnende Käfer sind wenig mobil mit starker Bindung an bestimmte Kleinstrukturen Untersuchungsergebnisse der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf: Trassenflächen sind geeigneter Lebensraum Zahl der gefährdeten Arten auf den Trassen bemerkenswert hoch Nachweis von insgesamt 263 holzbewohnenden Käferarten Beispiel: Pionierwald-Fläche mit 81 Arten Deutsche Umwelthilfe e.v. Ökologisches Trassenmanagement unter Freileitungen gefördert durch: Folie 9
10 Halboffene Gehölzstrukturen Maßnahmen ausrichten auf: Förderung standortangepasster, heimischer Baum- und Straucharten schnell wachsende Bäume wie Pappel, Erle, Weide, Birke zu Gunsten von langsamwüchsigen Arten entnehmen Entfernen nicht standortgerechter Gehölzarten und invasiver Neophyten Verzahnung mit angrenzenden Waldflächen und mit offenen Bereichen unterschiedliche Sukzessionsstadien ökologisch wertvolle Kleinstrukturen erhalten (Lesesteinhaufen, Totholz, Wurzelteller, Wurzelstocke, Totholzhaufen) Deutsche Umwelthilfe e.v. Ökologisches Trassenmanagement unter Freileitungen gefördert durch: Folie 10
11 Halboffene Gehölzstrukturen: Vögel Untersuchungsergebnisse der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf: Großteil der nachgewiesenen Arten: Bindung an strukturreiche halboffene Flächen mit Gebüschen und/oder lockerem Baumbestand vereinzelt Arten, die strukturreiche Wälder mit ausgeprägtem Unterwuchs bsiedeln sowie Arten lichter Wälder rd. 20% mit Rote-Liste-Status und/oder Schutzstatus Gilden: Deutsche Umwelthilfe e.v. Ökologisches Trassenmanagement unter Freileitungen gefördert durch: Folie 11
12 Halboffene Gehölzstrukturen: Fledermäuse hochmobile Arten mit sehr komplexen Raumnutzungsmuster aus Quartieren, Jagdhabitaten und Flugrouten Untersuchungsergebnisse der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf: 12 Fledermausarten nachgewiesen Arten nutzen Trassen artspezifisch als Jagdhabitat (Nahrungssuche) und/oder Flugkorridor (Leitstruktur) Nachweise v.a. in den strukturreicheren und offeneren Flächen (= lichte, gut durchfliegbare Bestände), v.a. relevant für Arten, die in niedriger bzw. mittlerer Höhe jagen Quartierangebot auf Trassen eher gering, da höhlenreiche Altholzbestände nur in Abschnitten mit ausreichenden Abstand zur Leitung innerhalb von Siedlungsgebieten und nutzen Deutsche Umwelthilfe e.v. Ökologisches Trassenmanagement unter Freileitungen gefördert durch: Folie 12
13 Leitbild ökologisches Trassenmanagement Beim ökologischen Trassenmanagement wird eine Verknüpfung der Maßnahmen zur Sicherung des Trassenzwecks mit einem langfristigen ökologischen Nutzen für Tier- und Pflanzenarten oder Lebensräume angestrebt. Es leistet einen Beitrag zur Erhaltung und Entwicklung naturnaher Lebensräume und ihrer charakteristischen Arten sowie deren funktionaler Verbindung. Auch unterstützt es den Erhalt gefährdeter Arten sowie den lokalen, regionalen und überregionalen Biotopverbund. Es werden die von Freileitungstrassen ausgehenden Zerschneidungs- und Barrierewirkungen für Arten und für das Landschaftsbild gemildert. Insbesondere bei Trassen, die durch Waldbereiche verlaufen, lässt sich die zerschneidende Wirkung auf Waldlebensräume und Waldarten reduzieren. Die Umsetzung erfolgt durch ein standortangepasstes und extensives Pflegemanagement Deutsche Umwelthilfe e.v. Ökologisches Trassenmanagement unter Freileitungen gefördert durch: Folie 13
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